Von der Central-Singschule zur Hochschule f r Musik und Theater

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Von der Central-Singschule zur Hochschule für Musik und Theater
Die Hochschule für Musik und Theater München zählt zu den ältesten und traditionsreichsten Ausbildungsstätten
für Musik- und Theaterberufe in Deutschland. Aus der 1830 gegründeten Central-Singschule in der Dompfarrschule
ging 1846 das Konservatorium hervor. In einer Chronik des Jahres 1848 wird dazu vermerkt: „Im Jahre 1843
wurde vom damaligen Budgetlandtage der Wunsch zur Errichtung eines Conservatoriums für Musik an die Krone
gebracht und die Fonds von jährlich 5000 fl. dafür ausgesprochen. Das Ministerium Abel sah sich 1846 veranlaßt,
dieses Conservatorium wirklich in’s Leben zu rufen. Mehrere berühmte Componisten und Musikverständige traten
also auf höherem Befehl zusammen, um einen Vorstand für die neue Anstalt zu wählen … und da niemand ein
passendes Individuum wußte, so designierte Hr. Kapellmeister Fr. Lachner zum Direktor der neuen Anstalt den
Gesanglehrer in Wien, Hrn. Hauser.“
Die Schule kam schnell zu Ansehen und öffentlichem Erfolg. Freilich gab es zwei Jahre nach Gründung auch
schon kritische Stimmen zu einzelnen Übelständen: „… die präcise Eintheilung der Klassen und strenge
Ausscheidung des Unterrichts für dieselben, ferner eine zartere Behandlung der Zöglinge, namentlich der
weiblichen, weil das Gegenteil die Stimmen mehr unterdrückt als hebt. Endlich häufigere Concerte, damit der
Schüler mehr praktischen Muth und Währung vor dem kunstliebenden Publikum findet.“
Dieses 1846 von Franz Hauser gegründete Privatinstitut für Musikausbildung war die Keimzelle der heutigen
Hochschule für Musik und Theater München.
1865, bereits ein Jahr nach seiner Berufung nach München durch König Ludwig II., stellte Richard Wagner in
einem Bericht seinen Plan vor, eine Deutsche Musikschule in München zu errichten, in der er neben den
theoretischen und technischen Musikfächern vor allem den Vortragsstil in den Vordergrund des Lehrprogramms
stellen wollte. Diese Deutsche Musikschule sollte aus dem Hauser’schen Conservatorium von 1846 hervorgehen.
Die von König Ludwig II. daraufhin einberufene „Kommission zur Reform des Konservatoriums“ lehnte jedoch
diesen Vorschlag wegen zu hoher Folgekosten ab. Daraufhin wurde das ehemalige Konservatorium geschlossen,
sämtliche Professoren entlassen und zwei Jahre später als „Kgl. Bayerische Musikschule“ neu organisiert und
wiedereröffnet. Für einige Jahre übernahm Ludwig II. selbst privat die Finanzierung des Instituts. Ihr erster Direktor
wurde Hans von Bülow, der das neue Institut zwei Jahre lang bis 1869 leitete.
1874 wurde diese Musikschule als königliche Staatsanstalt vom Staat übernommen und dem Kultusministerium als
oberste Aufsichtsbehörde unmittelbar untergeordnet, womit schließlich auch für die Zukunft eine Basis stabiler
finanzieller Verhältnisse gegeben war. Der Generalintendant der Kgl. Hoftheater Carl Freiherr v. Perfall wurde zum
Ersten Direktor, der Hofoperndirigent Franz Wüllner (er leitete die Uraufführung von Rheingold und Walküre) und
der Komponist Josef Rheinberger neben ihm zu „Inspektoren“ ernannt.
Ort dieser „Königlichen Staatsanstalt“ war das von Leo von Klenze 1826–1828 erbaute Odeonsgebäude mit
seinem Herzstück, dem wegen seiner hervorragenden Akustik berühmten Konzertsaal.
