Aus dem Fachgebiet Tiergartenbiologie und Zootiermedizin der Tierärztlichen Hochschule Hannover Zum Kenntnisstand des Schneeleoparden (Uncia uncia) eine Literaturstudie unter besonderer Berücksichtigung seines Verhaltens und seiner Erkrankungen sowie des angewandten Artenschutzes INAUGURAL-DISSERTATION Zur Erlangung des Grades einer Doktorin der Veterinärmedizin (Dr. med. vet.) durch die Tierärztliche Hochschule Hannover Vorgelegt von Katja Brase, geb. Bäumer aus Hannover Hannover 2004 Wissenschaftliche Betreuung: 1. Gutachter: 2. Gutachter: Prof. Dr. Michael Böer Prof. Dr. Michael Böer Prof. Dr. Klaus Pohlmeyer Tag der mündlichen Prüfung: 18. Novermber 2004 Für meinen Bruder Steffen Inhaltsverzeichnis 1 Einleitung ..................................................................................................................7 2. Quellenmaterial und Methode...............................................................................9 3 Literatur ................................................................................................................... 10 3.1. Biologie des Schneeleoparden................................................................... 10 3.1.1. Stammesgeschichte ............................................................................. 10 3.1.2. Taxonomie, Zuteilung, Evolution ........................................................ 10 3.1.3. Allgemeine Beschreibung der Art....................................................... 14 3.1.4. Anatomische Besonderheiten............................................................. 16 3.1.5. Physiologische Daten ........................................................................... 19 3.2. Verhalten........................................................................................................ 23 3.2.1. Tagesablauf /Aktivität........................................................................... 23 3.2.2. Verhaltensweisen in Ruhe und Bewegung ....................................... 24 3.2.3. Lautäußerungen.................................................................................... 25 3.2.4. Mimik und Gestik................................................................................... 28 3.2.5. Spiel......................................................................................................... 30 3.2.6. Komfortverhalten ................................................................................... 31 3.2.7. Markierungen ......................................................................................... 32 3.2.8. Sozialverhalten...................................................................................... 35 3.2.8.1. Soziale Organisation..................................................................... 35 3.2.8.2. Territoriales Verhalten................................................................... 37 3.2.8.3. Agonistisches Verhalten............................................................... 37 3.2.9. Verhalten gegenüber dem Menschen................................................ 38 3.2.10. Beutetiere und Jagdverhalten........................................................... 38 3.2.11. Nahrungsaufnahme / Fressgewohnheiten...................................... 41 3.2.12. Fortpflanzung ....................................................................................... 42 3.2.13. Trächtigkeit und Geburt ..................................................................... 48 3.2.14. Aufzucht und Entwicklung der Jungen ............................................ 51 3.3. Verbreitung und Artenschutz...................................................................... 56 3.3.1 Vorkommen ............................................................................................. 56 3.3.2. Häufigkeit................................................................................................ 62 3.3.3. Schutzmaßnahmen............................................................................... 65 3.3.3.1. Schneeleopard-Mensch-Konflikt ................................................. 66 3.3.3.2. Bejagung und Handel.................................................................... 67 3.3.3.3. Erhaltungs- und in situ -Programme für freilebende Irbisse ... 72 3.3.3.4. Arterhaltung durch in situ- Programme ...................................... 81 3.3.3.5. Methoden des Zuchtmanagements ............................................ 86 3.3.3.6. Management und Haltung in Zoos und Parks........................... 88 3.4. Veterinärmedizinische Aspekte .................................................................. 93 3.4.1 Behandlungstechniken .......................................................................... 93 3.4.2. Krankheiten der Schneeleoparden..................................................... 97 3.4.2.1. Parasiten ......................................................................................... 97 3.4.2.2. Infektionskrankheiten ..................................................................102 3.4.2.3. Mykosen........................................................................................115 3.4.2.4. Organkrankheiten ........................................................................118 3.4.2.5. Tumoren/ Neoplasien..................................................................132 3.4.2.6. Mangelkrankheiten ......................................................................133 3.4.3. Jungtiererkrankungen.........................................................................135 3.4.4. Impfungen.............................................................................................137 3.4.5. Zoonosen..............................................................................................137 3.5. Arzneimittelverzeichnis für Schneeleoparden........................................139 4. Diskussion...........................................................................................................143 4.1. Allgemeines .................................................................................................143 4.2. Systematik und anatomisch-physiologische Aspekte ...........................143 4.3. Verhalten......................................................................................................144 4.4. Reproduktionsphänomene ........................................................................145 4.5. Natur - und Artenschutzaspekte ................................................................147 4.6. Tiergartenbiologische und zootiermedizinische Aspekte .....................148 5. Zusammenfassung ............................................................................................153 6. Summary.............................................................................................................155 7. Literaturverzeichnis ...........................................................................................157 Anhang .....................................................................................................................186 Datentabellen......................................................................................................186 Verzeichnis der Abbildungen und Tabellen ...................................................192 Abkürzungen .......................................................................................................195 Danksagungen....................................................................................................198 7 1 Einleitung “That the snow leopard is, that it is here, that its frosty eyes watch us from the mountains - that is enough" (MATTHIESSEN 2000) Abbildung 1 - liegender Irbis, Bleistiftzeichnung der Autorin, 2003 Der Schneeleopard wird schon aus sehr früher Zeit beschrieben, so berichtet Kathleen BRADEN (1994a) von einem archäologischen Fund aus dem 4. oder 5. Jahrhundert nach Christus, der den „golden man“ mit einem Anzug darstellt, an dessen Kopfbedeckung sich zwei handgearbeitete Schneeleopardenfelle befinden. Ein Bronzebild, das vor etwa 1800 Jahren in Südsibirien erstellt wurde, zeigt einen gesprenkelten Panther, der große Ähnlichkeit mit einem Schneeleoparden hat. Das Buch „The Secret History of Mongolia“ aus dem 13. Jahrhundert erwähnt den Schneeleoparden (TSERENDELEG 1994), und bis heute sind Geschichten und Legenden über den „Geist der Berge“ in den asiatischen Länden verbreitet. Ziel dieser Arbeit ist es, biologische, veterinärmedizinische und tiergärtnerische Informationen über den Irbis zusammenzufassen und zu bewerten. Ein weiterer Sinn liegt darin, den Schneeleoparden der Öffentlichkeit zugänglich zu machen, interessierten und wissenschaftlich arbeitenden Freunden der Großkatze eine Möglichkeit der erweiterten Information zu bieten, und logische Managementmaßnahmen zu erörtern. In der Literatur wird der Schneeleopard erstmals von dem Nordamerikaner Buffon im Jahre 1761 erwähnt (RIEGER 1980; PÖLKING 1999). Er wurde als eine Felidenart mit dem französischen Namen „once“ beschrieben. SCHREBER (1778) verwendete den Namen felis uncia, im deutschen Sprachgebrauch „unze" genannt. Im englischen Sprachraum wurde das Wort „ounce“ verwendet (GRIFFITH 1827). Seit Anfang des letzten Jahrhunderts wird die mongolische Bezeichnung „Irbis „ benutzt, in der binären Nomenklatur zuerst als Artname (EHRENBERG 1830), später auch in der deutschen Sprache anstelle von „unze“ (POEPPIG 1851). Da „Panthera onca“ in der Literatur den Jaguar bezeichnet, konnte so eine sprachgebräuchliche Verwechslung von „unze“ und „onza“ ausgeschlossen werden. Im Jahre 1863 verwendet BLYTH (1863) erstmalig den Namen „snow leopard“, der später 8 von anderen Autoren übernommen wird. Die deutsche Übersetzung lautet „Schneeleopard“ (BREHM 1890). In den nachfolgenden und heutigen Veröffentlichungen werden im deutschen „Schneeleopard“ und „Irbis“, im englischen Sprachgebrauch „ounce“ und „snow leopard“ verwendet. Das erste Foto eines freilebenden Schneeleoparden gelang 1972 Georg Schaller, einem amerikanischen Naturforscher. Er konnte einer Irbisspur mehrere Tage lang folgen, verlor sie aber nach etwa 40 Kilometern auf einem schneefreien Feld (SCHALLER 1977). In der englischen und russischen Literatur (MARMA & YUNCHIS 1968) finden sich auch Bezeichnungen wie "Irbis leopard" oder "Panthera uncia uncia" In der Mongolei wird er „Erus“ genannt (GRIFFIN 1992), in Tibet „Sah“, in Laddak „Shan“, auf Hindi und Urdu „Barfani chita“ und in Nepal „Heung chitawa “ (PÖLKING 1999). Andere Namen in den verschiedenen Ländern erwähnen NOWELL et al. (1995): panthère des neiges, léopard des neiges, once (Frankreich); leopardo rival, panthera de las nieves (Spanien); xue bao (China); palang-i-berfy (Dari, Afghanistan); bharal he, barfani chita (Indien & Pakistan); ikar, (Pakistan); irvis, snezhnai bars, (Russland); sarken (Tibet);chen (Bhutan). 9 2. Quellenmaterial und Methode Die Literatur über den Schneeleoparden ist weit verstreut, multilingual und stammt weitestgehend aus den Vereinigten Staaten Amerikas und Russland. Einige Schriften sind aus dem Französischen übersetzt, nur wenige Quellen entstammen der deutschen Sprache. Die dieser Arbeit zugrunde liegende Literatur wurde in einem Zeitraum von zwei Jahren ausgewertet. Sie stammt aus Bibliotheken, verschiedenen Internet-Datenbanken, E-Mail- und Briefkontakten. Vertiefende Erkenntnisse wurden durch schriftliche Kontakte, persönliche Gespräche und Telefonate mit Autoren und Personen, die sich mit Schneeleoparden befasst haben und befassen, gewonnen. Die Studie wurde nach der geltenden neuen Rechtschreibung (Neuregelung vom 1. August 1998) verfasst. Die Schreibweise in den Zitaten wurde dabei nicht berührt. 10 3 Literatur 3.1. Biologie des Schneeleoparden 3.1.1. Stammesgeschichte HEMMER (1968) verglich die Beschreibungen von Fossilfunden aus dem Mittel - oder Altpleistozän mit Skelettteilen des Irbisses und konnte nachweisen, dass die Fossilfunde nicht von einem Schneeleoparden stammen. Das geologische Alter des Irbisses konnte demnach noch nicht bestimmt werden. 3.1.2. Taxonomie, Zuteilung, Evolution Die Felidensystematik kann keineswegs als geklärt bezeichnet werden. Je nach dem Hauptarbeitsgebiet eines Taxonomen (z.B. Anatomie, Paläontologie, Ethologie etc.) variieren die Integritätsniveaus. Aus diesem Grund verzichtete HEMMER (1978a) auf eine Einteilung der Felidae in Unterfamilien, Gattungsgruppen und Gattungen. Tabelle 1 gibt eine Übersicht über die systematische Stellung des Schneeleoparden (Panthera uncia). Der Schneeleopard hat aus der Zeit des Pleistozäns denselben Vorfahren wie Löwen, Jaguare und Leoparden (HEMMER 1968). BLOMQV IST (1978) ist der Meinung, dass Schneeleoparden und Tiger sich schon vor dieser Zeit unterschiedlich entwickelt haben, obwohl sie von gleicher Abstammung sind. Innerhalb der Familie der Katzen gehört der Schneeleopard in der Gattung der Großkatzen (HAIZINGER 2000) zur Unterfamilie Pantherinae, wie es seit POCOCK (1917) kaum mehr angezweifelt wird. In dieser Gruppe bildet er den Übergang zu den Felinae (1758 benannte LINNAEUS in seinem "Systema naturae" die Katzen mit dem genus Felis.) Der „International Snow Leopard Trust“ schreibt, der Schneeleopard gehöre nicht zur Gattung der Pantherinae, da er nicht brüllen kann. Er hat den vollen generischen Status als Uncia uncia (ROGERS 2001; NOWELL & JACKSON 1995; GRZIMEK 1978). Diese Einteilung ist zu diskutieren, da RIEGER (1980) und PETERS (1978) das Brüllen beim Schneeleoparden beschreiben. Einige Autoren (GRZIMEK 1978; PÖLKING 1999; HAIZINGER 2000) sind der Meinung, der Schneeleopard brüllt nie, er schnurrt und heult wie eine Kleinkatze. Auch nimmt er nicht in liegender - wie es Großkatzen im Allgemeinen tun - sondern in kauernder Stellung seine Nahrung zu sich. Mit einer Schulterhöhe von ca. 60 Zentimetern ist er die kleinste aller Großkatzen, manche Fachleute bezeichnen ihn daher als „Mittelkatze“ und stellen ihn in eine eigene Gattung Uncia. 11 Alle neueren systematischen Arbeiten stellen Uncia in die Nähe der Gattung Panthera, weisen aber darauf hin, dass Uncia in verschiedenen Merkmalen Gemeinsamkeiten mit anderen Felidenarten, besonders mit dem Nebelparder, Neofelis nebulosa, zeigt (POCOCK 1917; HALTENORTH 1936; HEMMER 1968, 1969, 1978b; LEYHAUSEN 1973). Eine interessante Theorie ist, dass der Nebelparder (Neofelis nebulosa) sich als Ergebnis seiner geographischen Verbreitung in den südöstlichen Gebieten Asiens entwickelt hat, der Schneeleopard in den zentralasiatischen Hochgebirgen und der Tiger in Nordasien (BLOMQVIST 1978a). Die Beschreibung des Schneeleoparden fällt, je nach Verbreitungsgebiet, in Bezug auf Färbung und Größe unterschiedlich aus. So schreibt BLOMQVIST (1978) von Tieren in Zentralasien, die helleres Fell besitzen als ihre Artgenossen in Nepal. Mindestens ein Zoo in Amerika hatte im Jahr 1978 Schneeleoparden, die kleiner waren als andere ihrer Art. Tabelle 1- Zoologische Stellung des Irbisses nach GRZIMEK (1978) KLASSE Säugetiere (Mammalia) UNTERKLASSE Plazentatiere (Placentalia) ORDNUNG Raubtiere (Carnivora) UNTERORDNUNG Landraubtiere (Fissipedia) ÜBERFAMILIE Schleichkatzen, Hyänen- und Katzenartige (Aeluroidea = Herpestoidea) FAMILIE Katzen (Felidae) GATTUNG Schneeleoparden (Uncia) ART Schneeleoparden (Uncia uncia) 12 Die Vermutung, dass es je nach Verbreitung unterschiedliche Typen des Irbisses gibt, widerlegt HALTENORTH (1936) in seinem Bericht über die Untersuchung mehrerer Schneeleopardenschädel. Er schreibt, dass die Sutura sagittalis selbst bei den ältesten Stücken nicht verwachsen ist. Dieser Metopismus sei ein Artenmerkmal. Die Schädel stammten sowohl aus dem Gebiete des Tienshan a ls auch aus Ladakh im Himalaja. Tabelle 2 zeigt, dass zwei Namenskombinationen für den Irbis dominieren: Panthera uncia und Uncia uncia. Tabelle 2 - gebräuchliche Namenskombinationen für den Irbis Name Stellung Familie Subfamilie Panthera uncia1 wie Löwen, Tiger, Jaguare und Leoparden Felidae Pantherinae Felidae Felidae Schneeleoparden Pantherinae Uncia uncia2 Uncia uncia3,4 Quellen: 1: BLOMQVIST (1978), 2: SCHREBER (1778), 3: POCOCK (1917) 4: NOWELL & JACKSON (1995) Autoren, die bisher über den Schneeleoparden geschrieben haben, sind sich nicht ganz einig, ob es sich um eine mono- oder polytypische Art handelt. Obwohl KRUMBIEGEL (1954) keinen Hinweis auf Rassebildungen findet, sind bisher drei Unterteilungen bekannt. BUFFON (1761) beschreibt ein Fell, dessen Herkunft nicht genannt wird, mit dem Namen „uncia“. HORSEFIELD (1955) benennt die Tierart nach einem in Nepal gefundenem Fell „uncoides“. Für ein Tier aus Sikhim verwendet ZUKOWSKI (1950) den Namen „schneideri“, dem früheren Leipziger Zoodirektor Karl-Max Schneider zu Ehren. Die Beschreibungen von „uncia“ „uncoides“ und „schneideri“ beziehen sich aber nur auf die unterschiedliche Grundfarbe des Fells, weitere Untersuchungen zur intraspezifischen Variation wurden nicht vorgenommen (RIEGER 1980). Der Zeitpunkt des Paarungsbisses wurde von HEDIGER (1965) als taxonomisches Merkmal benutzt. Da Irbismännchen den Biss in den Nacken des Weibchens erst gegen Ende der Kopulation vollziehen, wie es bei allen Großkatzen der Fall ist, sieht er eine enge Verwandtschaft zu Panthera. RIEGER & PETERS (1981) schreiben jedoch, dass Irbisse untereinander eine Varianz des Nackenbisses zeigen. Demnach kann, je nach Vertrautheit und Begattungsbereitschaft der Paare, der darauffolgende übliche Schrei ausbleiben oder zu unterschiedlichen Zeitpunkten der Kopulation erfolgen. Die Stellungen und Handlungen beim Fressen (meist hockend) stehen genauso wie die Lautäußerungen (Prusten – Pantherinae; kein Brüllen, Schnurren in- und expiratorisch – Felinae) im Übergangsbereich zwischen Felinae und Pantherinae. 13 Die Stellungen beim Fressen sind nach RIEGER (1980) vom Gewicht des Tieres abhängig und sollten somit nicht zu Überlegungen für eine systematische Zugehörigkeit verwendet werden. RIEGER (1980) ließ das Zungenbein eines ausgewachsenen Irbismännchens anatomisch untersuchen und konnte anhand des ligamentösen Epihyoids eine Zuordnung zu den Panthera-Arten, also den „Brüllkatzen“, machen. Bei den „Schnurrkatzen“ (Felinae) ist das Epihyoid verknöchert (POCOCK 1916). HEMMER (1968) berichtet, dass der Irbis zwar ein pantherines Hyoid besitzt, den Brülllaut wie ihn die Panthera Arten benutzen, aber nicht äußert. POCOCK (1916) stellte die Theorie auf, dass Schneeleoparden zu den sogenannten „Schnurrkatzen“ gehören, konnte diese aber anhand mangelnder Untersuchungsobjekte nicht eindeutig beweisen. In den Informationen, die der Zoo Basel seinen Besuchern erteilt, wird der Schneeleopard aufgrund seines „unvollständig verknöcherten Zungenbeins“ (HLAVACEK 2001) den Großkatzen zugeordnet (siehe Kap. 3.1.3). O´BRIEN (1995) beschreibt den Schneeleoparden aufgrund molekularer, karyologischer und morphologischer Untersuchungen als dem Genus Panthera zugehörig. Er schreibt von fünf verschiedenen Methoden zur Untersuchung von DNS und Gensequenzen bei Katzen. Drei davon bestimmen Unterschiede in Proteinsequenzen ("allozyme genetic distance", "2 DE genetic distance" und "Albumine immunological distance"), zwei vergleichen die spezifischen DNS-Sequenzen der verschiedenen Spezies ("DNA-DNA hybridisation", und "DNA sequence analysis"). Tabelle 3 - Anatomische und ethologische Merkmale, zu taxonomischen Zwecken verwendet Verhalten kein Brüllen Schnurren, (in- und expiratorisch) Prusten Kauernde Fressstellung Schulterhöhe 60 cm Nackenbiss am Ende der Kopulation Ligamentöses Epihyoid Gesichtswäsche Chromosomen Struktur Gattung Uncia1 Felinae2 Besonderheiten Großkatzen können nur expiratorisch schnurren Felinae2 Uncia2 Panthera3 Panthera4 Panthera5 Panthera6 Proben aus Blut und Knochenmaterial Quellen: 1: ROGERS 2001; NOWELL & JACKSON (1995), 2: HEMMER (1968), 3: HEDIGER (1965), 4: RIEGER (1980), 5: HEMMER (1968), 6: GRIPENBERG et al. (1982) Anhand der Chromosomenstruktur konnten GRIPENBERG et al. (1982) die Zuteilung der Schneeleoparden zu den Pantherinae vornehmen. Aus Blut und Knochenmaterial wurden die Genomfragmente mittels verschiedener Bandentechniken dargestellt: Der kurze Arm des A1 Chromosoms ist ebenfalls in den karyotypen Genomfragmenten des Löwen und des Tigers sichtbar. Das Chromosom B4 14 des Schneeleoparden hat die gleiche Beschaffenheit wie bei Löwen, Luchsen und anderen Pantheraarten. Die Chromosomgruppen C und E sind bei Schneeleoparden, Löwen, Katzen, Tigern und Luchsen gleich. Die NOR Regionen sind in allen katzenartigen Tieren identisch. HEMMER (1968) ist der Meinung, dass der Schneeleopard eine abnehmende Zahl von Felinae- und eine zunehmende Zahl von Pantherinae- Merkmalen aufweist, deren Vollzähligkeit erst im Genus Panthera selbst erreicht ist. Abbildung 2 - liegender Irbis, Foto: Freeman 3.1.3. Allgemeine Beschreibung der Art Der Schneeleopard ist eine vorwiegend nachtaktive Wildkatze (BLOMQVIST 1978a) mit einer Körperlänge von 120 bis 150cm (LUTZ et al.1996). JACKSON (2000b) beschreibt sie als crepuskulare (dämmerungsaktive) Katze, wenn sie nicht gestört wird. Berichte über Aktivitäten während der hellen Tageszeit liegen vor, beruhen aber wahrscheinlich darauf, dass das Tier in Obhut der Menschen weniger scheu ist (BLOMQVIST 1978a). Seine Kopfform ist auffallend rund und geschlechtsdimorph mit vollen schwarzen in Längsreihen geordneten Punkten gezeichnet (GRZIMEK 1978). Die individuellen Variationen des Stirn-Fleckenmusters erlauben die Identifikation einzelner Tiere. Der Kopf ist nicht so stark getüpfelt wie beim Leoparden (Panthera pardus), die Ohren des Irbisses sind etwas runder. Die Schwanzspitze ist dorsal immer dunkel, ventral aber fast weiß. Die Gesichtsmuskulatur des Schneeleoparden wirkt in Ruhe entspannt, das Maul ist geschlossen, die Augen geöffnet. Die Schnurrhaare sind nicht gespreizt, sondern zeigen mehr oder weniger im Büschel kaudoventral. Der 15 Ruheausdruck verändert sich, wenn das Tier etwas beobachtet. Dabei bekommen die Augen einen gerichteten Blick und die Ohreninnenseiten werden nach vorn gedreht. Dieser Gesichtsausdruck besteht auch beim Lauern (HEMMER 1968). Sein langes, rauchgraues Fell hat bisweilen einen Stich ins Gelbe, es ist mit dunkelgrauen, offenen Rosetten überzogen (JACKSON 2000b). Die großen Rumpfflecken erinnern an die des Pumas, besitzen aber an den Körperseiten immer einen hellen Hof (GRZIMEK 1978). Die Haare des Fells können bis zu 12cm lang werden (BLOMQVIST 1978a). Gewöhnlich sind die Haare auf dem Rücken dunkler als an Brust und Flanken und an der Unterseite weiß (PIAZZA & KOSTNER 2000). Im Winter ist der helle Pelz mehr weißlich, im Sommer leicht grau getönt (GRZIMEK 1978). Die Pfoten sind im Vergleich zum Körper und in Anpassung zur Fortbewegung in tiefem Schnee sehr groß und behaart. Gehör und Sicht sind gut ausgeprägt (BLOMQVIST 1978a). Der Irbis hat eine gut bemuskelte breite Brust, im Vergleich mit anderen Großkatzen kurze Vorderbeine mit großen Pfoten, lange Hinterbeine und einen sehr langen, buschigen Schwanz. Dieser kann 75- 90% der KopfRumpf-Länge betragen (JACKSON 2000b). Die Haltung des distalen Schwanzviertels ist individuell verschieden und eignet sich ausgezeichnet für die Identifikation der Individuen (RIEGER 1980). Die Hoden sind katzentypisch angelegt und messen bei ausgewachsenen Tieren etwa 2,0 x 1,0 x 1.0cm (DOSTER et al.1989) Die Männchen wiegen durchschnittlich etwa 45 kg, die Weibchen etwa 30 kg (McCARTHY 2000a; JALANKA 1989a). NOWELL & JACKSON (1995) berichten, dass das Gewicht der Großkatzen von der Magenfülle abhängig ist. Er gibt das Gewicht des vollen Magens eines Leoparden (Panthera pardus) mit 6.6 kg - etwa 18% des gesamten Körpergewichtes - an. 16 3.1.4. Anatomische Besonderheiten Der Schneeleopard hat sich sehr gut an seinen kalten Lebensraum in hohen Lagen adaptiert, was einige anatomische Besonderheiten zeigen. Fell Die Tiere wechseln das Fell zweimal pro Jahr, wobei das Winterfell sich in Länge und Dichte nur wenig vom Sommerfell unterscheidet. Der lange Schwanz wird bei Kälte um den Körper gelegt und wärmt das Tier (NOWELL & JACKSON 1995; BLOMQVIST 1978a). Erweiterte Nasenhöhle Der Schneeleopard besitzt erweiterte Nasenhöhlen (JACKSON 2000b; NOWELL & JACKSON 1995), die größer sind als die des Leoparden (Panthera pardus). Der größere Querschnitt der oberen Atemwege ermöglicht einen relativ langsamen Inhalationsstrom, wodurch eine Erwärmung der kalten, hochalpinen Luft erfolgt (ZOO BASEL 2002). Damit wird der Gasaustausch in den Alveolen optimiert (BLOMQVIST 1978a). Augen Der Schneeleopard hat als Beutegreifer Augen mit ausgeprägtem BinokularSehen. Sie sind enger zusammengerückt, als es bei pflanzenfressenden Tieren der Fall ist (FESTETICS 1978). Zungenbein Das Zungenbein der Schneeleoparden entspricht dem der meisten Großkatzen (RIEGER 1980). Anstelle des Epihyoideum ist bei ihnen ein elastisches Band vorhanden. 17 A: Os hyoideum der Großkatzen B: Os hyoideum des Geparden, stellvertretend für Kleinkatzen Aufhängeapparat 1 2 3 Os tympanohyoideum Os stylohyoideum Lig./Os epihyoideum Teile des Zungenbeines 4 5 Zungenhorn (Ceratohyoid) Kehlkopfhorn (Tyreohyoid) Abbildung 3 - Os hyoideum, modifiziert nach WENTHE (1994) Beine Die Beine des Irbisses sind im Vergleich zu denen anderer Großkatzen und im Verhältnis zur Körpergröße kurz. Die gut ausgebildete Schultermuskulatur erleichtert das Klettern (NOWELL & JACKSON 1995). Pfoten Eine weitere Besonderheit findet man an den Pfoten. Schneeleoparden besitzen dicht behaarte Sohlen, die vor allem in verschneiten, verharschten und vereisten oder felsigen Gebieten Schutz gegen Fußverletzungen, Kälte und Ausrutschen bieten (ZOO BASEL 2002). Abbildung 4 - Irbispfote, Foto: Freeman 18 Schädel Schneeleopard Leopard Nebelparder Abbildung 5 - Vergleichende Darstellung der Schädel dreier Großkatzen (HUBER 2003) HALTENORTH (1936) beschreibt die Eigenarten des Irbisschädels: Der dorsale Rand des Os maxillare macht einen seitlich stark ausschwingenden Bogen zum Naseneingang hin. Nur beim Irbis erreicht der lateral von der Incisura palatina gelegene Teil der Sutura transversalis die Höhe ihres Ansatzes an der Sutura palatina. Der Rand zwischen I 3 und C ist nicht dorsal gebogen, da beim Irbis wie beim Puma die Eckzähne des Unterkiefers nur kurz sind. Ebenso ist die Knochenoberfläche oberhalb dieses Randes nicht konkav. Die Ossa nasalia sind außerordentlich kurz und breit,sie stellen schematisiert ein Dreieck dar. „Besonders kennzeichnend für den Irbis ist die Breite des Os frontale zwischen den Processus postorbitales (=Procc. zygomatici der Ossa frontalia), als auch davor und dahinter. Das Stirnprofil zeigt einen steilen Anstieg der Nasenbeine. Die Sut. sagittalis (=Septum sagittale) ist selbst bei den ältesten Stücken nicht verwachsen; dieser Metopismus ist ein Artenmerkmal. Die Stirn zwischen den Processus postorbitales (=Procc. zygomatici der Ossa frontalia) ist demnach sehr platt.“ Als Besonderheit der Ossa sphenoidalia besteht ein nicht näher bezeichnetes Foramen (oft sind es auch zwei Foramina), das „stets zwischen dem Foramen ethmoidale und dem Foramen opticum (Canalis opticus) zu sehen ist“. „Die Bulla (tympanica) des Irbisses hat vor allem zwei Eigentümlichkeiten, durch die sie sich von denen anderer Großkatzen, wahrscheinlich aller Katzen überhaupt, unterscheidet. Die eine Besonderheit ist die Größe des Ectotympanicum (=kaudaler Bereich der Pars tympanica ossis temporalis) gegenüber der des Entotympanicum (=rostraler Bereich der Pars tympanica ossis temporalis). Auf Kosten des Zweiten hat sich Ersteres nämlich so ausgedehnt, dass es fast denselben Raum wie dieses einnimmt (...) Dadurch kommen Foramen stylomastoideum und die Grube für das Tympanohyale (=Porus acusticus externus), die durch eine Knochenspange klar voneinander geschieden sind, ganz in den Bereich des Ectotympanicum (=kaudaler Bereich der Pars tympanica ossis temporalis) zu liegen. Dieses Nebeneinanderliegen ist aber bereits wiederum Anzeiger für die zweite 19 Eigentümlichkeit, nämlich die außerordentliche Flachheit der Bulla (tympanica), die der Irbis allein unter allen Feliden aufzuweisen hat." Die Bulla hat ein drittes Merkmal, ein getrennt außerhalb des Foramen lacerum posterium (For. jugulare) liegendes For. carotis posterior(=Canalis caroticus), das sich meistens verdoppelt oder verdreifacht (HALTENORTH 1938). 3.1.5. Physiologische Daten Die physiologischen Daten Körpertemperatur, Atemfrequenz und Pulsfrequenz gesunder Großkatzen gibt BEHLERT (1995) wie folgt an. Tabelle 4 - Physiologische Daten gesunder Großkatzen Körpertemperatur Atemfrequenz Pulsfrequenz Geburtsgewicht in g Quelle: BEHLERT (1995) 38-39°C 8 -12 Züge/min. 48 Herzschläge/min. Leopard: 400-600 20 Hämatologie WAHLBERG & SANKARI (1979a) und MARMA & YUNCHIS (1968) untersuchten Blutproben von 20 klinisch gesunden Schneeleoparden und stellten folgende Profile auf. Tabelle 5 - Hämatologisches Profil Test Maßeinheit Mittelwert erlaubte Abweichung +/- 18.4 Differenzwert Hämoglobin Hämoglobin in den Erythrozyten Hämatokrit Leukozyten Leukozyten Neutrophile Granulozyten Eosinophile Granulozyten Basophile Granulozyten Lymphozyten Monozyten G/l % 140 34.0 % 103 U/l % % 45 (47*) 11.6 18,4* 83 +/- 4.9 +/- 2.7 32-50 7.5-17.8 +/- 4.9 78-92 % 2 (3*) +/- 1.4 0-5 % Wenige % % 12 (12*) 1.8 (4*) +/- 4.7 +/- 1.2 4-20 0-4 92-158 Quellen: WAHLBERG & SANKARI (1979a), *: MARMA & YUNCHIS (1968) Wie aus den Berichten von WAHLBERG & SANKARI (1979b) zu entnehmen ist, ist der Prozentsatz der ne utrophilen Granulozyten relativ hoch. Auswertungen bei Leoparden, Schneeleoparden und Jaguaren von SCHALM (1975) zeigen ein ähnliches Bild. 21 Tabelle 6 - Biochemisches Profil Test AP 1 1 ALAT 1 ASAT 1 CPK 1 Gamma GT 1 LDH 1 Glucose 1 Urea 1 Bilirubin 1 Cholesterol 1 Kreatinin 1 Protein 1 Albumin 1 Ca mmol/l 1 Mg 1 P 2 GOT 2 GPT 2 Vitamin A** 3 Karotin Vitamin E 3 Maßeinheit Anzahl der Tiere Mittelwert Erlaubte Abweichung Differenzwert I.U/L 7 (jünger als 2 Jahre) 12 (2J.und älter) 20 20 20 20 18 19 20 10 19 20 20 20 19 19 12 (2 Jahre und älter) 6 302 +/- 140 244-468 54 +/- 22 24-95 39 32 206 4 199 9.3 6.8 3.4 3.4 183 71.4 44.4 2.5 0.88 1.72 +/- 22 +/- 11 +/- 153 +/- 5.6 +/- 139 +/- 3.1 +/- 2.5 +/- 1.5 +/- 0.8 +/- 60 +/- 7.7 +/- 4.4 +/- 0.1 +/- 0.08 +/- 0.15 10-96 16-59 55-442 0-24 47-514 6.0-15.7 1.8-11.3 1.6-5.3 2.3-5.6 64-286 58-86 38-56 2.3-2.8 0.78-1.02 1.58-2.06 2.95 +/- 0.53 2.41-3.72 I.U/L I.U/L I.U/L I.U/L I.U/L mmol/l mmol/l umol/l mmol/l umol/l g/l g/l mmol/l mmol/l mmol/l I.U/l I.U/l IE/ 100ml IE/ 100ml ug/100m l Plasma Mg/100 ml Plasma 30-40 40-50 242 (adult) 127-380 (juvenil) 8,3 0,16-08 (juvenil) 0.4-0,5 (adult) Hormon-Jod- ug/100m säugende Tiere: 0,5-1,5 Gehalt l Serum abgesetzte Tiere: 0.5-2.0 (BEJ*) bei Alttiere: 0.5-3.0 4 Feliden Quellen: 1: WAHLBERG & SANKARI (1979a), 2: RÜEDI et al. (1978), 3: HELDSTAB & RÜEDI (1987), 4: BEHLERT (1995) *(BEJ) = Butanolextrahierbares Jod ** Raubtiere synthetisieren normalerweise kein Vitamin A aus Karotin. Deshalb sind sie auf die Zufuhr aus der Nahrung (Verfütterung von Lebern, Zufüttern von Vitaminpulver) angewiesen (HELDSTAB & RÜEDI 1987). 22 Sauerstoffversorgung Der Irbis hat, verglichen mit anderen Feliden, eine sehr hohe Konze ntration (16.4g/100) von Hämoglobin im Blut, die es ihm ermöglicht, das Blut zu verteilen und die Atmung zu regulieren. Das garantiert ihm einen sehr effektiven Sauerstofftransfer. Für Feliden reagieren sehr empfindlich auf Unterschiede in der Sauerstoffversorgung. In diesem Bereich nimmt der Schneeleopard eine besondere Stellung ein. Zerebrospinalflüssigkeit Die Zerebrospinalflüssigkeit ist klar mit einem spezifischen Gewicht von 1.005 g/dl und 127 RBC/mm3 (JUNGE et al. 1986) Milchzusammensetzung Die Milchkomponenten des Schneeleoparden sind in der zur Verfügung stehenden Literatur nicht genannt. Zahnstatus Das Gebiss der Schneeleoparden mit stark ausgeprägten Eck- und Reißzähnen ist ein typisches Raubtiergebiss, ähnlich dem anderer Feliden (BEHLERT 1995). Zahnformel Zahnformel des Milchgebisses eines Schneeleoparden im Alter von 2 Monaten (MARMA & YUNCHIS 1968): 3Id 3Id 1Cd 1Cd 3Pd 3Pd = 28 Zähne Zahnformel des Dauergebisses eines Schneeleoparden (COOK & STOLLER 1986): 3I 3I 1C 1C 2-3P 1M 2P 1M = 28-30 Zähne Lebenserwartung Die durchschnittliche Lebenserwartung von in Zoos lebenden Schneeleoparden betrug 1978 etwa 5,2 Jahre bei einer maximalen Lebensdauer von 13 Jahren (BLOMQVIST 1978b). Heute liegt sie bei etwa 15 Jahren (HAIZINGER 2000; KAPPELER 1993; DEXEL 2003 pers. Mitt.). Das Höchstalter der Tiere in freier Wildbahn schätzt BLOMQVIST (1978b) auf etwa 11 Jahre. 23 Tabelle 7 - Lebenserwartung Jahr Durch Höchstalter Höchstalter Durch Höchstes schnittliches Zootiere in Wildtiere in schnittliches Gebäralter Alter Jahren Jahren Gebäralter in Jahren Zootiere 1955 5.2 Jahre 13 -17 11 4 (selten 3) Jahre 1970 1974 13 1976 5 Jahre 13 1977 9.5 Jahre 6.5 Jahre 11 Quelle: BLOMQVIST (1978b) 3.2. Verhalten 3.2.1. Tagesablauf /Aktivität Freilebende Irbisse gelten laut ELLIOT (1883), WARD (1924) und SCHALLER (1971b) als nachtaktiv, laut STROGANOV (1969) als dämmerungs- und auch tagaktiv. RIEGER (1980) beobachtete die Abendaktivitäten von Schneeleoparden im Züricher Zoo während der Dämmerung . Das Aktivitätsmaximum lag im Frühsommer bei 19.00 Uhr, es verlagerte sich im Frühwinter auf 16.00 bis 17.00 Uhr. Die Weibchen schränkten ihre tägliche Aktivität ein, wenn ihre männlichen Artgenossen aktiv wurden. Anhaltende Aktivitäten von mehr als 15 Minuten konnten bei Männchen das gesamte Jahr über, bei den weiblichen Tieren nur während des Östrus, festgestellt werden. RIEGER (1980) beobachtete, dass die Bewegungsaktivität der Tiere im Winter quantitativ höher ist als im Sommer. Genauso verhält es sich mit Aktivitäten wie Spritzharnen, Wischen (siehe Kap. 3.2.7) und Kopulation. Das Ruhen erfolgt meist auf einer höher gelegenen Liegefläche. Im Winter bevorzugen die Tiere schneefreie Flächen. Sie halten sich nie in einem offenen Raum auf, sondern suchen den Schutz von großen Steinen, Sträuchern oder Bäumen (RIEGER 1980). Nach der Ruhephase strecken sich Irbisse in der Regel beim Aufstehen. Sie buckeln und zeigen das Vor-, Rumpf-, Hinterbein-, und Tiefstrecken. Sie trinken danach meist lange und defäkieren kurz darauf. Das Männchen kontrolliert in den ersten Minuten der Abendaktivitätsphase die verschiedenen Markierungsstellen und erneuert sie (RIEGER 1978a). 24 3.2.2. Verhaltensweisen in Ruhe und Bewegung Ruhestellung In der Ruhestellung wird der Schwanz des Irbisses nach hinten lang ausgestreckt, manchmal auch locker seitlich an den Körper herangelegt. In Ruhe kann das Tier liegen oder sitzen. Beim Sitzen auf erhöhten Flächen hängt der Schwanz einfach herunter. Im Liegen ist er seitlich um den Körper geschlungen. Bevor er einschläft, beobachtet der Irbis seine Umgebung noch eine Weile. Die Vorderbeine sind in dieser Stellung nach vorn ausgestreckt (HEMMER 1968). Abbildung 6 - Ruhestellung im Sitzen (HEMMER 1968) Schlafstellung Bei warmem Wetter schläft der Irbis mit halbkreisförmig gebogener Wirbelsäule. Der Schwanz wird dabei lose um den Körper gelegt. Bei sehr hohen Temperaturen schläft er auch lang ausgestreckt auf dem Rücken oder auf der Seite liegend. Bei kälterem Wetter kauert er sich mehr zusammen, aus der Position des Halbkreises kann die eines Vollkreises werden (HEMMER 1968). Bei kalter Witterung soll der Irbis im Schlaf seine Nase mit dem Schwanz warm halten (TSERENDELEG 1994). Mitunter liegen die Tiere bei Kälte in Körperkontakt beieinander (RIEGER 1980). Die Lufttemperatur hat einen bedeutenden Einfluss auf das Wohlbefinden der Tiere, so ist deren Aktivität bei Temperaturen über 20°C geringer und setzt später am Abend ein. HEMMER (1968) beobachtete, dass Irbisse an warmen Tagen auf dem Rücken liegen und so ihre Wärme über ihre Ventralseite an die Umgebung abgeben. 25 Sprung „ Der Irbis dürfte ohne Frage die Katze mit der am höchsten entwickelten Sprungkraft sein“ (HEMMER 1968). Bei in Gefangenschaft gehaltenen Tieren ist diese Fähigkeit nicht immer leicht zu beobachten. Auffällig ist die große Leichtigkeit, mit der der Irbis kleinere Hochsprünge, wie auf erhöhte Ruheplätze und dergleichen, ausführt. Der lange Schwanz dient ihm als „Balancierstange“ beim Wandern auf schmalen Felsgraten und als „Steuerruder“ beim Überspringen von Abgründen (HAIZINGER 2000). OGNEV (1962) berichtet vom Sprung eines wildlebenden Irbisses von 15 Metern Distanz über ein Graben. PÖLKING (1999) berichtet sogar von einer Sprungweite von 16 m. Klettern Verschiedene Autoren (GUGGISBERG 1975; RIE GER 1980; HEMMER 1968) sind sich darüber einig, dass Schneeleoparden vorwiegend springen und nur selten klettern. Das Klettern kann dann allerdings mit Aufziehen oder Hängen gekoppelt sein. In Gehegen werden Kletterbäume meist im Sprung erklommen und als Aussichtspunkt benutzt. 3.2.3. Lautäußerungen Die Lautäußerungen der Schneeleoparden sind laut RIEGER & PETERS (1981) während der Ranz und beim Deckakt besonders auffällig, sie sind in Tabelle 8 zusammengefasst. HEMMER (1968) und HAIZINGER (2000) berichten, dass der Irbis nicht über einen Laut verfüge, der als Brüllen zu identifizieren sei. 26 Tabelle 8 - Lautäußerungen Laut Beschreibung Mauzen Kurze Laute, ähneln denen der Hauskatze Partnerruf Laute wie „Uaaau“ die leise bis halblaut zum Teil in der Stimme fast meckernd, auch Stimmen, die einem lauten „miau“ sehr ähneln Mauzartig, Einzellaute können gekoppelt werden, treten häufig zusammen mit Mauzen auf. Unterteilbar in zwei Rufteile Körperhaltung Situation/ Funktion Länge (sek.) Vorwiegend mit anderen intensiven Rufformen in arhythmischer Folge, dient dem Zusammenhalt einer Gruppe, 1 Spontan bei Weibchen mit Jungen Der häufigste Laut im Repertoire der Schneeleoparden ist das Mauzen. Man hört ihn meist, 1 wenn Tiere allein gehalten oder getrennt werden Meist einem Partner gegenüber geäußert. Hemmer konnte im Tierpark Krefeld direkten Stimmkontakt mit einem Irbisweibchen herstellen, 2 wobei das Tier antwortete 0.4 -1.2 Beliebig Rumpfmuskeln beteiligt, Maulöffnung je nach Intensität unterschiedlich Häufig in der Hitze der Weibchen, selten spontan, Auslöser ist der Östrus der W, M antworten, hält 1 Paare zusammen 0-5 Kommt selten vor, kann zu vertrauten Menschen geäußert werden, spontan bei Weibchen mit Jungen, löst eine Antwort bei Artgenossen aus, bei gegenseitiger Annäherung, Begrüßung, wenn Junge sich entfernen. Lock und Beschwichtigungslaut, kann vor, während und 2,3,7 nach dem Deckakt vorkommen 3,9 Das Tier ist bereit zum Angriff Einzelstöße 0.03 – 0.07 insgesamt: 0.5 – 0.7 Beliebig Rumpf-Muskulatur nicht beteiligt, Maul nur wenig geöffnet Prusten Dumpf -schnaubend, mehrere zusammen hängende Einzellaute, tritt mit Mauzern zusammen auf, geringe Lautstärke, 7 meist in der Expiration Beliebig, Oberlippen angehoben, Nasenlöcher erweitert, Kopf angehoben, Rumpfmuskeln beteiligt Knurren Lange expiratorische Phasen, selten inspiratorisch, pulsierende 9 Struktur Maul (fast) geschlossen 40 – 60 Impulse pro Sekunde mit Unterbrechungen Schallfrequenz(Fq)/ Tonhöhe(T) Klangfarbe(Kf)/ Intensität(I) T: unterschiedlich K: tief Fq: 0.2-7 kHz, (max. 0.6-1.0 kHz.) T: heller Anfangsteil, tiefes Ende K: variabel I: hoch und gleichmäßig, selten an- und absteigend Fq: 0.2 – 7 kHz, je nach Kopplung der Laute variabel. Anfangs hoch, zum Ende tiefer (unter 1.5 kHz) I: rhythmischer Wechsel Fq: häufig unter 1 kHz, auch 0.2 – 7 kHz. I: gering bis mittel T: variabel Kf: klangvolle und -arme Intervalle Fq: 0.1 – 7 kHz. 27 Paarungs schrei Expirativ, sehr langer, Steht in eindeutigem Zusammenhang mit I: mehrfach an- und abschwellend gedehnt heller und erfolgreicher Kopulation, beginnt mit der klangartiger Schrei, zum Ejakulation, endet, wenn der Kater sich vom 3 Ende einige kurze, Weibchen abwendet 3,9 maunzartige Rufe Brüllen Kurze Rufreihe aus drei bis Sehr selten, nur bei Weibchen in Hitze häufiger 1 vier Nachstossern 7 („öäääaau“) oder heulend über Kilometer hinweg 1,7,8 hörbar Grollen Vornehmlich laut, mit I: mittel bis hoch Tonelementen: „rrrhaa rrrhaa rrrhaa“ Expiratorische Stöße mittlerer Länge einzeln oder 3 zusammenhängend 2 Fauchen Klingt wie husten, ein kurzer Der Larynx Abwehrlaut 0.01 – 0.02 Fq: 0.1 – 7 kHz (meist: 2 – 4 kHz.) expiratorischer Laut, einzeln produziert diesen oder aufeinanderfolgend, Laut beginnt laut und 2,3 endet leiser werdend Hissing Ein Zischen, ähnlich dem Der Larynx ist nicht Während der gesamten Kopulation mehrere I: niedrig Fauchen, Expiratorisch, oder nur selten Fq: 0,1- -7 kHz gemischt mit anderen beteiligt Lauten, selten 3 inspiratorisch Schnurren Kontinuierlich in- und . expiratorisch, laut und anhaltend ähnlich der 2;4;5 Hauskatze Quellen: 1: PETERS (1978), 2: HEMMER (1968), 3: PETERS (1980), 4: SANDERSON (1956), 5: STEINBACHER (1955), 6: HAIZINGER (2000), 7: RIEGER (1980), 8: DUNGERN-OBERAU (1939), 9: RIEGER & PETERS (1981) 28 3.2.4. Mimik und Gestik HEDIGER (1961) beschreibt Mimik als „charakteristische Veränderungen im Gebiete des Gesichts, die sich auf der sozusagen festen Architektur des Schädels abspielen“, Gestik als „Ausdrucksbewegungen im Gebiete außerhalb des Gesichtes, also des Körpers, der Extremitäten und des Schwanzes.“ RIEGER (1980) nennt fünf Arten der Mimik des Schneeleoparden: Lauern Die sichtbaren Veränderungen am Kopf eines lauernden Irbis sind: seitwärts gesenkte und nach vorn gerichtete Ohren. Bei intensivem Lauern bewegt der Irbis seinen Kopf hin und her, während er ohne Unterbrechung sein Ziel fixiert. Die Vorderbeine sind dabei angezogen und an den Boden gedrückt, die Hinterpranken weit nach hinten geschoben und zum Vorwärtsschnellen des Körpers fest aufgestemmt (HEMMER 1968). Drohmimik Die Mimik eines aggressiv drohenden und eines defensiven Irbisses ist recht ähnlich. In beiden Fällen werden die Zähne durch Heben der Lefzen entblößt und die Ohren nach hinten gedreht. Die Mimik des abwehrdrohenden Irbisses ist immer ausgeprägter als die eines aggressiv drohenden. Bei abklingender Abwehrstimmung können oft Ohrenschlagen und Kopfschütteln festgestellt werden (RIEGER 1980). Konsumatorisches Gesicht FOX (1971) beschrieb bei Kaniden das konsumatorische Gesicht. Dabei sind die Augen z.B. kurz vor Ende des Fressens, Urinierens, Defäkierens, Imprägnierens oder Markierens teilweise oder vollständig geschlossen. Das konsumatorische Gesicht konnte bei Irbissen außer in den bereits erwähnten Situationen auch beim Markierungsschnuppern, bei der Genitalkontrolle und bei Weibchen während der Kopulation festgestellt werden. Flehmen SCHNEIDER (1932) hat eine allgemeine Beschreibung zum Flehmen von Raubkatzen veröffentlicht, die auch auf den Schneeleoparden zutrifft: „Flehmende Raubtiere sehen aus wie von ihrer Umgebung abgekehrt, richtungslos einem Erleben, einem inneren Zustand, der Nachwirkung eines Sinnesreizes hingegeben; sie scheinen an sich zu halten und augenblicklich keinen Bezug mehr zum Gegenständlichen zu haben." 29 Das Flehmen der Irbisse unterscheidet sich nicht vom entsprechenden Verhalten anderer Großkatzen. Lefzen und Nasenrücken werden gerümpft und die Zunge mehr oder weniger weit vorgestreckt. Zudem bewegen Irbisse während des Flehmens ihren Kopf in charakteristischer Weise kurz aufwärts. Das Verhalten wird unterbrochen durch Belecken der Lefzen und des Rhinariums. Flehmen und Schnuppern lösen sich oft gegenseitig ab (RIEGER 1980). Die Ohren werden beim flehmenden Irbis etwas nach außen gedreht. Diese Bewegung kann eventuell als Ausdruck der Abwehr eines unangenehmen Reizes, z.B. des Geruchreizes, gedeutet werden (HEMMER 1968). Beim Flehmen recken die Tiere den Kopf hoch in die Luft, neigen ihn leicht, schütteln ihn bisweilen und ziehen die Lefzen ein wenig hoch. Meist schnuppern sie erst an Geruchsstellen, diese können Stellen im Gehege, aber auch an Artgenossen sein. Danach setzen sie sich zum Flehmen auf. Gähnen Das Gähnen des Schneeleoparden entspricht dem Verhalten des Nebelparders, über das HEMMER (1969) schreibt: „ Das Gähnen hat mit den besprochenen Ausdrucksbewegungen das Hochziehen der Oberlippen und Entblößung der Oberkieferzähne gemein. Der Mund wird dabei in weitester Stellung geöffnet, die Zunge steht hervor, die Ränder leicht nach oben gewölbt. Die Augenlider sind einander angenähert oder die Augen ganz geschlossen, die Schnurrhaare nach vorne abgespreizt, die Ohren bleiben meist in Normalstellung.