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01|Überuns
scinexx.de-DasWissensmagazin
scinexx®-sprich['saineks],eineKombinationaus“science”und“next
generation”-bietetalsOnlinemagazinseit1998einenumfassenden
Einblick in die Welt des Wissens und der Wissenschaft. Mit einem
breiten Mix aus News, Trends, Ergebnissen und Entwicklungen
präsentiert scinexx.de anschaulich Informationen aus Forschung
undWissenschaft.
DieSchwerpunktthemenliegenindenBereichenGeowissenschaften,
Biologie und Biotechnologie, Medizin, Astronomie, Physik, Technik
sowie Energie- und Umweltforschung. Das Internetmagazin spricht
allewissbegierigenUseran-obinBeruf,StudiumoderFreizeit.
scinexx wurde 1998 als Gemeinschaftsprojekt der MMCD NEW
MEDIA GmbH in Düsseldorf und des Heidelberger Springer Verlags
gegründet und ist heute Teil der Konradin Mediengruppe mit dem
bekannten Magazin Bild der Wissenschaft sowie den
Wissensangeboten:wissen.de,wissenschaft.de,scienceblogs.de,
natur.deunddamals.de.
02|Inhalt
01
02
ÜBERUNS
INHALT
03
SONDERFALLERDE
DasGeheimnisderHabitabilität
04
IMPRESSUM
03|SonderfallErde
DasGeheimnisder
Habitabilität
VONNADJAPODBREGAR
Siehatesgenaurichtiggetroffen:DassesaufderErdeLebengibt,
verdanktsieeinerganzenReihevonglücklichenZufällen.Wasaber
brauchteinPlanet,umlebensfreundlichzusein?NebenderLage
spielendafüreineganzeReiheweitererFaktoreneineRolle.
EINEFRAGEDERLAGE
D
ie habitable Zone und der Treibhauseffekt Im Reich der
Planeten gilt die gleiche Grundregel wie bei Immobilien:
die Lage ist entscheidend. Denn ob ein Gesteinsplanet
wie die Erde potenziell lebensfreundlich ist oder nicht,
entscheidet seine Position im Planetensystem, genauer gesagt: der
AbstandvonseinemZentralstern.DennumjedenSterngibteseinen
Bereich, in dem seine Strahlung genau das richtige Maß hat, um
einen Planeten mit einer Atmosphäre wie die Erde zwar leicht zu
erwärmen,abernichtzukochen.
Liegt die Temperatur auf der Planetenoberfläche in einem Bereich,
derzumindestzeitweiseflüssigesWasserermöglicht,sprichtmanvon
der habitablen Zone. Sie zieht sich als Ring um den Stern und ist
dabei je nach Sternentyp und Leuchtkraft näher oder weiter von
diesem entfernt. Im Sonnensystem liegt diese habitable Zone etwa
zwischen 0,95 und 1,6 astronomischen Einheiten (AE). Mit einem
Sonnenabstand von einer AE liegt die Erde damit genau in dieser
Zone des Lebens - ein echter Glücksfall für uns. Die Venus bewegt
sichmit0,72AEheuteklarjenseitsderInnengrenzediesesBereichs,
derMarsdagegenschrammtknappanseinerAußengrenzeentlang.
Ein bisschen Treibhauseffekt
istnötig
Allerdings: Beide Planeten
unterscheiden sich in punkto
Atmosphäre deutlich von der
Erde und damit dem dieser
Zone
zugrundeliegenden
Standard: Der Mars hat eine
JenachSternentypliegtdiehabitableZone
sehr dünne, die Venus
näheroderweitervomSternentfernt©
NASA
dagegen eine extrem dichte
Gashülle. Und das hat auch Folgen für ihr Klima. Denn die
AtmosphäreliefertunsErdbewohnernnichtnurLuftzumAtmen,sie
prägt auch Wetter und Klima auf unserem Planeten. Vor allem das
Kohlendioxid und der Wasserdampf in der Lufthülle sorgen dafür,
dass die globale Durchschnittstemperatur bei angenehmen 15°C
liegt.
Ohne diesen natürlichen Treibhauseffekt wäre die Erde ein
lebensfeindlicher Planet. Denn dann läge ihre Temperatur rund 30
Grad niedriger - bei weniger als -15°C. Die Treibhauswirkung der
Atmosphärewaresauch,dieunserenPlaneteninseinerJugendvor
dem Frost schützte. Denn damals lieferte die Sonne ein Viertel
weniger Licht und Wärme, die Erde lag damit noch außerhalb ihrer
habitablenZone.DochderhoheCO2-AnteilderUr-Atmosphäreglich
dieseschwächereSonneneinstrahlungaus.
