01|Überuns scinexx.de-DasWissensmagazin scinexx®-sprich['saineks],eineKombinationaus“science”und“next generation”-bietetalsOnlinemagazinseit1998einenumfassenden Einblick in die Welt des Wissens und der Wissenschaft. Mit einem breiten Mix aus News, Trends, Ergebnissen und Entwicklungen präsentiert scinexx.de anschaulich Informationen aus Forschung undWissenschaft. DieSchwerpunktthemenliegenindenBereichenGeowissenschaften, Biologie und Biotechnologie, Medizin, Astronomie, Physik, Technik sowie Energie- und Umweltforschung. Das Internetmagazin spricht allewissbegierigenUseran-obinBeruf,StudiumoderFreizeit. scinexx wurde 1998 als Gemeinschaftsprojekt der MMCD NEW MEDIA GmbH in Düsseldorf und des Heidelberger Springer Verlags gegründet und ist heute Teil der Konradin Mediengruppe mit dem bekannten Magazin Bild der Wissenschaft sowie den Wissensangeboten:wissen.de,wissenschaft.de,scienceblogs.de, natur.deunddamals.de. 02|Inhalt 01 02 ÜBERUNS INHALT 03 SONDERFALLERDE DasGeheimnisderHabitabilität 04 IMPRESSUM 03|SonderfallErde DasGeheimnisder Habitabilität VONNADJAPODBREGAR Siehatesgenaurichtiggetroffen:DassesaufderErdeLebengibt, verdanktsieeinerganzenReihevonglücklichenZufällen.Wasaber brauchteinPlanet,umlebensfreundlichzusein?NebenderLage spielendafüreineganzeReiheweitererFaktoreneineRolle. EINEFRAGEDERLAGE D ie habitable Zone und der Treibhauseffekt Im Reich der Planeten gilt die gleiche Grundregel wie bei Immobilien: die Lage ist entscheidend. Denn ob ein Gesteinsplanet wie die Erde potenziell lebensfreundlich ist oder nicht, entscheidet seine Position im Planetensystem, genauer gesagt: der AbstandvonseinemZentralstern.DennumjedenSterngibteseinen Bereich, in dem seine Strahlung genau das richtige Maß hat, um einen Planeten mit einer Atmosphäre wie die Erde zwar leicht zu erwärmen,abernichtzukochen. Liegt die Temperatur auf der Planetenoberfläche in einem Bereich, derzumindestzeitweiseflüssigesWasserermöglicht,sprichtmanvon der habitablen Zone. Sie zieht sich als Ring um den Stern und ist dabei je nach Sternentyp und Leuchtkraft näher oder weiter von diesem entfernt. Im Sonnensystem liegt diese habitable Zone etwa zwischen 0,95 und 1,6 astronomischen Einheiten (AE). Mit einem Sonnenabstand von einer AE liegt die Erde damit genau in dieser Zone des Lebens - ein echter Glücksfall für uns. Die Venus bewegt sichmit0,72AEheuteklarjenseitsderInnengrenzediesesBereichs, derMarsdagegenschrammtknappanseinerAußengrenzeentlang. Ein bisschen Treibhauseffekt istnötig Allerdings: Beide Planeten unterscheiden sich in punkto Atmosphäre deutlich von der Erde und damit dem dieser Zone zugrundeliegenden Standard: Der Mars hat eine JenachSternentypliegtdiehabitableZone sehr dünne, die Venus näheroderweitervomSternentfernt© NASA dagegen eine extrem dichte Gashülle. Und das hat auch Folgen für ihr Klima. Denn die AtmosphäreliefertunsErdbewohnernnichtnurLuftzumAtmen,sie prägt auch Wetter und Klima auf unserem Planeten. Vor allem das Kohlendioxid und der Wasserdampf in der Lufthülle sorgen dafür, dass die globale Durchschnittstemperatur bei angenehmen 15°C liegt. Ohne diesen natürlichen Treibhauseffekt wäre die Erde ein lebensfeindlicher Planet. Denn dann läge ihre Temperatur rund 30 Grad niedriger - bei weniger als -15°C. Die Treibhauswirkung der Atmosphärewaresauch,dieunserenPlaneteninseinerJugendvor dem Frost schützte. Denn damals lieferte die Sonne ein Viertel weniger Licht und Wärme, die Erde lag damit noch