Energie aus Blühpflanzen Silphie ist nur eine von vielen Dr. Maendy Fritz ist die Leiterin des Sachgebiets Rohstoffpflanzen und Stoffflüsse im TFZ Straubing und stellt hier die Wildblumenmischungen in den verschiedenen Altersstufen vor. Im Hintergrund Sonnenblumen und Malven des 1. Jahres nach Aussaat. Dr. Maendy Fritz steht im Vordergrund in den weniger spektakulären, mehrjährigen Pflanzen des 3. Jahres. Der Obmann für Bienenweide des Landesverbandes Bayerischer Imker, Robert Dick, war beim Feldversuchstag des Technologie- und Förderzentrums dabei und berichtet hier über mögliche Energiepflanzen und ihren Nutzen für Bienen. Amaranth, Fagopyrum, Quinoa, Helianthus, Silphium, Sida und Camelina sind die Fachnamen der Favoriten für Bienen und Imker, wenn es um Energiepflanzen geht. Und obwohl Sorghum-Hirse sich äußerlich von Mais nicht gleich unterscheiden lässt, scheint es Sorghum-Arten zu geben, für deren Pollen sich Bienen auch ohne Not interessieren. Dies und weitere interessante Details zu Energiepflanzen konnten die Teilnehmer des Feldversuchstages des Technologie- und Förderzentrums (TFZ) mit Sitz in Straubing erfahren. Pflanzen mit Potenzial Besonders interessant sind drei Pflanzen, die als sogenannte Pseudocerealien stärkereiche Körner ohne Gluten produzieren: Buchweizen, Quinoa und Fuchsschwanz. Dr. Karen Zeise stellt die Sorghum-Hirse als Alternative zum ähnlich aussehenden Mais vor. Die Bienen scheinen den Unterschied zu erkennen und halten sich lieber in der Sorghum-Hirse auf. Fotos: Robert Dick Buchweizen liefert nicht nur den bekannten aromatischen Nektar sowie Pollen, sondern auch essbare Körner. Die Grünmasse könnte zudem in Biogasanlagen zu Energie werden. Fagopyrum (Buchweizen) Buchweizen blüht je nach Aussaatzeitpunkt bis in den September hinein und liefert in der trachtarmen Zeit Nektar und Pollen. Im ökologischen Landbau wird Buchweizen zur Unkrautunterdrückung und Humusmehrung als Gründüngung im Zwischenfruchtanbau genutzt. Die ganze Pflanze könnte auch für die Energiegewinnung in Biogasanlagen eingesetzt werden. Der Energieertrag liegt bei etwa 15.000 kWh pro Hektar, was auf den ersten Blick nur ein Drittel der optimalen Ausbeute von Mais bedeuten würde. Der Buchweizen schafft diese Energie aber in nur drei Monaten und wirkt als Zwischenfrucht zusätzlich bodenverbessernd. Mit seiner Vegetationsdauer von 100 bis 120 Tagen kann Buchweizen in Deutschland auch zur Körnernutzung angebaut werden. Quinoa (Inkareis) Inkareis liefert einen ähnlich hohen Energieertrag wie Buchweizen, ist etwas kältetoleranter und durch ein tiefes Wurzelsystem und eine flaumige Blattunterseite weniger empfindlich gegen Trockenheit. Ein offensichtlicher Vorteil sind die vielfältigen Farben der reifenden Fruchtstände von gelb, orange über rot bis braun. Die Blütenstände enthalten zwittrige und weibliche Blüten, können sich also selbst befruchten. Diese Selbstbefruchtung erfolgt durch den Wind, so dass die Bienen hier eigentlich außen vor sind. Allerdings wurde das Versuchsfeld in Straubing stark von Bienen beflogen, so dass der Nutzen für Insekten hier noch zu untersuchen sein wird. 18 ADIZ / db / IF 12 / 2013 Bienenweide Sida ist mit ihren weißen Blüten auf jeden Fall eine Attraktion für die Bienen und als Dauerkultur eine echte Alternative zur Silphie. Amarant (Fuchsschwanz) Wie Quinoa gehört Amrant zur Familie der Fuchsschwanzgewächse. Sein Nutzen für Bienen ist unbestritten, dagegen ist der Nutzen als Energielieferant noch zu untersuchen. Die Versuche dazu befinden sich noch in den Kinderschuhen des Energiepflanzenanbaus. Auch gibt es derzeit nur einen einzigen Samenlieferanten in Österreich, sodass weitere Stämme von Versuchspflanzen aus dem Saatgut botanischer Gärten nachgezogen werden müssen. Dafür sind in den Versuchsfeldern verschiedene Farben und Formen zu sehen. Auf kleinen Testflächen sind auch seltenere Stämme noch im Rennen. Neben den Blüten für die Bienen sind beim Amarant die Mikronährstoffe interessant – die enthaltenen Spurenelemente könnten eine interessante Ergänzung auch für die „Ernährung“ der Biogasanlagen sein. Besonderes Augenmerk der Forschung liegt zum Beispiel auf dem Cobalt-Gehalt, der im Amarant bis zu 13-mal höher ist als im Mais. Helianthus (Topinambur) Die Süßkartoffel Topinambur ist vor allem als Wildäsung bekannt. Die süßen Knollen werden zunehmend auch in der Küche geschätzt, das Grün könnte für die Biogaserzeugung verwendet werden. Topinambur ist eine gute Möglichkeit für die Zusammenarbeit von Jägern und Landwirten. Silphium (Silphie) Der Anbau findet meist noch über Kleinpflanzen statt, da bislag nur 20 % der ausgebrachten Silphie-Samen im Feld zur Keimung gebracht und so zu nutzbaren Pflanzen herangezogen werden konnten. Zwar wurde laut Hersteller die Keimung inzwischen verbessert, lässt aber immer noch zu wünschen übrig¸ sodass besser Setzlinge ausgebracht werden. Zweijährige Pflanzen können noch im gleichen Jahr genutzt werden, brauchen dazu aber eine ausreichende Düngung. Die Stickstoffdün- gung liegt im Bereich von 140 kg pro Hektar und damit ein gutes Stück unter dem Bedarf von Weizen oder Mais. Die Stiele der Silphie scheinen durch die Blätter der Pflanzen zu wachsen, daher auch der Name Durchwachsene Silphie. Diese Wasserspeicher (Becher) schaffen ein angenehm feuchtes Mikroklima in den Anbauflächen. Die hohe Feuchtigkeit wird zum Nachteil, wenn die Pflanze von Krankheitserregern befallen wird, denn auch Pilze gedeihen gut im feucht-warmen Klima. Weitere Nachteile sind der nötige Herbizideinsatz und der hohe Düngerbedarf. Dadurch rückt der Anbau für Biobetriebe in unerreichbare Ferne. Eine Alternative könnte die Virginia-Malve sein. Sida (Virginia-Malve) Sida kommt ursprünglich aus Nordamerika und erreicht eine Wuchshöhe von 2 bis 3 m. Ähnlich wie die Silphie kann die Sida durch Pflanzung von Jungpflanzen oder durch Aussaat kultiviert werden. Sie muss nur einmal angebaut werden und kann dann 15 bis 20 Jahre genutzt werden. Während des Wachstums entwickeln sich weiße fünfblättrige Blüten, die von Juni bis September blühen und damit ähnlich der Silphie Nahrung für Blütenbesucher gerade im Spätsommer anbieten. Durch die hohe Bestockungsleistung der Sida ist ab dem 2. Jahr normalerweise kein Pflanzenschutz mehr nötig, was den pflanzenbaulichen Aufwand auf Düngen und Ernten beschränkt und somit besonders bodenschonend ist. Sida wird in Polen schon seit langem genutzt, für Deutschland gibt es noch keine Forschungsergebnisse. Gerade für Biobetriebe könnte sie eine praktikable Alternative zur Silphie darstellen, da sich Sida im Gegensatz zur Silphie nach momentanem Stand auch ohne Herbizide und Düngung gut durchsetzen kann. Mit 3 kg Saatgut pro Hektar kann ein relativ dichter Bestand erzeugt werden. Camelina (Leindotter) Leindotter ist ebenfalls eine Blühpflanze und liefert auf schlechten Böden sichere Hektarerträge mit wenig Aufwand. Die kurze Vegetationszeit prädestiniert Leindotter für den Zwischenfruchtanbau und ist ein guter Beitrag zur Diversifizierung von Fruchtfolgen. Von besonderem Interesse ist das Leindotteröl mit einem Energieertrag von 9,2 kWh pro Liter. Es hat mehr ungesättigte Fettsäuren als Raps und ist daher für die Ernährung interessant. Die industrielle Nutzung des Öles ist wegen der höheren Alpha-Linolensäure-Gehalte und eines tieferen Erstarrungspunktes als beim Raps naheliegend; der Presskuchen kann verfüttert werden. Auch Mischungen im Test Auch Biogasmischungen von Blühpflanzen werden in Straubing getestet. Durch die verschiedenen Größen der Samen ist es schwierig, die Blühmischungen flächendeckend und in der Saattiefe an die Arten angepasst auszubringen. Die großen Samen von Sonnenblume und Malve gehen gut an, sodass im ersten Jahr ihre großen Blüten das Bild bestimmen. Nach dem ersten Schnitt sollen die krautig nachwachsenden, mehrjährigen Pflanzen z. B. für Rebhühner Schutz bieten. Schön anzuschauen sind sie dabei nicht. In den folgenden Schnitten sind Malven und Sonnenblumen nur noch als einzelne Exemplare vertreten, die bunte Blütenpracht ist weitgehend reduziert auf Beifuß und Rainfarn. Mit zunehmendem Alter der Kulturen nehmen die Arten weiter ab und anscheinend auch die Stabilität der Pflanzen. Vor allem der Beifuß neigt sich, was nicht nur wenig anmutig aussieht, sondern auch die Ernte der Biomasse erschwert bis unmöglich macht. Wie könnte es weitergehen? Saatmischungen mit mehrjähriger Nutzung scheinen für den Gäuboden in Straubing im Moment keine brauchbare Alternative zu sein. Vielversprechend ist dagegen der Anbau der VirginiaMalve (Sida), die für den ökologischen Landbau besser geeignet ist als Silphie, und Buchweizen (Fagopyrum), der neben den bewährten Anwendungen zur Bodenverbesserung sowohl zur Nutzung als Energiepflanze als auch zur Körnerproduktion angebaut werden könnte. Für eine Zusammenarbeit von Jägern und Landwirten eignet sich besonders die Süßkartoffel Topinambur, die nicht nur vom Wild sehr geschätzt wird, sondern auch in der gehobenen Küche Einzug hält. Robert Dick [email protected] ADIZ / db / IF 12 / 2013 19