MarsundVenus:Zuwenigundzuviel
DerMarsistheutekalt,flüssigesWasser
gibtesaufseinerOberflächenicht.Doch
in seiner Frühzeit war auch er ein
warmer, mit Seen, Flüssen und vielleicht
sogar Ozeanen bedeckter Planet. Der
Mars bewegt sich zwar an der
Außengrenze der habitablen Zone,
damals bewahrte ihn jedoch seine noch
dichte Atmosphäre vor dem Auskühlen.
DerMarshateinezudünne
Atmosphäre-ihmfehltheute
Im Laufe der Zeit aber dünnte diese
derwärmendeTreibhauseffekt
Gashülleaus.VomSonnenwindverweht,
©NASA
entwichen immer mehr Gase in den
Weltraum, weil die geringere Schwerkraft und das schwache
Magnetfeld des Roten Planeten nicht ausreichte, um die Moleküle
fest genug an sich zu binden. Als Folge fehlte der Treibhauseffekt
undeswurdeimmerkälter.
Bei der Venus ist es genau
umgekehrt: Sie ist extrem
heiß, weil sich bei ihr der
Treibhauseffekt
verselbstständigt hat. Kurz
nach
Bildung
des
Sonnensystems
lag
sie
vermutlichnochgenauinder
habitablen Zone, weil die
Sonnedamalsschwächerwar
als
heute.
Sie
besaß
möglicherweise
ebenfalls
ganze Ozeane aus Wasser.
Doch dann wurde die Sonne
stärker, die habitable Zone
VondichtenWolkenverhülltunddurch
einenextremenTreibhauseffektaufgeheizt:
dieVenus©NASA
verschobsichweiternachaußen.AufderVenuswurdeesnunheiß.
Das Wasser verdampfte und sammelte sich in der Atmosphäre. Da
Wasserdampf ein Treibhausgas ist, heizte dies den Planeten immer
weiter auf. Die Temperaturen stiegen so stark an, dass nun auch
KohlendioxidauskohlenstoffhaltigemKarbonatgesteinausgasteund
den Treibhauseffekt weiter verstärkte. Dieser sich selbst
verstärkendeTreibhauseffektgiltalstypischfürPlaneten,diejenseits
desInnenrandsderhabitablenZoneliegen.HeutebesitztdieVenus
nicht einmal mehr Wasserdampf, weil das intensive Sonnenlicht im
Laufe der Zeit die Wassermoleküle gespalten hat und der
WasserstoffindenWeltraumentwich.
EINEFRAGEDERZEIT
E
s kommt auch auf den Stern an Die Erde ist fein raus: Sie
umkreist die Sonne seit rund 4,5 Milliarden Jahren in der
habitablen Zone des Sonnensystems. Sie liegt damit quasi
genau im Speckgürtel des Systems und es konnte sich
Leben auf ihr bilden. Doch neben der Lage spielte dafür auch ein
andererFaktoreinewichtigeRolle:Zeit.DenndiegutenBedingungen
müssenlangegenuganhalten,damitsichOrganismenbildenundzu
komplexerenFormenentwickelnkönnen.“Wirhaben75Prozentder
gesamten habitablen Zeit unseres Planeten benötigt, um höhere
Lebewesen zu entwickeln. Das wird wahrscheinlich auch anderswo
nichtanderssein”,erklärtAndrewRushbyvonderUniversityofEast
Anglia.
DiehabitableZonewandert
Das Problem dabei: Die Sonne und auch andere Sterne verändern
sich im Laufe ihres Lebens. Sie nehmen an Leuchtkraft zu und
dehnensichaus.DadurchwandertauchdiehabitableZoneimLaufe
der stellaren Evolution immer weiter
nach außen. Die Sonne beispielsweise
strahlte in ihrer Anfangszeit nur mit der
Hälfte ihrer heutigen Leuchtkraft.
