BU Nr. 84 / 2014 Beratungsfolge Öffentliche Sitzung des Betriebsausschusses am 5.6.2014 Öffentliche Sitzung des Gemeinderats am 25.6.2014 TOP 1. Energetische Stadtsanierung: Integriertes Quartierskonzept Benzach - Vorstellung der Ergebnisse (Endbericht) Sachverhalt Im Rahmen des Bebauungsplanverfahren Benzach V wurde im Zuge der Bürgerbeteiligung aus dem Bestandsgebiet Benzach I-III die Anregung von verschiedenen Anliegern eingebracht, ob nicht eine gemeinsame Energieversorgung für diese Gebiete geprüft werden könnte. Des Weiteren kam aus den Reihen des Gemeinderates der Hinweis, das KfWFörderprogramm „Energetische Stadtsanierung“ für das Bestandsgebiet Benzach I bis III in Erwägung zu ziehen. Der Betriebsausschuss beauftragte daraufhin die Stadtwerke im November 2012, zusammen mit der Energieagentur Rems-Murr, dem Ingenieurbüro Schuler und dem Stadtbauamt das Bestandsquartier Benzach I bis III im Rahmen eines Integrierten Quartierskonzepts energetisch zu untersuchen. Die Aufgabenstellung war, eine optimale Gesamtplanung der Energienutzungsmöglichkeiten sowie die Ermittlung vorhandener Einsparpotenziale sowohl im privaten als auch im öffentlichen Bereich zu erarbeiten. Diese Untersuchung wird durch das KfW-Förderprogramm Energetische Stadtsanierung (432) bezuschusst. Nachdem Mitte Mai 2013 ein positiver Förderbescheid erging, konnte die Konzepterstellung zusammen mit interessierten Eigentümern und Verwaltern gestartet werden. Die Bewohner wurden in Form von zwei Informationsveranstaltungen und einer Besichtigungsfahrt über die Aufgabenstellung, die Zwischenergebnisse und Beispiellösungen der Nahwärmeversorgung informiert. Ebenso wurden Anregungen und Hinweise für die Konzepterstellung aufgenommen. Des Weiteren fanden einige Termine statt, bei denen die Stadtwerke mit Vertretern von Wohnungseigentümergemeinschaften und Einzelpersonen den Informationsaustausch vertiefen konnten. Die wesentlichen Inhalte und Ergebnisse des Endberichts werden im Rahmen der Vorberatung von der Energieagentur und den Stadtwerken vorgestellt. Ab Seite 58 sind die Handlungsempfehlungen für die verschiedenen Akteursgruppen im Quartier zusammengefasst. Aus dem Sanierungskonzept lässt sich unter anderem die (kommunale) Maßnahme der Errichtung einer Nahwärmeversorgung ableiten. Bei einer möglichen Umsetzung könnte eine große Einsparwirkung beim CO2-Ausstoß (-42% bis -70%) und damit beim Klimaschutz Seite 2 von 2 erzielt werden. Die Stadtwerke und das Ingenieurbüro Schuler konnten bereits die bei dieser Untersuchung gewonnenen Erkenntnisse soweit weiter vertiefen, dass den Eigentümern der möglichen Ausbaustufe 1 und 2 ein konkretes Angebot für einen Anschluss an die Nahwärme unterbreitet werden konnte. Die Realisierung des Projekts im ersten Bauabschnitt ist jedoch von einer hohen Anschlussbereitschaft abhängig. Die weiteren Handlungsvorschläge wie Sanierungsmanager, Unterstützung Immobilienverwalter bei energetischer Sanierung und weitere Quartierskonzepte unter Einbindung in ein kommunales Klimaschutzkonzept werden derzeit von den Stadtwerken geprüft. Die Ergebnisse werden dem Betriebsausschuss im zweiten Halbjahr vorgestellt. Beschlussvorschlag Der Endbericht zum Integrierten Quartierskonzept Benzach wird vom Gemeinderat angenommen. Anlage: Endbericht „Energetische Stadtsanierung. Integriertes Quartierskonzept Benzach“ 21.05.2014/Dezernat I/SWW/Meier/Fischer Interne Bearbeitungsvermerke Dez./Amt OB EBM 10 11 12 14 20 23 32 50 60 x x x Mei x 22.5. Os 23.5. Dei 23.5. Schw 21.5. Fi Federführung Kürzel Mitzeichnung Erfolgt am Kürzel 65 66 SWW SEW x Energetische Stadtsanierung. Integriertes Quartierskonzept Weinstadt-Benzach Endbericht 13. Mai 2014 Energetische Stadtsanierung. Integriertes Quartierskonzept Weinstadt-Benzach Energetische Stadtsanierung. Integriertes Quartierskonzept Weinstadt-Benzach Endbericht Auftraggeber: Stadtwerke Weinstadt Poststraße 15 71384 Weinstadt Auftragnehmer: Energieagentur Rems-Murr gGmbH Gewerbestraße 11 71332 Waiblingen In Zusammenarbeit mit: IBS Ingenieurbüro Schuler GmbH Flößerstraße 60/3 74321 Bietigheim-Bissingen Autor: Uwe Schelling, Energieagentur Rems-Murr gGmbH Förderhinweis: Das vorliegende Konzept wurde mit Bundesmitteln der KfW‐Bankengruppe aus dem Förderprogramm für Kommunen „Programmnummer 432 – Energetische Stadtsanierung“ gefördert. Weitere Hinweise: Die im Rahmen dieser Ausarbeitung verwendete männliche Schreibweise wird wertneutral eingesetzt. Sie dient der vereinfachten Darstellung und Lesbarkeit und bezieht sich sowohl auf die weibliche wie männliche Form. Bei Abbildungen und Tabellen ohne Quellenangabe handelt es sich um eigene Darstellungen. Stand: Endbericht 13.05.2014 „Ich kann freilich nicht sagen, ob es besser werden wird wenn es anders wird; aber so viel kann ich sagen, es muss anders werden, wenn es gut werden soll.“ Georg Christoph Lichtenberg (Physiker ; 1742 – 1799) 2 Energetische Stadtsanierung. Integriertes Quartierskonzept Weinstadt-Benzach Inhaltsverzeichnis 1 Vorbemerkungen ............................................................................................................. 9 1.1 Gebietsfestlegung .......................................................................................................... 9 1.2 Aufgabenstellung ........................................................................................................... 10 1.3 Gesellschaftliche und rechtliche Rahmenbedingung ..................................................... 11 1.3.1 Energieeinsparverordnung (EnEV) ................................................................................. 11 1.3.2 Erneuerbare-Wärme-Gesetz Baden-Württemberg (EWärmeG) .................................... 12 1.4 Beteiligung der Akteure ................................................................................................. 13 1.4.1 Besichtigung Nahwärme Hemmingen............................................................................ 13 1.4.2 Informationsveranstaltung Nahwärme .......................................................................... 14 1.4.3 Informationsveranstaltungen Wärmeschutz und Nahwärme ....................................... 15 1.4.4 Fazit ................................................................................................................................ 15 2 Ist-Analyse ...................................................................................................................... 16 2.1 Ist-Analyse stadträumlicher Indikatoren und Entwicklungstendenzen ......................... 16 2.2 Ist-Analyse Energieverwendung und Energiebereitstellung .......................................... 19 2.2.1 Wärmebedarf ................................................................................................................. 19 2.2.2 Strombedarf ................................................................................................................... 22 2.2.3 CO2-Emissionen .............................................................................................................. 23 2.2.4 Bauphysikalische Betrachtung und Sanierungszustand ................................................. 24 2.2.5 Energieversorgung ......................................................................................................... 28 2.3 Ist-Analyse Erneuerbare Energien und Kraft-Wärme-Kopplung .................................... 29 2.4 Ist-Analyse Verkehr ........................................................................................................ 29 3 Zielsetzungen Gesamtenergiebilanz und CO2 ................................................................ 32 3.1 Zielsetzungen Klimaschutz ............................................................................................. 32 3.1.1 Ziele der EU und Bundesrepublik Deutschland .............................................................. 32 3.1.2 Ziele des Landes Baden-Württemberg ........................................................................... 32 3.1.3 Ziele des Rems-Murr-Kreises.......................................................................................... 32 3 Energetische Stadtsanierung. Integriertes Quartierskonzept Weinstadt-Benzach 3.1.4 Ziele der Stadt Weinstadt............................................................................................... 33 3.2 Sektorale Zielsetzungen Energieverwendung und Energiebereitstellung ..................... 35 3.3 Sektorale Zielsetzung Erneuerbare Energien und Kraft-Wärme-Kopplung (KWK) ........ 35 3.4 Sektorale Zielsetzungen Verkehr.................................................................................... 36 3.5 Zielsetzung Stadtplanung ............................................................................................... 36 4 Potenziale und Maßnahmen zur Zielerreichung ............................................................ 38 4.1 Energieverwendung und Energiebereitstellung............................................................. 38 4.1.1 Potenziale und Maßnahmen im Bereich Wärme ........................................................... 38 4.1.2 Umsetzungshemmnisse der Maßnahmen Energieverwendung und Energiebereitstellung ..................................................................................................... 46 4.1.3 Geplante Maßnahmen außerhalb des Quartiers ........................................................... 48 4.1.4 Potenziale und Maßnahmen im Bereich Strom ............................................................. 49 4.1.5 Umsetzungshemmnisse der Maßnahmen zur Stromeinsparung ................................... 51 4.2 Erneuerbare Energien und Kraft-Wärme-Kopplung....................................................... 51 4.2.1 Maßnahmen ................................................................................................................... 51 4.2.2 Umsetzungshemmnisse ................................................................................................. 52 4.3 Verkehr und Mobilität .................................................................................................... 54 4.3.1 Maßnahmen ................................................................................................................... 54 4.3.2 Umsetzungshemminsse ................................................................................................. 55 4.4 Wechselwirkung einzelner Maßnahmen ....................................................................... 56 4.5 Maßnahmenkatalog ....................................................................................................... 56 4.5.1 Energieverwendung und Energiebereitstellung............................................................. 56 4.5.2 Erneuerbare Energie ...................................................................................................... 57 4.5.3 Stadtplanung .................................................................................................................. 57 5 Sanierungskonzept ......................................................................................................... 58 5.1 Handlungsempfehlung an die Kommune (inkl. Stadtwerke) ......................................... 58 5.1.1 Nahwärmenetz errichten ............................................................................................... 58 5.1.2 Sanierungsmanager einsetzen ....................................................................................... 58 4 Energetische Stadtsanierung. Integriertes Quartierskonzept Weinstadt-Benzach 5.1.3 Öffentlichkeitsarbeit ...................................................................................................... 59 5.1.4 Prioritäten ...................................................................................................................... 59 5.2 5.2.1 Gebäudeenergiebedarf .................................................................................................. 59 5.2.2 Stromverbrauch ............................................................................................................. 60 5.2.3 Mobilität ......................................................................................................................... 60 5.3 Handlungsempfehlung an das Gewerbe ........................................................................ 60 5.3.1 Gebäudeenergiebedarf .................................................................................................. 60 5.3.2 Mobilität ......................................................................................................................... 60 5.4 6 Handlungsempfehlung an Eigentümer und Bewohner .................................................. 59 Handlungsempfehlung an weitere Akteure ................................................................... 61 5.4.1 Gebäudeenergiebedarf .................................................................................................. 61 5.4.2 Mobilität ......................................................................................................................... 61 Erfolgskontrolle .............................................................................................................. 62 5 Energetische Stadtsanierung. Integriertes Quartierskonzept Weinstadt-Benzach Abbildungsverzeichnis Abbildung 1: Gebietsfestlegung Quartier Benzach .................................................................. 10 Abbildung 2: Besichtigungsfahrt am 12.10.2014 BHKW Wunnebad Winnenden ................... 14 Abbildung 3: Besichtigungsfahrt am 12.10.2014 Wärmeübergabe Hemmingen .................... 14 Abbildung 4: Mehrfamiliengebäude aus den 60er Jahren ....................................................... 17 Abbildung 5: Hochhaus aus den 70er Jahren ........................................................................... 18 Abbildung 6: Lageplan Benzach mit Quartiersumgrenzung ..................................................... 19 Abbildung 7: CO2-Bilanz der Gebäude (Wärme und Strom) .................................................... 23 Abbildung 8: Transmissionswärmeverluste Mehrfamiliengebäude Baualtersklasse E ........... 24 Abbildung 9: Transmissionswärmeverluste Mehrfamiliengebäude Baualtersklasse F ........... 25 Abbildung 10: Transmissionswärmeverluste Mehrfamiliengebäude Baualtersklasse H ......... 25 Abbildung 11: Transmissionswärmeverluste großes Mehrfamiliengebäude Baualtersklasse F .................................................................................................................................................. 26 Abbildung 12: Transmissionswärmeverluste Hochhaus Baualtersklasse F ............................. 26 Abbildung 13: Optisch-funktionale Sanierung der Fassade ..................................................... 27 Abbildung 14: Energetische Sanierung eines Mehrfamiliengebäudes .................................... 28 Abbildung 15: Erdgasnetz im Quartier Benzach ...................................................................... 28 Abbildung 16: ÖPNV-Anbindung. Ausschnitt Netzplan VVS .................................................... 30 Abbildung 17: CO2-Reduktion nach Maßgabe des Klimabündnis ............................................ 34 Abbildung 18: Sektorziele der EU und der Bundesrepublik Deutschland. Zusammenstellung der dena. .................................................................................................................................. 34 Abbildung 19: Sektorziele des Landes Baden-Württemberg. PM 025/2012 Eckpunkte Klimaschutzgesetz Baden-Württemberg vom 7.2.2012 .......................................................... 35 Abbildung 20: Grüne Mitte Weinstadt. Ausschnitt aus dem Projekt Interkommunale Gartenschau Rems 2019 .......................................................................................................... 37 Abbildung 21: Netzentwurf 1. Bauabschnitt [IBS] ................................................................... 42 Abbildung 22: Geordnete Jahresdauerlinie 1. Bauabschnitt (Variante a) [IBS] ....................... 