Steckbrief Nr. 71 Mit einer Spannweite von bis zu 40 cm ist das Große Mausohr unsere größte heimische Fledermausart. Sie ist die „Kirchenfledermaus“ schlechthin. Als Bewohnerin von Dachböden ist sie zum überLEBEN auf die Toleranz der Menschen angewiesen. (Text: J. Kropfberger) Großes Mausohr Myotis myotis Lebensraum In Mitteleuropa ist das Große Mausohr eine Art, die in strukturreichen Landschaften mit hohem Wald– und Gewässeranteil vorkommt. Die Gebäudefledermaus nutzt Wochenstuben auf warmen, geräumigen und ungestörten Dachböden von Kirchen, Schlössern und anderen Gebäuden. Die Größe der einzelnen Wochenstubenkolonien variieren von Kleingruppen mit weniger als zehn Weibchen bis zu Kolonien mit mehreren 100 Tieren. Den Winter verbringt das Mausohr unterirdisch in Naturhöhlen, Stollen oder Kellern. Hier bevorzugen die Tiere wärmere Bereiche mit einer Temperatur von 7–12 °C und einer hohen Luftfeuchte. Beschreibung Das Große Mausohr ist mit einer Flügelspannweite von 35 bis 43 cm und einem Gewicht von bis zu 40 g die größte heimische Fledermausart. Die Kopf–Rumpf–Länge beträgt 67 bis 80 mm. Eine kurze Schnauze mit spitzen Zähnen, kleine Augen und mittelgroße Ohren kennzeichnen sie als Vertreter der Familie der Glattnasen–Fledermäuse. Das Fell ist am Rücken graubraun und auf der Unterseite deutlich heller, weißgrau gefärbt. Die breiten Flügel sind graubraun. Das Gesicht ist rosa–fleischfarben und mit Drüsen besetzt, die als dunkle Punkte zu erkennen sind. Ähnliche Arten Die Zwillingsart, das Kleine Mausohr (Myotis blythii), unterscheidet sich kaum vom Großen Mausohr. Es ist äußerlich nur mit Erfahrung zu unterscheiden. und verlassen die Winterquartiere. Ab April beziehen die Weibchen die Wochenstuben. Mitte Juni bringen sie in der Regel ein einzelnes, nacktes und blindes Junge zur Welt. Die Weibchen erkennen ihr Junges an individuellen Ruflauten und am Geruch. Rund vier Wochen nach der Geburt sind die Jungen flugfähig, nach weiteren zwei Wochen sind sie weitgehend selbstständig. Ab Mitte August beginnt die Paarungszeit. In dieser Zeit verteidigen die Männchen Paarungsreviere und –quartiere gegenüber ihren Geschlechtsgenossen. Über den Winter werden die Spermien vom Weibchen im Geschlechtstrakt gespeichert. Die Befruchtung der Eizellen findet dann erst im Frühling nach dem Winterschlaf statt. Die Winterquartiere werden ab Oktober bezogen. Hier überdauern die Fledermäuse die insektenarme Zeit in einem energiesparenden Winterschlaf. Wissenswertes und Hinweise Fledermäuse gelten in China als Symbol für Glück und Gewinn. In Europa hingegen sind sie seit der Antike überwiegend negativ besetzt. Hier wurden sie gefürchtet und als „Geschöpfe des Teufels“ verachtet. Dabei können die harmlosen Säuger (alle heimischen Arten sind Insektenfresser) den Menschen keinerlei Schaden zufügen. Bei der Jagd stößt das Große Mausohr Ultraschallrufe aus. Zurück kommt ein Echo, das bei der Ortung der Beute hilft. Bemerkenswert sind die variablen Ortungslaute, die im Ultraschalldetektor am besten bei einer Frequenz von 27 bis 35 kHz zu hören sind. Gefährdung und Schutz Das Große Mausohr ist in Österreich vollkommen geschützt. Als Bewohner von Dachböden und Kellern ist es auf die Toleranz der Besitzer angewiesen. Literaturhinweis Lebensweise und Biologie Mitte März beenden die Mausohren ihren Winterschlaf NATURSCHUTZBUND Österreich Museumsplatz 2, 5020 Salzburg [email protected] www.naturschutzbund.at NILL D. & SIEMERS B. (2001): Fledermäuse - Faszinierende Einblicke in ihr geheimnisvolles Leben , BLV Verlagsgesellschaft mbH. © Josef Limberger w w w. n a t u r b e o b a c h t u n g . a t Verbreitung Das Große Mausohr ist in Europa weit verbreitet, es fehlt in Skandinavien und auf den Britischen Inseln. Außerhalb von Europa gibt es Vorkommen in der Türkei, Israel, Libanon und Nordafrika. In Österreich ist es in allen Bundesländern nachgewiesen. Im Winterschlaf sinkt die Herzschlagrate des Großem Mausohrs auf 1 % des Wachzustandes ab, die Körpertemperatur verringert sich von etwa 40 auf 10°C. überLEBEN ist eine gemeinsame Kampagne von NATURSCHUTZBUND, Lebensministerium und Bundesforsten