Konzept „Meisterprüfung-Plus“ der Handwerkskammer Koblenz Die Meisterqualifikation des Handwerks hat sich bewährt: Bildungspolitisch durch einen hohen Anteil beruflicher Fortbildung, volkswirtschaftlich durch vergleichsweise niedrige Insolvenzraten von (neugegründeten) Handwerksbetrieben, aber auch regional- und strukturpolitisch und im sozialen Engagement der Handwerksmeisterinnen und -meister in der Region. Dazu ist die handwerkliche Meisterprüfung auf hohem Niveau zu sichern. Letzteres gilt auch im Hinblick auf die Gleichwertigkeit von beruflicher und akademischer Bildung, also den Hochschulzugang von – vor allem durch die Meisterprüfung – qualifizierten Berufstätigen. Unter diesem Gesichtspunkt der Studienberechtigung und Studierfähigkeit von Handwerksmeisterinnen und –meistern kann es sinnvoll sein, über die bisherigen Fortbildungsinhalte hinaus weitere Qualifikationen zu vermitteln. Hierzu gehören neben betriebswirtschaftlichen, gestalterischen und technischen Inhalten insbesondere erweiterte Kenntnisse in den Bereichen Höhere Mathematik, technische Physik und technische Mechanik mit den Inhalten Festigkeitslehre, Maschinenelemente und Statik. Die Fortbildung im Handwerk muss zukünftig - so auch die Empfehlung des Strategiepapiers des ZDH-Beirates für Unternehmensführung „Der Meister der Zukunft“ - verstärkt individualisierte Bildungswege berücksichtigen können und gleichzeitig jungen Handwerksgesellinnen und -gesellen, die mehr leisten wollen, parallel zur Meisterprüfungsvorbereitung Möglichkeiten für Qualifizierungen für eine spätere unternehmerische Profilbildung geben. Ohne das hohe Niveau der Meisterprüfung zu tangieren, sollen frühzeitig integrative Schritte in der beruflichen Fort - und Weiterbildung eröffnet werden, also beispielsweise durch Themen der Betriebswirtschaft, der Gestaltung, des Umweltschutzes usw.. Für derartig aufstiegsorientierte junge Gesellinnen und Gesellen des Handwerks sind die berufliche Fortbildung und ihre Abschlüsse nicht additiv, sondern integrativ zu vermitteln. Hierbei ist die Qualität der Meister- und Fortbildungsprüfungsabschlüsse nicht zu beeinträchtigen. Die beruflichen Fortbildungen parallel zur Meisterprüfungsvorbereitung sind insbesondere modular anzubieten und nach der Meisterprüfung mit Fortbildungsprüfungen abzuschließen. Für eine derartige Qualifizierung „Meister plus“ könnten insbesondere folgende Bausteine beruflicher Fortbildung zum Tragen kommen: - Betriebswirtschaft/Unternehmensführung angewandte Informations- und Kommunikationstechnik Automatisierungstechniken Gestaltung Multimedia Umweltschutz und Arbeitssicherheit Restaurierung und Sanierung Diese Bausteine beinhalten jeweils Teile der o.a. Inhalte aus den Bereichen der Mathematik, Physik/Mechanik. Zielgruppen der Qualifizierung „Meisterprüfung plus“ sind leistungsstarke junge Handwerksgesellinnen und –gesellen in der Meisterprüfungsvorbereitung, die sowohl für eine spätere unternehmerische Selbständigkeit wie für ihren beruflichen Aufstieg zusätzliche Kompetenzen erwerben und fachliche Schwerpunkte setzen wollen. Die Handwerkskammer Koblenz hat sich in Rheinland-Pfalz erfolgreich für eine Öffnung der Hochschulen des Landes für Handwerksmeisterinnen und -meister eingesetzt. Es handelt sich hierbei um einen Beitrag zu der Förderung horizontaler und vertikaler Übergangsmöglichkeiten zwischen beruflicher und allgemeiner, akademischer Bildung. Hier spiegelt sich auch etwas aus den Erfahrungen der Berufsbildungskoopera tionen der Handwerkskammer Koblenz mit Partnern im Vereinigten Königreich und in den Vereinigten Staaten wieder: zu verschiedenen Zeitpunkten und bei unterschiedlichen Bildungsbiographien muss stets ein Zugang zu weiterführenden akademischen wie beruflichen Bildungswegen möglich sein. Gleichzeitig muss die berufliche Fortbildung selber jederzeit für vertikale Übergänge offen sein, für frühzeitige berufliche Fortbildungen