43 Abbildung 23: Netzentwurf 1. und 2. Bauabschnitt [IBS] ........................................................ 43 Abbildung 24: Geordnete Jahresdauerlinie 1. und 2. Bauabschnitt (Variante a) [IBS] ........... 44 Abbildung 25: CO2-Emissionsbilanz 1. Bauabschnitt [IBS] ....................................................... 46 Abbildung 26: CO2-Emissionsbilanz 1. und 2. Bauabschnitt [IBS] ............................................ 46 Abbildung 27: Prinzipskizze eines BHKW ................................................................................. 53 6 Energetische Stadtsanierung. Integriertes Quartierskonzept Weinstadt-Benzach Tabellenverzeichnis Tabelle 1: CO2-Bilanz der Gebäude (Wärme und Strom) ......................................................... 23 Tabelle 2: CO2-Einsparung der Gebäude bei Sanierung auf EnEV-Niveau ............................... 39 Tabelle 3: CO2-Einsparung der Gebäude bei Sanierung mit KfW-Anforderungen................... 39 Tabelle 4: CO2-Einsparung der Gebäude bei Lüftung mit Wärmerückgewinnung .................. 40 Tabelle 5: CO2-Einsparung der Gebäude bei Optimierung des Warmwassersystems ............. 41 Tabelle 6: CO2-Einsparung der Gebäude bei Sanierung der Heizungsanlagen ........................ 41 Tabelle 7: CO2-Einsparung durch Stromsparmaßnahmen der Wohnhaushalte ...................... 50 Tabelle 8: CO2-Einsparung durch Fotovoltaik auf und an Gebäuden ...................................... 52 Tabelle 9: Übersicht CO2-Einsparung, Kosten und Amortisation für Maßnahmen bei der Energieverwendung ................................................................................................................. 57 Tabelle 10: Übersicht CO2-Einsparung, Kosten und Amortisation für Maßnahmen bei Erneuerbaren Energien ............................................................................................................ 57 7 Energetische Stadtsanierung. Integriertes Quartierskonzept Weinstadt-Benzach 8 Energetische Stadtsanierung. Integriertes Quartierskonzept Weinstadt-Benzach 1 Vorbemerkungen Weinstadt liegt etwa 14 Kilometer ostnordöstlich von Stuttgart im Remstal. Mit rund 26.000 Einwohnern ist Weinstadt eine von sechs großen Kreisstädten im Rems-Murr-Kreis. Die Gemarkungsfläche beträgt rund 32 km². Die Einwohner leben in den Teilorten Beutelsbach, Endersbach, Großheppach, Schnait und Strümpfelbach, die sich im Jahr 1975 zur Stadt Weinstadt vereint haben. An das überregionale Verkehrsnetz ist Weinstadt mit zwei Anschlussstellen an die Bundesstraße 29 direkt angebunden. Die auch als Remtalautobahn bezeichnete vierspurige Bundesstraße verbindet das Remstal über die ebenfalls vierspurige Bundesstraße 14 mit dem nördlichen Rems-Murr-Kreis und mündet im weiteren Verlauf in Richtung Stuttgart in die Bundesstraßen 10 und 27. Schon seit Ende der 90er Jahre betreibt Weinstadt ein Kommunales Energiemanagement zur Optimierung des Energieverbrauches in öffentlichen Liegenschaften. Bis Jahresende 2013 baut die Stadt Weinstadt als Ersatz des energetisch nicht optimalen Kindergartens Ziegeleistr. 8 ein Kinderhaus für 70 Kinder im zum Stadtteil Beutelsbach gehörenden Gebiet Benzach. Das 2,3 Millionen teure Gebäude wird im Niedrigenergiehausstandard gebaut. Im Lauf der Planung für das Kinderhaus wurde im Bereich des derzeitigen Kindergartens bis zur Beutelsbacher Straße das Baugebiet Benzach V mit Bauplätzen für Einfamilienhäuser, Doppelhaushälften und Reihenhäuser geplant. Für das Gebiet wurde im Rahmen der zielgerichteten Entwicklung zum energetisch optimierten Wohngebiet auch eine Voruntersuchung für die Versorgung der neu zu entstehenden Gebäude mit einer zentralen Wärmeversorgung durchgeführt. Nach einem verwaltungsinternen Beschluss, wurden die bestehende Baugebiet Benzach I-III in den Fokus genommen und als verfolgungswürdiges Quartier für eine energetische Stadtsanierung in Betrachtung gezogen. 1.1 Gebietsfestlegung Das Gebiet Benzach liegt am Ostrand des Weinstädter Teilortes Endersbach. Es hat eine Fläche von ca. 6,2 ha. Bei dem untersuchten Quartier handelt es sich um ein in den 70er Jahren des 20. Jahrhunderts erschlossenes und in den folgenden Jahrzenten bebauten Gebietes mit größtenteils mehrgeschossigen Gebäuden. Umschlossen wird das zu untersuchende Gebiet von der Rems-Bahnlinie (im Norden), der Bahnhofstraße (im Westen), der Beutelsbacher Straße (im Süden) und dem Neubaugebiet Benzach V (im Südosten). Die neu erbauten Gebäude an der Anna-Blos-Straße werden im Konzept nicht berücksichtigt. 9 Energetische Stadtsanierung. Integriertes Quartierskonzept Weinstadt-Benzach Abbildung 1: Gebietsfestlegung Quartier Benzach Direkt an der Bahnlinie befinden sich Lager- und Verkaufsgebäude eines Handelsunternehmens sowie Verwaltungs-, Produktions- und Lagergebäude eines medizintechnischen Unternehmens. Das restliche Quartier ist zum Großteil mit Mehrfamilienwohngebäuden bebaut. Die überwiegende Anzahl der Gebäude befindet sich im Eigentum von Wohnungsbaugesellschaften oder sind im Besitz von Wohneigentümergemeinschaften. An zentraler Stelle befindet sich ein Dienstleistungs- und Wohngebäude. Das zu untersuchende Quartier weist aufgrund seiner Lage und seiner Struktur gute Ansätze für die Initiierung gebäudeübergreifender Klimaschutzmaßnahmen auf. Die dichte Bebauung mit zum Teil großen Mehrfamilienhäusern lässt Rückschlüsse zu, dass sich das Gebiet für eine Nahwärmeversorgung eignet. Die Eigentumsverhältnisse mit einem großen Anteil an Gebäuden in Händen von Wohnungseigentümergemeinschaften lassen vermuten, dass Impulse für den Anstoß von Sanierungsmaßnahmen im Quartier notwendig sein werden. 1.2 Aufgabenstellung Für eine optimale Gesamtplanung der Energienutzungsmöglichkeiten sowie Ermittlung der vorhandenen Energiepotentiale wurde deshalb die Energieagentur Rems-Murr gGmbH mit der Erstellung eines integrierten Quartierskonzeptes beauftragt. Auftraggeber Sind die Stadtwerke Weinstadt, ein rechtlich unselbständiger Eigenbetrieb der Stadt Weinstadt mit den Geschäftszweigen Wasserversorgung, Tiefgarage und Erneuerbaren Energien. Das Projekt wird bezuschusst durch das KfW-Förderprogramm Energetische Stadtsanierung (432). 10 Energetische Stadtsanierung. Integriertes Quartierskonzept Weinstadt-Benzach 1.3 Gesellschaftliche und rechtliche Rahmenbedingung Nach den Ereignissen in Japan im März 2011 nimmt die Energiewende mittlerweile deutlich Gestalt an. Energie wird in breiten Bevölkerungsschichten zum Thema. Eine vorherrschende Medienpräsenz sowie auch politisch induzierte Förderprogramme machen auf die Notwendigkeit des Handelns beim Einzelnen aufmerksam. Auch der Anstieg der Energiepreise gibt vielen Menschen Anlass, über Einsparmöglichkeiten nachzudenken, denn seit dem Tiefpunkt in der Wirtschaftkrise Anfang 2009 steigen die Energiepreise wieder deutlich an. Vor allem der Preis für leichtes Heizöl zeigte sich hiervon mit Steigerungsraten von bis zu 20 % stark betroffen. Die gesellschaftliche Entwicklung spiegelt sich vor allem auch in der Gesetzgebung zu Energiethemen wieder. In der Vergangenheit wurden zahlreiche Gesetze und Verordnungen bezüglich der Vermeidung des Energieverbrauchs, der Steigerung der Energieeffizienz und zur Erzeugung Erneuerbarer Energien vorbereitet und erlassen. So wurden das ErneuerbareEnergien-Gesetz, das Bauplanungsrecht, Rechtsvorschriften zur Raumplanung, die Energieeinsparverordnung und weitere relevante Gesetze novelliert oder ergänzt. Für private und öffentliche Gebäudeeigentümer sind zwei Gesetze von besonderem Belang, da sie auch Auswirkungen auf bestehende Gebäude haben. Dies sind die Energieeinsparverordnung (EnEV) sowie das Erneuerbare-Wärme-Gesetz in Baden-Württemberg (EWärmeG). 1.3.1 Energieeinsparverordnung (EnEV) Die Verordnung regelt den maximal zulässigen Primärenergiebedarf für Gebäude, die unter Einsatz von Energie geheizt oder gekühlt werden. Unterschieden wird zwischen normal beheizten Gebäuden (Gebäude, die nach ihrem Verwendungszweck auf eine Innentemperatur von über 19 °C) und niedrig beheizten Gebäuden (Gebäude, die nach ihrem Verwendungszweck auf eine Innentemperatur von mehr als 12 °C und weniger als 19 °C beheizt werden). Bestimmte Anforderungen gelten nur für Neubauten oder nur für bestehende Gebäude. Für Änderungen im Bestand sind je nach Umfang der Maßnahmen entweder die auf die Bauteilart bezogene Wärmedurchgangskoeffizienten (sog. U-Werte) einzuhalten oder es muss durch ein bilanzierendes Rechenverfahren der Höchstwert des Jahres-Primärenergiebedarfs des Gebäudes nachgewiesen werden. In der Altbaumodernisierung greifen bei wesentlichen baulichen Änderungen an Bauteilen Nachrüstpflichten. Werden mehr als 10 % einer Fassade, der Fenster oder des Dachs, bemessen an der jeweiligen Gesamtfläche des entsprechenden Bauteils des gesamten Gebäudes, verändert, dürfen die in der Verordnung für dieses Bauteil festgelegten U-Werte nicht überschritten werden. In der Praxis heißt dies, dass bei einer Neueindeckung des Daches oder wenn der Putz einer Fassade neu aufgebracht wird, auch eine entsprechende Wärmedämmung aufgebracht werden muss. Die Decken zu unbeheizten Dachböden müssen schon seit Ende 2011 eine Wärmedämmung erhalten. Je nach Raumnutzung kann die Geschossdecke oder eine Dachdämmung gewählt werden. Für Eigentümer von Ein- und Zweifamilienhäusern besteht die Freistellung, wenn der Eigentümer bereits am 1. Februar 2002 in seinem Haus wohnte. Bei Neuerwerbung besteht eine Nachrüstpflicht. 11 Energetische Stadtsanierung. Integriertes Quartierskonzept Weinstadt-Benzach Bis 2015 müssen Hausbesitzer Öl- oder Gasheizungen, die vor dem 1. Januar 1985 eingebaut wurden, gegen moderne Heizsysteme austauschen. Danach gilt bei Heizkessel, die älter als 30 Jahre sind, dass diese nicht mehr betrieben werden dürfen. Für viele Altanlagen gibt es jedoch Ausnahmen. Mit der Novellierung der EnEV, die zum 1.5.2014 in Kraft tritt, gelten auch wichtige Änderungen zum Energieausweis. Bei Vermietung und Verkauf muss der Anbieter den Energieausweis oder eine Kopie hiervon dem potenziellen Käufer spätestens bei der Besichtigung vorlegen. Unverzüglich nach Abschluss des Kaufvertrages hat der Verkäufer dem Käufer den Energieausweis zu übergeben. Bei Immobilienanzeigen in kommerziellen Medien müssen Angaben zur Energieeffizienz gemacht werden. Diese Pflichtangaben müssen auch Privatverkäufer in Immobilieninseraten angeben. Angegeben werden müssen die Art des Energieausweises, der Energiewert der Energieträger und das Baujahr der Heizung sowie die Energieeffizienzklasse. 1.3.2 Erneuerbare-Wärme-Gesetz Baden-Württemberg (EWärmeG) Das Gesetz zur Nutzung erneuerbarer Wärmeenergie in Baden-Württemberg (kurz: EWärmeG) regelt die Nutzungspflicht für erneuerbare Energien bei der Wärmeversorgung von Wohngebäuden in Baden-Württemberg. Es wurde im November 2007 verabschiedet und trat am 1. Januar 2008 in Kraft. Für bestehende Wohngebäude verpflichtet das EWärmeG seit dem 1. Januar 2010 Eigentümer, die ihre Heizungsanlage austauschen, zur Nutzung erneuerbarer Energien. Zum Jahresende 2014 soll eine novellierte Fassung des Gesetzes in Kraft treten. In der bisher geltenden Fassung fallen nur Wohngebäude ab 50 m² Wohnfläche, einschließlich Wohn-, Alten- und Pflegeheime unter die verpflichtenden Vorgaben. Wenn die zentrale Heizungsanlage ausgetauscht wird, müssen zehn Prozent des jährlichen Wärmebedarfs durch erneuerbare Energien gedeckt werden. Die Pflicht greift erst, wenn der Kessel oder ein anderer zentraler Wärmeerzeuger als Kernkomponente ausgetauscht wird. Zulässige Energieformen sind Sonnenenergie (Solarthermie), Erdwärme (Geothermie), Biomasse (z.B. Holzpellets, Scheitholz), einschließlich Bioöl und Biogas im Sinne der Biomasseverordnung. Die Nutzung von Umweltwärme einschließlich Abwärme durch Wärmepumpen wird außerdem als Nutzung erneuerbarer Energien anerkannt, wenn diese eine Jahresarbeitszahl (JAZ) von 3,5 vorweisen können. Als Alternativen zur Nutzung erneuerbarer Energien kommen die Anschluss an ein Wärmenetz, das mit Kraft-Wärme-Kopplung oder erneuerbare Energien betrieben wird, der Einsatz einer Heizanlage mit Kraft-Wärme-Kopplung oder Wärmeschutzmaßnahmen mit erhöhten Standards in Betracht. Soweit wegen einer installierten Fotovoltaikanlage kein Platz mehr für Solarthermie auf dem Dach vorhanden ist, gilt das Gesetz auch als erfüllt. Können die Anforderungen aus baulichen oder technischen Gründen nicht durch eine solarthermische Anlage erfüllt werden, entfällt die Pflicht zur Nutzung erneuerbarer Energien. Mit der Novellierung 2014 soll der Kreis der betroffenen Gebäude ausgeweitet werden. Danach sollen auch Nichtwohngebäude zur Nutzung Erneuerbarer Energien verpflichtet wer12 Energetische Stadtsanierung. Integriertes Quartierskonzept Weinstadt-Benzach den. Zudem ist geplant, den Pflichtanteil von 10 auf 15 Prozent zu erhöhen. Die bisherige Nutzungspflicht bei Wohngebäuden knüpft nach dem EWärmeG an die technische, bauliche oder rechtliche Möglichkeit einer solarthermischen Anlage an, d. h. im Falle der Unmöglichkeit muss keine andere Erfüllungsoption realisiert werden. Dies soll zukünftig nicht mehr gelten. Die Vorlage eines qualifizierten gebäudeindividuellen Sanierungskonzepts durch den Gebäudeeigentümer kann einen Teil einer weiteren Erfüllungsoption darstellen. 1.4 Beteiligung der Akteure Die Akzeptanz für Energieprojekte seitens der Bevölkerung ist mittlerweile ein fester Themenbestandteil in der Umsetzung der Energiewende vor Ort. Von großer Bedeutung ist dabei die Beteiligung der Akteure. Sie dient im Wesentlichen der Transparenz der Konzepterstellung und der Analyse möglicher zielgruppenspezifischer Umsetzungshemmnisse und deren Überwindung. Die Abstimmung mit den relevanten Akteuren in Benzach erfolgt durch die Stadt Weinstadt, die Stadtwerke und die Energieagentur. Die Eigentümer sowie die Verwalter von Wohneigentumsgemeinschaften (WEG) der im Quartier befindlichen Mehrfamilienhäuser wurden zu Beginn des Projektes identifiziert und über das Vorhaben informiert. Mittels eines kurzen Fragebogens wurden Energieverbräuchen, energetischen Eigenschaften und bereits durchgeführte Sanierungsmaßnahmen abgefragt. Schon frühzeitig wurde die Ansprache und Information von Eigentümern und Mietern über die Wohneigentümerverwaltungen hergestellt. Die Gebäude wurden einzeln begangen und hinsichtlich der Möglichkeit der Nahwärmeeinbindung begutachtet. Dazu wurden in den Heizzentralen die energierelevanten Kenndaten der Heizwärmeerzeuger erfasst. In Zusammenarbeit mit den Stadtwerken wurden die Bewohner in Form von zwei Informationsveranstaltungen und einer Besichtigungsfahrt über die Aufgabenstellung, die Zwischenergebnisse der Konzepterstellung und Beispiellösungen der Nahwärmeversorgung informiert. Sie konnten in diesem Zusammenhang Ideen, Fragen und Anregungen in den Prozess mit einbringen 1.4.1 Besichtigung Nahwärme Hemmingen Am 12. Oktober 2013 fand eine Besichtigungsfahrt nach Hemmingen statt, wo die dort errichtete Nahwärme besichtigt werden konnte. Zwischenhalt war bei der Heizzentrale im Wunnebad (Hallenbad mit Freischwimmanlage in Winnenden), in der ein Blockheizkraftwerk als Haupwärmeerzeuger installiert ist. Im weiteren Verlauf konnten die Teilnehmer das realisierte Nahwärmegebiet in Hemmingen besichtigen. Es bestand die Möglichkeit, verschiedene Varianten der Wärmeübergabe vom Nahwärmenetz an das Hausnetz zu besichtigen. Ziel der Exkursion war, die Bewohner und Eigentümer frühzeitig mit Nahwärme vertraut zu machen. Das Beispiel Hemmingen wurde auch deshalb gewählt, weil es hinsichtlich der Gebäudegröße und der Bewohnerstruktur Ähnlichkeiten zu dem geplanten Nahwärmenetz in Benzach aufweist. Rund 15 Personen nahmen das Angebot wahr und konnten so die techni13 Energetische Stadtsanierung. Integriertes Quartierskonzept Weinstadt-Benzach sche Umsetzung einer Wärmeversorgung durch Nahwärme direkt erfahren. In einem abschließenden Vortrag wurde das Nahwärmekonzept in Hemmingen erläutert und es bestand die Möglichkeit, Fragen an den Betreiber und Errichter der Anlage zu stellen. Abbildung 2: Besichtigungsfahrt am 12.10.2014 BHKW Wunnebad Winnenden Abbildung 3: Besichtigungsfahrt am 12.10.2014 Wärmeübergabe Hemmingen 1.4.2 Informationsveranstaltung Nahwärme Die ersten Ergebnisse der Untersuchung für den Teilbereich Nahwärme wurden am 23. Oktober 2013 den Eigentümern und Bewohnern in einer Informationsveranstaltung präsentiert. Die Veranstaltung fand in der nahe gelegenen Mensa des Bildungszentrums statt. Die Veranstaltung sollte den Bewohnern und Eigentümern frühzeitig die Überlegungen, die zu diesem Zeitpunkt hinsichtlich des Nahwärmenetzes gemacht wurden, nahebringen. Das Ingenieurbüro präsentierte die errechneten Zahlen zur erforderlichen Wärmeleistung und 14 Energetische Stadtsanierung. Integriertes Quartierskonzept Weinstadt-Benzach die Möglichkeiten der Wärmeerzeugung. Die untersuchten Standorte für die Heizzentrale sowie die dort zum Einsatz kommende Technik wurden erläutert. In einer Fragerunde stellten sich die Ingenieure und Verantwortlichen der Stadtwerke den Fragen aus dem Publikum. Aus den Fragen und Antworten wurde eine FAQ-Liste erstellt und im Nachgang den Teilnehmern zugeschickt. 