“ Gestik Der lange Schwanz der Schneeleoparden ist ein wichtiges Ausdruckselement. Um dem Nachwuchs eine optische Orientierungshilfe zu geben, tragen Junge führende Weibchen den Schwanz in die Höhe gereckt und dorsal eingerollt. So ist die helle Unterseite sichtbar (LEYHAUSEN 1973). Die Schwanzgestik ist auffallend beim Spiel des Schneeleoparden (siehe Kap.3.2.5.). RIEGER (1980) konnte beobachten, dass der Schwanz auch zur Kontaktaufnahme dient. Ein unterlegener Irbis legt seinen Schwanz um ein neben ihm liegendes Tier. Er sucht Körperkontakt, kann aber relativ ungefährlich prüfen, wie der Artgenosse reagiert. 30 3.2.5. Spiel Lauf- und Jagdspiel WALLER (2000) schreibt in einem Bericht aus dem Woodland Park Zoo, dass zwei junge Schneeleoparden beim Spiel hohe Laute von sich gaben und dabei immer wieder in entgegengesetzte Richtungen des Geheges liefen, an einem Felsen absprangen und eine Böschung hinabsausten. Bei derartigen Aktivitäten, die dem individuellen Spiel zugeordnet sind, lässt sich die enorme Beweglichkeit der Irbisse beobachten. RIEGER (1980) schreibt von „Über-Eck-Sprüngen“ der Tiere und vom Hochsprung bis zu einem Meter aus dem Stand in die Luft. Dabei spielen nicht nur die Jungen, sondern auch ältere Tiere, wobei sie vorwiegend springen und nur selten klettern (GUGGISBERG 1975; RIE GER 1980). Der Schwanz kann bisweilen in einem ¾ Kreis über den Rücken des Tieres gebogen sein, wird dann nach vorn und wieder zurück bewegt. Die Aktion geht dabei von der Schwanzbasis aus, die Spitze wird passiv mitbewegt (MEYER-HOLZAPFEL 1956). Spiele aus dem Nahrungserwerbkreis Ein potenzielles Beutestück kann Auslöser für Spielverhalten sein. Dies mag ein Blatt, ein Stock oder ein Stein sein, der belauert, angeschlichen, angegriffen und „tot“ gebissen wird. Zunächst zeigen die Tiere ein seitliches Drehen des Kopfes, das einhergeht mit „Buckelrennen“. Dabei hebt das Tier eine Vorderpfote seitlich hoch und dreht den Kopf zur anderen Seite nach unten. Mit konvex gekrümmter Wirbelsäule hüpft es umher (MEYERHOLZAPFEL 1956). Das Kopfdrehen und Buckelrennen kann auch als Aufforderung zum Spiel gedeutet werden, weil es sowohl an Artgenossen als auch gegen fremde Individuen gerichtet sein kann. So beobachtete RIEGER (1980) es in Bezug auf Zoobesucher. Mit zunehmender Spielintention treten auch Hochsprung und Rollen auf. Der Irbis lässt sich dabei über eine Schulter auf den Boden rollen und bleibt anschließend einige Sekunden auf dem Rücken liegen (RIEGER 1980). Soziales Spiel: Diese Art von Spielverhalten beginnt mit dem Belauern eines Artgenossen oder anderer Individuen. Der Schneeleopard kauert hinter einem Stein, Baum o.ä. nieder, senkt die Ohren seitlich und beobachtet oft nur mit einem der beiden Augen sein „Opfer“ (z.B. einen Artgenossen), der Rest des Kopfes bleibt im Verborgenen. Erst wenn die Aufmerksamkeit des Spielpartners nicht mehr vorhanden ist, beginnt der Irbis mit dem „Angriff“. Dabei bewegt er sich schnell auf den Partner zu, die letzte Distanz wird durch einen Sprung überbrückt, wobei das Tier die Vorderbeine weit auseinander spreizt. Auch Anrennen oder Anspringen konnte beobachtet werden (MEYER-HOLZAPFEL 1956). RIEGER (1980) schreibt, dass der Schneeleopard mit „Pföteln“ die Spielbereitschaft seiner Artgenossen testet. Mitunter läuft er von Partner zu 31 Partner und berührt ihn mit der Pfote, bis ein Tier auf seine Aufforderung reagiert. Jungtiere spielen im Allgemeinen häufiger als adulte Tiere, ein saisonaler Rhythmus konnte nicht festgestellt werden (RIEGER 1980). OGNEV (1962) beobachtete zwei spielende Schneeleoparden in freier Wildbahn. Das erste Tier scheint sich auf einen Angriff vorzubereiten und hockt sich nieder, als es ein weiteres Tier erblickt. Sogleich stellen sich beide Irbisse auf die Hinterbeine, schlagen mit den Vorderpfoten nach einander und wälzen sich Sekunden später im Schnee. In seinen Berichten von 1953 geht KRUMBIEGEL auch auf die Vorliebe des Schneeleoparden für Schnee ein. "Sie spielen bei Schneefall ausgelassen und vergraben sich sogar darin". Er beschreibt auch waghalsige Sprünge von Felsen in den Schnee. Dabei lässt sich der Irbis mit dem Rücken zuerst in die Tiefe fallen und dreht sich erst kurz vor dem Boden herum, um dann auf den Pfoten zu landen. 3.2.6. Komfortverhalten Krallenschärfen Beim Krallenschärfen zieht der Irbis seine Vorderpfoten alternierend von vorn nach hinten über Holz, dabei sind die Krallen in die Holzoberfläche eingehakt. Er löst damit die äußeren abgenutzten Hornschichten einer Kralle ab (RIEGER 1980; HEDIGER 1956). Demnach dient das Krallenschärfen hauptsächlich der Körperpflege. Außerdem tritt es auf, wenn in Konkur renz stehende Tiere sich direkt begegnen, ist aber nicht unbedingt als Imponierverhalten zu interpretieren. Da es nur in Bezug auf Begrüßung, soziale Körperpflege und Spiel auftritt, hat es möglicherweise eine Markierfunktion (RIEGER 1980). KLEIMANN & EISENBERG (1973) beschreiben, dass Hauskatzen mit Wangenreiben auf Krallenschärfstellen reagieren. RIEGER (1980) machte diese Beobachtung auch bei Irbisweibchen, führt das Verhalten aber eher auf das Zusammentreffen von Wischstellen, die sich am selben Ort befanden, zurück. Fellpflege Nach dem Fressen werden Lippen, Nase und Vorderpfoten beleckt. Auch wird der Nasenrücken mit beleckten Vorderpfoten gereinigt (HEMMER 1968). Die Körperpflege erfolgt meist nach dem Aufstehen und kann bis zu 10 Minuten dauern (RIEGER 1980). Die Tiere belecken dann das Fell im Liegen, unterbrochen von einigen Sekunden des Innehaltens. Schultern und Flanken werden durch starkes Kopf- und Halsdrehen beleckt. Die OberschenkelSchwanz- und Genitalregion wird durch Drehen des vorderen Körpers im Sitzen erreicht. Bei Schnee und Regen werden besonders die Pfoten beleckt. 32 Die Gesichtswäsche erfolgt durch Belecken und anschließendem Streichen der Pfoten über das Gesicht. HEMMER (1968) verneint ein Streichen der beleckten Pfoten über Augen und Ohren, RIEGER (1980) widerlegt dies jedoch mit seinen Beobachtungen. Abbildung 7 - Irbis bei der Fellpflege, Foto: Dexel Kratzen Kratzbewegungen übt der Irbis im Vergleich zum Lecken selten aus. HEMMER (1968) beobachtete das Kratzen der Hals- und hinteren Kopfseite mit den Hinterpfoten. 3.2.7. Markierungen Wie alle Felidenarten haben Schneeleoparden ein auffälliges Markierverhalten. Es kann auf ein bestimmtes Objekt orientiert sein, um Reviere abzugrenzen und in bestimmten Abständen an den gleichen Objekten gezeigt werden (RIEGER 1978a). Die Markierungen kennzeichnen ein Revier und halten andere Irbisse auf Distanz (HAIZINGER 2000). Freilebende Irbisse markieren mit Urin und Kratzspuren (TSERENDELEG 1994). PÖLKING (1999) berichtet von auffälligen „Katzenklos“ in freier Wildbahn. Dies sind zu kleinen Haufen gescharrte Erde, versehen mit Urin und Kratzspuren. Schneeleoparden geben ihren Harn auf zwei verschiedene Arten ab. Zum einen mit dem „Hinterpfotenauswischen“, (LEYHAUSEN 1956 u. 1978; HEMMER 1968) zum anderen mit dem „Spritzharnen“ (SCHALLER 1977; JACKSON 1997). 33 Hinterpfotenauswischen Beim „Wischen“ werden die Hinterpfoten alternierend von vorn nach hinten über den Boden bewegt. Bei den Weibchen sind die Bewegungen etwas kleiner, sie kratzen mit angespannten Zehen und urinieren länger als das Männchen. Jene spritzen mehrmals kleine Mengen Urin gegen den kleinen Hügel Bodenmaterial, der durch das Wischen mit den Hinterpfoten entstanden ist. Anders als bei Löwen imprägnieren Irbisse nicht ihre Hinterpfoten mit Urin. Sie versuchen sogar, ihre Extremitäten nicht mit der Flüssigkeit in Berührung zu bringen. Wird eine Pfote unbeabsichtigt nass, schüttelt das Tier sie trocken (RIEGER1978a). Abbildung 8 - Hinterpfotenauswischen nach HEMMER (1968) Spritzharnen Vor dem Spritzharnen reiben die Tiere mit den Wangen an der zu markierenden Stelle, die männlichen Tiere drehen sich dann um 180°. Bei den weiblichen Tieren beobachtete RIEGER (1980) auch Spritzen ohne Drehung, wobei sie gleichzeitig die Wangen reiben. RIEGER (1978a) schreibt sogar von einer Markierzeremonie, die auf das Aufspüren von Spritzharnstellen folgt: Schnüffeln, Vorderpfoten scharren, scharren, Wangen reiben und urinieren. Spritzharnende Irbisse drehen die Analregion gegen die Markierungsstelle, stellen den Schwanz auf und nach vorn (die Weibchen nur zur Hälfte) und spritzen den Harn in kleinen Mengen ab. Dabei bewegt das Tier sich nicht. Wenn die Markierungsstelle hoch liegt, dann bedarf das Harnspritzen einiger Anstrengung. Die Männchen drücken ihre Hinterbeine durch, die Weibchen stehen teilweise auf einem Bein (RIEGER 1978a). Scharren Schneeleoparden scharren im gesamten Bereich des Käfigs außer auf felsigem Untergrund. Teilweise werden bestimmte sandige Stellen häufiger dazu benutzt. Zwischen Männchen und Weibchen zeigen sich folgende Unterschiede: Die Scharrspuren der Weibchen sind etwa 10 cm lang und somit kürzer, als die der Männchen (50 cm). Die Hinterbeine des Weibchens berühren dabei den Boden, bei ihm sind es nur die Pfoten. Auch scharrt das Männchen oft ritualisiert vor dem Urinieren, so dass dies unter Umständen auch als Markierverhalten angesehen werden kann (RIEGER 1978a). 34 Verscharren Bei Irbissen ist das „Verscharren“ eine eher selten auftretende Handlung. Sie scharren mit einer Vorderpfote über den Boden, direkt an einer Geruchsquelle vorbei. Meist sind das Kot- oder Wischstellen, welche aber, wie beim Tiger, nicht mit Material bedeckt werden. Die Handlung des Verscharrens gleicht dem der Hauskatzen und Luchse (LEYHAUSEN 1956). Bei diesen Arten wird die Geruchsstelle allerdings bedeckt. Krallenschärfen Die mögliche Funktion der optischen und olfaktorischen Markierung wird von verschiedenen Autoren unterschiedlich beschrieben. RIEGER (1980) schreibt von der „Möglichkeit einer Markierbedeutung des Kralleschärfens“. Es gibt verschiedene Situationen, in denen Irbisse markieren. Freilebende Tiere markieren ihr Revier mit Urin und Kratzspuren. Da sie ihr Revier alle 7-10 Tage abgehen, lassen die Markierungen erkennen, wann der Irbis zuletzt dort war. Sogar Rückschlüsse auf Alter und Geschlecht des jeweiligen Tieres sollen daraus möglich sein (TSERENDELEG 1994). Spritzharnen und Wischen als Einleitung zur sozialen Interaktion Bei männlichen Schneeleoparden in Gehegen konnte man nachweisen, dass sie beim Markieren mit Urin durch Wischen oder Spritzharnen soziale Interaktionen einleiten. Regelmäßiges Spritzharnen zeigen die Männchen beim Abgehen ihres Geheges, nachdem die Türen zum Außengehege geöffnet wurden. Beim Weibchen tritt dieses Verhalten eher nach Sozialkontakten auf. RIEGER (1978a) konnte allerdings auch ein Weibchen dabei beobachten, wie es urinierte, nachdem es in einem neuen Käfig dem darin lebenden Männchen begegnete. Sowohl männliche als auch weibliche Tiere markieren vor und nach dem Ruhen bestimmte Stellen, z.B. die Eingänge zu den Innenboxen im Zoologischen Garten in Zürich. Spritzharnen und Wischen als Übersprungshandlung Lauert ein Schneeleopard einem Beutetier auf und wird an seinem Angriff gehindert, so reagiert er zuweilen mit Wischen oder Spritzharnen. Ebenso können Ereignisse außerhalb des Käfigs, wie ein mit seinem Hund vorbeilaufender Wärter, zu einem solchen Verhalten führen (RIEGER 1980). Insgesamt wird ein vermehrtes Wischen und Harnspritzen der Weibchen während der Östrusphase beschrieben (LEYHAUSEN 1973), während der restlichen Zeit ist ihr Spritzharnen eher selten. RIEGER (1980) konnte beobachten, dass auf sich selbst angewiesene Weibchen bestimmte Raumabschnitte in den Gehegen genauso markieren wie Männchen. Nur wenn sie mit Männchen zusammengehalten werden, verliert das Urinieren des Weibchens (mit Ausnahme in der Paarungszeit) die Markierbedeutung. 35 Weibliche Jungtiere wurden mit 17 Monaten zum ersten Mal beim Spritzharnen beobachtet, männliche mit etwa 29 Monaten. 3.2.8. Sozialverhalten 3.2.8.1. Soziale Organisation Der erwachsene Schneeleopard ist ein Einzelgänger, aber nicht unsozial (BLOMQVIST 1978a). Er zeigt ein hohes Maß an sozialem Verhalten mit seltener Aggressivität (FREEMAN 1978). Nur während der Paarungszeit und wenn Weibchen Junge führen, sind Irbisse in Gesellschaft von Artgenossen (HAIZINGER 2000; BEGG 1978). Die Tiere tolerieren sich an Wasserlöchern oder in den Grenzbereichen der Reviere. Allerdings wird ihre Beute Artgenossen gegenüber verteidigt (TSERENDELEG 1994). Aus Berichten über die gemeinsame Jagd von Schneeleoparden ist nicht eindeutig zu entnehmen, ob es sich dabei um zwei adulte Tiere oder Mütter mit Jungen handelt (FREEMAN 1978). BLOMQVIST (1978) berichtet, dass Schneeleoparden in Paaren leben, KLEIMANN & EISENBERG (1973) sind der Meinung, dass die Form des Zusammenlebens unter Feliden häufig sozial organisiert ist. Dem stimmt auch RIEGER (1980) in Bezug auf den Schneeleoparden zu. Er konnte Gruppen von Männchen, Weibchen, Wurfgeschwistern und Nachkommen beobachten, die in Zoos leben. FREEMAN gibt in ihrem Bericht (1978) Hinweise zur Monogamie, die innerhalb einer Gruppe von Schneeleoparden aufrechterhalten wird. BEGG (1978) schreibt, dass Paarbildung bei freilebenden Schneeleoparden nicht üblich ist. Wenn diese unter Zoobedingungen gefördert werden kann, sei das jedoch von Vorteil. Die soziale Organisation einer Tierart wird von der ökologischen Situation, in der die Population lebt, beeinflusst (KUMMER 1973). RIEGER (1980) konnte beobachten, dass sich das Männchen „Walo“ im Züricher Zoo in den Herbstmonaten vor der Kopulation 1977 und 1979 dem Weibchen „A ndra“ gegenüber aggressiv verhielt. Er deutete dies als Lockerung der Partnerschaft zwischen den Irbissen, wonach eine neue Bindung mit einem andern Partner möglich würde. Auch könnte es sich um eine abgewandelte Form von Aggressivität gegenüber den männlichen Jungen gehandelt haben, die jetzt durch die Gefangenschaft auf das Weibchen gerichtet wurde. Die Annahme der festen Paarbildung wird durch lange Kennenlernperioden, soziales Grooming, geringes Aggressionsverhalten und die Beteiligung des Vaters an der Aufzucht der Jungen bestätigt. Dieses Verhalten gewährleistet eine gute Versorgung des Nachwuchses, da ein Tier jagt, während das andere sich um die Jungen kümmert (FREEMAN 1978; BLOMQVIST 1978a). Kontakte untereinander Schneeleoparden halten eine ja hreszeitlich variierende Individualitätsdistanz zueinander ein, sie können im Zoo aber ohne Probleme zusammengehalten werden (BLOMQVIST 1978a). FRUEH (1968) berichtet von einem solchen Paar, bei dem die Einhaltung der Individualitätsdistanz vom Weibchen 36 auszugehen schien. Nur vier oder fünf Tage vor der Paarung erlaubte sie dem Kater, neben ihr zu liegen und ihr Futter zu berühren. Die häufigsten Kontakte zwischen Müttern und Jungen können im ersten Jahr nach der Geburt beobachtet werden. Auch Weibchen untereinander sind dann relativ kontaktfreudig. Zwar hegen Männchen und Weibchen ebenfalls soziale Kontakte, neben der saisonalen Schwankung spielt hier aber auch Sympathie oder Antipathie eine Rolle. Bei Begrüßungsverhalten und Grooming ist immer ein Tier als Initiator zu erkennen, dass heißt, ein Irbis geht zielstrebig auf den Partner zu und begrüßt oder beleckt ihn. Bei kaltem Wetter liegen Schneeleoparden eng zusammen. Körperkontakte hängen von der Umgebungstemperatur ab (RIEGER 1980). Grooming Das Felllecken wird als Auto - oder Allogrooming beobachtet. Besonders Ohren, Nacken und Schultern eines Artgenossen werden häufig beleckt. Die Aktion dauert im Allgemeinen nur wenige Sekunden, es sei denn, die Weibchen befinden sich unmittelbar vor der Ranz oder gegen Ende der Gravidität. In diesen Stadien kann sich das Allogrooming zwischen den Partnern minutenlang hinziehen (RIEGER 1980). Schnuppern, Lecken Schnuppern ist bei den Schneeleoparden ein Verhaltenselement der olfaktorischen Orientierung (RIEGER 1980). Besonders an frischen Wischstellen, Spritzharnstellen und artspezifischem Kot schnuppern die Tiere intensiv mit konsumatorischem Gesichtsausdruck (FOX 1971), was sehr häufig in Lecken übergeht. Köpfchen geben Bei der Begrüßung legen Irbisse ihre Köpfe mit der Stirn aneinander. Der Vorgang dauert nur wenige Sekunden und kann, sollte eines der Tiere zum Beispiel kleiner sein, auch auf andere Körperstellen gerichtet sein (RIEGER 1980). Das Verhalten des Köpfchengebens ist ein einmaliger Vorgang und dient wie beim Löwen nicht der Übertragung von Gerüchen auf ein anderes Tier (SCHALLER 1972). HEMMER (1968) konnte Köpfchen geben auch beobachten, wenn ein vertrauter Mensch am Gitter stand, es führte sogar zum Handkontakt mit der Möglichkeit, den Irbis an der Kopf- und Halsregion zu kraulen. Genitalkontrolle Das Beschnuppern des Genitalbereichs erfolgt laut RIEGER (1980) zur Kontrolle der Paarungsbereitschaft, jedoch nicht nach der Kopulation. Wangenreiben VERBERNE & LEYHAUSEN (1976) vertreten die Ansicht, Feliden würden beim Wangen reiben Sekrete aus besonderen Wangendrüsen abgeben. Bei 37 einer histologischen Untersuchung der Wangenhaut von Katzen wurden jedoch keine spezifischen Hautdrüsen gefunden. RIEGER (1980) stellte daher die Vermutung auf, dass das Wangen reiben an verschiedenen Stellen eine Art Imprägnierverhalten ist. Die Tiere versuchen, einen bestimmten Geruch, wie häufig an Markierungsstellen, auf ihren Körper zu transferieren. Dies erfolgt bei artfremden Gerüchen zum Beispiel bei der Katzenminze. Verschiedene Objekte wie Fleisch oder Pflanzen können zum Wangen reiben benutzt werden. Ein Wangen reibender Irbis berührt mit dem Bereich zwischen Auge, Mundwinkel und Ohr ein Objekt und vollzieht dann in sitzender, stehender oder aufgerichteter Position ein mitunter Minuten langes Reiben (RIEGER 1978a). 3.2.8.2. Territoriales Verhalten Erhebliche Überlappungen der Reviere von Schneeleoparden beider Geschlechter scheinen die Regel zu sein. Geruchsmarken und Kratzspuren, die sie auf ihren Streifzügen immer wieder an auffälligen Stellen anbringen, lassen es wahrscheinlich erscheinen, dass die Irbisse voneinander wissen. Sie tolerieren sich gegenseitig, vermeiden aber das Jahr über nach Möglichkeit jede Begegnung mit ihren Artgenossen. Gegen Ende des Winters halten eben diese Markierungen die Irbisse nicht auf Distanz, sondern führen sie in der Paarungszeit zueinander (HAIZINGER 2000). 3.2.8.3. Agonistisches Verhalten Greift ein Irbis einen Artgenossen an, kommt es bei dem angegriffenen Tier in der Regel zu Abwehrreaktionen. Ein defensiv drohendes Tier beginnt mit einem leisen Abwehrlaut, der in lautes Knurren übergeht. Parallel zu den Abwehrlauten ändert sich die Mimik. Die Ohren senken sich und sind eng am Kopf angelegt. Das abwehrende Tier dreht seine Ohren nach hinten und legt sich, sollte der Angriff noch nicht abgewehrt worden sein, nieder. Es hebt nun eine Vorderpfote und schlägt damit nach dem Angreifer (RIEGER 1980). SCHALLER (1967, 1972) beschreibt eine Angriffshemmung bei Tigern und Löwen, die auch auf den Schneeleoparden zutrifft. Ausgelöst wird sie durch das Legen auf die Seite oder den Rücken, das angegriffene Tier kann den Angreifer aus dieser Position mit den Pfoten schlagen. Im Frühwinter, einige Wochen vor der Paarungszeit, zeigt das Männchen eine erhöhte Aggressivität gegenüber dem Weibchen, bevor die sozialen Kontakte zunehmen, um dann in der Kopulation zu enden (RIEGER 1980). Weibchen reagieren mitunter während der Phase der Annäherung an sie selbst auf ein freundliches Männche n, indem sie es anknurren, mit den Pfoten schlagen und es verjagen (KNOWLES 1982). Bei freilebenden Schneeleoparden reagieren die Männchen aggressiv auf die etwa 21 Monate alten männlichen Jungen, die zu diesem Zeitpunkt die Elternfamilie verlassen müssen (RIEGER 1980). LEYHAUSEN (1973) beschreibt, dass der schwarze Rand der Ohren beim festen Zubeißen von vorn wie ein spitzes Dreieck aussieht. Dabei dreht das Tier die Ohraußenfläche durch die aktive Bewegung des Mundes passiv nach vorn. Auch 38 HEMMER (1968) hat dieses Verhalten beim Nebelparder (Neofelis nebulosa) und beim Schneeleoparden beschrieben. Doch die Tiere beißen nicht immer zu, häufig handelt es sich nur um eine defensive Drohung. Die Mimik ist ähnlich wie die von RIEGER (1980) beschriebene Abwehrmimik. 3.2.9. Verhalten gegenüber dem Menschen Schneeleoparden „ ...sind sehr friedfertig. Wenn sie in eine Falle geraten sind, können die Jäger sie einfach an eine Stange binden und wegtragen“ (JENSEN 2001). PÖLKING (1999) schreibt von einer Begegnung mit zwei Schneeleoparden in der Mongolei, die offensichtlich Geschwister waren. Eines der Tiere hatte sich mit dem Kopf in einer Höhle „versteckt“, das andere Tier beobachtete ihn eine Weile. Dieses „Verstecken“ beobachtete er auch bei einer Leopardin in Afrika die, ihr Junges im Maul tragend, von Pavianen angegriffen wurde. Sie steckte den Kopf in eine Höhle, schützte so das Junge und wartete, bis die Gefahr vorbei war. Die Tatsache, dass der Irbis dieses Verhalten auch dem Menschen gegenüber an den Tag legt, macht ihn häufig zu einer leichten Beute für Jäger. Unter Gehegebedingungen konnte HEMMER (1968) die Beobachtung machen, dass Irbisse häufiger als andere Feliden lauern, den Menschen jedoch nicht angreifen. Sitzen sie auf einem erhöhten Platz und fühlen sich noch unbeobachtet, so lassen sie sich in Sekundenschnelle nach unten möglichst in Deckung fallen, wenn ein Wärter vor dem Gehege auftaucht. Sie liegen sofort flach mit nach hinten gestrecktem Schwanz. Zum Sprung kommt es normalerweise jedoch nicht, da die entsprechenden Personen meist nicht nahe genug an das Gitter herankommen. Die Lauerhaltung wird erst aufgegeben, wenn sich das Objekt, dem sie galt, wieder weiter entfernt hat (HEMMER 1968). BHATNAGAR (1994) schreibt, dass er einen freilebenden Schneeleoparden beim Ruhen in einer Höhle nach dem Fressen aufgestöbert hat. Er bemerkte das Tier erst, als es an ihm vorbei lief. Ein Angriff erfolgte nicht. Tierpfleger, die den Käfig passieren, werden von den Tieren manchmal beobachtet, manchmal attackiert (RIEGER 1978a). 3.2.10. Beutetiere und Jagdverhalten Der Schneeleopard ernährt sich ausschließlich von Fleisch (JACKSON 2000b). In der Nähe von Dörfern jagt er nachts. Während der Dämmerung hält er sich in der Nähe von Argali (Ovis ammon ammon) oder Ibex (Capra ibex) - Herden auf (TSERENDELEG 1994). In abgelegenen Gegenden ist er aber oft auch mitten am Tag unterwegs. Gern benutzt er große Felsblöcke als Ausguck, um seine Umgebung nach Nahrung abzusuchen (HAIZINGER 2000). Je nach Nahrungsangebot wechselt er mehr oder weniger häufig sein Jagdgebiet (PÖLKING 1999). Beutetiere Der Irbis jagt hauptsächlich das in seinem Verbreitungsgebiet vorkommende Blauschaf (Pseudois nayaur). In den Hochgebirgsregionen zählen Steinbock 39 (Capra ibex sibirica), Schraubenziege (Capra falconeri), Tahr (Hemitragus jemlahicus) und Wildschaf (Ovis ammon) zu seiner Beute. In den tieferen, zum Teil bewaldeten Regionen, kommen Rehe (Capreolus capreolus), Hirsch (Cervidae) und Wildschweine (Sus scrofa) dazu. In den Altau Bergen sind es persische Gazellen (Gazella subgutturosa) (HEMMER 1968). Er ernährt sich auch von Moschustieren (Moschus moschiferus), Wildschafen (Ovis orientalis), Argali (Ovis ammon ammon), Gazellen ( Gazella leptoceros), Hasen (Ochotona spp.), Murmeltieren (Marmota spp.), Glanzfasanen (Lophophorus spp.), Königshühnern (Tetraogallus spp.) und sonstigen kleineren Tierarten und Vögeln (LUTZ et al. 1996; HAIZINGER 2000; HEMMER 1972; HEPTNER & SLUTSKII 1972; SCHALLER 1971a, 1977; JACKSON 1979). Gelegentlich reißt er Beutetiere, die bis zum dreifachen seines Körpergewichtes wiegen. Er folgt den Wanderungen seiner Beutetiere in Gebieten bis 500 km2 Größe (KREUZBERG et al. 2000). Wenn ein Irbis in Viehherden eindringt, kann er wirtschaftlichen Schaden anrichten, was seine Akzeptanz bei den Herdenbesitzern mindert (LUTZ et al. 1996). Zwar erbeutet der Irbis Schafe, Ziegen, selten auch Hunde und Rinder, den Menschen soll er aber nicht angreifen (HEMMER 1968). Nahrungszusammensetzung Die Bewohner des Himalaja Gebietes nennen den Schneeleoparden "Baralhe´", „Bharal mar“ oder "Bharal har“ (BLOMQVIST 1978), was so viel heißt wie Blauschaftöter (WARD 1924). SCHALLER (1977) untersuchte Kot- und Mageninhalt eines freilebenden Schneeleoparden und konnte den Verzehr von Blauschafen bestätigen. Aus in der Mongolei gesammelten Faeces konnte die in Tab. 9 dargestellte Futterzusammensetzung analysiert werden. Die meisten der 75 Kotproben enthielten Komponenten aus nur einer Beutetierart (64.8 %), nur 31,5 % enthielten zwei Komponenten und 3.0 % drei oder mehr Komponenten (McCARTHY 1999). Tabelle 9 - Futterzusammensetzung freilebender Irbisse, nach McCARTHY (1999) Murmeltier und Maus Ibex 46.4 % (im Winter vermindert sich dieser Wert) davon Schaf 38.7 % (im Winter erhöht sich dieser Wert) 31 % 17.3 % Pferd Rind Ziege 5.4 % 4.8 % 3.6 % Nutztiere 40 Jagdökologie Beutetiere von Großkatzen sind nicht selten größer und schwerer als ihre Jäger (KLEIMANN & EISENBERG 1973). Dies trifft auch auf den Schneeleoparden zu, der Tiere erlegen kann, die dreimal so groß sind wie er selbst. Im Allgemeinen jagt er aber Beutetiere bis zur Größe seines eigenen Körpergewichtes (KREUZBERG et al. 2000). HEMMER (1968) und KREUZBERG et al. (2000) schreiben, dass der Schneeleopard in einem Hinterhalt lauert und so aus der Deckung her jagt. Zum Lauern sucht er sich einen Platz möglichst auf dem Boden zwischen Felsen oder ähnlicher Deckung. Der Ansprung auf die Beute erfolgt, wie bei den meisten Feliden, vom Boden aus. So springt die Raubkatze auf den Rücken des Beutetieres, lässt sich seitlich fallen und beißt direkt in dessen Arteria carotis (KREUZBERG et al. 2000; TSERENDELEG 1994). Laut (BLOMQVIST 1978a) sterben viele der getöteten Beutetiere durch den Bruch der Wirbelsäule, den der Irbis beim Ansprung verursacht. Manchmal treibt er seine Beute auch in so steiles Gebiet, dass er sie einen Abhang herunter stürzen kann (TSERENDELEG 1994). Der Aussage von DANG (1967) folgend, sind Irbis-Paare zusammen auf der Jagd beobachtet worden. Dabei sind Bharale von einem Irbis von einer Seite des Tales zur anderen gehetzt worden. Dort stand der Partner und hat die verängstigte Herde erwartet. Die Partner sollen zusammen gefressen haben. Aus diesem Bericht geht aber nicht klar hervor, ob es sich um zwei adulte Tiere, eine Mutter mit einem Jungen oder Geschwister gehandelt hat. Die meisten Aussagen über paarweises Auftreten von Schneeleoparden beschreiben eine Mutter-Kind-Gruppe (BLOMQVIST 1978a). Allerdings berichtet FREEMAN (1978) von der Jagd zusammengehörender Paare. Die Irbisse kooperieren, damit das Beutetier nicht in Gebiete gelangen kann, in denen ihm die Flucht möglich wird. SCHAPOSCHNIKOV (1936) ist ebenfalls der Meinung, dass Irbisse gemeinsam jagen. Er beobachtete einen Irbisangriff von fünf Tieren auf ein ausgewachsenes Wildschwein. Im Gegensatz zu Angriffen der meisten anderen Feliden geschah dies auf offenem Gelände. Schneeleoparden jagen hauptsächlich männliche Huftiere, was daran liegen mag, dass diese leichter zu töten sind. Aufgrund der gewichtigen Hörner sind sie leichter aus dem Gleichgewicht zu bringen. Weibchen hingegen achten stärker auf die Vorgänge in der Umgebung (BLOMQVIST 1978a). Der Schneeleopard dringt bisweilen in die Pferche der Nutztiere ein und tötet 20 120 Schafe und Ziegen in einer Nacht (BLOMQVIST 1978a). In einem Bericht wird beschrieben, dass der Speichel des Schneeleoparden giftig sein soll. Getötete Nutztiere sollen mit Gift gefüllte Blasen am Körper gezeigt haben. TSERENDELEG (1994) sieht einen Zusammenhang mit der Beobachtung, dass andere Raubtiere die getöteten Beutetiere des Schneeleoparden nicht verzehren, was bezweifelt werden darf (siehe Diskussion). 41 Abbildung 9 - Die Jagd. Bild der Mittelschule St. Ulrich (PIAZZA & KOSTNER 2000) Anthropogene Probleme der Nahrungsbeschaffung Durch die Ausdehnung der Landwirtschaft in Gebieten, in denen sich der Irbis aufhält, werden die natürlichen Beutetiere wie Steinbock (Capra ibex) und Wildschaf (Ovis ammon) reduziert oder verdrängt. Mit dieser Abnahme der Beutepopulation verstärkt sich die Jagd von Schneeleoparden auf Nutztiere, was die Probleme zwischen Mensch und Katze intensiviert (McCARTHY 2000a). 3.2.11. Nahrungsaufnahme / Fressgewohnheiten Fressgewohnheiten Der Schneeleopard steht an der Spitze der Nahrungskette und zeigt recht zuverlässig an, wie intakt das Ökosystem in dem jeweiligen Gebiet ist: Wo es viele seiner Art gibt, herrscht auch kein Mangel an Beutetieren. Hat er ein Tier gerissen, zieht er es vor, die Beute auf einen flachen Platz zu bringen. Dort frisst er sich satt (RIEGER 1980). Nachdem er etwa 5 kg Fleisch gefressen hat, kann er bis zu 5 Tage ohne Futter auskommen (TSERENDELEG 1994; THAPAR 1998). Da ein Schaf ihn bis zu sechs Tage ernähren kann, ruht er sich während der Fresspausen auf einem höher gelegenen Ort aus und beobachtet seinen Fang (THAPAR 1998). Gegen andere Tiere (Vögel und Säuger) verteidigt er seine Beute. Machen Menschen sie ihm streitig, so tritt er den Rückzug an. Dabei kann es zu Drohgebärden kommen (KREUZBERG et al. 2000; ALE 1994). Die Tatsache, dass der Irbis zu seiner Beute zurückkehrt, erleichtert die Jagd auf die Raubkatze. Nahrungsaufnahme Schneeleoparden fressen sowohl in Gefangenschaft als auch freilebend sehr langsam (BLOMQVIST 1978a) und hockend (HEMMER 1968; RIEGER 1980), anders als Pantherkatzen, die ihre Nahrung im Liegen zu sich nehmen. Die Vordergliedmaßen des Irbisses sind in dieser Stellung schwach angewinkelt, die Hintergliedmaßen sind unter den Leib geschoben. Beim Fressen halten die Vordergliedmaßen die Beute in der Regel nicht, sondern sind lateral aufgestützt. Die Vorderpfoten werden eingesetzt, wenn das Tier die Nahrung zerreißt. Auch Stehen und Putzen während der Futteraufnahme 42 kommen beim Schneeleoparden vor (HEMMER 1968). Der Irbis öffnet den Bauch des Beutetieres und beginnt die Eingeweide und danach das Muskelfleisch, von der Aftergegend ausgehend, zu fressen (GRZIMEK 1978). Seine Beute verzehrt er fast vollständig, nur Teile des Skeletts bleiben übrig (PÖLKING 1999). Dieser Vorgang kann Tage dauern, in denen das Tier immer wieder, häufig innerhalb weniger Stunden, (ROGERS 2001) zu seinem Fang zurückkehrt. BHATNAGAR (1994) konnte einen Irbis in Gechang (3700m) anhand von Spuren eines gerissenen Schafes aufspüren, da das Tier den Pansen bei der Tötung aufgerissen hatte. Dem Panseninhalt folgend, fand er 400m über der ersten Fundstelle den Rest des Beutetieres, das bis auf wenige Hautstücke und den Schädel völlig verzehrt war. Plötzlich lief der Schneeleopard an ihm vorbei und verschwand. Der Irbis hatte sich nach dem Fressen in eine nahelegende Höhle zurückgezogen, in der der Wissenschaftler ihn gestört hatte. Futterwaschen LEYHAUSEN (1973), RIEGER (1980) und BRIDGES (1961) beobachteten bei in Gefangenschaft gehaltenen Tieren das „ Futterwaschen“. Dabei legen die Tiere vor dem Verzehr ihre Beutestücke in Wasser. Flüssigkeitsaufnahme Irbisse nehmen Flüssigkeit hockend und, wie alle Katzen, lappend auf (SCHOENHOELZER 1950). Defäkation Die Defäkation geschieht selten in Zusammenhang mit dem Uri nieren. Ein vorausgehendes Kreis laufen und Wischen bzw. Scharren mit den Hinterpfoten konnte von RIEGER (1980) und HEMMER (1968) bei Gehegetieren häufig beobachtet werden. Wie bei allen Feliden koten und harnen sowohl männliche als auch weibliche Tiere in Lordosestellung, bei gebeugten Hintergliedmaßen mit etwas angehobenem Schwanz. Die Tiere nehmen eine „Spreiz-Krümmstellung mit Schwanzabstrecken“ ein (ALTMANN 1969). Sie ziehen dabei ihre Lefzen gelegentlich etwas hoch, so dass die Haut auf dem Nasenrücken gefaltet und die Vibrissen der Schnauze angelegt sind. Häufig treten auch Schwanzspitzenzucken, Schwänzeln und Prusten während des Kotens auf (RIEGER 1980). 3.2.12. Fortpflanzung „Hohe Fruchtbarkeit, ungestörter Ablauf der Gravidität und Geburt und gesunde Entwicklung der Jungen sind in starkem Maße von einer richtigen Ernährung abhängig“ (ELZE et al. 1970). Die weiblichen Irbisse werden in den Monaten Januar bis Juni östrisch. Innerhalb dieser Monate sind sie für 3-6 Tage rollig (DEXEL 2003 pers. Mitt.). Wenn das Weibchen nicht begattet wird, wiederholt sich die Rolligkeit nach 43 54-70 Tagen (GRZIMEK 1978). In einer festen Gruppe erfolgt ein synchronisierter Östrus bei allen Weibchen innerhalb eines Monats (FREEMAN 1977). Die Tragezeit beträgt durchschnittlich 100 Tage. Die Weibchen werfen 1-4 Junge, meist zwei, im späten Frühling (McCARTHY 2000b). Die meisten Kopulationen mit anschließender Gravidität finden im Januar und Februar statt, solche ohne folgende Gravidität können auch noch später im Jahr beobachtet werden (RIEGER 1980). Zu Beginn des Östrus finden häufiger Kopulationen statt als zu dessen Ende. Deckakte erfolgen unregelmäßig gehäuft. Nach mehreren Kopulation hintereinander erfolgt eine längere Pause. In Gefangenschaft gehaltene Irbisse kopulieren meist in der Nacht (RIEGER & PETERS 1981). Da die Jungen sich erst in einem Alter von etwa 19 bis 20 Monaten vom Muttertier trennen, ist es wahrscheinlich, dass freilebende Schneeleoparden sich nur alle 2 Jahre fortpflanzen (RIEGER 1980). KLEIMANN (1974) schreibt, dass die Begattungsfrequenz bei Tigern relativ hoch ist, weil die Kopulation die Ovulation auslöst. Nur wiederholte Stimulation der Zervix und der Vagina während der Kopulation löst eine Ovulation aus (KITCHENER 1978). Davon kann laut RIEGER & PETERS (1981) auch bei den Schneeleoparden ausgegangen werden. Tabelle 10 - Fortpflanzungsdaten Geschlechtsreife in Jahren1 Östrus in Tagen2 Zyklus in Tagen3 Tragezeit in Tagen3 Begattungsfrequenz4 Wurfgröße 5 Säugezeit in Wochen6 2-4 2 -12 15-39 98 -104 10-20/Tag 1-4 5-6 Quellen: 1: BLOMQVIST (1978); 2: RIEGER (1984); 3: FREEMAN (1975); 4: MARMA & YUNCHIS (1968); 5: WHARTON & FREEMAN (1988); 6: O´CONNOR & FREEMAN (1982) Der weibliche Zyklus Die höchste sexuelle Aktivität liegt im Alter von 2-3 Jahren vor (JACKSON 2000b). In Anpassung an die extremen klimatischen Bedingungen hat die freilebende Schneeleopardin eine Hitzeperiode zwischen Januar und März. In Zoos kommen jedoch auch vereinzelt erfolgreiche Deckakte bis in den Juni vor. Tabelle 11 - Dauer des Östrus beim Schneeleopardenweibchen Dauer des Östrus in Tagen 1 - 16 2 – 12 10 - 12 7 5-7 Quelle BLOMQVIST&STEN (1982) JACKSON (2003) RIEGER (1980) MARMA&YUNCHIS (1968) GRZIMEK (1978) 44 In Gefangenschaft dauert der Östrus durchschnittlich etwa 6,2 Tage (GRZIMEK 1978). MARMA & YUNCHIS (1968) zeigen dies, indem sie die Verteilung von 295 Östren von in Zoos lebenden Schneeleoparden über das Jahr beschreiben. 77 % der Östren fallen in die ersten drei Monate des Jahres, die Anzahl der Hitzeperioden sinkt bis Juni ab, stoppt dann und steigt zum Jahresende langsam wieder an. Der Zeitpunkt des Östrus fällt nicht immer in dieselbe Jahreszeit. In der Regel ist er im Februar zu beobachten, wobei die Mehrzahl von Januar bis April zu sehen ist, doch auch im August wurden Östren beobachtet. 160 140 Anzahl der Östren 140 120 100 80 70 60 60 35 40 15 20 5 2 1 2 2 4 Jun Jul Aug Sep Okt Nov 11 0 Jan Feb Mär Apr Mai Dez Monate Abbildung 10 - Östrusperioden nach MARMA & YUNCHIS (1968) Sexuelle Reife Schneeleoparden können unter Gehegebedingungen die sexuelle Reife schon in einem Alter von zwei Jahren erreichen (BLOMQVIST & STEN 1982). BLOMQVIST (1980) ist jedoch der Meinung, dass die Tiere im Allgemeinen vier Jahre alt sind, bevor sie das erste Mal gebären. Er we rtete 223 Fälle aus, bei denen 57% der Geburten in einem Alter von 3-6 Jahren erfolgten, nur 14% waren drei Jahre alt. Ein Weibchen war 25 Monate alt, als sie das erste Mal warf. Tabelle 12 - Sexuelle Reife (BLOMQVIST 1980) Durc hschnitt liches Erst Gebäralter 3,9 Jahre (47 Monate) Minimales Geburts alter 25 Monate Durchschnittliches Alter bei der letzten Geburt 7.1 Jahre Maximales Geburts- bzw. Zeugungsalter 18 Jahre (Weibchen) 17 Jahre (Männchen) ReproduktionsHöhepunkt Weibchen 3 –8 Jahre ReproduktionsHöhepunkt Männchen 3 –11 Jahre 45 Alter der Tiere Im Alter von drei bis acht Jahren reproduzieren die meisten Schneeleoparden. Ab dem 11. Jahr fällt die Reproduktionsrate und ist ab dem 13. Lebensjahr gering. Im Alter von mindestens 18 Jahren gebar ein Weibchen nachgewiesener Maßen zum letzten Mal (BLOMQVIST & STEN 1982). 40 35 30 25 20 15 10 5 0 1 2 3 4 5 6 7 8 9 10 11 12 13 14 15 16 17 18 Anzahl der Jahre Abbildung 11 - Fortpflanzungsalter nach BLOMQVIST & STEN (1982) Männliche Schneeleoparden kommen etwa im selben Alter wie weibliche zur sexuellen Reife. Ein Jahr bevor die vollständige Geschlechtseife erreicht ist, beginnen sie mit der Kopulation. Zwischen dem dritten und dem achten Lebensjahr finden 93% der erfolgreichen Kopulationen statt (BLOMQVIST & STEN 1982). Partnersuche EATON (1978) beschreibt eine Synchronisierung der Östren bei in Gruppen lebenden Säugetierarten und interpretiert dies als Ausdruck des weiblichen Wettbewerbs um Männchen. Auch FREEMAN (1978) berichtet von einer solchen Brunstsynchronisation bei Schneeleoparden. RIEGER (1980) konnte dies trotz intensiver Beobachtungen nicht erkennen, obwohl die Voraussetzung gegeben waren, da die Tiere in Gruppen gehalten wurden. Somit geht er bei den Schneeleoparden nicht von einer Rivalisierung der Weibchen um die Männchen aus. Paarbildung Gemeinsames Ruhen ist bei monogamen Spezies üblich. Bei den Schneeleoparden gibt es eine positive Korrelation zwischen der Zeit, wie lange sich zwei Tiere kennen, und der Zeit, in der sie nebeneinander liegen. In 99 % der Fälle des sozialen Groomings ist der männliche Irbis der Initiator. Dies ist häufig auch bei monogamen Verbindungen zu beobachten. Bei Tieren, die lange Paarbildungen eingehen, ist eine synchrone Aktivität gegeben. Bei den 46 Schneeleoparden fällt auf, dass häufig alle Tiere einer Gruppe entweder aktiv sind oder ruhen. Monogame Spezies verbringen viel interaktive Zeit mit nicht sexuellen Handlungen. Der Schneeleopard verwendet mehr Zeit für soziales Grooming, Köpfchen geben und Prusten als für die sexuellen Handlungen. Die Interaktionen sind bei monogamen Tieren, wie auch bei den Schneeleoparden, sehr hoch. Wie in jeder festen Paarbildung, ist auch die Toleranz gegenüber einander vertrauten Schneeleoparden hoch (FREEMAN 1978). MARMA & YUNCHIS (1968) berichten von einem Irbismännchen, das mit drei Weibchen zusammengehalten wurde. Vier Tage nach der Zusammenführung der Tiere suchte sich das Männchen ein Weibchen aus und paarte sich erfolg-reich mit ihr. Den anderen Weibchen widmete er keine Aufmerksamkeit. Als Überraschung galt die erfolgreiche Paarung mit einem weiteren Weibchen, nachdem die Gruppe schon 6 Jahre zusammenlebte. Verhalten vor der Paarungszeit Bei manchen Paaren dauert die Phase der Annäherung einige Wochen (KNOWLES 1982). NARDELLI (1982) schreibt, dass von den beobachteten Paarungen 75 % der Annäherungen durch das Männchen initiiert wurden. Bemerkenswert ist, dass sexuell erfolgreiche Männchen und Weibchen jeweils eine stärkere Ausprägung ihrer Verhaltensweisen, die die Paarung einleiten, zeigen als andere (FREEMAN 1982). Lautgebung während der Paarung Wenigstens zwei verschiedene Laute können während der Kopulation gehört werden. Das Weibchen kann unter Umständen z.T. schon vor der Kopulation knurren. Auch Prusten kann während des gesamten Aktes vorkommen (RIEGER & PETERS 1981). Der Paarungsschrei ist von jungen, unerfahrenen Irbissen nicht zu hören (BLOMQVIST & STEN 1982), der Grund dafür ist nicht näher erläutert. Da während der Intromissio der Penis im dichten Fell der Irbisse nicht zu sehen ist und auch Friktionsbewegungen zuweilen kaum zu beobachten sind, sehen RIEGER & PETERS (1981) den abschließenden Paarungsschrei des Männchens als Kriterium einer vollendeten Kopulation an. Paarungsverhalten Vor der Kopulation nimmt das Weibchen eine hockende Haltung am Boden ein. Der Rücken ist in einer Lordose gekrümmt. Ihre Vorderextremitäten berühren bis zu den Ellenbogen den Boden, sie sind so stark angewinkelt, dass die Ellenbogen hinter den Schultern zu liegen kommen. Der ganze Hinterfuß liegt auf dem Boden. Das Fersengelenk liegt, bedingt durch ein Anwinkeln der Hinterextremität, hinter dem Becken. Zur Kopulation nähert sich das Männchen dem Weibchen von hinten oder von der Seite und übersteigt es. Er stellt seine Vorderpfoten an jeder Seite ihres Bauches auf den Boden (BLOMQVIST & STEN 1982). Die Beckenstöße sind wenig ausgeprägt. FRUEH (1968) erwähnt auch Kopulationen in Rückenlage. Eine Genitalkontrolle unmittelbar nach der Kopulation findet nicht statt (RIEGER 1980). 47 Tabelle 13 - Verhalten während des Östrus Östrus Verhalten Weibchen Verhalten Männchen Intensives Rollen1,2,3 Sie initiierten die Kopulation meist mit Köpfchen geben, Prusten oder einer Köpfchen geben, Analfeld schnuppern oder Ortsveränderung, bei der sie sich von dem momentanen Aufenthaltsort zu Belecken des Fells des Partners einer Stelle begeben, die für die Kopulation geeignet ist4,5 Häufiges und ausdauerndes Rufen8 Präsentieren vor dem Männchen mit angehobener Schwanzbasis, Analregion gut exponiert3,8 Häufiges Anal- und Harn schnuppern bei den Weibchen, danach Flehmen4 6,7 Geringe bis gar nicht vorhandene Aggressivität Geringe bis gar nicht vorhandene Aggressivität Häufiges Allogrooming, Köpfchen geben und Markieren, läuft um das Häufiges Allogrooming, Köpfchen geben und sehr Männchen herum, reibt sich an seinem Körper, bevor es sich auf dem Boden häufiges Markieren rollt, Prusten, dabei begibt sie sich an den Ort, an dem die Paarung stattfinden soll3 Autogrooming, Rollen und Prusten10 Soziales Grooming, Scharren, Spritzharnen Sie zeigen zu Beginn des Östrus verminderte Nahrungsaufnahme, sind unruhig und fallen durch vermehrte Vokalisation auf9 Quellen: 1: WEILENMAN (1978), 2: FREEMAN (1975), 3: BLOMQVIST& STEN (1982), 4: RIEGER (1980), 5: RIEGER& PETERS (1981), 6: FREEMAN & BRADEN (1977), 7: WITT (1978), 9: MARMA & YUNCHIS (1968), 8: PETERS (1978), 10: FREEMAN (1982) 48 Nackenbiss Der Kater fasst zeitgleich mit oben erwähntem Paarungsschrei das Weibchen in den Nacken (BLOMQVIST & STEN 1982). Auch ANTONIUS (1939) spricht vom Nackenbiss, den das Männchen bei jeder Kopulation am Weibchen vollzieht. RIEGER (1980) konnte diesen Paarungsbiss aber bei nur fünf von elf Kopulationen feststellen. Verhalten nach der Kopulation FREEMAN (1975), FREEMAN & BRADEN (1977) und SCHALLER (1977) beschreiben das Rollen als häufigste Reaktion des Weibchens nach der Kopulation. Auch Liegenbleiben oder Aufspringen nach dem Akt werden genannt.n Nach der Kopulation verweilt das Männchen nicht selten bei der Katze, wenn sie nicht aggressiv ist und beleckt sie mitunter auch. Selten schlagen Weibchen auch während des Rollens nach dem Männchen, welches sich in diesem Fall sofort zurückzieht (RIEGER 1980; RIEGER & PETERS 1981). Häufig erfolgt das Hinterpfoten auswischen nach abgeschlossener Kopulation. 3.2.13. Trächtigkeit und Geburt Zeitpunkt der Geburt Die erste in der Literatur festgehaltene Schneeleoparden-Geburt im Zoo in Hamburg beschreibt HAGENBECK (1908) aus dem Jahr 1906. Tiere, die in Zoos leben, die nördlich lokalisiert sind, werfen im Frühling etwas später. Geburten fallen in die Monate April bis September, die häufigsten in den Mai (FREEMAN 1978). Tabelle 14 - Tragezeit Tragezeit in Tagen Quelle 98 - 103 50 - 127 94 - 98 98 - 103 GUGGISBERG (1975) BLOMQVIST & STEN (1982) BLOMQVIST & STEN (1982) MARMA & YUNCHIS (1968) Vorbereitung der Geburt Einige Wochen vor der Geburt werden Irbisse, die paarweise gehalten werden, jeweils für eine Nacht in der Woche getrennt (BEGG 1978). Sie können aber miteinander kommunizieren. Kurz vor der Geburt wird das Weibchen dann einzeln gehalten, um die nötige Ruhe zu gewährleisten. Vermutet wird, dass freilebende Tiere sich um den Geburtstermin zurückziehen, was ihnen in Zoos nicht möglich ist. Aufgrund der hohen Mortalität der in Zoos geborenen Jungen bei Anwesenheit der Vatertiere 49 (nicht zuletzt, weil das Weibchen sich dann weniger um die Jungen kümmert (BEGG 1978)), hat sich die Geschlechtertrennung zur Geburt und in den ersten Wochen danach als nötig erwiesen (FREEMAN 1978). Die Geburtslager freilebender Schneeleoparden beschreiben DANG (1967) und KRUMBIEGEL (1937). Sie bestehen aus dichten Lagen von Haaren und Federn. Das Lager liegt meist auf einer Anhöhe, von der die Tiere gute Übersicht über das umliegende Gelände haben. In der Nähe findet man häufig Reste verzehrter Beutetiere. In Zoos bevorzugen die Weibchen Hütten, von denen aus sie Ihre Artgenossen beobachten können (BLOMQVIST 1978a). RIEGER (1980), der die Aufzucht von zwei Würfen mit einer Infrarotkamera begleitete, konnte nicht feststellen, dass Geburtslager aus Bauchhaaren angefertigt wurden. Unter Gehegebedingungen muss hochtragenden Katzen eine ruhige, isolierte, gut ausgepolsterte Wurfbox zur Verfügung stehen. Naht die Geburt, gilt es, absolute Ruhe und Störungsfreiheit zu gewährleisten. Bei Störungen kann das Muttertier zum Verlassen der Wurfbox, zum ziellosen Herumtragen der Welpen, zu Aborten und eventuell zum Auffressen der Aborte oder der Welpen verleitet werden (BEGG 1978; BEHLERT 1995; FRUEH 1968; MARMA & YUNCHIS 1968). WEILENMANN (1982) beschrieb die Geburten von vier Schneeleoparden sehr genau. Schon Tage vorher schlief eines der Weibchen ausschließlich in der Geburtsbox und kam nur zum Fressen oder Defäkieren heraus. Bei Störungen durch Pflegepersonal im Zoo reagierte es unruhig. MARMA & YUNCHIS (1968) berichten vom ununterbrochenen Verweilen und Ruhen in der Nistbox ab dem 2. Trächtigkeitsmonat. Anzeichen der Geburt Als Zeichen der bevorstehenden Geburt wurden verminderter Appetit und Unruhe festgestellt (WEILENMANN 1982), außerdem eine hochfrequente Atmung (120 Atemzüge/ Min.), sowie Stützen der Hinterläufe gegen die Boxenwand als Ausdruck von Anstrengung, unterbrochen von Phasen der Relaxation (O´CONNOR & FREEMAN 1982). Ablauf der Geburt Nachdem erste Wehen in Form von Kontraktionen des Unterleibes sichtbar werden, können noch einige Ruhephasen auftreten, in denen die Katze schläft. Auffällig ist das häufige Lecken der Genitalregion kurz vor der Entbindung. Zwischen den Austreibungsphasen bei Mehrlingsgeburten können 50 Minuten liegen. Nicht immer beißt die Mutter die Nabelschnur direkt nach der Geburt durch. In seltenen Fällen liegen die Welpen Minuten lang an der intakten Nabelschnur (WEILENMANN 1982), Details sind im Anhang aufgeführt. 