Departement Medizin, Kardiologie, Brauerstrasse 15, Postfach 834, CH-8401 Winterthur, www.ksw.ch Rechtsherzkatheter Was ist ein Rechtsherzkatheter? Unter einer Rechtsherzkatheter-Untersuchung verstehen wir die Messung von Drucken und die Bestimmung von Blutfluss-Volumina (z.B. Herzminuten-Volumen) des kleinen Kreislaufs. Dazu wird ein Katheter über eine Vene von der Leiste oder vom Arm her ins rechte Herz vorgeschoben. Über die Katheterspitze wird der jeweilige Druck im Gefässsystem in Bezug zum Herzzyklus aufgezeichnet. Die Messung erfolgt dabei im rechten Vorhof, im rechten Herzen, in der Lungenarterie (Pulmonalarterie) und in den Lungenkapillaren. Durch den Katheter wird auch Blut aus der Lungenarterie entnommen oder es kann Kontrastmittel injiziert werden. Die Untersuchung wird entweder zusammen mit einer Linksherzkatheter-Untersuchung, alleine, in Ruhe oder auch unter Belastung durchgeführt. Was kann mit einem Rechtsherzkatheter diagnostiziert werden? Mit der Rechtsherzkatheter-Untersuchung kann das Herzzeitvolumen (nach Fick) berechnet und somit eine normale Herzfunktion von einer abnormen Funktion und einer Herzinsuffizienz abgegrenzt werden. Departement Medizin, Kardiologie, Brauerstrasse 15, Postfach 834, CH-8401 Winterthur, www.ksw.ch Dazu wird die Sauerstoff-Differenz aus arteriellem (Aorta, periphere Arterie) und venösem Lungenblut bestimmt und in Beziehung zur Sauerstoffaufnahme pro Minute gesetzt. Alternativ kann das Herzminuten-Volumen mittels Thermodilution (Erwärmung von kalter Flüssigkeit beim Durchlauf durch den kleinen Kreislauf) oder Fabstoff-Verdünnung bestimmt werden. Die Druckkurven im rechten Vorhof geben Auskunft über den Füllungszustand des kleinen Kreislaufes. Anhand von Höhe und Form der a- und v-Wellen im rechten Vorhof kann z.B. auf ein Trikuspidalklappenfehler (Klappe zwischen rechtem Vorhof und rechter Kammer) geschlossen werden. Die Höhe der Druckwellen zeigen Füllungszustand und Belastung des rechten Herzmuskels an. Anhand der Druckwerte in der Lungenarterie kann eine Erhöhung des Druckes in der Lungenstrombahn diagnostiziert werden. Der Druck in der Lungenkapillare widerspiegelt den Druck im linken Vorhof. Die Differenz zwischen arteriellem Lungendruck und linkem Vorhofsdruck, also das Druckgefälle (der Widerstand), gibt Auskunft, ob eine Druckerhöhung in der Lungenstrombahn durch eine Linksherzinsuffizienz („passiv“) oder durch eine Lungenerkrankung („aktiv“) bedingt ist. Anhand der Druckkurve im Lungenkapillargebiet kann eine Mitralklappeninsuffizienz (Undichte Klappe zwischen linkem Vorhof und linker Kammer) oder eine Linksherzinsuffizienz (verminderte Arbeit der linken Kammer) in ihrem Ausmass beurteilt werden. Mit der Veränderung der Druckkurven und des Herzminuten- resp. Schlagvolumens unter körperlicher Belastung kann eine in Ruhe „latente“ Funktionsstörung des Herzens demaskiert und der Schweregrad einer Herzklappenerkrankung dokumentiert werden. Was bedeutet ein Rechtsherzkatheter für den Patienten? Die Untersuchung erfolgt im Spital und dauert ca. 1 Stunde. Der Patient muss für die alleinige Rechtsherzkatheter-Untersuchung nicht nüchtern sein, doch sollte er auch keinen vollen Magen haben. Der Zugang wird entweder über die Femoralvenen-(Leiste), resp. bei Messung unter Belastung über die Vena basilica-(Ellbeuge) gewählt. Nach einer örtlichen Betäubung wird über eine Nadel ein Draht in die Vene vorgeschoben. Über den Draht wird dann eine „Schleuse“ eingeführt (Seldinger-Technik). Durch die Schleuse kann der Katheter unter Durchleuchtung oder unter Druck-Kontrolle über die untere bzw. obere Hohlvene in das rechte Herz vorgeschoben werden. Das Vorschieben des Katheters ist für den Patienten nicht schmerzhaft, da das Gefässsystem keine Berührungssensibilität aufweist. Wenn der Katheter von der rechten Kammer in die Lungenarterie vorgeschoben wird, können Rhythmusstörungen aus der Kammer auftreten, welche vom Patienten als Herzklopfen empfunden werden können. Die Auswertung der Druckkurven erfolgt am Computer nach der Untersuchung. Was gibt es für Komplikationen? Neben den Komplikationen, welche bei jeder Blutentnahme bzw. Venenpunktion auftreten können, können bei der Rechtsherzkatheter-Untersuchung v.a. Rhythmusstörungen, sehr selten Kammerflimmern auftreten. Deshalb wird der Herzrhythmus fortlaufend überwacht. Äusserst selten können kleine Verletzungen der VorhofKammerwand auftreten, was meist ohne Folgen abheilt. Nach der Untersuchung Alle Katheter und Schleusen werden unmittelbar nach den Messungen entfernt. Die Einstichstelle wird mit einem Druckverband ev. mit einer kleinen Naht verschlossen, weshalb der Patient bei Leistenzugang nach der Untersuchung 3 Stunden mit Druckverband liegen bzw. bei Zugang durch die Ellbeugen-Vene, einen Druckverband am Arm tragen muss.