außerhalb ihrer habitablenZone.DochderhoheCO2-AnteilderUr-Atmosphäreglich dieseschwächereSonneneinstrahlungaus. MarsundVenus:Zuwenigundzuviel DerMarsistheutekalt,flüssigesWasser gibtesaufseinerOberflächenicht.Doch in seiner Frühzeit war auch er ein warmer, mit Seen, Flüssen und vielleicht sogar Ozeanen bedeckter Planet. Der Mars bewegt sich zwar an der Außengrenze der habitablen Zone, damals bewahrte ihn jedoch seine noch dichte Atmosphäre vor dem Auskühlen. DerMarshateinezudünne Atmosphäre-ihmfehltheute Im Laufe der Zeit aber dünnte diese derwärmendeTreibhauseffekt Gashülleaus.VomSonnenwindverweht, ©NASA entwichen immer mehr Gase in den Weltraum, weil die geringere Schwerkraft und das schwache Magnetfeld des Roten Planeten nicht ausreichte, um die Moleküle fest genug an sich zu binden. Als Folge fehlte der Treibhauseffekt undeswurdeimmerkälter. Bei der Venus ist es genau umgekehrt: Sie ist extrem heiß, weil sich bei ihr der Treibhauseffekt verselbstständigt hat. Kurz nach Bildung des Sonnensystems lag sie vermutlichnochgenauinder habitablen Zone, weil die Sonnedamalsschwächerwar als heute. Sie besaß möglicherweise ebenfalls ganze Ozeane aus Wasser. Doch dann wurde die Sonne stärker, die habitable Zone VondichtenWolkenverhülltunddurch einenextremenTreibhauseffektaufgeheizt: dieVenus©NASA verschobsichweiternachaußen.AufderVenuswurdeesnunheiß. Das Wasser verdampfte und sammelte sich in der Atmosphäre. Da Wasserdampf ein Treibhausgas ist, heizte dies den Planeten immer weiter auf. Die Temperaturen stiegen so stark an, dass nun auch KohlendioxidauskohlenstoffhaltigemKarbonatgesteinausgasteund den Treibhauseffekt weiter verstärkte. Dieser sich selbst verstärkendeTreibhauseffektgiltalstypischfürPlaneten,diejenseits desInnenrandsderhabitablenZoneliegen.HeutebesitztdieVenus nicht einmal mehr Wasserdampf, weil das intensive Sonnenlicht im Laufe der Zeit die Wassermoleküle gespalten hat und der WasserstoffindenWeltraumentwich. EINEFRAGEDERZEIT E s kommt auch auf den Stern an Die Erde ist fein raus: Sie umkreist die Sonne seit rund 4,5 Milliarden Jahren in der habitablen Zone des Sonnensystems. Sie liegt damit quasi genau im Speckgürtel des Systems und es konnte sich Leben auf ihr bilden. Doch neben der Lage spielte dafür auch ein andererFaktoreinewichtigeRolle:Zeit.DenndiegutenBedingungen müssenlangegenuganhalten,damitsichOrganismenbildenundzu komplexerenFormenentwickelnkönnen.“Wirhaben75Prozentder gesamten habitablen Zeit unseres Planeten benötigt, um höhere Lebewesen zu entwickeln. Das wird wahrscheinlich auch anderswo nichtanderssein”,erklärtAndrewRushbyvonderUniversityofEast Anglia. DiehabitableZonewandert Das Problem dabei: Die Sonne und auch andere Sterne verändern sich im Laufe ihres Lebens. Sie nehmen an Leuchtkraft zu und dehnensichaus.DadurchwandertauchdiehabitableZoneimLaufe der stellaren Evolution immer weiter nach außen. Die Sonne beispielsweise strahlte in ihrer Anfangszeit nur mit der Hälfte ihrer heutigen Leuchtkraft. Allerdings war da unser Planet noch ein glutflüssiger Ball, lebensfreundlich war ZukunftderSonne:Siewird es da ohnehin nicht. Im Moment ist langsamwachsenunddamit wandertauchdiehabitable unser Heimatstern in der stabilen Phase Zone.