50 Störungen der Geburt und Geburtshilfe "Eine wichtige Ursache geburtshilflicher Komplikationen sind Abweichungen vom zuchtfähigen Alter. Der Differenz zwischen Geschlechtsreife und Zuchtreife wird bei Zootieren häufig noch zu wenig Beachtung geschenkt" (RITSCHER et al. 1977). RITSCHER et al. (1977) berichten von der sectio caesaria bei Leoparden und Tigern mit Schnittführung in der Medianlinie. Auch verzögerte Geburten durch Wehenschwächen werden dort erwähnt. Die Extraktion der Feten kann durch Einbringen von Fruchtwasserersatz und mit Hilfe von Ferkelgeburtsketten ermöglicht werden. Fruchtwasseraspiration ist nach ELZE et al. (1974) ein häufiger Grund für totgeborene Feliden. Zu geringes oder zu hohes Alter sind wichtige Ursachen von Komplikationen bei der Geburt. Auch die Abwesenheit des vertrauten Pflegers kann von einer unterbrochenen zu einer verschleppten Geburt führen (WEILENMANN 1982). Wurfgröße Die Wurfgröße von 1 - 3 Jungen pro Wurf unterscheidet sich bei freilebenden nicht von den in Zoos gehaltenen Schneeleoparden (BLOMQVIST & STEN 1982). Wurfgröße der Schneeleoparden von 203 Würfen aus 76 verschiedenen Weibchen (BLOMQVIST & STEN 1982) 100 80 60 40 20 0 1 2 3 4 Abbildung 12- Wurfgröße Zeitpunkt der Geburt O´CONNOR & FREEMAN (1982) berichten, dass sich die Geburten von 7 Welpen aus 5 Würfen zwischen 3.00 Uhr nachts und 11.00 Uhr morgens ereignen. 51 3.2.14. Aufzucht und Entwicklung der Jungen NARDELLI (1982) beschreibt die Aufzucht zweier Jungtiere, das Verhalten von Mutter und Welpen ist im Anhang dokumentiert. Die Rolle der Mutter bei der Aufzucht Es scheint von großer Wichtigkeit zu sein, dass das Muttertier mit seinen Jungen ungestört bleibt. Annahmen, dass mehrere Schneeleoparden sich, ähnlich den Löwinnen, gemeinsam um die Aufzucht der Jungen kümmern (MAAS 2001), bestätigen McCARTHY (2003) und ROGERS (2003 pers. Mitt.) nicht. Im Zoo Zürich hat das Weibchen „Andra“ sich nicht um ihren Nachwuchs gekümmert, während die anderen beiden adulten Schneeleoparden Zugang zu ihr und den Jungen hatten. Ein Tier war totgeboren worden, das andere musste mit der Flasche aufgezogen werden. Mit dem nächsten Wurf blieb "Andra" isoliert von anderen Irbissen, und sie zog zwei Jungtiere problemlos auf (WEILENMANN 1978). Die Sozialisierung der Jungen durch den Menschen im Woodland Park Zoo in Seattle beeinträchtigte das Aufzuchtsverhalten der Mütter gegenüber ihren Jungen nicht. Die Möglichkeit zur Auswahl des Nestes war dort durch das Vorhandensein von 2 Boxen gegeben. Eine Schneeleopardin entschied sich für die Geburt ihrer drei Würfe jedes Mal für die gleiche Box (O´CONNOR & FREEMAN 1982). Innerhalb von 4 Minuten nach dem Austrieb betreibt die Mutter Allogrooming beim Neugeborenen. Die Jungen krabbeln über ihre Flanke und den Schwanzansatz, während die Mutter sich in Seitenlage begibt, und die Jungen suchen die Zitzen auf. Innerhalb der ersten zwei Tage fallen die Jungen von den Zitzen ab, wenn die Mutter ihre Position leicht verändert. Ab dem dritten Tag können sie sich halten. Während der ersten 4 Wochen säugt das Muttertier hauptsächlich in Seitenlage und bietet so dem Nachwuchs die Gesäugeleiste an, danach wird den Jungen auch die dorsale Seite zugewandt. Da die Katze in der Nistbox sowohl sitzend als auch stehend beobachtet wird, sollte die Box groß genug sein, um den Bedürfnissen der Jungtiere gerecht zu werden (O´CONNOR & FREEMAN 1982). Während der ersten 6 Wochen verbringt die Mutter 50-80% der Zeit in der Aufzuchtsbox bei den Jungen mit Säugen und Grooming (O´CONNOR & FREEMAN 1982). Ab der 7. Woche ermuntert sie den Nachwuchs, die Box zu verlassen. Sie schiebt sie mit der Pfote heraus oder trägt sie (GAUGHAN & DOHERTY 1982). RIEGER (1980) beobachtete auch Östren der Weibchen während der Aufzucht ihrer Jungen und griff damit die von EATON (1974) bei Löwen beschriebene „sexuelle Gratifikation“ auf (siehe S. 146). GAUGHAN & DOHERTY (1982) beobachteten zwei Mütter einige Monate lang über mehrere Stunden am Tag mit einer Videokamera. Sie stellten fest, dass die Aufzucht der Jungen durch die Mutter von vielen Faktoren abhängt. Eine erfahrene Mutter animierte ihre Welpen zum Spiel, groomte sie, wenn sie schrien, trug sie viel und trennte sie zum Säugen. Diese Welpen zeigten ein ausgeprägtes Spielverhalten, wogegen der Nachwuchs einer unerfahrenen 52 Mutter, die ihr Junges nicht animierte und weniger beachtete, kaum spielte und viel schlief. Entwicklung der Jungen Gleich nach der Geburt reagieren die blinden Jungen, die noch nicht in der Lage sind, ihre Körpertemperatur zu regulieren, auf das Belecken der Mutter mit einem Saugreflex. Anfangs suchen sie lange nach den Zitzen, doch innerhalb von drei Wochen finden sie diese auch visuell. Als Säugezeit wird die Zeit definiert, in der die Jungen mit Maulkontakt an den Zitzen der Mutter liegen, wobei sie wahrscheinlich saugen. Die Laktation dauert etwa 5 Wochen an (O´CONNOR & FREEMAN 1982). Das Saugen der Welpen dauert, unterbrochen von einigen kurzen Pausen, 7-12 Minuten pro Saugvorgang. Nach etwa 36 Tagen nehmen die Welpen zusätzlich zur Muttermilch feste Nahrung zu sich (O´CONNOR & FREEMAN 1982). Sobald die Jungen über die Milch hinaus Nahrung brauchen, jagt das Muttertier für sie und füttert sie (TSERENDELEG 1994). In den ersten Wochen nach der Geburt liegen die Jungen meist mit Körperkontakt zur Mutter. Ab der 4. Woche lässt dies nach und ab der 5. Woche werden die Jungen sogar isoliert in der Box beobachtet. Ist das Muttertier abwesend, liegen die Jungen zumeist inaktiv in der Box. Ab der fünften Woche beginnen die Jungen mit gerichteter Lokomotion im aufrechten Gang zu laufen (O´CONNOR & FREEMAN 1982). Physiologische Daten der Irbiswelpen MARMA & YUNCHIS (1968) untersuchten drei Schneeleopardenwelpen und stellten folgende Parameter fest: Tabelle 15 - Physiologische Daten zur Entwicklung von Irbiswelpen Alter der Welpen Atemzüge/Min Pulsfrequenz/Min. Temperatur in °C Körper Boden Luft Körperlänge mit Schwanz (cm) Schwanzlänge (cm) Brustumfang (cm) Schulterhöhe (cm) Kopflänge (cm) Ohrlänge (cm) Länge Vorderpfote bis Ellbogen (cm) 51 Tage 92-102 140-180 64 Tage 60-80 144-152 100 Tage 88-100 124-140 37.7-37.8 16 18-26 70-71 27-30 30-33 23-25 15-16 3.5 16-17 37.7-37.8 15 18-20 78-80 32-36 40-42 23-25 15-16 5.0 17-18 38.3-38.5 16 19-27 101-110 48 43-49 25-27 17-17.5 5.0-5.5 21.5-23 53 Gewichtsentwicklung Die Jungen, die sich die Zitzen der Mutter aussuchen können, haben vor den anderen Geschwistern meist eine höhere soziale Position eingenommen. Sie zeigt sich auch in anderen Situationen. Gewöhnlich werden die hinteren Zitzenpaare bevorzugt, da sie mehr Milch führen (GAUGHAN & DOHERTY 1982). Das durchschnittliche Gewicht der Schneeleopardenjungen zeigt Abbildung 15. 40 35 Gewicht der Tiere in Kg 30 25 2 4 6 8 10 12 20 1 15 3 5 7 7 9 11 13 10 5 Ge bu 1 W rt oc 2 W he oc h 3 W en oc h 4 W en oc h 5 W en oc h 6 W en oc h 7 W en oc he 8W n oc he 3M n on at 6M e on at 9M e on 10 ate M on ate 1J ah r 2J ah re 3 Ja hre 4J ah re 0 Alter der Tiere Gewicht in Kg Weibchen Gewicht in Kg Männchen Abbildung 13 - Entwicklungsdaten der Irbiswelpen Modifiziert nach MARMA & YUNCHIS (1968), BLOMQVIST & STEN (1982), O´CONNOR & FREEMAN (1982), WEILENMANN (1978); BRUNS TEIN (1978), KNOWLES (1982), FRUEH (1968), DEXEL (2001b) LEGENDE: 1: Öffnen der Augen, 2: Öffnen der Ohren, 3: erste Gehversuche, 4: Zahndurchbruch, 5: soziales Spiel beginnt, 6: Autogrooming beginnt, 7: aufrechtes Laufen, 8: Aufnahme fester Nahrung, 9: Flehmen, 10: Prusten, 11: Mutter verlässt das Nest, 12: Junge verlassen das Nest, 13: Zahnwechsel 54 Sozialverhalten der Irbiswelpen Die ersten Schreie der Welpen klingen wie die neugeborener Ferkel (MARMA & YUNCHIS 1968). Auch JUN´CYS (1964) schreibt: "Am 10. Tag krochen die Jungen umher und grunzten wie kleine Ferkel. Nach etwa 15 Tagen wurde ihre Stimme dünner und ähnelte derer von Vögeln". Nach dem Verlassen der Aufzuchtsbox beginnen sich die sozialen Kontakte der Jungen untereinander und mit der Mutter auszuweiten. Besonders häufig werden dabei „Pföteln“ (siehe Kap. 3.2.5) , Grooming (von der Mutter ausgehe nd), Beißen, Umarmen und Anspringen beobachtet. Der Schwanz der Mutter ist ein häufig genutztes Spielobjekt (DEXEL 2001b). Irbisjunge ruhen in der Nähe ihrer Mütter. Teilweise berühren sie sie mit einem Körperteil, jedoch sind die gemeinsamen Berührungsflächen sehr klein. Bei individuellem Körperkontakt benutzen sie häufig ihren Schwanz. Die Mutter, andere adulte Weibchen und Altersgenossen sind bevorzugte Spielpartner der Jungen. Dabei ist der soziale Kontakt zwischen Mutter und Kind am intensivsten. Junge Schneeleoparden, die im Zoo von der Mutter aufgezogen werden, werden auch durch Pfleger und Menschen, mit denen sie in Kontakt kommen, sozialisiert (O´CONNOR & FREEMAN 1982). Die Loslösung der Jungen geschieht langsam und seitens der Mutter ohne aggressives Verhalten. Mit zunehmendem Alter verstärkt sich die soziale Bindung unter den heranwachsenden Schneeleoparden. Mit etwa 21 Monaten lösen sie sich von den Elterntieren und gehen mit Hilfe Gleichaltriger auf die Suche nach einem geeigneten Gelände. Sie kooperieren auch bei der Jagd (RIEGER 1980). Abbildung 14 - Irbiswelpen, Foto: FREEMAN 55 Tabelle 16 - Verhaltensweisen von Irbiswelpen nach GAUGHAN & DOHERTY (1982): Bezeichnung Verhalten Vorwärtsgreifen Greifen mit einer Pfote nach einem Objekt, (ein Hinweis auf vorhandene Visualität) Im Liegen oder Rollen kaut das Tier auf seiner Vorderpfote Vorderpfoten kauen Vorwärts/Rückwärtslaufen Seitwärtsspringen Klettern Aggression dem Fressen gegenüber Tier tritt viele Male hintereinander nach vorn und nach hinten Tier verlässt mit allen 4 Pfoten simultan den Boden und erreicht ihn etwas weiter seitlich simultan mit allen 4 Pfoten Tier klettert auf erhöhten Platz, anstelle zu springen Tier knurrt und frisst nicht weiter Beobachtet im Alter von 10 Tagen Situation/ Intention Ab 11 Tagen Möglicherweise dem Daumenlutschen beim Menschen gleich zu setzen Ergreifen einer Beute 4 Wochen bis 8 Wochen 6 Wochen 8 Wochen Gebrochene Vorderpfote 4 Monaten Der Napf war zu klein, Geschwister drängten ein Junges weg Die Rolle des Vaters bei der Aufzucht Über die Rolle der Irbismännchen bei der Aufzucht der Jungen ist nur wenig beschrieben. KLEIMANN (1977) beschäftigte sich mit Möglichkeiten des väterlichen Einsatzes bei Säugetieren, wobei der Irbis nicht explizit genannt wurde. So diskutierte sie Schutz, Körperpflege, Füttern, Tragen, Sozialisieren und Instruieren. RIEGER (1980) schreibt von vermehrtem Markieren, Grooming der Nachkommen und Spiel der Männc hen mit den Jungen, womit die Investitionen Schutz, Körperpflege und Sozialisierung durch den Vater gegeben wären. In den meisten Zoos werden die Männchen von den Jungen getrennt gehalten BEGG (1978). ROGERS (2001) und TSERENDELEG (1994) schreiben, dass freilebende männliche Schneeleoparden sich nicht an der Aufzucht der Jungen beteiligen. 56 RIEGER (1978b) berichtet von Zuchterfolgen, bei denen das Männchen anwesend war und sogar aktiv an deren Aufzucht teilgenommen hat. PUSCHMANN (1975) empfiehlt das Männc hen dabei zu lassen, falls das Weibchen seine Jungen vernachlässigt. BEGG (1978) berichtet von einem Männchen im Dresdener Zoo, welches aktiv an der Aufzucht seiner Jungen beteiligt war. Diese Gruppe von Schneeleoparden bestand aus Mutter, Vater und Nachwuchs. Er ist der Meinung, dass bei geeigneter Beschaffenheit des Geheges die Anwesenheit des Männchens bei der Aufzucht der Jungen von Vorteil ist. Bis 1980 wurden die aufgezogenen Jungen im Zoo Zürich immer mit etwa einem Jahr von den Elterntieren getrennt. Es ist möglich, dass bei den zweijährigen und den paarungsbereiten Eltern agonistisches oder aggressives Verhalten auftritt (RIEGER 1980). Der Vater zeigt gegen die männlichen Nachkommen eine deutliche Aggressivität, sobald diese etwa 21 Monate alt sind. Dieses Verhalten ist insofern gut nachzuvollziehen, als die Irbisse in so extremen ökologischen Verhältnissen leben, dass die Nahrungsbeschaffung in einer großen Gruppe sehr schwierig wäre. Adulte Jungtiere können deswegen nicht bei den Eltern bleiben. Der Nahrungsbedarf wäre zu hoch. Im Alter von 19 Monaten sind die Jungen in der Lage, auch größere Beutetiere zu reißen (RIEGER 1980). Geschlechtsbestimmung Zur Geschlechtsbestimmung müssen die Welpen in die Hand genommen werden: Hodensack, Penis oder Vagina zeigen sich zwar klein, aber dennoch deutlich (BEHLERT 1995). 3.3. Verbreitung und Artenschutz 3.3.1 Vorkommen Verbreitungsgebiet Der Lebensraum der Schneeleoparden erstreckt sich über das gesamte Gebiet des Himalajamassivs und umfasst eine Fläche von rund 1.6 Millionen km2 (ZOO BASEL 2002; NOWELL & JACKSON 1995). Irbisse bewohnen fragile Ökosysteme, die extrem empfindsam auf Umweltveränderungen reagieren und gelten als Bioindikatoren für eine ökologisch intakte Region (DEXEL 2001a). In der Literatur lassen sich keine genauen Verbreitungskarten, in der einzelne Populationen verzeichnet sind, finden. Schneeleoparden leben in den Staatsgebieten von Russland, Tadschikistan, Kasachstan, Usbekistan, Kirgistan, der Mongolei, China, Kaschmir, Afghanistan, Iran, Pakistan, Indien, Nepal, Bhutan, Bangladesch, und Burma. Die bewohnten Gebirgsregionen sind Himalaja, Pamir, Hindukusch, Altai- und Tienschangebirge (HAIZINGER 2000). 57 Lebensraum Einen geeigneten Lebensraum findet der Irbis je nach Breitengrad zwischen 600 und 5600m Höhe. In Zentralasien kommt er in Höhenlagen von 1500m bis 5600 m (DANG 1967; SCHALLER 1977; MCCARTHY 2000a; ALE 2000; JACKSON 2000b; DEXEL 2002) vor, weiter nördlich, in Sibirien, findet man ihn in Höhen von 600 bis 1500 Metern (STROGAOV 1969; JACKSON 2000b). Es herrscht vorwiegend trockenes Gebirgsklima, nur die zum Teil bewaldeten Nord- und Westflanken der Gebirgshänge erhalten Niederschläge. Die natürliche Vegetation in 1500m beschränkt sich wegen des extremen Klimas auf wenige Steppen- und Wüstenpflanzen. In Kirgisien sind die Höhen über 3000m von Gebirgsmatten bedeckt, so dass fast 50% der Landesfläche als Gebirgsweiden genutzt werden können (GOTTSCHLING 2003). Beschaffenheit des Lebensraumes Der Schneeleopard lebt über der Baumgrenze. Die Population ist kleiner als die des Leoparden (Panthera pardus), der z.B. in Nepal in einem Gebiet von der Baumgrenze bis in Meereshöhe vorkommt. Der Irbis hat sich an kaltes Klima adaptiert. Nur im Winter wagt er sich in tiefere Gebiete bis zu 600m (BLOMQVIST 1978a). Irbisse bevorzugen vor allem gering bewachsenes Gelände der Alpin- und Krummholzzone, Gebiete mit steilen und gebirgigen Hängen, teilweise mit Steppen. Im nördlichen, tiefer gelegenen Teil des Verbreitungsgebietes können sie in der Busch- und teilweise auch in der Waldzone vorkommen (RIEGER 1980). Im Allgemeinen bevorzugt der Schneeleopard felsiges Terrain (PÖLKING 1999), steile Klippen, Hänge, Grate und felsige Ausgucke. In flacheren, ebenen Gebieten hält er sich nur auf, wenn Möglichkeiten der Deckung vorhanden sind. So kommen Irbisse in der Mongolei auch in der Wüste Gobi vor, wo sie die bergigen Erhebungen bevorzugen. Im Jahr 1993 begann in der Mongolei ein Unternehmen der Wildlife Conservation Society (WCS) und der Mongolian Association for Conservation of Nature and Environment (MACNE), bei dem 2 von 3 Tieren mit Sendern ausgestattet und in einem Gebiet von 250km2 beobachtet wurden. Während der Untersuchung liefen die Irbisse weite Strecken über offenes Gelände, einige Männchen bewegten sich sogar außerhalb des Untersuchungsgebietes (HUNTER 1996). 58 Abbildung 15 - Verbreitungsgebiet modifiziert nach FOX (1994) 59 Raumanspruch für Territorium und Jagd Bis vor ein paar Jahrzehnten glaubte man, Schneeleoparden seien unermüdliche Wanderer. Distanzen bis zu 600 km Entfernung von ihren Revieren sollen während weniger Monate zurückgelegt worden sein (BLOMQVIST 1978a; NOWELL & JACKSON 1995; KOSHKAREV 1990). Heute weiß man, dass sie in festen Revieren leben. Innerhalb ihrer Reviere bleiben sie jedoch selten in einem Teilgebiet, es sei denn, sie haben Junge (BLOMQVIST 1978a; McCARTHY 2000a; HAIZINGER 2000). Im wildreichen Lagu Tal in Nepal wurden Streifgebiete von 20 - 30km2 festgestellt, in weniger nahrungsreichen Gebieten kann das Revier des Irbisses auch etwa 100km2 umfassen (HAIZINGER 2000). Je größer ein Tier, desto größer ist sein Lebensraum, umso niedriger sind seine Populationsdichte und sein lokales Auftreten (NOWELL & JACKSON 1995). Demnach besteht eine generelle Relation zwischen Körpergröße und Vorkommen. In einem bestimmten Raum kommen große Katzen somit seltener vor als kleinere. Die Körpergröße ist also ein hilfreicher Index für die relative Häufigkeit von Katzen. In der Literatur sind nur wenige Beobachtungen von freilebenden Schneeleoparden beschrieben. So ist es schwierig, deren Raumanspruch genau zu definieren. JACKSON (1979) berichtet von fünf Tieren, die in einem 400-500 km2 großen Gebiet in Nepal lebten. In einem anderen Bericht (JACKSON 1997) schreibt er von einem Einzeltier, das einen Anspruch auf 180-233 km2 erhob, ein Paar lebte auf 233-285 km2. Legende zu Abb.15, S. 58 Schutzgebiet 1. Art: Geschütztes Gebiet, in dem Schneeleoparden vorkommen (Nummer 3,4,5,6 und 7) Schutzgebiet 2. Art: Geschütztes Gebiet, das groß genug ist, um eine überlebensfähige Population von mehr als 50 Irbissen aufzunehmen und zu versorgen (Nummer 1, 2 und 8). 1. Sayano Shshensky - Russland 2. Pamir-i Buzurg - Afghanistan 3. Taxkorgan - Xinijang, China und Khunjerab - Pakistan 4. Hemis - Indien 5. Shey-Phoksundo - Nepal 6. Annapurna Conservation Area - Nepal 7. Qomolongma Langtang und Sagamartha Komplex -Tibet, China, Nepal 8. Jigme Dorji - Bhutan 9. Hier wurde ein ausgewachsener Schneeleopard gefangen (FOX 1994) 60 Im Gobi-Altai in der Mongolei hat eine Gruppe von Wissenschaftlern mit Hilfe von Funk-Halsbändern Irbisse beobachtet, die ein Gebiet von etwa 1000 m2 beanspruchten. Das ist 20-mal soviel wie bisher beschrieben. Sie sahen die Tiere Distanzen von mehr als 35 Meilen durch offene Wüstenlandschaft überwinden, um in ein angrenzendes Gebirge zu gelangen. Eine mögliche Erklärung dafür liefert das knappe Nahrungsangebot in der Mongolei (McCARTHY 2000a). Bei seinen Feldstudien fand McCARTHY (1999) auch Hinweise darauf, dass der Irbis bestimmte Gebiete nur „durchwandert“. Einige Steppen weisen zu wenig Nahrung auf, um eine Katzenpopulation zu ernähren, trotzdem fand er Spuren von Schneeleoparden. Diese Gebiete befinden sich zwischen den Revieren von mehreren Irbissen. NOWELL & JACKSON (1995) weisen ebenfalls auf die enorme Distanz zwischen der Hauptpopulation im Süden und der nördlichen Population Russlands hin. Populationsdichte Die Populationsdichte kann je nach Nahrungsangebot 0.1 bis 10 Individuen pro 100km2 betragen (PÖLKING 1999). Vorkommen innerhalb verschiedener Länder Tabelle 17 gibt eine Übersicht über das Vorkommen von Schneeleoparden in den Ländern ihres Verbreitungsgebietes. Viele Gruppen in Sibirien, der Mongolei, Nord China und Kasachstan sind über Hunderte von Kilometern verteilt und durch Schnee und Wüsten getrennt (KOSHKAREV 1998). Im schwierig zu beobachtenden Tian Shan Gebiet leben die Tiere in einigen Bereichen abgeschnitten von anderen Populationen (KOSHKAREV 1992). In Nepal stehen die Tiere von Nyeshang, Nar-Phu und Mustang in Verbindung zueinander, sie leben also in einem so weiten Gebiet, das die genetische Variabilität erhält und Inzucht verhindert. ALE (2000) behauptet, dass es einer Populationsgröße von mindestens 500 Individuen bedarf, um eine Spezies trotz eventueller erblicher Erkrankungen sicher in einem Gebiet erhalten zu können. Kein geschütztes Gebiet in Nepal ist groß genug für eine solche Anzahl von Tieren. McCARTHY (1994) hat zwei mit Sendern ausgestattete Schneeloeoparden in der Mongolei über einen Zeitraum von mehreren Monaten beobachtet. Die Tiere hielten sich hauptsächlich im Trans-Gobi Altai im südwesten des Landes auf. In Burma kommen Schneeleoparden in den Gebirgen im Kachin Staat im äußersten Norden vor. Es gibt dort keine Zählungen, da die Gebiete in den bis zu 6000m hohen Gebirgen so gut wie nicht besiedelt sind. Bis zum Jahre 1998 hat die burmesische Regierung die Einreise von Touristen in das Gebiet nicht erlaubt. Spuren eines Schneeleoparden wurden im Jahr 2000 im Gebiet des Pungan Razi Berges gefunden, in den Jahren zuvor konnte dort ein ausgewachsenerer Schneeleopard gesichtet werden (SCHREIBER 2001 pers. Mitt.). 61 Tabelle 17- Regionen mit Vorkommen in Ländern seines Verbreitungsgebietes Land Afghanistan China Ort 1 Hindu Kush 2 Tien Shan, Pamir, Astin Tagh, Chinghai, Kansu, Szechavan Indien Kaschmir (Dachigam Sanctuary) 170km 2 Himalaja 2 3 4 Kasachstan Zailiiskiy Alatau Kirgisistan In den Gebirgen landesweit 5 Landesweit 5 ;6 Trans -Ili, Dzungarian-Alatau, Saur, Tarbagatai; Talasgebirge, Issyk-Kul 2 Kyzyl-Su, Terskei Alatau (Kichi-Kyzyl-Su, Dzhukuchak, Dzhuuka, Chichkan und Barskaun), Dzhety-Oguzskiy Mongolei 7 8 Tost Mountain Landesweit 2 Mongolei Gurvhan Saikhan Nationalpark, Uvs Great Gobi, Khangai, Khan Khokhii, und Kharkhira vermutet, Khangai, 9;10 Great Gobi und Süd Gobi Nepal Mungu, Dolpi (Langtang Reservat, und Mount Everest Reservat) Pakistan Chitral, Gilgit, Baltistan, Azad Kaschmir 1 Dir, Swat, Kohistan, North West Frontier Province, Muzaffar Abad, Azad Jammu, Kashmir Tunkinskiy Mountain 4 Kropotkinskiy und Okinskiy Mountain mit dem Munku-Sardyk-Massiv Sibirien 2 2 2 Tadjikistan Usbekistan Altai- und Sayans Gebirge, selten in Tuvinia 10 im gesamten Land 2 Gissar, Zeravshan,. Darvaz, Pamir, Tien Shan, Shaktal, Talass Alatau Gissar Naturreservat, Juniper Wald bis zur subalpinen Zone in Kyzyldarya, am Aksu-Fluß, in Bourchi, Aksuv, Karamkul, Khursand, Thamsush,Shilkhozor, Dainashkan, in Khusancha, Mizakigov, Kumirli, Taiok auf dem 2 Severtsov´s Gletscher, in Eramku, Koshatsultan, Botyrboy und Kurinov, Kodjakulbars Tal Quellen: 1: MALIK (1995), 2: BLOMQVIST (1978a9, 3: OZA (1977), 4: KOSHKAREV (1996), 5: DEXEL (2002), 6: DEXE L (2001a), 7: KOSHKAREV (1994), 8: FREEMAN (1996), 9: McCARTHY (1999), 10: McCARTHY (2000) 62 3.3.2. Häufigkeit Schneeleoparden sind die am schwierigsten aufzufindenden Großkatzen. Sie sind mit ihrem lohfarbenen Fell, welches mit dunkle n Rosetten überzogen ist, sehr gut getarnt (GRZIMEK 1978). In manchen Veröffentlichungen wird der Irbis als Phantom der Berge beschrieben (THAPAR 1998), so selten bekommt man ihn zu Gesicht. Direkte Kontakte zwischen Schneeleopard und Mensch in freier Wildbahn sind äußerst selten. Bedingt durch das geringe Nahrungsangebot und die Konkurrenz mit anderen Karnivoren, sowie die immer noch stattfindende Wilderei auf Irbisfelle, ist die Populationsdichte sehr gering. Auch Forschungsreisen (SCHALLER 1977) in das Verbreitungsgebiet der Tiere zeigten, dass eine genaue Untersuchung nur mit einem hohen technischen Aufwand möglich ist. McCARTHY (1999) konnte bei einem Versuch über 1300 Tage mit einer selbstauslösenden Kamera nur 7 brauchbare Fotos eines Irbis erlangen. JACKSON (1997) berichtet von ersten Feldstudien mit einem Global Positioning Systemen (GPS) in der Mongolei, in Nepal, Pakistan, Tibet, Sikkim und der Gansu Provinz in China. Dieses System ermöglicht eine genaue Positionsangabe bis auf wenige Meter über Satelliten. So können Spuren oder Sichtungen von Schneeleoparden gleich geographisch eingeordnet werden. In der Mongolei werden Hirten nach Schneeleopardenspuren befragt. Mitarbeiter tierschutzrechtlicher Hilfsorganisationen untersuchen die Lebensräume der Tiere auf Hinweise zu ihrer Häufigkeit (FREEMAN 1996). Irbisse sind nachtaktiv und leben zurückgezogen, dadurch sind sie schwer zu zählen (NOWELL & JACKSON 1995). Eine vollständige Statuserhebung der Irbisse ist in der Literatur nicht zu finden und auch nicht zu erwarten, da einerseits Zählungen sich häufig nur auf Exkremente, Beutereste oder Spuren stützen und andererseits nicht alle gesichteten Tiere von Wissenschaftlern beobachtet wurden. Eindeutige Identifizierungen als Schneeleoparden sind nicht immer gegeben. Tatsächlich gab es bis 1996 nur eine Fotografie eines freilebenden Schneeleoparden. Sie stammt von Georg Schaller, der sie 1979 in Pakistan aufnahm (PÖLKING 1999). Tabelle 18 gibt eine Übersicht über die geschätzte Anzahl von Schneeleoparden in verschiedenen Ländern. Um eine Tierart in ihrem natürlichen Lebensraum erhalten zu können, muss Klarheit über die Höhe der Tierzahlen und die Lebensgewohnheiten der Art herrschen (JACKSON 2001a). Die Statuserhebungen zur SchneeleopardenDichte in den Gebieten Zentralasiens unterliegen einigen Fehlfaktoren. Zum einen ist das Gebiet so unwegbar, dass nicht alle Teile erreicht werden können, weder zur Zählung von Schneeleoparden oder deren FraßStoffwechsel- und Trittspuren, noch zur Zählung ihrer Beutetiere. Die Zählung der Beutetiere ließe Rückschlüsse auf die Anzahl der Schneeleoparden nur dann zu, wenn man sicher sein könnte, dass nur er sie tötet. Die Konkurrenz zu anderen Raubtieren und dem Menschen kann aber keinesfalls ausgeschlossen werden. 63 Hinweise durch Kratzspuren oder Faeces können nicht linear aufgezeigt werden und können mitunter älteren Datums sein. Sie lassen allenfalls einen „einmal-vorhanden-gewesen“ Schluss zu (McCARTHY 1999). Die Anzahl der freilebenden Schneeleoparden verringert sich ständig. Seit dem Zerfall der Sowjetunion werden auf dem Schwarzmarkt sehr hohe Preise für ihre Felle und Körperteile gezahlt. Die Menschen im Verbreitungsgebiet des Schneeleoparden leben in Armut. Die Wilderei sowohl auf die Raubkatze als auch auf deren Beutetiere nimmt zu. Im Jahr 1980 wird die Anzahl der in Kirgistan lebenden Schneeleoparden auf mindestens 1200-1400 Individuen geschätzt, was etwa 75 % der Population in der Sowjetunion und etwa 15 % des weltweiten natürlichen Vorkommens der Tiere ausmachte (KOSHKAREV & VYRYPAEV 2000). Im Jahr 1992 wird die kirgisische Schneeleopardenpopulation auf einen Bestand von nur noch 800 Tieren geschätzt, dort wurden bis zu 30 Irbisse pro Jahr geschossen und verkauft (DEXEL 2001a). In der gesamten ehemaligen Sowjetunion wird heute von einer Schneeleoparden Population von nicht mehr als 700-900 Tieren berichtet (KOSHKAREV & VYRYPAEV 2000). TSERENDELEG (1994) schreibt, dass ein Theologe im 19. Jahrhundert einen Schneeleopardenmantel aus 156 Fellen bekam. Dieses Geschenk stammte von einem reichen Mongolen. Das deutet auf eine große Irbispopulation in der Mongolei zur damaligen Zeit hin. Weltweit besteht die Population noch zur Zeit aus 3.350 bis 7000 wildlebenden Tieren, etwa 600 in Gehegen lebenden Exemplaren und einer unbekannten Anzahl von Irbissen in Privathand (DEXEL 2002; WALLER 2000). 64 Tabelle 18 - Häufigkeit in verschiedenen Ländern Land Ort/ Fläche Jahr 50.000 km 2 Anzahl an Tieren (geschätzt) 100-200 Afghanistan1 Bhutan1 15.000 km 2 100-200 1994 China2 1.100.000 km 2 2000 Indien2;3 75.000 km 2 200-600 1988 Kasachstan4;5;6 landesweit 50.000 km 2 115.000 km 2 im Tien Shan Landesweit Landesweit 90.000 km 2 landesweit 30.000 km 2 1000-1500 180-200 764 600-700 150-200 500-1000 170 350-500 1960 1990 1992 1980 2000 1994 1999 1990 Nepal 2;9 landesweit, 80.000 km 2 300 1977 Pakistan10 landesweit 336 1993 Russland1 130.000 km 2 50-150 1994 Tadjikistan1 1 100.000 km 2 Pamir Altai Mountains landesweit 120-130 1990 100 1980 Kirgistan1;3;7 Mongolei2;8 Usbekistan7 1994 Quellen: 1: FOX (1994), 2: DEXEL (2002), 3: CHUNDAWAT et al.(1988), 4: KOSHKAREV (1992), 5: ZHIRJAKOV (1990), 6: ANNENKOV (1990), 7: KOSHKAREV & VYRYPAEV (2000), 8: PÖLKING (1999), 9: SCHALLER (1977), 10: MALIK (1995), 11: SOKOV (1990) 65 McCARTHY (1999) hat anhand der aufgefundenen Biomasse von Katzen und Huftieren eine Formel zur Berechnung der Anzahl der Schneeleoparden eines Gebietes erarbeitet : Er fand heraus, dass in einem bestimmten Gebiet in Nepal das Biomassenverhältnis vom Schneeleoparden zum Ungulaten (z.B. Ibex) 1:100150 beträgt. Das heißt, auf ein kg Schneeleoparden kommen 100-150 kg Ibexe als potenzielle Beutetiere. In dem Gebiet werden 583 Ibexe /100km2 gezählt. Das durchschnittliche Ibex-Körpergewicht beträgt 40 kg/Tier, woraus sich ein Ibex-Biomassengewicht von 29.250 kg/100km2 errechnet. Dies ergibt eine Irbis-Biomasse von 29.250:150=195 kg. Bei einem durchschnittlichen Irbis-Gewicht von 40 kg bedeutet dies eine Populationsdichte von 3,9-4,0 Schneeleoparden /100km2 . Eine weitere Methode, die Häufigkeit des Irbisses zu errechnen, ist der Rückschluss aus der getöteten Beute pro Katze und Jahr: 40-45g benötigtes Futter /kg Katze/Tag sind bei einer 40 kg schweren Katze 1.9-2 kg Futter /Tag. In einem Jahr braucht der Irbis demnach 730 kg Futter. Etwa 65-70 % verwertbares Fleisch findet die Katze an einem Ibex, der Rest verfällt. Das sind bei einem 40 kg schweren Ibex etwa 28 kg Futter für die Katze. 60 % des Futters bekommt der Irbis vom Ibex (den Rest von anderen Beutetieren), das sind im Jahr 438 kg. Folglich müssten 15,6 Ibexe pro Jahr von einem Schneeleoparden gefressen werden. Unter der Annahme, dass eine Ibexherde einen Verlust von 10 % verkraften kann, wären also 156 Ibexe pro Schneeleopard/Jahr nötig. Da in dem untersuchten Gebiet 584 Ibexe/100km2 gezählt wurden, hätten 3,7 Schneeleoparden dort eine Ernährungsgrundlage (McCARTHY 1999). 3.3.3. Schutzmaßnahmen Vor dem Zerfall der Sowjetunion wurde der Artenschutz unter dem Regime der Goskompriroda1 in Moskau geregelt. In den nun unabhängigen Staaten liegt der Schutz der Schneeleoparden in der Hand der einzelnen Republiken. Die Regierungen von Kirgistan, Kasachstan und Tadschikistan haben zwar der CITES2 Vereinbarung zur Erhaltung geschützter Arten zugestimmt, doch die Umsetzung erfolgt in den einzelnen Staaten sehr unterschiedlich. Eine große Rolle spielt in dieser Hinsicht die herrschende Armut und die unzulängliche Regierungsvergütung für die Erhaltung geschützter Arten und Gebiete (BRADEN 1992). 1 Sowjet. Staatskomitee für Umweltschutz CITES: Convention on International Trade in Endangered Species of Fauna and Flora (auch bekannt als Washingtoner Abkommen zum Artenschutz) 2 66 3.3.3.1. Schneeleopard-Mensch-Konflikt Bis zu 100 Schneeleoparden werden schätzungsweise weltweit jährlich getötet. Auf den Schwarzmärkten in Asien und Europa sind immer noch Knochen und Felle im Handel (McCARTHY 2000a). Durch die anthropogene Bejagung und Reduzierung der Beutetiere des Schneeleoparden muss sich die Raubkatze Nahrung aus Nutztierbeständen beschaffen, um zu überleben. Die zunehmende Ausbreitung der Landwirtschaft in Kirgistan, Usbekistan und Tadjikistan lässt den natürlichen Beutetieren des Schneeleoparden nur wenig Lebensraum (BRADEN 1992). Nach dem Zusammenbruch der Sowjetunion hat nicht nur die Wilderei auf den Irbis zugenommen. Die Landbewohner jagen nun mehr Murmeltiere, Ibexe und wilde Schafe, um genügend Nahrung für sich und ihre Familien zu bekommen, was die Anzahl der Beutetiere des Irbisses weiterhin vermindert (KREUZBERG-MUKHINA et al. 2001). Weiterhin benötigen die von Nutztieren überweideten Gebiete Jahre, um soweit wieder hergestellt zu sein, dass Wildschafe auf ihnen existieren können (McCARTHY 1999). Der jagende Schneeleopard lernt schnell, dass domestizierte und vor allem unbewachte Tiere leichter zu töten sind als Wildtiere. Dringt ein hungriger Schneeleopard in einen Pferch ein, so kann er in einer Nacht bis zu 120 Schafe und Ziegen töten (HUSSAIN 2000; JACKSON 2001a). In der Mongolei tötete der Schneeleopard im Jahr 1999 etwa 0.3 % der kleineren Nutztiere und 0.9 % der Großtiere, ein Hirte verlor 100 seiner Schafe in einer Nacht, als ein Irbis in seine Koppel eindrang (McCARTHY 1999). Nutztierverluste erhöhen die feindliche Haltung der Hirten gegenüber dem Irbis. Ihnen ist es schwer begreiflich zu machen, dass sie die Tiere, die ihren eigenen Lebensunterhalt töten, auch noch schützen sollen. In sogenannten „hot Spots“, den Zeiten, in denen der Schneeleopard häufig auf die Jagd nach domestizierten Tieren geht, werden bis zu 15 % dieser Herden von ihm getötet (JACKSON 2000a). Dabei ist zu beachten, dass der Mensch in viele Lebensräume eingedrungen ist, in denen der Schneeleopard zuvor genügend Wildtiere jagen konnte, um zu überleben. Folglich ist der Irbis gezwungen, Nutztiere zu töten. Unbewachte Herden sind für ihn eine sehr leichte und willkommene Beute (JACKSON 2000a). Um ihre Tiere zu schützen, versuchen die Hirten auch den Irbis mit Gift und Fallen zu töten. Allein in Baltistan, einem kleinen Staat in Pakistan, sind in den Jahren 1997-2000 drei Irbisse lebend und mindestens drei tot erbeutet worden (HUSSAIN 2000). KREUZBERG et al. (2000) berichten über Schneeleoparden in Usbekistan, die das Vieh der Bewohner nicht oder nur sehr selten im Winter angreifen. Dabei ist anzumerken, dass in dem etwa 80.000 ha großen Naturreservat keine Menschen siedeln. Die Raubkatzen verfügen dort demnach über genügend Nahrung durch Wildtiere. KROGER (2000) schreibt von einem Filmteam in Nepal, welches die Schneeleoparden mit ausgelegtem Nutztierfleisch anzulocken versuchte. Ein solches Verhalten erzieht die 67 Raubkatze dazu, sich dem Menschen zu nähern und natürlich auch ihr Vieh zu reißen, was den Konflikt zwischen Mensch und Raubkatze noch verstärkt. McCARTHY (1999) berichtet von einer Umfrage in der Mongolei. Dort betrachten 27-56 % der Landbevölkerung den Schneeleoparden als schützenswert. 25-55 % waren der Meinung, dass die Jagd auf ihn reduziert werden müsste. Nur noch 20 % sprachen sich für die ungehinderte Jagd aus. Die Bewohner der Mongolei zeigen demnach eine positive Einstellung dem Schneeleoparden gegenüber. Sie nimmt ständig zu, das heißt, dass die Aufklärungsarbeit der Hilfsorganisationen für den Irbis schon sehr gute Erfolge erzielt hat (McCARTHY 1999). 3.3.3.2. Bejagung und Handel Zwar stehen die Schneeleoparden unter internationalem Schutz des Washingtoner Artenschutzabkommens, nationaler Handel kann aber nur durch nationale Bestimmungen unterbunden werden; CITES greift hier nicht (DEXEL 2001a). Snow Leopard Network (SLN 3) berichtet, dass der nationale und internationale Handel mit lebenden Schneeleoparden sowie mit deren Haut und Knochen immer noch die größte Schwierigkeit darstellt. Diese gilt es zu überwinden, um den freilebenden Irbis zu erhalten (DEXEL 2002). Die Wilderei auf Schneeleoparden wird nicht zuletzt wegen der hohen Schwarzmarktpreise für Felle und Knochen betrieben. Die erfolgversprechendste Jagdzeit in Afghanistan sind die Monate Oktober bis Dezember. In dem frisch gefallenen Schnee können die Jäger - meist einheimische Hirten - die Spuren der Großkatze verfolgen (GRABKA 2003 pers. Mitt.). Nach dem Zerfall der Sowjetunion ist der Handel auf dem Schwarzmarkt 3 - 4 mal so hoch geworden wie bisher. „ Die nicht vorhandenen bzw. laschen Grenzkontrollen innerhalb der betroffenen Mitgliedsländer der Gemeinschaft Unabhängiger Staaten (GUS) und an den Grenzen zu China ermöglichen einen einfachen Weitertransport zu den bekannten Handelszentren im sog. autonomen chinesischen Gebiet Xinjiang (insbesondere Kashgar) und Russland (insbesondere Kaliningrad und Moskau)“ (DEXEL 2001a). Vor allem die ehemaligen Mitarbeiter des Zookombinats 4 sind eine große Gefahr für den Irbis. Sie können durch ihre jahrelange Erfahrung den Schneeleoparden leicht aufspüren (DEXEL 2001a). In Kirgistan scheint Wilderei auf den Schneeleoparden nicht nur aus wirtschaftlicher Not zu geschehen. Im Dezember 2000 bot eine Frau, die nicht zur armen kirgisischen Bevölkerung gehörte, zwei Irbisfelle für 800 US Dollar an (JENSEN 2001). Auch organisierte Wilderergruppen machen Jagd auf den Schneeleoparden, Spezialisten haben ein Netz aus lokalen Jägern organisiert, die für sie arbeiten (DEXEL 2002). In der Mongolei war die Jagd auf den Irbis bis 1995 in der Zeit vom 16. Oktober bis zum 28. Februar noch erlaubt. Jetzt ist eine persönliche oder gemeinnützige Verfolgung sowie 3 Internationaler Zusammenschluss von Wissenschaftlern und Naturschützern, die sich mit Schneeleoparden befassen. 4 Sowjetischer Zusammenschluss von Naturschützern, die für den Erhalt bedrohter Tierarten zuständig waren, lebende Wildtiere wurden geregelt gefangen und an westliche Zoos verkauft 68 Handel oder Tötung nicht erlaubt. Zuwiderhandlungen werden mit hohen Geldstrafen geahndet. Berichte über Gesetzesbruch werden belohnt (McCARTHY 1999). Weltweit wurden bis 1920 jährlich etwa 500 – 1000 Schneeleopardenfelle gehandelt. Diese Felle wurden zur Herstellung von Mänteln, Hüten und anderen Bekleidungsgegenständen verwendet. Von Kirgistan ausgehend ist heute die Grenze zu China und nordwestlich via Kasachstan nach Russland eine beliebte Route für den illegalen Handel. Besonders in Kasachstan, Kirgistan, der Mongolei und der Xingjiang Provinz in China hängen die Felle als traditioneller Schmuck an der Wand (DEXEL 2002). Bis 1920 wurden auch lebende Tiere gehandelt, die meist an Zoos verkauft wurden. Da Schneeleoparden in Gefangenschaft aber eine kurze Lebenserwartung hatten und häufig gleich nach ihrer Ankunft starben, war die Nachfrage hoch. Mitarbeiter des Zookombinats4 der Sowjetunion sorgten dafür, dass über 90% der in Zoos lebenden Schneeleoparden (die F1 Generation) in Kirgistan gefangen wurden. Die Tiere wurden gegen Devisen an Zoologische Gärten im westlichen Ausland, aber auch nach Nordostasien verkauft. Zeitgleich mit der Unabhängigkeit Kirgisistans wurde das Zookombinat aufgelöst und die ehemaligen „freien Mitarbeiter“ einer ihrer wichtigsten Einnahmequellen beraubt (DEXEL 2002). Abbildung 16 - Wegweiser zu einem Geschäft in Kabul, Foto: GRABKA 2002 69 Während der 3000 Jahrfeiern im Jahr 2000 in Osh, einer kirgisischen Stadt, trug Präsident N. Nazarbaye v von Kasachstan einen traditionellen Mantel mit einem Schneeleoparden-Pelzbesatz. Der Kirgisische Präsident soll Zeitungsberichten zur Folge noch im Jahr 2001 dem Präsidenten aus Kasachstan zum Geburtstag ein Schneeleopardenfell geschenkt haben. Sogar im Sommer 2002 sollen zwei Investoren aus Kasachstan $25.000 für einen lebenden Schneeleoparden in Kirgistan geboten haben (DEXEL 2002). Auch über das Internetforum "e- bay" konnte noch im Sommer 2002 ein Mantel aus Schneeleopardenfellen sichergestellt werden. Er wurde für 100 US-Dollar gehandelt (DEXEL 2002). In Afghanistan wird Schneeleopardenware auf der Straße öffentlich feilgeboten. Abb. 16 zeigt ein Hinweisschild zu einem "Snow Leopard Store" in dem mit Fellen, Knochen, Köpfen und Zähnen der Raubkatze gehandelt wird. Zwar ist die Ausfuhr aus Afghanistan verboten, doch der Geschäftsinhaber gibt Ausländern den Rat, sich an Soldaten oder UNO-Mitglieder zu wenden, die die Ware unbehelligt durch den Zoll bringen. Für die Soldaten, die an der Grenze nicht kontrolliert werden, ist das ein leichter und angenehmer "Nebenverdienst" (GRABKA 2003 pers. Mitt.). Mit den Regierungen der meisten Länder bestehen Vereinbarungen zum Schutz des Schneeleoparden, da er weltweit als geschützt gilt. Diese Vereinbarungen werden aber nicht immer effizient eingehalten. In der Mongolei wurde 1999 zum Beispiel ein Hut aus Schneeleopardenfell auf einem Markt angeboten. Der Bericht, den ein WWF-Mitarbeiter daraufhin dem Naturministerium in der Mongolei erstattete, wurde mit nur sehr wenig Interesse entgegengenommen (McCARTHY1999). 70 Tabelle 19 - Handel in verschiedenen Ländern Land Afghanistan Besonderheiten Ein Schneeleopardenmantel, bestehend aus etwa 16 Fellen, wird auf dem Schwarzmarkt noch immer mit etwa 50.000 (JACKSON 2000b) bis 60.000 (PÖLKING 1999) US Dollar gehandelt, ein Schneeleopardenskelett mit bis zu 300 US Dollar. Knochen sind für die chinesische Medizin sehr begehrt um Rheuma, Epilepsie und Impotenz des Menschen zu behandeln. In Wakhan sind noch hauptberufliche Leoparden-Jäger tätig. Seit die Macht der Taliban gebrochen ist, verkaufen die Fellhändler in Kabul ihre Ware an westliche Bürger, die nun vermehrt in Afghanistan verweilen (GRABKA 2003 pers. Mitt.). Schneeleoparden müssen, wie ihre Beutetiere, aus den durch Bomben zerstörten Gebieten in niedrigere Regionen weichen. Dort werden sie leichter von Jägern getötet. Illegaler Fellhandel geschieht häufig in Kombination mit Drogenhandel (DEXEL 2002). Handel Bis 1978 wurden jährlich 70 - 80 Tiere gehandelt. Auch im Jahr 2002 wurden noch Irbisschädel und ausgestopfte Tiere verkauft (DEXEL 2002). China China ist das Land mit dem höchsten missbräuchlichen Konsum des Irbisses. Dort werden sowohl Fell, Knochen und lebende Tiere als auch das Fleisch gehandelt. Ein Grund für den hohen Anteil vieler wildgefangener Tiere in chinesischen Zoos ist die ungenügende Nachzucht. Ein Problem, das in Europa und den USA gelöst werden konnte (DEXEL 2002). Kasachstan Ein Schneeleopardenfell oder dessen Haut gilt als Symbol für Kraft, Mut und Stärke. Die Parkarbeiter verdienen mehr, wenn sie die Tiere töten anstatt sie zu betreuen. Viele der Bewacher (Guides) sind Wilderer (KREUZBERG-MUKHINA et al. 2001). Die Tiere werden vor allem von europäischen Großwildjägern Wilderei, die Grenzen zu China sind gut durchgängig für die in der chinesischen Medizin begehrten Irbisse (BRADEN 1994b). Es ist der einzige neue unabhängige Staat, in dem illegal Knochen gehandelt werden (BO 2002). In den Jahren 1988-1995 wurden 60 Irbisse getötet. Bis ins Jahr 2002 sollen in China 20 – 30 Tiere jährlich gewildert worden sein (DEXEL 2002).Im September 2002 kostete Irbisfleisch in einem Restaurant 128 Yuan (16,- $ US) pro Gericht (BO 2002). Bis zum Jahr 2002 wurden jährlich 6 – 10 Schneeleoparden gehandelt (BO 2002). Kirgistan Die auf dem Schwarzmarkt gezahlten Preise sind um vielfaches höher als das monatliche Einkommen der Kirgisen. Wurde ein Schneeleopardenfell im Jahr 1993 noch gegen ein Pferd oder drei Hausschafe getauscht, so handelte man 1997 dafür mit bis zu 10.000 US Dollar (DEXEL 2001a). Glücklicherweise wird diese Nachfrage geringer (JACKSON 2000b). 5 Nachforschungen der Gruppa Bars im Sommer 1999 ergaben, dass der offene Verkauf von illegalem Tiermaterial nicht mehr praktiziert wird (DEXEL 2001a). 