1.4.3 Informationsveranstaltungen Wärmeschutz und Nahwärme Weitere Informationsveranstaltungen im Frühjahr 2014 widmeten sich dem Thema Wärmeschutz der Gebäude und der Vertiefenden Betrachtung der Nahwärme. Um näher auf die Fragen der jeweiligen Bewohner und Eigentümer einzelner Wohnanlagen eingehen zu können, wurden separate Veranstaltungen abgehalten. Dabei wurde auf die jeweilige Besonderheit der einzelnen Gebäude eingegangen. Die Teilnehmer erfuhren, welche Einsparungen durch Wärmeschutzmaßnahmen an ihren Gebäuden erzielt werden kann und mit welchen Investitionskosten zu rechnen ist. Mit den Veranstaltungen wurde dem Wunsch der Bewohner und Eigentümer entsprochen, gebäudegenaue Informationen über die Möglichkeiten zum Wärmeschutz der Gebäude zu erhalten. Gleichzeitig wurden die konkretisierten Planungen zur Nahwärme vorgestellt. Da die Wirtschaftlichkeitsberechnungen zu diesem Zeitpunkt bereits Aussagen zu den Konditionen zu den Kosten für den Anschluss und die Wärmeversorgung ermöglichen, konnten bereits konkrete Angebote von Seiten der Stadtwerke unterbreitet werden. 1.4.4 Fazit Die Informationsveranstaltungen lieferten wertvolle Anhaltspunkte, welche Hemmnisse zu Maßnahmen beim Wärmeschutz, zur Sanierung der Anlagentechnik und zum Anschluss an die Nahwärme bei den Bewohnern und Eigentümern vorhanden sind. Schon während der Veranstaltungen konnten einige der Vorbehalte durch fachliche Informationen ausgeräumt oder zumindest abgeschwächt werden. Es zeigte sich, dass durch die frühzeitige Informationsbereitstellung Vertrauen zu dem Konzept und den darin ausgearbeiteten Lösungen aufgebaut werden konnte. Zur notwendigen Vertrauensbildung trugen auch eine Anzahl von Einzelgesprächen bei, die die Stadtwerke mit Einzelpersonen und Vertretern der WEGs führen konnten. 15 Energetische Stadtsanierung. Integriertes Quartierskonzept Weinstadt-Benzach 2 2.1 Ist-Analyse Ist-Analyse stadträumlicher Indikatoren und Entwicklungstendenzen Das Quartier Benzach ist ein historischer Industriestandort im Weinstädter Stadtteil Beutelsbach. Hier stand bis in die 1950er Jahre die „Württ. Ziegelei AG“. Schrittweise hat sich das Quartier zu einem Gewerbe- und Wohnstandort weiterentwickelt. Nach der Kommunalreform 1975 wurde Benzach als die neue Mitte Weinstadts gesehen. Es waren für dieses neue, geografische Zentrum öffentliche Einrichtungen der fünf bzw. vier fusionierten Gemeinden geplant. Das westlich angrenzende Schulzentrum, der Bildungscampus mit allen weiterführenden Schulen zeigt, dass diese neue gesamtstädtische Mitte hier vorgesehen war. In Benzach war auch ein Bürgerzentrum geplant und eine Konzentration der Verwaltung. Die Schaffung künstlicher neuer Ortszentren bei polyzentralen Stadtstrukturen wie in Weinstadt hatten das Ziel, den neugeschaffenen Kunstgemeinden ein Stadtzentrum, eine bedeutungsvolle Mitte zu geben. Dieses Ziel wurde im Laufe der Jahre zu Gunsten der historischen Ortszentren aufgegeben. In Weinstadt wurde die Verwaltung auf die Ortszentren verteilt und jeder Orts- bzw. Stadtteil hat weitere Funktions- und Bedeutungszuweisungen bekommen. Im Rahmen der Wirtschaft- und Finanzkrise 2010 wurde die Verwaltung in Beutelsbach konzentriert. Die Bürgerumfrage des Kursbuch 2030 im Jahr 2013 hat ergeben, dass die Bürger der Stadt sich eine Stärkung der historischen Ortskerne wünschen und die Beibehaltung einer dezentralen Stadtstruktur. Geblieben ist in Benzach ein Siedlungsfragment, das durch seine massive bauliche Präsenz, Sichtbarbarkeit und geografische Lage nach wie vor eine besondere städtebauliche Bedeutung für die Gesamtstadt hat. Durch das Paradigma der Innenentwicklung ist Benzach in den Fokus der kommunalen Planung gekommen. An zentraler Stelle in der Stadt ergaben und ergeben sich durch Betriebsaufgaben neue Entwicklungsmöglichkeiten für den Wohnungsbau. Ziel der weiteren städtebaulichen Planungen ist es, die Entwicklungstendenzen aufzunehmen und die Nutzungskonflikte zwischen Gewerbe und Wohnen zu minimieren und die Wohnnutzung zu stärken und zu ergänzen. Diese Entwicklungen werden bzw. wurden durch die Entwicklung der Baugebiete Benzach V (2013) und Benzach IV (2007) aufgegriffen. Einzel-, Doppel- und Reihenhäuser komplettieren den typlogischen Mix im Quartier. Durch den Ausbau der Kinderbetreuung mit dem Neubau des Kinderhauses im Jahr 2013 wurde auch die Attraktivität des Gebiets für junge Familien gestärkt. Mit dem Bebauungsplan Benzach VI (2012) wurde die Neubebauung einer ortsansässigen Firma unter Berücksichtigung der angrenzenden Wohnbebauung neu organisiert und durch die Schaffung einer direkten Zufahrbarkeit über die Kreisstraße neu erschlossen. Benzach gehört zum Ortsteil Beutelsbach, liegt aber am östlichen Rand des Endersbachers Siedlungskörpers. Benzach ist ein sehr gemischtes Quartier. Durch die räumliche Nähe zum Bahnhof befinden sich heute noch große Gewerbebetriebe im Gebiet. Wahrscheinlich hat die Vergangenheit als Industriestandort und die moderne Hochhauskulisse dem Quartier ein besonderes Image gegeben. Im Gegensatz zu dem Zustand von Großsiedlungen oder gar Plattenbausiedlungen ist Benzach aber ein durch Eigentumswohnungen und eine vielfältige Eigentümerstruktur geprägtes Quartier ohne soziale Konflikte und gravierende funktionale Mängel. Die Bewohner von Benzach engagieren sich sehr für Ihr Quartier und sorgen dafür, dass die Gebäude und privaten Anlagen in einem außerordentlich guten und gepflegten Zustand sind. Generell lässt sich auch in diesem Kontext feststellen, dass es durchaus eine Re16 Energetische Stadtsanierung. Integriertes Quartierskonzept Weinstadt-Benzach naissance und erhöhte Akzeptanz von Hochhäuser gibt und dies nicht nur in städtischen, sondern auch in kleinstädtisch geprägten Strukturen. Es ist also von einem Wahrnehmungsund Bewusstseinswandel zu berichten gegenüber modernen Siedlungsformen, den die bisher als nicht städtebaulich integriert und als fremd wirkend angesehen Strukturen im Gebiet Benzach erfahren werden. Die städtebaulichen Planungen unterstützen diese positive Beobachtung. Zentrales Erschließungselement ist die Ziegeleistraße. Die Ziegeleistraße ist eine sehr funktionale Straße mit geringen stadträumlichen Qualitäten und fehlenden Raumkanten. Im Rahmen der Tiefbauarbeiten für Benzach V wird der überdimensionierte Einmündungsbereich zurückgebaut und durch Baumpflanzungen der Straßenraum der Beutelsbacher Straße neu gefasst. Mit dem räumlich sehr wirksamen gewerblichen Neubau wird auch die betriebliche Erschließung neu organisiert und in Zukunft direkt über die Stuttgarter Straße abgewickelt. Diese Maßnahme bedeutet eine deutliche Entlastung der Ziegeleistraße und eröffnet die Möglichkeit diese wichtige Straße als Wohnstraße mit Aufenthaltsqualitäten auszubauen. Das Gebiet Benzach wurde in mehreren Abschnitten bebaut. Die früheste Wohnbebauung fand längs der Beutelsbacher Straße statt. Hier entstanden in den 1960er Jahren fünf Mehrfamiliengebäude. Abbildung 4: Mehrfamiliengebäude aus den 60er Jahren Die Siedlung Benzach umfasst im Bauabschnitt I Zeilenbebauung mittlerer Dichte sowie Geschosswohnungsbau in groß dimensionierten städtebaulichen Formen und ordnet sich damit in den Siedlungsstrukturtyp 4 und 5 ein.1 Im östlichen Bereich schloss sich in den 1980er Jahren das Baugebiet Benzach III an. Aufgrund der Lage zu den hohen Gebäuden westlich davon, wurde im Bebauungsplan planungsrechtlich festgesetzt, dass feste, flüssige und gasförmige Stoffe in diesem Bereich nicht verbrannt werden dürfen.2 1 Habermaß-Nieße,2012 2 Bebauungsplan Weinstadt B12/08,1980. 17 Energetische Stadtsanierung. Integriertes Quartierskonzept Weinstadt-Benzach Abbildung 5: Hochhaus aus den 70er Jahren Das Gebiet entspricht im westlichen Teil den Siedlungsstrukturtyp ST 5 mit vorwiegend kleineren Mehrfamiliengebäuden. Der östliche Teil, in dem sich eine Mischung aus kleineren und größeren Mehrfamiliengebäude sowie einem Hochhaus befinden ist dem Siedlungsstrukturtyp 6 zuzuordnen. Denkmalgeschützte oder historisch erhaltenswerte Gebäude sind im Quartier nicht vorhanden. 18 Energetische Stadtsanierung. Integriertes Quartierskonzept Weinstadt-Benzach Abbildung 6: Lageplan Benzach mit Quartiersumgrenzung 2.2 Ist-Analyse Energieverwendung und Energiebereitstellung 2.2.1 Wärmebedarf 2.2.1.1 Wärmebedarf der Wohngebäude Der überwiegende Teil der im Quartier benötigten Endenergie wird bei der Beheizung der Gebäude verbraucht. Die wesentliche Nutzung des Quartiers Benzach dient Wohnzwecken. Untergeordnet dazu liegen auch gewerbliche Nutzungen vor. Dies begründet die Fokussierung auf den Bereich des Wohnens. Um den Wärmebedarf der Wohngebäude zu ermitteln, werden zwei parallele Ansätze verfolgt. Zum Einen wird der Energiebedarf für einzelne Gebäude berechnet und die Ergebnisse über tatsächliche Verbrauchswerte justiert. Mit Hilfe der Deutsche Gebäudetypologie3 werden zum anderen die Gebäude gemäß Baualter und Gebäudetyp klassifiziert. Die Baualtersklassen orientieren sich an historischen Einschnitten, den Zeitpunkten statistischer Erhebungen und den Veränderungen der wärme3 Deutsche Gebäudetypologie, IWU, 2005 19 Energetische Stadtsanierung. Integriertes Quartierskonzept Weinstadt-Benzach technisch relevanten Bauvorschriften. In den Baualtersklassen A und B sind Gebäude, die vor 1918 errichtet wurden, Klasse C weist die Errichtung zwischen 1919 und 1948 aus, Klasse D beinhaltet Gebäude mit Errichtungsdatum zwischen 1949 und 1957, Klasse E wurde zwischen 1958 und 1968 erbaut, Klasse F von 1969 bis 1978, Klasse G zwischen 1979 und 1983, die Klassen H und I wurde im Geltungszeitraum der 2. Und 3. Wärmeschutzverordnung (H: 1984 – 1994; I: 1995 - 2001) erstellt und J ordnet alle Gebäude neueren Baualters (nach 2001) ein. Beim Gebäudetyp unterscheidet die Studie Einfamilienhäuser (EFH), Reihenhäuser (RH), Mehrfamilienhäuser (MFH), große Mehrfamilienhäuser (GMFH) und Hochhäuser (HH). Im Untersuchungsgebiet wurden folgende Gebäudetypen identifiziert: Gebäude Typologie Ziegeleistraße 1 bis 9 MFH_E Zielgeleistraße 10 – 14 GMFH_F Ziegeleistraße 16 - 32 HH_F Ziegeleistraße 34 – 46 Ziegeleistraße 21, 21/1 und 21/2 MFH_H MFH_H Ziegeleistraße 23, 23/1 und 23/2 MFH_F Ziegeleistraße 29 - 35 MFH_E Raiffeisenstraße 2 MFH_F 20 Energetische Stadtsanierung. Integriertes Quartierskonzept Weinstadt-Benzach Gebäude Typologie Raiffeisenstraße 4 - 10 MFH_E Die für das Energiekonzept relevante Energiebezugsfläche (EBF) ist die tatsächlich genutzte und beheizte Fläche eines Gebäudes. Für das Quartier wurde die Energiebezugsfläche aus Angaben der Befragung der Wohnungsverwaltungen und bei einigen Gebäuden aus den Grundflächen und der Geschossigkeit berechnet. Es handelt sich somit um Schätzwerte. Die Gesamtfläche der Wohngebäude beträgt rund 35.000 m². Der Wärmeenergiebedarf des Quartiers setzt sich aus dem Energiebedarf zum Beheizen der Gebäude und zur Brauchwarmwasserbereitung zusammen und wurde gebäudeweise bestimmt. Mithilfe eines Excel-Berechnungs-Tools konnten aus den Angaben spezifische Energiebedarfe ( kWh/(m² a) ) für die Gebäude berechnet werden. Dabei werden Angaben wie z. B. die Gebäudekubatur, Baualtersklasse und Umwelteinflüsse durch den Klimadatensatz nach DIN V 4108-6 ebenso berücksichtigt, wie ggf. durchgeführte Sanierungsmaßnahmen, z. B. nachträglich Dämmung von X% der Außenwände. Um nun die vorliegenden Heizenergiebedarfe auf die restlichen Gebäude, für die keine Angaben vorliegen, übertragen zu können, wurden Gebäudeklassen anhand von Schlüsselinformationen gebildet. Als Schlüsselinformationen dienen die energetisch relevanten Informationen: - Gebäudetyp (Anzahl der Außenwände) - Baualtersklasse (Dämmstandards, Anlagentechnik) - Sanierungszustand (Dämmstandards, Anlagentechnik) - Nutzung (hierbei werden nur Wohngebäude berücksichtigt) Die errechneten spezifischen Energiebedarfe aus den ausgewerteten Fragebögen können bei gleicher Gebäudeklasse (z. B Mehrfamilienhaus von 1979 – 1983, wenig saniert) auf die übrigen Objekte der Gebäudeliste übertragen werden. Werden diese Werte mit der jeweiligen beheizten Wohnfläche multipliziert ergibt sich der Gesamtjahresbedarf (kWh/a). Der Energiebedarf zur Brauchwarmwasserbereitung wird für die Wohngebäude über die Anzahl der Bewohner ermittelt. Jedem Bewohner wird dabei 35 Liter Warmwasserbedarf pro Tag1 unterstellt. Unter der Annahme, dass diese Wassermenge auf 60°C erwärmt wird, ergibt sich ein Nutzenergiebedarf pro Person 740kWh/a. Um nun die Warmwasserverteilungs- und -bereitungsverluste darzustellen und so den Endenergiebedarf zu ermitteln, wird pauschal 50 % vom Nutzenergiebedarf aufgeschlagen. Für die Wärmeversorgung der Wohngebäude wird Endenergie von rund 5.224 MWh/a benötigt. Davon entfällt der Großteil auf den Energieträger Heizöl (3.617 MWh/a = 69 %). Der Anteil an Erdgas beträgt 25 % (1.281 MWh/a) und für Heizstrom 6 % (326 MWh/a). 21 Energetische Stadtsanierung. Integriertes Quartierskonzept Weinstadt-Benzach 2.2.1.2 Wärmebedarf der Gewerbegebäude Im untersuchten Quartier sind zwei größere Unternehmen und mehrere kleinere Betriebe ansässig. Überwiegend sind die Firmen dem Handels- und Dienstleistungssektor und der Produktion von Medizinprodukten einzuordnen. Die größte Firma, die derzeit stark erweitert, produziert und handelt mit medizinisch orthopädischen Produkten. Mit seinem hohen Anteil an Büro- und Verkaufsfläche beansprucht das Gewerbe in Benzach den Großteil der Energie für die Raumwärme. Dafür wird Endenergie von rund 577 MWh/a benötigt. 