©Tablizer/CC-by-sa seines Lebenszyklus. Als nur mäßig 3.0 heißer und eher massearmer Gelber Zwerg gehört sie zu den “Mittelklasse”-Sternen, die mehrere MilliardenJahrelangeinHauptreihensternbleibenundsichindieser Zeit nur wenig verändern. Erst danach, in rund sechs Milliarden Jahren, wenn sie ihren Kernbrennstoff verbraucht hat, wird sie sich stark aufblähen und zum Roten Riesen werden. Das aber bedeutet, dasssiedieinnerstenPlanetenvölligverschlingenwirdundauchdie äußerenBereichedesSonnensystemsunfreundlichheißwerden. Wenn die Sonne wächst und dieOzeaneverdampfen Allerdings: Auch jetzt schon, lange vor der Umwandlung der Sonne in einen Roten Riesen,nimmtdieLeuchtkraft der Sonne leicht zu. Welche Folgen dies für die habitable ZonedesSonnensystemsund für die Erde haben wird, haben Forscher im Herbst 2013 ausgerechnet. Ihr WenndieSonnezumRotenRiesenwird, wirdauchdieErdeglühen.©Fsgregs/CCby-sa3.0 Ergebnis: Unser Planet hat bereits einen Großteil seiner “Gnadenfrist”inderhabitablenZonehintersich-immerhinwarenes rund 4,5 Milliarden Jahre. Doch diese Zone wandert weiter nach außen und könnte in 1,75 bis 3,25 Milliarden Jahren bereits außerhalbderErdbahnliegen.“NachdiesemPunktwirddieErdein derheißenZonederSonnekreisen,mitTemperaturensohoch,dass die Ozeane verdampfen “, erklärt Rushby. “Die Folge wäre die katastrophaleundendgültigeAuslöschungallenLebens.”Schonviele Millionen Jahre früher aber würde es auf der Erde so heiß werden, dass bestenfalls noch einige hartgesottene Mikroben überdauern. Der Mars dagegen hat es etwas besser: Er kreist zwar jetzt am Außenrand der habitablen Zone, könnte aber dafür weitere sechs MilliardenJahrelanginihrbleiben-fastbisdieSonnebeginnt,zum RotenRiesenzuwerden. WarumRoteZwergegünstigersindalsRiesensterne Viel knapper bemessen ist die Frist, die einem Planeten in der habitablen Zone um einen viel massereicheren Stern als der Sonne bleibt. Diese Riesen verbrauchen ihren Fusions-Brennstoff, Wasserstoff und Helium, sehr viel schneller als unser Stern und erreichen daher schon nach hunderten Millionen Jahren oder sogar schon nach zehn Millionen Jahren das Ende ihres Lebenszyklus. Ein Planet in ihrer Umlaufbahn hätte daher kaum eine Chance, über mehr als sein erstes Anfangsstadium hinauszukommen, bevor er in derSupernova-ExplosiondesSternsgleichwiederzerstörtwürde. Wesentlich günstiger sieht es dagegen bei den Roten Zwergen aus, kleinen, eher lichtschwachen Sternen. Immerhin drei Viertel aller Sterne in unserer Milchstraße gehören zu diesem Sternentyp Astronomen schätzen ihre Zahl auf 75 Milliarden. Von diesen könntenrund60ProzentmindestenseinenPlanetenbesitzen,einige davonsogarinderhabitablenZone.Dieseliegtbeisolchenstellaren Zwergen sehr nahe am Stern, je nach Fall zwischen 0,03 und 0,3 astronomischenEinheiten.DasbringteinigeNachteilemitsich,dafür aberkannsicheinPlanetumeinenRotenZwergbeiderEntwicklung vonLebenrichtigZeitlassen.DenndessenLebenszyklusistdeutlich länger als der eines sonnenähnlichen Sterns. Wenn es auf einem solchen Planeten eine außerirdische Lebenswelt gäbe, dann könnte sie daher älter und weiter fortgeschrittener sein als die unsrige. Die Frage, wie sich die bewohnbaren Zonen je nach Zentralgestirn verschieben, ist daher auch für die Suche nach außerirdischemLebenwichtig. PlanetenumeinenRoten Zwergmüssenihmzwarrelativ nahesein,dafüristdie habitableFristlänger.