Ohl JB 2011 Phasmidensammlung

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Eine Insektensammlung in neuem Gewand
Die Sammlungen des Museums für Naturkunde gehören dank ihrer Größe und ihrer Vielfalt
zu den wichtigsten naturkundlichen Forschungssammlungen der Welt. Die tägliche Pflege
und Betreuung der Sammlungen stellt enorme logistische Anforderungen an die Mitarbeiter,
und dies gilt insbesondere für die Insektensammlungen, deren viele Millionen Tiere zum
überwiegenden Teil genadelt, also getrocknet, in standardisierten Insektenkästen aufbewahrt
werden. Viele der mehreren zehntausend Insektenkästen des Museums sind alt und genügen
nicht mehr den heutigen Anforderungen. Die Neuaufstellung einer Insektensammlung, also
das Umsetzen der Tiere in neue Kästen und die damit verbundene Aktualisierung der
Sammlungssystematik, ist eine zeitraubende und kostenintensive Mammutaufgabe für jedes
Naturkundemuseum!
Umso wertvoller ist die persönliche Initiative von Oskar Conle und Frank Hennemann, zwei
bekannte, privat tätige Wissenschaftler auf dem Gebiet der Stabschreckenforschung.
Stabschrecken sind eine Insektengruppe, von der bislang etwa 3000 Arten entdeckt worden
sind. Viele Stabschrecken haben durch eine auffallende und oft skurrile Körpergestalt und
sind als Terrarientiere beliebt. Das Museum für Naturkunde hat mit etwa 5000 Exemplaren
eine der fünf größten Stabschreckensammlungen der Welt. Allerdings ist die Berliner
Sammlung wegen der großen Zahl von Typusexemplaren, also Belegtieren für neu
beschriebene Arten, besonders wertvoll und belegt hier Platz 3.
Im Zuge einer Bearbeitung der wichtigsten Stabschreckensammlungen der Welt hatten Conle
und Hennemann dem Museum für Naturkunde angeboten, die gesamte Sammlung des
Museums für einige Jahre auszuleihen und auf eigene Kosten komplett neu aufzustellen.
Diese Maßnahme konnte 2011 abgeschlossen und die Stabschreckensammlung dem Museum
zurückgegeben werden. Das Team Conle und Hennemann haben dabei jede der etwa 5000
Stabschrecken einzeln nachbestimmt, etikettiert, gegebenenfalls Schäden repariert und
manchmal zur besseren Untersuchung umpräpariert. Sie haben auf eigene Kosten alle etwa
220 alten Insektenkästen durch neue ersetzt und die gesamte Sammlung nach der aktuellen
Stabschreckensystematik aufgestellt. Zudem haben sie die komplette Sammlung digital
fotografiert, die Typusexemplare sogar individuell, und einen elektronischen Katalog
angelegt. Als Krönung haben sie außerdem aus ihrer Privatsammlung noch etwa 800 Tiere
aus vielen Arten, die das Museum bislang nicht hatte, der Museumssammlung zugefügt. Dank
dieser Initiative zweier engagierter und zudem noch sehr fachkundiger Privatleute erstrahlt die
wichtige Stabschreckensammlung des Naturkundemuseums nun in neuem Glanz.
PD Dr. Michael Ohl
Abbildungsunterschriften (alle Bildrechte: M. Ohl, MfN)
Abb. 1. Ein Stabschrecken-Kasten in neuem Glanz..
Abb. 2. Eine besonders schön präparierte Stabschrecke von Neuguinea mit ausgebreiteten
Flügeln (Phasma reinwardtii).
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