5 Zwischen 1949 und 1959 wurden 352 lebende Irbisse gefangen, auch im Jahr 2001 wurden noch einige Felle und Schädel sichergestellt, die vor allem in Bishkek gehandelt wurden. Im April 2002 versuchten Mitglieder des staatlichen Sicherheitsdienstes zwei verletzte, lebende Tiere für 22.000 US Dollar zu verkaufen (DEXEL 2001a; 2002). Gruppa Bars ist eine vom NABU Deutschland organisierte Wildhütergruppe. Sie besteht aus fünf kirgisischen Mitgliedern, die vor Ort im Auftrag der Regierung für den Schutz der Schneeleoparden zuständig sind. 71 Mongolei Nepal Pakistan Russland Tibet Usbekistan Die Jagd auf Schneeleoparden ist illegal, sie geschieht dennoch für den Handel von Fell und Knochen – besonders für die chinesische Medizin -, sowie zum Schutz der Nutztiere (PÖLKING 1999). Nur etwa 5 % der Schmuggelfälle werden aufgedeckt. Im Jahr 1986 wurde in der Mongolei die Erlaubnis zur Trophäenjagd auf den Schneeleoparden erteilt. Ausschlaggebend war die hohe Verlustrate der Nutztiere durch die Raubkatze. Die Quote beinhaltete fünf Irbisse pro Jahr und kostete $11.200 pro Tier, die Jagd auf Beutetiere des Irbisses kostete US$ 5.000. Die Jagd auf Wildschafe wurde 1992 sogar durch staatliche Militärhubschrauber unterstützt (DEXEL 2002). Die Bejagung ist verboten, doch bevor die Herdenbesitzer ihre kostbaren Tiere verlieren, brechen sie das Gesetz (THAPAR 1980). Die Jagd mit vergifteten Bambusspeeren wurde 1978 aus traditionellen Gründen fortgeführt (BLOMQVIST 1978a). Um den Verlust ihrer Nutztiere gering zu halten, versuchen die Hirten auch mittels Fallen oder Gift die Raubkatze zu töten (JACKSON 2001a). Die Strafe für einen ertappten Wilderer ist sehr gering. So besteht entlang der nepalesischen Grenze ein regelrechter Markt, bei dem tote Schneeleoparden gegen lebendige Schafe eingetauscht werden (HAIZINGER 2000). „Wegen der verdeckten Wege, die ein getötetes Tier bis zum Verkauf geht und dem Mangel an Informationen kann eine genaue Anzahl der gewilderten Tiere nicht gegeben werden“ (DEXEL 2002). Vor 1972 wurde der Schneeleopard in West-Pakistan ohne Lizenz und Limit gejagt. Im Januar 1997 wurde ein junger Schneeleopard in Pakistan gefangen, der einige Ziegen gerissen hatte. Der ISLT wurde informiert, das Tier eingefangen und wegen eines gebrochenen Beines operiert, bevor es wieder ausgewildert wurde (SOKOV 1997). Der ISLT berichtet allerdings über einen Fall im Jahr 1998, bei dem in Jamalabad ein Schneeleopard in einen Pferch mit Schafen eindrang, wobei die Schäfer ihn lebend fangen konnten. Sie fütterten ihn mit dem Fleisch der schon gerissenen Tiere und wilderten ihn mit Mitarbeitern des WWF Pakistan wieder aus. In diesem Dorf hat die Aufklärung also ihre Wirkung nicht verfehlt, denn die Bewohner töteten die Raubkatze nicht, weil „es nur wenige davon gibt“ (JACKSON 1998). Noch im Jahr 1997 konnte man Irbiswelpen als Touristenattraktion bei Straßenfotografen finden (DEXEL 2002). Die Wilderei auf den Irbis wird durch organisierte Gruppen betrieben. Jagd und Handel mit Schneeleoparden sind Tradition, Hirten und Farmer werden für die Felle gut bezahlt. Zwei Leiter einer Vereinigung gegen die Wilderei in der Autonomen Region von Tibet wurden ermordet (DEXEL 2002). In Lhasa, Labrang und Amdo (Qinghai) werden Felle von Schneeleoparden öffentlich verkauft und im Internet unter (www.tew.org/wildlife/wildlife.threats.html) feilgeboten (DEXEL 2002). Bis 1965 war die Jagd auf den Irbis in den Monaten Oktober bis Februar noch erlaubt. Zwischen 1992 und 1994 wurden jährlich 20 Irbisfelle konfisziert (TSERENDELEG 1995, DEXEL 2001a). Bis 1978 wurden jährlich 24 - 60 Tiere gehandelt (BLOMQVIST 1978a). Bis 1989 konnte man Felle öffentlich in Katmandu kaufen (DEXEL 2002). Von 1969 - 1970 betrug der jährliche Handel etwa 50 Felle (BLOMQVIST 1978a). In den Jahren 2001 und 2002 wurden vereinzelt Felle und lebendig gehandelte Irbisse sichergestellt (DEXEL 2002). Im Jahr 2002 verkauften Nomaden Felle von zwei mit Eisenfallen gefangenen Irbissen an Japaner. Für diesen Auftrag bekamen die Nomaden 63 US Dollar (DEXEL 2002). Von 1951 – 1986 wurden jährlich etwa 10 Irbisse gefangen und verkauft (DEXEL 2002). 72 3.3.3.3. Erhaltungs- und in situ -Programme für freilebende Irbisse Gefährdung Weltweit steht der Schneeleopard auf der roten Liste der Weltnaturschutzunion (International Union for the Conservation of Nature / IUCN, Red Data Book) der gefährdeten Tierarten, ebenso wie in Anhang I der „ Convention on International Trade in Endangered Species of Fauna and Flora“ (CITES). Er ist vom Aussterben bedroht (HAIZINGER 2000). Erhaltungs- und Zuchtprogramme Es gestaltet sich sehr schwer, Erhaltungsprogramme für freilebende Tiere zu entwerfen, da der Irbis in unwegsamen Gebieten lebt und nur selten gesehen wird (McCARTHY 1999). Die meisten Katzen werden außerhalb der für sie geschützten Gebiete und häufig in der Nähe von Menschen gefunden (NOWELL & JACKSON 1995). Indikatoren, wie die Häufigkeit der vorhandenen Beutetiere in einem Gebiet, sind zwar aussagekräftig, aber genau wie gefundene Spuren oder von Einwohnern gesichtete Tiere nicht immer ein eindeutiger Hinweis darauf, wie viele Schneeleoparden noch in einem definierten Gebiet leben. So nehmen viele der Einwohner die Markierungen der Irbisse nicht wahr, ihre Beobachtungen stützen sich häufig nur auf Fußspuren der Tiere. Genauere Untersuchungen zur Statuserhebung sind für sinnvolle Pläne zur Erhaltung des Schneeleoparden und zur Erstellung geschützter Gebiete von großer Wichtigkeit (McCARTHY 1999). „Das weiträumige Verbreitungsgebiet über 12 Länder erschwert ein einheitliches Projekt zum Schutz der Schneeleoparden. Zurzeit existieren ungefähr 100 geschützte Areale, die jeweils weniger als 500 km2 Fläche umfassen. Nur in 47 Schutzgebieten ist die Anwesenheit des Schneeleoparden gesichert nachgewiesen. Das sind etwa 12 % seines Verbreitungsgebietes“ (JACKSON, 2001b). Weltweit sind nur etwa 5,9% des gesamten potenziellen Lebensraumes der Irbisse geschützt (AHMAD 1995; NOWELL & JACKSON 1995; HUNTER & JACKSON 1995). Internationaler Schutz des Schneeleoparden Die „IUCN Species Survival Commission-Cat Specialist Group” sieht den Schneeleoparden besonders durch Wilderei bedroht. Eine Übersicht über die Organisationen, die zum Schutz des Irbis beitragen, findet sich im Anhang. Eine der wichtigsten Maßnahmen zum Schutz dieser bedrohten Tierart stellt somit das konsequente Verbot der Bejagung, des Verkaufs und des In-und Exports der Tiere und Teile von ihnen dar. In- und Export sowie der Handel mit Feliden sind im „ Übereinkommen über den internationalen Handel mit gefährdeten Arten freilebender Tiere und Pflanzen“ vom 3. März 1973, Anhang 1 und 2 geregelt (LUTZ et al. 1996). Die World Conservation Union bietet in der Broschüre „Nature Reserves of the Himalaya and the Mountains of Central Asia“ (University of Oxford Press, Neu Delhi) Informationen über Geographie und Vegetation, Wildtiere und Einrichtungen zu deren Schutz. 73 Informationen über 120 Einrichtungen in neun Ländern sind so für die Bevölkerung verfügbar (JACKSON 1994). Um das Maß der Gefährdung einer Katzenart einschätzen zu können, ist von der International Union for the Conservation of Nature (IUCN) mit Hauptsitz in der Schweiz ein entsprechendes Bewertungssystem entwickelt worden: Der Status Survey and Conservation Action Plan. Die IUCN sammelt Informationen über freilebende Schneeleoparden und wertet sie aus. Danach stehen die Schneeleoparden auf der Gefährdeten-Liste der Katzenartigen, sie gelten als stark bedroht (JACKSON 2001b). Nationaler Schutz der Schneeleoparden JACKSON (2001a) hat einen Schneeleoparden-Erhaltungsplan, wie er oben beschrieben ist, erfolgreich in kleineren Gebieten in Tibet, Sikkim und Ladakh angewandt und will ihn auf den gesamten Lebensraum des Schneeleoparden ausweiten. In vielen Staaten versucht die Regierung, die Tötung der Schneeleoparden durch die lokale Bevölkerung zu verhindern, indem sie die Verluste durch den Irbis finanziell erstattet (HUSSAIN 2000). Trotzdem wird die Katze getötet, da ein Asiat mit illegalem Tier(material)handel sehr viel mehr verdienen kann als mit der Land- oder Viehwirtschaft. Daher muss besonders am Problem der illegalen Tötung des Irbisses gearbeitet werden, um die Art freilebend erhalten zu können. Der International Snow Leopard Trust aus Seattle hat in Zusammenarbeit mit mehr als ein Dutzend Zoos verschiedene Projekte (ISLT Partnership Program) zur Erhaltung des Irbisses erstellt (Tabelle 22). In fast jedem Land, in dem der Schneeleopard verbreitet ist, sind geschützte Gebiete entstanden. Einige davon sind vom Menschen unbewohnte Nationalparks. Andere sind Gebiete, in denen Menschen leben, es herrscht aber ein striktes Jagdverbot auf den Schneeleoparden und seine Beutetiere. 74 Tabelle 20 - Der Schneeleoparden Erhaltungsplan nach JACKSON (2001a) Der natürliche Lebensraum der Tiere soll zu geschützten Gebieten erklärt werden Abkommen zum Schutz des Irbisses im Ökosystem verschiedener Länder Programme zur Aufklärung der Bevölkerung werden entwickelt und national durchgeführt Ausbildung der Schützer und Aufklärer (sog. „Guides“) unter Beteiligung von Landbesitzern, Regierung und der Bevölkerung Gründe für Todesfälle von Irbissen werden erforscht und möglichst beseitigt Erhaltung der natürlichen Lebensräume durch Patrouillen Mensch-Leopard Konflikte sollen erfasst und gelöst werden Schutz der Tiere auch außerhalb der Schutzgebiete Bessere Methoden für die Herdenarbeit (gemeinsames Hüten mit mehreren Hirten, Bau von sicheren Pferchen, Abrichten von Schäferhunden) Landesweite Auflistung und Konfiszierung der Felle Gewährleistung der Sicherheit der sogenannten „Whistle-blower“(Informanten aus der Bevölkerung, die über den Verbleib der Tiere oder über Verstöße gegen den Plan berichten) Strenge Grenzkontrollen Eine Karte über das gesamte Verbreitungsgebiet soll erstellt werden Ausweisung von weiteren Nationalparks Organisation von fachkundig geleiteten Trekkingtouren in das Gebiet des Schneeleoparden, um ihn für die Bevölkerung und Touristen attraktiv und schützenswert zu machen Hilfesstellung beim Verkauf von Wolle und Handarbeitsachen, die sich ohne ein Eingreifen in den Lebensraum des Irbis herstellen lassen (z.B. Wolle von Schafen, die in gut eingezäunten und bewachten Pferchen gehalten werden) 75 Tabelle 21 - Schutzgebiete Land Afghanistan Bhutan Landesgröße 2 in km 1 652.225 2 47.000 China Indien Kasachstan 9.600.000 4 3.290.000 5,6 2.717.000 Kirgisistan 198.5005 Mongolei 1.570.000 Nepal 147.181 Pakistan Russland Tadschikistan Turkmenistan Usbekistan 796.095 3 17.000.000 5 143.100 5 488.100 5,11 447.400 3 5,7 3,8 Einwohner in Mio. 1,9 1.137,6 975,8 16,9 4,5 2,6 3,9 22,3 10 147,8 147,2 6,2 4,3 24,1 Geschützte Gebiete Ajar Valley , Wakhan Corridor Royal Manas Nat.Park Jigme Dorgi Nat. Park, Torsa Strict Nature Reserve, Kulongchhu Wildife Sanctuary,Sakteng Wildlife Sanctuary, Thrumshingla Nati.Park, Black Mountain Nat.Park,Phipsoo Wildlife Sanctuary, Khaling, Neoli Wildlife Sanctuary 14 Reservate Aksu Dzhabagliy Almatinskiy Markakolskiy Ala-Archa Nationalpark, Besh-Aral´skiy Naturreservat, IssykKul´skiy Naturreservat, Narynskiy Naturreservat, Sary-Chelekskiy 26 Gebiete im Altaigebirge, den Trans Gobi- Bergen, Khangai, Khan Khokhii, und Kharkhira Royal Bardia Nat.Park, Khaptad Nat.Park, Lake Rara Nat. Park,Shey-Phoksundo Nat.Park, Dhorpatan Hunting Res., Proposed Annapurna Conservation Area, Langtang Nat.Park, Makalu-Barun Nat.Park, Parsa Wildlife Reserve, Royal Chitwan Nat.Park Acht Nationalparks und 20 Wildparks Gissar Naturreservat mit vier Gebieten: Gilansky, Mirakinsky, Tankhaszky, Kyzylsuisky Geschützte 2 Gebiete in km 1180 11.128 Geschützte Gebiete in % 0,18 23,68 15.000 2373,35 6,3 0,45 0,09 1324,78 0,67 2,5 26,7 22.500 6657,39 2.82 4.5 4,65 1358,58 0,30 Quellen: 1: ADIL (1995), 2: NORBU (1995), 3: HUNTER & JACKSON (1995), 4: JACKSON (2000b), 5: BRADEN (1992), 6: BRADEN (1994), 7: HAIZINGER (2000), 8: McCARTHY (1999), 9: KATTEL & BAJMAYA (1995), 10: MALIK (1995), 11: KREUZBERG et al. (2000) 76 Tabelle 22 - ISLT Partnership Programm nach FREEMAN (1982) Zoo Programm Blank Park Zoo Training Workshop in Bhutan6 Cleveland Metroparks Zoo Training Workshop in Bhutan3 Colchester Zoo Sponsoring und Bau von Pferchen in Ladakh Columbus Zoo Erhaltungsprogramme in Kirgisien2 Great Plains Zoo Mongolian Peace Corps: Kontrolle der Wilderei Mill Mountain Zoo Sponsoring des ISLT, Bau von Pferchen in Ladakh Milwaukee County Zoological Gardens Erhaltungsprogramme in Kirgisien2 Oregon Zoo Parc Zoologique de Doué la Fontaine Sacramento Zoological Society San Antonio Zoological Gardens & Aquarium San Francisco Zoo Societe Zoologique de Granby Tulsa Zoo Zoological Society of San Diego 6 Sponsoring des ISLT und Bau von Pferchen in Ladakh Unterstützung des ISLT in Pakistan Sponsoring Sponsoring und Bau von Pferchen in Ladakh, Asia Irbis Projekt Erhaltungsprogramme in China Erhaltungsprogramme in Kirgisien Erhaltungsprogramme in China Erhaltungsprogramme in Kirgisien Parkmitarbeiter und Bevölkerung werden über den Irbis Informiert Aufklärung der Bevölkerung, Filmvorführungen über den Irbis in Dörfern 3 Aufklärung der Bevölkerung 2 77 Besonderheiten zum nationalen Schutz des Schneeleoparden Tabelle 23 - besondere Aktivitäten in verschiedenen Ländern Land Organisation Afghanistan Erhaltungsprogramme der UNDP/FAO (ADIL 1995), Material kann als Beweis vor Gericht verwendet werden (DEXEL 2002) ISLT, der„Fish and Wildlife Service, National Ecology Research Center“ (NERC) und Biologen der verschiedenen asiatischen Staaten stehen in Kontakt (ANONYMUS 1992a; 1994b). Tourismus erwünscht, wird vom Staat mit der Organisation „India´s Snow Leopard Conservation Sheme“ (JACKSON 2000b) und vom WWF (FOX 1997) gefördert. Durch die gespannte politische Lage: Rückgang der Besucherzahlen (FOX 1992). Religiöse Aspekte sollten ausgenutzt werden: Buddhisten und Tibetaner töten keine Wildtiere (JACKSON 2000b). Earthwatch Program des ISLT: Nuture a Nature Programm, Aufklärung mit Filmen (FOX 1997) Ministerium für Ökologie und Bioressourcen „Zoological Society“ und der International Snow Leopard Trust (ISLT): Projekt Asia Irbis schult Kinder (KREUZBERG-MUKHINA et al. 2001). Erste Versuche, Schneeleoparden in Gefangenschaft zu halten und zu vermehren (KOSHKAREV 1992). Naturschutzbund Deutschland (NABU), Gesellschaft für Technische Zusammenarbeit (GTZ), BUND und Botanisches Institut der Ernst-Moritz-ArndtUniversität Greifswald: UNESCO Biosphären Reservat am Issyk Kul Nomadisierende Kirgisen als Ziel deutscher Touristen (SCHULZ 2001; ANONYMUS 1994a). Projekte für die Landbevölkerung: Solarlampenherstellung, Ökotourismus, Marmeladen- und Honigproduktion, Windenergiepark (JENSEN 2001). „Leo-Bus“ mit Informationsmaterial und Filmen aktiv sind (MAAS 2001). Ministry for Nature and Environment (MNE), Nature Conservation Agency (NCA), Endangered Species Commission (ESC), Biological Institute of the Mongolian Academy of Science, World Wide Fund of Nature Mongolia (WWF), Mongolian Hunting Association, Mongolian Association for Conservation of Nature and Environment (MACNE) (McCARTHY 1999). Bundesministerium für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (BMZ), Regierung der Mongolei (GTZ 2003). Die gesetzliche Strafe für Wilderei an einem Schneeleoparden beträgt 11.200 US Dollar (JACKSON 2000b). Verluste von Nutztieren durch den Schneeleoparden werden von der Snow Leopard Conservancy (SLC) erstattet. Eine Langzeit-Studie über die Aus wirkung der Blauschaf-Population auf das Vorkommen des Irbisses ist geplant. Europäer können Patenschaften eines Schneeleoparden erwerben (McCARTHY 1994). Komitee von Jägern, die als Beschützer (Warden) operieren. Seit 1991: geregelter Abschuss des Ibex (Capra ibex sibirica) mit Beteiligung der Bevölkerung (AHMAD 1994; MALIK 1995; ANONYMUS 1994b). Abkommen mit China und Russland zur Erhaltung und zum Schutz des Schneeleoparden getroffen (McCARTHY 2000; HILLARD 1997, 1992). „buffer-zones“ als überregionale Schutzmaßnahmen an den Landesgrenzen (KREUZBERG et al. 2000). Statuserhebung im Gebiet des Gissar Naturreservates mit Hilfe des ISLT und der Uzbek Academy of Science and agreement with Main State Body on Biocontrol of Nature Resources „GosBiocontrol“ (KREUZBERG-MUKHINA et al. 2001). China Indien Kasachstan Kirgistan Mongolei Nepal Pakistan Tibet Usbekistan 78 Nepal: In einigen Gebieten (Abb. 17: 8+9 und 10+11) stehen die Tiere in Verbindung zueinander, sie leben also in einem weiten Gebiet, was die genetische Variabilität erhält und Inzucht verhindert (HAIZINGER 2000). Ein weiteres geschütztes Gebiet ist die Kangchenjunga Conservation Area, in dem seit 1992 Bestimmungen zur geregelten Jagd, insbesondere für ausländische Jäger, festgelegt wurden (ANONYMUS 1992b). Abbildung 17 - geschützte Gebiete in Nepal Legende: 1) Royal Bardia National Park, 2) Khaptad National Park, 3) Lake Rara National Park, 4) Shey-Phoksundo National Park, 5) Dhorpatan Hunting Reservat, 6) Proposed Annapurna Conservation Area, 7) Langtang National Park, 8) Shagarmanta National Park, 9) MakaluBarun National Park, 10) Parsa Wildlife Reserve, 11) Royal Chitwan National Park (KATTEL & BAJIMAYA 1995) Seit 1986 existiert die für den Schneeleoparden geschützte Annapurna Conservation Area (ACAP) nahe der Dörfer Pisang und Manang mit natürlichen Ressourcen von 7.681 km2 rund um das Annapurna Massiv. Das Gebiet wird als hohe Steppe beschrieben (KROGER 2000) und von etwa 120 000 Menschen bewohnt. Viele der Länder haben Projekte eingeleitet, die der Raubkatze helfen sollen zu überleben. Die Erhaltungsprogramme beinhalten hauptsächlich die Aufklärung der Bevölkerung über Wichtigkeit und Nutzen des Schneeleoparden. Die Gründung und Erhaltung von National- 79 parks oder geschützten Gebieten ist ebenfalls ein Zentralpunkt der Bemühungen verschiedener Organisationen und Staaten. Tabelle 23 erläutert national aktive Hilfsorganisationen und deren Projekte zum Schutz des Irbis: Kirgistan: In Kirgistan wurde 1998 die nationale Wildhütertruppe Gruppa Bars, (DEXEL 2002) (SCHULZ 2001; KREUZBERG-MUKHINA et al. 2001) zum Schutz des Schneeleoparden gegründet. Die fünf Mitglieder dieser Gruppe sind mit weitreichenden Befugnissen ausgestattet, können offen und verdeckt ermitteln, sowie Verdächtige verhaften und Tiermaterial beschlagnahmen. Unterstützt wird diese Arbeit durch einen Fonds, aus dem diejenigen entlohnt werden, die wichtige Hinweise über Wilderer und Händler an die Gruppe weitergeleitet haben (DEXEL 2001a). Birga Dexel, Mitarbeiterin des NABU in Berlin, steht ständig mit den fünf Mitgliedern, die aus allen Teilen des Landes ausgewählt wurden, in Kirgistan in Kontakt. Wildhüter werden so auf ihre Zuverlässigkeit überprüft und noch unbekannte Handelsstrukturen sollen aufgedeckt werden (JENSEN 2001). Mittlerweile kann der Abschuss eines Schneeleoparden mit einer Geldstrafe von bis zu 63.000 Som (etwa 3150 Euro) bestraft werden. Zusätzlich droht die Konfiszierung des Eigentums sowie drei Jahre Haft (DEXEL 2001b). Die Gruppa Bars arbeitet effektiv: Im November 1998 wurden mehrere Schneeleoparden- Felle eingezogen und der Händler verhaftet. In den Jahren 1999-2001 wurden 75 Wilderer verhaftet, 150 Waffen eingezogen, 200 Fallen vernichtet oder beschlagnahmt und vier Schneeleopardenfelle sichergestellt. Im Dezember 2000 wurde ein gefangenes Jungtier befreit, dessen Mutter von Wilderen getötet worden war. Die junge Schneeleopardin konnte in den Lüneburger Wildpark in Niedersachsen, Deutschland, gebracht werden (DEXEL 2001b). Mongolei: Die Mongolian Association for Conservation of Nature and Environment (MACNE), ein Team von Forschern unter der Leitung von TOM McCARTHY beobachtet Irbisse über ein Verbreitungsgebiet von etwa 1000 km2 mit Hilfe von Funk-Halsbändern. Seit 1998 gibt es ein Abkommen zwischen Farmern und der „Irbis Enterprice“ einer Organisation des International Snow Leopard Trust (ISLT). Diese Organisation hilft der Bevölkerung in der Mongolei beim Verkauf verschiedenster Ware an To uristen. Das können Handarbeiten oder Felderträge sein, dafür unterschreiben die Landbewohner eine Art Vertrag der besagt, dass sie den Schneeleoparden schützen. Jedes Jahr bekommen die „Mitglieder“ eine Art Bonusgehalt der Erträge, sofern niemand gegen den Vertrag verstößt und einen Irbis tötet. Die Hirten treiben ihre Tiere nicht in Gebiete, die für den Schneeleoparden geschützt sind, und töten ihn nicht. Dafür zahlt Irbis Enterprice einen gewissen Bonus und sorgt für geregelten Umsatz von einheimischen Handarbeiten auf Märkten. Der Schneeleoparden-Erhaltungsplan für die Mongolei Im Dezember 1999 wurde bei einem Treffen durch die oben genannten Gruppen im Nairamdal Camp bei Ulaanbaatar ein „Schneeleoparden Erhaltungs- Plan für die Mongolei“ erstellt. Dieser dient der Erfassung von 80 Bejagung, Handel und Krankheiten zum Schutz des Schneeleoparden und dessen natürlichen Beutetieren und der Aufklärung der Bevölkerung vom Schulkind bis zum Erwachsenen. Vor allem die natürlichen Lebensräume der Irbisse sollen geschützt werden, ohne den Schneeleopard - Menschen Konflikt zu erweitern. Bei Erstellung dieses Planes bedachte McCARTHY einige Dinge, die in dem oben genannten Erhaltungsplan des IUCN nicht berücksichtigt wurden: So sollte vor Auswahl der Schutzgebiete erst eine Statuserhebung über die Anzahl der Schneeleoparden und ihrer Beutetiere erfolgen und Material zur genetischen Untersuchung gesammelt werden, um einen möglichen Austausch zwischen benachbarten Populationen zu prüfen. Sogenannte „Buffer Zonen“, Reviere der Irbisse an den Landesgrenzen, müssen eingerichtet werden, denn das Tier hält sich bei seinen Streifzügen natürlich nicht an die von Menschen vorgegebenen Grenzen. Wichtig ist die Arbeit mit der lokalen Bevölkerung und vor allen mit Schulen, um ein frühes Naturverständnis zu erreichen. Bei Felduntersuchungen wurden Gebiete von vielen Kilometern Länge untersucht und Proben wie Faeces, Haar und Kratzspuren gesammelt und ausgewertet (McCARTHY 1999). Der Plan ist vom Mongolischen Ministerium angenommen worden und Gesetze zur Erhaltung der Schneeleoparden sind sogar international geplant (McCARTHY 2000b). Baltistan In diesem Land, das etwa 3 % Pakistans ausmacht, wird die Anzahl an Schneeleoparden mit 200 angegeben, 90 % davon leben in den nördlichen Gebieten. Dort befinden sich auf 69.510ha Land 68.215 Farmen. Durch den geringen Anteil an Farmland müssen die Einwohner eines 170km2 großen Gebietes um Soyko, einer Stadt am Indus, ihr Vieh auf den alpinen Weiden grasen lassen. 90 % dieses Gebietes ist natürlicher Lebensraum des Irbisses, der im Jahr etwa 2 % des gesamten Nutztierbestandes tötet. In Baltistan wird das Projekt einer Nutztierversicherung, initiiert durch die Initiative „Project Snow Leopard“ (PSL), die “local conservation nongovernmental organisation“ (NGO) und die „Full Moon Night Trekking Company“, ein Reiseunternehmen der Landwirte, erfolgreich durchgeführt: • • • • Die Landwirte zahlen jährlich 2 % des Wertes ihrer Nutztiere in einen Fonds bei der lokalen Bank ein, das eingezahlte Geld jedes Teilnehmers wird vermerkt. So entsteht mit geringem pro Kopf Anteil ein Betrag, der größere Schäden für jeden Einzelnen deckt. Da der Schneeleopard bei jedem der beteiligten Landwirte zuschlagen kann, zahlen diese prompt ihre „Versicherungsprämien“. Ein zweiter Fonds wird aus Einnahmen des Ökotourismus durch das oben genannte Reiseunternehmen gespeist (HUSSAIN 2000). Wird ein Nutztier von einem Schneeleoparden getötet, erkennbar durch den Nackenbiss, wird der Verlust zum Teil durch das angesammelte Geld der „Nutztierversicherung“ aus dem ersten Fonds gedeckt. Die Restzahlung erfolgt aus dem Ökotourismus-Fonds. Diese Regelung funktioniert hervorragend, denn zum einen ist das Reiseunternehmen um Touristen bemüht und wirbt deshalb für den Schneeleoparden, zum anderen haben die Landwirte einen Grund, die 81 • lebende Raubkatze als Gewinn bringende Attraktion zu erhalten. So kommt es nicht dazu, dass Landwirte den Irbis trotz des finanziellen Ausgleichs der Nutztiere töten, was häufig geschah, weil das Fell auf dem Schwarzmarkt zusätzlichen Gewinn einbrachte. Der größere Anteil des finanziellen Ausgleichs wird durch die Gelder des Tourismus -Fonds gedeckt und die Landwirte verfügen nebenbei über eine Geldanlage aus „ihrer“ gemeinsamen Ressource – dem Schneeleoparden. Überwacht wird diese Versicherung durch ein lokales Komitee, welches von den Landwirten gewählt wurde (HUSSAIN 2000). 3.3.3.4. Arterhaltung durch in situ- Programme Schneeleoparden in Zoos und Parks Der erste in der Literatur beschriebene Irbis, der in einem europäischen Zoo gehalten worden sein soll, wird von GRIFFITH (1827) erwähnt. C.H. SMITH beschreibt das in der Tower Menagerie London gehaltene Tier. Dabei handelt es sich allerdings um eine aus dem Persischen Golf stammende Großkatze, deren Beschreibung auch auf den Panthera pardus passt. Somit kann nicht eindeutig geklärt werden, ob es sich hier um einen Schneeleoparden handelt. JONES (1973) schreibt über einen Irbis, gehalten 1851 in Antwerpen. BREHM (1890) erwähnt zwei Tiere, die 1871 im Zoologischen Garten von Moskau lebten, aber nur wenige Wochen am Leben blieben. Nach der Jahrhundertwende gelangten immer mehr Irbisse in westeuropäische Zoos. Ihre Überlebenschancen, die Anfangs auf wenige Wochen beschränkt waren, wurden durch verbesserte Haltungsbedingungen immer größer. Erste Zuchterfolge traten ein. Im Jahr 1905 kamen mehrere Individuen in verschiedenen europäischen Zoos vor. Eines kam nach Breslau, (GLEIS 1967) ein anderes nach Berlin (KRUMBIEGEL 1937) und ein Männchen nach Hamburg (HAGENBECK 1908; KRUMBIEGEL 1937). Dem Hamburger Männchen wurde 1906 ein Weibchen zugesellt, das im gleichen Jahr zwei Junge warf. Im Jahr 1909 kamen mit einem Tiertransport aus Sibirien fünf Irbisse nach Europa, drei gingen in den Zoo von Breslau, zwei nach Kopenhagen (GLEISS 1967; RIEGER 1980). Schon im Jahr 1872 sollen zwei junge Schneeleoparden von Turkestan in den Moskauer Zoo gebracht worden sein, berichtet DEXEL (2002). In Amerika soll 1903 der erste Schneeleopard im Bronx Zoo angekommen sein (FREEMAN 1978). Im Jahr 1972 wird von dem Irbispaar “Nicholas” und „Alexandra“ aus dem im Woodland Park Zoo in Seattle berichtet (FREEMAN 1996). Der Züricher Zoo hielt 1974 erstmalig Schneeleoparden (WEILENMANN 1978). Bei Irbisgeburten in Zoos in den Jahren 1956 – 1977 erreichten von 183 Würfen mit 284 Jungtieren nur 155 Welpen (54.6 %) den sechsten Lebensmonat. 22% dieser 183 Würfe verzeichneten ein lebend geborenes Jungtier, 48,5% zwei, 26% drei und drei Würfe 4 Welpen. Bei Würfen mit 4 82 Jungen haben nie alle überlebt. Im Jahr 1977 lag die Jungtier-Mortalität bei 46% (BLOMQVIST 1978a). Während der ersten internationalen Schneeleoparden-Konferenz 1978 im Zoo Helsinki wurden Erhaltungspläne erstellt. Die weltweite Schneeleoparden Population der in Gefangenschaft lebenden Tiere wird ebenfalls seit 1978 im Zuchtbuch des Zoos Helsinki, Finnland, dokumentiert. Das erste im Zuchtbuch registrierte Tier lebte 1891 im Londoner Zoo (BLOMQVIST 1978b). Abb. 18 gibt eine Übersicht über die Anzahl der Geburten der in Gehegen lebenden Schneeleoparden (BLOMQVIST 1998 und BLOMQVIST 2002). Im Jahr 2002 wurden bis August weltweit 47 lebend geborene Jungtiere vermerkt. 120 Anzahl der Geburten 100 80 60 40 20 0 1905 1913 1921 1929 1937 1945 1953 1961 1969 1977 1985 1993 2001 Jahr Abbildung 18 - Anzahl der Geburten in den Jahren 1905-2001 Durch optimale Zuchtergebnisse soll die Erhaltung bestimmter Arten gewährleistet werden, deren Weiterleben in freier Wildbahn gefährdet ist (RITSCHER et al. 1977). Unter Gehegebedingungen kann den Schneeleoparden keine natürliche Umwelt zur Verfügung gestellt werden. Zur Sicherstellung einer optimalen Erhaltungszucht können die Anforderungen an Anatomie, Gesundheitsstatus und Alter nur selten vollständig erfüllt werden. Bei fehlender natürlicher Selektion können sich Mutationen und ungünstige Genkombinationen verbreiten (LEYHAUSEN 1973). Seit 1960 gelingt die Nachzucht konstant gut, die hohe Fruchtbarkeit der Tiere, die durch Erhaltungsprogramme vor dem Aussterben bewahrt werden, führt häufig zu Problemen: Der Nachwuchs ist nicht mehr unterzubringen (BEHLERT 1995). 83 Zuchterfolg Zuchterfolg definiert RIEGER (1978b) wie folgt: AN AR + AJ AN: Anzahl der Neugeborenen im Zoo AR: Anzahl reproduktiver Weibchen AJ: Anzahl der Jahre, in denen das Weibchen schon produktiv ist Beispiel: Der Zuchterfolg eines Weibchens, das insgesamt 9 Jahre produktiv war, jedes 2. Jahr je 2 Junge gebar (insgesamt 5 Würfe) und dann nicht mehr trächtig wurde, ist: (5 x 2) / (1 + 9) = 1 Der Zuchterfolg ist abhängig von den klimatischen Verhältnissen, der Beziehung der Tiere zu ihrem Pfleger, den Gebäuden, in denen die Irbisse gehalten werden, sowie davon, ob sie sich in Sichtweite von anderen Karnivoren befinden. Haben sie Sichtkontakt zu anderen Tierarten, so sinkt der Zuchterfolg (RIEGER 1978b). Zucht in Gefangenschaft In vielen Zoos und Wildparks werden Schneeleoparden mittlerweile mit Erfolg gezüchtet. Anhand der in Gefangenschaft lebenden Populationen soll es gelingen, den Schneeleoparden als Art zu erhalten (WALLER 2000). Die im Zoo lebenden Tiere sind der Inhalt eines SchneeleopardenÜberlebensprogramms und könnten 90 % des genetischen Programms über die nächsten 200 Jahre retten, meint PÖLKING (1999). Das internationale Zuchtbuch der Schneeleoparden Seit 1978 existiert ein vom Zoo Helsinki verwaltetes internationales Schneeleoparden-Zuchtbuch. Alle in Gefangenschaft lebenden Schneeleoparden sind darin registriert. Mit der selektiven Auswahl von Paarungspartnern soll eine Inzucht der Tiere verhindert und die Erhaltung der Art gewährleistet werden (BLOMQVIST 1978a). Zum Erstellen dieses Zuchtbuches sind Fragebögen an sämtliche Zoos verteilt worden, die dann über Anzahl, Alter, Zukauf, Verkauf, Zuchtversuche und -erfolge Aufschluss gaben. So wird seitdem jeder in Gefangenschaft lebende Irbis weltweit ab dem 6. Lebensmonat in Helsinki registriert. Er erhält eine Identifikation, in der der Name des Zoos und die Ankunft dort enthalten sind . Alle wilden Tiere werden bei ihrer Ankunft in Zoos oder Parks registriert. Auc h die bisher in Zoos gehaltenen Tiere wurden in die erste Fassung des Zuchtbuches aufgenommen. So registrierte Blomqvist zwischen 1972 und 1977 weltweit 328 gefangen gehaltene Schneeleoparden, von denen am 31.12. 1977 noch 169 lebten (BLOMQVIST 1978b). 84 Regionale Zuchtkooperationen Spezielle ex-situ Erhaltungsprogramme für vom Aussterben bedrohte Tierarten werden in verschiedenen Regionen der Welt durch einzelne Zoos oder Tierparks koordiniert, die mit vielen Haltern entsprechender Arten bei der Nachzucht zusammenarbeiten. Im nordamerikanischen Raum existiert für den Schneeleoparden ein Species Survival Plan (SSP). Ein entsprechendes Programm (EEP = Europäisches Erhaltungsprogramm) in Europa wird von Leif Blomqvist koordiniert, der auch das Internationale Zuchtbuch leitet (BLOMQVIST 1978b). Wesentliche Leitlinien der regionalen Zuchtprogramme sind (FOOSE 1982): 1) Die Gruppen müssen groß und stabil genug sein, um die genetische Vielfalt zu erhalten. Je kleiner die Tierpopulationen sind, umso schneller verliert sich die genetische Vielfalt. 2) Die Einrichtungen zur Haltung der Tiere liegen an verschiedenen Orten, um Verluste durch Krankheiten möglichst gering zu halten. 3) Möglichst viele Einrichtungen sollten sich beteiligen, so kann die Tierpopulation wachsen. 4) Inzucht sollte vermieden werden, um die genetische Vielfalt nicht zu gefährden. So sollen möglichst viele der wild gefangenen Tiere in die Ausgangspopulation der Zucht eingebracht werden, um den genetischen Pool zu erhalten. 5) Die Populationen dürfen nicht zu groß werden. Eine optimale Haltung soll gewährleistet werden können. Mögliche Erbkrankheiten dürfen sich nicht über Generationen manifestieren. Die Möglichkeiten der Tiere bezüglich ihrer Fertilität werden geprüft. Tiere, die nicht zur Nachzucht geeignet sind, müssen aus dem Programm herausgenommen werden. 6) Ein Zuchtbuch muss geführt werden, der Zuchtbuchführer soll den Erhaltungsplan koordinieren. 7) Die genetischen und demographischen Werte der in Zoos gehaltenen Schneeleoparden werden in Datenbanken des International Species Inventory Systems (ISIS) und dem Zuchtbuch angelegt und ermöglichen so internationale Kooperation. Zu den Grundinformationen gehören Geschlecht, Alter, Elterntiere, Geburtsdatum und das Datum des Todes. Es werden ständig folgende Parameter erfasst (FOOSE 1982): 1) Größe und Stabilität der Population 2) welche Institutionen wie viele Schneeleoparden aufnehmen können oder sollen 85 3) welche Tiere sich reproduzieren sollen, mit welchem Partner und wie häufig 4) welche Tiere in das Zuchtprogramm mit einbezogen oder herausgenommen werden 5) welche Standards in der Haltung für eine erfolgreiche Nachzucht maßgeblich sind. Tabelle 24 - Irbisgeburten in Zoos von 1956 – 1977 nach BLOMQVIST (1978b) Jahr Geburten Wurfgröße insgesamt 1956 1 1,1 1957 1958 1959 1960 1961 1962 1963 1964 1965 1966 1967 1968 1969 1970 1971 1972 1973 1974 1975 1976 1977 1 1 1 3 1 2 1 1 1 4 8 4 8 6 7 10 11 12 16 13 26 1,1 1,1 2,1 4,2 2,1 2,3 1,2 1,1 4,0 5,4 6,11,3 4,4 7,9 3,8,1 6,4,1 10,10,3 8,12,3 7,15,2 19,12,3 11,11,2 19,26,5 Total 183 284 Anzahl der Besonderheiten Jungen älter als 6 Monate 1,0 Die erste Geburt nach dem Krieg 1,0 2,1 3,2 1,1 5,2 3,3 3,4 4,6 0,3 5,3 6,7 5,9 6,12 13,7 8.6 7,16 10 Wildtiere und 16 Zoogeborene 155 Im Dezember 2000 wurde eine wildgefangene Schneeleopardin in den Wildpark Lüneburger Heide gebracht (PIEPER 2001). Im Dezember 2001 wurde sie in den Zoo Basel verbracht (MÜLLER 2001 pers. Mitt.). In den Jahren 1998 bis 2002 wurden fünf wild gefange Schneeleoparden beschlagnahmt und in die Arterhaltungsprogramme des Europäischen Erhaltungszuchtprogramms (EEP) integriert (BLOMQVIST 2002). 86 3.3.3.5. Methoden des Zuchtmanagements Über Geburtenkontrolle, Ovulationsinduktion und Embryonentransfer beim Schneeleoparden gibt es keine Informationen aus der Literatur. Samengewinnung und -konservierung Unter Sedation kann der Samen von Schneeleoparden mittels Elektroejakulation entnommen werden (MAYO 1967). Zur Beurteilung, ob Akrosomdefekte vorliegen, wurde eine gewonnene Sperma beurteilen lässt (BEHLERT 1995). Künstliche Besamung Bei Weibchen, die durch natürliche Paarung nicht trächtig werden, sind künstliche Besamungen möglich. BROWN et al. (1994) beschreiben sie bei zwei Schneeleopardinnen nach Gabe von eCG und hCG, die nicht zur Trächtigkeit führten. Geburtshilfe und Kaiserschnitt Geburten gehen bei den Feliden überwiegend komplikationslos vonstatten (BEHLERT 1995). Geburtsprobleme und die Durchführung von Kaiserschnitten unterscheiden sich grundsätzlich nicht von denen der Hauskatze. Die sectio caesarea kann von lateral erfolgen, am Besten eignet sich jedoch analog zur Hauskatze die Medianlinie. Der Verschluss der Operationswunde sollte immer mehrschichtig und mit Einzelheften erfolgen. Die Wundheilung geschieht meist problemlos. Allerdings besteht eine hohe Gefahr des Aufleckens der Wunde und des Ziehens der Fäden. BEHLERT (1995) rät, die Tiere im Zwangskäfig einzuengen, ihnen einen Halskragen anzulegen, was für den Schneeleoparden erheblichen Stress bedeuten würde, oder sie zu sedieren. Wehenschwäche oder fehlerhafte Lagerung der Welpen sind Anlass zur Geburtshilfe (BEHLERT 1995). Künstliche Aufzucht Handaufzuchten werden nötig, wenn das Muttertier sich nicht um die Welpen kümmert, keine oder nicht genügend Milch hat (BEHLERT 1995). Obwohl die Handaufzucht von Schneeleoparden sehr arbeitsintensiv ist, gingen viele Zoos in den 70er Jahren dazu über (RIEGER 1978a). In den letzten Jahren ist diese Methode weniger angewandt worden. Als Folge von verbesserten tiergärtnerischen Maßnahmen konnten die Ursachen, die eine künstliche Aufzucht bedingen, verringert werden. Unabhängig von logistischen Problemen bei der Handaufzucht besteht auch die Gefahr der Fehlprägung der Tiere auf den Menschen als Sozialpartner, wobei die Katzen dann möglicherweise nicht zur Zucht geeignet sind (BEHLERT 1995). Bei Milchmangel können junge Schneeleoparden mit der Flasche angefüttert werden (WEILENMANN 1978). Die Aufzucht erfordert aber weitere Maßnahmen. So beginnen die Gewichtskontrollen mit dem „Ausputzen“ (Massage zur Kot- und Harnabgabe) der Jungen. Der Abgang des 87 Darmpechs und das erste Auftreten von Milchkot geben Aufschlüsse über Pflegeverhalten und Milchangebot der Mutter. Bevor die Jungen wieder zur Mutter gesetzt werden, werden sie mit deren Urin eingerieben (ELZE et al. 1970). Die Handaufzucht von jungen Schneeleoparden erfordert viel Aufmerksamkeit. Da die Tiere sich an sehr kaltes Klima adaptieret haben, dürfen auch die Neugeborenen keinesfalls überhitzt werden. Die Temperatur sollte 21 – 23 °C nicht überschreiten. Bedingt durch zu viel Wärme, verlieren sie ihr dichtes Fell und neigen zu Hauterkrankungen (BRUNSTEIN 1978). Des Weiteren sind sie während der noch nicht abgeschlossenen Entwicklung ihres Immunsystems empfänglich für aerogene Infektionen. Sie sollten deshalb möglichst mit maternalem Kolostrum versorgt werden, um genügend Antikörper aufzubauen. Um Infektionen beim Handling zu vermeiden, sollte der Kontakt mit den Jungtieren auf wenige Personen beschränkt sein, Masken und Handschuhe sind Anfangs von Nutzen (BRUNSTEIN 1978). Im Anhang (s. Tab. 41) findet sich eine detaillierte Darstellung. Fütterung der Welpen Während des ersten Lebensjahres weisen vor allem die Großkatzen ein starkes Größenwachstum auf. Dem muss in der Ernährung, insbesondere hinsichtlich der Kalzium - und Phosphorversorgung, Rechnung getragen werden. Eine Substitution von kalzium- und phosphorreichen Futtermitteln mag angezeigt sein (BEHLERT 1995), wenn die Verfütterung von Ganzkörpern mit von den Welpen verwertbaren Knochen nicht sichergestellt werden kann. Mit dem 50. Lebenstag fressen die Welpen selbstständig bis zu 200g Fleisch/Tag, ab dem 54. Tag trinken sie Kuhmilch, dies auch, wenn sie noch von der Mutter gesäugt werden (MARMA & YUNCHIS 1968). Im Alter von 7 Monaten benötigen die Tiere etwa 1 Kilo Fleisch täglich (BRUNSTEIN 1978). Wiederanssiedlungen Eine Möglichkeit, bedrohte Felidenarten in Ihrem Überleben zu unterstützen, ist die Auswilderung von Tieren, die in menschlicher Obhut gezüchtet worden sind. Dabei ist die Gefahr der Freisetzung von Virusinfektionen, insbesondere der FIV Infektion, zu bedenken, da Irbisse in Zoos von anderen Tieren infiziert werden können (LUTZ et al.1996). Der International Snow Leopard Trust (ISLT) in Seattle, USA, erwägt die Möglichkeit, mit der Auswilderung von bei Menschen aufgezogenen Schneeleoparden die Populationsgröße der Tiere in Freiheit zu erhöhen (FREEMAN 1977). RIEGER (1978b) berichtet, er kenne keinen Fall von erfolgreicher Auswilderung bei Großkatzen, die Tiere nehmen domestizierte Verhaltensweisen an. BÖER et al. (1994) berichten von einer erfolgreichen Auswilderung sieben zoogeborener Luchse in Polen, deren Fluchtdistanzen dem Menschen gegenüber sich nach einer Eingewöhnungsperiode von 6-12 Monaten nach dem Transfer stetig vergrößerten. Auch NOWELL & JACKSON (1995) sind der Meinung, dass die Auswilderung von in Gefangenschaft aufgezogenen Tieren sehr kompliziert ist. Vor allem, wenn die Faktoren, die zur Verringerung der Spezies in ihrem natürlichen 88 Lebensraum geführt haben, nicht eliminiert werden können. Das Überleben einer Population ist stark in Frage gestellt, wenn ihre Reviere durch menschliche Bevölkerung unterteilt und ihre Beutetiere getötet werden. JENSEN (2001) behauptet, dass Großkatzen in Gehegen verlernen, ihre Beute zu jagen und zu erlegen, was BÖER et al. (1995) widerlegen. Sieben zoogeborene Luchse, die im Jahr 1994 im Kampinoski Nationalpark in Polen ausgewildert wurden, jagten Beute bis zur Größe adulter Rehe und sogar freilaufende Hauskatzen erfolgreich. BÖER et al. (2000) berichten, dass in den Jahren 1993-2000 von 31 ausgewilderten Luchsen in Polen 41,9% der Tiere tot aufgefunden wurden, davon wurden 46% bei Verkehrsunfällen getötet, 38,5% starben an nicht diagnostizierten Erkrankungen. Zum Ende der Beobachtungszeit im Jahr 1999 lebten noch mindestens neun der ausgewilderten Tiere, die aber mindestens fünf, in der Zwischenzeit bereits adulte, Nachkommen gezeugt hatten. Eine weitere Methode den freilebenden Schneeleoparden in bestimmten Bereichen zu erhalten ist die Umsiedlung von Tieren aus Regionen mit großen Tierzahlen in Gebiete mit geringen Tierzahlen (LUTZ et al.1996). 3.3.3.6. Management und Haltung in Zoos und Parks Gestaltung des Geheges Da der Schneeleopard in der Wildbahn oft solitär aktiv ist und eine soziale Phase während der Paarungszeit und der Welpenaufzucht zeigt, sollten die Gehege so konzipiert sein, dass sie die Möglichkeit der Einzelhaltung bieten, miteinander verträgliche Tiere aber auch außerhalb der Paarungszeit zusammen gehalten werden können (BEHLERT 1995). Im Züricher Zoo war das Gehege für den ersten Schneeleoparden, das Weibchen „Andra“, unterteilt in drei Innenboxen (3.2 x 2.0m) und einer Außenbox (5.5 x 3.0m). Das Gehege bestand aus in den Boden eingelassenen Boxen, einem Raum für die Tierpfleger und einem großen Außengelände, das für die Zoobesucher nicht voll einsehbar war (WEILENMANN 1978). Abb. 19 gibt eine Übersicht über dieses Ge hege. Nicht nur die Ausmaße eines Geheges sind von Bedeutung, sondern auch die Einrichtung, denn Schneeleoparden unterscheiden in ihrer Umgebung bestimmte Fixpunkte und Wege, die diese Fixpunkte verbinden. Das Gelände sollte genügend Raum für die Aktivitäten des Irbis geben. Es sollten so viele Fixpunkte wie möglich eingerichtet werden. Irbisse liegen gern erhöht, zum Beobachten nehmen sie eine Position ein, bei der die Vordergliedmaßen höher stehen als die Hintergliedmaßen. Die hochgelegenen Plätze sollten also nicht Stufen über mehrere Meter aufweisen.Wegen des enormen Sprungvermögens der Schneeleoparden sollten Irbisgehege möglichst nicht nach oben offen sein (FREEMAN 1978). 89 Tabelle 25 - Nutzung des Geheges für verschiedene Verhaltensweisen (FREEMAN 1978) Gebiet Aktionen Offene Fläche Erhebungen Verstecke (Bäume, Vorsprünge) Fixpunkte (Bäume, Sand, Büsche, Felsen, Tore, Ecken) Innenraum Boden Aktionen Kopulation Liegen, Beobachten, Ruhen, Schlafen Lauern, Spielen, Verstecken Markieren Evtl. Fütterung, Geburten, anfängliche Aufzucht Spiel, Markieren Der Boden im Außengehege kann aus Sand, Steinen, Felsen oder Gras bestehen. Er sollte der natürlichen Umgebung des Irbisses entsprechen. Schlafplätze müssen so geräumig gestaltet sein, dass zwei Individuen nebeneinander ruhen können (FREEMAN 1978). Gestaltung der Nistboxen Geburtshütten haben durchschnittlich ein Maß von 2,4 m2 (RIEGER 1978b), sie sollten gut ventiliert und mit reichlich absorbierendem Material ausgelegt sein (FRUEH 1968). Die Tiere im Woodland Park Zoo in Seattle haben die Auswahl zwischen zwei Nistboxen. Beide sind 2x2x1m groß mit je einem Eingang von 55x36 cm. Der Boden ist mit Stroh ausgelegt (O´CONNOR & FREEMAN 1982). Raumanspruch: Den Raumanspruch für einen Irbis definiert RIEGER (1978a) wie folgt: Größe Innenraum + Größe Außengehege Platzbedarf adultes Tier = Anzahl adulte Tiere im Gehege Rieger betrachtet somit die Nutzfläche einer Gesamtanlage als Bezugsgröße für die individuellen Raumansprüche dieser Art. KUNTZE (1983) und ELZE et al. (1974) sind der Meinung, ein zu geringes Raumangebot sei der Auslöser für stereotypes Auf- und Ablaufen der Irbisse im Zoo Berlin. Die in der Bundesrepublik verwendeten Maße zur Festlegung minimaler Haltungsnormen bei Schneeleoparden – zum Beispiel das Gutachten über die Mindestanforderungen an die Haltung von Säugetieren vom 10.06.1996 des Bundesministeriums für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten - beziehen sich auf einen Flächenbedarf pro Paar mit Jungtieren. 90 Abbildung 19 - Das Irbisgehege im Züricher Zoo (WEILENMANN 1978) Legende: 2 2 1. Außenkäfig, 30 m , 2 . Außenkäfig, 3 . Außenkäfig, 135 m , 4 . Wurfbox, 5 . Zwangskäfig, 6 . Boxe, 7 . Wärterraum, 8 . Wärtergang, 9 . Oberlicht, 10. Straße, 11. Bepflanzung, Breite: 6,30m, 12. Vordach, 13. Wolfsgehege Haltung mehrerer Tiere Paarweise Haltung ist in Zoologischen Gärten die Regel und bereitet im Allgemeinen keine Probleme. Viele Zoos halten die Tiere auch in größeren Gruppen. Problemlos ist es meist bei einem Männchen und zwei Weibchen, doch auch die paarweise Haltung von zwei Männchen kann funktionieren (RIEGER 1978b). Der Zoo in San Diego hielt zwischen 1973 und 1977 zwei männliche Wurfgeschwister ohne Probleme zusammen (RIEGER 1980). Über die gemeinsame Haltung mehrerer Weibchen schreibt WEILENMANN (1978), dass es schwierig ist, adulte Weibchen in zoologischen Gärten zusammen zu bringen. Wenn sie auch nicht miteinander kämpfen, so herrscht unter ihnen immer eine gewisse Spannung. Viel weniger ist dies der Fall zwischen Weibchen, die als Jungtiere zusammenkamen oder von denen ein Tier zum Zeitpunkt der Vereinigung juvenil war (FREEMAN 1978). 