Allerdings war da unser Planet noch ein
glutflüssiger Ball, lebensfreundlich war
ZukunftderSonne:Siewird
es da ohnehin nicht. Im Moment ist
langsamwachsenunddamit
wandertauchdiehabitable
unser Heimatstern in der stabilen Phase
Zone.©Tablizer/CC-by-sa
seines Lebenszyklus. Als nur mäßig
3.0
heißer und eher massearmer Gelber
Zwerg gehört sie zu den “Mittelklasse”-Sternen, die mehrere
MilliardenJahrelangeinHauptreihensternbleibenundsichindieser
Zeit nur wenig verändern. Erst danach, in rund sechs Milliarden
Jahren, wenn sie ihren Kernbrennstoff verbraucht hat, wird sie sich
stark aufblähen und zum Roten Riesen werden. Das aber bedeutet,
dasssiedieinnerstenPlanetenvölligverschlingenwirdundauchdie
äußerenBereichedesSonnensystemsunfreundlichheißwerden.
Wenn die Sonne wächst und
dieOzeaneverdampfen
Allerdings: Auch jetzt schon,
lange vor der Umwandlung
der Sonne in einen Roten
Riesen,nimmtdieLeuchtkraft
der Sonne leicht zu. Welche
Folgen dies für die habitable
ZonedesSonnensystemsund
für die Erde haben wird,
haben Forscher im Herbst
2013 ausgerechnet. Ihr
WenndieSonnezumRotenRiesenwird,
wirdauchdieErdeglühen.©Fsgregs/CCby-sa3.0
Ergebnis: Unser Planet hat bereits einen Großteil seiner
“Gnadenfrist”inderhabitablenZonehintersich-immerhinwarenes
rund 4,5 Milliarden Jahre. Doch diese Zone wandert weiter nach
außen und könnte in 1,75 bis 3,25 Milliarden Jahren bereits
außerhalbderErdbahnliegen.“NachdiesemPunktwirddieErdein
derheißenZonederSonnekreisen,mitTemperaturensohoch,dass
die Ozeane verdampfen “, erklärt Rushby. “Die Folge wäre die
katastrophaleundendgültigeAuslöschungallenLebens.”Schonviele
Millionen Jahre früher aber würde es auf der Erde so heiß werden,
dass bestenfalls noch einige hartgesottene Mikroben überdauern.
Der Mars dagegen hat es etwas besser: Er kreist zwar jetzt am
Außenrand der habitablen Zone, könnte aber dafür weitere sechs
MilliardenJahrelanginihrbleiben-fastbisdieSonnebeginnt,zum
RotenRiesenzuwerden.
WarumRoteZwergegünstigersindalsRiesensterne
Viel knapper bemessen ist die Frist, die einem Planeten in der
habitablen Zone um einen viel massereicheren Stern als der Sonne
bleibt. Diese Riesen verbrauchen ihren Fusions-Brennstoff,
Wasserstoff und Helium, sehr viel schneller als unser Stern und
erreichen daher schon nach hunderten Millionen Jahren oder sogar
schon nach zehn Millionen Jahren das Ende ihres Lebenszyklus. Ein
Planet in ihrer Umlaufbahn hätte daher kaum eine Chance, über
mehr als sein erstes Anfangsstadium hinauszukommen, bevor er in
derSupernova-ExplosiondesSternsgleichwiederzerstörtwürde.
Wesentlich günstiger sieht es dagegen bei den Roten Zwergen aus,
kleinen, eher lichtschwachen Sternen. Immerhin drei Viertel aller
Sterne in unserer Milchstraße gehören zu diesem Sternentyp Astronomen schätzen ihre Zahl auf 75 Milliarden. Von diesen
könntenrund60ProzentmindestenseinenPlanetenbesitzen,einige
davonsogarinderhabitablenZone.Dieseliegtbeisolchenstellaren
Zwergen sehr nahe am Stern, je nach Fall zwischen 0,03 und 0,3
astronomischenEinheiten.DasbringteinigeNachteilemitsich,dafür
aberkannsicheinPlanetumeinenRotenZwergbeiderEntwicklung
vonLebenrichtigZeitlassen.DenndessenLebenszyklusistdeutlich
länger als der eines sonnenähnlichen Sterns. Wenn es auf einem
solchen Planeten eine außerirdische Lebenswelt gäbe, dann könnte
sie daher älter und weiter fortgeschrittener sein als die unsrige. Die
Frage, wie sich die bewohnbaren Zonen
je nach Zentralgestirn verschieben, ist
daher auch für die Suche nach
außerirdischemLebenwichtig.
PlanetenumeinenRoten
Zwergmüssenihmzwarrelativ
nahesein,dafüristdie
habitableFristlänger.©ESO/L.