©ESO/L. Calçada EINEFRAGEDERGRÖSSE W arum zu kleine Planeten lebensfeindlich sind Aber auch wenn ein Planet in der habitablen Zone um einen massearmen Stern kreist, bedeutet das nicht automatisch komfortable Bedingungen, womöglich nicht einmal habitable. So spielt beispielsweise die Größe des PlaneteneinewichtigeRolle:Isterzukleinundmassearm,schaffter es in der Frühzeit seiner Entwicklung meist nicht, seine Atmosphäre ausreichend fest an sich zu binden. Als Folge wird sie vom stellaren Windnachundnachweggewehtoderentweichtschleichendlangsam indenWeltraum. ZukleinfüreinedauerhafteAtmosphäre Das aber macht den Planeten anfällig: Seine Oberfläche ist der harten kosmischen Strahlung und dem UV-Licht der Sonne ungeschützt ausgesetzt, sie wird quasi sterilisiert. Außerdem fehlt dem Planeten damit eine wichtige Thermoisolation: Die Sonnenwärme kann die Oberfläche auf der Tagseite ungebremst aufheizen, auf der Nachtseite entweicht die Wärme dagegen sofort. Eine ausgleichende Wolkenhülle fehlt. Und mit dem niedrigen Gasdruck in der Atmosphäre wird es auch für flüssiges Wasser kritisch: In extrem dünnen Gashüllen überspringt es den flüssigen Zustandundverdampftdirekt aus dem Eis - wie beispielsweise auf dem Mars der Fall. Je niedriger der atmosphärische Druck auf einem Planeten ist, desto schmaler wird daher der Temperaturbereich, in dem DerMond:Zukleinfüreinedauerhafte AtmosphäreundTektonik©NASA flüssiges Wasser existieren kann. Hinzu kommt, dass ohne ausreichende Atmosphäre auch viele Prozesse nicht möglich sind,diedieStoffkreisläufeundwichtigegeochemischeProzesseauf einemGesteinsplanetenantreiben. PlattentektoniknurmitheißemInnenleben Eine zu geringe Größe ist für einen Planeten aber auch geologisch ungünstig: Denn sie besitzen eine im Verhältnis zu ihrem Volumen größere Oberfläche. Dadurch aber verlieren sie mehr Wärme und kühlen schneller aus als größere Himmelskörper. Als Folge erstarrt dasheiße,schmelzflüssigeInnererelativfrühinihrerEntwicklung.Ein Beispiel für einen solchen geologisch nahezu toten Himmelskörper ist der Erdmond. Die größere Erde hat dagegen auch 4,5 Milliarden Jahre nach ihrer Entstehung noch genügend Hitze in sich, um ihren äußeren Eisenkern flüssig zu halten und dasGesteindesErdmantelszumindestin Teilenzähfließend.Damitaberbesitztsie noch den so wichtigen Motor für geologische Prozesse wie den Vulkanismus und die Plattentektonik. Immerhin trugen Vulkanausbrüche mit dazu bei, die erste Atmosphäre unseres Subduktion:Plattenkollidieren jungen Planeten mit Kohlendioxid, anderWestküsteSüdamerikas ©MMCD Stickstoff und Wasserdampf anzureichern - und damit den Grundstein auch für die Bildung der Ozeanezulegen. EinDynamofürsMagnetfeld Ein weiterer lebensfördernder Faktor hängt eng mit einem zumindest noch in Teilen flüssigen und differenzierten Innenleben zusammen: Ohne ihren flüssigen Eisenkern besäße die Erde heute kein Magnetfeld - eines ihrer wichtigsten Schutzschilde gegen das Bombardement mit energiereichen Teilchen MagnetErde©MMCD aus dem All. Auch dies verdankt sie ihrer gerade richtigen Größe, die ihren innersten Kern einemsostarkenDruckaussetzt,dassertrotzenormerHitzefestist. Der äußere Kern dagegen ist noch flüssig. Beide zusammen bilden damit die perfekten Zutaten für einen Geodynamo: In Schwung gebrachtdurchdieErdrotationundKonvektionsströmungenbewegt sichdieflüssige,leitfähigeEisenschmelzedesäußerenKernsumden ebenfalls leitfähigen inneren herum. Ähnlich wie in einem ElektromagnetenerzeugtdieseinmagnetischesFeld.Fehlenaberdie Voraussetzungen für einen solchen Dynamoeffekt, gibt es auch keinen schützenden Käfig aus Magnetfeldlinien, die den Planeten umgeben und das sich entwickelnde Leben auf seiner Oberfläche abschirmen. EINEFRAGEDERBEWEGUNG W elche Rolle spielen Bahn und Rotation für