Im Jahre 1892 wurde eine durchgreifende Neugestaltung dieser Staatsanstalt und eine damit verbundene
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Umbenennung in „Kgl. Akademie der Tonkunst“ vorgenommen. 1901 wurde Bernhard Stavenhagen Direktor der
Akademie und das Amt der „Inspektoren“ aufgehoben. Ab 1904 teilten sich Felix Mottl und Hans Bußmeyer in die
Leitung, nach Mottls Tod 1911 wurde Bußmeyer alleiniger Direktor bis 1919. 1905 fand eine abermalige
Reorganisation statt. Die Kgl. Akademie wurde in drei Lehrbereiche gegliedert, in eine höhere Ausbildung auf dem
Gesamtgebiet der Musik, in ein Seminar zur Ausbildung für den Lehrberuf im Klavierspiel und in eine Vorschule für
Orchesterinstrumente. 1911 wurde das Klavierseminar wieder aufgehoben und einige Jahre später eine
Prüfungsordnung erlassen, in der das Lehramt der Musik an den höheren Lehranstalten und, wie ausdrücklich
vermerkt wurde, auch an den höheren weiblichen Unterrichts- und Lehranstalten, geregelt wurde. Zur Vorbereitung
auf diese Lehramtsprüfung wurden nach Bedarf einjährige Kurse im Chorgesang sowie im Klavier-, Violine- und
Orgelspiel eingerichtet.
Der Klavierprofessor Berthold Kellermann brachte nach dem Ausscheiden von Hans Bußmeyer die Akademie über
die Krisenzeit des soeben zu Ende gegangenen Ersten Weltkrieges. Seit dem Studienjahr 1920/21 übernahmen
Siegmund von Hausegger als Präsident und ab 1923 sein ständiger Vertreter Hermann Wolfgang von
Waltershausen als Akademiedirektor den Weiterausbau und die Neugestaltung der Akademie. 1920/21 erfolgte
eine weitere Umorganisation der Akademie mit der Einrichtung von Meisterklassen und neuen Unterrichtsfächern
für Orchesterinstrumente, Kirchenmusik, Schulgesang und Chorleitung. Die wissenschaftlichen Fächer wurden
erweitert und das operndramaturgische Seminar zu einer regelrechten Opernschule ausgebaut. Außerdem wurden
„Volkstümliche Vorlesungen für Musikfreunde“ eingerichtet. Im Studienjahr 1924/25 kamen die Hauptfächer
Dirigieren, Darstellungskunst und Opernchorschule hinzu. Auf Grund dieser Ausweitung des gesamten
Studienbereichs wurde anlässlich der 50-Jahr-Feier dieser einstigen „Königlichen Staatsanstalt“ von 1874 das
Institut nunmehr in „Staatliche Akademie der Tonkunst Hochschule für Musik in München“ umbenannt und ihr der
Hochschulcharakter ausdrücklich zuerkannt.
Viele berühmte Künstler und Musiker hatten als Lehrer neben den bereits genannten Direktoren und Leitern in dem
vergangenen halben Jahrhundert diese Akademie weit über die Grenzen Deutschlands hinaus zu hohem Ansehen
gebracht, so etwa Peter Cornelius (Harmonielehre), Walter Courvoisier (Komposition), Joseph Haas (Komposition),
Friedrich Klose (Komposition), Hans Knappertsbusch (Meisterklasse Operndirektion), Hans Pfitzner (Komposition),
Max Reger (Kontrapunkt, Orgel), Hugo Röhr (Dirigieren), Li Stadelmann (Cembalo), Franz Strauss, der Vater von
Richard Strauss (Horn), Ludwig Thuille (Komposition), Hermann Zilcher (Klavier) und viele andere.
Am 1. September 1934 wurde der Präsident Siegmund von Hausegger in den Ruhestand versetzt. Als Nachfolger
wurde am gleichen Tage der Direktor der Rheinischen Musikschule und Professor an der Staatlichen Hochschule
für Musik in Köln Richard Trunk ernannt.
Durch die Zerstörung des Odeonsgebäudes 1944 konnte der Unterrichtsbetrieb erst 1946 wiederaufgenommen
werden. Aus dem mit Ausnahme des Konzertsaales wiederaufgebauten Odeon wurden Büroräume des
Bayerischen Innenministeriums und die Musikhochschule zog übergangsweise in die baufällige Villa Stuck ein.