2.2.2 Strombedarf 2.2.2.1 Strombedarf der Wohngebäude Vergleichbar zur Bestimmung des Energiebedarfs für die Brauchwarmwasserbereitung wird auch der Strombedarf über die Personenanzahl bestimmt. Jedoch verhält sich der Jahresstrombedarf für einen Haushalt nicht linear zur Anzahl der zugehörigen Personen. Eingesetzt werden hierfür Vergleichskennwerte der Energieagentur NRW von 2006. Der Stromverbrauch der Wohngebäude beträgt rund 1.554 MWh/a. 2.2.2.2 Strombedarf der Gewerbegebäude Rund ein Viertel der Energie in Gewerbebetrieben wird für mechanische Energie, d.h. in erster Linie für Antriebe, verwendet.4 Die Beleuchtung spielt bei Büro- und Verkaufsflächen ebenfalls eine erhebliche Rolle im Stromverbrauch. Standard in Gewerbe ist heute die Verwendung von Leuchtstofflampen. Allerdings werden noch viele Beleuchtungsanlagen mit konventionellen statt elektronischen Vorschaltgeräten und veralteten Leuchtensysteme betrieben. Dazu kommt Lüftung, Kühlung und im Gastgewerbe Prozesswärme für Kochen und Kühlenergie hinzu. Der Energieaufwand für das Gewerbe im Benzach wird über Befragungen und ergänzend durch statistische Daten berechnet. Der Stromverbrauch der Gewerbegebäude beträgt rund 221 MWh/a. 2.2.2.3 Strombedarf der Straßenbeleuchtung Alle Straßen im Quartier werden durch Straßenlaternen beleuchtet. Die Leuchtenköpfe dieser Straßenleuchten wurden in den letzten Jahren ausgetauscht. Damit sind an die Stelle der vorher vorrangig installierten HQL-Lampen, Natriumdampf- und Energiesparlampen getreten. Der Strombedarf der Straßenbeleuchtung beträgt jährlich ca. 34 MWh. Die Straßenbeleuchtung nimmt somit nur einen unbedeutenden Anteil am Energieverbrauch ein. 4 Leitfaden für effiziente Energienutzung im Gewerbe, Bremer Energiekonsens 2007 22 Energetische Stadtsanierung. Integriertes Quartierskonzept Weinstadt-Benzach 2.2.3 CO2-Emissionen Die CO2-Emissionen für den Wärme- und Strombedarf werden mit Hilfe der Faktoren von Gemis 4.5 berechnet. Betrachtet werden CO2-Äquivalente, bei denen zusätzlich zu dem direkten CO2-Ausstoß auch andere klimaschädigende Gase, wie z. B. NOX, mit betrachtet und diese dann in einer vergleichbar schädlichen Menge CO2berücksichtigt. Der CO2-Ausstoß der Wohngebäude summiert sich auf 2.542 t/a. Auf den Wärmebereich entfallen 1.642 t/a (65 %) und auf den Strombereich 900 t/a (35 %). Das Gewerbe ist für Treibhausgasemissionen von 309 t/a verantwortlich. Der CO2-Ausstoß der Straßenbeleuchtung beträgt rund 20 t/a. Hinzu kommen noch Emissionen von allgemeinen Stromverwendungen wie beispielsweise für die Wasserversorgung und Abwasserentsorgung, die rund 29 t ausmachen. CO2-Bilanz Gebäude 1800 1600 1400 1200 1000 800 600 400 200 0 Abbildung 7: CO2-Bilanz der Gebäude (Wärme und Strom) Wärme 1823 t 1642 t 181 t Wärme Haushalte Wärme Gewerbe Strom 1077 t Straßenbeleuchtung Strom Haushalte Strom Gewerbe Strom Allgemein 20 t 900 t 128 t 29 t Tabelle 1: CO2-Bilanz der Gebäude (Wärme und Strom) 23 Energetische Stadtsanierung. Integriertes Quartierskonzept Weinstadt-Benzach 2.2.4 Bauphysikalische Betrachtung und Sanierungszustand Verantwortlich für die Energieverluste eines Gebäudes sind die Gebäudehülle mit den Transmissionswärmeverlusten, der Austausch von kalter Außenluft und warmer Raumluft (Lüftungswärmeverluste) und die Verluste, die bei der Wärme- und Warmwasserbereitung in der Heizung anfallen. Den größten Anteil an den Wärmeverlusten älterer Bestandsgebäude bilden die Transmissionswärmeverluste. Das ist der Teil der Verlustwärme, der durch die Wärme übertragende Umfassungsflächen (dies sind Außenwände, Außentüren, Fenster und das Dach) durch Wärmeübertragung abgegeben wird. Die Transmissionsverluste entstehen somit in verschiedenen Bauteilen. Neben den Verlusten durch die Hüllflächenbauteile treten noch weitere Verlustarten auf. Die Lüftungsverluste sind zum einen durch eine kontrollierte Lüftung des Gebäudes bedingt, zum anderen erfolgt ein ungewollter Luftaustausch durch Undichtigkeiten im Gebäude. Transmissions- und Lüftungswärmeverluste werden durch nutzbare Wärmegewinne (Sonneneinstrahlung durch Fenster und Wärmeabgabe von Personen und Geräte) zum Teil kompensiert. Aus den Verlusten und Gewinnen resultiert der Gesamt-Heizwärmebedarf des Gebäudes, der von der Heizung gedeckt werden muss. Hinzu addiert sich der Warmwasserwärmebedarf, der die Energiemenge bezeichnet, die zur Erwärmung des Brauchwarmwassers aufgewendet werden muss. Verluste bei der Energieumwandlung (z. B. Verluste des Heizkessels), der Verteilung und sonstige technische Verluste werden bei der Ermittlung des Endenergiebedarfs mit berücksichtigt. 2.2.4.1 Transmissionswärmeverluste Für die im Quartier am häufigsten vertretenen Mehrfamiliengebäude (MFH_E und MEH_F und MFH_G) typisch ist, dass die Außenwände und Fenster einen größeren Verlustanteil stellen als Dach- und Kellerdecken. Abbildung 8: Transmissionswärmeverluste Mehrfamiliengebäude Baualtersklasse E 24 Energetische Stadtsanierung. Integriertes Quartierskonzept Weinstadt-Benzach Abbildung 9: Transmissionswärmeverluste Mehrfamiliengebäude Baualtersklasse F Abbildung 10: Transmissionswärmeverluste Mehrfamiliengebäude Baualtersklasse H Durch Betrachtung der Wärmeverluste eines Mehrfamilienhauses der Baualtersklasse E ist ersichtlich, dass bei den Transmissionswärmeverlusten insbesondere die Verluste über die Außenwände reduziert werden sollten. Doch auch die übrigen Bauteile haben nennenswerte Verlustanteile, die es zu minimieren gilt. Dies kann durch geeignete Dämmmaßnahmen und die Erneuerung der Fenster realisiert werden. Dadurch wird gleichzeitig die Luftdichtigkeit des Gebäudes erhöht. Infolgedessen werden auch die Luftwechselverluste geringer. Bei höheren und kompakteren Gebäuden hat die Verteilung der Wärmeverluste hingegen einen deutlichen Schwerpunkt bei den Außenwänden und den Fenstern. Keller und Dach spielen nur eine untergeordnete Rolle. 25 Energetische Stadtsanierung. Integriertes Quartierskonzept Weinstadt-Benzach Abbildung 11: Transmissionswärmeverluste großes Mehrfamiliengebäude Baualtersklasse F Abbildung 12: Transmissionswärmeverluste Hochhaus Baualtersklasse F Für die im Quartier am häufigsten vertretenen Mehrfamiliengebäude (MFH_E und MEH_F und MFH_G) typisch ist, dass die Außenwände und Fenster einen größeren Verlustanteil stellen als Dach- und Kellerdecken. 2.2.4.2 Sanierungszustand Der Sanierungszyklus bei Wohnimmobilien beträgt in der Regel mehr als 30 Jahre. Trotz dieser Zahlen bleiben die aktuellen energetischen Modernisierungsraten im Wohngebäudebereich weit hinter der Rate zurück, die sich rechnerisch aus einem Nutzungszyklus von 30 Jahren ergäbe. Für die Wärmedämmung der Außenwand ergibt sich eine Modernisierungsrate von 0,82 % pro Jahr.5 Unter Sanieren versteht man die baulich, technische Wiederherstellung oder Modernisierung eines Bauwerks, um Schäden zu beseitigen. Eine energetische Sanierung beinhaltet zudem noch die Minimierung des Energieverbrauchs des Gebäudes. Dabei ist die ganzheitliche Betrachtung des Gebäudes erforderlich um Bauschäden zu vermeiden. 5 IWU-Studie „Datenbasis Gebäudebestand“ , 2008 26 Energetische Stadtsanierung. Integriertes Quartierskonzept Weinstadt-Benzach Oftmals wird statt einer umfassenden energetischen Sanierung nur eine optisch-funktionale Sanierung mit dem Erhalt des Ist-Zustandes durchgeführt. Eine energetische Aufwertung erfolgt dabei nicht. Abbildung 13: Optisch-funktionale Sanierung der Fassade Der Sanierungszustand der Gebäude wurde durch eine Begehung eingeschätzt. Wie sich dabei zeigte, wurden Sanierungsmaßnahmen bisher selten durchgeführt. Die Maßnahmen beschränken sich weitestgehend auf die Erneuerung der Fenster und die Ersatzbeschaffung abgängiger Heizungsanlagen. Bei den Flachdachgebäuden wurden im Bedarfsfall die Dächer neu abgedichtet und dabei eine Wärmedämmung aufgebracht. Vereinzelt wurden Fassaden mit einem WDV-System versehen. Die Gebäude im Quartier Benzach weisen dem Baualter entsprechend typische spezifische Wärmeverbräuche auf. Diese liegen im Bereich zwischen 86 kWh/a und 141 kWh/a. Die meisten Gebäude wurden bisher nicht wesentlich energetisch saniert. Sie befinden sich weitestgehend im Zustand ihrer Errichtung. Ein Beispiel für eine umfassende energetische Sanierung liefern die Gebäude Raiffeisenstraße 2 – 12. Zuvor wurde ein Sanierungskonzept für die Gebäude erstellt, das eine gemeinsame Wärmeversorgung der Gebäude beinhaltet. Das Gebäude Raiffeisenstraße 2 wurde im Lauf der Untersuchung umfassend energetisch saniert. Die Außenwände wurden mit einem Wärmedämmverbundsystem versehen und Fenster mit Wärmeschutzverglasung erneuert. 27 Energetische Stadtsanierung. Integriertes Quartierskonzept Weinstadt-Benzach Abbildung 14: Energetische Sanierung eines Mehrfamiliengebäudes 2.2.5 Energieversorgung Im Quartier werden die Energieträger Heizöl, Erdgas und Strom verwendet. Das Strom- und Telekommunikationsnetz ist flächendeckend und lückenlos. Ein Fernwärmenetz ist nicht vorhanden; jedoch existiert ein lokales Nahwärmenetz südlich des Quartiers auf dem Areal des städtischen Bildungszentrums. Ein Erdgasnetz ist nur rudimentär vorhanden, so dass nur wenige Gebäude im Quartier angeschlossen sind. Versorgungsmöglichkeiten für Erdgas bestehen für die Gebäude in der Raiffeisenstraße und für das Gebäude Ziegeleistraße 10 – 14. Obwohl eine Erdgasleitung in das Gebiet verlegt ist, können andere Gebäude ohne weitere Investition in eine Druckminderungsanlage nicht angeschlossen werden. Abbildung 15: Erdgasnetz im Quartier Benzach Regenerative Energieerzeugungsanlagen sind nur in Einzelfällen vorzufinden. Der Wärmebedarf wird zurzeit zu beinahe 100 % mit fossilen Brennstoffen gedeckt. 28 Energetische Stadtsanierung. Integriertes Quartierskonzept Weinstadt-Benzach Für einige Gebäude im Quartier Benzach wurden im Bebauungsplan Festsetzungen getroffen, die die Verwendung Luft verunreinigender Brennstoffe durch so genannte Verbrennungsverbote beschränkt. Durch das Verbrennungsverbot weisen diese Mehrfamilienhäuser Wärmeversorgungsysteme auf Basis Strom auf. Weitere Gebäude im Quartier werden mit Heizöl, Erdgas oder Heizstrom beheizt. Von einigen Gebäuden ist bekannt, dass die verwendeten Heizungsanlagen ihre technische Lebensdauer bereits deutlich überschritten haben, so dass Erneuerungen von Heizungsanlagen anstehen. 2.3 Ist-Analyse Erneuerbare Energien und Kraft-Wärme-Kopplung Es ist nicht bekannt, dass im Quartier Energieerzeugungsanlagen auf Basis Erneuerbarer Energien vorhanden sind. Auch die gekoppelte Erzeugung von Wärme und Strom in Blockheizkraftwerken wird bisher nicht angewandt. Für die Gebäude Raiffeisenstraße 2 – 12 wird eine gemeinsame Wärmeversorgung errichtet, die mit einem erdgasbetriebenen Blockheizkraftwerk und einem GasSpitzenlastkessel betrieben wird. 2.4 Ist-Analyse Verkehr Neben den Energiebedarfen für Heizung und Warmwasser hat auch der Verkehrsbereich einen bedeutenden Anteil am Energiebedarf. Für die Mobilität werden in Deutschland rund 30 % der Endenergie und ca. zwei Drittel des eingesetzten Mineralöls benötigt. Mit diesen Verbräuchen trägt der Verkehr zu ca. 20 % der CO2-Emissionen in Deutschland bei. Entsprechend der Berechnung der CO2-Emissionen des integrierten Klimaschutzkonzeptes für den Rems-Murr-Kreis6 liegt der Anteil des Verkehrs am Energieverbrauch im Landkreis bei 42 % wobei der motorisierte Individualverkehr davon einen Anteil von 59,6 % hält. Bei den CO2Emissionen beträgt der Verkehrsanteil 37,4 %. Verkehr entsteht als Folge räumlicher Trennung menschlicher Bedürfnisse wie Wohnen, Arbeiten, Freizeit u. s. w. Aktuell (2013) legt jeder deutsche Bürger im Durchschnitt etwa 15.000 km pro Jahr zurück, davon über 80 % (ca. 12.000 km) per Auto.7 Weinstadt hat mit 599 Personenkraftwagen (Pkw) pro 1000 Einwohner einen überdurchschnittlichen Pkw-Besatz. Der Kreisdurchschnitt liegt bei 572 Pkw und der Bundesdurchschnitt bei 543 Pkw pro 1000 Einwohner. Die durchschnittliche Fahrleistung der Pkw beträgt rund 11.300 km im Jahr.8 6 Energie und CO2 Bilanz 2008 für den Rems-Murr-Kreis 7 Quelle: Wikipedia/Verkehr 8 Quelle: Statistisches Landesamt Baden-Württemberg (Zahlen für 2011). 29 Energetische Stadtsanierung. Integriertes Quartierskonzept Weinstadt-Benzach Berechnet man die CO2-Emissionen für das Quartier Benzach anhand der Werte für den Rems-Murr-Kreis und berücksichtigt dabei die unterschiedliche Fahrzeugdichte, so kommt man auf eine verkehrsbedingte CO2-Emission des Quartiers von 9.079 MWh. Eine detaillierte Analyse der im Quartier verursachten Verkehrsströme konnte in der vorliegenden Arbeit nicht unternommen werden und erwies sich auch als nicht notwendig und nicht zielführend, da der damit einhergehende Rechercheaufwand nicht im Verhältnis zu den Optimierungsmöglichkeiten steht. Wichtig erschein hingegen eine Analyse des Mobilitätsangebotes in und aus dem Quartier zu den gängigsten Zielen der Bewohner. Die Wahl des Verkehrsmittels hängt nicht nur von der individuellen Situation des Einzelnen, sondern auch von den Rahmenbedingungen ab. Beispiele dafür sind das Angebot von und die Erreichbarkeit mit öffentlichen Verkehrsmitteln und die Anbindung des Quartiers mit Fuß- und Radwege. An solchen Rahmenbedingungen kann eine Optimierung hin zu einer Verringerung des motorisierten Individualverkehrs ansetzen. Das Wohngebiet Benzach ist sehr gut an den öffentlichen Nahverkehr angeschlossen. Die Buslinien 206 und 209 verbinden das Quartier mit örtlichen und überörtlichen Zielen. Mit der Buslinie 206 können in Richtung Schnait Ziele wie beispielsweise das Rathaus in der Ortsmitte von Beutelsbach und in Richtung Waiblingen über Bahnhof Endersbach die Einkaufsstraße in der Ortsmitte Endersbach, Ämter und Einkaufsmöglichkeiten in Waiblingen und durch den S-Bahn-Anschluss am Bahnhof auch die Landeshauptstadt Stuttgart mit ihren diversen Möglichkeiten erreicht werden. Die S-Bahn-Haltestelle Endersbach ist zu Fuß und mit dem Fahrrad schnell erreichbar. Die Entfernung zur Haltestelle beträgt im Durchschnitt rund 500 m. ÖPNV-Anbindung. Ausschnitt Netzplan VVS Abbildung 16: ÖPNV-Anbindung. Ausschnitt Netzplan VVS Das Gebiet ist zudem gut an örtliche Rad- und Fußwege angeschlossen. Zum Ortsteil Endersbach sind vielfältige Wege über Wohnstraßen mit Tempo-30-Zonen vorhanden. Nach Beu30 Energetische Stadtsanierung. Integriertes Quartierskonzept Weinstadt-Benzach telsbach führen gut ausgebaute Rad- und Fußwege, die auch nachts beleuchtet sind. Es besteht auch ein guter Anschluss an die überörtlichen Radwegeverbindungen entlang der Rems. Ein weiterer maßgeblicher Anteil am Verkehr hält der gewerbliche Liefer-, Mitarbeiter und Kundenverkehr. Zum einen sind dies Verkehrsbewegungen von Lieferfahrzeugen zur Belieferung privater Kunden, zum anderen der Verkehr von und zu den gewerblichen Standorten im Quartier. Der überwiegende Teil des Verkehrsaufkommens von und zu den Betrieben erfolgt über die Raiffeisenstraße. Entlastung wird die neue Zufahrt zur Firma Bort bringen, die über einen Abzweig direkt zur Kreisstraße 1862 geführt wird. 31 Energetische Stadtsanierung. Integriertes Quartierskonzept Weinstadt-Benzach 3 3.1 Zielsetzungen Gesamtenergiebilanz und CO2 Zielsetzungen Klimaschutz 3.1.1 Ziele der EU und Bundesrepublik Deutschland Im Rahmen des Energiekonzepts der Bundesregierung ist vorgesehen, gegenüber den Emissionswerten von 2008 den Wärmebedarf für Gebäude bis 2020 um 20 % und den Primärenergiebedarf bis 2050 um 80 % zu senken, um schließlich einen «nahezu klimaneutralen Gebäudebestand» zu erreichen9. Dazu soll der Anteil der jährlich energetisch sanierten Gebäude von 0,8 % auf 2 % erhöht werden. Im Bereich der Energie- und Klimapolitik haben sich die Europäische Union, die Bundesrepublik Deutschland und das Land Baden-Württemberg ambitionierte Ziele gesetzt. So soll die Energiewende unter Beibehaltung der Versorgungssicherheit umgesetzt und die Nutzung der Atomkraft beendet werden. Die Europäische Union will den Klimawandel mit der Formel 20-20-20 bremsen. Das EUKlimapaket verpflichtet alle Mitgliedsländer den Energieverbrauch sowie die TreibhausgasEmissionen um 20 % im Vergleich zum Jahr 1990 zu senken. Der Anteil erneuerbarer Energien soll auf 20 % steigen. Deutschland muss als größte Wirtschaftsmacht in der EU die Treibhausgasemission in den Bereichen Verkehr, private Haushalte und Landwirtschaft gegenüber 2005 um 14 % senken. Das Ziel der Bundesrepublik Deutschland ist, den CO2-Ausstoß bis 2020 um 40 % gegenüber 1990 zu senken. Längerfristig sollen die CO2-Emissionen bis 2030 um 55 % und bis 2040 um 70 % gegenüber 1990 reduzieren werden. Bis 2050 ist eine Senkung der Emissionen klimaschädlicher Gase um 80 % bis 95 % angestrebt. Der Anteil erneuerbarer Energien an der Stromproduktion soll bis 2030 auf 25 % bis 30 % steigen und der Stromanteil aus der KraftWärme-Kopplung um 25 % angehoben werden. Darüber hinaus soll der Anteil der erneuerbaren Energien an der Wärmeerzeugung bis 2020 auf 14 % angehoben werden. 3.1.2 Ziele des Landes Baden-Württemberg Um die negativen Auswirkungen des Klimawandels so weit als möglich zu begrenzen, hat sich auch das Land Baden-Württemberg differenzierte Klimaziele gesetzt. Bezogen auf das Basisjahr 1990 strebt Baden-Württemberg eine Reduktion der CO2-Emissionen um 25 % bis 2020 und um rund 90 % bis zum Jahr 2050 an. Sektorziele für die Stromerzeugung betragen -15 % bis -18 %, für private Haushalte -20 % bis -28 %, für Gewerbe, Handel und Dienstleistungen -35 % bis -40 % und im Verkehrssektor -20 % bis -25 %. 