z.B. in mehr allgemeinbildenden Inhalten, die den Studienerfolg sichern, im betriebswirtschaftlichen Bereich oder in fachtechnischen Spezialisierungen. Die beigefügten Lehrpläne informieren über die Inhalte der Bereiche Mathematik, Physik/Mechanik. Teilnehmerbefragungen zeigen, dass diese Inhalte den vorgenannten Bedürfnissen der Teilnehmer entsprechen. Die Aufbereitung und Verständlichkeit des Lehrstoffes wird von 27% der Teilnehmer als sehr gut und von 73% der Teilnehmer als gut beurteilt. Auch die Arbeitsunterlagen erhalten eine überzeugende Beurteilung: 20% sehr gut und 80% der Teilnehmer bescheinigen eine gute Qualität der zur Verfügung gestellten Unterlagen. Meisterschüler sind i.d.R. Praktiker. Geringfügig schlechter wird daher der das Verhältnis von Theorie und Praxis beurteilt. 60% der Teilnehmer sagen aus, dass das Verhältnis gut sei und 40% beurteilen es als befriedigend. Hier zeigt sich, dass versucht werden muss, theorieorientierte Inhalte möglichst vielfältig mit Praxisbeispielen darzustellen. Die Gesamteinschätzung des Nutzens für die Zukunft in Beruf und Studium fiel durchweg positiv bis sehr positiv aus. Technische Höhere Mathematik Dieses Seminar wurde für Gesellen, Meister, Techniker und Abiturienten entwickelt, die ihre Mathematik-Kenntnisse auffrischen oder vertiefen möchten. Der Lehrgang dient auch zur Vorbereitung auf ein Technik-Studium, besonders an Fachhochschulen. Bei hoher Bereitschaft können auch Interessenten mit Mittlerer Reife teilnehmen. Modul I: Grundlagen (16 Stunden) Einführung Potenzen, Wurzeln, Logarithmen Gleichungen und ihre Lösung Funktionenlehre (z.B. Winkelfunktionen) Rechnung mit Vektoren Modul II: Differentialrechnung (32 Stunden) Funktionen einer Veränderlichen Abteilung als Grenzwert des Differenzenquotienten Das Differenzial, der Differenzialquotient Grundregeln und Ableitung verschiedener Funktionen Höhere Abteilungen Anwendungen aus der Technik und Physik Modul III: Integralrechnung (24 Stunden) Unbestimmtes und bestimmtes Integral Integrationsregeln Anwendungen aus der Geometrie Integrationsverfahren Anwendungen aus der Technik und Physik Modul IV: Komplexe Zahlen und ihre Anwendungen (8 Stunden) Bereich der komplexen Zahlen GAUSSsche Zahlenebene Rechnen mit komplexen Zahlen Modul V: Wahrscheinlichkeitsrechnung (12 Stunden) Grundlagen Analyse quantitativer Merkmale - Auswertung von Meßstichproben Analyse quantitativer Daten - Zählstichproben Regressions- und Korrelationsrechnung Modul VI: Statistik (12 Stunden) Wahrscheinlichkeitsrechnung Kennwert Verteilungsfunktionen (Normal-, Binomial-, Poisson-Verteilung Regression- und Korrelation Fehleranalyse Anwendungen aus der Verfahrenstechnik Technische Physik Modul I: Statik im Maschinenbau (60 Stunden) Modul II: Kraft und ihre Darstellung Grundsätze der Statik starrer Körper Ebenes Kräftesystem mit gemeinsamen Angriffspunkt Allgemeines ebenes Kräftesystem, Moment Ebene Fachwerke, Schwerpunkt, Reibung Schnittgrößen des Balkens, Normalkraft, Querkraft, Bieg emoment Gleichgewicht und Standsicherheit Festigkeitslehre (60 Stunden) Innere Kräfte und Spannung Beanspruchungsarten und Schnittverfahren Beanspruchung auf Zug, Druck und Abscheren, Biegung Beanspruchung auf Verdrehung und Knickung Flächenträgheits- und Widerstandsmoment Zusammengesetzte Beanspruchung, Vergleichsspannung Festigkeit und zulässige Spannung Modul III: Berechnung und Gestaltung von Maschinenelementen I (60 Stunden) Festigkeitsberechnung statisch und dynamisch belastbar metallischer Bauteile Berechnung und Gestaltung von Achsen, Wellen, Zapfen und Bolzen Stoffschlüssige Verbindungen (Kleben, Löten, Schweißen) Formschlüssige und kraftschlüssige Verbindungen Wellen-Naben-Verbindungen Modul IV: Berechnung und Gestaltung von Maschinenelementen II (60 Stunden) Wälz- und Gleitlagerungen Elastische Federn Kupplungen und Bremsen Zugmittelgetriebe (Riemen und Ketten) Zahnradgetriebe