1957 wurde das Gebäude Arcisstraße 12, der ehemalige sogenannte „Führerbau“ aus den Nazizeiten, als
Ausbildungsstätte übernommen.
Die ersten Präsidenten nach dem Kriege waren Joseph Haas (1946–1950), Robert Heger (1950–1954) und Karl
Höller (1954–1972). 1974 trat das Bayerische Hochschulgesetz in Kraft, das die Musikhochschulen den
Kunsthochschulen gleichstellt. Weitere Präsidenten waren Fritz Schieri (1972–1981), Diethard Hellmann
(1981–1988), Klaus Schilde (1988–1991) Cornelius Eberhardt (1991–1995), Robert M. Helmschrott (1995–2003)
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und Siegfried Mauser (2003-2014). Seit 2014 leitet Bernd Redmann die Hochschule.
1998 wurde die Hochschule für Musik umbenannt in Hochschule für Musik und Theater München.
1999 übernahm die Hochschule ein Institutsgebäude der Technischen Universität München in der Luisenstraße
37a, das vormals das Institut für Technische Physik, später die Fakultät für Maschinenbau beherbergte.
Verschiedene Unterrichtsräume, die so genannte »Reaktorhalle« und der große Hörsaal, das heutige Carl Orff
Auditorium, wurden für Theateraufführungen und Konzerte provisorisch benutzbar gemacht. Die Generalsanierung
des kompletten Gebäudes wurde zum Herbst 2008 abgeschlossen.
Zum 1. August 2008 wurde das Richard-Strauss-Konservatorium der Stadt München in die Hochschule für Musik
und Theater München integriert und ging damit als letztes kommunales Konservatorium Bayerns in staatliche
Trägerschaft über. Die Stadt folgte mit dieser Entscheidung der Empfehlung einer internationalen
Expertenkommission zur Neuordnung der Bayerischen Musikhochschullandschaft. Ausbildungsbereiche, die in
München bisher ausschließlich am Richard-Strauss-Konservatorium angeboten wurden – Elementare
Musikpädagogik, Volksmusik und Jazz beispielsweise –, erweitern das Fächerspektrum an der Hochschule für
Musik und Theater München. Die vom Richard-Strauss-Konservatorium im Gasteig genutzten
Unterrichts-, Verwaltungs- und Überäume stehen nun langfristig der Hochschule für Musik und Theater München
zur Verfügung.
Die Geschichte der Hochschule
1830
Central-Singschule in der Dompfarrschule
Franz Löhle 1830-1837,
Georg Mittermayer 1837-1841,
Franz Lachner 1842-1843
1846
Gründung des Königl. Conservatoriums für Musik
im Odeonsgebäude
Direktor:
Franz Hauser (1846-1864)
1867
Wiedereröffnung als Königliche bayerische
Musikschule auf Vorschlag Richard Wagners und
privat finanziert von König Ludwig II.
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Direktor:
Hans von Bülow (1867-1869)
1874
Übernahme der Musikschule durch den Staat als
königliche Staatsanstalt
Direktor:
Generalintendant Carl Freiherr von Perfall (1874-1901)
Inspektoren:
Josef Rheinberger,
Franz Wüllner (1874-1901)
1892
Umbenennung in Königliche Akademie der
Tonkunst
Direktoren:
Bernhard Stavenhagen (1901-1904)
Felix Mottl (1904-1911)
Hans Bußmeyer (1911-1919)
Berthold Kellermann (1919-1920)
1924
Umbenennung in Staatliche Akademie der
Tonkunst, Hochschule für Musik in München
Präsidenten:
Siegmund von Hausegger (1920-1934)
Richard Trunk (1934-1945)
1944
Zerstörung des Odeongebäudes und Stillegung des
Unterrichtsbetriebes
1946
Vorübergehende Unterbringung im Maximilianeum
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1946
Wiedereröffnung in der Stuckvilla und Larischvilla
Präsidenten:
Joseph Haas (1946–1950)
Robert Heger (1950–1954)
Karl Höller (1954–1972)
1957
Einzug in das derzeitige Gebäude Arcisstraße 12
1974
Inkrafttreten des Bayerischen Hochschulgesetzes
(Kunsthochschule).