3.1.3 Ziele des Rems-Murr-Kreises Im Klimaschutzkonzept des Landkreises wurden unterschiedliche Szenarien zum Klimaschutz im Rems-Murr-Kreis vorgestellt. Im Umwelt- und Verkehrsausschuss der Kreistages wurde 9 Das Energiekonzept - Beschluss des Bundeskabinetts vom 28. September 2010 32 Energetische Stadtsanierung. Integriertes Quartierskonzept Weinstadt-Benzach das Klimaschutzkonzept am 5.11.2012 angenommen. Der Landkreis verfolgt das Ziel, Musterlandkreis Klimaschutz zu werden. Dies hat zur Folge, dass bis 2025 die Endenergie um gut 7 % niedriger liegen soll als in einem Standard-Szenario. Die relativ größte Minderungswirkung des Maßnahmenkatalogs existiert im GHD-Sektor, indem im Jahr 2025 der Endenergieverbrauch 22 % niedriger liegt. Der Endenergieverbrauch der privaten Haushalte verringert sich um rund 10 %. In der Industrie sowie im Verkehrssektor werden zusätzliche Reduktionen von jeweils rund 5 % erreicht. Die CO2-Emissionen sollen bis 2025 um 10 % reduziert werden. Bezogen auf die Einwohnerzahl des Rems-Murr-Kreis reduzieren sich damit die Pro-Kopf-Emissionen von 7,14 t CO2auf 5,18 t CO2. Ein Unterziel darin besteht im Ausbau der Nahwärme. Zukünftig sollen Gebiete durch Nahwärmenetze aus mit Erdgas, Biogas oder Biomasse betriebenen dezentralen KWKBlockheizkraftwerken versorgt werden.10 3.1.4 Ziele der Stadt Weinstadt Die Stadt Weinstadt hat das Handlungsfeld Energie und Klima in ihrem Stadtentwicklungskonzept benannt.11 Sie will sich im Rahmen eines Klimaschutzkonzeptes konkrete Klimaschutzziele erarbeiten, mit denen sich Bürgerschaft, Gemeinderat und Verwaltung gemeinsam identifizieren können. Bisher sind derartige Ziele für die Stadt noch nicht definiert. Mit Beschluss vom 10.4.2014 wurde die Verwaltung aufgefordert, ein Klimaschutzkonzept zu erstellen.12 Gleichsam ist Weinstadt bisher schon Mitglied im Klima-Bündnis europäischer Städte mit indigenen Völkern. Als Mitglied des Klima-Bündnis hat sie sich dazu verpflichtet, ihre Treibhausgasemissionen kontinuierlich zu vermindern. Ziel ist es, den CO2-Ausstoß alle fünf Jahre um zehn Prozent zu reduzieren. Die Pro-Kopf-Emissionen sollen gegenüber dem Basisjahr 1990 bis spätestens 2030 halbiert werden. 10 Kreisweites, integriertes Klimaschutzkonzept für den Rems-Murr-Kreis, S. 132 11 Kursbuch Weinstadt 2030. Integratives und Kooperatives Stadtentwicklungsprogramm Weinstadt 2030; Beschluss vom 10.4.2014 12 Vorlage 63 / 2014 Kursbuch Weinstadt 2030 - Umsetzung einzelner Projekte vom 10.04.2014 33 Energetische Stadtsanierung. Integriertes Quartierskonzept Weinstadt-Benzach Abbildung 17: CO2-Reduktion nach Maßgabe des Klimabündnis Um eine Zielkontrolle zu ermöglichen ist es notwendig, die Bundes- oder Landesziele auf die einzelnen Energieverwendungen herunterzubrechen. Das Klimabündnis macht hierfür keinerlei Differenzierung. Abbildung 18: Sektorziele der EU und der Bundesrepublik Deutschland. Zusammenstellung der dena. 34 Energetische Stadtsanierung. Integriertes Quartierskonzept Weinstadt-Benzach Abbildung 19: Sektorziele des Landes Baden-Württemberg. PM 025/2012 Eckpunkte Klimaschutzgesetz Baden-Württemberg vom 7.2.2012 3.2 Sektorale Zielsetzungen Energieverwendung und Energiebereitstellung Im Rahmen des Energiekonzepts der Bundesregierung ist vorgesehen, gegenüber den Emissionswerten von 2008 den Wärmebedarf für Gebäude bis 2020 um 20 % und den Primärenergiebedarf bis 2050 um 80 % zu senken, um schließlich einen «nahezu klimaneutralen Gebäudebestand» zu erreichen13. Dazu soll der Anteil der jährlich energetisch sanierten Gebäude von 0,8 % auf 2 % erhöht werden. In einem Gutachten zum Klimaschutzgesetz Baden-Württemberg empfiehlt das ZSW, die Treibhausgasemissionen der Haushalte bis 2020 gegenüber 2010 um 30 % zu reduzieren (Reduktion gegenüber 1990 um 20 – 28 %). 3.3 Sektorale Zielsetzung Erneuerbare Energien und Kraft-Wärme-Kopplung (KWK) Der Anteil der Erneuerbaren Energien soll laut Energiekonzepts der Bundesregierung bis 2020 18 % des Endenergieverbrauchs ausmachen. Den Anteil erneuerbarer Energien am Bruttostromverbrauch will die Bundesregierung bis 2020 auf 35 % erhöhen. Im Jahr 2050 soll dieser Wert 80 % betragen. Für den Anteil der Kraft-Wärme-Kopplung am Stromverbrauch werden keine Zielvorgaben gemacht. 13 Das Energiekonzept - Beschluss des Bundeskabinetts vom 28. September 2010 35 Energetische Stadtsanierung. Integriertes Quartierskonzept Weinstadt-Benzach Baden-Württemberg setzt mit seinen Zielen auf denen der Bundesregierung auf, geht aber davon aus, dass auch zukünftig ein Anteil von 20 % und mehr des Gesamtstrombedarfs durch Anlagen gedeckt wird, die außerhalb des Landes liegen. Im Klimaschutzkonzept des Landkreises wird mit der Maßnahmeempfehlung Ü3 der Ausbau der Nahwärme mit Kraft-Wärme-Kopplung anvisiert. In der Empfehlung E2 werden die Nutzwärmelieferung von Energieversorgern und vor allem der Austausch von Nachtstromspeicherheizungen gefordert. 3.4 Sektorale Zielsetzungen Verkehr In der Bundesrepublik Deutschland sollen die verkehrsbedingten Emissionen bis 2020 um 10 % und bis 2050 um 40 % gesenkt werden. Baden-Württemberg hat als Zielvorgabe der Treibhausgasemissionsminderung 26 % gegenüber 2010 (20 – 25 % gegenüber 1990). Weinstadt wird mit einem integrierten gesamtstädtischen Verkehrskonzept einen Verkehrsentwicklungsplan für die Gesamtstadt wie auch für einzelne Teilbereiche entwerfen, der auch übergeordnete Ziele beinhaltet. 3.5 Zielsetzung Stadtplanung Die Stadt Weinstadt ist teilnehmende Kommune an der Interkommunalen Gartenschau 2019 entlang der Rems. Alle wesentlichen städtebaulichen Projekte sollten im Zeitraum bis zur Gartenschau auf die Schaffung neuer und attraktiver Stadt- und Grünräume fokussieren. Zentraler Beitrag Weinstadts ist die Schaffung einer Grünen Mitte zwischen den Siedlungsbereichen von Beutelsbach und Endersbach. Hier wird auf eine neue Art und Weise das Thema eines zentralen Ortes für die gesamte Weinstadt umgesetzt. Anders als die Pläne von 1975 soll dieser Ort nicht in Konkurrenz zu den historischen Ortskernen treten, sondern eine offene und zentrale Freiraumstruktur anbieten, die in die Wege zum und am Wasser übergeht und die „Weinstädter Flusslandschaft“ stärkt. Die Grüne Mitte ist Leitprojekt des Weinstädter Stadtleitbildprozess, des Kursbuch 2013. 36 Energetische Stadtsanierung. Integriertes Quartierskonzept Weinstadt-Benzach Abbildung 20: Grüne Mitte Weinstadt. Ausschnitt aus dem Projekt Interkommunale Gartenschau Rems 2019 Das Quartier Benzach grenzt im Osten direkt an die neue Grüne Mitte und wird deutlich von der Schaffung eines Bürgerparks profitieren. Die Wegeverbindungen entlang des Schweizerbaches sollen gestärkt und als attraktiver Parkraum entwickelt werden. Das sogenannte Grüne T soll eine fußläufige Verbindung zur und entlang der Rems schaffen. Alle weiteren freiräumlichen und städtebaulichen Projekt in Benzach, sollten unter der Prämisse der Interkommunalen Gartenschau und der Grünen Mitte betrachtet werden. Auf Grundlage der weiteren Planungen zur Grüne Mitte mit städtebaulichen und freiräumlichen Themen (Stadtrand Ost, Zeigeleistraße) Benzach enthalten werden, soll ein städtebauliches Fördergebiet definiert werden, dass den Ortskern Beutelsbach im Osten, die Grüne Mitte und Benzach im Westen umfassen soll. Derzeit ist das Bund/Länder Programm „Soziale Stadt“ in der Diskussion. Hintergrund für diesen Fokus ist die Ansammlung von öffentlichsozialen Themenschwerpunkten und möglichen Projekten in und in der Peripherie der Grünen Mitte. 37 Energetische Stadtsanierung. Integriertes Quartierskonzept Weinstadt-Benzach 4 4.1 Potenziale und Maßnahmen zur Zielerreichung Energieverwendung und Energiebereitstellung 4.1.1 Potenziale und Maßnahmen im Bereich Wärme 4.1.1.1 Energieverwendung Die Maßnahmen zur Zielerreichung im Bereich Energieverwendung greifen auf unterschiedlichen Ebenen entlang der Energieverwendungskette an. Direkt auf den Energieverbrauch der Gebäude wirken Maßnahmen der Energieeinsparung. Dies sind zum einen verhaltensbedingte Einsparungen der Nutzer wie auch technische Maßnahmen, die den Wärmebedarf der Gebäude. Die technischen Potenziale können unterteilt werden in Wärmeschutzmaßnahmen und Maßnahmen an der Gebäudetechnik. 4.1.1.1.1 Wärmeschutzmaßnahmen Für die Potenzialeinschätzung wird betrachtet, wie viel sich mit Wärmeschutzmaßnahmen an den Gebäuden erzielen lässt. Betrachtet werden zwei Sanierungszenarien. a. Sanierung der einzelnen Bauteile auf EnEV-Niveau (EnEV 2009 – Anhang 2, Tabelle 1) In diesem Szenario wird das Potenzial erfasst, das nutzbar ist, wenn bei allen Gebäuden die Außenbauteile entsprechend der Anforderungen der EnEV saniert werden. Die Energieeinsparverordnung (EnEV) setzt Mindestanforderungen an den Wärmeschutz, wenn Bauteile verändert werden. Soweit bei beheizten Gebäuden Änderungen ausgeführt werden, sind diese so auszuführen, dass die Wärmedurchgangskoeffizienten der betroffenen Flächen die für solche Außenbauteile festgelegten Höchstwerte der Wärmedurchgangskoeffizienten nicht überschreiten. Folgende Maßnahmen werden bei der Sanierung auf das Niveau der EnEV durchgeführt: - Wärmedämmverbundsystem für die Außenwand (U-Wert = 0,28 W/(m²K)) - Austausch der Fenster und der Außentüren (U-Wert = 1,70 W/(m²K)) - Wärmedämmung des Daches (U-Wert = 0,28 W/(m²K)) - Wärmedämmung der Kellerdecke (U-Wert = 0,35 W/(m²K)) Die Einsparpotenziale der Transmissionswärmeverluste durch Wärmeschutzmaßnahmen liegen in einer Bandbreite zwischen 35 % und 38 %. Da durch die Maßnahmen die Verluste durch Lüftung, Warmwasserbereitung und Heizung nicht oder nur gering verändern, sind mit den Maßnahmen Endenergieeinsparungen zwischen 25 % und 32 % erzielbar. Dies stellt das derzeit unter wirtschaftlichen Gesichtspunkten größtmöglich auszuschöpfende Potenzial der Wärmeschutzmaßnahmen dar. 38 Energetische Stadtsanierung. Integriertes Quartierskonzept Weinstadt-Benzach Werden bei allen Gebäuden im Quartier die wärmeübertragenden Bauteile auf das Niveau der EnEV saniert, reduziert dies den Endenergieverbrauch um 40 % auf 3.623 MWh/a. Der CO2-Ausstoß für die Wärmeerzeugung wird um 40 % auf 989 t/a gesenkt. Ist-Zustand EnEV-Niveau Endenergie 5.224 MWh/a 3.623 MWh/a CO2-Emission 1.642 t/a 989 t/a Tabelle 2: CO2-Einsparung der Gebäude bei Sanierung auf EnEV-Niveau b. Sanierung entsprechend der technischen Mindestanforderungen des KfW-Programms „Energetisch sanieren - Einzelmaßnahmen“ (152 und 430) In diesem Szenario wird das Potenzial erfasst, das nutzbar ist, wenn bei allen Gebäuden die Außenbauteile entsprechend der Anforderungen des KfW-Programms „Energetisch sanieren - Einzelmaßnahmen“ (152 und 430) saniert werden. Die KfW weist für ihre Förderprogramme zum energetischen Sanieren von Wohngebäuden technische Mindestanforderungen aus. Gefördert werden bauliche Maßnahmen zur Verbesserung der Energieeffizienz, die entsprechend der Bauteilart Höchstwerte der Wärmedurchgangskoeffizienten (U-Werte) der jeweiligen Bauteile einhalten müssen. Folgende Maßnahmen werden bei der Sanierung entsprechend der technischen Mindestanforderungen des KfW-Programms „Energetisch sanieren - Einzelmaßnahmen“ durchgeführt: - Wärmedämmverbundsystem für die Außenwand (U-Wert = 0,20 W/(m²K)) - Austausch der Fenster und der Außentüren (U-Wert = 0,95 W/(m²K)) - Wärmedämmung des Daches (U-Wert = 0,14 W/(m²K)) - Wärmedämmung der Kellerdecke (U-Wert = 0,25 W/(m²K)) Die Einsparpotenziale der Transmissionswärmeverluste durch Wärmeschutzmaßnahmen liegen in einer Bandbreite zwischen 54 % und 75 %. Für die Endenergie sind bei den einzelnen Gebäuden Einsparungen zwischen 40 % und 63 % erzielbar. Dies stellt das derzeit unter wirtschaftlichen Gesichtspunkten größtmöglich auszuschöpfende Potenzial der Wärmeschutzmaßnahmen dar. Werden bei allen Gebäuden im Quartier die wärmeübertragenden Bauteile auf das Niveau der EnEV saniert, reduziert dies den Endenergieverbrauch um 56 % auf 2.277 MWh/a. Der CO2-Ausstoß für die Wärmeerzeugung wird um 62 % auf 616 t/a gesenkt. Ist-Zustand KfW-Niveau Endenergie 5.224 MWh/a 2.277 MWh/a CO2-Emission 1.642 t/a 616 t/a Tabelle 3: CO2-Einsparung der Gebäude bei Sanierung mit KfW-Anforderungen 39 Energetische Stadtsanierung. Integriertes Quartierskonzept Weinstadt-Benzach 4.1.1.1.2 Maßnahmen an der Gebäudetechnik a. Lüftungswärmeverluste und Einsparpotenziale durch Wärmerückgewinnung (WRG) Die Lüftungswärmeverluste von Gebäuden sind durch die notwendigen Luftwechsel zur Erhaltung einer guten Luftqualität im Gebäude und bei nicht dichtem Gebäude zudem durch unkontrollierten Luftaustausch aufgrund von Undichtigkeiten im Gebäude bedingt. Durch undichte Fensterfugen und durch die ungenügend luftdichte Abdichtung des Daches treten bei entsprechenden Windverhältnissen erhebliche Lüftungswärmeverluste auf. Durch die Verbesserung des Wärmedämmstandards der Gebäude steigt der relative Anteil der Lüftungswärmeverluste an den gesamten Wärmeverlusten. Um das Einsparpotenzial bei den Lüftungswärmeverlusten zu heben, ist eine Wärmerückgewinnung aus der abzuführenden warmen Raumluft vorzusehen. Über zentrale oder dezentrale Lüftungsanlagen mit Wärmerückgewinnung können bis zu 90 % der Wärme der Abluft entnommen und der Zuluft zugeführt werden. Dagegen muss der Aufwand für die Bewegung der Luft aufgerechnet werden. Gute Ventilatoren in Lüftungsanlagen haben eine Leistungsaufnahme unter 50 Watt und verbrauchen im Jahr 140 – 200 kWh. Mit der Wärmerückgewinnung aus der Abluft sind Endenergieeinsparungen von 4 % bis 6 % gegenüber dem Ist-Zustand zu erreichen. Ist-Zustand Lüftung mit WRG Endenergie 5.224 MWh/a 4.968 MWh/a CO2-Emission 1.642 t/a 1.562 t/a Tabelle 4: CO2-Einsparung der Gebäude bei Lüftung mit Wärmerückgewinnung b. Einsparpotenziale bei der Warmwasserbereitung In Wohngebäuden reicht der Anteil der Warmwasserbereitung am Gesamtwärmebedarf von rund 15 % bei unsanierten Gebäuden bis über 50 % bei gut gedämmten Häusern. Der Energiebedarf der Warmwasserbereitung hängt dabei von der Technik der Wärmeerzeugung und des Verteilsystems sowie den Komfortanforderungen und der Anzahl der Nutzer ab. Ein großer Anteil an den Verlusten ist der Warmwasserzirkulation geschuldet. In Mehrfamilienhäusern mit zentraler Warmwasserbereitung zirkuliert das Wasser üblicherweise ständig, da eine Festlegung auf einvernehmliche Unterbrechungszeiten schwer möglich ist. Durch die Optimierung und ein besseres Zusammenspiels einzelner Komponenten lässt sich der Aufwand bei der Warmwasserbereitung reduzieren. Große Optimierungspotenziale bestehen dabei bei der Warmwasserbereitung in der heizungsfreien Zeit, der Speicherung und des Verteilsystems. Durch technische Maßnahmen kann der Energiebedarf der Warmwasserbereitung in Mehrfamiliengebäuden in einer Größenordnung von etwa 8 – 10 % reduziert werden. Gleichzeitig kann bei der Erzeugung der Wärmeenergie für die Warmwasserbereitung ein Anteil von 25 – 35 % mit Erneuerbaren Energien in Form von solarthermischer Energie gedeckt werden. 