die Habitabilität? Die Bahn und Drehung eines Planeten spielt ebenfalls eine wichtige Rolle für seine Lebensfreundlichkeit. Kreist der Himmelskörper auf einer extrem exzentrischen Bahn um seinen Stern, liegt diese sehr wahrscheinlich zumindest teilweise außerhalb der habitablen Zone. Je größer die Exzentrizität, desto größer sind TemperaturSchwankungen auf seiner Oberfläche. Bis zu einem gewissen Grad können Biomoleküle und Lebewesen solche Schwankungen aushaltenundsichanpassen. WennaberbeispielsweisedieErdeeinesolcheBahnbesäßeundihre Ozeane dadurch abwechselnd gefrieren und verdampfen würden, hätte sich das Leben auf unserem Planeten wohl nicht entwickeln können. Im Sonnensystem allerdings herrschen annähernd kreisförmigeUmlaufbahnenvor,deutlichexzentrischkreisennurder Merkur und der Zwergplanet Pluto. Bei vielen bisher bekannten ExoplanetendominierenjedochexzentrischereOrbits. ZwischenGluthitzeundTodeskälte Ebenfalls zu extremen Temperaturunterschiedenwürdeeinezu langsame Rotation des Planeten führen. So dreht sich beispielsweise der Merkur im Laufe von zwei Sonnenumläufen nur dreimal um seine eigene Achse. Ein Tag istdaheraufdeminnerstenPlanetenein zwei Drittel Jahr lang, in der Phase der EineextremexzentrischeBahn würdeeinenPlanetenimmer Sonnennähe kehrt er der Sonne sogar wiederausderhabitablen Zonehinausführen.© immer die gleiche Seite zu. Das hat NASA/JPL entsprechendeFolgen:Währendsichdie Tagseite des Planeten bis auf 427°C aufheizt, sinken die Temperaturen auf der Nachtseite auf weniger als -170°C. Ein Leben wäre unter solchen Bedingungen kaum möglich - es sei denn, es würde immer mit der schmalen Dämmerungszone mitwandern. Die Erde hat in dieser Hinsicht dagegen gute Karten: Durch ihre relativ schnelle Rotation hat die Sonne keine Gelegenheit, eine Seite des Planeten so extrem aufzuheizen, er dreht sich einfach zu schnell unterihrweg,sodassdieTemperaturschwankungenmoderatsind. Jahreszeitensindlebensfördernd UndnochineinerHinsichthatesdieErdegenaurichtigerwischt:in derNeigungihrerRotationsachse.Mitrund23°istdieAchsegerade so weit gekippt, dass unser Planet der Sonne mal die eine, mal die andere Halbkugel stärker zudreht. Dadurch entstehen Jahreszeiten, das Klima in den mittleren und höheren Breiten schwankt im Jahresverlauf. Aber diese Temperaturunterschiede sind wiederum nicht so stark, dass sie die Toleranzgrenzen von Lebewesen und biochemischen Reaktionen überschreiten. Studien zeigen, dass bei einer viel stärker gekippten Erdachse die Jahreszeiten viel extremer DieNeigungderErdachseistgenaurichtig fürgemäßigteJahreszeiten©gemeinfrei ausfallen und dann im Sommer lebensfeindliche Hitze und im Winter extreme Kälte nach sich ziehen. Leben wäre dann auf der Erde höchstens noch entlang der Meeresküsten möglich - dort, wo die Pufferwirkung der Ozeane dasKlimaabmildert.AberauchdasUmgekehrtewärefatal:Miteiner genau senkrecht auf der Umlaufbahn stehenden Achse gäbe es keine Jahreszeiten, dadurch würden im Laufe der Zeit enorme Temperaturunterschiede zwischen den Polen und dem Äquator entstehen. Langfristig kann dies dazu führen, dass die Atmosphäre andenPolenausfriertunddasWasseramÄquatorverdampft.Trotz Position in der habitablen Zone wäre ein solcher Planet vermutlich unbewohnbar. DurchgewalktvonGezeitenkräften Einen ebenfalls eher kontraproduktiven Effekt demonstriert der Jupitermond Io: ErumkreistdenGasriesensonahe,dass dessen Schwerkraft enorme Gezeitenkräfte bei ihm auslöst. Das