Untermieter in und an Gebäuden FRANK JABCZYNSKI Von den 18 im Landkreis Dahme-Spreewald nachgewiesenen Fledermausarten nutzt die überwiegende Zahl von Menschen geschaffene Quartiere an Gebäuden. Meist ist der Ort des ersten Kontakts eines Menschen mit einer Fledermaus der urbane Siedlungsraum. Nicht selten entsteht dabei das Interesse, sich näher mit den geheimnisvollen Tieren zu beschäftigen. Bei der Beobachtung des abendlichen Ausflugs der Breitflügelfledermäuse aus einem Gebäude in meinem Wohnort packte auch mich vor vielen Jahren die Faszination für diese Tiergruppe. Dieses Interesse ließ mich bis heute nicht mehr los. Fledermäuse sind Wärme liebende Tiere, die ihr Verbreitungsgebiet bis weit in den Norden ausdehnen konnten, weil sie die mikroklimatisch günstigen Bedingungen der Bauwerke der Menschen nutzen konnten. Fledermausarten mit überwiegender Bindung an den menschlichen Siedlungsraum bezeichnet man als Hausfledermäuse (anthropophil). Typische Beispiele im Landkreis sind die Breitflügelfledermaus (Eptesicus serotinus), das Große Mausohr (Myotis myotis) und das Graue Langohr (Plecotus austriacus). Aber auch charakteristische «Waldarten» wie die Rauhhautfledermaus (Pipistrellus nathusii) oder die Wasserfledermaus (Myotis daubentonee) nutzen zeitweise Gebäude als Quartiere. Im Sommerhalbjahr nutzen die Tiere die menschlichen Gebäude als Wochenstubenquartiere. In ihnen schließen sich die Weibchen in unterschiedlich großen Gruppen zur gemeinsamen Geburt und Aufzucht der Jungen zusammen. Wochenstuben des Großen Mausohr findet man häufig auf großen, geräumigen Dachböden, wie z. B. in Kirchen, oftmals frei hängend. Breitflügelfledermäuse dagegen halten sich eher versteckt hinter Balken oder außen an Gebäuden hinter Bretterverschalungen auf. Dem Interessierten verrät nicht selten der Fledermauskot auf dem Boden die Anwesenheit der Tiere. In der kalten Jahreszeit dienen Gebäude als Winterquartiere. Die Tiere überdauern in ihnen die nahrungsarme Zeit im Winterschlaf bei abgesenkter Körpertemperatur. Oft erfolgt dies in Kellern oder ähnlichen unterirdischen Räumen mit Temperaturen von wenigen Grad Celsius über 0 und konstant hoher Luftfeuchte. Eine besondere Bedeutung für den Fledermausschutz haben seit 1990 ehemalige nicht mehr genutzte militärische Bunkeranlagen bekommen. Auch im Landkreis Dahme-Spreewald gibt es mehrere Objekte dieser Art. Ein Teil dieser Anlagen ist in den vergangenen Jahren für Naturschutzzwecke gesichert und erfolgreich für Fledermäuse hergerichtet worden. Spalten an Gebäuden sind für Einzeltiere ein beliebtes Zwischenquartier. Manchmal genügt schon ein wenig abbröckelnder Putz als Unterschlupfmöglichkeit. Männchen der Zwergfledermaus (Pipistrellus pipistrellus) nutzen bevorzugt solche Plätze. Viele Fledermausarten haben bedingt durch den hermetischen Verschluss von Dachböden und Kellern bei Hausneubauten und Dachsanierungen nach 1990 einen besorgniserregenden Rückgang erfahren. Vorhandene Quartiere sind durch moderne und gründliche Sanierungsverfahren verloren gegangen und ehemals individuenreiche Wochenstuben sind inzwischen erloschen. Ein weiteres Problem für die Fledermäuse stellt der Einsatz von Holz- schutzmitteln in den vergangen Jahrzehnten dar. Diese oft auf DDT-Basis hergestellten Mittel sind zwar seit vielen Jahren verboten, aber die Langzeitwirkung der damals ausgebrachten Mittel dauert bis heute an. So gibt es auf manchem Kirchendachboden «Berge» von toten Insekten, die von der Wirksamkeit dieser Mittel zeugen. Immer wieder findet man auf solchen Dachböden auch tote Fledermäuse. Was kann der Einzelne für den Schutz dieser interessanten Tiergruppe tun? Kennt man ein vorhandenes Fledermausquartier, gilt es zuerst, Störungen weitestgehend auszuschließen. Die Tiere in den Wochenstuben sind sehr empfindlich und sollten nach Möglichkeit niemals mehrfach aufgesucht werden. Eine winterschlafende Fledermaus sollte nicht berührt und nur kurz dem Taschenlampenlicht ausgesetzt werden. Berührungen, längeres Anleuchten mit der Lampe, manchmal schon der eigene Atem wirken als Weckreiz und führen dazu, dass die Tiere beim Aufwachen im Winter unnötig viel Energie verbrauchen, die ihnen dann für das Überleben der kalten Jahreszeit nicht mehr zur Verfügung steht. Sehr sinnvoll ist auf jeden Fall die Mitteilung eines Fledermausnachweises an den regionalen Ansprechpartner für den Fledermausschutz. Ist dieser nicht bekannt, hilft ein Anruf beim NABU weiter. Er kann dann in der Regel die genaue Art feststellen und weitere nützliche Hinweise Foto: U. Hoffmeister & geben. Ist ein Kellerraum dicht verV. Giebel schlossen, kann man durch einen klei- nen Spalt z. B. in der Tür von mindestens 20 mm Breite und 10 cm Länge einen Zugang für Fledermäuse schaffen. Wichtig ist, dass dieser Zugang das ganze Jahr über offen bleibt, damit die Tiere das Quartier nach Belieben aufsuchen und wieder verlassen können. Sind die Lage und die klimatischen Bedingungen günstig, findet man möglicherweise bereits im folgenden Winter ein oder mehrere Fledermäuse. An Häusern lässt sich durch ein sogenanntes «Fledermausbrett» ein Quartier herstellen. Dazu wird ein Holzbrett, z. B. 50 cm lang und 30 cm hoch im Abstand von 20 bis 30 mm möglichst fugenlos an einer sonnenbeschienenen Hauswand angebracht. Denkbar ist auch die Aufhängung eines oder mehrerer spezieller Fledermauskästen. Bei der bevorstehenden Sanierung eines Gebäudes mit einem bekannten Fledermausquartier sollte unbedingt ein Fledermaussachverständiger kontaktiert werden. Ansprechpartner teilen die Untere Naturschutzbehörde des Landkreises oder der NABU-Regionalverband mit. Vielerorts besteht die unbegründete Furcht, dass bei der Anwesenheit von Fledermäusen eine Sanierung verboten und das ganze Gebäude «unter Naturschutz» gestellt wird. Aus Angst sind deswegen schon viele Quartiere still und heimlich zerstört worden. Es gibt jedoch in der Praxis je nach Einzelfall sogar finanzielle Mittel von der Behörde, um die Sanierung fledermausfreundlich zu gestalten oder um ein Ersatzquartier zu schaffen.