91 Zusammenbringen von Tieren im Zoo Nach der Ankunft in einem neuen Gebiet sollten die Tiere für mindestens 30 Tage isoliert gehalten und genauestens beobachtet werden. Um die Übertragung eventueller Krankheiten auf den schon bestehenden Bestand zu vermeiden, sollte das Isolationsgehege entfernt von Besuchern und anderen Feliden liegen. Untersuchungen der Neuzugänge auf Parasiten oder Infektionskrankheiten, sowie die notwendigen Impfungen sollten vor der Zusammenführung mit den anderen Katzen erfolgen (LEWIS 1978). Tiere, die zusammen gehalten werden sollen, benötigen eine längere Phase (mehrere Wochen) des Kennenlernens. Die Tiere sollten olfaktorisch, visuell und auditorisch die Möglichkeit haben zu testen, ob eine Partnerschaft zwischen ihnen bestehen kann. Obwohl die Aggressivität gegeneinander im Allgemeinen niedrig ist, kann es zu Auseinandersetzungen zwischen Männchen und Weibchen kommen, falls diese sich nicht verstehen. So können mit Stress verbundene Drohgebärden bis hin zu gegenseitigen Verletzungen vorkommen. Ein Zusammenbringen verschieden geschlechtlicher während des Östrus ist von Vorteil (FREEMAN 1978). Der in Kirgistan gefangene weibliche Irbis „Dsamihla“ wurde von dem bestehenden Paar „Patron“ und „Lady“ sehr schnell akzeptiert. Schon nach 4 Wochen konnten häufige Körperkontakte wie Köpfchen geben sowie gegenseitiges Belecken beobachtet werden (MÜLLER 2001 pers. Mitt.). PHILLIPS et al. (1982) entwickelten eine Methode der Zahnbehandlung, die es den Haltern ermöglicht, nicht kompatible Tiere zusammen zu bringen. Die Tiere können ihrer Aggressivität folgen, sich aber gegenseitig nicht ernst verletzen oder töten. Bei der Prozedur werden die Spitzen der Canini mit einer Zahnschneide-Scheibe bis auf die Höhe der Incisivi entfernt. Die Ecken werden dann rund geschliffen. Wird die Pulpa eröffnet, so muss diese versiegelt werden, um die Zahngesundheit zu erhalten. In dem Fall ist eine Wurzelfüllung zu empfehlen. Dieser Vorgang ist im Kapitel 3.4.2.5 (Zahnerkrankungen) erläutert und wird in Kapitel 4 kritisch diskutiert. Probleme bei der Haltung von Schneeleoparden im Zoo Die anfänglichen Schwierigkeiten bei der Haltung von wildgefangenen Schneeleoparden im Zoo bestanden aus Verlusten durch Krankheiten oder einem Transportschock. Bei den verlustreichen Krank heiten handelte es sich vornehmlich um Pneumonien, Tuberkulose, Aszites oder die feline Enteritis. Nach dem Transport verweigerten die Tiere bis zu 8 Tagen die Futteraufnahme oder fraßen nur lebendige Futtertiere. Selten lebten sie länger als 19 Monate bis zu maximal 2 Jahren in Gefangenschaft (MARMA & YUNCHIS 1968). CALVIN (1969) schreibt, dass Irbisse in Dallas ohne Probleme im Sommer bei 42°C lebten, MARMA & YUNCHIS (1968) erläutern hingegen, dass der Schneeleopard Schwierigkeiten hat, sich an Veränderungen von Klima, Anwesenheit von Menschen, anderen atmosphärischen Druck und die Solarstrahlung zu gewöhnen. 92 Fütterung In Mageninhalt-Analysen wildlebender Karnivoren dominieren Rohfaser reiche Bestandteile wie Knochen, Knorpel, Fell, Federn, Sehnen, etc. Die Fütterung von Irbissen in Zoos sollte der Nahrungsaufnahme der freilebenden Tiere gleichen (HELDSTAB & RÜEDI 1987). Futterzusammensetzung Die Fütterung von Hasen und Rindfleisch wird bevorzugt, Pferde-, Hühner-, und Schweinefleisch wird ebenfalls wie Katzennahrung verfüttert (RIEGER 1978b). Die Gabe von Ganzkörpern oder großen Stücken, die Sehnen und Knochen enthalten, ist von Vorteil, da der physiologische Ablauf des Fressvorganges durch das Tier erfolgen kann. Zusätze von Vitamin A, D, E, sowie Calciumcarbonat, Traubenzucker, Eiern oder Kuhmilch werden verabreicht. Tabelle 42 im Anhang zeigt einige Beispiele der Fütterung von in Zoos gehaltenen Irbissen. Fütterungsfrequenz In Gefangenschaft werden Schneeleoparden 6 Tage in der Woche gefüttert. Sie benötigen 6 – 27 kg Fleisch pro Woche, durchschnittlich 15,1 kg/ Woche (RIEGER 1978b). Die Fütterung im Zoo Helsinki erfolgt 2x täglich um 8.00 und nach 17.00 Uhr von Mai – Oktober und einmal täglich um 13.00 Uhr von Oktober – März (GAUGHAN & DOHERTY 1982). Einzelne Individuen sind ausgesprochen futterneidisch, so dass sie während der Fütterung getrennt werden müssen (RIEGER 1980). Gefangenschaftsbedingte Verhaltensweisen HEMMER(1968) schreibt von stereotypem Verhalten bei einem in Arnhem gehaltenen Irbis. Obwohl er in einem relativ großen Gehege gehalten wurde, wurden Stereotypieläufe besonders an der Gitterwand entlang ausgeführt. Dies erfolgte meist in Achterschleifen mit Wendung in der jeweiligen Ecke auf der den Besuchern abgewandten Seite des Käfigs. In Rotterdam konnte er ein unverträgliches Irbispaar, das in getrennten Käfigen gehalten wurde, sich aber sehen konnte, bei stereotypen Sprüngen gegen die Käfigwände beobachten. RIEGER (1978b) berichtet von stereotypem Verhalten bei einem Tier, das einen Lebensraum von 12 Quadratmetern zur Verfügung hatte. 93 3.4. Veterinärmedizinische Aspekte 3.4.1 Behandlungstechniken Schneeleoparden lassen sich nur sehr schwer ohne eine Ruhigstellung oder Fixation untersuchen oder behandeln. Dazu ist zu beachten, dass die Tiere sich bei Einfangversuchen sehr erregen können (BEHLERT 1995). Jungtiere können problemlos mit dem Nackengriff fixiert werden (WAHLBERG 1977). Dabei sollte man einen festen Handschuh tragen. In manchen Einrichtungen gibt es die Möglichkeit, Großkatzen in einem Zwangskäfig mit elektrisch verstellbaren Seitenwänden so weit einzuengen, dass beispielsweise Injektionen möglich sind (BEHLERT 1995). Sind Zwangskäfige nicht verfügbar, sollte die Möglichkeit der Narkose genutzt werden (LEWIS 1978). Injektionsverfahren und Blutentnahme Injektionen werden bei manuell fixierten Tieren subkutan oder intramuskulär vorgenommen (BEHLERT 1995). Zur Blutentnahme oder intravenösen Injektion, was nur am immobilisierten Irbis möglich ist, kann analog zur Hauskatze die Vena cephalica antebrachii am Vorderfuß oder die Vena saphena parva am Hinterfuß punktiert werden; auch die Vena jugularis kann herangezogen werden. Zum besseren Auffinden der Einstichstelle sollte man die Punktionsstelle vorher rasieren (BEHLERT 1995; EULENBERGER 1979). Laut JALANKA (1989a) werden arterielle Blutentnahmen an der Arteria femoralis vorgenommen. Die Blutentnahme erfolgt in Blutröhrchen mit Potassium Ethylen Diamin Tetra-Acetat, Koagulantien werden nicht verwendet. Glucose sollte sofort getestet werden, da sie auch nach der Entnahme im Blut verstoffwechselt wird, andere Parameter nach etwa 2 Stunden (WAHLBERG & SANKARI 1979b). Schneeleoparden Blut zu entnehmen, bedeutet für die Tiere viel Stress, daher erfolgen immer mehr Untersuchungen durch nichtinvasive Methoden. Da Irbisse sprühend urinieren, ist es schwer, den Harn zu gewinnen. Im Kot lassen sich aber wichtige Steroidparameter des ovariellen Zyklus, der Trächtigkeit und der saisonalen Abhängigkeit in der Reproduktion erkennen (BROWN et al.1994). Zur intravenösen Verabreichung von Antidota bei Narkosen hat sich bei Großkatzen die Vena sublingualis als sehr praktisch erwiesen, da sie ohne Stauung und unter Sichtkontrolle schnell punktiert werden kann. Nachblutungen werden schnell gestillt (BEHLERT 1995). Medikamentöse Ruhigstellung Die Verabreichung von Beruhigungsmitteln erfolgt bei Großkatzen nur selten, da die Reaktionen der Tiere vorher nicht abzuschätzen sind. Vorteile für das Fixieren der Tiere ergeben sich nicht. Die am Häufigsten verwendeten Mittel sind Diazepam und Azepromazin. Die Dosis liegt zwischen 0.5 - 1.0 mg/kg Körpergewicht; die intramuskuläre Gabe ist sicherer als die orale (BEHLERT 1995). 94 Sedation Eine Sedation genügt häufig für nicht schmerzhafte Untersuchen, sie wird auch zum Transportieren von Irbissen eingesetzt (BEHLERT 1995). Tabelle 26 zeigt einige Präparate und deren Dosierung für den Schneeleoparden. Tabelle 26 - Sedation Wirkstoff Ketaminhydrochlorid in Kombination mit Azepromazin1 2 Ketaminhydrochlorid Ketaminhydrochlorid und Diazepam Präparat Vetalar® Parke Davis Ayerst Laboratories ® Ketavet 11mmg Vetalar®, Parke Davis Valium ®, Roche Products Dosierung 11mg/kg 0,1mg/kg 11µmg/kg i.m Quellen 1: FLETCHER (1978A), 2: RYAN et al. (1990), 3 : KARESH & ASTERINO (1988) Narkose Im Zoologischen Garten Berlin wurden die Raubtiere aufgrund der Wehrhaftigkeit und der Stressanfälligkeit der Feliden (BÖER 2003 pers. Mitt.), bis 1979 ausschließlich mit dem Teleinjekt – Blasrohr immobilisiert. In einer Mischspritze wurden den katzenartigen Raubtieren 3-4mg/kg/KGW Rompun® (Bayer) und 4-5 mg/kg/KGW Vetalar® (Parke Davis) für eine operationstiefe, durchschnittlich 1-2 Stunden anhaltende Immobilisation verabreicht (GÖLTENBOTH & KLÖS 1976). Tabelle 27 zeigt eine Übersicht über verschiedene Methoden zur Einleitung und Erhaltung von Narkosen beim Schneeleoparden. Für die Einleitung einer Narkose ist es von großer Bedeutung, dass die Tiere nicht aufgeregt sind. Versuche, sie vorher einzufangen, sollten deshalb unterbleiben (LEWIS 1978). Ketamin hat eine genügende (bis dreifache) Toleranzbreite, die auch Fehleinschätzungen des Gewichtes der Patienten zulässt. Die Wahl dieser Präparate erlaubt niedrige Injektionsvolumina, was vor allem bei der Distanzapplikation mit Injektionspfeilen, in der Kombination mit Xylazin, wichtig ist (BEHLERT 1995). Eine tiefe Sedation wird nach etwa 9-12 min. erreicht, die Atemfrequenz wird niedriger, die palpebralen Reflexe sind erhalten, der Kiefer weitestgehend relaxiert. Nach 30-45 min. erwacht das Tier, die Nachschlafzeit beträgt etwa 2-3 Stunden. Danach sind die Tiere noch bis zu 9 Stunden geschwächt, laufen häufig mit leicht ataktischem Gang. Hämatologisch lassen sich während der Narkose leicht erhöhte Werte der Alanin Aminotransferase, der Alkalischen Phosphatase, des Gesamtproteins, Kreatinins und der Glucose feststellen (JALANKA 1989a). Eine enorme Erhöhung des Sauerstoffdruckes hängt wahrscheinlich mit dem erhöhten Druck zusammen, den Ketamin in den Arterien auslöst. Dieses Phänomen beschreibt WRIGHT (1982) bei Hauskatzen. Um die Häufigkeit von Erbrechen zu verringen, sollten die Tiere vorher hungern. Die Applikation der Medikamente sowie die Anflutungsphase müssen für die Tiere ohne Aufregung erfolgen, da andernfalls eine unzureichende Wirkung beobachtet 95 werden kann. BEHLERT (1995) weist darauf hin, dass eine Unterdosierung der Ketamin-Xylazin Narkose durch ungenügende Analgesie die Entstehung von Herzrhythmusstörungen auslösen kann. JALANKA (1989a) beschreibt eine Narkosemöglichkeit mit Medetomidin und Ketamin. Verglichen mit der Xylazin-Ketamin Narkose, ist hier die Toleranzphase kürzer, die Myorelaxation ist erheblich stärker ausgeprägt und der Nachschlaf ebenfalls kürzer. Die Herzfrequenz liegt zwischen 88 -112 Schlägen / Minute, die Atemfrequenz bei 24 - 48 Zügen/min (JALANKA 1989b) Der PO2 -Gehalt im Blut ist etwas niedriger und der PCO2 -Gehalt höher als bei nicht narkotisierten Tieren. Sofern die technischen Voraussetzungen gegeben sind, werden Inhalationsnarkosen nach den Methoden der Kleintierpraxis vor allem bei länger andauernden Eingriffen eingesetzt (COOK & STOLLER 1986). Bei der Gabe von Surital® ist darauf zu achten, dass Feliden schon auf sehr geringe Dosen dieses Mittels reagieren (BEHLERT 1995). Die ersten Anzeichen einer Sedation treten sowohl bei der Ketamin-Xylazin Narkose als auch bei der mit Medetomidin nach etwa 2.8 min ein, die tiefe Sedation ist bei der Medetomidin / Ketamin-Narkose schon nach 5 - 7 min. erreicht. Je nach Zustand des Tieres lässt die Sedation nach 30-60 min. nach. Die Nachschlafzeit wird auf bis zu 2 Stunden veranschlagt. Sie kann durch die Gabe von Atipamezol®, einem alpha 2-adrenoceptor-Antagonisten, verkürzt werden. Bei der i.m. Injektion von 290 (+/- 87) µg/kg wird eine ruhige Aufwachphase beobachtet, in der die Tiere innerhalb von 10 min. den Kopf heben. Bei der i.v. Gabe von 340 (+/-79) µg/kg Atipamezol erwachen sie schneller, sind aber dadurch überreizt und nervös (JALANKA 1989b). Als Antagonist für Xylazin wirkt Yohimbin, die Wirkung tritt bei intravenöser Gabe nach 5 Minuten, bei intramuskulärer Gabe nach etwa 20 Minuten ein (BEHLERT 1995). 96 Tabelle 27 - Narkose beim Schneeleoparden Wirkstoff (Präparat) Prämedikation Kombination Antagonist Xylazin (2,0-2.4mg/kg) + Ketamin (10,8 -10.9mg/kg)1;3 Atropinsulfat für Xylazin: Yohimbin (0.2-0.3mg/kg) Xylazin (1.8-3.0mg/kg)+ Ketamin(2-3mg/kg)3 Atropin (0.05mg /kg KGW) zur Aufrechterhaltung Halothan nach Intubation Übergang zur echten Narkose mit Thiamylal-Na , (Surital®); zur Verbesserung der Resorption: Kinetin® (Hyaluronidase) Atipamezol, zur Verkürzung der Nachschlafzeit Halothan (Fluothane®). Zur Aufrechterhaltung der Narkose, stärkere Wirkung für Medetomedin: Atipamezol (Antisedan®) Medetomedin (Domitor ®) 63.8 (+/-9.5)µg/kg + Ketamin 2.2-3.0mg/kg1;3 Ketamin (Ketavet) + Xylazin (Rompun®)2 Atropin Sulfat: 0.05mg/kg Surital®3 Medetomidin und Ketamin4 Bei Jungtieren wird die Narkose mit Ketamin eingeleitet, mit Isoflouran erhalten5 Quellen: 1. JALANKA (1989a), 2. COOK & STOLLER (1986), 3. BEHLERT (1995), 4. JALANKA (1989b), 5. CALLE et al. (1989) Atipamezol, alpha 2adrenoceptor-Antagonist i.m. Injektion von 290 (+/- 87) µg/kg oder i.v. Gabe von 340 (+/-79) µg/kg 97 3.4.2. Krankheiten der Schneeleoparden 3.4.2.1. Parasiten Eine Übersicht der üblichen Parasiten und deren Behandlung mit Angabe der Dosierungen und Art der Verabreichung bei exotischen Katzen gibt LEWIS (1978). Ektoparasiten In Zoos werden Schneeleoparden oft in direkter Nachbarschaft zu anderen Tieren gehalten, was eine erhöhte Infektionsgefahr, besonders im Hinblick auf Parasiten, die im natürlichen Lebensraum der Tiere nicht vorkommen, darstellt. Die Infektionen der in Gefangenschaft gehaltenen Tiere entsprechen demnach nicht unbedingt denen, die in freier Wildbahn vorkommen. Darüber hinaus sind die Gehege mit Auslauf nur schwer zu reinigen (GERAGHTY et al. 1982). Notoedres cati FLETCHER (1978a) berichtet über zwei 6 Monate alte Schneeleoparden, die unter Notoedres cati Befall litten. Symptome: Klinisch fallen die Tiere durch Fellverlust am Kopf und häufiges Kratzen auf. Extensive Bereiche von Alopezie mit moderater Pyodermie und erythematösen Stellen befinden sich an Gesicht, Kopf und Nacken bis in die Mitte des Thorax. Die konvexen Seiten der Ohren, Kopf, Nacken und Brust sind mit einer unregelmäßigen grauen Schicht überzogen, die sich im Nacken wellt. Ein Tier zeigt circumoculare Läsionen und erheblichen Pruritus. Mikroskopisch können aus tiefen und oberflächlichen Hautgeschabseln Milben identifiziert werden. Dabei handelt es sich um Eier, verschiedene Reifungsstadien und adulte Notoedres cati Milben. Therapie: Die Therapie wird über mehrere Wochen durchgeführt und noch 2 Wochen nach Abheilung der Läsionen bei allen Tieren fortgeführt. Sie beginnt mit Baden in Povidoniodin Seife, Gaben von Procain und Benylpenicillin über 5 Tage, Trimeprazin mit Prednisolon bei dem Tier mit den schlimmsten Läsionen länger als 5 Tage, um den Juckreiz zu mindern und weitere Läsion zu verhindern. Eine nicht toxische, keratolytische und antibakterielle limesulfur Lotion (beinhaltet 26 % Calcium Polysulfide in Wasser 1:40 um eine 2.5 %ige Lösung zu erhalten) ab dem 4.-7. Tag der Behandlung und für 49 Tage ist angezeigt. 98 Demodex cati FLETCHER (1978b) berichtet von einem Befall mit Demodex cati bei drei jungen Schneeleoparden. Symptome: Der Nasenrücken der betroffenen Tiere zeigt Alopezie und einen grauen, krustigen Belag. Juckreiz wird nicht festgestellt. Diagnose: Aus oberflächlichen und tiefen Hautgeschabseln werden alle Stadien der Demodex cati Milbe isoliert. In einer tiefen Aufschürfung kann Staph. aureus nachgewiesen werden. Therapie: Die Therapie erfolgt ähnlich der bei dem Befall von Notoedres Cati beschriebenen. Als Antibiotikum wird hier allerdings Amoxicillin (Amoxi-Tabs®, Beecham Laboratories, 22mg/kg, oral) verwendet. Sarkoptes-Milben PETERS & ZWART (1973) berichten von einem Schneeleoparden mit Sarcoptes scabiei Befall, durch den das Tier verendete. Symptome: Klinische Veränderungen wie Haarausfall, Juckreiz und krustige Beläge auf einer verdickten Haut. Die Sarkoptes-Milbe kann am gesamten Körper vorkommen. Das Krankheitsbild der Sarcoptesräude beim Schneeleoparden unterscheidet sich wesentlich von der durch Notoedres cati verursachten Kopfräude der Hauskatze. Beim Schneeleoparden werden vorzugsweise der Widerrist, die Flanken und der Schwanz befallen, der Kopf erst im fortgeschrittenen Stadium. Neben den entsprechenden Hautveränderungen wurde in einem Fall auch eine Leberdegeneration ermittelt (PETERS & ZWART 1973). Diagnose: Ein Hautgeschabsel sollte am Übergang von der gesunden zur kranken Haut genommen werden und muss so tief geführt werden, dass Kapillarblutungen auftreten. Bei der histologischen Untersuchung können die Milben auch in tieferen Epidermisschichten nachgewiesen werden (PETERS & ZWART 1973). Therapie: Waschungen mit Bromocyclen (Alugan®) oder ähnlichen Präparaten. Die Tiere müssen für diese Behandlung, die noch zu diskutieren ist, meist sediert oder in Narkose gelegt werden. Ivermectin (0,2mg/kg KGW) kann im Abstand von 2 Wochen 2-3-mal injiziert werden (BEHLERT 1995). Zur Bekämpfung von Ektoparasiten bei Katzen empfehlen LÖSCHER et al. (1997) Waschungen mit Permethrin (Wellcare Shampoo). 99 Endoparasiten Kokzidien Isopora felis wird im Kot von Großkatzen häufig nachgewiesen, bei 38 Untersuchungen von je 7 Schneeleoparden (66 Proben) über 4 Jahre (1974 -1977), genommen im Abstand von 2 Wochen (WEILENMANN 1978), ergaben sich folgende Befunde: Isospora Oocysten: 24 x Toxascaris: 38 x Toxocara: 4 x Aelurostrongylus: 3 x Klinische Erkrankungen durch Isipospora kommen nur selten vor und betreffen dann meist Jungtiere. Therapie: Über zehn Tage mit Sulfonamiden oder Trimethoprim-potenzierten Sulfonamiden (BEHLERT 1995). Toxoplasmose Die Feststellung einer Toxoplasmose bei einem Schneeleoparden ist relativ selten. Todesfälle infolge septikämischer Ausbreitung von Toxoplasma gondiiTachyzoiten in den inneren Organen wurden aber beschrieben (JAKOP 1995). RIEMANN et al. (1974) testeten 4 Serumproben von Schneeleoparden positiv auf Toxoplasma gondii Antikörper. IPPEN & SCHRÖDER (1974) schreiben von einer nachgewiesenen Toxoplasmainfektion bei einem Schneeleoparden. Symptome: Die Infektion kann klinisch unauffällig bleiben oder Fieber, Abmagerung, Enteritis und zentralnervöse Störungen hervorrufen. Auch Ikterus (BEHLERT 1995) und hochgradige Pneumonie (IPPEN & SCHRÖDER 1974) können vorkommen. Zwei Tiere zeigten klinische Störungen des zentralnervösen Systems. Diese äußerten sich in HinterhandAtaxien, bis zur Parese und Paralyse und Kopftremor (RIEMANN et al. 1974). Pathologie: Pathologisch können Pneumonie, Pleuritis, Ikterus und chronisch diffuse nonsuppurati ve Encephalitiden diagnostiziert werden. Ein Tier litt an einer fokalen nonsuppurativen Myokarditis, fokalen hepatischen Nekrosen und einer akuten Bronchopneumonie. Diese Befunde zeigten, dass die Infektion mit Toxoplsama gondii nicht die alleinige Todesursache der Schneeleoparden war. Protozoenansammlungen fanden sich auch in Lunge, Leber, Milz und Nebennieren (JAKOP 1995). Im Gehirn fanden sich perivaskuläre Akkumulationen von lymphoretikulären Zellen und Zysten, ähnlich wie sie bei der Hauskatze beschrieben werden. Diagnose: Die Oozysten können im Kot der Tiere nachgewiesen werden, dieser muss mindestens eine Woche lang täglich untersucht werden. Die 100 serologische Untersuchung erfolgt zweimal im Abstand von 14 Tagen, erst ein Titeranstieg zeigt das Vorliegen einer Toxoplasmose an (BEHLERT 1995). Der Erreger kann postmortal aus den Organen isoliert werden (IPPEN & SCHRÖDER 1974). Verlauf: Schneeleoparden können eine latente Toxoplasma gondii Infektion lebenslang tragen, ohne dass sie klinisch erkennbar ist. Die chronisch inflammatorischen Läsionen entsprechen denen einer Toxoplasma Infektion bei einer Hauskatze. Ätiologie: Die hohe Anzahl der infizierten Katzen lässt eine Übertragung durch das Futter, vor allem rohes Fleisch, vermuten. Die Übertragung der Oozysten im Kot anderer Tiere ist als Übertragungsweg bekannt (RIEMANN et al.1974). „Begünstigend für das Zustandekommen einer akuten Toxoplasmose bei Feliden sind Stressfaktoren wie Belastungen durch Transport, Infektionen und andere Einflüsse, die zu einer Schwächung des Immunsystems führen“ (JAKOP 1995). Tiere, die neu eingestallt werden, sollten deshalb auf eine mögliche Infektion untersucht werden, bevor sie mit anderen Tieren in Kontakt treten. Oozysten halten sich in der Umgebung bis zu 48 Stunden infektiös, Kleidung und Geräte sollten deshalb gereinigt werden, bevor sie in anderen Gehegen eingesetzt werden (RIEMANN et al. 1974). Therapie: Es werden Sulfonamide (Sulfadiazin: 120mg/kg KGW) mit Pyrimethamin (1mg/kg KGW) kombiniert eingesetzt (BEHLERT 1995). Zestoden In Menschenhand gehaltenen Feliden infizieren sich mit Bandwürmern (Taenia-Arten u.a.) über das Futterfleisch oder über Futtertiere. Symptome: Abmagerung, raues Haarkleid. Therapie: Sie erfolgt mit Praziquantel in den für die Hauskatze üblichen Dosierungen (BEHLERT 1995). Nematoden Spulwürmer (Toxascaris leonina, Toxocara cati) und Hakenwürmer (Ancylostoma) sind die bedeutendsten Parasitengruppen bei den Katzen. KLÖS & GÖLTENBOTH (1979) berichten, dass der Befall mit Toxocara bei den Großkatzen sehr hartnäckig ist und der laufenden Überwachung und Behandlung durch Breitspektrumanthelmintika bedarf. Symptome: Vor allem bei Jungtieren: Gastroenteritis, Gewichtsverlust, zum Teil blutige Durchfälle, aufgetriebene Bäuche, Anämien, raues Haarkleid, zentralnervöse Störungen. Vor allem bei Erstvakzinationen der Jungtiere können Parasiten Störungen der Immunitätsbildung hervorrufen. Prophylaxe : Entwurmung der Jungtiere mit 8 -10 Wochen. 101 Therapie: Mit herkömmlichen Präparaten und Dosierungen wie für die Hauskatze. Die Verabreichung erfolgt über das Futter, wobei sich das Injizieren flüssiger Präparate mit einer Kanüle in die Futterfleischbrocken oder -tiere als sicherste Methode herausgestellt hat (BEHLERT 1995). Ascaridiasis GERAGHTY et al. (1982) haben unter anderem Schneeleoparden im Dubliner Zoo auf ihren parasitären Status hin untersucht und sowohl starke Toxascaris,- als auch leichte Trichuris-Infektionen festgestellt. Der persistierende Befall mit Ascariden ist ebenfalls dokumentiert. Spulwürmer führen besonders in Auslaufgehegen zu Problemen, da ihre Eier jahrelang im Boden überleben können. IPPEN & SCHRÖDER (1974) wiesen bei 32 sezierten Feliden in 17 Fällen einen Askaridenbefall nach. Therapie: Ascaridiasis bei Großkatzen im Zoologischen Garten Berlin wurden mit 10 mg/kg Kgw Fenbendazol (Panacur ®, Boehringer Werke) drei Tage lang behandelt. Auch Febentel (Rintal®, Bayer AG) wurde mit Erfolg eingesetzt (KLÖS & GÖLTENBOTH 1979). Cuterebrosis Erreger: Die Larven von Cuterebra jellisoni parasitieren hauptsächlich in Nagetieren, können aber unter Umständen auch Hunde, Katzen, Affen und Menschen trotz deren vorheriger Behandlung mit Febendazol als Wirt akzeptieren. Das erste Entwicklungsstadium stellt eine spindelähnliche Larve dar. Im 2. Stadium sind die Larven 5-10mm lang, grau-weiß und haben 10-12 Körpersegmente , von denen die ersten acht bis zehn von 3-4 Reihen dunkler Stacheln umgeben sind. Das dritte Stadium weist starke Stacheln auf und misst etwa 25mm an Länge. Im adulten Stadium ähnelt Cuterebra jellisoni haarigen Fliegen von etwa 20mm Länge mit rudimentären Mundwerkzeugen (RYAN et al. 1990). Symptome: Das von RYAN et al. (1990) untersuchte SchneeleopardenWeibchen litt seit einigen Tagen unter erschwerter Atmung und Anorexie. Während der Untersuchung des Halses am sedierten Tier kam es zum Atemstillstand, so dass eine Trachytomie erforderlich wurde. Eine Umfangsvermehrung im pharyngealen Bereich erwies sich laryngoskopisch als eine im Durchmesser etwa 4cm große, weißliche Masse, die im Luft führenden Weg lag. Sie wurde verursacht durch eine 3-4mm tief in der Schleimhaut liegende Cuterebra jellisoni Larve, die entfernt werden konnte. Es handelte sich um das zweite Stadium der Larve, die als eigentlichen Wirt das Kaninchen hat und nun in einem untypischen Wirt eine untypische Migration vorgenommen hatte . Nach der Operation entstand eine subakute, serofibrinopurulente Laryngitis, die antibiotisch behandelt wurde. Nach 6 Tagen begann das Tier zu fressen und die Umfangsvermehrung war um 90 % zurückgegangen. Ätiologie: Die Infektion mit Cuterebra Larven geschieht meist durch die orale Aufnahme von infizierten Tieren (z.B. Hasen, Kaninchen). Mindestens eine Art 102 kann sich aber auch durch die intakte Haut bohren, häufig sind Eintrittspforten auch die natürlichen Körperöffnungen. Die gelben 1mm großen Eier werden in oder nahe beim Aufenthaltsort des Wirtes gelegt. Die im ersten Stadium spindelähnlichen Larven schlüpfen in Intervallen und penetrieren den Wirt über natürliche Körperöffnungen oder die intakte Haut. Sie wandern etwa 1 Woche durch weiches Gewebe und reifen dann in zystenähnlichen Gebilden unter der Haut. Im Falle einer indirekten Infektion reifen die Larven innerhalb eines Monats (was sich bis zu mehreren Monaten hinziehe n kann) im Erdreich. Therapie & Prophylaxe: Regelmäßige Entwurmung mit Febendazol (RYAN et al. 1990). 3.4.2.2. Infektionskrankheiten Tuberkulose Noch in den 60er Jahren, bevor die Rindertuberkulose massiv bekämpft wurde, stand die Tbc bei erwachsenen Feliden an erster Stelle der Erkrankungen. Der Erreger ist Mycobacterium bovis oder Mycobacterium avium (BEHLERT 1995; IPPEN & SCHRÖDER 1974). KLÖS & GÖLTENBOTH (1979) berichten über einen an Tuberkulose erkrankten und verendeten Schneeleoparden im Zoologischen Garten in Berlin. Als Infektionsquelle werden infizierte Futtertiere wie Mäuse, Ratten oder Tauben angesehen. Symptome: Husten, Abmagerung, Inappetenz. Ätiologie: Die Infektion erfolgt überwiegend alimentär, eine aerogene Ansteckung ist möglich. Da die Tbc hauptsächlich bei Rindern vorkommt, geht die geringste Gefahr von Pferdefleisch, bzw. volltauglich beurteiltem Fleisch aus. Diagnose: Sie ist schwierig, da selbst erkrankte Tiere die Infektion gut maskieren können. Röntgenologische Nachweise sind, wie die Tuberkulinisierung, unsicher. Am Besten eignet sich der Nachweis säurefester Stäbchen aus Nasenausfluss, Speichel, Kot oder Rachentupfern, wofür die Tiere allerdings meist immobilisiert werden müssen. Der mikroskopische Nachweis mithilfe säurefester Stäbchen gelingt mit der Ziehl-Neelsen-Färbung auch beim Schneeleoparden (SELBITZ et al.1979). Therapie: Euthanasie. Nur im Ausnahmefall Behandlung mit IsoniazidEthambutol-Rifambicin in einer Dreierkombination (SELBITZ et al.1979). Prophyla xe: Eine Impfung ist umstritten, besser sind QuarantäneAufstallungen und das Erhalten eines Tbc-freien Bestandes (BEHLERT 1995), sowie die Verfütterung von Milch und Fleisch Tuberkulose freier Rinder (ELZE et al.1970). 103 Salmonellose Als Fleischfresser gehören Feliden zu den durch Salmonellen gefährdeten Tieren. Der Erreger ist Salmonella typhimurium, aber auch andere Salmonellentypen kommen vor (BEHLERT 1995). Die nachgewiesene Salmonelleninfektion bedingt nicht immer eine Salmonellose. Häufig liegen bei der Salmonellose Sekundärerkrankungen vor (IPPEN & SCHRÖDER 1974). Bei einem plötzlich verstorbenen 14 Monate alten SchneeleopardenWeibchen wurde post mortem neben einem Fremdkörper im Pharynx Salmonella typhimurium aus dem Darm isoliert (WEILENMANN 1978). Symptome: Heftige, meist blutige Durchfälle, Inappetenz, Apathie, Exsikkosen, Meningoencephalitiden und Gelenkentzündungen sind möglich. Diagnose: Bakterieller Nachweis aus dem Kot. Ätiologie: Die Infektion erfolgt über das Futter, wobei das Fleisch, aber auch infizierte Futtertiere, die Ursache sein können. Verlauf: Seuchenartig oder einzelne Erkrankungen, bei Nachuntersuchungen können Dauerausscheider erkannt werden. Prophylaxe : Verfütterung von hygienisch einwandfreiem Fleisch und bakteriologische Überwachung der Futtertiere, saubere Aufstallung der Tiere, sorgfältige Kotuntersuchungen bei enteritischen Erkrankungen und Elimination von Dauerausscheidern (BEHLERT 1995; SELBITZ et al.1979). Therapie: Orale Gabe von Milchzucker (BÖER pers. Mitt. 2003) Kokken Die Kokkeninfektionen nehmen bei den Feliden im Zoo einen hohen Stellenwert ein. Die Mehrzahl dieser Infektionen wird bei Jungtieren beobachtet, wobei Lungenaffektionen und Nabelentzündungen im Vordergrund stehen (IPPEN & SCHRÖDER 1974). Auf diese Erkrankungen wird in dem Kapitel Organkrankheiten näher eingegangen. Pasteurella multocida CHAUDHURI et al. (1992) schreiben über die Isolierung von Pasteurella multocida bei einem totgeborenen Schneeleoparden. Das Muttertier hatte zuvor mehrere Aborte und Totgeburten. ELZE et al. (1974) berichten von einem Irbis, dessen Pasteurelleninfektion erfolgreich behandelt wurde. Symptome: Schwerwiegende Bronchopneumonie, aber auch Nabelinfektionen bei Säuglingen (ELZE et al. 1974). Pneumonie und Enteritis vor allem bei Jungtieren im Alter bis zu 5 Monaten (ISENBÜGEL et al. 1987). Die 104 viszeralen Organe können (CHAUDHURI et al. 1992). septikämische Veränderungen aufweisen Ätiologie: Es ist bekannt, dass P.multocida bei Rindern Aborte verursacht. Ob dieser Erreger bei Schneeleoparden aber zu Aborten und Totgeburten führt, kann genauso wenig bewiesen werden, wie eine virale Infektion nicht ausgeschlossen werden kann. In dieser Hinsicht müssen weitere Fälle untersucht werden (CHAUDHURI et al. 1992). Diagnose : Abstriche von Herzblut lassen Gram-negative Kokken in großer Zahl erkennen. Das Blut wird auf Blutager ausgestrichen und das Isolat identifiziert (In diesem Fall als Pasteurella multocida, Kapselgruppe F, somatischer Typ 3, 4) (CHAUDHURI et al. 1992). Therapie: Applikation oraler Langzeitsulfonamide oder parenterale Applikation von Chloramphenicol (ELZE et al. 1974). Prognose: Bezüglich des Krankheitsverlaufes ist die Pasteurelleninfektion als hartnäckig und prognostisch sehr vorsichtig einzuschä tzen (ELZE et al. 1974). Prophylaxe: Installation von Fußbodenheizungen und Solaranlagen, bei Gewichtsverlust der Jungtiere sofortiger Einsatz einer Antibiotikatherapie über zwei Tage (CHAUDHURI et al.1992). Klebsiellen Klebsiellen werden immer wieder bei Zootieren und somit auch bei Katzen nachgewiesen. Häufig findet man die Tiere tot oder moribund am Morgen auf, ohne dass vorher Symptome zu beobachten gewesen wären. Auch durch Klebsiellen ausgelöste Encephalitiden oder Meningoencephalitiden führen trotz intensiver Therapie oft zum Tode. Meist lässt sich eine nicht gleich offensichtliche Stress auslösende Situation nachweisen, die eine Schwächung der Immunabwehr zur Folge hat. Therapie: Eine Antibiotikatherapie sollte erst nach Anfertigen eines Resistenztestes erfolgen (BEHLERT 1995; SCHMIDT & HORZINEK 1992). Clostridien SELBITZ et al. (1988) untersuchten den Kot mehrerer Karnivora auf unterschiedliche Erreger. In 27 von 27 Feliden-Proben, unter anderem auch vom Schneeleoparden, ließen sich anaerobe Sporenbildner, die als Clostridium perfringens einzuordnen waren, nachweisen. „Ausgeprägte proteolytische Eigenschaften dieser Bakterienspezies legen den Gedanken nahe, dass C. perfringens bei Fleisch fressenden Tieren einen höheren Anteil an der Normalflora des Darmes erreicht als bei Pflanzenfressern“ (SELBITZ et al. 1988). Im Darmkanal gesunder Karnivoren muss also ständig mit dem Vorkommen toxinbildender Stämme von C. perfringens gerechnet werden. 105 Fütterungsbedingte Einflüsse, die eine Voraussetzung für die verstärkte Vermehrung bestimmter Bakterien der Normalflora verursachen, sind oft die auslösenden Momente von Magen- und Darmerkrankungen (SELBITZ et al. 1988). Milzbrand Milzbrand oder Anthrax kann bei Katzen in Gegenden, in denen diese Krankheit noch vorkommt, auftreten. Der Erreger ist Bacillus anthracis (BEHLERT 1995). Im Leipziger Zoo wurde bis zum Jahre 1989 jedes Futtertier (bis auf Kleintiere, die aus dem eigenen Bestand stammten) im Rahmen einer bakteriellen Untersuchung auf Anthrax untersucht (EULENBERGER 2003 pers. Mitt.), eine Erkrankung ist dort seit 1957 nicht mehr beobachtet worden (ELZE et al. 1974). Symptome: Apathie, Somnolenz, Atembeschwerden, geschwollene Halsregion bei Rachenmilzbrand, Krämpfe, Gastroenteritiden, sowie Ausfluss von geronnenem Blut aus den Körperhöhlen. Prognose: Die Mortalität liegt, bis auf wenige Ausnahmen, ohne Behandlung der Tiere bei 100%. Therapie: Milzbrandserum und Antibiotika (BEHLERT 1995). In manchen Ländern ist eine Impfung der Nutztiere erlaubt (McCORMICK 1998 pers. Mitt.). Escherichia coli Coliinfektionen sind bei Jungtieren in Großkatzenbeständen weit verbreitet (ELZE et al. 1974). E. coli ist bei Jungtieren ätiologisch bedeutsam. Symptome: Pneumonien und Enteritiden (BEHLERT 1995). Abgeschlagenheit, Anorexie, verminderte Gewichtszunahme, beginnende Exikkose (ELZE et al. 1970). Diagnose: Bakteriologische Untersuchung hämolysierender Colikeime (ELZE et al. 1970). mit Differenzierung ß- Therapie: Flüssigkeitsersatz, Antibiotikabehandlung nach Resistenztest, begleitet von hygienischen Maßnahmen (BEHLERT 1995). Erhöhte Trinkwasserzufuhr, Reduzierung der Nahrung in den ersten Tagen der Erkrankung, Abwehr aller belastenden Noxen aus der Umwelt. An einer Coliinfektion erkrankte Jungtiere dürfen nicht gegen Panleukopenie geimpft werden (ELZE et al. 1970). Leptospireninfektion Eine durch Leptospiren verursachte Hepatitis bei einem Leoparden ist als Ausnahme anzusehen, da bei Zoofeliden mit einer biologischen Immunität 106 gegenüber Leptospiren, ähnlich wie bei der Hauskatze, zu rechnen ist (SCHRÖDER 1967). Tyzzer Krankheit Dieser Erkrankung geht eine Infektion mit Bacillis piliformis voraus. Die Erkrankung, die vornehmlich Leber und Darm schädigt, ist bei vielerlei Arten von Tieren bekannt. SCHMIDT, EISENBRANDT & HUBBARD (1984) beschreiben sie zum ersten Mal auch beim Schneeleoparden, wo sie ähnlich verläuft wie bei Hauskatzen. Symptome: Die Jungtiere, hier aus zwei Würfen, sind bei der Geburt klinisch gesund, werden nach ein paar Tagen teilnahmslos, haben blasse Schleimhäute, leiden unter Diarrhoe und Anorexie. Sie verenden trotz antibiotischer Behandlung innerhalb weniger Tage. Pathologisch: Abdominale Schwellungen und multifokale hepatische Nekrosen, wobei die Herde gelblich-weiß mit einem dunkelroten Zentrum erscheinen. Histologisch: Die Leber zeigt multifokale Nekrosen, Bündel von Bacillis piliformis liegen innerhalb der Hepatozyten. Im Bereich der Krypten im Darm ist die Tunica muscularis nekrotisiert. Therapie: Eine effektive antiobiotische Behandlung kann mit Tetrazyklinen und Penicillin erreicht werden (RILEY et al. 2001). Ätiologie: Die Infektion wurde vermutlich durch die Aufnahme von Bakterien verursacht, die nach einer Erkrankung anderer Tiere in demselben Zoo überlebten. Die Mütter aller Jungen der untersuchten Würfe zeigten keine Anzeichen einer Erkrankung. Osteomyelitis durch verschiedene Erreger Die Beschreibung einer chronisch-eitrigen Osteomyelitis bei einem 14 Monate alten Schneeleoparden entspricht dem Krankheitsverla uf, wie er von Hunden und Katzen her bekannt ist. KARESH & ASTERINO (1988) untersuchten und therapierten das Tier. Symptome: Das untersuchte Tier zeigte eine ventrale mandibuläre Schwellung. In der Literatur sind auch Schmerzen, nicht näher definierte Sinusdeformationen, purulenter Ausfluss, lockere Zähne und Frakturen beschrieben (BEHLERT1995). Abnormalitäten der Haut, Zähne und Gingiva wurden hier nicht beobachtet. Radiographisch konnte eine extensive knöcherne Vergrößerung des Abschnittes der rostro-ventralen Mandibula diagnostiziert werden. Eine trepanale Biopsie wurde entnommen. Hämatologie: Bis auf eine leichte Erhöhung der alkalischen Phosphatase im Serum erschienen die Blutwerte normal. 107 Histologie: Die kortikale Lysis, Neubildung und -Formation des Knochens waren begleitet von der Proliferation fibrösen Gewebes und Inflammation. Mirkobiologie: Bei dem isolierten Keim handelte es sich um Klebsiella oxytoca. Anaerob wurde Bacteroides fragilis nachgewiesen. Keime wie Bacteroides melaninogenicus, Staphylokokkus epidermidis, Pasteurella mulocida, Staph. intermedius, Peptostreptokokken und Fusobakterien sind im Zusammenhang mit dieser Erkrankung ebenfalls isoliert worden (KARESH & ASTERINO 1988). Ätiologie: Eine suppurative Osteomyelitis kann durch das Vorhandensein von Bakterien bei Blutstauungen im Knochen auftreten. Die bakterielle Kontamination kann über den Blutweg oder durch direkte Eintrittspforten, wie Wunden, geschehen. Bei Hunden und Katzen wird von Zahnerkrankungen, Bisswunden, Mandibelfrakturen oder Abszessen ausgegangen (STEAD 1984). Septische Thrombosen resultieren in vaskulärer Okklusion und Knochennekrosen. Sie bilden so ein geeignetes Milieu für das Wachstum der vorhandenen Bakterien. Es kommt zur Infiltration von neutrophilen Leukozyten, Lysis des Materials, Freisetzung proteolytischer Enzyme und nachfolgend zur Bildung von lokalem weichem Gewebe und Neubildung des Knochenmaterials. Mitunter kann das infizierte Gewebe streuen, weitere Lysis verursachen oder Sequester bilden. Therapie: In Fällen akuter Osteomyelitiden kann eine antibiotische Behandlung ausreichend sein, die nach einem ausführlichen Antibiogramm vorgenommen wird. Chronische Osteomyelitiden sollten chirurgisch gesäubert werden. Dabei ist darauf zu achten, dass das zerstörte Gewebe vollständig entfernt wird. Die Ausschabung muß demnach bis in gesundes Gewebe hinein erfolgen. Die antibiotische Behandlung wurde bei dem untersuchten Tier mit 20mg/kg Cefadroxil (Cefa -tabs®, Bristol Laboratories) über 6 Wochen durchgeführt. Prognose: Bei dem von KARESH & ASTERINO (1988) untersuchten Tier kam es 8 Monate nach Abheilung zu Rezidiven, die nach mehrmaliger antibiotischer Behandlung schließlich ausheilten. Parvovirose/ Panleukopenie Das feline Panleukopenievirus (FPV) ist ein Parvovirus und hat eine hohe Pathogenität bei in Gefangenschaft lebenden Wildkatzen (FIX et al. 1989). Die Erkrankung wird in der Literatur auch als Katzenseuche oder Katzenstaupe (KRAFT 1963) beschrieben und kann vermutlich als die bedeutendste Katzenkrankheit überhaupt angesehen werden. Berichte über ein Auftreten in der Natur liegen nicht vor; die Krankheit scheint dort nicht vorzukommen (BEHLERT 1995). BIENIEK (1980) beschreibt die Erkrankung bei Mähnenwölfen, Schneeleoparden und Jaguarundis. Symptome: Auf leichten Durchfall folgt blutig-wässriger Stuhl, Apathie, Sistieren der Futteraufnahme, Erbrechen von gelbem Schleim, kurze Zeit später tritt der Tod ein (BIENECK 1980; BEHLERT 1995). Es zeigen sich 108 katharralische Erscheinungen in den oberen Luftwegen und am Auge (KRAFT 1963). Die Temperatur liegt nur Anfangs im Fieberbereich, später ist sie sehr niedrig. Die Untertemperatur ist prognostisch als schlecht einzustufen (BEHLERT 1995). BIENIEK (1980) unterteilt die Katzenseuche in einen akuten und einen chronischen Verlauf: Akuter Verlauf: (etwa 4 Tage): kaum Fieber, Inappetenz , Erbrechen, Diarrhoe Chronischer Verlauf: (etwa 25 Tage): starke Abmagerung mit zunehmender Apathie, kaum Erbrechen, wechselhafter Appetit, vermehrte Flüssigkeitsaufnahme. Histologische Veränderungen: Im Darm zeigen sich Nekrosen der Epithelzellen in den Lieberkühneschen Drüsen und den Darmzotten, die verkürzt und verbreitert sein können. Darmabschnitte mit völlig zerstörter Schleimhautstruktur, entzündliche Bereiche in allen Schichte n der Darmwand. Hochgradige Follikelatrophie mit Leukozytenschwund und stellenweise im Follikelzentrum retikuläre Hyperplasie und fokale Follikelnekrosen in den Lymphknoten. Leukopenie in den ersten Tagen der Erkrankung. Pathologisch-anatomische Veränderungen: Dehydratation, aber guter Ernährungszustand, Rötungen der Dünndarmschleimhaut, haselnussgroße Ulzera im Bereich des Duodenum, Umfangsvermehrung der Leber. Inkubationszeit: 3-6 Tage Diagnose: Es handelt sich um eine hämorrhagische Gastroenteritis mit viraler Ursache. Diagnostiziert wird floureszenzmikroskopisch, ein direkter Erregernachweis mittels Immunfluoreszenz gelingt aus dem Darm, der Nachweis von Parvovirus aus dem Kot mit Hilfe der Adsorption und der folgenden Hämagglutination. Es handelt sich laut BIENIEK (1980) um das Feline Parvovirus, das auch den Mähnenwolf infiziert. BIENIEK et al. (1968) entnahmen Blut von nicht narkotisierten und im Netz gefangenen Tieren. Dabei ergaben sich die in Tab. 28 aufgeführten Blutparameter . "Es schien einen Zusammenhang zwischen den Blutzucker- und Harnstoffwerten der männlichen Tiere zu geben. Bei hohen Blutzuckerwerten war der Harnstoffwert normal, wurde der Blutzuckerspiegel medikamentell gesenkt, so stieg der Blutharnstoff an. Bei den weiblichen Tieren lag der Blutharnstoffwert unabhängig von dem Blutzuckerwert immer über der Norm" (BIENIEK 1980). Ätiologie: Infektionsquellen können neben streunenden Hauskatzen, kontaminierte Gegenstände oder der Mensch (Kleidung) sein. Der Erreger gelangt über Bei großen Katzenpopulationen muss mit dem Vorhandensein latenter Virusträger gerechnet werden (BEHLERT 1995). Der Erreger hat einen sehr hohen Hospitalismus, so dass es zu wiederholter Erregerpassagierung und erneuter Infektion kommen kann, wenn der Zoo eine große Katzenpopulation hält. So halten EULENBERGER et al. (1974) die Einschleppung durch Hauskatzenbestände für unwahrscheinlich. Die Empfänglichkeit für das Panleukopenie Virus scheint unter den Feliden bei den Leoparden am höchsten (EULENBERGER et al.1974). 109 Tabelle 28 - Hämatologisches Profil bei einer Parvoviruserkrankung Blutstatus Klinischchemische Blutuntersuchung Patient männlich (Erkrankung 13.8) Datum Erythrozyten Mill. Hämoglobin g % Hämat. Vol % Leukozyten tausend stabk. Neutrophile segm. Neutrophile Eosinophile Lymphozyten Monozyten Blutzucker Blutharnstoff Chlorid mVal/L NaCl mg % Kalium mVal/L Cholesterin mg % Ges. Lipide Ges. Eiweiß g % 13.7.67 7,7 18.7.67 weiblich (Erkrankung 4.7.67) 25.7.67 5,3 Normalwerte eines gesunden Irbis (Mittelwert) 5.9.67 11.0 8,3 34,0 33 10150 25 10100 45 11600 4 77 1 18 0 210 72 210 1228,5 105 120 702 125 105 120 702 4,04 136 77 123 105,5 617,2 4,53 148 520 6,1 680 7,7 20 Verlauf: Die Krankheit kann bei einer Mortalität von bis zu 90 % perakut, akut oder protrahiert verlaufen. Besonders gefährdet sind Jungtiere und solche, die durch Parasitenbefall oder mangelhafte Haltungsbedingungen in schlechtem Allgemeinzustand sind (BEHLERT 1995). Therapie: Eine antibiotische Behandlung bringt allenfalls eine leichte Verzögerung, eine Gesundung ist nicht zu erreichen (BIENIEK et al. 1968). Neben Flüssigkeitsersatz, Antibiotika, Sulfonamiden, Kortison und künstlicher Ernährung, wird dieTherapie mit spezifischem Serum (Serocat ®) gegen die Feline Panleukopenie 4ml/ 2-3 kg mehrmals im Abstand einiger Tage (BIENECK 1980) ergänzt. Die Resorption bei der Flüssigkeitstherapie kann durch die subkutane Gabe von Hyaluronidase beschleunigt werden. Es soll versucht werden, Erbrechen durch Metoclopramid- (Paspertin ®) Injektionen zu stoppen (BEHLERT 1995). Anwendung von Mitteln die das leukopoetische System anregen, sind von Nutzen (unspezifische Reiztherapie), um einer Agranulozytose entgegenzutreten (KRAFT 1963). Es kann nicht ausgeschlossen werden, dass Mähnenwölfe unter Zoobedingungen Virusreservoir und Ausgangspunkt der Felinen Parvovirusinfektion sind. Sie sollten deshalb in das Panleukopenie – Impfprogramm mit eingeschlossen werden (BIENIEK 1980). 