Mondinnere wird von ihnen regelrecht durchgewalkt, das Gestein abwechselnd gedehnt und gestaucht. Die dadurch JupitermondIo©NASA/JPL/ UniversityofArizona erzeugte Reibung heizt das Gestein auf und macht Io zum vulkanisch aktivsten Himmelskörper im Sonnensystem. Auch ein Planet, der einen Roten Zwerg umkreist, wäre solchen Gezeitenkräften ausgesetzt. Denn diesemassearmenundleuchtschwachenSternehabennurrundein DritteldesSonnendurchmessersundsindmeistnureinTausendstel so hell. Dadurch liegt die habitable Zone bei Roten Zwergen viel näheramSternalsbeider Sonne.EinErdzwillingumeinen solchen Himmelskörper könnte daher trotz Lage in der bewohnbaren Zone ziemlichungemütlicheBedingungenbieten. ERDZWILLINGEGESUCHT W ie viele lebensfreundliche Planeten gibt es im All? Im Sonnensystem ist die Erde die einzige, die alle Voraussetzungen für einen lebensfreundlichen Planeten erfüllt. Ob es in unserer kosmischen UmgebungaußerirdischesLebengibt,istdaherfraglich.Theoretisch könnten zwar im flüssigen Ozean unter der Eiskruste des Jupitermonds Europa an extreme Verhältnisse angepasste Organismen existieren. Ob das aber wirklich der Fall ist, muss sich erstnochzeigen. HochrechnenauswinzigerBruchmenge Wie aber sieht es außerhalb des Sonnensystems aus? Wie viele Erdzwillinge könnte es beispielsweise in der Milchstraße geben? Bisher haben Astronomen nur wenige potenziell lebensfreundliche Exoplaneten von etwa Erdgröße um fremde Sonnen entdeckt. Die AuflösungdermeistenTeleskopereichtnochnichtaus,umPlaneten dieser Größe aufspüren zu können. Astronomen sind daher darauf angewiesen, aus den bisherigen Entdeckungen auf die mögliche Gesamtmenge hochzurechnen. Sie ermitteln dafür, wie viele der gut tausend bisher gefundenen Exoplaneten zur Gruppe der erdähnlichen Gesteinsplaneten gehören und wie viele von diesen in der habitablen Zone ihres Sterns kreisen. Dabei müssen sie berücksichtigen, dass große Gasplaneten mit sternennahen Umlaufbahnen leichter nachzuweisen sind als kleine, weiter außen kreisende Himmelskörper. Die Verteilung der bereits entdeckten Exoplaneten ist daher verzerrt, den Teleskopaugen entgehen mehr ErdzwillingealsGasriesen. Zehn Milliarden Erdzwillinge inderMilchstraße Im Herbst 2013 erstellten AstronomenumErikPetigura von der University of California in Berkeley auf Basis dieser Annahme die jüngste Hochrechnung. Ihr Ergebnis: in der Milchstraße gibt es rund 200 Milliarden ErdzwillingeumsonnenähnlichePlaneten sonnenähnliche Sterne. Von ©NASA/JPL-Caltech/R.Hurt(SSC-Caltech) diesen könnten 22 Prozent, alsoetwasmehralseinFünftel,PlanetenvonerdähnlicherGrößein derhabitablenZonebesitzen.DarausschätzendieAstronomeneine ZahlvonknappzehnMilliardenErdzwillingeninunsererGalaxie.Die Chance, dass auf mindestens einigen von diesen Planeten alle VoraussetzungengünstigwarenundLebenentstand,istdaherrelativ hoch. Wir sind demnach wahrscheinlich in unserem Sonnensystem einSonderfall,nichtaberimUniversum. 04|Impressum scinexx.de-DasWissensmagazin MMCDNEWMEDIAGmbH Elisabethstraße42 40217Düsseldorf Tel.0211-94217222 Fax03212-1262505 www.mmcd.de [email protected] Geschäftsführer:HaraldFrater,[email protected] Chefredakteurin:NadjaPodbregar,[email protected] Handelsregister: Düsseldorf,HRB56568;USt.-ID.:DE254927844; FinanzamtDüsseldorf-Mitte Konzeption/Programmierung YOUPUBLISHGmbH Werastrasse84 70190Stuttgart M:info(at)you-publish.com Geschäftsführer:AndreasDollmayer ©2016byKonradinMedienGmbH,Leinfelden-Echterdingen