Calçada
EINEFRAGEDERGRÖSSE
W
arum zu kleine Planeten lebensfeindlich sind Aber
auch wenn ein Planet in der habitablen Zone um
einen massearmen Stern kreist, bedeutet das nicht
automatisch komfortable Bedingungen, womöglich
nicht einmal habitable. So spielt beispielsweise die Größe des
PlaneteneinewichtigeRolle:Isterzukleinundmassearm,schaffter
es in der Frühzeit seiner Entwicklung meist nicht, seine Atmosphäre
ausreichend fest an sich zu binden. Als Folge wird sie vom stellaren
Windnachundnachweggewehtoderentweichtschleichendlangsam
indenWeltraum.
ZukleinfüreinedauerhafteAtmosphäre
Das aber macht den Planeten anfällig: Seine Oberfläche ist der
harten kosmischen Strahlung und dem UV-Licht der Sonne
ungeschützt ausgesetzt, sie wird quasi sterilisiert. Außerdem fehlt
dem Planeten damit eine wichtige Thermoisolation: Die
Sonnenwärme kann die Oberfläche auf der Tagseite ungebremst
aufheizen, auf der Nachtseite entweicht die Wärme dagegen sofort.
Eine ausgleichende Wolkenhülle fehlt. Und mit dem niedrigen
Gasdruck in der Atmosphäre
wird es auch für flüssiges
Wasser kritisch: In extrem
dünnen
Gashüllen
überspringt es den flüssigen
Zustandundverdampftdirekt
aus dem Eis - wie
beispielsweise auf dem Mars
der Fall. Je niedriger der
atmosphärische Druck auf
einem Planeten ist, desto
schmaler wird daher der
Temperaturbereich, in dem
DerMond:Zukleinfüreinedauerhafte
AtmosphäreundTektonik©NASA
flüssiges Wasser existieren
kann. Hinzu kommt, dass
ohne ausreichende Atmosphäre auch viele Prozesse nicht möglich
sind,diedieStoffkreisläufeundwichtigegeochemischeProzesseauf
einemGesteinsplanetenantreiben.
PlattentektoniknurmitheißemInnenleben
Eine zu geringe Größe ist für einen Planeten aber auch geologisch
ungünstig: Denn sie besitzen eine im Verhältnis zu ihrem Volumen
größere Oberfläche. Dadurch aber verlieren sie mehr Wärme und
kühlen schneller aus als größere Himmelskörper. Als Folge erstarrt
dasheiße,schmelzflüssigeInnererelativfrühinihrerEntwicklung.Ein
Beispiel für einen solchen geologisch nahezu toten Himmelskörper
ist der Erdmond. Die größere Erde hat dagegen auch 4,5 Milliarden
Jahre nach ihrer Entstehung noch genügend Hitze in sich, um ihren
äußeren Eisenkern flüssig zu halten und
dasGesteindesErdmantelszumindestin
Teilenzähfließend.Damitaberbesitztsie
noch den so wichtigen Motor für
geologische
Prozesse
wie
den
Vulkanismus und die Plattentektonik.
Immerhin trugen Vulkanausbrüche mit
dazu bei, die erste Atmosphäre unseres
Subduktion:Plattenkollidieren
jungen Planeten mit Kohlendioxid,
anderWestküsteSüdamerikas
©MMCD
Stickstoff
und
Wasserdampf
anzureichern - und damit den Grundstein auch für die Bildung der
Ozeanezulegen.
EinDynamofürsMagnetfeld
Ein
weiterer
lebensfördernder
Faktor
hängt eng mit einem
zumindest noch in Teilen
flüssigen und differenzierten
Innenleben zusammen: Ohne
ihren flüssigen Eisenkern
besäße die Erde heute kein
Magnetfeld - eines ihrer
wichtigsten
Schutzschilde
gegen das Bombardement
mit energiereichen Teilchen
MagnetErde©MMCD
aus dem All. Auch dies
verdankt sie ihrer gerade richtigen Größe, die ihren innersten Kern
einemsostarkenDruckaussetzt,dassertrotzenormerHitzefestist.