110 Das Parvovirus ist mit den meisten Desinfektionsmitteln nicht abzutöten. Es ist sehr stabil und kann ein Jahr lang infektiös bleiben. Zur Desinfektion empfiehlt BEHLERT (1995) 0,5 % Formalin. Prophylaxe : Sie erfolgt durch die Schutzimpfung mit Lebend- bzw. Totvakzinen (BEHLERT 1995). Vakzination "der jungen Raubkatzen im Alter von 6 bis 14 Wochen mit steigenden Dosen (2,3,4,5,6 ml) Felisan "Asid" " (ELZE et al. 1970). Tabelle 29 - Impfschema zur Prophylaxe von feliner Panleukopenie (BIENIECK et al.1980) Alter der Tiere ab der 2. Lebenswoche Impfungen alle 14 Tage bis zum Alter von 10 Wochen mit Totvakzine Revakzinierungen mit 10 und 14 Wochen mit Lebendvakzine, dann jährlich bzw. alle zwei Jahre Jungtiere von 8. und 12. Woche mit jährlich bzw. alle zwei geimpften Müttern Lebendoder Jahre Totvakzine Wildfänge 2 mal im Abstand von 14 jährlich bzw. alle zwei Tagen Jahre Ein seuchenhafter Ausbruch der Panleukopenie konnte im Zoologischen Garten von Berlin (bis 1979) durch aktive Schutzimpfung der Jungtiere (mit der Lebendvakzine Felidovac L®, Boehringwerke) und die sehr gute Isolierung der Raubtiere verhindert werden. „Jedes Feliden-Jungtier wird im Alter von 612 Wochen zweimal im Abstand von 14 Tagen geimpft, wobei wir heute davon ausgehen können, dass beim Lebendimpfstoff die für die Hauskatze vorgeschriebene Impfdosis von 1 ml auch bei jungen Großkatzen zu einem ausreichenden Impfschutz führt“ (KLÖS & GÖLTENBOTH 1979). Befinden sich mehrere Leopardenwürfe in einem Haus, so kann es trotz mehrmaliger aktiver Immunisierung mit einem Totimpfstoff zu Panleukopenieausbrüchen kommen (EULENBERGER et al.1974). Tollwut Im Zoologischen Garten Berlin wurde bis 1979 darauf verzichtet, die Großkatzen gegen Tollwut zu impfen. Die Erkrankung konnte bis dahin bei keinem Schneeleoparden nachgewiesen werden (KLÖS & GÖLTENBOTH 1979). Das Auftreten von Tollwut wird bei wildlebenden Feliden verschiedentlich beschrieben (BEHLERT 1995). Berichte über Tollwuterkrankungen aus Irbishaltungen liegen nicht vor. Katzenschnupfen/ Feline Rhinotracheitis Die Feline Rhinotracheitis wird verursacht durch ein Herpesvirus (BARR et al. 1989; ELZE et al.1981). Der jeweilige Anteil von Herpes- und Calici- (= Picorna) viren am Katzenschnupfen beträgt etwa 40%. Die Pathogenität isolierter Rheo- und Syncytialviren ist fraglich. Clamydien kommen als 111 Ursache ebenfalls in Frage (BEHLERT 1995). Bei den von IPPEN & SCHRÖDER (1974) sezierten Feliden (unter anderen 2 Schneeleoparden) konnten die Veränderungen des Respirationstraktes einer Influenza-Infektion zugeschrieben werden. Neben Entzündungen der Kopfschleimhäute wurden interstitielle Pneumonien nachgewiesen. Symptome: Klinisch: "Rhinitis und Konjunktivitis mit serösem, wässrig-klarem Nasen- und Augenausfluss, der durch Sekundärerreger oft schnell eitrig und mukös wird. Die Tiere haben leichtes Fieber und niesen, häufig wird auch ein starkes Speicheln beobachtet" (BEHLERT 1995). Nasenblutungen durch Gefäßwandschädigungen der Lungenkapillaren (ELZE et al.1981). Verschiedengradige Apathie, Inappetenz, eine ausgeprägte Zungenrand-entzündung und selten Lid- und Unterhautödeme (ELZE et al. 1974). Läsionen im zentralnervösen System bedingen Dysfunktion, wie Schwanken der Hinterläufe, schwankender Gang und schräge Kopfhaltung mit zeitweisem Tremor. Mikroskopisch: Ödeme zwischen Kortex und Medulla mit nekrobiotischen Herden in der Cortex cerebri und der Corpora geniculata, ödematöser Verlust der weißen Substanz in den zerebralen Hemisphären im Hirnstamm, in der Medulla oblongata und im Cerebellum. Die Astrozyten unterliegen der Degeneration mit vergrößerten Kernen und verdichtetem Chromatin (RÜEDI et al. 1978). Diagnose: ELZE et al. (1981) konnten erstmals auf der Basis des gelungenen Nachweises des Felinen Herpesvirus und des Titerverlaufs im Blutserum über diese Erkrankung berichten. Die Isolierung des felinen Herpesvirus aus Tupferproben gelingt nur in der Anfangsphase der klinischen Erkrankung. Antikörper können im Serum der Katzen nachgewiesen werden (ULBRICH et al. 1984). Ätiologie: Das Herpesvirus ist sehr labil, eine Übertragung ist nur durch engen Kontakt der Tiere möglich. Gesund erscheinende Tiere können Virusträger und -ausscheider bleiben. Die Herpesvirus-Infektion manifestiert sich überwiegend in den oberen Luftwegen. Sie kann chronisch werden und sich über Wochen und Monate hinziehen. Sekundärinfektionen können die Virusinfektion schnell verkomplizieren (BEHLERT 1995). Die latente Verseuchung der Katzenbestände in den zoologischen Gärten mit immer wieder aufflackerndem klinischem Geschehen ist wahrscheinlicher als die Einschleppung der Erkrankung durch Hauskatzen aus der Umwelt (ULBRICH et al. 1984; ELZE et al. 1981). Das feline Herpesvirus ist serologisch als einheitlicher Virustyp der Herpesviridae anzusehen. Es vermehrt sich nur in Katzenzellen, nicht in anderen Zellkulturen (ULBRICH et al. 1984). Therapie : Der Einsatz von Serocat ® sollte immer versucht werden. Neben den Antikörpern gegen feline Panleukopenie enthält es auch neutralisierende Antikörper gegen Rhinotracheitis und Caliciviren. Zur Behandlung von Rhinitis und Konjunktivitis kann das Serum auch lokal an Augen und Nase appliziert werden. Der Einsatz von Antibiotika zur Bekämpfung von Sekundärinfektionen (WAHLBERG 1977) ist angezeigt. Als Sekretolytikum kann Bisolvon® (Boehringer) eingesetzt werden (BEHLERT 1995). 112 Prophylaxe : Als prophylaktische Maßnahme ist eine Impfung der Tiere möglich (BEHLERT 1995). Laut ELZE et al. (1981) erscheint eine aktive Immunisierung nicht generell und ohne Einschränkung notwendig. Der Erkrankung soll durch eine planmäßige Erregerverdünnung und konsequente Desinfektion vorgebeugt werden. Die Schwächung der Resistenzlage der Tiere könnte durch optimale Haltungsbedingungen vermieden werden. Dazu gehört die strenge Selektion von Kümmerern und chronisch kranken Tieren. Tabelle 30 - Impfschema zur Prophylaxe von feliner Rhinotracheitis (BEHLERT 1995) Tiere Art und Zeitpunkt Vakzine der Impfung nicht passiv Serocat® geschwächte, gesunde Tiere Grundimmunisierung Jungtiere Nachimpfungen zwei Injektionen Felidovac PRC® im Abstand von 4 Wochen beginnend mit der Felidovac PRC® 8. Lebenswoche jährlich, Felidovac PRC® (bei gefährdeten Tieren alle 9 Monate) Besonderheiten Hyperimmunserum Lebend Totvakzine oder Lebend Totvakzine Lebend Totvakzine oder oder Feline Infektiöse Peritonitis (FIP) Die FIP ist eine chronisch progressiv verlaufende Erkrankung der Feliden mit infauster Prognose. Man unterscheidet eine „feuchte“ und eine „trockene“ Verlaufsform der Erkrankung (BEHLERT 1995). Der Erreger ist ein Coronavirus (BARR et al. 1989). Symptome: Fieber, Lethargie, Appetitlosigkeit und granulomatöse Veränderungen in verschiedenen Organen, Ikterus und Husten. Bei "feuchter" FIP zum Teil große Eksudatmengen in der Bauchhöhle, die bei der trockenen Form der Erkrankung ausbleiben (BEHLERT 1995). Diagnose: Typisch für die Erkrankung ist das zellarme, klare, strohgelbe, visköse und eiweißreiche Bauchhöhlenexsudat. Eine Antikörpertiterbestimmung ist möglich, muss jedoch mit Einschränkungen bewertet werden, da auch klinisch gesunde Katzen Antikörper gegen Coronaviren haben können (KRAFT & DÜRR 1996). Therapie: Keine. Prophylaxe : Durch eine regelmäßige Schutzimpfung tritt die Immunsuppression, die für das Angehen der Erkrankung notwendig ist, nicht auf; so kann ein Schutz erreicht werden (BEHLERT 1995). 113 Katzenleukämie (FeLV) Der Erreger der Katzenleukämie ist ein Oncovirus (BARR et al. 1989). Er verursacht eine Immunsuppression, ist somit für das Vorkommen anderer Infektionskrankheiten von Bedeutung und kann zu einem großen Bestands problem werden (BEHLERT 1995). Therapie: Keine Prophylaxe: durch Schutzimpfung; bei Krankheitsverdacht sollten die Tiere serologisch (FeLV-ELISA Testsystem) untersucht werden. Bei positiven Resultaten muss durch Folgeuntersuchungen geklärt werden, ob es sich um eine vorübergehende FeLV-Virämie handelt, bei der die Immunreaktion des Tieres das Virus neutralisieren kann und eine Immunität ausgebildet wird oder ob das Tier zum symptomlosen Virusträger bzw. zu einem an Leukämie klinisch erkrankten Tier wurde" (BEHLERT 1995). FIV (Feline Immundeficiency Virus) In Zoos gehaltene Schneeleoparden können sich mit FIV infizieren, einer Virusinfektion, die mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit in den angestammten Hochländern von Tibet, im Himalaja und in China nicht vorkommt (LUTZ et al.1996). Das Feline Immundeficiency Virus (FIV) ist ein Retrovirus, der der Unterfamilie Lentivirus zugeteilt wurde (BARR et al. 1989). Symptome: Eine Infektion mit FIV äußert sich häufig in immundefizienten Symptomen. Ähnlich wie bei Hauskatzen ist der klinische Verlauf nicht immer eindeutig. Beschrieben werden Gingivititen, Dermatitiden, Anämien und Gewichtsverluste. Auch Unfruchtbarkeit wird beim Schneeleoparden beschrieben. Aber nicht immer müssen diese Symptome erscheinen, häufig sind die Tiere jahrelang infiziert, bevor sie klinisch auffällig werden. Ätiologie: Der Hauptübertragungsweg des Erregers geschieht über Bisswunden und dem damit übertragenen Speichel. Wie Zootiere, die nicht mit anderen Tieren in Kontakt traten sich infizierten, ist nicht genau geklärt. Bei zwei Würfen eines FIV positiven Männchens wurden die Welpen des ersten Wurfes negativ und die des zweiten positiv getestet. Die Mütter waren aber beide negativ. Uterine oder galaktogene Infektionen bleiben demnach in Frage gestellt. Bei 2 von 17 untersuchten Schneeleoparden im Cheyenne Mountain Zoo, Colorado, erwiesen sich die Serumproben als FIV positiv (BARR et al. 1989). Es wird angenommen, dass diese Infektion durch Kontakt zwischen afrikanischen Löwen und Schneeleoparden zustande kam. Es konnte bewiesen werden, dass diese Infektion im Zoo entstand, weil im Verlauf der Jahre eine Serokonversion auftrat (LUTZ et al. 1996). Möglich wäre allerdings, dass der Impfstoff, mit dem die Tiere regelmäßig behandelt wurden (Fel-O-Vax®, Fort Dodge), mit Proteinen des FIVirus zu einer Serokonversion ohne eigentliche Infektion führte. Das Vorhandensein von Virus Antikörpern in nichtgeimpften Wildtieren zeigt, dass eine Infektion dieser 114 Tiere sehr wohl möglich ist. Die genauen Übertragungswege bleiben hier aber noch zu klären (BARR et al. 1989). Diagnose: Antikörper gegen dieses Virus können aus Serum mittels indirekter Immunfluoreszenz (IFA) und der Western Blot Technik nachgewiesen werden. (LUTZ et al. 1988). Auch der Antikörpertest durch ELISA - Tests liefert Nachweise, die jedoch bei Wildtieren häufig zu falschen Ergebnissen führen. (BARR et al. 1989). Canine Distemper Virus FIX et al. (1989) dokumentieren bei zwei Schneeleoparden eine Canine Distemper Virus (CDV) Infektion, der eine Panleukopenie Virus Infektion vorausging. Die Tiere erkrankten im Alter von 4,5 Jahren, obwohl sie jährlich Impfungen gegen Panleukopenie, Calicivirus Infektionen, Rhinotracheitis und Tollwut (Fel-O-Vax PCT-R®, Fort Dodge, 2ml) erhalten haben. Die Infektion mit dem Canine Distemper Virus, einem Paramyxovirus, ist bei Kaniden gut bekannt. Auch über die Infektion beim Bengalischen Tiger (Panthera Tigris bengalensis) und experimentelle Infektionen bei der Hauskatze wird berichtet (SCHMIDT & HORZINEK 1992). Andere Paramyxoviren, die diesem ähneln, sind bekannt für das Auslösen von neurologischen Störungen (FIX et al. 1989). Symptome: Abgeschlagenheit, Fress- und Bewegungsunlust bis zur Anorexie, gelbliche Diarrhoe, seröser Nasenausfluss, leichte Dyspnoe. Wenige Tage darauf Ataxie, Augenzwinkern und Kopftremor. Hämatologie: Lymphopenie und leichte Anämie, die Aspartat Amino Transferase (AST) ist erhöht. Histologie: Blutstauungen und Verklebungen in der Lunge, mit Fibrin, Makrophagen und Neutrophilen gefüllte Alveolen, purulente Bronchopneumonie, fibrinonekrotische Laryngitis, nekrotische Bereiche in den oberen Darmschichten und Schädigung der Krypten. Im Elektronenmikroskop sind intrazytoplasmatische Einschlusskörperchen sichtbar. Mikrobiologie: Sekundärinfektion mit Klebsiella pneumonie, Pseudomonas aeroginosa und Proteus in den Atemwegen. E.coli, Diagnose: Das nekrotische Material im Darm kann mittels ELISA positiv auf FPV getestet werden. Fluoreszenz Antikörper Tests können in histologischen Proben von Lungenmaterial positive Reaktionen auf alle drei Arten von Antigenen des CDVirus darstellen. Ätiologie: Die Infektionen der von FIX et al. (1989) untersuchten Fälle könnten von streunenden Katzen ausgegangen sein, die wenige Tage nach dem Tod der Schneeleoparden in deren Gehege gefunden und positiv auf das Feline Panleukopenie Virus getestet wurden. Die Infektion mit dem für Kaniden pathogenen Virus war vermutlich durch die starke Immunsuppression der vorausgegangenen FPV Infektion möglich. 115 Die Darm- und Lungenbefunde der erkrankten Tiere sind typisch für die Infektionen mit FPV und CDV. Die Ursache der neurologischen Symptome bleibt ungeklärt. Hypogammaglobulinämie WORLEY (1982a) stellte die Diagnose Hypogammaglobulinämie bei fünf Schneeleoparden im Alter von 4 – 8 Monaten. Eine fehlende Immunantwort als Reaktion auf eine Infektion kann an Veränderungen der zellulären Immunität, der phagozytotischen Zellen oder der humoralen Immunität liegen. Änderungen der humoralen Immunität sind meist bedingt durch verminderte oder fehlende Klassen von Immunglobulinen. Schneeleoparden sind, wahrscheinlich wegen des Mangels an Krankheitserregern in ihrem natürlichen Lebensraum, für Mikroorganismen in anderen klimatischen Verhältnissen sehr empfänglich. Bei Untersuchungen der Sera von 56 Schneeleoparden wurden folgende Werte ermittelt: Tabelle 31 - Serumanalysen bei einer Hypogammaglobulinämie (WORLEY 1982a) Total Serum Anteil an Protein Gammaglobulin im Plasmaprotein (%) 4.1 – 8.8 3.0 – 35.0 6.2 +/- 0.83 14.0 +/- 5.8 Werte g/dcl Mittelwerte g/dcl Anzahl der 10.7 % Tiere mit erniedrigten 6 Tiere Werten Total Gammaglobulin 0.13 – 3.08 0.90 +/- 0.45 12,5 % 8,9 % 7 Tiere 5 Tiere Die Ursache der Hypogammaglobulinämie konnte während der genannten Studie nicht ermittelt werden (WORLEY 1982a). 3.4.2.3. Mykosen Dermatomykose WAHLBERG (1977) beschreibt vier Fälle von Dermatomykosen beim Schneeleoparden. Der häufigste Erreger ist Epidermophyton floccosum. Der Schneeleopard ist wahrscheinlich anfälliger gegenüber Hautmykosen als andere exotische Katzen. Symptome: In drei der vier Fälle zeigen sich zuerst haarlose Stellen an der dorsalen Seite des Schwanzes, die sich später auch über den Rücken ausbreiten. Die Stellen erscheinen schwarz, hyperkeratotisch und mit einem dicken mukösen Belag überzogen. Juckreiz ist vorhanden. In einem der vier Fälle treten diese Bereiche plantar und medial an den Zehballen auf. 116 Diagnose: Aus Hautbiopsien und Haaren werden mittels Pilzkulturen Epidermophyton floccosum Kolonien isoliert. Ätiologie: Durch Epidermophyton floccosum ausgelöste Infektionen sind bei Hauskatzen nicht bekannt. Da die untersuchten Schneeleoparden nicht von anderen Katzen getrennt gehalten wurden, wird eine Infektion durch andere Tiere vermutet. Jedes der untersuchten Tiere erlitt vor Manifestation der Pilzerkrankung mindestens eine Stresssituation, wie z.B. eine antibiotische Behandlung wegen einer Rhinotracheitis oder die Trennung von der Mutter oder der Gruppe. Trotzdem spricht der Autor von einer erhöhten Empfänglichkeit von Hautdermatomykosen beim Schneeleoparden, da kein Tier einer anderen Katzenart erkrankte. Therapie: 20mg/kg Griseofulvin (Fulcin®, ICI) täglich, oral verabreicht über vier Monate und eine Lokalbehandlung mit Keratolytika und Antimykotika. Aspergillus terreus Infektion Eine durch Aspergillus terreus verursachte mykotische Pneumonie und eine Meningoencephalitis werden von PEDEN (1985) bei einem 4 Tage alten Schneeleoparden beschrieben. Eine antibiotische Therapie (mit Ampicillin und Kanamycin) und Volumenauffüllung brachte keinen Erfolg. Das Tier wurde wegen Schwäche, Blut im Kot und Atemwegsproblemen euthanasiert. Symptome: unmittelbar post partum geschwächtes Allgemeinbefinden, blutiger Nasenausfluss und Untertemperatur. Histologie: Lunge: gelbe, käsige Beläge, Hämorrhagien und Thromben in den Venen, fibringefüllte Alveolen, inflammatorische Bereiche mit angrenzenden diffusen Exsudationen im Pleurabereich, vermehrt Makrophagen, Neutrophile und Lymphozyten (davon viele degeneriert), Nekrosen der Mucosa in den Bronchien. Gehirn: Nekrosen der Leptomeninx und der zerebralen Kortex, Thromben in den Gefäßen, Vakuolen und Ödeme im Bereich der Neuronen und den kortikalen Gefäßen. Diagnose: In Nasen- und Lungenabstrichen sind braune Pilzkolonien nachzuweisen. Einzelne Zellen können dann auf dem Capek´s Ager identifiziert werden. Aspergillus terreus hat zimtfarbene „smooth walled“ Sporen mit einer Größe von 2µm, die in blumenstielähnlichen Ketten vorliegen. In einer „Gomori´s methamine“ Silberfärbung können Hyphen sichtbar gemacht werden. Ätiologie: Die Aspergillose bei Katzen ist primär eine bronchopulmonäre Erkrankung. Der Ursprung dieser Infektion ist ungeklärt. Ein weiteres Jungtier aus dem Wurf des beschriebenen Tieres erkrankte nicht. Möglich ist eine ungenügende Versorgung des erkrankten Neugeborenen mit Kolostrum. Auch die Behandlung mit Breitspektrumantibiotika und Stress durch Kälte kann eine 117 Aspergillusinfektion begünstigen. Aspergillose in immunsuppressiven Menschen und Hunden ist bekannt, auch der Übergang ins zentrale Nervensystem ist dann möglich. Schneeleoparden erkranken selten. Scopulariopsis brumptii Infektion CALLE et al. (1989) untersuchten zwei junge Schneeleoparden aus einem Wurf mit ähnlichen Symptomen und stellten extramedulläre Abszesse fest, deren Ursachen eine Infektion mit Scopularis brumptii war. Symptome: Die Tiere zeigen in einem Fall im 5./6. Lebensmonat progressive Paraparesen und Paraplegien. Anfangs erscheint eine geringe Lahmheit der Hinterhand, die innerhalb der nächsten 12 Tage erheblich zunimmt. Bei der Untersuchung sind die Patellarreflexe nicht vorhanden, der anale Sphinkter und die Blasenfunktion versagen. Diagnose: Röntgenbilder der Wirbel sind nicht immer eindeutig, da die Knochen nicht betroffen sein müssen. Sonographische Untersuchungen können Hinweise auf Schwellungen geben. Die beste Übersicht wird durch eine Kontrastmyelographie mit Iopamidol gegeben (CALLE et al. 1989). Eine Verengung des Wirbelkanals im Bereich L 4-6 ist deutlich erkennbar. Die neurologischen Ausfälle können dadurch erklärt werden. Durch Laminektomien wird ersichtlich, dass es sich um fibrogranulomatöse Abszesse im Spinalkanal, Wirbelkörper und epaxialer Muskulatur handelt, die durch Scopularis brumptii verursacht werden. Hämatologie: Im Blutbild kann als Hinweis ein erhöhter Wert von Kreatininphosphokinase oder Glucose, sowie eine erhöhte Anzahl der weißen Blutkörperchen als auch der segmentkernigen neutrophilen Granulozyten dienen. Das war aber nur bei einem der untersuchten Tiere der Fall. Der Anteil an Fibrinogen ist bei beiden Tieren leicht erhöht. Mikroskopisch kleine fungale Abszesse werden in Lungen und Nieren der Tiere nachgewiesen. Infektionen mit FeLV und FIV sollten überprüft werden, da eine Pilzinfektion bei immungeschwächten Tieren eine erhöhte Pathogenität aufweisen kann. Ätiologie: Der Saprophyt ist weit verbreitet, unter anderem auch in Rindenmulch, der hier als Infektionsquelle vermutet wird. Wie bei anderen Mykosen auch, ist eine schwache Immunabwehr der Tiere entscheidend für das Angehen der Pilze. FeLV- oder FIV- Infektionen liegen oft zugrunde. Schneeleoparden aus kalten Klimaregionen sind aufgrund einer weniger effektiven Immunabwehr möglicherweise infektionsgefährdeter, da sie aus einem Biotop mit geringem Keimgehalt stammen und ihr Immunsystem weniger trainiert ist (BEHLERT 1995; WHEAT et al. 1984). Therapie: Kommt es zur Bildung von Abszessen, kann man versuchen, sie operativ zu entfernen. Eine unterstützende Behandlung mit Amphotericin B® sollte folgen. Die vollständige Heilung der neurologischen Störungen ist selten. Neurologische Erkrankungen durch Pilzinfektionen kommen bei domestizierten Katzen so gut wie nicht vor. 118 Ätiologie: Infektionen mit Scopularis brumptii sind nicht selten und verlaufen normalerweise symptomlos. Der Erreger ist ein im Erdreich vorkommender Saprophyt und häufig apathogen. Mikrosporie Eine wichtige Pilzerkrankung der Zoofeliden ist die Mikrosporie. Microsporum canis sowie Microsporum gypseum werden als Erreger nachgewiesen (BEHLERT1995). Eine Erkrankung beim Irbis wird in der vorliegenden Literatur nicht beschrieben. 3.4.2.4. Organkrankheiten Maulhöhle Zahnfrakturen Die häufigste Zahnerkrankung der Feliden sind Frakturen. Sie sind speziell für den Irbis nicht beschrieben, dürften jedoch hinsichtlich der Symptome und Therapie ähnlich beurteilt werden wie bei Großkatzen und anderen Feliden. HELDSTAB & RÜEDI (1987) beobachteten in einem größeren Raubtierbestand bei über 50 % aller Individuen abgebrochene Zähne, meist Canini. Folgeerscheinungen sind eitrige Pulpitiden mit Fistelbildung. Gingivitis, Parodontose COOK & STOLLER (1986) untersuchten 10 Schneeleoparden im Hinblick auf ihren Zahnstatus. Sie fanden klinisch manifeste Gingivitiden, die denen des Menschen gleichen. Das Zahnfleisch ist häufig rot und geschwollen, die Schwere der Erkrankung meist leicht bis mittelgradig. Bakterien, die im Zahnbelag zu finden sind, sind Kokken, Fäulnisbakterien und Spirochaeten. Bei über 18 Jahre alten Tieren lassen sich Parodontose und auch mehrere Zahnverluste erkennen. Der Zeitraum des Zahnwechsels sowie die in diesem Alter große Spielaktivität machen das Gebiss anfälliger, bakterielle Zahndefekte sind die Folge. Abgebrochene Canini könne zu einer eitrigen Pulpitis und zu Wurzelabszessen führen, die bisweilen eine Zahnfistel mit Durchbruch am Oberkiefer zur Folge haben können (BEHLERT 1995). Prophylaxe : Die physiologische Ernährungsweise von Wildkarnivoren verhindert Zahnsteinbefall und Karies weitgehend (HELDSTAB & RÜEDI 1987). Durch die Verfütterung von Ganzkörpern wird ein Reinigungseffekt erzeugt, der zu einer Verminderung der Zahnstein- und Zahntaschenbildung führt (BEHLERT 1995). Die Zähne der Irbisse können unter Narkose mit Zahnreinigern (Ultraschall oder manuell) behandelt und poliert werden (COOK & STOLLER 1986). Therapie: Schwellungen und unspezifische Entzündungen lassen sich schnell und unproblematisch mit Paracetamol® und ähnlichen Analgetika/ Antiphlogistika in den Griff bekommen. Zusätzlich kann eine antibiotische 119 Behandlung erfolgen, wobei sich Injektionen mit Langzeitpenicillin/ Streptomycin-Präparaten ebenso bewährt haben wie die orale Therapie mit Spiramycin. Locker sitzende Zähne werden gezogen (BEHLERT 1995). Verletzungen durch Knochensplitter In der Maulschleimhaut enstehen Verletzungen häufig durch Knochensplitter. Sie sind im Allgemeinen als prognostisch günstig zu beurteilen, können jedoch gelegentlich zur Eintrittspforte für pathogene Erreger werden (SCHRÖDER 1967). Wurzelfüllung beim Schneeleoparden Ist die Pulpa eines Zahnes eröffnet, so ist eine Wurzelfüllung ratsam PHILLIPS et al. (1982) beschreiben folgende Methode: Dentalpräparate aus der Humanmedizin sind zu kurz, sie müssen verlängert werden. Damit die gesamte Wurzel bis zur Apex des Zahnes entfernt werden kann, muss der Kanal häufig geweitet werden. Blutungen können durch Einlegen von mit Epinephrin getränktem Dentalpapier gestoppt werden. Der Kanal wird mit H2O2 gespült, mit Paraclophenol sterilisiert und mit einer Füllpaste verschlossen. Dabei bleibt die oberste Spitze des Zahnes frei, um mit einer Amalgamfüllung versiegelt zu werden. Brusthöhle Bei Irbissen, wie auch bei allen anderen Feliden, können alle Formen der Lungenaffektionen (Bronchitiden, Bronchopneumonie, Pneumonie, Pleuritis) wie sie bei der Hauskatze vorkommen, auftreten (BEHLERT 1995). Symptome: Anorexie, Dyspnoe, Husten, Inappetenz und Fieber (BEHLERT 1995). Apathie, schlaffer Muskeltonus, Schluckbeschwerden, häufig leicht gespannte Bauchdecken, kurzzeitige Kotverhaltung, anämische Schleimhäute und ein entzündeter Rachenring (ELZE et al. 1970). Diagnose: Häufig können aus Abstrichen der Maulhöhle, aus Nasensekret oder aus Kotproben Streptokokken isoliert werden (ELZE et al. 1970). Therapie: Antibiotika, Antiinflammatoria, Vitamine und immunsystemstimulierende Medikamente werden kausal und symptomatisch verabreicht. Wichtig sind gut belüftete und temperierte Räume und eine ruhige, stressfreie Unterbringung (BEHLERT 1995). Prophylaxe : Genügende immunprophylaktische Versorgung der Jungtiere mit Gammaglobulinen und spezifischen Antikörpern (ELZE et al. 1970). 120 Kreislaufinsuffizienz Kreislaufinsuffizienzen werden bei Zoofeliden meist im Zusammenhang mit anderen Krankheiten wie Infektionen diagnostiziert. Symptome: schnelle Ermüdbarkeit, anfallsweise taumeliger Gang, auch epileptiforme Anfälle (BEHLERT 1995). Myokarditis purulenta Bei einem 15 Monate alten plötzlich verstorbenen Schneeleoparden wurde post mortem eine Myokarditis purulenta mit purulenter interstitieller Pneumonie unbekannter Genese festgestellt (WEILENMANN 1978). Bauchhöhle Gastroenteritiden Nicht Erreger bedingte, unspezifische Gasteoenteritiden treten bei Feliden häufig auf. Ein Großteil davon sind alimentäre Intoxikationen, deren Ursachen in unsachgemäßer Fütterung und schlechtem oder falsch aufgetautem Fleisch zu suchen ist (BEHLERT 1995). Symptome: Erbrechen, Inappetenz und Durchfall. Ätiologie: Bei einem Überschuss an Magensäure tritt das Erbrechen hauptsächlich nach der Futteraufnahme auf. Haare, die fast täglich bei der Körperpflege aufgenommen werden, können, sofern sie nicht ausgeschieden werden, Ballen bilden. Bei Vermischung mit anderen Nahrungsteilen können sie einen operativen Eingriff notwendig machen (SCHRÖDER 1967). Therapie: Futterentzug für einen Tag und Anbieten einer Tee-GlucoseSalzlösung (Oralpädon®). Danach werden entweder eine kleine Ration mageres Fleisch bester Qualität oder besser noch frisch getötete Futtertiere (Ganzkörper) angeboten. Erbrechen und Durchfall können symptomatisch mit Paspertin® und/oder Buscopan® Injektionen therapiert werden. Spricht die Behandlung nicht an, muss an andere kausale Faktoren gedacht und der Fall mittels Labordiagnostik von Blut und Kot abgeklärt werden (BEHLERT 1995). Prophylaxe : Die Verfütterung von einwandfreiem Fleisch, wobei die Struktur des Futters nicht zu vernachlässigen ist (BEHLERT 1995). Hepatopathien Bei in Zoos gehaltenen Feliden werden häufig Hepatopathien festgestellt. Hierbei spielt das hohe Lebensalter der Tiere eine große Rolle (HAMERTON 1933; IPPEN & SCHRÖDER 1974; RUEDI et al. 1978; RUEDI et al. 1980 HELDSTAB et al. 1980). 121 Erkrankungen wie Leberfibrose und Leberzirrhose sind ein großes Problem bei Schneeleoparden, die in Zoos gehalten werden (RUEDI et al. 1980; HELDSTAB et al. 1980; WALLACH & BOEVER 1983). RÜEDI et al. (1978) berichten von drei Schneeleoparden, die an den Folgen derartiger Lebererkrankungen starben. Zuvor war bei diesen Tieren ein Befall mit Notoedres cati diagnostiziert der mit Insektiziden (Ectoral ® ASID, Bonz & Sohn GmbH) behandelt wurde. Dazu wurden die Tiere in Narkose (Vetalar ®, Parke Davis) gelegt. Symptome: Zu Beginn sind Apathie und intermittierende Inappetenz erkennbar, Dysfunktionen des zentralen Nervensystems, wie schwankender Gang und schräge Kopfhaltung mit zeitweisem Tremor folgen. Die Palpation des Abdomens unter Narkose zeigt eine vergrößerte Leber. Pathologie: Makroskopisch: Vergrößerte, zirrhotische Leber mit grobknotiger Oberfläche und fester Konsistenz. Mikroskopisch: Leber: Verlust der hepatischen Architektur und Verlegung der zentralen Venen. Das umliegende Gewebe ist mononukleär infiltriert. Zentrale Venen mit proliferativem fibrösem Gewebe infiltriert, das umliegende Lebergewebe ist atrophisch und degeneriert. Die Kapsel ist an einigen Stellen fibrosiert und infiltriert mit mononuklearen Zellen, an anderen Stellen hypertrophisch. ZNS: Ödeme zwischen Kortex und Medulla mit nekrobiotischen Foci in der Kortex cerebri und der Corpora geniculata, ödematöser Verlust der weißen Substanz in den Hemispheren, sowie im Hirnstamm, der Medulla oblongata und im Cerebellum. Die Astrozyten unterliegen der Degeneration mit vergrößerten Kernen und verdichtetem Chromatin. Diagnose: Zur Früherfassung dieser Krankheitsbilder leisten Vitamin-A Analysen – obwohl pathophysiologisch erhöht - hilfreiche Dienste. Zu berücksichtigen ist, dass die Vitamin-A-Konzentration im Blut auch bei Nierenschäden im Normalbereich liegen bzw. erhöht sein kann (HELDSTAB & RÜEDI 1987). Tabelle 32 - Hämatologische Parameter bei einer Lebererkrankung Blutparameter Hämoglobin Leukozyten Neutrophile Eosinophile Lymphozyten Plasma Urea Lebererkrankung erniedrigt erhöht erhöht normal* niedrig Leicht ansteigend: 10.2 -14.1 mmol/l (60-83mg/100ml) Plasma GOT stark erhöht über 40 IU/l Plasma GPT erhöht über 50 IU/l Vitamin A vermindert in Plasma und Leberbiopsien: Plasma: 66-81 IU/100ml Leber: 12 I.U/g *obwohl die Tiere unter einem Befall von Notoedres cati litten. 122 Niedrige Vitamin-A Werte bei der Leberzirrhose erklären sich durch die verminderte Funktion der Speicherung von Vitamin A im Prozess der Leberzelldegeneration. Ätiologie: Bei Schneeleoparden liegt die Ursache einer Leberzirrhose vermutlich in einer Fehlernährung, da die Futterbeschaffenheit nicht der natürlichen gleichkommt. Eine primäre Leberzelldegeneration, bedingt durch die Narkosen oder durch die Behandlung der Tiere mit Insektiziden, wird ausgeschlossen, da die Blutwerte schon vor der Immobilisation eine Schädigung der Leber anzeigten (HELDSTAB & RÜEDI 1987). Eine Hepatitis B Infektion bei Schneeleoparden wurde von WORLEY (1982b) untersucht. Der Verdacht einer viralen Infektion liegt nahe, da das pathologische Bild der erkrankten Lebern dem der menschlichen chronischen viralen Hepatitis ähnelt. Sera von 55 klinisch gesunden und klinisch erkrankten Tieren, wurden mittels Radioimmunoassay auf HBVirus-Oberflächenantigene, HBVirusKernantigene und auf HBVirus-Antikörper getestet. Im Ergebnis reagierten sowohl einige der Proben der klinisch gesunden als auch einige der klinisch kranken Tiere mit einem HBV ähnlichen Virus. Die Tatsache, dass diese Tiere Serumantikörper hatten, die mit den HBV-Oberflächenantigenen reagierten, auf HBV-Kernantigene aber eine negative Reaktion zeigten, macht es unwahrscheinlich, dass die Tiere mit dem menschlichen HBVirus infiziert wurden (WORLEY 1982a). Die zentralnervösen Störungen der oben beschriebenen Tiere können durch eine vorherige Erkrankung der oberen Atemwege entstanden sein (RÜEDI et al.1978). (IU / L) Plasma Enzyme bei einer Lebererkrankung 300 250 200 150 100 50 0 5.1.1972 20.1.1972 2.2.1972 15.1.1976 Entnahmedatum GPT - weiblich GOT - weiblich GPT - männlich Abbildung 20 - Plasma Enzym Aktivität bei einer Lebererkrankung (RÜEDI et al. 1978) (IU/ L): µmol / Minute / 1000ml GOT - männlich 123 Gallengangzysten Gallengangzysten werden vor allem bei alten Feliden regelmäßig beobachtet, scheinen aber funktionell nicht von Bedeutung zu sein (HELDSTAB & RÜEDI 1987). Veno-okklusive Erkrankung MUNSON & WORLEY (1991) untersuchten 54 Lebern von Schneeleoparden, um die prevalente hepatische Fibrose dieser Spezies zu erkunden. Die Venookklusive Erkrankung mit teilweiser oder totaler Verlegung der zentralen oder sublobulären Venen und somit hepatischer Fibrose waren in diesen Untersuchungen dominant. HELDSTAB et al. (1980) beschreiben die Erkrankung bei Schneeleoparden wie folgt: Symptome: Apathie, Inappetenz, Vermehrung des Bauchumfangs infolge einer Aszites in einem Fall auch zentralnervöse Störungen zeigen sich 1-2 Tage vor dem Tod der Tiere. akutes Stadium: subintimales Ödem in Zentral- und Sublobularvenen. Große Venen erkranken selten, Thromben werden im Allgemeinen nicht beobachtet. weiterer Verlauf: Einsprossung von Fibroblasten und Einlagerung von kollagenen und elastischen Fasern, dadurch ergeben sich Zirkulationsstörungen mit Dilatationen der Sinus und Atrophie oder Nekrose der Leberzellbalken (HELDSTAB et al.1980). Der Grad der Fibrose ist individuell unterschiedlich und reicht von milden perisinusoidalen Fibrosen mit teilweisem Verschluss von zentralen oder sublobularen Venen bis zu ihrem totalen Verschluss. Die Kollagenansammlungen nehmen von portalen Bereichen zu zentralen Venen hin zu. Viele der Lebern lassen Eisenansammlungen in den Kupferzellen erkennen. Diese Siderosis geht bei fast der Hälfte der Fälle einher mit subintimalen Fibrosen der Sinusoide und der zentralen und sublobulären Venen (MUNSON & WORLEY 1991). Die zunehmende Abflussstörung kann zur Leberzirrhose führen. Hämatologie: Tabelle 33 zeigt hämatologische Parameter bei der Veno -okklusiven Erkrankung (HELDSTAB et al.1980). Tabelle 33 - Hämatologie der Veno-okklusiven Erkrankung Parameter GOT -Werte gemessener Wert über 40 I.E./L GPT-Werte über 50 I.E./L Vitamin-A-Spiegel 66-242 I.E./100ml Plasma Befund pathologisch erhöht pathologisch erhöht erniedrigt Ätiologie: Als Ursache der Veno -okklusiven Erkrankung werden Stoffe wie Pyrazolidon-Alkaloide diskutiert, die in verschiedenen Pflanzen vorkommen (HELDSTAB et al.1980). Der Fleisch fressende Schneeleopard könnte diese Stoffe durch den Verzehr von Pansen oder Darmkonvolut mit Pflanzeninhalt aufnehmen. 124 Eine kardiale Ursache der Erkrankung ist unwahrscheinlich, da die untersuchten Lebern keinen Hinweis auf dilatierte oder verfettete Gefäße ergaben (MUNSON & WORLEY 1991). Eine Infektion mit Hepadnaviren konnte nicht nachgewiesen werden, wenn es auch nicht auszuschließen ist, dass chronisch aktive Hepatitiden durch diese Viren beim Schneeleoparden verursacht werden (MUNSON & WORLEY 1991). Prophylaxe: Bei der Fütterung von Großkatzen im Zoo sollte auf die toxischen Mengen von Vitamin A, Eisen, Nitrosaminen, Kupfer und essenzielle Zugaben wie Taurin geachtet werden (MUNSON & WORLEY 1991). Pyelonephritis, Nephritis Kalzifikation, Tubulusnekrosen und interstitielle Befunde, die am Urogenitalsystem von in Zoos lebenden Raubtieren erhoben werden, sind nicht selten dem hohen Lebensalter der Tiere zuzuschreiben. Vorrangig handelt es sich um chronische, interstitielle Nephritiden und Nephrosen, die die Funktionen der Nieren wesentlich beeinträchtigen können (IPPEN & SCHRÖDER 1974). Nierenveränderungen wie Pyelonephritis, Kalzifikation, Tubulusnekrosen, und interstitielle Nephritis treten ebenfalls vor allem bei alte n Tieren auf. Diese Krankheiten sind bei exotischen Katzen denen der Hauskatze vergleichbar und entsprechend zu behandeln (BEHLERT 1995). Diagnose: Bestimmung der Blutparameter wie Harnstoff und Kreatinin (BEHLERT 1995). Bei der Diagnose Nephritis konnte EULENBERGER (1979) einen BEJ (Butanol-extrahierbares Hormonjod, T3 und T4 umfassend) -Wert von 7,0 ug/100ml Serum feststellen. Der Normalgehalt im Blutserum bei Panthera leo liegt zwischen 10 und 12 µg/100ml (BEHLERT 1995). Therapie: Bei Zootieren, deren Alter deutlich über der natürlichen Lebenserwartung liegt, ist eine Euthanasie anzuraten (BEHLERT 1995). Thrombophlebitis/ Omphalitis Innerhalb der ersten Lebenstage treten häufig septische Thrombophlebitiden oder Omphalitiden auf (ELZE et al. 1970; SCHRÖDER 1967). Therapie: Bei Entzündungen des Nabels ist eine lokale und parenterale Antibiotikatherapie auf Streptomycin-Penicillin-Basis angezeigt. Bei beginnender Omphalitis wird der Nabel lokal mit diesem Präparat umspritzt. Ist das Allgemeinbefinden gestört, wird eine intramuskuläre antibiotische Behandlung durchgeführt (ELZE et al. 1970). Blasendivertikel und Bauchwassersucht ISENBÜGEL et al. (1987) berichten von einem 15 jährigen weiblichen Schneeleoparden, der an diesen Erkrankungen litt. 125 Symptome: Erschwerter Harnabsatz mit lang andauernder Miktionsstellung. Das Allgemeinbefinden ist stark gestört, die Futteraufnahme sistiert. Der Harn kann Blut aufweisen. Umfangsvermehrung des Abdomens, zunehmend apathischer Zustand des Tieres, Atemdepression. Diagnose: Struvit- und Uratkristalle können im Harn nachgewiesen werden. Beteiligte Bakterien können nach Entnahme von Katheterharn differenziert werden. Spezifisches Gewicht des Harns: 1016 pH-Wert des Harns: 7.0 Ein Blasendivertikel im Urachusbereich wird durch eine röntgenologische Untersuchung mit einem Kontrastmittel dargestellt. Hämatologie : Leichte Leukozytose mit Linksverschiebung. Erhöhte GOT/GTP-Werte, die sich nach dem Ablassen des Transsudats geringgradig bessern. Therapie: Nach Resistenztest antibiotische Versorgung mit Sulfonamiden. Die Flüssigkeit aus der Bauchhöhle kann durch Punktionen abgelassen werden. Im vorliegenden Fall handelte es sich um 3,5 bzw. 8 Liter Transsudat. Weitere Beobachtungen an dem Tier wurden nicht beschrieben. Endometritis RÜEDI et al. (1978) beschreiben die Endometritis eines Schneeleoparden. Bei dem Tier fallen vorerst erhöhte Temperatur, ein vergrößerter Uterus sowie purulenter Ausfluss aus der Vulva auf. Endometritis 25 (G/L) 20 15 10 5 0 13.4.1976 21.4.1976 27.4.1976 7.5.1976 25.6.1977 Entnahmedatum segmentkernige Neutrophile stabkernige Neutrophile Lymphozyten Gesamtleukozytenzahl Abbildung 21 - Hämatologische Parameter bei einer Endometritis (RÜEDI et al.1978). 126 Hämatologie: Die Hämoglobinwerte sind deutlich erniedrigt. Bei einer Leukozytose mit Kernlinksverschiebung sind die Plasma GPT Werte deutlich erhöht, die Plasma GOT Werte erscheinen normal. Diagnose: Endometritis mit sekundärer Beeinträchtigung der Leber. Therapie: Gabe von Kanamycin und Oxytocin über eine Woche. Verlauf: Die Endometrits konnte anhand regelmäßiger Blutbilder nach 2 Wochen als geheilt betrachtet werden. Gehirn Enzephalitis/ Enzephalomyelitis Zentralnervöse Störungen werden bei Raubkatzen relativ häufig beobachtet. Im Vordergrund stehen Entzündungen und Mangelkrankheiten. Ursachen können auch Verhaltensstörungen oder Intoxikationen sein. Da sich das Nervensystem von dem der Hauskatze nicht unterscheidet, ist es hinsichtlich der Klinik möglich, die dort gewonnenen Kenntnisse zu übernehmen (BEHLERT 1995). Enzephalitiden und Enzephalomyelitiden treten meist akut auf. Symptome: Somnolenz, Inappetenz, Nickhautvorfall und unsicherer Gang, Manegebewegungen, Koma. Prognose: trotz antibiotischer Therapie meist infaust (BEHLERT 1995). Vitamin-B1-Hypovitaminose Die Vitamin-B1-Hypovitaminose wird auch "Sterngucker-Krankheit" (BEHLERT 1995) oder "Beri-Beri" (ELZE et al. 1970) genannt. Einer VitaminB-Hypovitaminose sollte bei Schneeleoparden prophylaktisch durch eine ausreichende Vitamin B1 Versorgung der Jungtiere (BEHLERT 1995) begegnet werden. Leukoencephalomyelopathie JUNGE et al. (1986) weisen bei einem Schneeleoparden in New Yorker Zoo eine leukoencephalomyelopathische Erkrankung nach. Dabei handelt es sich um eine Entmarkung der weißen Substanz des Gehirns mit gelegentlicher Beteiligung des Rückenmarks. Symptome: Das Tier zeigt das klinische Bild einer Ataxie der Hinterhand beidseits. Es lahmt wochenlang, schreitet kürzer aus und springt nur unwillig. Nach eingehender diagnostischer Untersuchung ohne Feststellung einer Erkrankung wird das Tier eingeschläfert. HALTIA & WAHLBERG (1984) beschreiben ähnliche klinische Symptome bei zwei jungen Schneeleoparden. 127 Histologie: Im gesamten Rückenmark und im Hirnstamm finden sich extensive spongiforme Veränderungen. Myelinscheiden sind dilatiert, viele sind leer, andere zeigen hyalinisierte Axone, Zelltrüm mer oder MakrophagenInfiltrationen. Perivaskulär treten mononukleäre Infiltrationen auf. Elektronenmikroskopisch kann eine Waller´sche Degeneration mit dilatierten und vakuolisierten Myelinscheiden nachgewiesen werden. Ätiologie: Die Ätiologie bleibt ungeklärt. Die klinischen und histologischen Befunde stimmen überein mit der Ataxie bei Hunden. Die Degenerationen treten dort allerdings vornehmlich in den thorakalen Regionen auf (HALTIA & WAHLBERG 1984; ZAKI 1976; AVERILL 1973). Differenzialdiagnose: Eine Infektion mit dem Canine Distemper Virus ist auszuschließen. Augen Multiple Okulare Kolobome Multiple Okulare Kolobome beim Schneeleoparden werden von mehreren Autoren beschrieben (SCHÄFFER, WIESNER & HEGEL 1988; BARNET 1981; WAHLBERG 1978; ISENBÜGEL & WEILENMANN 1985). Mit dem Begriff Kolobom wird in der Ophthalmologie ein partieller oder totaler, gewöhnlich in der Region der embryonalen Spalte lokalisierter Defekt einer okularen Struktur bezeichnet (typisches Kolobom) (SCHÄFFER, WIESNER & HEGEL 1988). Ein Teil des Auges fehlt. Das Kolobom kann die Iris, den Ziliarkörper, die Linse, das Choroid, den Nervus opticus oder die Lider betreffen. Häufig sind mehrere Strukturen des Auges defekt (BARNET 1981). Das Kolobom tritt beim Schneeleoparden häufig bilateral auf und liegt einem unvollständigen Schluss der fetalen Membranen zugrunde (WAHLBERG 1978). Somit liegt der Defekt in der frühen Trächtigkeit (BARNET 1981). WAHLBERG (1978) und ISENBÜGEL & WEILENMANN (1985) beschreiben das Multiple Okulare Kolobom -(MOC)-Syndrom als einen okularen Defekt, der das uni- oder bilaterale Kolobom des temporalen oberen Lidrandes mit konsekutiver Reizkeratits umfasst. Häufig folgen unilaterale Iris-Kolobome Netzhautdysplasien, unilaterale Mikrophtalmie, Anophtalmie und Blindheit. Auch Trübungen der Hornhaut (oberflächlich-stromale Keratitis) und eine persistierende Membrana pupillaris werden beschrieben (SCHÄFFER, WIESNER & HEGEL 1988). Symptome: Die Kornea ist getrübt und zeigt eine raue Oberfläche. Der Augenhintergrund ist nicht sichtbar. Im Auge schwimmt eine seröse Flüssigkeit. Im lateralen Teil des oberen Lides beidseits fehlt der Limbus. Haare berühren die Kornea und verursachen eine permanente Irritation. Der Fundus ist nicht sichtbar. Im Blut fallen geringe Cholinesterase Werte auf (WAHLBERG 1978; WAHLBERG & TARKKANEN 1980). Diagnose: Tiefer keratotischer Katarakt in beiden Augen. Iriskolobom beidseits. 128 Ätiologie: Vermutet werden exogene Faktoren, wie etwa die teratogene Wirkung einer Hypo- oder Hypervitaminose A oder Insektizide wie Cholesterinesteraseinhibitoren. Nach WAHLBERG &TARKKANEN (1980) sind hereditäre Faktoren chromosomalen oder genetischen Ursprungs unwahrscheinlich, auch konnten Schwermetalle im Blut der Tiere nicht nachgewiesen werden. „ Die Persistenz der vaskulären pupillären Membran beruht auf einem Versagen des normalerweise im fetalen Leben ablaufenden Atrophieprozesses des mesodermal umscheideten (embryonal blutführenden) Arkaden. Im Fall ihrer Persistenz können die mesodermalen Gefäßstränge frei in der Vorderkammer flotieren oder nur an der Iris, an der Linse, aber auch (...) an der Hornhaut fixiert sein“ (SCHÄFFER, WIESNER & HEGEL 1988). Therapie: Die erkrankte Kornea sollte abgedeckt werden. Irritierende Haare können (evtl. operativ) entfernt werden. Eine Entropium Operation kann versucht werden, führt aber nicht immer zum Erfolg. Die persistierende pupilläre Membran ist klinisch selten von Bedeutung und ihre Behandlung meist unnötig (SCHÄFFER, WIESNER & HEGEL 1988). Ohren Othämatome Othämatome werden bei exotischen Katzen verschiedentlich beobachtet, deren Ursache ist meist eine Otitis externa. Diese wiederum hat häufig eine parasitäre Ursache, denen eine bakterielle Erkrankung folgt. Verschleppte Otitiden führen zu einer Otitis media oder -interna. Symptome: Kopf-Schiefhaltung, Fieber Therapie: Hochdosiert Antibiotika (Erythromycin) und Antiinflammatoria (Paracetamol) (BEHLERT 1995). Haut Alopezien SEIFERT et al. (1982) berichten von zeitweisem partiellen und totalen Haarausfall bei künstlich aufgezogenen Großkatzen. Sie werden meist ab der 4. Woche gesehen. Symptome: Haarlose Stellen finden sich an den Ohren und Hinterbeinen. Diese Veränderungen sind vorübergehend und verschwinden, wenn die Jungtiere feste Nahrung aufnehmen. Therapie: Zusätze von Leber und Speiseöl zur Aufzuchtsmilch haben positiven Einfluss auf den Haarwuchs (BEHLERT 1995). 129 Sohlenulzera Bei Irbissen, die stereotyp im Käfig auf- und ablaufen (HEMMER 1968; RIEGER 1978b), können bei zu rauen Fußböden durchgelaufene Sohlen auftreten (KUNTZE 1983). Symptome: Lahmheiten auf einem oder mehreren Beinen (KUNTZE 1983). Therapie: Sohlenulzera werden an den Wundrändern freigeschnitten, mit dem scharfen Löffel vorsichtig ausgekratzt und mit Entozon gespült. Die Wunden werden mit Socatylsalbe behandelt; es sollte versucht werden, einen Verband anzulegen (...). Oft reicht es, wenn der Verband drei Tage lang täglich erneuert wird (was drei Sedationen erfordert) und die Wunden danach offen gelassen werden, allerdings sollte der Käfigboden trocken und sauber und dick mit täglich zu wechselndem Stroh bedeckt sein (BEHLERT 1995). Bewegungsapparat Frakturen SOKOV (1997) berichtet von einem wildgefangenen Irbis in Pakistan der eine nicht näher definierte Fraktur der Vordergliedmaße zeigte. Eine pathologische Frakturbereitschaft liegt bei einem sekundären Hyperparathyreodismus, bedingt durch Fehlernährungen (KUNTZE 1983) vor. Zerrungen, Verstauchungen und Prellungen Erkrankungen der Muskulatur und Sehnen werden nach Auseinandersetzungen bzw. nach übermäßigem Herumtoben der Tiere bisweilen gesehen. Es sind zumeist Zerrungen, Verstauchungen und Prellungen (BEHLERT 1995), die nach einiger Zeit abheilen. Nicht Zoo gerechte Haltungsbedingungen sind für die Mehrzahl der beobachteten Lahmheiten verantwortlich (KUNTZE 1983), jedoch lässt der Autor sich darüber nicht detailliert aus. Erkrankungen im Zehen- oder Ballenbereich Lahmheiten durch Erkrankungen im Zehen- oder Ballenbereich haben ihre Ursache meist in Schnitt - Biss - oder Scheuerwunden an den Sohlenflächen. Ätiologie: Aufgrund der Sohlenbeschaffenheit der Katzenartigen erklärt sich ihre besondere Empfindlichkeit gegen nassen, rauen oder zu glatten Untergrund. Verletzungen im Zehen- und Ballenbereich können durch ungünstige Haltungsweisen entstehen. Durch Verbringen auf trockenen, weichen oder strohgepolsterten Boden resultiert schnelle Abheilung. Das Anlegen von Schutzverbänden erwies sich als sinnlos (KUNTZE 1983). 