40 Energetische Stadtsanierung. Integriertes Quartierskonzept Weinstadt-Benzach Mit einer Optimierung der Warmwasserbereitung und -verteilung sind Endenergieeinsparungen an nicht erneuerbaren Energien von bis zu 6 % gegenüber dem Ist-Zustand zu erreichen. Endenergie 5.224 MWh/a Optimierung Warmwassersystem 4.911 MWh/a CO2-Emission 1.642 t/a 1.543 t/a Ist-Zustand Tabelle 5: CO2-Einsparung der Gebäude bei Optimierung des Warmwassersystems c. Einsparpotenziale bei der Heizwärmeerzeugung Laut einer Studie des Bundesumweltamtes14, bei der gängige und innovative Anlagen- und Bausysteme zur Wärmeversorgung von Wohngebäuden einem umfassenden Vergleich unterzogen wurden, lassen sich mit dem Umstieg auf erneuerbare Energien in der Heizungstechnik bei unsanierten Gebäuden rund 90 % an Treibhausgasemissionen vermeiden. Der Vermeidungsgrad hängt im Wesentlichen von der Ausgangsituation ab. Als Vergleichsgröße dient eine Niedertemperaturheizung mit dem Brennstoff Heizöl. Im untersuchten Quartier sind die Mehrzahl der Wohnungen mit Heizöl, ein weiterer großer Teil mit Erdgas und in geringerem Maße wird mit Strom geheizt. Werden die fossilen Heizkessel allesamt erneuert, werden rund 14 % weniger Endenergie verbraucht und rund 26 % weniger CO2-Emissionen erzeugt. Werden alle Heizungsanlagen auf erneuerbare Energien (Holzpellet oder Holzhackschnitzel) umgestellt, liegt zwar fast keine Energieeinsparung vor, der CO2-Ausstoß verringert sich aber um 87 %. Mit Heizungserneuerungen sind Einsparungen der Treibhausgase von bis zu 87 % gegenüber dem Ist-Zustand zu erreichen. Ist-Zustand Endenergie 5.224 MWh/a CO2-Emission 1.642 t/a Heizungserneuerungen Heizungserneuerungen konventionell erneuerbare Energien 4.484 MWh/a 5.161 MWh/a 1.222 t/a 221 t/a Tabelle 6: CO2-Einsparung der Gebäude bei Sanierung der Heizungsanlagen 4.1.1.2 Energiebereitstellung durch Nahwärme Durch die Dichte der Bebauung und den spezifisch hohen Energieverbrauch kann eine Nahwärmversorgung im Quartier in Betracht gezogen werden. Die dazu erforderlichen Untersuchungen wurden vom Ingenieurbüro Schuler GmbH (IBS), Bietigheim-Bissingen durchgeführt. Grundlage der Untersuchung ist die Ermittlung der Ener14 Umweltwirkung von Heizungssystemen in Deutschland, 02/2011, www.uba.de/uba-info-medien/4070.html 41 Energetische Stadtsanierung. Integriertes Quartierskonzept Weinstadt-Benzach giebedarfscharakteristik, wozu die erforderliche Anschlussleistung der einzelnen Gebäude und der Lastgang bestimmt werden musste. Die so gewonnene Jahresdauerlinie setzt die Rahmenbedingung für die mögliche Anlagentechnik. Die Planung des Wärmeverteilsystems erfordert im ersten Schritt die vorläufige Festlegung des Netzaufbaus. Die Optimierung des Gesamtsystems ist ein iterativer Prozess. Zielsetzung ist hierbei, die wirtschaftlichste Lösung mit der größten Akzeptanz zu finden. Da die Wirtschaftlichkeit des Nahwärmenetzes mit der Anzahl der angeschlossenen Gebäude steigt, ist ein möglichst 110prozentiger Anschlussgrad angestrebt. Als Standort für eine Heizzentrale kommt ein Anbau an der Sporthalle des Bildungszentrums in Betracht. Die Wärmeleitungen führen über das Gelände des Bildungszentrums direkt auf die Erschließungsstraße des Quartiers und können dort teils unter der Straße und teils entlang Fußwegen zu den Gebäuden geführt werden. Das Versorgungskonzept sieht den Ausbau in zwei Stufen vor. Zunächst erfolgt der Anschluss der Gebäude Ziegeleistraße 1 -9, 10 – 14 und 34 – 46. Die an der Straßeneinmündung geplanten Neubauten des Baugebietes Benzach V können ebenfalls angeschlossen werden. In einem weiteren zweiten Bauabschnitt wird die Wärmetrasse bis zu den Gebäuden Ziegeleistraße 18 weitergeführt. Der erste Bauabschnitt hat eine Netzlänge von rund 690 m und wird einen Wärmebedarf der Gebäude von 1.360 MWh bei einer Jahreswärmeerzeugung von 1.610 MWh decken. Die Wärmedichte des Netzes beträgt rund 1.970 kWh pro Trassenmeter im Jahr (kWh/Trm*a). Abbildung 21: Netzentwurf 1. Bauabschnitt [IBS] 42 Energetische Stadtsanierung. Integriertes Quartierskonzept Weinstadt-Benzach Als Wärmeerzeuger wird ein mit Erdgas betriebenes Blockheizkraftwerk (BHKW) mit GasSpitzenlastkessel favorisiert. In der Variante a deckt das BHKW mit einer Wärmeleistung von 200 kWth (elektrische Leistung ca. 110 kWel) rund 73 % der Jahreswärmeerzeugung.15 Abbildung 22: Geordnete Jahresdauerlinie 1. Bauabschnitt (Variante a) [IBS] Die Netzlänge dehnt sich mit dem zweiten Bauabschnitt auf rund 1.350 m aus. Bei einem Wärmebedarf von rund 3,6 GWh erhöht sich die Wärmedichte auf rund 2.700 (kWh/Trm*a). Zur Wärmeerzeugung ist ein weiteres BHKW mit rund 250 kWel. Abbildung 23: Netzentwurf 1. und 2. Bauabschnitt [IBS] 15 Auf die ebenfalls untersuchte Variante b mit einem BHKW der Leistungsklasse 50 kW el/100 kWth (1. Bauabschnitt) und 339 kWel/930 kWth (2. Bauabschnitt) wird im Endbericht nicht weiter eingegangen. 43 Energetische Stadtsanierung. Integriertes Quartierskonzept Weinstadt-Benzach Abbildung 24: Geordnete Jahresdauerlinie 1. und 2. Bauabschnitt (Variante a) [IBS] Die Realisierung des Projektes mit dem ersten Bauabschnitt setzt die Anschlussbereitschaft von rund 100 Wohneinheiten voraus. Die Investitionskosten belaufen sich für den ersten Bauabschnitt auf rund 850.000 €. Die Gesamtinvestitionen für den ersten und den zweiten Bauabschnitt betragen rund 1,54 Mill. €. Grundlagen für die Wirtschaftlichkeit des Nahwärmenetzes ist der Betrieb des BHKW, dessen Strom in das Arealnetz des Bildungszentrums eingespeist werden soll. Dort wird der überwiegende Teil des Stromes verbraucht. Damit lassen sich höhere Einnahmen erzielen, als durch Strom, der entsprechend des KWK-Gesetzes mit der darin geregelten Einspeisevergütung vergütet wird. Wärmelieferverordnung (WärmeLV): Die Bundesregierung hatte Mitte 2013 eine Verordnung über die Umstellung auf gewerbliche Wärmelieferung für Mietwohnraum beschlossen. Sie liefern erstmals eine einheitliche Regelung im Umgang mit der Umstellung auf gewerbliche Wärmelieferung in Bestandsmietverhältnissen. Mit dem Erlass der neuen WärmeLV werden nun die rechtlichen Rahmenbedingungen für den Fall definiert, dass der Vermieter die Versorgung eines Mietgebäudes mit Wärme oder Warmwasser von der Eigenversorgung auf eine gewerbliche Wärmelieferung durch einen Dritten umstellt. Die Verordnung bestimmt, dass ein Kostenvergleich zwischen alter und neuer Versorgung durchgeführt werden soll. Wesentlich ist, dass die Kosten der Wärmelieferung die Betriebskosten für die bisherige Versorgung mit Wärme oder Warmwasser nicht übersteigen dürfen. Sind die gesetzlichen Bedingungen erfüllt, muss der Mieter die Umstellung dulden. Kostenelemente: Die Kosten für die Wärmeerzeugung- und Verteilung orientieren sich in der Regel an den vorhandenen Kostenstrukturen, die grundsätzlich in kapitalgebundene, betriebsgebundene und verbrauchsgebundene Kosten aufgeteilt werden. Kapitalkosten entstehen durch Investi44 Energetische Stadtsanierung. Integriertes Quartierskonzept Weinstadt-Benzach tionen Wärmeerzeuger, Leitungen, Übergabestationen und Bauten. Sie fallen einmalig während der Lebensdauer der Anlagenteile an und können unabhängig von der produzierten Wärme in jährlich gleicher Höhe als Annuitäten berechnet werden. Zu den betriebsgebundenen Kosten werden Wartungskosten, Mess- und Abrechnungskosten sowie Personalkosten gezählt. Betriebskosten sind weitgehend unabhängig vom Verbrauch. Verbrauchsgebundene Kosten entstehen durch die eingesetzten Brennstoffe und sonstige Verbrauchsstoffe und sind von den Brennstoffpreisen sowie der Brennstoffmenge abhängig. Diese Betrachtungsweise gilt prinzipiell für jede Wärmeversorgung und kann auch für die Einzelversorgung eines Gebäudes herangezogen werden. Wie hoch die fixen und variablen Kostenanteile sind, hängt von der Art der Anlage und der Anlagengröße ab. Im Wärmeverkauf findet eine Aufteilung in Grundpreis als festem Anteil und Arbeitspreis als variablem Anteil statt. Diese Aufteilung deckt sich jedoch nicht mit den oben beschriebenen Kostenelementen in feste und variable Anteile. Damit die Nahwärme für die Eigentümer attraktiv ist, dürfen Grundkosten aber auch die Anschlusskosten nicht zu hoch ausfallen. Konkurrenzfähig ist die Nahwärme dann, wenn sie niedrigere Wärmekosten verursacht, als die bisherige Wärmeerzeugung mit einem Heizkessel. Maßgebend dabei ist, dass alle anfallenden Kostenkomponenten berücksichtigt werden. Aufgrund höherer spezifischer Investitionskosten bei Einzelanlagen liegen die spezifischen Wärmekosten höher, so dass Nahwärme wirtschaftlich und ökologisch sinnvoll betrieben werden kann. Mit den in den Angeboten für die einzelnen Gebäuden ausgewiesenen Preise für Anschluss- und Versorgungskosten liegen die Gesamtjahreswärmekosten der Nahwärme für die Bewohner und Eigentümer günstiger als bei Betrieb der Einzelanlagen. Grundlage dafür bildet eine Vollkostenrechnung, bei der die teils erforderlichen Aufwendungen für die Erneuerung der Anlagen eingerechnet sind. Der Umstieg auf Nahwärme mit Kraft-Wärme-Kopplung liefert quasi „auf einen Schlag“ einen bedeutenden Klimaschutzeffekt. Auch hinsichtlich der Zukunftsfähigkeit bietet die Nahwärmelösung bedeutende Vorteile. Mittelfristig ist die Verknüpfung zwischen dem Wärmenetz des Bildungszentrums, bei dem ein Holzhackschnitzelkessel als Wärmeerzeuger dient, mit dem Wärmenetz Benzach möglich. Von Bedeutung ist daher auch, dass bei zukünftiger Entwicklung der Energiepreise ein schneller Ausbau der Erneuerbaren Energien möglich wird, da nur an einer Anlage die Technik entsprechend angepasst bzw. verändert werden muss. Nachfolgend sind die CO2-Bilanzen für die Wärmeversorgung Gebiet Benzach dargestellt. In den Darstellungen sind nur die Emissionen der Wärmeerzeugung bei den in der Nahwärmeversorgung abgedeckten Gebäuden berücksichtigt. 45 Energetische Stadtsanierung. Integriertes Quartierskonzept Weinstadt-Benzach 600 Treibhausgase (CO2-Äquivalent) [t/a] 500 210 = 42% 400 283 = 56% 300 506 = 100% 200 296 = 58% 223 = 44% 100 0 Bestand Variante 1a Variante 1b Abbildung 25: CO2-Emissionsbilanz 1. Bauabschnitt [IBS] 1.400 Treibhausgase (CO2-Äquivalent) [t/a] 1.200 1.000 896 = 70% 800 600 826 = 65% 1.277 = 100% 400 200 381 = 30% 451 = 35% Variante 2a Variante 2b 0 Bestand Abbildung 26: CO2-Emissionsbilanz 1. und 2. Bauabschnitt [IBS] 4.1.2 Umsetzungshemmnisse der Maßnahmen Energieverwendung und Energiebereitstellung 4.1.2.1 Allgemeine Hemmnisse Vor dem Hintergrund der Frage, welche Umsetzungshindernisse bei Maßnahmen zur Verringerung des Energieverbrauches auftreten, sollen zunächst die unterschiedlichen Interessenslagen klargestellt werden. Die Kommune verfolgt mit ihrer Klimapolitik Ziele, die sich am Allgemeinwohl orientieren. Die privaten Eigentümer haben Eigeninteressen, die individuell verschieden sein können. Gerade im Fall der vielfach im Quartier Benzach anzutreffenden Wohneigentümergemeinschaften kristallisieren sich die unterschiedlichen Interessen der Eigentümer bezüglich der energetischen Sanierung heraus. Es liegen keine wesentlichen Restriktionen für die Umsetzung energetischer Verbesserungsmaßnahmen vor. Einzelne Aspekte, die sich ggf. restriktiv auswirken könnten, sollen hier dennoch kurz Erwähnung finden. 46 Energetische Stadtsanierung. Integriertes Quartierskonzept Weinstadt-Benzach Vorgelagert sind vor allem weiche Hemmnisse, die sich auf mangelnde Informationen der Gebäudeeigentümer zu Möglichkeiten, Kosten, Finanzierungsoptionen und Nutzen von Effizienzmaßnahmen zurückführen lassen. Viele Eigentümer scheuen die Belastungen, die durch die Sanierungsmaßnahmen einhergehen. Verbreitet ist die Angst vor Überforderung und Stress bei der Planung und Durchführung einer Sanierung. Hier spielt auch die Befürchtung vor zu viel Dreck und Lärm eine maßgebende Rolle. Dies führt dazu, dass eine Sanierung als Belastung empfunden wird. Eine energetische Sanierung wird zudem nicht als zwingend nötig empfunden und damit gedanklich nicht in Betracht gezogen oder auf einen späteren Zeitpunkt verschoben. Oftmals wird dabei der Nutzen einer energetischen Sanierung als eher zweifelhaft gesehen. Viele sind sich unsicher, ob die Technologien schon genügend ausgereift sind oder befürchten Bauschäden für ihr Haus. Hier spielen auch Anfangsfehler bei Sanierungen eine Rolle, die die Maßnahmen in ein schlechtes Licht rücken und der energetischen Sanierung damit einen Imageschaden verursacht haben. Auch die Angst vor unseriösen Anbietern ist verbreitet. Wer seinen Altbau hochwertig energetisch sanieren möchte, findet oft keine Planer und Handwerker, die damit bereits ausreichend Erfahrungen haben. Auch die kleinteiligen Eigentumsverhältnisse in Wohneigentümergemeinschaften erschweren großflächige energetische Gesamtmaßnahmen. Von besonderer Bedeutung sind dabei die Beschlüsse, die von den Verwaltungen herbeigeführt werden müssen, um eine Umsetzung rechtsicher realisieren zu können. Häufig dauert es bereits einige Jahre, bis mit einer Modernisierung begonnen werden kann. 4.1.2.2 Wirtschaftlichkeit als Hemmnis Ein Teil des Problems sind hohe Investitionskosten von Gebäudemodernisierungen, die sich erst über einen längeren Zeitraum rechnen. Je intensiver eine energetische Sanierung betrieben wird, desto geringer werden die Einsparpotenziale, und desto länger dauert es, bis sich die Investitionskosten über die vermiedenen Energieverbräuche finanziert haben. Das erforderliche Kapital kann möglicherweise trotz öffentlicher Finanzierungsprogramme nicht aufgebracht werden. Die langen Amortisationszeiten von oftmals mehr als zehn Jahren erhöhen die Unsicherheit zur Wirtschaftlichkeit und verringern die Anreize vor allem für ältere Eigentümer und Unternehmen. Das Vermieter-Mieter-Dilemma ist eines der am häufigsten genannten Hemmnisse für die Durchführung von Sanierungen im Mietwohnungsbestand. Es besteht darin, dass der Vermieter als Investor von Effizienzmaßnahmen im Gebäudebereich nicht gleichzeitig auch der Nutznießer ist, da von den sinkenden Heizkosten vor allem der Mieter profitiert. Wirtschaftlichkeit für den Vermieter bedeutet, dass die durchgeführten Investitionen durch Erlöse erwirtschaftet werden müssen. Der wirtschaftliche Nutzen entsteht aus Mehrerlösen in Form von Mietzinszahlungen, die durch die Investition erzielt werden. Der Vermieter kann seine Kosten in der Regel über zusätzliche Mieteinnahmen ausgleichen, diese Umlagefähigkeit der Kosten ist allerdings begrenzt. Problematisch ist hierbei neben rechtlichen Aspekten auch die soziale Problemlage, dass gerade einkommensschwächere Mieter die höheren Kosten möglicherweise nicht tragen können. 47 Energetische Stadtsanierung. Integriertes Quartierskonzept Weinstadt-Benzach Ein wichtiger Aspekt ist, dass zumeist für ältere Eigentümer eine Sanierung nicht attraktiv ist, da die Amortisationszeiten länger sind als die Lebenserwartung. Verstärkt wird dies noch dadurch, wenn die potenziellen Erben nicht ortsnah ansässig sind. Auch die Abneigung, für eine Sanierung Kredite aufzunehmen, stellt eine Einschränkung für umfangreichere Sanierungspläne dar. Viele Banken sträuben sich, eine Wohnungseigentümergemeinschaft zu finanzieren, wenn nicht jeder Eigentümer gesamtschuldnerisch haftet. Das hingegen ist für die Eigentümer nicht aktzeptabel. Auch weigern sich etliche Dachinstitutionen, die Kredite der KfW durchzuleiten, da der Finanzierungsbetrag gemessen an dem Aufwand für die durchleitende Bank zu gering ist. Vielfach haben Eigentümer schon verschiedenartige Sanierungsmaßnahmen durchgeführt. Sie haben nun Angst, dass sich diese Ausgaben durch eine energetische Sanierung nachträglich als Fehlinvestition herausstellen. 4.1.2.3 Hemmnisse gegenüber Nahwärmeversorgung Eigentümer und Mieter von Wohnungen nehmen gegenüber einer Umstellung der Wärmeversorgung in eigener Hand zu einer Fremdversorgung eine skeptische Haltung ein. Sie befürchten eine zu große Abhängigkeit von einem Anbieter und hohe Energiepreisen. Die langen Vertragslaufzeiten, die von Seiten des Betreibers für die finanzielle Planungssicherheit unerlässlich ist, regt bei den Kunden Befürchtungen. Oftmals werden die mit der Nahwärmeversorgung entstehenden Kosten nicht mit Vollkosten der bisherigen Wärmeversorgung verglichen. Bei der Energieerzeugung über Kraft-Wärme-Kopplung bestehen zudem Befürchtungen, dass die Anlage störenden Lärm emittiert. 4.1.3 Geplante Maßnahmen außerhalb des Quartiers 4.1.3.1 Wohnbebauung Benzach V Auf einem Areal südöstlich des Quartiers entstehen weitere Wohngebäude. Der Bebauungsplan Benzach V gibt die Rahmenbedingungen für die Bebauung vor. Energetische Forderungen sind darin nicht enthalten. Aufgrund der geltenden Energieeinsparverordnung und angebotenen Förderungen kann damit gerechnet werden, dass die Gebäude größtenteils als KfW Effizienzhaus 70 gebaut werden. Der direkt an das Quartier angrenzende Kindergarten Benzach weicht einer zukünftigen Bebauung mit Wohngebäuden. Als Ersatz für den Kindergarten wurde in unmittelbarer Nähe der Neubau des Kinderhauses Benzach errichtet. Während der alte Kindergarten durch die wabenförmig strukturierten Räume in sehr großes Verhältnis zwischen wärmeübertragener Oberfläche und beheiztem Raumvolumen aufwies, konnte der Neubau erheblich kompakter erstellt werden. Das Gebäude genügt mit dem hohen Wärmeschutz den PassivhausRichtlinien. Beheizt wird auch dieses Gebäude zwar weiterhin mit dem Energieträger Strom, statt der im Kindergarten eingesetzten Strom-Direktheizung kommt im Neubau jedoch eine Luft-Wasser-Wärmepumpe zum Einsatz. 