Der äußere Kern dagegen ist noch flüssig. Beide zusammen bilden
damit die perfekten Zutaten für einen Geodynamo: In Schwung
gebrachtdurchdieErdrotationundKonvektionsströmungenbewegt
sichdieflüssige,leitfähigeEisenschmelzedesäußerenKernsumden
ebenfalls leitfähigen inneren herum. Ähnlich wie in einem
ElektromagnetenerzeugtdieseinmagnetischesFeld.Fehlenaberdie
Voraussetzungen für einen solchen Dynamoeffekt, gibt es auch
keinen schützenden Käfig aus Magnetfeldlinien, die den Planeten
umgeben und das sich entwickelnde Leben auf seiner Oberfläche
abschirmen.
EINEFRAGEDERBEWEGUNG
W
elche Rolle spielen Bahn und Rotation für die
Habitabilität? Die Bahn und Drehung eines Planeten
spielt ebenfalls eine wichtige Rolle für seine
Lebensfreundlichkeit. Kreist der Himmelskörper auf
einer extrem exzentrischen Bahn um seinen Stern, liegt diese sehr
wahrscheinlich zumindest teilweise außerhalb der habitablen Zone.
Je größer die Exzentrizität, desto größer sind TemperaturSchwankungen auf seiner Oberfläche. Bis zu einem gewissen Grad
können Biomoleküle und Lebewesen solche Schwankungen
aushaltenundsichanpassen.
WennaberbeispielsweisedieErdeeinesolcheBahnbesäßeundihre
Ozeane dadurch abwechselnd gefrieren und verdampfen würden,
hätte sich das Leben auf unserem Planeten wohl nicht entwickeln
können. Im Sonnensystem allerdings herrschen annähernd
kreisförmigeUmlaufbahnenvor,deutlichexzentrischkreisennurder
Merkur und der Zwergplanet Pluto. Bei vielen bisher bekannten
ExoplanetendominierenjedochexzentrischereOrbits.
ZwischenGluthitzeundTodeskälte
Ebenfalls
zu
extremen
Temperaturunterschiedenwürdeeinezu
langsame Rotation des Planeten führen.
So dreht sich beispielsweise der Merkur
im Laufe von zwei Sonnenumläufen nur
dreimal um seine eigene Achse. Ein Tag
istdaheraufdeminnerstenPlanetenein
zwei Drittel Jahr lang, in der Phase der
EineextremexzentrischeBahn
würdeeinenPlanetenimmer
Sonnennähe kehrt er der Sonne sogar
wiederausderhabitablen
Zonehinausführen.©
immer die gleiche Seite zu. Das hat
NASA/JPL
entsprechendeFolgen:Währendsichdie
Tagseite des Planeten bis auf 427°C aufheizt, sinken die
Temperaturen auf der Nachtseite auf weniger als -170°C. Ein Leben
wäre unter solchen Bedingungen kaum möglich - es sei denn, es
würde immer mit der schmalen Dämmerungszone mitwandern. Die
Erde hat in dieser Hinsicht dagegen gute Karten: Durch ihre relativ
schnelle Rotation hat die Sonne keine Gelegenheit, eine Seite des
Planeten so extrem aufzuheizen, er dreht sich einfach zu schnell
unterihrweg,sodassdieTemperaturschwankungenmoderatsind.
Jahreszeitensindlebensfördernd
UndnochineinerHinsichthatesdieErdegenaurichtigerwischt:in
derNeigungihrerRotationsachse.Mitrund23°istdieAchsegerade
so weit gekippt, dass unser Planet der Sonne mal die eine, mal die
andere Halbkugel stärker zudreht. Dadurch entstehen Jahreszeiten,
das Klima in den mittleren und höheren Breiten schwankt im
Jahresverlauf. Aber diese Temperaturunterschiede sind wiederum
nicht so stark, dass sie die
Toleranzgrenzen
von
Lebewesen
und
biochemischen Reaktionen
überschreiten.
Studien
zeigen, dass bei einer viel
stärker gekippten Erdachse
die Jahreszeiten viel extremer
DieNeigungderErdachseistgenaurichtig
fürgemäßigteJahreszeiten©gemeinfrei
ausfallen und dann im
Sommer lebensfeindliche Hitze und im Winter extreme Kälte nach
sich ziehen. Leben wäre dann auf der Erde höchstens noch entlang
der Meeresküsten möglich - dort, wo die Pufferwirkung der Ozeane
dasKlimaabmildert.AberauchdasUmgekehrtewärefatal:Miteiner
genau senkrecht auf der Umlaufbahn stehenden Achse gäbe es
keine Jahreszeiten, dadurch würden im Laufe der Zeit enorme
Temperaturunterschiede zwischen den Polen und dem Äquator
entstehen. Langfristig kann dies dazu führen, dass die Atmosphäre
andenPolenausfriertunddasWasseramÄquatorverdampft.Trotz
Position in der habitablen Zone wäre ein solcher Planet vermutlich
unbewohnbar.