130 Osteodystrophia fibrosa generalisata Neben den Erkrankungen der Knochen, wie Frakturen oder Tumoren, sind es vor allem die Systemerkrankungen der Knochen, die bei Feliden eine Rolle spielen (BEHLERT 1995). Die Osteodystrophie wird von DÄMMRICH (1967) bei Löwen, Tigern, Pumas und Leoparden beschrieben. Laut EULENBERGER (2003 pers. Mitt.) kommt sie auch beim Schneeleoparden vor. Symptome: Wechselweise Lahmheit und Bewegungsunlust, Verbiegen der langen Röhrenknochen und Wirbelsäule, Spontanfrakturen, allgemeine Hyperästhesien an Gelenken und Knochen, Nachhandschwächen und Obstipationen. Pathologisch-anatomisch: vergrößerte Nebenschilddrüsen, mit dem Messer schneidbare Knochen. Diagnose: Im Röntgenbild sind eine dünne Kortikalis, eine schmale Epiphysenfuge und eventuell Grünholzfrakturen sichtbar. Im Serum: erhöhte alkalische Phosphatase, normale Ca- und P-Werte. Ätiologie: Sekundärer, alimentärer Hyperparathyreodismus, der bei einer Fütterung mit zu wenig Kalzium und einem Phosphorüberschuss entstehen kann, wie zum Beispiel durch ausschließliche Fleischfütterung ohne Mineralstoffzusatz. Auch sehr fette Nahrung fördert die Kalziumverluste über den Darm. Therapie: Normalisierung des Ca:P -Verhältnisses (2,5-2 : 1), Substitution von Calciumgluconat subkutan über eine Woche bei erkrankten Tieren, orale Substitution von Calcium. Dabei darf es sich nicht um Calciumphosphat handeln, da dieses die Situation verschlimmert. Gaben von Vitamin-D3 sind kontraindiziert. Die Fütterung sollte auf Ganzkörperfütterung umgestellt werden. Prophylaxe : Die Fütterung sollte ein Ca:P-Verhältnis von 2:1 haben, Jungtiere sind restriktiv zu füttern (BEHLERT 1995). Ernährungsbedingte Knochenerkrankung Eine nutritive Knochenerkrankung wurde von BEGG (1978) bei einem etwa 4 Monate alten Schneeleoparden beschrieben. Symptome: Lahmheit auf dem linken Vorderbein, einige Tage später schlechtes Allgemeinbefinden, das Tier hat große Probleme, sich zu bewegen, und befindet sich meist in niedergekauerter Position. Palpatorisch zeigt sich deutliche Krepitation im linken Schultergele nk. Schmerz ist deutlich auslösbar. Das Geschwister-Junge zeigt keinerlei Anzeichen einer Erkrankung. 131 Diagnose: Nutritiver, sekundärer Hyperparathyroidismus mit transversaler Fraktur des linken proximalen Humerus. Ätiologie: Das erkrankte Weibchen hat eine deutliche geringere Säugezeit , da das Muttertier eine häufige Abwesenheit vom Nest zeigt. Die selbstsändige Futteraufnahme ist zu dieser Zeit mangelhaft. Der junge Schneeleopard wiegt zum Zeitpunkt der Erkrankung etwa 9 kg in einem Alter von 16 Wochen. Die Ursache der Erkrankung wird in dem Untergewicht zwischen der 14. und 19. Woche vermutet. Therapie: Umstellung der Ernährung und Immobilisierung des linken Beines mit Einbezug der linken Schulter. Substitution von Calcium, Phosphor und Vitamin D, sowie eines Langzeit Anabolikums (Laurabolin® Intervet). Stoffwechselerkrankungen Diabetes mellitus In Klinik, Labordiagnostik und Therapie verläuft der Diabetes mellitus jüngerer Tiere wie bei den Patienten der Kleintierklinik (BEHLERT 1995). Die Behandlung erfolgt dort mittels Anwendung einer protrahiert wirkenden Insulinpräparation vom Rind oder Schwein und einer gleichzeitigen diätetischen Maßnahme. Da ständige Insulininjektionen bei Raubkatzen problematisch sind, greift man auf orale Mittel zurück. Bis in die 80er Jahre wurde Tolbutamid (Orinase®) verwendet, die vom Menschen her bekannten Herz-Leberschäden traten nicht auf (BEHLERT 1979). Heute sind Medikamente wie Glucobay® (Bayer) oder Metformin® (Stada) erhältlich. Ihr Einsatz beim Schneeleoparden jedoch noch nicht erprobt. Ein Zusammenhang zwischen Diabetes mellitus und einer Amyloidose scheint möglich. Es bedarf allerdings noch weiterer Untersuchungen, ob, wie beim Menschen, die Altersamyloidose einen Diabetes mellitus verursacht (BEHLERT 1979). 132 3.4.2.5. Tumoren/ Neoplasien Testikuläres Seminom Bei Wildtieren sind Neoplasien im Vergleich zum Vorkommen bei domestizierten Tieren relativ selten, ihre Anzahl nimmt aber zu (DOSTER et al. 1989). KARESH & KUNZ (1986) berichten über ein bilaterales testikuläres Seminom bei einem 12 Jahre alten Schneeleoparden, DOSTER et al. (1989) über ein unilaterales testikuläres Seminom beim ausgewachsenen Schneeleoparden. Symptome: Umfangsvermehrung des Hodens palpierbar. Der Hoden weist nekrotische und hämorrhagische Herde auf. Hämatologie: Neutrophilie und Lymphopenie, starke Erhöhung des Kreatininwertes (636,5µmol/l, normal: (64) 114-256 µmol/l) und des UreaNitrogenwertes (33,5mmol/l, normal: 0,7 (1,8) -10,2mmol/l). Therapie: Eine orale antibiotische Behandlung über 7 Tage wird vor der Entfernung des Hodens durchgeführt. Parathyroid - Adenom DOSTER et al. (1989) diagnostizierten ein Adenom in der linken Parathyroidea eines älteren Schneeleoparden. Die pathologischen Veränderungen dieser Erkrankung wurden von ROTH & CAPEN (1974) beschrieben und sind in der Diskussion aufgeführt. Ovarielles Dysgerminom KARESH & RUSSELL (1988) berichten über ein 1,025 kg schweres Dysgerminom des rechten Ovars bei einer 13 Jahre alten Schneeleopardin. In seinem dritten Lebensjahr hatte das Tier einen Wurf Junge, danach scheiterten mehrere Zuchtversuche. Es kam bis zum 10. Lebensjahr zu Kopulationen ohne folgende Trächtigkeit, in den Jahren danach war keinerlei sexuelle Aktivität sichtbar. Symptome: Tachypnoe und Umfangsvermehrung im Bauchbereich Histologie: Pleomorphe Tumorzellen mit vesikulären Nuklei, erkennbaren Kernmembranen und geringem Zytoplasmaanteil sind sichtbar. Viele dieser Zellen sind mitotisch aktiv. Therapie: Die operative Entfernung des Tumors ist ratsam. Auch wenn alle Dysgerminome als potenziell maligne beschrieben werden, bilden sich nur in 10-20 % Metastasen (KARESH & RUSSELL 1988). 133 3.4.2.6. Mangelkrankheiten Tabelle 34 gibt eine Übersicht über einige Mangelerscheinungen und deren Therapie beim Schneeleoparden. Tabelle 34 - Mangelerscheinungen und deren Therapie Vitamin-D3 Vitamin A (kann aus ß-Karotin von Feliden nicht synthetisiert werden) Vitamin-B2 (bei fettreicher Nahrung) Vitamin-B6 Vitamin-E (bei hohem Fischanteil in der Fütterung) Eisenmangel Symptome/ Erkrankung Rachitis (analog zu den Haustieren, selten bei Feliden) schlechter Allgemeinzustand, Hyperkeratosen, Alopezie, Fruchtbarkeitsstörungen, genetische Defekte in der Nachzucht (BEHLRT 1995). Drehen des Kopfes bei Jungtieren, häufig nach dem Absetzen, Kyphosehaltung der Wirbelsäule, Ataxien der Nachhand, Abmagerung trotz guter Futteraufnahme, tonische Krämpfe bei Berührung (ELZE et al. 1970). Harnverlust, Linsentrübung, Gewichtsverlust Urolithiasis (durch Erhöhung der Oxalsäure: Bildung von Kalziumoxalatsteinen in den ableitenden Harnwegen) Muskeldystrophie, Enzephalitis Schwäche, Schleimhäute, Infektionsbereitschaft blasse erhöhte Prophylaxe/Therapie Der Bedarf von 10-20 I.E.Vitamin D3/kg Kgw muss gedeckt werden (BEHLERT 1995). Substitution von 450 -500 000 I.E. Vitamin-D2 im 4., 6., und 8. Lebensmonat (ELZE et al. 1970). Der Plasmaspiegel muss über 100 I.E./100 ml liegen. Vitamin-A-Injektionen, Futterumstellungen (BEHLERT 1995). Bei chronischem Verlauf ist die Vitamin-A-Substitution erfolglos; daher ist die Applikation bei den Jungtieren vorzunehmen (ELZE et al. 1970). Der Bedarf von 0.2-2 mg in der Nahrung sollte beachtet werden Der Bedarf von 0.2-0.3 mg Vitamin-B6/Tag muss gedeckt werden Futterumstellung, Substitution hohen Dosen Vitamin-E von Injektion von 75-150 mg Eisendextran in der 2. Lebenswoche, später orale Substitution (ELZE et al. 1970). Fortpflanzungsstörungen durch Verhalten, Haltung, Fütterung, Klima Einzelgängerische Tiere, die jahrelang friedlich mit anderen zusammenleben, produzieren infolge des Gewöhnungseffektes, durch den die sexuelle Stimulation ausbleibt, oft keinen Nachwuchs. Auf den Anspruch der Katzenart an bestimmte Temperaturen im Sommer und Winter ist Rücksicht zu nehmen. Vor allem weibliche Tiere, die in einer falsch temperierten Umgebung leben, stellen den Sexualzyklus ein. Mangelhafte Fütterung oder das Fehlen essenzieller Futterbestandteile können zum Ruhen der ovariellen Funktionen oder zu schlechten Konzeptionsergebnissen führen (BEHLERT 1995). 134 Pseudogravidität BROWN et al. (1994) untersuchten die Pseudogravidität von zwei Irbissen mittels einer Hormonuntersuchung in Harn und Kot. Die Aktivität der Ovarien beim Schneeleoparden kann durch eine HPLC Analyse anhand der E2(Estradiol) und P 4-(Progesteron)Konzentrationen im Kot untersucht werden. P4 kann aus dem Kot der Schneeleoparden zur Bewertung der Lutealfunktion herangezogen werden, wobei zu beachten ist, dass etwa 70 % als konjugierte von Enzymen nicht hydrolysierte Steroide ausgeschieden werden (SCHILLE et al.1984). Verlauf: Bei einer Pseudogravidität ergeben sich in den ersten 100 Tagen nach intramuskulärer Gabe von HCG und eCG folgende E2 Metabolite im Kot von zwei Irbissen: im Durchschnitt: 225.1 ng/g TS im Peak am 25. Tag: 1969 ng/g TS Bei Untersuchungen von Fertilitätsproblemen lässt sich mit dieser noninvasiven Methode eine eventuelle Pseudogravidität erkennen (BROWN et al. 1994). 135 3.4.3. Jungtiererkrankungen Häufige Erkrankungen bei Jungtieren sind in Tabelle 35 wiedergegeben. Die Jungtiersterblichkeit bei im Zoo gehaltenen Irbissen war in den 70er Jahren sehr hoch. VOGT (1982) schätzte sie auf 82%. Schneeleoparden, die das Alter von 6 Monaten nicht erreichen, werden im Zuchtb uch nicht registriert (BLOMQVIS T 1978a) Tabelle 35 - Häufige Jungtiererkrankungen bei Schneeleoparden Erkrankung Mortalität feline Enteritis1,2 Atemwegsinfektionen1,2 Infektionen der Augen1,2 Parvovirus Infektion3 Infektion mit feliner Rhinotracheitis3 hoch hoch gering hoch hoch, wahrscheinlich durch die Mutter übertragen Leberzirrhose3 hoch, ein Alter von 6 Monaten kann erreicht werden mittelgradig, ein Alter von 6 Monaten kann erreicht werden gering Epilepsie3 Otitis1 Quellen: 1: BRUNSTEIN (1978), 2: FRUEH (1968), 3: VOGT (1982) Katarakt Ein Katarakt tritt bei der Handaufzucht häufig auf (FREEMAN & BRADEN 1977). Symptome: Trüber Schleier im Auge, der zunehmend stärker auffällt. Bis auf eine Einschränkung des Sichtfeldes scheint die Erkrankung das Tier nicht zu beeinträchtigen (BRUNSTEIN 1978). Ätiologie: Ein Mangel an essenziellen Fettsäuren wird vermutet. Therapie: Verabreichung eines Leber-Milchgemisches bei der Fütterung der Welpen (BEHLERT 1995). Durchfälle Bei der Handaufzucht können Durchfälle durch Überfütterung entstehen. Therapie: Die Milch sollte verdünnt werden. Zusätze von Antibiotika (Chloramphenicol, Neomycin), sowie Elektrolyte (Oralpädon® ) können verabreicht werden. 136 Bei unspezifischen Durchfällen haben sich Gaben von Bacteriolact® oder Fermatolac® aus Laktobazillen besser bewährt als Antibiotika (BEHLERT 1995). EXNER (1995) untersuchte die Jungtier-Todesursachen von 284 in Zoos gehaltenen Raubkatzen, unter anderem auch Schneeleoparden. Mehr als ein Viertel der lebendgeborenen Welpen starben an Infektionskrankheiten. Eine zusammenfassende Übersicht ist in Abb. 22 gegeben. Todesursachen bei Jungtieren ohne Berücksichtigung der Totgeburten 6% 2% 5% 26% 8% Infektion Trauma nach Bissverletzung Lungenerkrankung Lebensschwäche Trauma unklarer Genese Missbildung 14% Leber/Nierenschaden sonstiges 24% 15% Abbildung 22 - Todesursachen modifiziert nach EXNER (1995) 137 3.4.4. Impfungen Tabelle 36 - Impfungen der Schneeleoparden Erreger Parvovirus/ Panleukopenie Herpesvirus 1 Calicivirus 1 Feline Coryza4 Distemper Virus 5 Feline Virale Rhinotracheitis 4;5 Präparat Adulte1: Grundimmunisierung Wiederholung 1 x jährlich im November oder Dezember Wildfänge2 2 mal im Abstand von 14 Tagen jährlich bzw. alle zwei Jahre Jungtiere: 1 Serum FeliserinR (Bayer) 4. Woche und 6. Woche Parvovirus 1 Totimpfstoff 8.,10. und 12. Woche Totvakzine2 ab der 2. Lebenswoche, dann alle 14 Tage bis zum Alter von 10 Wochen Jungtiere von geimpften Müttern2 Immunserum Serocat® (Rhone Merieux) 3 Jungtiere: Totimpfstoff Jungtiere: Totimpfstoff mit 10 und 14 Wochen mit Lebendvakzine, dann jährlich 8. und 12. Woche mit Lebend- oder jährlich bzw. alle Totvakzine zwei Jahre 2x 2x seit 1976 in Basel 3 malige Gabe seit 1976 in Basel 3 malige Gabe Quellen: 1.VOGT (1982); 2.BIENIECK et al. (1968), 3.BEHLERT (1995); 4. RÜEDI et al. (1978); 5. BRUNSTEIN (1978) 3.4.5. Zoonosen Übertragbare Krankheiten vom Irbis auf den Menschen sind in der Literatur nicht explizit erwähnt. Es gelten aber gleiche Vorsichtsmaßnahmen wie bei Zoonosen anderer Katzenarten. Eine Übersicht über Zoonosen der Wildkatzen zeigt LEWIS (1978). 138 3.5. Arzneimittelverzeichnis für Schneeleoparden Das hier aufgezeigte Arzneimittelverzeichnis erhebt keinen Anspruch auf Vollständigkeit. Zur Behandlung spezieller Indikationen liegen Anhaltspunkte in KRAFT (1999), die sich im Allgemeine n auf Großkatzen übertragen lassen. Tabelle 37 - Arzneimittelverzeichnis Arzneimittel (Wirkstoff) Antibiotika/ Chemotherapeutika Amoxicillin Cefadoxil10 Chloramphenicol11 Erythromycin2 Formosulfathiazol3 Gentamxycin2 Kanamycin2 Neomycin Bacitracin2 Penicillin G/ Procain 2;3 Penicillin Spiramycin2 Sulfadiazin2 Trimetoprim-Sulfonamid Kombination4 Sulfadiazin/ Trimethoprim5 Terramycin5 Handelsname® Firma Dosis mg/kg KGW Applikation Amoxi-ject®, (Beechem Lab)1 Amoxi-Tabs®(Beechem Lab)9 Cefa-Tabs®(Beechem Lab) 20 20 22 Erythromycinlösung ®, (Albrecht) Socatyl® (Ciba-Geigy) 0.25ml 45.000 IU/kg i.m. p.o. p.o. parenteral i.m. lokal i.m. /i.v. i.v. lokal i.m. 0.5-1 Tabl. p.o. ® Nebacetin (Essex) Suanatem®(Rhone Merieux) Eusaprim® Ditrim 48 % Inj.®, (Syntex Animal 0.05 ml/kg Health) (Pfitzer) Indikation/ Bemerkung Pasteurella multocida Infektion Wundsalbe Endometritis als Styli, Lösung, Puder, Salbe Entzündungen, Katzenschnupfen Blasendivertikel i.m. 139 Antiparasitika Bromocyclen Febantel2,3 Fenbendazol2;3 Flubendazol2 Ivermectin6 Mebendazol2;6;7 Sulfadiazin2 Alugan® Rintal® (Bayer) Panacur®, (Hoechst) Flubenol P ® Ivomec®(Merial) Mebenvet® , (Janssen); Telmin® (Janssen-Cilag) Wellcare Shampoo® Droncit®(Bayer) Daraprim®(Daxo Welcome) Banminth® "Katze" "Pferdepaste" Sulfadiazin® (Rebopharm) Sonstige Arzneimittel Acepromacin2;6 Acridin Derivate 2 Amikacin1 Atropin2 Permethrin Praziquantel2 Pyrimethamin2;6 Pyrantelpamoat2 Amphotericin B 1 Buscopan2 Bromhexin2;6 Chloromycetin3 10 20 22 0,2 10-15 22 5-10 1 bzw. 8-20 als Bad p.o. p.o. p.o. p.o. ,s.c. p.o. p.o. lokal p.o. p.o. p.o. 3 Tage lang 3 Tage lang nicht zugelassen 3 Tage lang bei Toxascaris/ Toxocara Infektion zur Therapie von Toxoplasmose 120 p.o. 14 Tage Daraprim Vetranquil®, (Albrecht) 0,5-1 i.m. Entozon® (Asid) Amiglyde-V®, (Fort Doge) Atropinum sulf. sol. ®(WDT) 4 0,05 lokale s.c. i.m. oral möglich, Dosis dann etwas höher Wundbehandlung ® Buscopan compositum (Boehringer) Bisolvon®(Boehringer) 1 30 i.v. i.v. p.o.; langsam i.v. p.o. in Kombination mit Prämedikation in 5%iger Dextrose Expektorans; auch als Kombination mit Antibiotika Salmonellen infektion 140 Deltacortril®5 (Pfitzer) Diazepam2 Valium ® (Roche) Elektrolyte 14 Oralpädon 1mg i.v. Tranquilizer, Ataraktikum (Narkoseprämedikation) 0,1-0,5 i.v. (Epilepsie) 0,5-1 p.o. (leichte Sedation) n.Bedarf oral bei Erbrechen Eniclonazol2 Flunixin Meglumine 5 Imaverol, ®(Janssen) Banamine ®, (Shering Cop) 0.5 Glukose Natriumchlorid Kaliumhydrogenkarbonat2 Griseofulvin2;6 Oralpädon® (Fresenius) Likudin®(Hoechst); Fulcin plus ®(Zeneca) Hyaluronidase2;6 Hylase®(Pharma Dessau) Hyoscin Metamizol (Butylscopolamin) 2;6 Buscopan Comp® (Boehringer) Immunserum Panleukopenie2 Serocat® (Rhone Merieux) 20-30 lokal s.c. Antimykotikum p.o. bei Exikkose p.o. Pilzbefall mikronisiert: 50125 p.o. 150-300 IE zur Infusionslösung i.v. 0,5-10 ml pro i.v; i.m; s.c. Tier 0,5-0,8 mg/kg i.v; i.m; s.c; p.o. 5-20 ml pro Tier s.c. Enzym zur Depolarisation der Hyaluronsäure Spasmoanalgetikum auch lokal an Augen und Nase 141 Kaolin Pektin8 Kaoprompt® (Upjohn) 1 ml p.o. gegen Durchfall Ketamin2;6 Ketanest®(Parke Davis) 10-20 i.m. Ketoconazol8 Medetomidin2;6 Nizoral® (Janssen) Domitor®(Pfitzer) Metoclopramid2;8 Paspertin® (Solvay) 10 60-80 ug/kg 0,5-1 in Kombination mit 1-2 mg/kg Xylazin i.m. Mikrosporie, Immunmediator Sedation Paracetamol2 Prednisolon Sodium Succinat3 resorb. Schwamm2 Gelastyp ®. (Hoechst) 2;6 Thiamylal Surital® (Parke Davis) 2 Xylazin Rompun® (Bayer) 2;6 Yohimbin Yohimbin®(Cäsar& Lorenz); Yocon Glenwood®(Solvay) Zolazepam2 Zoletil® (Virbac) 28 i.v. p.o. (150) i.m.; s.c. i.v; i.m; s.c; für Katzen nicht zugelassen p.o. Dosis analog Humanbereich i.v. bei Laryngealödem lokal nach Zahnextraktion 8-10 i.v. (nach Wirkung) 1,8-3 i.m. in Kombination mit Ketamin 0,25-0,5 0,1-0,5 4-8 i.v.; i.m. i.v. i.v.; i.m. Antidot für Rompun, Aufhebung der Wirkung von Xylazin Quellen : 1.CALLE et al. (1989) ; 2. BEHLERT (1995); 3. RYAN et al. (1990); 4. ISENBÜGEL et al. (1987); 5. FIX et al. (1989) ; 6. KRAFT (1999); 7. WEILENMANN (1978); 8. KLEINE BÜNING, (2002, pers. Mitt.); 9. FLETCHER (1978a); 10. KARESH & ASTE RINO (1988); 11. ELZE et al. (1974) ; 12. PETERS & ZWART (1973); 13. LÖSCHER et al. (1997); 14. SCHRÖDER (1967) 142 3.6.1. Medikamentenunverträglichkeiten Pharmaka die für die Hauskatze unverträglich sind, sollten generell auch für exotische Katzen als toxisch angesehen werden (BEHLERT 1995). Tabelle 38 zeigt einige Wirkstoffe, die bei Schneeleoparden nicht oder nur mit Vorsicht eingesetzt werden sollten. Tabelle 38 - Medikamentenunverträglichkeiten Wirkstoff Morphin und dessen Derivate 1 Chlorierte Kohlenwasserstoffe 1 Phenolhaltige Desinfektionsmittel1 Hexachlorcyclohexanhaltige Mittel1 Barbiturate 1 Piperazin1 Fungizide1 organische Phosphosäureester1 Baldrian2 Cardiazol3 Toxizität/Symptome äußerst toxisch, starke langandauernde Exzitationen, Vorsicht bei der Verfütterung von Tieren, die euthanasiert wurden Salivation, Erbrechen, Ataxien Therapie Anitdot Revivon® hilft nur bei leichten Vergiftungen toxisch toxisch toxisch bei Überdosierung: Ataxie, Koma toxisch bei Überdosierung möglicherweise toxisch als Rückstände in Futtertieren möglicherweise toxisch als Rückstände in Futtertieren, Salivation, Diazepam; Methocasbamat Erbrechen, Ataxien Abgeschlagenheit bei anderen Tieren zur Stabilisation des Kreislaufs eingesetzt, wird von Feliden nicht vertragen Quellen: 1. BEHLERT (1995); 2. MARMA & YUNCHIS (1968); 3. KRAFT (1963) 143 4. Diskussion 4.1. Allgemeines Das Verhalten wildlebender Schneeleoparden ist weitgehend unbekannt, weil ihr Lebensraum nur schwer zugänglich ist. Zwar gelingt die Haltung und Nachzucht in Zoos gut, doch können Verhaltensänderungen der Tiere wegen möglicher Sozialisierung an den Menschen und Anpassung an den vorgegebenen Lebensraum nicht ausgeschlossen werden. Daher sind nicht alle Verhaltensweisen von Gehegeexemplaren auch für die Wildbahn von Bedeutung. Andererseits weisen die insgesamt guten Erfolge der Haltung und Zucht unter Gehegebedingungen auf eine bemerkenswerte Adaptabilität der Tiere hin: z.B. erheblich von Wildbahnverhältnissen abweichende Klimata, ein hoher Infektionsdruck und die Gewöhnung an Menschennähe, die für das Überleben in der Wildbahn bei zunehmender Veränderung des Lebensraums von Bedeutung sein kann. Besondere Aufmerksamkeit gilt weltweit dem Schutz und den Erhaltungsmaßnahmen für diese Art. Zuchtprogamme in Zoos und Wildparks sollen die Arterhaltung sichern. Der nationale Artenschutz ist Bestreben einiger Organisationen sowie der Staaten, in denen der Schneeleopard vorkommt. Unglücklicherweise lässt die politisch instabile Lage in einigen Ländern dem Tierund Naturschutz wenig Raum zur Gestaltung. Die schlechte Versorgungslage der Menschen z.B. in Afghanistan sowie in Südrussland rückt Maßnahmen zur Erhaltung des Irbisses dort in den Hintergrund. Dies ist ein Grund mehr, europäische Hilfsprogramme zu unterstützen und die Bürger westlicher Industrienationen über deren Notwendigkeit aufzuklären. Nationalparks sollten so gestaltet werden, dass dem Irbis ein möglichst optimaler Lebensraum zur Verfügung gestellt wird. Durch die Kenntnis von Karankheitsdispositionen können Präventionsmaßnahmen gestaltet werden. Genauere Informationen über den Lebensraum und die Krankheiten des Schneeleoparden sowie die Anzahl der Beutetiere und deren Erkrankungen und geeignete Impfprogramme der Nutz- und Haustiere, könnten die Möglichkeit aufzeigen, die vorhandene freilebende Irbisopulation zu stabilisieren. 4.2. Systematik und anatomisch-physiologische Aspekte Eine klare taxonomische Zuteilung des Schneeleoparden ist bisher nicht möglich. Die Ethologie des Irbisses weist sowohl Merkmale von Felinae und Pantherinae auf (RIEGER 1980). Aufgrund der genetischen Untersuchungen von O´BRIEN (1995), GRIPENBERG et al. (1982), RIEGER (1980) und HEMMER (1968) zum Nackenbiss während der Paarung ist die Zuteilung des Irbisses zu Panthera sinnvoll. Er sollte nicht als eigene Gattung Uncia gelten. Untersuchungen zu eventuellen genetischen Varianzen zwischen verschiedenen Verbreitungsgebieten liegen bisher nicht vor (McCARHTY 2003). Sie erscheinen nach den vorliegenden Ergebnissen aber sinnvoll, da genetische Varianzen für die Erhaltung der Art von großer Bedeutung sein könnten. Zwar definiert HALTENORTH (1936) aufgrund seiner Untersuchungen am Schädel der Tiere nur eine Art, doch die sehr weite Verbreitung, kombiniert mit unterschiedlichem Aussehen der Tiere (BLOMQVIST 1978a; GRAY 1867), lassen die Vermutung auf Genvarianzen der Schneeleoparden zu. 144 Analog zu südamerikanischen Cameliden besitzt der Schneeleopard eine hohe Konzentration von Hämoglobin im Blut und damit ein größeres Sauerstoffbindungsvermögen als andere Säuger, dies ist eine phylogenetische Anpassung an hochalpine Lebensräume (HELM 2001). 4.3. Verhalten Einige Autoren (NOWELL & JACKSON 1995; GRZIMEK 1978; ROGERS 2001) sind zu Unrecht der Meinung, der Irbis würde nicht brüllen. Sie nahmen dieses Merkmal zum Anlass, ihn taxonomisch in die eigene Gattung Uncia zu stellen. Schneeleoparden brüllen wie Vertreter der Gattung Panthera (RIEGER 1980; SKUPIN 2003). Durch das elastische Zwischenband im Zungenbein können sie, wie andere Großkatzen, die Luftzufuhr erhöhen und damit den typischen Laut äußern (SKUPIN 2003). Fast alle Untersuchungen zur Lautgebung beim Schneeleoparden sind an Gehegetieren durchgeführt worden. Weitere, bisher unbekannte Laute bei freilebenden Tieren sind also nicht auszuschließen. Oft sind mehrere Lautäußerungen einander überlagert (PETERS 1980). Von Löwen ist bekannt, dass sie gemeinsam jagen und sich beim Verzehr der Beute gegenseitig dulden. Sogar Löwen, die nicht an der Jagd beteiligt waren, werden beim Verzehr der Beute akzeptiert (KITCHENER 1978). Irbisse jagen nicht gemeinsam, sie sind Einzelgänger, behauptet McCARTHY (2003). Dem gegenüber steht die Vermutung von FREEMAN (1978), die eine gemeinsame Jagd von mindestens zwei Tieren erwähnt: „There are repeated references ... to „resident pairs“. This is usually in regard to the snow leopards´ hunting behavior and concerns two animals working cooperatively to bring down prey. One animal will chase a goat or sheep into an area where the other animal is waiting in ambush. “ Die Bezugsquellen, die auf eine gemeinsame Jagd von Irbispaaren hinweisen, werden nicht benannt, wahrscheinlich ist aber, dass es sich bei den von FREEMAN (1978) genannten Tieren um eine Mutter mit ihrem fast erwachsenen Nachwuchs handelt. Die zentralnervösen Verschaltungen von Lernvorgängen sind bei Feliden für eine erfolgreiche Jagd wichtig (LEYHAUSEN 1956). Es ist wahrscheinlich, dass die Schneeleopardin ihre unerfahrenen Jungen direkt an der Jagd beteiligt oder diese in unmittelbare Nähe der Jagd mitführt. Unerfahrene Junge könnten die Beute zwar aufmerksam machen und damit den Jagderfolg minimieren, jedoch ist die Beobachtung der Mutter bei der Jagd über einige Distanz durch die Jungen aufgrund der optisch offenen Topographie des alpinen Lebensraumes, sowie der ausgeprägten Binokularität der Art gut möglich. Die Struktur der sozialen Organisation lässt die gemeinsame Jagd mehrere adulter Schneeleoparden nicht vermuten. Bei freilebenden Schneeleoparden reagieren die Männchen aggressiv auf die etwa 21 Monate alten männlichen Jungen, die zu diesem Zeitpunkt die Elternfamilie verlassen müssen (RIEGER 1980). Dieses Verhalten ist insofern gut nachzuvollziehen, da die Irbisse in so extremen ökologischen Verhältnissen leben, dass die Nahrungsbeschaffung in einer großen Gruppe sehr schwierig wäre. Adulte Jungtiere können nicht bei den Eltern bleiben. Der Nahrungsbedarf wäre zu hoch (RIEGER 1980). 145 Dagegen steht die Aussage, dass Schneeleoparden während der Ranz und der Aufzucht der Jungen in sozialen Gruppen leben. Nach der Trennung von der Mutter gehen die Jungen auch im zweiten Winter noch nicht auseinander (McCARTHY 2000a; STROGANOV 1961). Die soziale Bindung der Weibchen untereinander nimmt mit dem Ende der Gravidität zu. RIEGER (1980) deutet dies auf verschiedene Weise. Zum einen könnte die Intensivierung der soziale n Beziehung zwischen zwei Irbis-Weibchen vor Paarung und Geburt bewirken, dass die Kooperation besonders bei der Jagd verstärkt wird, was den Nahrungserwerb in der klimatisch ungünstigen Jahreszeit sichern helfen könnte. Zum anderen könnte sie bewirken, dass sie sich während der anschließenden Jungenaufzucht gegenseitig bei der Nahrungssuche und dem Jungenschutz helfen (MAAS 2001). Während der Zusammenführung einer in Kirgistan gefangenen Schneeleopardin mit zwei ausgewachsenen Schneeleoparden im Lüneburger Wildpark adoptierten die beiden schon länger im Wildpark lebenden adulten Tiere das junge Weibchen (MAAS 2001), was als Ausdruck einer erheblichen sozialen Adaptilität gewertet werden kann. Da das Irbismännchen dabei beobachtet wurde, neben seiner Partnerin andere östrische Weibchen zu verweigern (MARMA & YUNCHIS 1968), muss das Paar mehr gesunde Nachkommen zeugen, um zur quantitativen Stabilität der Population beizutragen, als z.B. ein Löwe mit einer seiner Partnerinnen in einem Rudel. Die Gefahr der Inzucht durch Verpaarung von Geschwistern bestünde, wobei jedoch die Aggressivität des Vaters gegenüber seinen Nachkommen zu einer weiträumigen Dispersion genetisch verwandter Individuen und somit zum „Outbreeding“ beitragen könnte (FREEMAN 1978; BLOMQVIST 1978a). TSERENDELEGs (1994) Interpretation von Wundlöchern im Körper eines Beutetieres beschreibt wahrscheinlich die Caninus-Läsionen des tödlichen Nackenbisses. Dass andere Raubtiere die Beute des Schneeleoparden nicht verzehren, wie TSERENDELEG (1994, siehe Seite 40) berichtet, ist nicht auf Gift gefüllte Blasen zurückzuführen. Zum einen bilden sich Blasen nicht post mortem, zum anderen haben Feliden keinen Giftspeichel. Bei den Erhebungen könnte es sich auch um Bandwurmzysten handeln. Diese sind bei hochgradigem Befall der Zwischenwirte auf der Oberfläche der Bauchhöhlenorgane erkennbar und am Beutekadaver sichtbar. Es sollte abgeklärt werden, ob der Irbis seine Beute oder die Umgebung des Beutetieres geruchlich markiert, was andere Tiere vom Verzehr abhält. Ob der Autor mit seinen Ausführungen vielleicht subkutane Umfangsvermehrungen aufgrund gasbildender mikrobieller Zersetzung der Beute gemeint hat, bleibt ungeklärt. 4.4. Reproduktionsphänomene Wenn die Begattungsfrequenz der Tiger und Irbisse hoch ist, weil die Kopulation eine Ovulation auslöst (KLEIMANN 1974; RIEGER & PETERS 1981), so entspricht das dem Verhalten der Hauskatzen. Laut CONCANNON et al. (1980) löst eine einzige Kopulation nur in 50% der Fälle eine Ovulation aus. Die Bestimmung des Ovulationszeitpunktes wurde über den natürlichen kopulationsinduzierten postovulativen LH-Abfall im Blut gemessen. Eine Stunde nach der einmaligen 146 Kopulation konnten niedrigere LH-Werte festgestellt werden, als es bei Katzen der Fall war, die mehrmals kopulierten. Die beim Irbis wie bei der Hauskatze mehrmals aufeinanderfolgenden Kopulationen während eines Östrus (BLOMQVIST & STEN 1982; MARMA & YUNCHIS 1968) dienen somit der Absicherung der Ovulationsauslösung und der dadurch bedingten möglichen Befruchtung. Jahreszeitlich spätere Geburten in nördlich lokalisierten Zoos könnten ein Hinweis auf einen Zusammenhang zwischen Lichteinfluss und dem Eintreten des Östrus sein (FREEMAN 1978). Dieser Lichteinfluss, abhängig von Jahreszeiten und Haltungsbedingungen, ist bei Groß- und Kleinkatzen bekannt (KRAFT & DÜRR 1996). Andererseits zeigen Untersuchungen, dass Einflüsse verschiedener Klimata und Temperaturen keinerlei Wirkung auf den Eintritt des Östrus haben (FREEMAN 1978). Die von EATON (1974) erwähnte “sexuelle Gratifikation” zeigt, dass das Muttertier auch während der Aufzucht der Jungen attraktiv für das Männchen ist. Durch den Östrus und damit einhergehende weitere Kopulationen wird das Männchen enger an das Weibchen gebunden, was ebenfalls auf eine längere, feste Paarbildung hindeutet. So besteht die Möglichkeit, dass die Männchen sich an Schutz und Aufzucht der Jungen beteiligen. Die Beobachtungen von RIEGER (1978b) und BEGG (1978) sowie im Wildpark Lüneburger Heide (MÜLLER 2001 pers. Mitt.) lassen die Vermutung zu, dass das Irbismännchen bei der Aufzucht eine spezielle Rolle übernehmen kann. Die Harmonie der Partner zueinander sollte ein entscheidender Grund für die Beteiligung des Männchens an der Welpenaufzucht sein, da seine Anwesenheit für Welpen und Adulte mehr Abwechslung und Sicherheit bedeutet. Die Beteiligung des Vatertieres an der Aufzucht der Jungen ist in der Literatur bei freilebenden und in Gehegen lebenden Irbissen unterschiedlich dargestellt (WEILENMANN 1978; BEGG 1978; TSERENDELEG 1994; RIEGER 1978b) und sollte genauer untersucht werden. Sicher wird in den ersten Stunden und Tagen nach der Geburt eine Isolierung der Mutter und der Neonaten von anderen Schneeleoparden sinnvoll sein um die Ausbildung des Mutter-Kind-Bandes zu gewährleisten. Erfolgt dies nicht und erfährt die Mutterkatze Störungen, werden die Jungen vernachlässigt oder vollständig aufgegeben, wie das Beispiel von WEILENMANN (1978, S. 54) zeigt. Die von MAAS (2001) erwähnte Vermutung, dass Irbisweibchen die Jungen gemeinsam aufziehen, erscheint nicht abwegig, da Weibchen anderer Felidenarten dies tun, weil sie – ähnlich den Löwinnen (KITCHENER 1978) - zumindest temporär in einem Sozialverband leben können und unter Gehegebedingungen über lange Zeiträume die Möglichkeit dazu haben, wie es von Luchsen und Tigern bekannt ist (BÖER 2003 pers. Mitt.). Die soziale Anpassungsfähigkeit der Irbisse wird mit großer Wahrscheinlichkeit Mutterkatzen in die Lage versetzen, die Welpen anderer Katzen zu dulden oder zu säugen. Anzunehmen ist es bei Katzen in einem engen Bindungsverhältnis wie Mutter und Tochter oder Schwestern. FOX (1997) berichtet über einen Fall in Ladakh, Indien, bei dem Dorfbewohner drei Schneeleopardenjunge gefunden und von deren Mutter entfernt haben. Von der Überlegung, die Tiere zur Mutter zurückzubringen riet Fox ab, da die Mutter sie nicht 147 mehr akzeptieren würde. Die Tiere wurden zum Department of Wildlife in Ladakh gebracht und in Gefangenschaft aufgezogen. In der Literatur gibt es keine Angaben zum Verhalten der Irbismutter gegenüber ihren Jungen, nachdem diese von Menschen berührt wurden oder olfaktorische Spuren interspezifischer Kontakte aufweisen. Es ist anzunehmen, dass das Verhalten der Mutter unter anderem von der Intensität ihrer Bindung zum Nachwuchs und vom Alter der Welpen abhängt. BÖER (2003 pers. Mitt.) berichtet, dass Welpen aller Felidenarten bei Routineeingriffen wie Entwurmung und Impfung problemlos selbst für mehrere Stunden von der Mutter zu trennen sind und danach wieder von ihr akzeptiert werden, sofern sie selbst so alt sind, dass sie ihre Mutter sensorisch leicht orten und sich selbstständig auf diese zubewegen können. In der Regel ist dieses Entwicklungsstadium bei jungen Feliden mit etwa vier Wochen erreicht. Auch die Erfahrungen bei Sumatratigern und Persischen Leoparden zeigen, dass Welpen, die zeitweilig durch den Menschen vom Muttertier entfernt wurden, ohne Probleme wieder angenommen und aufgezogen werden (WESTON 1978). Junge Schneeleoparden, die im Zoo von der Mutter aufgezogen werden, werden auch durch Pfleger und Menschen, mit denen sie in Kontakt kommen, sozialisiert (O´CONNOR & FREEMAN 1982), was das Verhalten der Tiere verändern kann. Sie verlieren ihre natürliche Scheu vor dem Menschen. Dennoch sind O´CONNOR & FREEMAN (1982) der Meinung, dass diese Haltung für das Überleben der Art wichtig ist, da die Nachzucht in Zoos und Parks eine immer größere Bedeutung bekommt, während die natürliche Populationsgröße sinkt. Bei freilebenden Schneeleoparden ist meist irgendein Defekt des Jungtieres der Grund für ungenügendes Maternalverhalten (JACKSON 1998). Bei in Zoos lebenden Schneeleoparden liegt der Grund dafür häufig im Stress für Muttertier und Welpen, verursacht durch Störfaktoren wie Menschen, oder Tiere in Nachbargehegen. Deshalb sollte das Umfeld für trächtige und Junge führende Schneeleoparden so optimal wie möglich gestaltet werden (O´CONNOR & FREEMAN 1982). So sollten die Nistboxen Raum für einen Rückzug der Tiere geben und sowohl genügend Ruhe als auch Abwechslung gewährleistet sein. 4.5. Natur - und Artenschutzaspekte Viele Irbis- Teilpopulationen leben über Hunderte von Kilometern durch Schnee, Wüsten und andere geologische Barrieren getrennt (KOSHKAREV 1998; KOSHKAREV 1992) (siehe Verbreitungskarte im Kap.3.3.). Schneeleoparden leben in weitläufigen Verbreitungsgebieten mit sehr niedriger Populationsdichte, was einen Austausch genetischen Materials vermindert und die Gesamtpopulation gefährdet (McCARTHY 2000a). McCARTHY (1999) und NOWELL & JACKSON (1995) erwähnen die Durchwanderung einiger Irbisse durch ökologisch nicht zum Überleben geeignete Bereiche. Das Durchstreifen eines Tieres durch verschiedene Reviere würde eine Möglichkeit zum Austausch genetischen Materials bedeuten, die der Erhaltung der freilebenden Art dienlich wäre, sie sollte unbedingt genauer erforscht werden. FOX (1994) berichtet von einem ausgewachsenen Schneeleoparden, der in Russland etwa 600 km entfernt von den bekannten Revieren der Tiere gefangen wurde. In Nepal stehen die Leoparden von Nyeshang, Nar-Phu und Mustang in Verbindung zueinander. Sie leben also in einem weiten Gebiet, was die genetische Variabilität erhält und Inzucht verhindert. Um eine Spezies aber trotz eventueller erblicher Erkrankungen sicher in einem Gebiet erha lten zu können, bedarf es einer 148 Populationsgröße von mindestens 500 Individuen (ALE 2000). Kein geschütztes Gebiet in Nepal ist groß genug für eine solche Anzahl von Tieren, dennoch lebt dort eine quantitativ wesentlich kleinere Population, die sich theoretisch durch Zuwanderung zuchtfremder Individuen über beträchtliche Distanzen, ausgehend von anderen Vorkommensarealen, genetisch variabel halten könnte. Zwar wird die Wanderung der Irbisse durch den Menschen oder ein zu geringes Nahrungsangebot gestört, doch haben die im Himalajagebiet lebenden Tiere durchaus die Chance, große Strecken zu überwinden. Bisher fehlen in der Literatur Hinweise zu regelmäßig weiträumigen Wanderungen einzelner Individuen über hunderte von Kilometern. Daher sollte diesem Aspekt durch telemetrische Untersuchungen, z.B. mittels GPSTechnik, nachgegangen werden. Die Anzahl der freilebenden Schneeleoparden nimmt global immer weiter ab. Die Population ist vom Aussterben bedroht und in der „Roten Liste“ der IUCN gefährdeter Arten aufgelistet (HUSSAIN 2000). Die Aufklärungsarbeit bei den Hirten sollte eine durchdachte Hütestrategie beinhalten. Sie hat sich auch in Europa in Gebieten mit Wolfsvorkommen bewährt (BÖER 2003 pers. Mitt.). Die Arbeit mit ausgebildeten Hütehunden in gesicherten Pferchen wäre angebracht. Im Winter sollten Schafe, Ziegen, Pferde, Yaks und Rinder nicht unbewacht bleiben. Die Bevölkerung im Himalajagebiet ist arm und die jüngere Generation lebt nicht selten in der Stadt, so dass meist nicht genügend Hirten zu Verfügung stehen. Bislang zahlt die Regierung einen Teil der Verluste, die durch Raubtiere entstanden sind. Wichtig wäre es, die Bevölkerung über Optimierung der Haltung und der Krankheits-Prophylaxe ihrer Haustiere aufzuklären. Ein verbessertes Haustiermanagement mit verringerten Letalitätsraten und guter Reproduktion kann die ökonomisch bedeutsamen Verluste durch Haustierrisse relativieren. Das Töten von Nutztieren durch den Schneeleoparden wird nie ganz zu vermeiden sein, deshalb sollte der Schwerpunkt der Erhaltungsarbeit für den Irbis auf Verminderung aller Nutztierverluste, von denen nur ein Bruchteil dem Schneeleoparden zuzuschreiben ist (JACKSON 2001a), liegen. 4.6. Tiergartenbiologische und zootiermedizinische Aspekte Die problemlose Adoption eines Wildfanges durch adulte Artgenossen im Jahr 2000 im Wildpark Lüneburger Heide (MÜLLER 2001 pers. Mitt.), eröffnet die Option, konfiszierte Wildfänge im Rahmen spezieller ex-situ Zuchtprogramme in bestehende Gruppen von Schneeleoparden zu integrieren. Es bleibt zu untersuchen, ob Adoptionen weiterer fremder Jungtiere aufgrund der Adaptabilität im Sozialverhalten der Irbisse möglich sein könnten. Tiere, die aus Zoos mit guten Zuchtergebnissen und gesunden Gruppen stammen, sollten nicht unbedingt qua rantänisiert werden, weil sie sich zunächst dem Transfer und wenig später in den Bereich ihres endgültigen Verbleibs zweimal innerhalb kürzester Zeit einem Adaptationsprozess unterziehen müssen, was somit eine unnötige Belastung für den Organismus darstellt (BÖER 2003 pers. Mitt.). Zur Vorbereitung auf eine Wiederanssiedlung unter Verwendung von Gehegenachzuchten sollte geklärt werden, ob Irbisse während Ihres Aufenthalts in Gehegen tatsächlich die Fähigkeit verlieren Beute zu erlegen. Ein Projekt in Polen 149 hat gezeigt, dass Luchse auch nach mehreren Generationen in Gehegen bei der Auswilderung den Jagdinstinkt nicht verloren haben (BÖER et al.1994). Da bisher von keiner erfolgreichen Wiederansiedlung eines Schneeleoparden berichtet wurde, stellt die hohe Zahl der Nachkommen in Zoos zunehmend ein Problem dar. Die Geburtenrate bei in Gehegen und Parks lebenden Irbissen hat stetig zugenommen. Die verminderte Anzahl von lebend geborenen Jungtieren in den Jahren 1993 bis 2001 ist auf eine gewollte Reduzierung zurückzuführen, da eine Geburtenkontrolle die global begrenzte Anzahl geeigneter Zuchtstationen berücksichtigt. Im Zoologischen Garten Berlin wurde durch den Einsatz von Perlutex® (Boehringer Ingelheim) zur Unterbrechung der Brunst bei weiblichen Raubtieren Geburtenkontrolle betrieben (KLÖS & GÖLTENBOTH 1979). Der von COHNEN (1995) beschriebene Einsatz von Miboleron zur reversiblen Methode der Populationskontrolle ist wegen der Nebenwirkungen bei katzenartigen Raubtieren nicht zu empfehlen. Im Rahmen des Managements von Felidenpopulationen werden bei Großkatzen Melengestrolazetet- und Medroxyprogesteronazetat- Implantate eingesetzt (BEHLERT 1995). Bei Löwinnen wird eine hormonelle Kontrazeption mit Sexualhormonimplantaten als erfolgreich beschrieben (COHNEN 1995), ein Hinweis auf den Einsatz beim Irbis ist in der vorliegenden Literatur nicht gegeben. Schneeleoparden können problemlos zusammen in Gehegen gehalten werden werden, wenn die Eingewöhnung unbekannter Tiere optimal gestaltet wird. Die von PHILLIPS et al. (1982) beschriebene Methode der Zahnbehandlung zur Kürzung der Canini zwecks Verminderung aggressionsbedingter Verletzungen ist theoretisch möglich, ethisch und tierschutzrechtlich jedoch nicht vertretbar. Eine optimale Gestaltung des Geheges, das den Tieren Möglichkeiten zur Flucht und Rückzug gewährleistet, ist zwingend vorzuziehen. Um eine möglichst schonende Immobilisation des stresslabilen Irbis zu optimieren, ist an die Verwendung von Resorptionsbeschleunigern als Zusatz zur Injektionslösung bei Distanzimmobilisationen zu denken. Das Mittel Kinetin (Hyaluronidase) wurde aus Stierhoden hergestellt und darf wegen der Gefahr von BSE seit 1990 nicht mehr verwendet werden. Eine biotechnologisch hergestellte Hyaluronat-Lyase ist zurzeit in der Erprobung, in Deutschland aber noch nicht zugelassen (SCHOENE 2004, pers. Mitt.). Eine Ganzkörperbehandlung von Katzen mit Bromocyclen (BEHLERT 1995) gilt wegen seiner Toxizität als kontraindiziert (LÖSCHER et al. 1997). Die beschriebenen Haut- und Leberveränderungen könnten auf diese Behandlung zurückzuführen sein. Je nach Art, Entwicklungszyklus und Befall der Milben waren bis vor kurzem mehrmalige Waschungen der Katzen nötig, was eine systemische (Leber)Intoxikation zur Folge haben konnte, die in einigen Fällen zum Tode der Tiere führte. Therapien mit gut wirksamen Alternativpräparaten wie Ivermectin sind somit einer Bromocyclenbehandlung vorzuziehen (BÖER 2003 pers. Mitt.). In der Mongolei gibt es Berichte über eine räudeähnliche Erkrankung, an der einige freilebende Schneeleoparden verendet sein sollen (McCARTHY 2000a). Umfangreiche Untersuchungen an Wölfen in Nordamerika belegen den Einfluss von Viruskrankheiten auf die Entwicklung von Populationen. Auch Luchse in freier Wildbahn können zum Beispiel an der Panleukopenie erkranken (FIX et al. 1989). Sofern in den Staaten mit Irbisvorkommen flächendeckend FPV-Impfungen für 150 Hauskatzen nicht vorgegeben sind, muss man die Möglichkeit interspezifischer Infektionswege von erkrankten Hauskatzen auf nicht geimpfte Wildfeliden als potenziellen Faktor bedenken. Da EULENBERGER et al. (1974) die Einschleppung von FPV durch Hauskatzen für unwahrscheinlich halten, eine wiederholte Erregerpassagierung jedoch unter Wildfeliden annehmen, könnte sich die Durchseuchung bei Wildfelidenpopulationen ähnlich wie beim Wolf verhalten. Der Schneeleopard ist für Infektionen mit dem Canine Distemper Virus (CDV) empfänglich. Die Übertragung durch Hauskatzen wurde diskutiert, ist wegen der niedrigen Prävalenz dieser Tiere in urbanen Lebensräumen mitteleuropäischer Zoos aber unwahrscheinlich. Eher wäre eine Infektion durch Hunde und Marder möglich, zumal Hunde Zugang zu den meisten Zoos in Europa haben (MAAK 1999). Das Impfschema gegen die Hundestaupe ist im Allgemeinen auch auf Großkatzen übertragbar. Wegen des geringen Erfolges ist von einer ausschließlichen Impfung mit einem Todimpfstoff jedoch abzuraten. Eine Impfung der Großkatzen mit nur einem spezifischen Lebendimpfstoff (CDV-Stamm Onderstepoort) gegen die Hundestaupe ist in Anlehnung an die für Hunde verwendeten Impfschemata möglich, die Belastbarkeit der Immunität ist bisher aber noch nicht getestet worden (MAAK 1999). Ob dieser Impfstoff auch bei Irbissen verwendet werden kann, bleibt fraglich. Bei der Immobilisation mit Ketamin ist die Anwendung einer Augensalbe zu empfehlen, um einer Dehydratation der Kornea vorzubeugen, da der Lidschlag unter Einfluss der Ketaminwirkung ausbleibt (SCHOENE 2002). Das traditionelle GüdelSchema, nach dem die verschiedenen Phasen der Allgemeinanästhesie je nach Erregungs- bzw. Dämpfungszustand des ZNS in ein erstes Analgesiestadium, Einleitungsstadium oder Stadium der willkürlichen Erregung, ein zweites Exitationsstadium oder Stadium der unwillkürlichen Erregung, ein drittes, sogenanntes chirurgisches Toleranzstadium und ein viertes Asphyxiestadium oder Stadium der Überdosierung eingeteilt werden (HASKINS 1992), gilt offenbar nicht für Wildtiere. BOOKHOUT (1994) und SCHOENE (2002) empfehlen eine Einteilung in Einleitungs-, Toleranz- und Aufwachphase. Da die Wirkungen von a2 -Antagonisten tierartlich unterschiedlich ausfallen können (HALL et al. 2001), ist die exakte Dosierung von Antipamezol für den Irbis nicht von anderen Großkatzen abzuleiten. LÖSCHER et al. (1997) berichten, dass die Reflexaktivität unter Ketamineinfluss kaum vermindert oder teilweise voll erhalten sein kann, die Tiefe der Anästhesie kann somit auch beim Schneeleoparden nur bedingt anhand der Reflexe beurteilt werden. Parodontide Erkrankungen sind für Schneeleoparden meist als unproblematisch einzustufen, da diese Tiere ihr Futter vornehmlich zerreißen und schlucken ohne lange zu kauen (COOK & STOLLER 1986). In der Literatur ist kein Hinweis darüber zu finden, ob die an der Veno-okklusiven Erkrankung leidenden Schneeleoparden in ihren Gehegen Zugang zu Pflanzen hatten, die Pyrrozolidin-Alkaloide enthalten. Der Verzehr solcher Nahrung ist nicht ganz auszuschließen, da Tiere, die in Gehegen leben, gelegentlich aus Langeweile mit Pflanzen spielen oder sie zu sich nehmen (MÜLLER 2001 pers. Mitt.). Da Irbisse gegenüber den anderen Großkatzen im Zoo keine spezielle Nahrung erhalten, sollte eine erhöhte Empfindlichkeit für Lebererkrankungen dieser Art diskutiert werden. Ein möglicher Grund für die Leberfibrose könnte die Proliferation von Ito -Zellen sein. Das sind perisinusoidale Fettspeicherzellen, die im Disse´schen Raum zwischen den 151 Hepatozyten und dem Synusendothel liegen. Sie sind Vorläufer von Fibroblasten und werden als Quelle für Kollagen in der Leber vermutet. Die Proliferation von Ito-Zellen erfolgt unter toxischer Einwirkung von Hypervitaminose A (HELDSTAB et al.1980). Eine Infektionen mit Hepadnaviren, wie dem Hepatitis B- oder Hepatitis C Virus, kann eine chronische Hepatitis zur Folge haben. Da der Krankheitsverlauf klinisch häufig inapperent ist, sollte eine Untersuchung auf Antikörper nicht unterlassen werden (ISRAEL & LONDON 1991). Um das Narkoserisiko für die Tiere möglichst gering zu halten, könnte diese Maßnahme bei Routinebehandlungen oder Umstallungen geschehen. Untersuchungen auf Erkrankungen mit Hepadnaviren bei freilebenden Schneeleoparden gibt es bisher nicht (McCARTHY 2003, pers. Mitt.). Die Krankheiten der Geschlechtsorgane der Großkatzen sind mit denen der Hauskatze zu vergleichen und entsprechend zu behandeln. Auch die Erkrankungen der männlichen Geschlechtsorgane gleichen denen des Katers. Der Irbis ist wählerisch und selektiert den zu ihm passenden Partner. Es ist wahrscheinlich, dass bei Ausbleiben des Nachwuchses nicht etwa ein Partner zeugungsunfähig ist, sondern dass hier eine individuelle Disharmonie oder Antipathie der Partner vorliegt, die über einen stressbedingten erhöhten Cortisollevel zur verminderten Produktion von FSH und LH mit entsprechend physiologischen Folgen für die Reproduktion beider Partner führen kann. Erst nach Abklärung der sozialen Situation sollten bei Felidenpaaren, die sich nicht vermehren, und nach Abklärung eventuell vorliegender anatomischer Veränderungen der Geschlechtsorgane Hodenbiopsien und Spermauntersuchungen durchgeführt werden (BEHLERT 1995). WAHLBERG (1978) beschreibt ein Tier (siehe S.132), das aus der Paarung eines Weibchens mit ihrem Vater entstand. Dieses Weibchen hatte schon früh asymmetrische Pupillen erkennen lassen. Andere Augendefekte wurden nicht nachgewiesen. Aus der Verbindung des Weibchens mit ihrem Vater entstanden insgesamt 8 Jungtiere. Nur 4 davon überlebten. Mögliche Augenerkrankungen wurden bei ihnen nicht untersucht. Weitere Inzuchtpaarungen zwischen Weibchen und ihren Vätern brachten einige an MOC erkrankte Junge hervor, wobei das selbe Weibchen, gepaart mit einem nicht verwandten Männchen, gesunde Junge zur Welt brachte. Gesunder Nachwuchs aus zwei erkrankten Eltern wie im Zoo von Helsinki macht eine genetische Übertragung unwahrscheinlich (WAHLBERG et al.1982). Bei Untersuchungen der Genomfragmente wurde festgestellt, dass sichtbare Chromosomendefekte bei Schneeleoparden, die an MOC erkrankten, nicht vorhanden sind (GRIPENBERG et al.1982), eine Zuchtselektion hinsichtlich möglicher Augendefekte allein ist demnach nicht sinnvoll. Ein Zusammenhang mit einer Infektion des felinen Parvovirus (Panleukopenie) oder des Herpesvirus Typ 1 (feline Rhinotracheitis) ist möglich. Die Tiere sind einerseits empfänglich, andererseits ist die störende Wirkung dieser Viren auf embryonale oder fetale Augenentwicklung bekannt. Auffällig ist ein Zusammenhang der MOC-Erkrankungen mit dem vorherigen Auftreten von Infektionskrankheiten wie der Felinen Rhinotracheitis und Salmonellen. Diese Infektionen könnten den exogenen Krankheitsfaktor darstellen (WAHLBERG et al.1982). Da Zerrungen, Verstauchungen und Prellungen verschiedener Genese auch bei Hauskatzen häufig über einen Zeitraum von einigen Tagen beobachtet werden, bevor eine medikamentöse oder chirurgische Therapie erfolgt, kann dies auch bei den Schneeleoparden geschehen. Häufig kommt es zu einer Spontanheilung, wenn die Tiere die betroffenen Körperteile schonen. Bevor eingehende Diagnoseverfahren 152 und Therapien eingeleitet werden, sollte sich das Allgemeinbefinden nicht sichtbar verschlechtert haben, um das mit der Narkose verbundene Risiko so gering wie möglich zu halten Meine Arbeit erhebt keinen Anspruch auf Vollständigkeit, da vermutlich noch nicht übersetztes oder veröffentlichtes Material existiert, we lches aus politischen oder infrastrukturellen Gründen nicht zur Verfügung steht. Durch die geringe Anzahl von Bibliotheken, Universitäten, Biologen und Veterinären in einigen der Staaten, in denen der Schneeleopard lebt, kommen Informationen über die Art nur spärlich an die Öffentlichkeit. 