48 Energetische Stadtsanierung. Integriertes Quartierskonzept Weinstadt-Benzach Direkt an der Zufahrt zum Quartier an der Ecke Beutelsbacher Straße zur Ziegeleistraße entsteht der Neubau eines Mehrfamiliengebäudes. Der Bauträger (Wohnbau Wüstenrot) zeigt großes Interesse am Anschluss an die Nahwärme. 4.1.3.2 Gewerbegebiet Benzach VI Im vorhabensbezogenen Bebauungsplan Benzach VI erweitert die Firma Bort ihr VerwaltungLogistik- und Produktionsgebäude. Hier entsteht ein Niedrigenergiegebäude, das mit 15 bis 20 cm Dämmstoff an der Fassade und Fenster in Dreischeibenverglasung einen für ein Nichtwohngebäude sehr hohen Wärmeschutz und eine zukunftsweisende Heiztechnik aufweist. Das Gebäude steht auf sogenannten Energiepfählen, über die mittels Wärmepumpen Umweltwärme gewonnen wird. Zudem wird Wärme der Abluft über eine Wärmerückgewinnungsanlage für die Gebäudebeheizung verwendet. Die Wärme wird durch betonkernaktivierte Bauteile abgegeben. Zur Beheizung steht zwar noch ein Spitzenlastkessel auf Erdgasbasis zur Verfügung, der aber voraussichtlich nur in sehr kleinem Umfang benötigt wird. Über die Energiepfähle kann das Gebäude im Sommer auch gekühlt werden. Der für die Brandbekämpfungsanlage notwendige Sprinklertank soll in erweiterter Nutzung als Massenspeicher dienen. Zur Erzeugung elektrischer Energie wird auf dem Gebäudedach eine Fotovoltaikanlage zur Eigenstromversorgung installiert. Der Strom soll hauptsächlich die elektrischen Aufwand der Wärmepumpen, der Beleuchtung und sonstiger Stromverbraucher im Gebäude verwendet werden. Hinsichtlich der Beleuchtung hat die Tageslichtnutzung Vorrang vor elektrischer Beleuchtung. Der Gesamtenergiebedarf des Gebäudes wird um 20 % bis 30 % unter den nach der Energieeinsparverordnung geforderten Werten liegen. 4.1.4 Potenziale und Maßnahmen im Bereich Strom 4.1.4.1 Wohngebäude Das Potenzial zur Stromeinsparung in Wohngebäuden kann nur grob abgeschätzt werden. Grundlagen dafür liefern Untersuchungen, die im Rahmen des Stromsparchecks für einkommensschwache Haushalte und ähnlichen Untersuchungen durchgeführt wurden.16 Die Untersuchung bei über 10.000 Haushalten zeigte, dass mit dem Austausch der Beleuchtung und weiterer Investitionen und Verhaltensänderungen Einsparungen von 16,6 % (466 kWh pro Haushalt) erzielt werden können. Weitere Stromeinsparungen können erzielt werden, wenn stromverbrauchende Geräte durch Neugeräte mit geringerem Stromverbrauch ausgetauscht werden. Das Stromeinsparpotenzial sogenannter Weißer Ware liegt bei rund 36 %. Allein Kühlgeräte der der Effizienzklasse A++ verbrauchten rund 50 - 75 % weniger als die heute überwiegend in den Haushal16 Stromsparchecks für einkommensschwache Haushalte. Projektbericht Phase I, 2010 49 Energetische Stadtsanierung. Integriertes Quartierskonzept Weinstadt-Benzach ten stehenden Geräte der Energieeffizienzklassen C, B und A.17 Der technische Effizienzgewinn ist in diesem Segment besonders hoch, aber auch die Effizienz von anderen Haushaltsgeräten verbesserte sich in den letzten Jahren stetig. Daher kann auch der vorgezogene Austausch von Wäschetrocknern, Waschmaschinen, Spülmaschinen, Kochstellen oder anderen Elektronikprodukten (beispielsweise Computer) energetisch durchaus sinnvoll sein. Durch den Austausch der Beleuchtung und der Hauptstromverbraucher der Haushalte sowie energiesparendem Verhalten lassen sich rund 41 % des bisherigen Stromverbrauchs einsparen. Endenergie 1.554 MWh/a Stromsparmaßnahmen Wohnhaushalte 917 MWh/a CO2-Emission 900 t/a 531 t/a Ist-Zustand Tabelle 7: CO2-Einsparung durch Stromsparmaßnahmen der Wohnhaushalte 4.1.4.2 Gewerbe Auch im Gewerbe schlummert ein hohes Stromsparpotenzial. Eine Abschätzung durch den Vergleich mit statistischen Werten lässt sich dafür jedoch nicht vornehmen. Dafür entsprechen die Unternehmen im Untersuchungsbereich nicht dem durchschnittlichen Branchenmix. Um das Einsparpotenzial zu erfassen müssen detaillierte Betrachtungen in den einzelnen Unternehmen vorgenommen werden. Dies ist nicht Gegenstand der vorliegenden Untersuchung. 4.1.4.3 Straßenbeleuchtung In den vergangenen Jahren ist auf kommunaler Ebene die Nachfrage nach energieeffizienten Lichtlösungen stark gestiegen. Neue gesetzliche Rahmenbedingungen und der Wandel der Beleuchtungstechnik hin zu LEDs stellen Kommunen vor große Herausforderungen und offenbaren den Handlungsbedarf in diesem Bereich. Eine führende Rolle im Bereich der energieeffizienten Außenbeleuchtung nimmt derzeit die LED-Technologie ein. LEDs haben ein enormes Leistungspotential und ihr Licht lässt sich sehr gezielt und mit minimierten Streuverlusten lenken. Zudem können sie gedimmt werden, um nur so viel Licht und Leistung zur Verfügung zu stellen, wie tatsächlich benötigt wird. Bei identischer Beleuchtungsaufgabe kann eine LED-Leuchte gegenüber einer konventionellen Straßenleuchte bis zu 80 % Energie und CO2 einsparen. Damit können Betriebskosten und negative Umwelteinflüsse reduziert werden. Dieses Potenzial kann allerdings nur mit Qualitätsleuchten ausgeschöpft werden. Hier müssen alle Komponenten – vom Gehäuse über die Steuerung bis hin zur Lichttechnik – fachgerecht aufeinander abgestimmt sein. Die eingesetzten Natriumdampf-Niederdrucklampen haben eine sehr hohe Lichtausbeute, jedoch äußerst schlechte Farbwiedergabeeigenschaften. Die Lichtausbeute liegt mit rund 100 Lumen pro Watt in einer ähnlichen Größenordnung wie bei LED-Leuchten. Ein Einsparpotential liegt daher nicht vor. 17 EcoTopTen-Kriterien für Kühl- und Gefriergeräte. Öko-Institut Freiburg, 2009 50 Energetische Stadtsanierung. Integriertes Quartierskonzept Weinstadt-Benzach Eine weitere Maßnahme zur Stromreduzierung der Straßenbeleuchtung ist die Halbnachtschaltung. Dabei wird die Hälfte der Leuchten für einen Teil der Nacht abgeschaltet. 4.1.5 Umsetzungshemmnisse der Maßnahmen zur Stromeinsparung 4.1.5.1 Wohnen Maßnahmen zur Verringerung des Stromverbrauches sind oftmals mit einer Verhaltensänderung verbunden. Dies ist durch das menschliche Beharrungsvermögen auf mit langwierigen Umlern- und Einübungszeiten verbunden. Es setzt auch voraus, dass die Einsicht in die Verhaltensänderung besteht und kann nicht von außen aufgezwungen werden. Investitionen in stromsparende Produkte setzen die Liquidität der Haushalte voraus und stehen in direkter Konkurrenz mit anderen Investitionswünschen. Die Priorisierung der Stromsparinvestition setzt eine gewisse Notwendigkeit hier aktiv zu sein voraus. 4.1.5.2 Straßenbeleuchtung Die Wirtschaftlichkeit für Umrüstmaßnahmen in eine andere Technik (LED) ist im Quartier nicht gegeben. Das Abschalten z. B. jeder zweiten Lampe führt zu einer erheblichen Verschlechterung der Verkehrssicherheit, da Hell-Dunkel-Zonen entstehen, die zwar ein Erkennen des Fahrbahnverlaufes gewährleisten, jedoch dazu führen können, das Gegenstände oder Personen in dunklen Bereichen der Fahrbahn nicht erkannt werden können. 4.2 Erneuerbare Energien und Kraft-Wärme-Kopplung 4.2.1 Maßnahmen 4.2.1.1 Erneuerbare Energien bei der Wärmeversorgung Bei der Nutzung Erneuerbarer Energien für die Wärmeversorgung kommen unterschiedliche Energieträger in Betracht. Als klassischer Brennstoff hat Holz eine lange Tradition, der Mittlerweile mit Produkten wie Holzpellets oder Holzhackschnitzeln auch eine im kleineren Maßstab kontinuierliche und automatisch regelbare Heizwärmeversorgung realisieren lässt. Weitere biogene Brennstoffe sind Biogas, das in das Endgasnetz eingespeist werden kann und Bioöle, die dem fossilen Heizöl in entsprechender Konzentration zugemischt werden. Auch eine Wärmeversorgung mit Wärmepumpentechnologie zählt zu den Erneuerbaren Energien, da ein Teil der Wärme aus Umweltwärme besteht, die mit Hilfe von elektrischer Antriebsenergie oder gasbetriebenen Anlagen die Wärme auf ein für Heizzwecke erforderliches Temperaturniveau anheben. Hierin liegt auch der Knackpunkt der Wärmepumpentechnologie. Nur bei geringen Temperaturunterschieden zwischen der angebotenen Umweltwärme und der erforderlichen Nutzwärme und optimierter Technik lassen sich Umwelteffekte erzielen, die sich in Form von Einsparungen von Treibhausgasemissionen auswirken. Für 51 Energetische Stadtsanierung. Integriertes Quartierskonzept Weinstadt-Benzach Bestandsgebäude sind die Voraussetzungen zumal im unsanierten Zustand nur in wenigen Fällen gegeben. Die dritte erneuerbare Energieform, die Strahlungsenergie der Sonne, ist die ursprünglichste und direkteste Art der Nutzung Erneuerbarer Energien. Für die Warmwasserbereitung ist die Solartechnik schon seit vielen Jahren als Zusatzsystem etabliert und entsprechend ausgereift. Für die Bereitstellung von Heizwärme ergeben sich jedoch durch den zeitlichen Versatz von Angebot und Nachfrage Effizienzhemmnisse durch große Anteile nicht nutzbarer Strahlungsenergie und Speicherproblemen. Die Einspareffekte der Erneuerbaren Energien in der Wärmeversorgung sind weiter oben bereits aufgeführt. 4.2.1.2 Erneuerbare Energien bei der Stromversorgung Zur Stromversorgung mit Erneuerbaren Energien kommen im dicht bebauten Quartier nur Fotovoltaikanlagen auf den Gebäudedächern und den in südlicher Richtung orientierten Fassadenflächen in Frage. Die Technik ist ausgereift und die Erstellungskosten ermöglichen Stromgestehungskosten, die mit den Kosten für den Bezugs des Stromes konkurrieren können. Auf Dächer und Fassaden im Gebiet Benzach können Fotovoltaikanlagen mit einer Gesamtleistung von rund 495 kWp installiert werden. Mit diesen kann jährlich ein Stromertrag von rund 390 MWh erzielt und damit Emissionen von Treibhausgase in der Größenordnung von 226 t/a eingespart werden. Endenergie 0 MWh/a Erzeugung Fotovoltaik 390 MWh/a CO2-Emission 0 t/a -226 t/a Ist-Zustand Tabelle 8: CO2-Einsparung durch Fotovoltaik auf und an Gebäuden 4.2.2 Umsetzungshemmnisse Die Themen CO2-Einsparung, Klimaschutz und Erneuerbare Energien sind mittlerweile in vielen Bereichen unseres täglichen Lebens präsent und scheinbar beim Großteil der Bevölkerung gut akzeptiert. Allerdings ergibt sich erfahrungsgemäß oft ein anderes Bild, wenn Menschen direkt von Maßnahmen betroffen sind. Im Falle der Erneuerbaren Energien zur Wärmeerzeugung sind Vorbehalte in der Bevölkerung vorhanden, da die Verpflichtungen im EWärmeG zunächst oftmals mit Mehrinvestitionen verbunden sind. 4.2.2.1 Erneuerbare Energien bei der Wärmeversorgung Heizungen mit biogenen Brennstoffen sind im Gebiet Benzach nur eingeschränkt realisierbar. Neben dem Verbrennungsverbot, das in einem Teil des Quartiers herrscht, sind teilwei52 Energetische Stadtsanierung. Integriertes Quartierskonzept Weinstadt-Benzach se die baulichen Voraussetzungen in den Gebäuden aufgrund fehlender Lagerkapazitäten nicht gegeben. Im Quartier Benzach ergeben sich für Wärmepumpenheizungen nur geringe Potenziale. Die Bestandsgebäude benötigen hohe Vorlauftemperaturen um die Wärmeversorgung zu gewährleisten. Auch das Angebot an Umweltwärme ist begrenzt. Durch die hohe Gebäudedichte und die Nähe zu Mineralwasser führenden Schichten sind erdgebundene Anlagen weitestgehend auszuschließen. Luft als Energieträger lässt bei den erforderlichen Systemtemperaturen eine akzeptable Effizienz des Systems nicht erzielen. 4.2.2.2 Erneuerbare Energien bei der Stromversorgung Hemmnisse bei der Errichtung von Fotovoltaikanlagen sind derzeit vor allem in der Angekündigten Gesetzgebung zum Erneuerbare-Energien-Gesetz zu sehen. Die Hängepartie bei den in der Vergangenheit durchgeführten Novellierungen schrecken Investoren ab. Um einen wirtschaftlichen Betrieb zu gewährleisten ist es erforderlich, dass zumindest ein Teil der Energie im Gebäude verbraucht und Einnahmen in Höhe der vermiedenen Strombezugskosten generiert werden können. Dies ist bei Mehrfamiliengebäuden, wie sie in Benzach vertreten sind nur mit erheblichen Anstrengungen realisierbar. Baulich bereitet die Installation von Fotovoltaikanalgen meist keine Schwierigkeiten. Berichte über Schäden an und durch Fotovoltaikanlagen an Gebäuden lassen jedoch Eigentümer und Mieter eine teilweise skeptische bis ablehnende Haltung gegenüber der Technik einnehmen. 4.2.2.3 Kraft-Wärme-Kopplung Kraft-Wärme-Kopplung ist die Erzeugung von Strom bei gleichzeitiger Nutzung der dabei entstehenden Wärme. Bei der üblichen Stromerzeugung in Kraftwerken mit Nutzungsgraden von etwa 35 % – 45 % wird die Wärme meist ungenutzt an die Umwelt abgegeben. Bei Anlagen mit KWK hingegen kann der Energiegehalt des Brennstoffes zu mehr als 90 % genutzt werden. Kraft-Wärme-Kopplung ist eine der wichtigsten Einzelmaßnahmen zur Einsparung von Primärenergie und damit CO2-Reduktion. Abbildung 27: Prinzipskizze eines BHKW 53 Energetische Stadtsanierung. Integriertes Quartierskonzept Weinstadt-Benzach Während ein Heizkessel zu nahezu 100 % Wärme aus Brennstoff erzeugt, muss beim BHKW für die Stromerzeugung zusätzliche Energie aufgewendet werden. Im Gegensatz zur konventionellen Wärmeerzeugung in einem Kessel müssen durch vermiedene Stromkosten aufgrund der Eigenstromerzeugung oder über Stromverkäufe investive Mehraufwendungen sowie Brennstoffmehrkosten kompensiert werden können. Auch umweltseitig muss die CO2Einsparung durch die Substitution konventionellen Kraftwerksstroms höher ausfallen als die CO2-Emissionen beim Betrieb des BHKW, damit Umweltvorteile erbracht werden. Dies ist vor allem dann der Fall, wenn das BHKW Strom aus fossilen Energieträgern wie Braun- oder Steinkohle verdrängt. 4.3 Verkehr und Mobilität 4.3.1 Maßnahmen 4.3.1.1 Rad- und Fußverkehr Für kürzere und mittlere Wege bis etwa 5 km sind Zu-Fuß-Gehen oder Radfahren günstige, gesunde und umweltfreundliche Alternativen zum Pkw. Gut trainierte Menschen können mit Radfahren fast ebenso schnell ihr Ziel erreichen wie mit dem Pkw. Zudem fördert aktive Mobilität die Gesundheit. Die Vor- und Nachteile gegenüber dem Pkw hängen jedoch stark von den persönlichen Umständen und infrastrukturellen Voraussetzungen ab. Maßnahmenvorschläge: Steigerung insbesondere durch eine radfahrfreundlichere Gestaltung der Abstellmöglichkeiten auch an den Zielorten möglich. Schnelle Ampelschaltungen, damit Fußgänger und Radfahrer nicht zu lange warten müssen. Durch ein gut ausgebautes Radwegenetz können Fahrzeiten verkürzt und gleichzeitig das Sicherheitsniveau weiter gesteigert werden. 4.3.1.2 ÖPNV Der ÖPNV ist meist eine kostengünstige Alternative zum Pkw mit vielen Vor-, aber auch einzelnen Nachteilen. Die Geschwindigkeit des öffentlichen Verkehrs ist jedoch ein kritischer Faktor. Diese ist im Wesentlichen von funktionierenden Verbindungen beim Wechsel der einzelnen Verkehrsmittel abhängig. Die Voraussetzungen sind nicht immer gegeben, sodass eine Fahrt mit dem ÖPNV oft mit einem erheblichen Zeitmehraufwand verbunden ist. Auf der anderen Seite ist das Staurisiko beim Pkw vor allem auf der Strecke Weinstadt in und von Richtung Stuttgart zu Stoßzeiten deutlich höher und dadurch die Verlässlichkeit geringer. Öffentlichkeitsarbeit für den ÖPNV. Innerstädtischer Angebote mit verbilligten Tickets. Verbesserte Taktzeiten von Bus von und zur S-Bahn. 54 Energetische Stadtsanierung. Integriertes Quartierskonzept Weinstadt-Benzach 4.3.1.3 Car-Sharing Car-Sharing ist finanziell attraktiv. Je nach Fahrzeugtyp kostet die Automobilität bis 5.000 Euro pro Jahr. Bei Abschaffung des privaten Pkw blieben entsprechend noch ausreichend Mittel für die Nutzung von ÖPNV, Bahn und Car-Sharing für lange Strecken. In Weinstadt-Beutelsbach ist ein Car-Sharing Anbieter mit einem Fahrzeug vertreten. Dies ist jedoch für potenzielle Nutzer aus Benzach unattraktiv. Es hat sich gezeigt, dass Angebote in der Nähe zur Knotenpunkten des ÖPNV gut angenommen werden. Daher zeigt sich für Benzach ein Car-Sharing Standort am Bahnhof Endersbach möglich. Zumal dadurch, dass durch die hohe Bebauungsdichte der öffentliche Parkraum auf den Straßen begrenzt ist, könnte ein Car-Sharing Angebot eine Alternative zum eigenen Wagen darstellen. 