Präsidenten:
Fritz Schieri (1972-1981)
Diethard Hellmann (1981-1988)
Klaus Schilde (1988-1991)
Cornelius Eberhardt (1991-1995)
Robert M. Helmschrott (1995-1999)
Rektoren:
Robert M. Helmschrott (1999-2003)
Siegfried Mauser (2003-2014)
Bernd Redmann (seit 2014)
1998
Umbenennung in Hochschule für Musik und Theater
München
1999
Übernahme des Institutgebäudes Luisenstraße 37a
mit der Reaktorhalle von der Technischen
UniversitätMünchen
2008
Integration des Richard-Strauss-Konservatoriums
der Stadt München in die Hochschule für Musik und
Theater München
Rückblick auf die Geschichte des Richard-Strauss-Konservatoriums:
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1927
Gründung der »Trapp’schen Musikschule« durch
den in München an der Staatlichen Akademie für
Tonkunst ausgebildeten Geiger Jakob Trapp. Schon im
Gründungskollegium wurden die Fächer Gambe, Laute
und Theorbe unterrichtet.
1932
Anerkennung als »Trapp’sches Konservatorium
für Musik« zur Ausbildung von Berufsmusikern unter
der Oberaufsicht des Bayerischen Staatsministeriums
für Unterricht und Kultus
1936
Gründung des ersten »Seminars für
Privatmusikerzieher« in Süddeutschland; das
Seminar war das erste Privatmusiklehrerseminar in
Deutschland und stand damit in der vordersten Reihe
musikpädagogischer Reformbewegungen der 20er
Jahre, die sich der Professionalisierung der Ausbildung
wie die Förderung des Laienmusizierens verschrieben
hatten. Mit dieser Betonung pädagogischer Fragen
setzte das Trapp’sche Konservatorium deutlich andere
Akzente als die Akademie der Tonkunst.
1944
Zerstörung des Stammhauses in der Ismaninger
Straße
1945
Das Konservatorium wird bis 1952 als
»Händel-Konservatorium GmbH« geführt, ehe es
ab 1953 wieder unter Trapps Leitung und unter
seinem Namen weitergeführt werden kann. Schon
1955 gab es, damals als erste Studienmöglichkeit in
Deutschland, Unterricht im Fach Jazz; in den 90er
Jahren wurde Jazz zu einer eigenen Abteilung
ausgebaut.
1962
Das »Trapp’sche Konservatorium« wird von der
Stadt München übernommen und wird 1964
anlässlich des 100. Geburtstags von Richard Strauss
in »Richard-Strauss- Konservatorium« umbenannt.
1963
Gründung des »Volksmusikseminars«, das
zunächst zur Laienausbildung gedacht war, sich
zunehmend aber zu einer professionellen
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Ausbildungseinrichtung wandelte. Die Ausbildung führt
heute zu dem in Deutschland einmaligen
Diplomabschluss »Volksmusiklehrer / in«.
1967
Der Komponist Peter Jona Korn wird Direktor des
Hauses.
1984
Das Richard-Strauss-Konservatorium« zieht in den
Gasteig um. Die Studierenden erhalten in
verschiedenen Veranstaltungsreihen zahlreiche
Auftrittsmöglichkeiten, das Publikum im Gasteig ein
vielfältiges Veranstaltungsangebot.
1987
Martin Maria Krüger übernimmt die Leitung des
Konservatoriums; Kooperationsverträge mit der
Hochschule für Musik und Theater München und mit
der Hochschule Nürnberg-Augsburg ermöglichen seit
1990 den Studierenden den Erwerb der
pädagogischen und künstlerischen Hochschuldiplome
in fast allen Hauptfächern.
2008
Zum 1.8.2008 wird das
Richard-Strauss-Konservatorium in die
Hochschule für Musik und Theater München
integriert.
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