153 5. Zusammenfassung Katja Brase Zum Kenntnisstand des Schneeleoparden (Uncia uncia) eine Literaturstudie unter besonderer Berücksichtigung seines Verhaltens und seiner Erkrankungen sowie des angewandten Artenschutzes Ziel dieser Arbeit ist es, den gegenwärtigen Wissenstand über den Schneeleoparden oder Irbis (Panthera uncia) weitestgehend zu erfassen. Es wurden Literaturquellen zusammengetragen, die Aufschluss über seine Biologie, insbesondere Verhalten und Verbreitung geben. Verwendet wurden Quellen mit Beobachtungen und Untersuchungen an Irbissen in ihrem natürlichen Lebensraum, sowie in Gefangenschaft lebender Tiere. Erstmalig wurde eine umfassende Aufstellung der Krankheiten des Irbisses und deren Therapie erstellt. Besondere Berücksichtigung erhielt der Artenschutz der vom Aussterben bedrohten Raubkatze. Da der Schneeleopard in seinem natürlichen Lebensraum nur sehr selten beobachtet werden kann, basieren viele Literaturquellen auf Untersuchungen von in Gehegen lebenden Tieren. Taxonomisch ist der Irbis, nicht zuletzt durch Untersuchungen der Chromosomenstruktur (GRIPENBERG et al. 1982) den Pantherinae zuzuordnen, wobei diese Einordnung aufgrund anatomischer Daten Unklarheiten aufwirft. Einige Autoren (ROGERS 2001; NOWELL & JACKSON 1995; GRZIMEK 1978) stellen ihn in die eigene Gattung Uncia zwischen Felidae und Pantherinae. Der Schneeleopard ist eine Raubkatze, die wenig Aggressivität sowohl gegen Artgenossen als auch gegen den Menschen zeigt. Sein ausgeprägtes Vokalrepertoire ist während der Ranz und beim Deckakt besonders auffällig. Zwar ist das adulte Tier ein Einzelgänger und verweilt nur während der Paarungszeit unter Artgenossen, es zeigt aber ein hohes Maß an sozialem Verhalten. Wenn es in Gehegen gehalten wird, geht es enge Partnerbindungen ein, die über Jahre bestehen können. Als geschickter Jäger reißt der Irbis gelegentlich Beutetiere, die dreimal so groß und schwer sind wie er selbst. Dringt er in Nutztierherden ein, so kann er großen wirtschaftlichen Schaden anrichten. Nach mehreren aufeinander folgenden Kopulationen bringen die Weibchen nach einer Tragezeit von durchschnittlich 100 Tagen meist 1-4 Junge zur Welt. Die Welpen bleiben bis zu einem Alter von 19-20 Monaten bei der Mutter. Der Lebensraum der seltenen Großkatze umfasst 14 Länder und liegt in einem Gelände, das für den Menschen nur schwer zugänglich ist. Im Allgemeinen bevorzugt der Schneeleopard felsige Gegenden, steile Klippen, Grate und Hänge, 154 selten findet man ihn unterhalb der Baumgrenze. Die Raubkatze hat sich hervorragend an kaltes Klima adaptiert und ist mit ihrem hellen, mit dunklen Rosetten überzogenen Fell in ihrer natürlichen Umgebung gut getarnt. So gestalten sich die für den Artenschutz wichtigen Zählungen der meist dämmerungs- und nachtaktiven Katze schwierig. Einige der Ursprungsländer des Schneeleoparden befinden sich in politisch schwierigen Situationen. Die Menschen leben in Armut und der Schutz von Flora und Fauna ist ihnen nur schwer nahe zu bringen. Die Ausbreitung der Dörfer und Weiden in Irbis-Territorien sowie die ehemals zugelassene intensive Bejagung und die jetzige Wilderei der Katze und ihrer Beutetiere hatten in den letzten Jahrzehnten einen drastischen Rückgang ihrer Population zur Folge. Hohe Schwarzmarktpreise, illegaler Handel mit Tiermaterial und vergleichsweise geringe Strafen bei Missachtung der Gesetze führen dazu, dass Schneeleoparden noch immer gewildert werden. Um den Irbis als Art zu erhalten, ist der Schutz nicht nur in den Ländern, in denen er vorkommt, wichtig. Es gilt auch in anderen Ländern auf den Schutz dieser Tiere hinzuweisen, um so beispielsweise den Markt für Schneeleopardenfelle zu unterbinden. Dieses betrifft auch und insbesondere die westlichen Industrienationen. Europäische, amerikanische und asiatische Hilfsorganisationen haben sich den internationalen Schutz des Schneeleoparden zum Ziel gemacht und verzeichnen gute Erfolge. So gibt es Erhaltungspläne, die die Einwohner der Verbreitungsländer über den Irbis aufklären, ihnen Hilfe im Umgang mit den Tieren bieten und ihnen die Wichtigkeit der Arterhaltung zu vermitteln versuchen. Nationalparks wurden errichtet und Tötung und Handel in allen Ursprungsländern verboten. Ein Kernpunkt der Artenschutzbemühungen in situ wären tierärztliche Hilfsprogramme zur Optimierung des Haustiermanagements in Extensivhaltung, um die ökonomische Bedeutung von Haustierrissen durch den Schneeleoparden zu verringern. Weltweit werden die Tiere in Zoos und Parks gehalten und mit Erfolg gezüchtet. Ein internationales Zuchtbuch besteht seit 1978. Es wird vom Zoo in Helsinki, Finnland, geführt. Erkrankungen des Schneeleoparden sind im Allgemeinen wie die von Großkatzen zu behandeln. Die Größe und Wehrhaftigkeit der Katze, sowie die erhebliche Stressbelastung beim Fang in Netzen oder beim Unterbringen in Zwangkäfigen machen eine Behandlung unter Narkose in den meisten Fällen notwendig. Beschreibungen von speziell beim Irbis vorkommenden Infektionen und deren Therapieansätze stammen vorrangig aus Zoos und Parks, da über Erkrankungen frei lebender Tiere nur sehr wenig bekannt ist. Die häufigsten Todesursachen der in Gehegen lebenden Jungtiere sind Infektionskrankheiten. Panleukopenie und Infektionen mit dem Felinen Immundeficiency Virus (FIV) sind für den Irbis die häufigsten viralen Erkrankungen im Zoo, wobei eine FIV Infektion in freier Wildbahn aufgrund mangelnder Übertragungswege nahezu ausgeschlossen wird. Umfangreiche Impfungen haben sich bewährt. Die erfolgreiche Nachzucht und Haltung von Irbissen in Zoos und Parks bestätigen die Richtigkeit der Maßnahmen. Unter den Organkrankheiten werden sehr häufig Hepatopathien, insbesondere die Leberfibrose und –zirrhose beschrieben. 155 6. Summary Katja Brase Notion of the Snow Leopard A study with special regard to the species behaviour, veterinary aspects and its conservation This work’s target is an overview of the Irbis (Panthera uncia): its biology, behaviour and location, using different literature sources, comparisons and investigations on Irbisses in their natural living space and in confinement. This dissertation is the first detailed survey of irbis´ diseases and their therapies, specially focussing on the conservation of this cat, threatened by extinction. As the snow leopard is observed in his natural habitat very rarely the literature is mainly based on investigations of captive leopards. Taxonomically the Irbis is classified to the species Pantherinae, but based on anatomic data we find they don’t fit exactly. Some authors (ROGERS 2001; NOWELL & JACKSON 1995; GRZIMEK 1978) classify the snow leopard as a unique species Uncia, located between Felinae and Pantherinae. The snow leopard as a wild cat shows low aggressiveness towards members of the same species as well as towards humans. It’s distinct vocal repertoire is most conspicuous during the mating season and when copulating. Even the adult animal is a loner and stays among his own species during the mating season only; generally it is solitary. Kept in captivity pairs will form bonds lasting several years. Being a dexterous hunter, the Irbis preys on animals three times his size. It kills livestock in captivity and can have a large economic impact on a community. After several successive copulations (matings) and a pregnancy of 100 days the females will bear 1-4 cubs. The cubs will stay with their mother until they are 19-20 months old. The living space of these rare cats includes 14 countries and covers terrain that is difficult for human beings to access. Generally the cats stay in rocky places, cliffs, ridges and slopes but seldom can be found underneath the timberlines. The big cat has adapted very well to the cold climate and is well camouflaged having light fur with dark rosettes. That’s the reason why determining how many there are, important for the conservation of this night-active cat, is so difficult. Some countries of origin of the snow-leopard are economically poor where people are usually not very interested in preserving the nature. Spreads of villages and pastures amongst the Irbis territories as well as the intensive legal hunting in the past 156 and todays poaching of the cat and their prey have caused a dramatic decrease in the population in the past 10 years. High black market prices, illegal trading of animal products and comparatively low punishments for breaking the law have resulted in continued poaching of the snow leopard. To preserve the Irbis as a species, protection is necessary not only in the countries of its origin. Other countries – especially the Western Industrial Nations - must be informed to protect those animals and, for example, requested to prevent snowleopard-pelt trading. European, American and Asian relief organisations have successfully targeted the international protection of the snow-leopard. Species survival plans have been established and the inhabitants of snow-leopard territories have been informed about living with the animals and the importance of maintaining the species. National parks have been established; hunting, killing and trading is prohibited in all countries in which Irbisses are living. Snow leopards are kept in captivity and successfully bred in zoos and parks all around the world. One key opportunity in the struggle for preservation of the species would be to offer a veterinary programme encouraging owners to manage their livestock differently in order to decrease the economic impact of predation by the snow leopard. An international studbook has been in existence since 1978 and is updated by the Helsinki Zoo, Finland. Generally diseases of the snow leopard can be treated like those of small cats. The snow leopard’s size, its defending power and the enormous stress factor during netcatching or being-caged usually requires sedation to allow treatment. Descriptions of diseases of the Irbis, are reported primarily from zoos and parks, because of the lack of information about diseases in free living snow leopards. The mortality of juvenile snow leopards held in captivity is mostly caused by viral infections. For the Irbis in the zoo, the most common viral diseases are Panleukopenia and Feline Immundeficiency Virus (FIV). Although a FIV Infection is almost impossible in wild life, snow leopards in zoos and parks are successfully vaccinated and bred. Among organic diseases there is a high frequency of hepatic diseases, particularly liverfibrosis and –zirrhosis. 157 7. Literaturverzeichnis ADIL, A.D. (1995): Status and Conservation of Snow Leopard in Afghanistan. International Snow Leopard Trust and WWF-Pakistan. in: JACKSON & AHMAD (Hrsg.): Proc. 8 th Int Snow Leopard Symp. Islamabad, S. 35-38 AHMAD, I. (1994): Pakistani Communities Help Protect Wildlife. Snow Line 12 (2), 7-9 AHMAD, I. (1995): Snow Leopard (Uncia uncia) Habitat, Produced by the U.S.G.S. Biological Resources Division, Colorado and The Internationl Snow Leopard Trust, Seattle, USA in: JACKSON & AHMAD (Hrsg.) Proc. 8 th Int Snow Leopard Symp. Islamabad, S. 9 ALE, S. (1994): Snow Leopard in Remote Districts of Nepal. Snow Line 12, ( 2) , 3-5 ALE, S. (2000): Conservation of the Snow Leopard in Nepal. Cat News, 32, 9 -11 ALTMANN, D. 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Tabelle 39 - Ablauf der Geburt nach WEILENMANN (1982) Minuten 0.00 5.30 6.45 7. 00 9.00 10.30 11.00 12.00 13.00 14.00 16.00 18.00 – 24.30 26.00 27.30 33.00 34.00 36.00 42.00 44.00 49.00 51.00 52.00 59.00 61.00 63.00 66.00 67.00 69.00 71.00 73.00 75.00 80.00 88.00 93.00 97.00 Vorgang Erste Wehen, dann Schlafen in Seitenlage 6 Wehen, Seitenlage links 2 Wehen Lecken des Anus und der Hinterbeine Lecken der Genitalregion Aufrechtes Sitzen Rechte Seitenlage, Wechseln zur linken Seitenlage Ruhephase Unruhig – Lecken der Genitalregion Sitzende Position, dreht sich nach hinten um Rechte Seitenlage, eine Wehe Sitzende Position, Lecken der Genitalregion für 40 sek. Wehen in sitzender Position, sehr intensives Lecken der Genitalregion, Austreibungsphase, intensives Belecken des Fötus, erste Bewegungen des Neugeborenen intensives Belecken des Fötus, Bewegungen des Fötus Weibchen dreht sich, Fötus an der Nabelschnur sichtbar Durchbeißen der Nabelschnur, erster Schrei des Neugeborenen Fötus nahe am Kopf der Mutter, wird beleckt Weibchen steht und sitzt, während sich das Junge ableckt Junges macht Geräusche Mutter in linker Seitenlage, fortfahrendes Belecken des Jungen Seitenwechsel der Mutter mit kurzem Aufstehen Junges ruft, sobald die Mutter aufhört zu lecken, um sich in die linke Seitenlage zu begeben Kurze Ruhephase 3 Wehen Ruhephase, Junges sitzt auf Mutters Schwanz 2 Wehen 4 Wehen 2 Wehen – Lecken der Genitalregion 2 Wehen in sitzender Position, Lecken der Genitalregion 2 Wehen, sitzende Position 4 starke Wehen, Austreibungsphase, das zweite Junge wird fast sofort abgeleckt, das erste Junge ruft und krabbelt in Richtung Mutter, diese beleckt weiter das zweite Junge Die zweite Plazenta wird aufgefressen Dritte Austreibungsphase und Geburt Das dritte Junge wird abgeleckt Zwei der drei Jungen saugen an den Zitzen 187 Das Datum der Paarungen aus Tabelle 39 war 1. – 4. 2. und 7.2.1979, der Geburtstag der Welpen am 12.5. 1979 um 21.34 h. Die Tragezeit betrug somit 94 – 100 Tage (WEILENMANN 1982) Drei weitere Geburten dauerten zwischen 51 und 209 Minuten, zweimal waren es drei Junge, einmal nur eines. Eine Besonderheit war dabei das frühzeitige Durchtrennen der Nabelschnur. Ein anders Weibchen ließ sie lange bestehen, so dass die Jungen noch lange mit der Mutter verbunden blieben (WEILENMANN 1982). Tabelle 40 - Verhalten einer Irbismutter und deren Welpen post partum am 9. Mai 1982 Tag 7. Mai 9. Mai 10. Mai 14. Mai 15. Mai 18. Mai 21. Mai 24. Mai 6. Juni 7. Juni 20. Juni Verhalten der Tiere Die Katze hat sich Heu in der Geburtenbox zurecht gelegt und verbringt dort viel Zeit Zwei Welpen werden geboren, die Mutter beschützt sie und drängt sie zum Säugen Katze sehr aggressiv, verlässt die Box kurzzeitig, Milch mit Fleischbrei & Eiern wird von der Katze nicht verzehrt Faeces der Mutter normal. Die Plazenta ist vollständig abgegangen, Milch & Eigemisch wird von der Mutter akzeptiert Ein Hase wird von der Katze außerhalb der Box verzehrt Die Jungen reagieren auf menschliche Stimmen Augen der Jungen geöffnet Die Jungen laufen in der Box herum Früh morgens laufen die Jungen ein paar Minuten draußen herum Die Jungen laufen abends im Außengehege, die Mutter ist sehr aggressiv dem Männchen gegenüber Die Jungen spielen miteinander, fressen Milch mit Ei und Fleischbrei Schutz freilebender Irbisse Internationalen Schutz für den Schneeleoparden sollen folgende Einrichtungen geben: Der International Snow Leopard Trust, (ISLT), USA, ist eine private Vereinigung aus Seattle, Washington. Diese Organisation hat das Snow Leopard Information Management System (SLIMS) geschaffen. SLIMS ist eine Art Handbuch zur Erhaltung des Irbisses. In verschiedenen Ländern werden Spezialisten zur Umsetzung des Planes eingesetzt. Dieser Species Survival Plan (SSP) steht für den Schneeleoparden zur Verfügung und wird durch ständige Forschungsarbeiten immer wieder erneuert. ISLT erstellt Datenbanken und unterweist Biologen in Feldstudien und Seminaren in Schutzmaßnahmen für den Schneeleoparden im eigenen Land (GRAHAM 2002 pers. Mitt.). Die David Shepherd Conservation Foundation, (DSCF), UK, ist eine private Vereinigung, die sich international um die Aufklärung über den Schneeleoparden bemüht. Neben dem Hauptsitz in Cranleigh, Surrey, sind Außenposten in verschiedenen Ländern für den aktiven Schutz von Wildtieren und Natur tätig (SHEPHERD 2003 pers. Mitt.). 188 Die Wildlife Conservation Society, (WCS), USA wurde 1895 in New York gegründet. Gemeinsam mit der New York Zoological Society sollte das Wissen über Gründung und Erhaltung eines Zoos erforscht werden. Seitdem beschäftigt sich die WCS mit Forschungen im Bereich der Zoologie, Arterhaltung und Aufklärung der Bevölkerung. Der weltweite Schutz von Wildtieren steht an oberster Stelle (SHEPHERD 2003 pers. Mitt.). Die Deutsche Gesellschaft für Technische Zusammenarbeit GmbH, (GTZ) ist ein weltweit tätiges Bundesunternehmen für internationale Zusammenarbeit. In mehr als 130 Ländern des Südens und Ostens realisiert die GTZ rund 2.700 Entwicklungsprojekte und -programme, vornehmlich im Auftrag der deutschen Bundesregierung. Ziel ist es, die Lebensbedingungen und Perspektiven der Menschen in Entwicklungs- und Trans formationsländern zu verbessern. Aktiver Schutz des Irbisses geschieht durch das Erstellen von Schutzgebieten und deren Erhaltung in Bhutan, Indien, der Mongolei und in Nepal (GTZ 2003). Die Peace Corps, (PC) Die National Peace Corps Association oder National Council of Returned Peace Corps Volunteers wurde 1983 in Washington, USA, gegründet. Sie ist eine private Organisation aus über 15.000 freiwilligen Helfern zum Schutz von Natur und Tierreich. So werden globale Aufklärungsprogramme und internationale Hilfe zum Schutz bedrohter Spezies organisiert (RPCV 2003). Die Snow Leopard Conservancy, (SLC) ist eine Organisation, die von Mitgliedern des ISLT ins Leben gerufen wurde. Die Hauptaufgabe besteht in der Aufklärung der lokalen Bevölkerung zum besseren Verständnis für den Irbis. So werden Hilfestellungen beim Bau von Ställen und Herdenmanagement für Nutztiere gegeben. Mitglieder wirken aktiv in Indien, Nepal, Pakistan und Tibet (JACKSON 2003). Die Convention of Trade in Endangered Species, (CITES) oder das Washingtoner Artenschutz Übereinkommen, (WA) ist ein Abkommen zum Schutz und zur Erhaltung bedrohter Tierarten (DEXEL 2001). Asia Irbis ist eine Gruppe von Experten regionaler und internationaler Herkunft, die eine gemeinsame Strategie für den Erhalt des Schneeleoparden in Zentral- Asien entwirft (KREUZBERG-MUKHINA et al. 2001). The Mountain Institute, (TMI) bemüht sich gemeinsam mit dem ISLT seit 1997 um Erhaltungsinitiativen in Tibet (Qomolangma) und Indien (Ladakh) (JACKSON 2003 pers. Mitt.). Die Convention on the Conservation of Migratory Species of Wild Animals, (CMS) ist ein internationales Abkommen und schreibt vor, dass Staaten, die ihm zugestimmt haben, Verbreitungsgebiete des Schneeleoparden erhalten und erneuern. Sie helfen auf nationaler Ebene, Störungsfaktoren, die den Schneeleoparden gefährden könnten, zu beseitigen, zu verhindern, sie zu kompensieren oder zu minimieren. Ein Vertrag über die Kooperation zwischen CMS und CITES wurde im September 2002 in Bonn unterzeichnet (DEXEL 2002). 189 In einigen der Staaten, in denen Irbisse leben, hat die Convention on Biological Diversity, (CBD) in einem Übereinkommen Pläne zu deren Erhaltung gemacht (DEXEL 2002). Auf diese Pläne wird in den Kapiteln zur Erhaltung der Schneeleoparden in den jeweiligen Ländern näher eingegangen. Der World Wide Fund for Nature, (WWF) ist eine internationale Stiftung. Sie hat Mitarbeiter in jedem Land, in dem der Schneeleopard vorkommt und setzt sich aktiv für die Aufklärung in der Bevölkerung, Durchsetzung des Jagd- und Handelsverbotes und die Erhaltung des Lebensraumes für den Irbis ein (DEXEL 2002). Der Naturschutzbund Deutschland, (NABU) ist eine Stiftung mit Sitz in Berlin und hat ein einzigartiges Programm in Kirgisistan zur Erhaltung des Irbisses entwickelt. Neben der Aufklärung der Bevölkerung durch Filme und Informationsmaterial existiert die Gruppa Bars, eine Wildhütertruppe, die vor Ort gegen Gesetzesverstöße eingreifen kann. Auch in anderen Verbreitungsgebieten des Irbisses sorgt der NABU für aktiven Schutz durch Aufklärung der Bevölkerung, durch Erstellen und Erhalten von Schutzgebieten. Ein weiterer Punkt ist eine aktive Aufklärung der westlichen Welt durch Informationsstände in verschiedenen Städten Europas (DEXEL 2003 pers. Mitt.). 190 Handaufzucht Tabelle 41 - Tägliche Aufgaben bei der Handaufzucht von Irbiswelpen Tag 1 Tag 2 - 10 Tag 7 – Woche 5 Ab 6 Wochen Bis zum 3.-4. Monat Ab 4.Monat Waschen, ggf. Augen mit Salzwasser behandeln Nabelkontrolle Waschen, ggf. Augen mit Salzwasser behandeln Nabelkontrolle Waschen, ggf. Augen mit Salzwasser behandeln Nabelkontrolle Waschen, ggf. Augen mit Salzwasser behandeln Nabelkontrolle Waschen, ggf. Augen mit Salzwasser behandeln Nabelkontroll e Fütterung aus der Flasche mit Zuckerwasser, beginnend 2 Stunden nach 1 Ankunft Fütterung aus der Flasche mit Esbilac* (1Teelöffel auf 30 ml Wasser) alle 2 Stunden Wenn das Tier im 2 Stunden Rhythmus gut trinkt, in einen 3 Stunden Rhythmus übergehen Übergang zum 4 Stunden Rhythmus, Zugabe von kleinen Fleischmengen als Brei (Zu R Breem Feline Mix) Umstellung von der Flasche zum Napf; 480 ml Esbilac* mit Fleischbrei und Wasser Esbilac* wird reduziert auf 240ml einmal tägl. (15Uhr). Ein ½ Teelöffel Knochenmehl zur täglichen Ration von etwa 1 kg Fleisch. innerhalb der ersten 12 h nach der Geburt wird keine Nahrung 2 angeboten Fütterung alle 2 Stunden (auch 1 nachts) Fütterung mit Ersatzmilch KMR** in Abständen von 2-3 Stunden mit einer 7 stündigen nächtlichen Pause. Menge: etwa 10 % des Körpergewichts der Welpen; KMR** wird körperwarm gefüttert. Bauch und After werden nach der Fütterung massiert. Fütterung alle 2 Stunden (auch nachts) Fütterung alle 3 Stunden (auch nachts) Fütterung alle 4 Stunden, nachts unterbrochen Häufiges Wechseln der Unterlagen, um das Tier trocken zu halten und Infektionen zu 1 vermeiden Handling mit Handschuhen und 1 Atemmasken Häufiges Wechseln der Unterlagen, um das Tier trocken zu halten und Infektionen zu vermeiden Häufiges Wechseln der Unterlagen, um das Tier trocken zu halten und Infektionen zu vermeiden Häufi ges Wechseln der Unterlagen, um das Tier trocken zu halten und Infektionen zu vermeiden Eventuelles Verbringen in 1 den Inkubator Wiegen & waschen, 1 Nabelkontrolle Handling mit Handschuhen und Atemmasken Quellen: 1: BRUNSTEIN (1978), 2: BEHLERT (1995) *Esbilac® (Borden Diary Company, USA) **KMR: Kitten Milk Replacer® (Borden Diary Company, USA) Die Umstellung auf feste Nahrung sollte mit 3 Monaten abgeschlossen sein. Fütterung 2 x täglich um 9.00 Uhr und 15.00 Uhr Häufiges Wechseln der Unterlagen, um das Tier trocken zu halten und Infektionen zu vermeiden Fütterung 2 x täglich um 9.00 Uhr und 15.00 Uhr Häufiges Wechseln der Unterlagen, um das Tier trocken zu halten und Infektionen zu vermeiden 191 Futterzusammensetzung Tabelle 42 - Fütterung der Irbisse im Zoo Tiere ausgewachsene Großkatzen1 Großkatzen und trächtige Feliden2 Raubkatzen im Zoologischen Garten Berlin3 Schneeleoparden4,5 Fütterung pro kg Pferdefleisch, Zusatz von 15g Knochenmehl oder 5g Calciumcarbonat plus 10g Dicalciumcarbonat; pro 2 kg Pferdefleisch wird eine Vitamin-Mineralstoff-SpurenelemtTablette hinzugegeben rohes Muskelfleisch, häufig Ganzkörper, Hähnchenküken, (mit wechselhaftem Erfolg: Klee und Luzerne), zusätzlich Fische; 4 Wochen vor dem Werfen und in der Laktation, Zusatz von Vitaminen um den Bedarf von Vitamin A:20.-30.000IE Vitamin E: 100-500 IE Vitamin D: 2000-3000 IE zu decken. 14 Tage vor dem Wurftermin und in der Säugezeit: wöchentliche Fasttage und Milchtränke mit zugesetzten Eiern (je nach Akzeptanz auch Traubenzucker für einige Tage) ; Mineralstoffgemisch 2-3-mal wöchentlich über das Futter. Muskelfleisch und Knochen von Rind und Pferd, dazu frischtote Ratten, Mäuse, Meerschweinchen, Kaninchen und Tauben. Auch überzählige Schafe, Ziegen und Schweine aus dem eigenen Bestand mit den Innereien. Das Fleisch wird mit dem Mineralfutter Welpi – Sal® (Asid) und Cannisan®(Pharminco) angereichert, so dass ein Calcium – Phosphor – Verhältnis von 2:1 im Futter gewährleistet ist. frisches Pferdefleisch, abwechselnd mit Rinderfleisch. Gefüttert werden 3 kg/Tag, zugesetzt werden 20g Hafer, 10g Fischöl (oder 3Tropfen Vit.-A-Konzentrat) täglich über 4 Tage in der Woche. 3x wöchentlich Kaninche n, Ente oder Huhn. zusätzlich einen Liter frische Kuhmilch, der 2 Eier zugesetzt sind. 2x in der Woche Zusatz von Pute, angereichert mit Mineralen und Vitaminen. verringern der Vitamin-A-Konzentration im Futter. Weibliche Tiere während der Laktation5 Weibchen nach erfolgreicher Kopulation5 Schneeleoparden6 Pferdefleisch, frisches Huhn und dessen Innereien, Tauben oder Hasen Weibliche Tiere: Fleisch von frisch getöteten Tieren Laktation und Trächtigkeit6 Mutter nach der 2 Dosen Katzenfutter, ½ Teelöffel Kalziumlaktat, zusätzlich zum Geburt7 normalen Futter . Quellen: 1: BEHLERT (1995), 2: ELZE et al. (1970), 3: KLÖS & GÖLTENBOTH (1979), 4: JUNGE (1986), 5: MARMA & YUNCHIS (1968), 6: FRUEH (1968), 7: GAUGHAN & DOHERTY (1982) 192 Verzeichnis der Abbildungen und Tabellen Einige der Abbildungen stammen aus dem Internet, sie wurden mit freundlicher Genehmigung der Hersteller in diese Arbeit eingefügt. Unter der Web-Adresse: www.snow-leopard.org.uk/images5.html ist sehr schönes Bildmaterial über den Schneeleoparden zu finden. Abbildungen Abbildung 1 - liegender Irbis, Bleistiftzeichnung der Autorin, 2003 .................................................... 7 Abbildung 2 - liegender Irbis, Foto: Freeman ..................................................................................14 Abbildung 3 - Os hyoideum, modifiziert nach WENTHE (1994)........................................................17 Abbildung 4 - Irbispfote, Foto: Freeman .........................................................................................17 Abbildung 5 - Vergleichende Darstellung der Schädel dreier Großkatzen (HUBER 2003)..................18 Abbildung 6 - Ruhestellung im Sitzen (HEMMER 1968) ..................................................................24 Abbildung 7 - Irbis bei der Fellpflege, Foto: Dexel ...........................................................................32 Abbildung 8 - Hinterpfotenauswischen nach HEMMER (1968) ........................................................33 Abbildung 9 - Die Jagd. Bild der Mittelschule St. Ulrich (PIAZZA & KOSTNER 2000) ........................41 Abbildung 10 - Östrusperioden nach MARMA & YUNCHIS (1968)...................................................44 Abbildung 11 - Fortpflanzungsalter nach BLOMQVIST & STEN (1982) ............................................45 Abbildung 12- Wurfgröße..............................................................................................................50 Abbildung 13 - Entwicklungsdaten der Irbiswelpen .........................................................................53 Abbildung 14 - Irbiswelpen, Foto: FREEMAN .................................................................................54 Abbildung 15 - Verbreitungsgebiet modifiziert nach FOX (1994) ......................................................58 Abbildung 16 - Wegweiser zu einem Geschäft in Kabul, Foto: GRABKA 2002 ..................................68 Abbildung 17 - geschützte Gebiete in Nepal ...................................................................................78 Abbildung 18 - Anzahl der Geburten in den Jahren 1905-2001........................................................82 Abbildung 19 - Das Irbisgehege im Züricher Zoo (WEILENMANN 1978) ..........................................90 Abbildung 20 - Plasma Enzym Aktivität bei einer Lebererkrankung (RÜEDI et al. 1978).................. 122 Abbildung 21 - Hämatologische Parameter bei einer Endometritis (RÜEDI et al.1978). ................... 125 Abbildung 22 - Todesursachen modifiziert nach EXNER (1995) .................................................... 136 193 Tabellen Tabelle 1- Zoologische Stellung des Irbisses nach GRZIMEK (1978)..............................................11 Tabelle 2 - gebräuchliche Namenskombinationen für den Irbis ........................................................12 Tabelle 3 - Anatomische und ethologische Merkmale, zu taxonomischen Zwecken verwendet ..........13 Tabelle 4 - Physiologische Daten gesunder Großkatzen .................................................................19 Tabelle 5 - Hämatologisches Profil ................................................................................................20 Tabelle 6 - Biochemisches Profil ...................................................................................................21 Tabelle 7 - Lebenserwartung.........................................................................................................23 Tabelle 8 - Lautäußerungen..........................................................................................................27 Tabelle 9 - Futterzusammensetzung freilebender Irbisse, nach McCARTHY (1999)..........................39 Tabelle 10 - Fortpflanzungsdaten ..................................................................................................43 Tabelle 11 - Dauer des Östrus beim Schneeleopardenweibchen .....................................................43 Tabelle 12 - Sexuelle Reife (BLOMQVIST 1980) ............................................................................44 Tabelle 13 - Verhalten während des Östrus....................................................................................47 Tabelle 14 - Tragezeit...................................................................................................................48 Tabelle 15 - Physiologische Daten zur Entwicklung von Irbiswelpen ................................................52 Tabelle 16 - Verhaltensweisen von Irbiswelpen nach GAUGHAN & DOHERTY (1982): ....................55 Tabelle 17- Regionen mit Vorkommen in Ländern seines Verbreitungsgebietes ...............................61 Tabelle 18 - Häufigkeit in verschiedenen Ländern ..........................................................................65 Tabelle 19 - Handel in verschiedenen Ländern...............................................................................70 Tabelle 20 - Der Schneeleoparden Erhaltungsplan nach JACKSON (2001a)....................................74 Tabelle 21 - Schutzgebiete ...........................................................................................................75 Tabelle 22 - ISLT Partnership Programm nach FREEMAN (1982) ...................................................76 Tabelle 23 - besondere Aktivitäten in verschiedenen Ländern .........................................................77 Tabelle 24 - Irbisgeburten in Zoos von 1956 – 1977 nach BLOMQVIST (1978b)...............................85 Tabelle 25 - Nutzung des Geheges für verschiedene Verhaltensweisen (FREEMAN 1978) ...............89 Tabelle 26 - Sedation ...................................................................................................................94 Tabelle 27 - Narkose beim Schneeleoparden.................................................................................97 Tabelle 28 - Hämatologisches Profil bei einer Parvoviruserkrankung ............................................. 109 Tabelle 29 - Impfschema zur Prophylaxe von feliner Panleukopenie (BIENIECK et al.1980)............ 110 Tabelle 30 - Impfschema zur Prophylaxe von feliner Rhinotracheitis (BEHLERT 1995) ................... 112 Tabelle 31 - Serumanalysen bei einer Hypogammaglobulinämie (WORLEY 1982a) ....................... 115 Tabelle 32 - Hämatologische Parameter bei einer Lebererkrankung .............................................. 121 Tabelle 33 - Hämatologie der Veno-okklusiven Erkrankung........................................................... 123 Tabelle 34 - Mangelerscheinungen und deren Therapie................................................................ 133 Tabelle 35 - Häufige Jungtiererkrankungen bei Schneeleoparden ................................................. 135 Tabelle 36 - Impfungen der Schneeleoparden .............................................................................. 137 Tabelle 37 - Arzneimittelverzeichnis ............................................................................................ 139 Tabelle 38 - Medikamentenunverträglichkeiten............................................................................. 143 Tabelle 39 - Ablauf der Geburt nach WEILENMANN (1982) .......................................................... 186 194 Tabelle 40 - Verhalten einer Irbismutter und deren Welpen post partum am 9. Mai 1982................. 187 Tabelle 41 - Tägliche Aufgaben bei der Handaufzucht von Irbiswelpen .......................................... 190 Tabelle 42 - Fütterung der Irbisse im Zoo..................................................................................... 191 195 Abkürzungen AAZPA :..............…......American Association of Zoological Parks and Aquariums ACAP: ...................................……...........................Annapurna Conservation Area AST :...........................................................................Aspartat Amino Transferase BUND: ..........................................Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland BSE............................................................Bovine Spongioforme Encephalopathie C. perfringens: ...................................................................Clostridium perfringens C: .....................................................................................……................Caninus/ i CBD: ......................................................…….....Convertion on Biological Diversity CDV:...........................................................……............. Canine Distemper Virus CITES:…..…Convention on International Trade in Endangered Species of Fauna and Flora (auch bekannt als Washingtoner Abkommen zum Artenschutz) CMS:.…… Convention on the Conservation of Migratory Species of Wild Animals DSCF: .........…...................………..........David Sheperd Conservation Foundation E2………………………………………………………………………………....Estradiol E. coli: .............…..........................................…...................….......Escherichia coli eCG: ........................................................................equines Choriongonadotropin EEP: .......................................................Europäisches Erhaltungszuchtprogramm ESC: ......................................…........…...............Endangered Species Comission FIV………………………………..………...…………...Feline Immundeficiency Virus For.: ..................................................................….....................…............Foramen FPV : ....................................................…...…….........Felines Panleukopenievirus GOT: ...........................................…...…….....Glutamat-Oxalacetat-Transaminase GPS :...........................................................……...........Global Positioning System GPT: ........................................................……..............Alanin – Aminotransferase GTZ :......................................................…….........German Technical Cooperation HBV: ...............................................................................Hepatitis B Virusinfektion HCG: ............................…............…......................Humanes Choriongonadotropin HPLC Analyse:....................…….……..High Performance Liquid Chromatography 196 I: ......................................................…..…..............................................Incisivus/ i .. IFAW :........................................….......…....International Fund for Animal Welfare ISIS: ..........................................…….......International Species Inventory Systems ISLT:.........................................………...…….....International Snow Leopard Trust IUCN: .......................…….........International Union for the Conservation of Nature M:.............................................................................................……..............Molare MACNE:...….Mongolian Association for Conservation of Nature and Environment MNE : .........................…......................…......Ministry for Nature and Environment MOC: ...........................…….........................................Multiple Okulare Kolobome NABU: .....................................................................Naturschutzbund Deutschland NCA:..........................................................................Nature Conservation Agency NERC: ...........................................……...........National Ecology Research Center NGO: ......................................................…..........NonGovernmental Organisation P. multocida: .....................…….............................................Pasteurella multocida P: .............................................................................................……........Prämolare P4:…………………………………………………………………..………..Progesteron PC: ......................................................................................…............Peace Corps Postorb.: .........................................................................……..............Postorbitalis Proc.: ..............................................................................…….................Processus Sagitt.: ............................................................................……...................Sagittalis SEN: ..................................................................……...Special Educational Needs SLC: .............................................…….......................Snow Leopard Conservancy SLIMS: ..................…........…......Snow Leopard Information Management System SLN: ..................................................……….……………...Snow Leopard Network SSP: ...........................................................……...................Species Survival Plan Staph. :........................................................……............................Staphylokokkus Stylomast.: ...................................................……..........................stylomastoideus Sutt.: ..........................................................……...........................................Suttura 197 TS:…………………………………………………….………..…Trockensubstanz Kot Tbc: ............................ .......................................................……..........Tuberkulose TMI:..............................................................……................ The Mountain Institute UK:……………………………………………………………………....United Kingdom UNDP/FAO:…..United Nations Development Programme/ Food and Agriculture Organisation USA: ……………………………………………………….…United States of America WCMC:......................................……......... World Conservation Monitoring Centre WCS : ...............................................…….................Wildlife Conservation Society WWF: ................................................……..................World Wide Fund for Nature ZNS:………………………………………………..………....Zentralnervöses System 198 Danksagungen Prof. Dr. Michael Böer danke ich für das Überlassen des interessanten Themas, sowie der stets engagierten Hilfe und der jederzeit gewährten fachlichen Beratung. Jan Brase danke ich für die Unterstützung bei der technischen Gestaltung und für viel Geduld – ohne ihn wäre es nicht gelungen. Dr. Wolfgang Bäumer danke ich für die Anregungen und interessanten Gespräche aus pharmakologischer Sicht. Birga Dexel vom NABU Berlin sei für das Bereitstellen von Literatur und tatkräftige persönliche und telefonische Hilfe herzlich gedankt. Danke an Lena Holm für die Übersetzungen der russischen Literatur. Dankeschön Christoph Kundisch für die Möglichkeiten der Literaturbeschaffung. Renate und Dr. Alfred Brase danke ich für die fachliche und menschliche Unterstützung. Dem ISLT in Seattle, namentlich Owen Rogers, Peter Graham, Tom McCarthy und Helen Freeman sei für unglaublich interessantes Material und für die stets freundliche Unterstützung per Post, Telefon und e-Mail gedankt. Der Cat Specialist Group danke für ihre Cat News und die Unterstützung per Telefon und eMail. Dankeschön an Dr. Alice Kleine Büning für nächtliche Beratungsstunden über Katzenbehandlungen und Medikamente. Franziska Schnittger einen herzlichen Dank für die organisatorische Unterstüzung und einige Übersetzungen aus der französischen Literatur. Danke den Schülerinnen Elisabeth Piazza & Elisabeth Kostner für ihre Bilder und der Schulleiterin der Mittelschule St. Ulrich für ihre Genehmigung, diese zu verwenden. Dem Fotografen Thomas Grabka danke ich für das Material aus Afghanistan und vor allem für die interessanten Informationen per Telefon. Werner Bäumer, Ruth Bäumer und Steffen Bäumer einen Dank für die stets zur richtigen Zeit wichtigen fachlichen und menschlichen Ratschläge, nicht nur während dieser Arbeit. Georg Müller (Wildpark Lüneburger Heide), Norbert Tietz (Wildpark Lüneburger Heide), Prof. Dr. Eulenberger (Zoo Leipzig) und Prof. Dr. Günzel-Apel (Tierärztliche Hochschule Hannover) danke ich für die guten Ratschläge und die Bereitstellung von Literaturquellen. Leif Blomqvist (Helsinki Zoo, Finnland) sei für die großzügige Bereitstellung der Zuchtbücher und verschiedener Literaturquellen herzlichst gedankt. Ein Danke an Dr. Nicole Coati (Sandwich, U.K. ) für engagierte Unterstützung bei den Übersetzungen. Dank an Ines und Henning Schulte, sowie Steffen Reinsch für die organisatorische Unterstützung. 199