DurchgewalktvonGezeitenkräften
Einen ebenfalls eher kontraproduktiven
Effekt demonstriert der Jupitermond Io:
ErumkreistdenGasriesensonahe,dass
dessen
Schwerkraft
enorme
Gezeitenkräfte bei ihm auslöst. Das
Mondinnere wird von ihnen regelrecht
durchgewalkt, das Gestein abwechselnd
gedehnt und gestaucht. Die dadurch
JupitermondIo©NASA/JPL/
UniversityofArizona
erzeugte Reibung heizt das Gestein auf
und macht Io zum vulkanisch aktivsten
Himmelskörper im Sonnensystem. Auch ein Planet, der einen Roten
Zwerg umkreist, wäre solchen Gezeitenkräften ausgesetzt. Denn
diesemassearmenundleuchtschwachenSternehabennurrundein
DritteldesSonnendurchmessersundsindmeistnureinTausendstel
so hell. Dadurch liegt die habitable Zone bei Roten Zwergen viel
näheramSternalsbeider Sonne.EinErdzwillingumeinen solchen
Himmelskörper könnte daher trotz Lage in der bewohnbaren Zone
ziemlichungemütlicheBedingungenbieten.
ERDZWILLINGEGESUCHT
W
ie viele lebensfreundliche Planeten gibt es im All? Im
Sonnensystem ist die Erde die einzige, die alle
Voraussetzungen für einen lebensfreundlichen
Planeten erfüllt. Ob es in unserer kosmischen
UmgebungaußerirdischesLebengibt,istdaherfraglich.Theoretisch
könnten zwar im flüssigen Ozean unter der Eiskruste des
Jupitermonds Europa an extreme Verhältnisse angepasste
Organismen existieren. Ob das aber wirklich der Fall ist, muss sich
erstnochzeigen.
HochrechnenauswinzigerBruchmenge
Wie aber sieht es außerhalb des Sonnensystems aus? Wie viele
Erdzwillinge könnte es beispielsweise in der Milchstraße geben?
Bisher haben Astronomen nur wenige potenziell lebensfreundliche
Exoplaneten von etwa Erdgröße um fremde Sonnen entdeckt. Die
AuflösungdermeistenTeleskopereichtnochnichtaus,umPlaneten
dieser Größe aufspüren zu können. Astronomen sind daher darauf
angewiesen, aus den bisherigen Entdeckungen auf die mögliche
Gesamtmenge hochzurechnen. Sie ermitteln dafür, wie viele der gut
tausend bisher gefundenen Exoplaneten zur Gruppe der
erdähnlichen Gesteinsplaneten gehören und wie viele von diesen in
der habitablen Zone ihres Sterns kreisen. Dabei müssen sie
berücksichtigen, dass große Gasplaneten mit sternennahen
Umlaufbahnen leichter nachzuweisen sind als kleine, weiter außen
kreisende Himmelskörper. Die Verteilung der bereits entdeckten
Exoplaneten ist daher verzerrt, den Teleskopaugen entgehen mehr
ErdzwillingealsGasriesen.
Zehn Milliarden Erdzwillinge
inderMilchstraße
Im Herbst 2013 erstellten
AstronomenumErikPetigura
von der University of
California in Berkeley auf
Basis dieser Annahme die
jüngste Hochrechnung. Ihr
Ergebnis: in der Milchstraße
gibt es rund 200 Milliarden
ErdzwillingeumsonnenähnlichePlaneten
sonnenähnliche Sterne. Von
©NASA/JPL-Caltech/R.Hurt(SSC-Caltech)
diesen könnten 22 Prozent,
alsoetwasmehralseinFünftel,PlanetenvonerdähnlicherGrößein
derhabitablenZonebesitzen.DarausschätzendieAstronomeneine
ZahlvonknappzehnMilliardenErdzwillingeninunsererGalaxie.Die
Chance, dass auf mindestens einigen von diesen Planeten alle
VoraussetzungengünstigwarenundLebenentstand,istdaherrelativ
hoch. Wir sind demnach wahrscheinlich in unserem Sonnensystem
einSonderfall,nichtaberimUniversum.
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