4.3.1.4 Verkürzung von Kfz-Wegelängen Durch die neue Zufahrt zur Fa. Bort entfallen Wegstrecken für die Lieferfahrzeuge und Anund Abfahrtswege der Mitarbeiter. Die neue Strecke ist in einfacher Weglänge rund 900 m kürzer als über das Quartier Benzach. Pro Mitarbeiter entfallen damit rund 50 kg CO2Emissionen im Jahr. 4.3.1.5 Effizienzsteigerung Pkw Der direkte Weg zur Effizienzsteigerung im motorisierten Individualverkehr ist die Verwendung kleinerer, verbrauchsärmerer Fahrzeuge. Weiterhin lässt sich die Effizienz von Pkw durch höhere Besetzungsgrade, etwa durch die Einrichtung von Fahrgemein-schaften, die Vermittlung von Mitfahrgelegenheiten oder die Zusammenlegung von Wegen erreichen. Hierdurch lassen sich Klima- und Umweltwirkungen vermindern und gleichzeitig Fahrzeugbetriebskosten sparen. 4.3.1.6 Elektromobilität Geht es nach der Vorstellung der Bundesregierung, sollen bis 2020 eine Million Elektrofahrzeuge auf deutschen Straßen fahren. Ein Baustein zur Zielerreichung ist der Aufbau einer Ladeinfrastruktur. Stromtanken sollte dort möglich sein, wo Parkplätze und Strom verfügbar sind und die Fahrzeuge über längere Zeit stehen. Dies sind hauptsächlich Parkplätze, die von Berufspendlern an ihrem Arbeitsplatz genutzt werden oder Stellplätze zu Hause. Für Benzach bietet sich hierzu der nahe gelegene Bahnhof Endersbach an. Hier könnten Lademöglichkeit für Elektrofahrzeuge errichtet werden, die Pendler und Bewohner des Gebietes gleichzeitig nutzen können. Eine weitere Möglichkeit für Laternenparker ist, öffentliche Straßenlaternen als Ladesäulen aufzurüsten. 4.3.2 Umsetzungshemminsse Verkehrs- und Mobilitätsänderungen setzen die Bereitschaft der Benutzer voraus, ihr Verhalten überdenken und ändern zu wollen. Sie hängen in großem Maße auch von allgemeinen gesellschaftlichen Tendenzen ab. Ziel der Maßnahmen kann daher immer nur sein, ein entsprechendes alternatives Angebot zum Status Quo zu liefern um damit die Akzeptanz zu erhöhen. 55 Energetische Stadtsanierung. Integriertes Quartierskonzept Weinstadt-Benzach 4.4 Wechselwirkung einzelner Maßnahmen Energieeinsparungen sind nicht separat von ihrem Umfeld zu betrachten, wenn insgesamt ein Gesamtsystem optimiert werden soll. Hier können unterschiedliche Wechselwirkungen auftreten, die zwar nicht immer zu beeinflussen sind, über deren Vorhandensein man jedoch bewusst sein sollte. Der Mechanismus des Rebound-Effekts wurde schon Mitte des 19ten Jahrhunderts beschrieben und umfasst im Wesentlichen drei Ausprägungen: Der direkte Rebound-Effekt äußert sich dahingehend, dass die Nachfrage durch eine erhöhte Effizienz gesteigert werden kann. Ein Beispiel ist, dass mit einem energiesparenden Fahrzeug weitere Strecken zu denselben Kosten zurückgelegt werden können. Der indirekte Rebound-Effekt führt dazu, dass mit Einsparungen an einer Stelle der Mehraufwand an anderer Stelle ausgeglichen wird. Ein struktureller Rebound-Effekt liegt vor, wenn Energieeinsparung einerseits zu einer Preisverschiebung führt, die energiesparende Maßnahmen weniger wirtschaftlich machen. Die Wissenslücken in der Größe der Auswirkungen der Rebound-Effekte sind groß. Studien zeigen diesbezüglich eine große Bandbreite an.18 Als Anhaltspunkt kann demnach einen mittleren Rebound-Effekte von 50 % angenommen werden, d. h. dass nur die Hälfte der möglichen Einsparungen tatsächlich erreicht werden und nicht durch wechselwirkende Aktionen wieder aufgezehrt werden. Dazu, wie der Rebound-Effekte einzudämmen ist, liegen derzeit keine gesicherten Erkenntnisse vor. Anzumerken ist allerdings, dass durch eine größere Aufklärung der Verbraucher ein bewussteres Verhalten erzielt werden kann. 4.5 Maßnahmenkatalog 4.5.1 Energieverwendung und Energiebereitstellung Die in den vorigen Kapiteln beschriebenen Maßnahmen werden im Folgenden zusammengefasst und mit Kosten und einer durch statische Wirtschaftlichkeitsbetrachtung berechneten Amortisationszeit ergänzt. Die Kostenermittlung der Einzelmaßnahmen erfolgt über statistisch ermittelte Kosten vergleichbarer Maßnahmen19. Einzelmaßnahmen Einsparungen Energie Einsparungen CO2 Kosten Amortisation [MWh/a] [t/a] [T€] [a] Sanierung auf EnEV-Niveau 1601 653 56825 33,1 Sanierung auf KfW-Niveau 2947 653 63840 22,6 Wärmerückgewinnung Lüftung 256 653 18591 27,4 18 Der Rebound-Effekt, Wuppertal-Institut 2012 19 BKI-Baukosten Altbau 56 Energetische Stadtsanierung. Integriertes Quartierskonzept Weinstadt-Benzach Einzelmaßnahmen Einsparungen Energie Einsparungen CO2 Kosten Amortisation [MWh/a] [t/a] [T€] [a] Warmwasserbereitung Verteilsystem 313 653 5788 9,1 Heizwärmeerzeugung konventionell 740 653 9120 13,0 Heizwärmeerzeugung erneuerbar 63 653 12628 12,6 Stromsparmaßnahmen Wohnhaushalte 631 369 n. q. n. q. Tabelle 9: Übersicht CO2-Einsparung, Kosten und Amortisation für Maßnahmen bei der Energieverwendung 4.5.2 Erneuerbare Energie Einzelmaßnahmen Fotovoltaik Einsparungen Energie Einsparungen CO2 Kosten Amortisation [MWh/a] [t/a] [T€] [a] 390 226 644 12,7 Tabelle 10: Übersicht CO2-Einsparung, Kosten und Amortisation für Maßnahmen bei Erneuerbaren Energien 4.5.3 Stadtplanung Aus Beobachtungen zum städtebaulichen und räumlichen Zustand ergeben sich folgende mögliche Maßnahmen: Stadträumliche Analyse der Ziegeleistraße und der öffentlichen Flächen in Benzach unter verkehrlichen, stadtgestalterischen und klimatischen Aspekten. Definition von Maßnahmen zur Qualifizierung der Aufenthaltsqualität in der Ziegeleistraße und anderen öffentlichen Räumen. Funktionale und stadträumliche Anbindung des Quartiers Benzach an die Grüne Mitte. Integration von Benzach in eine städtebauliche Förderkulisse. Behutsame Entwicklung weiterer Wohnbauflächen im Quartier. 57 Energetische Stadtsanierung. Integriertes Quartierskonzept Weinstadt-Benzach 5 5.1 Sanierungskonzept Handlungsempfehlung an die Kommune (inkl. Stadtwerke) 5.1.1 Nahwärmenetz errichten Die Errichtung eines Nahwärmenetzes in Benzach ist eine Handlungsoptionen, bei der die Kommune mit einer einzigen Maßnahme eine große Einsparwirkung erzielen kann und gleichzeitig ihr Engagement im Klimaschutz verdeutlichen kann. Mit dem Sanierungskonzept sind schon die ersten Grundlagen für die Realisierung eines Nahwärmenetzes gelegt. Weiter sollten folgende Schritte unternommen werden: Akquirierung anzuschließender Gebäude. Planung und Realisierung. 5.1.2 Sanierungsmanager einsetzen Aufbauend auf die Konzepterstellung wird von der Kreditanstalt für Wiederaufbau (KfW) auch die fachliche und organisatorische Begleitung der Umsetzung gefördert. Für die Dauer von maximal 3 Jahren werden die Kosten für einen Sanierungsmanager zu bis zu 65 % gefördert. Mit dem Sanierungsmanager wird eine Institution im Quartier geschaffen, die das Projektmanagement für die Sanierung im Quartier durchführt. Er soll das aufgestellte Quartierskonzept zur Umsetzung durch die beteiligten Akteure führen. Der Sanierungsmanager soll die im Konzept vorgeschlagenen Maßnahmen auf Umsetzbarkeit überprüfen und ggf. ergänzen. Es gilt im Vorfeld abzuklären, welche Hemmnisse im Einzelnen vorhanden sind und ob eine reelle Chance besteht, diese abzubauen. Mit diesen Erkenntnissen soll er die Prioritäten der umzusetzenden Maßnahmen in Absprache mit den Beteiligten festsetzen und einen Umsetzungsfahrplan erstellen. Stadtverwaltung und Stadtwerke können das Quartierskonzept nicht alleine umsetzen. Die verschiedenen Akteursgruppen (Wohnungseigentümer, Mieter, Verwaltungen) beeinflussen dies maßgeblich. Ob eher fördernd oder hemmend, hängt letztlich davon ab, ob sie sich mit dem Quartierskonzept identifizieren. Für die Umsetzung des Konzeptes sind die Verbreitung der verfolgten Ziele und die Transparenz des Eigennutzens der Auftraggeber entscheidend. Der Sanierungsmanager dient dabei als Anlaufstelle für alle beteiligten Akteure. Eine Möglichkeit, die CO2-Emissionen zu verringern, liegt in der Umstellung der Wärmeversorgung auf Nahwärme mit Kraft-Wärme-Kopplung. Hier soll der Sanierungsmanager die neutrale Zwischeninstanz zwischen den Bewohner und den Stadtwerken darstellen. Für die Verankerung der gesteckten kommunalen Klimaschutzziele und die Mobilisierung der Bürger, ist zudem intensive Öffentlichkeitsarbeit und gute Informationsbereitstellung wichtig. Aufgaben des Sanierungsmanagers: Planung des Umsetzungsprozesses Aufgaben des Projektmanagements (Koordination der Umsetzung der verschiedenen Maßnahmen, Projektüberwachung) 58 Energetische Stadtsanierung. Integriertes Quartierskonzept Weinstadt-Benzach Beratungsstelle: Fachliche Unterstützung bei der Vorbereitung, Planung und Umsetzung einzelner Maßnahmen aus dem umzusetzenden integrierten Konzept. Durchführung und Inanspruchnahme interner Informationsveranstaltungen und Schulungen Unterstützung bei der systematischen Erfassung und Auswertung von Daten im Zuge der energetischen Sanierung (Controlling) Methodische Beratung bei der Entwicklung konkreter Qualitätsziele, Energieverbrauchsoder Energieeffizienzstandards und Leitlinien für die energetische Sanierung Aufbau von Netzwerken Koordination der Mieter-, Eigentümer- und Bürgerinformation und –partizipation Inhaltliche Unterstützung der Öffentlichkeitsarbeit. 5.1.3 Öffentlichkeitsarbeit Zwar wurde die Öffentlichkeitsarbeit schon an voriger Stelle an den Sanierungsmanager adressiert, dies darf aber nicht dazu führen, dass nicht auch von Seiten der Stadtverwaltung dieses Thema eigenständig verfolgt werden sollte. Hierzu zählen neben der Informationsbereitstellung für die breite Bevölkerung auch rechtzeitige und umfassende Informationen des Gemeinderates. Bei der Öffentlichkeitsarbeit sollten folgende Punkte umgesetzt werden: Erstellung eines Kommunikationskonzeptes Klimaschutz für Weinstadt. Ausweitung der Beratungsangebote auf den Bereich Mobilität. 5.1.4 Prioritäten Oberste Priorität hat die Errichtung der Nahwärme. Mit dieser Maßnahme können in kurzer Zeit beachtliche Erfolge hinsichtlich des Klimaschutzes erzielt werden. Für die Umsetzung dieser Maßnahmen ist es jedoch erforderlich, dass entsprechende Personalkapazitäten vorhanden sind. Dies kann mit der Einrichtung eines Sanierungsmanagers, der am Anfang in die Planung und das Projektmanagement für die Nahwärmeversorgung eingebunden ist, gewährleistet werden. Nachfolgend sollten vorbereitende Maßnahmen für den Wärmeschutz der Gebäude ergriffen werden. Der Sanierungsmanager kann dazu den Immobilienverwaltern unterstützend zur Seite stehen und die Eigentümer mit entsprechenden Informationen versorgen. 5.2 Handlungsempfehlung an Eigentümer und Bewohner 5.2.1 Gebäudeenergiebedarf Als maßgebliches Kriterium bei der Abwägung des Für und Wider von energiesparenden Maßnahmen kommt letztendlich immer der monetäre Aspekt zum Tragen. Daher sollten hierfür nur die „wahren“ Kosten betrachtet werden. Anstehende sowieso durchzuführende Sanierungsmaßnahmen schmälern im Allgemeinen die anzurechnenden Kosten für energetische Maßnahmen, für die nur die Zusatzkosten in einen Wirtschaftlichkeitsvergleich einflie59 Energetische Stadtsanierung. Integriertes Quartierskonzept Weinstadt-Benzach ßen sollten. Wärmeschutz ist nicht nur Energieeinsparung und damit Klimaschutz sondern hat auch Zusatzeffekte zur Folge, die komfort- und wertsteigernd wirken können. Zur Senkung des Gebäudeenergiebedarfes sollten folgende Punkte umgesetzt werden: Grundlagenermittlung des Sanierungsbedarfs (Wärmeschutz und Heizung). Grundlagenermittlung zur Nutzung erneuerbarer Energien (Wärme und Strom). Erstellung von Sanierungsfahrplänen für die einzelnen Gebäude. Vorbereitung auf eine energetische Sanierung (Rücklagenbildung). Vollkostenrechnung zum Vergleich der Heizungsalternativen. 5.2.2 Stromverbrauch Verschiedene Energieberatungsangebote widmen sich der Reduzierung des Stromverbrauchs in privaten Haushalten. Sie gewährleisten Unabhängigkeit, da sie kein kommerzielles Interesse verfolgen. Zur Senkung des Stromverbrauchs sollten folgende Punkte umgesetzt werden: dena Internet-Stromcheck durchführen (http://stromsparcheck.stromeffizienz.de) Vor-Ort-Beratungsangebote von unabhängigen Beratungsstellen wahrnehmen (CaritasStromsparcheck für einkommensschwache Haushalte; Basis-Check der Energieagentur in Kooperation mit der Verbraucherzentrale). Orientierung bei Neuanschaffung von Elektrogeräten an der Energieeffizienz (Liste sparsamer Hausgeräte (www.spargeraete.de). Bewusster Umgang mit Strom einüben. 5.2.3 Mobilität Um die Pkw-Nutzung zu reduzieren sollten mehr Wege zu Fuß, mit dem Fahrrad oder mit Bus und Bahn zurückgelegt werden. Die Angebote dazu sind in Benzach vorhanden. Daher besteht zum Großteil keine Notwendigkeit zum Pkw-Besitz. Einzig das Car-Sharing Angebot ist verbesserungsfähig. 5.3 Handlungsempfehlung an das Gewerbe 5.3.1 Gebäudeenergiebedarf Mit der Errichtung des neuen Gewerbegebäudes der Firma Bort, besteht die Möglichkeit, das bisherige Gebäude an die Wärmeversorgung des Neubaus anzuschließen. Alternativ dazu ist auch ein Anschluss an die Nahwärme denkbar. 5.3.2 Mobilität Mobilität ist auch für das Funktionieren eines Unternehmens wesentliche Voraussetzung. Im Handlungsfeld Mobilität bieten sich durch ein Mobilitätsmanagement Möglichkeiten, den Energieverbrauch und die Klimagasemissionen des Unternehmens zu senken. Gegenstand des Mobilitätsmanagements sind die Analyse und die Optimierung von direkt und indirekt 60 Energetische Stadtsanierung. Integriertes Quartierskonzept Weinstadt-Benzach verursachten Verkehrsbelastungen. Das sind zum einen die Wege, die bei der Erfüllung der unternehmerischen Aufgaben anfallen (Lieferverkehr, Dienstfahrten u. s. w.). Zum anderen auch Arbeitswege, also die Wege der Beschäftigten von ihren Wohnorten zur Arbeitsstelle Gegenstand der Betrachtung. 5.4 Handlungsempfehlung an weitere Akteure 5.4.1 Gebäudeenergiebedarf 5.4.1.1 Immobilienverwalter Für Immobilienverwalter entwickeln sich Klimaschutz und Energiesparen zu den größten Herausforderungen, die sie bewältigen müssen. Zum einen geht es um den Werterhalt der Gebäude, zum anderen darum, die Wohnungseigentümergemeinschaften handlungsfähig zu halten und die Eigentümer finanziell nicht zu überfordern. Immobilienverwalter sind dabei die Mittler und Koordinatoren. Eine besondere Bedeutung haben Beschlüsse zur Durchführung von Energieeffizienzmaßnahmen. Die Immobilienverwalter sollten bauliche Veränderungen vorbereiten und Sanierungsbeschlüsse rechtzeitig herbeiführen. 5.4.2 Mobilität 5.4.2.1 Stadtmobil Eine Car-Sharing Station am Bahnhof Endersbach in Verbindung mit E-Mobilität würde es den Bewohnern von Benzach erleichtern, ohne eignen PKW auszukommen. Der Knotenpunkt Bahnhof mit S-Bahn-Anschluss, Busbahnhof, hoher Bevölkerungsdichte und naheliegender Einkaufstraße ist als Car-Sharing Station prädestiniert. Werden dazu Elektrofahrzeuge eingesetzt, ist die Attraktivität durch das Innovationsmerkmal erhöht. Mit einer flankierten Werbeaktion wird die Chance gesteigert, die notwendige Nutzerzahl zu erreichen. 5.4.2.2 Einzelhandel Nicht motorisierte Mobilität erfährt eine höhere Akzeptanz, wenn die zurückzulegenden Wege mit Leichtigkeit zurückgelegt werden können. Bei Einkaufswegen sind die zu transportierenden Waren oft ein Argument für die Nutzung des PKW. Statt das Augenmerk nur auf die Parksituation vor den Läden zu legen sollte der ortsnahe Einzelhandel ein Konzept für die Belieferung der Haushalte erarbeiten und den Kunden entsprechende Angebote machen. 61 Energetische Stadtsanierung. Integriertes Quartierskonzept Weinstadt-Benzach 6 Erfolgskontrolle Die im Konzept benannten Einsparziele können erreicht werden, wenn es gelingt, ein Nahwärmenetz in Benzach zu errichten. Voraussetzung dafür ist, dass genügend Gebäude an das Netz angeschlossen werden. Die bisherige Datengrundlage ist zur Kontrolle der Einsparziele nicht ausreichend. Für ein handhabbares und wirksames Monitoringinstrument ist es notwendig, geeignete Indikatoren zu benennen. Es werden dazu folgende Kennwerte vorgeschlagen: Wärmeverbrauch: Zukünftige Nahwärme- und Erdgasverbrauchswerte der Stadtwerke. Stromverbrauch: Netznutzungswerte des Netzbetreibers. Erneuerbarer Energien: Erzeugungskapazität im Quartier. Mobilität: Pkw-Bestand. Die Daten sollten in regelmäßigen Abständen erhoben und ausgewertet werden. Es empfiehlt sich ein Rhythmus von drei Jahren einzuführen. 62