Altmark Westlicher Teil der Mark →Brandenburg←, im Osten durch den Lauf der Elbe, im Süden und Südwesten durch Letzlinger Heide und Drömling begrenzt sowie im Norden durch größere Wald- und Niederungsgebiete vom Hannoverschen →Wendland← abgesetzt. Nach Westen fehlt eine natürliche Begrenzung. Die Landschaft der Altmark ist pleistozän geformt. Sie besteht im Ostteil aus größeren Hochflächen, im Westen ist sie dagegen kleinräumig gegliedert. Wichtigste Städte sind die ehemaligen Hansestädte →Stendal←, Salzwedel, Gardelegen, Tangermünde sowie die Orte Osterburg und Seehausen (Altmark). Als Alte Mark (Antiqua Marchia, Olde Marck) begegnet das Gebiet urkundlich erst seit Mitte des 14. Jahrhundert Der Name erklärt sich als parallele Bildung zur zeitgleich entstandenen Bezeichnung Neumark. Die Altmark war in den ersten Jahrhunderten n.Chr. stark bevölkert, wie große germanische Gräberfelder mit mehr als 1000 Bestattungen belegen. Nach einem Rückgang der Bevölkerung in der Völkerwanderungszeit (4./5. Jahrhundert) erfolgte um 600 elbabwärts die Zuwanderung slavischer Siedler (Siedlungen u.a. in Kehnert/Sandfurth, Grieben-Nord, Stendal-Borstel). Ein Nebeneinander von germanisch/deutscher und slavischer Bevölkerung ist faßbar. Das spiegelt sich auch in der Toponymie wider. Es sind hier die germanisch/deutsche Ortsnamen sowohl auf -leben, -ingen, -stedt vertreten, die zu den älteren Namentypen gerechnet werden, als auch die jüngeren auf -beck, -marl, -lage, -losen, darunter auch solche auf -sen (Bornsen, Lüdelsen), die auf einen siedlungsstrukturellen Zusammenhang mit der nordwestlichen Nachbarschaft weisen. Daneben sind die slavischen Ortsnamen dicht über die ganze Altmark und darüber hinaus nach Westen verbreitet. Abb. Altmark. Übersichtskarte (nach J. SCHNEIDER). Die eingewanderten Slaven bewahrten zunächst weitgehend ihre Selbständigkeit. Erst ein Kriegszug Karls des Großen an die Elbe im Jahr 780 (AnnRegFranc) hat offenbar mit der Eroberung der Altmark sowie des südlich angrenzenden Gebietes um Magdeburg diese Autonomie begrenzt. Aus ottonischer Zeit nennt →Thietmar von Merseburg← dann die Reichsburgen Walsleben (929), →Arneburg← (978, 997), Kalbe (983), Werben (1005), Tangermünde und →Wolmirstedt← (1009). Im 11. Jahrhundert bezeichnet Adam von Bremen (II, 22) den Mittellauf der Elbe allgemein als Grenze zwischen Sachsen und Slaven, wobei nördlich der Ohre weiterhin Slaven wohnten (Gau Belcsem, Mark Lipani). Der Übergang vom frühen zum hohen Mittelalter ist durch →Landesausbau←, Entwicklung von Ministerialität und Landesherrschaft gekennzeichnet (Markgrafen von Brandenburg). Zu dieser Zeit stieg die Zahl der Burgen und Ortschaften sprunghaft an. Salzwedel (1112), Gardelegen (1121), Osterburg und Stendal (beide in der 2. Hälfte des 12. Jahrhundert) werden erstmals erwähnt. Tief wirkte sich die Kolonisation niedersächsischer und niederländischer Siedler auf die Gestaltung der Siedlungsstruktur aus. Auch slavische Siedler beteiligten sich am grundherrlichen Landesausbau. Zugleich wurden im 12. Jahrhundert viele slavische Dörfer wüst. Kirchlich ist die Altmark zwischen den Bistümern Verden (Westteil) und →Halberstadt← (Ostteil) geteilt. Zwischen dem 10. und frühen 13. Jahrhundert entwickelten sich in den Burgen Hillersleben, Arneburg, Kalbe an der Milde, Walbeck an der Aller sowie in Diesdorf, Arendsee, Krevese und Dambeck Klöster. Die Geschichte der Altmark spiegelt sich auch in der materiellen Kultur ihrer Bewohner wider. Während der stärker slavisch besiedelte Ostteil durch die Verbreitung der charakteristischen slavischen →Keramik← und das annähernd quadratische Grubenhaus (Ütz) gekennzeichnet ist, finden wir im Nordwesten eine vorwiegend unverzierte, dem später in der gesamten Altmark dominierenden Kugeltopf vorausgehende deutsche Ware, sowie neben rechteckigen Grubenhäusern mit First- und Seitenpfosten große ebenerdige Pfostenhäuser (Rohrberg, Wallstawe, Püggen). Schwer erkennbar sind dagegen Unterschiede in den →Bestattungssitten←: In der östlichen Altmark enthalten die im allgemeinen beigabenarmen Körpergräber gelegentlich kleine Gefäße slavischer Provenienz (Tangermünde), im Westen begegnen demgegenüber in den Gräbern vereinzelt Messer, Sporen und Schmuck (u.a. Perlen, Scheibenfibeln). Burgen sind in der gesamten Altmark verbreitet, wurden bisher aber lediglich in ihrem Ostteil genauer beobachtet. Hier sind sie teilweise in slavische bzw. fränkische/deutsche Zeit zurückzuführen. Ein großer Teil von ihnen wurde nach wiederholten Umbauten bis ins hohe Mittelalter hinein genutzt. Johannes Schneider LIT.: A. BRÜCKNER, DIE SLAV. ANSIEDLUNGEN IN DER A. UND IM MAGDEBURGISCHEN, LEIPZIG 1879, FOTOMECHANISCHER NEUDR. 1984; W. ZAHN, DIE WÜSTUNGEN DER A., 1909 (GESCHICHTSQUELLEN DER PROVINZ SACHSEN 43); P. GRIMM, DIE VOR- UND FRÜHGESCHICHTLICHEN BURGWÄLLE DER BEZ.E HALLE UND MAGDEBURG, BERLIN 1958; O. SCHLÜTER, O. AUGUST, ATLAS DES SAALE- UND MITTLEREN ELBEGEBIETES, LEIPZIG 1959 - 1961 (KARTEN 12 - 14); H. K. SCHULZE, ADELSHERRSCHAFT UND LANDESHERRSCHAFT, KÖLN - GRAZ 1963; J. SCHULTZE, NORDMARK UND A., IN: DERS., FBPG, AUSGEWÄHLTE AUFSÄTZE, BERLIN 1964, 8 - 40; HIST. HANDATLAS VON BRANDENBURG UND BERLIN, BERLIN - NEW YORK 1964 - 1977; K. BISCHOFF, SPRACHE UND GESCH. AN DER MITTLEREN ELBE UND DER UNTEREN SAALE, KÖLN - GRAZ 1967; CORPUS I; H. K. SCHULZE, DIE BESIEDLUNG DER A., IN: FESTSCHR. FÜR W. SCHLESINGER I, HG. H. NEUBAUER, KÖLN - WIEN 1973, 138 - 158; D. 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