Robert Dick, Energie aus Blühpflanzen, Dezember 2013

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Energie aus
Blühpflanzen
Silphie ist nur eine von vielen
Dr. Maendy Fritz ist die Leiterin des Sachgebiets Rohstoffpflanzen
und Stoffflüsse im TFZ Straubing und stellt hier die Wildblumenmischungen in den verschiedenen Altersstufen vor. Im Hintergrund
Sonnenblumen und Malven des 1. Jahres nach Aussaat.
Dr. Maendy Fritz steht im Vordergrund in den weniger spektakulären, mehrjährigen Pflanzen des 3. Jahres.
Der Obmann für Bienenweide des Landesverbandes
Bayerischer Imker, Robert Dick, war beim Feldversuchstag des Technologie- und Förderzentrums
dabei und berichtet hier über mögliche Energiepflanzen und ihren Nutzen für Bienen.
Amaranth, Fagopyrum, Quinoa, Helianthus, Silphium, Sida
und Camelina sind die Fachnamen der Favoriten für Bienen
und Imker, wenn es um Energiepflanzen geht. Und obwohl
Sorghum-Hirse sich äußerlich von Mais nicht gleich unterscheiden lässt, scheint es Sorghum-Arten zu geben, für deren
Pollen sich Bienen auch ohne Not interessieren. Dies und
weitere interessante Details zu Energiepflanzen konnten die
Teilnehmer des Feldversuchstages des Technologie- und Förderzentrums (TFZ) mit Sitz in Straubing erfahren.
Pflanzen mit Potenzial
Besonders interessant sind drei Pflanzen, die als sogenannte
Pseudocerealien stärkereiche Körner ohne Gluten produzieren: Buchweizen, Quinoa und Fuchsschwanz.
Dr. Karen Zeise stellt die Sorghum-Hirse als Alternative zum
ähnlich aussehenden Mais vor. Die Bienen scheinen den Unterschied
zu erkennen und halten sich lieber in der Sorghum-Hirse auf.
Fotos: Robert Dick
Buchweizen liefert nicht nur den bekannten aromatischen Nektar
sowie Pollen, sondern auch essbare Körner. Die Grünmasse könnte
zudem in Biogasanlagen zu Energie werden.
Fagopyrum (Buchweizen)
Buchweizen blüht je nach Aussaatzeitpunkt bis in den September hinein und liefert in der trachtarmen Zeit Nektar
und Pollen. Im ökologischen Landbau wird Buchweizen zur
Unkrautunterdrückung und Humusmehrung als Gründüngung im Zwischenfruchtanbau genutzt. Die ganze Pflanze
könnte auch für die Energiegewinnung in Biogasanlagen eingesetzt werden. Der Energieertrag liegt bei etwa 15.000 kWh
pro Hektar, was auf den ersten Blick nur ein Drittel der optimalen Ausbeute von Mais bedeuten würde. Der Buchweizen schafft diese Energie aber in nur drei Monaten und wirkt
als Zwischenfrucht zusätzlich bodenverbessernd. Mit seiner
Vegetationsdauer von 100 bis 120 Tagen kann Buchweizen
in Deutschland auch zur Körnernutzung angebaut werden.
Quinoa (Inkareis)
Inkareis liefert einen ähnlich hohen Energieertrag wie Buchweizen, ist etwas kältetoleranter und durch ein tiefes Wurzelsystem und eine flaumige Blattunterseite weniger empfindlich gegen Trockenheit. Ein offensichtlicher Vorteil sind
die vielfältigen Farben der reifenden Fruchtstände von gelb,
orange über rot bis braun. Die Blütenstände enthalten zwittrige und weibliche Blüten, können sich also selbst befruchten.
Diese Selbstbefruchtung erfolgt durch den Wind, so dass die
Bienen hier eigentlich außen vor sind. Allerdings wurde das
Versuchsfeld in Straubing stark von Bienen beflogen, so dass
der Nutzen für Insekten hier noch zu untersuchen sein wird.
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Bienenweide
Sida ist mit ihren
weißen Blüten auf
jeden Fall eine
Attraktion für die
Bienen und als
Dauerkultur eine
echte Alternative
zur Silphie.
Amarant (Fuchsschwanz)
Wie Quinoa gehört Amrant zur Familie
der Fuchsschwanzgewächse. Sein Nutzen für Bienen ist unbestritten, dagegen
ist der Nutzen als Energielieferant noch
zu untersuchen. Die Versuche dazu befinden sich noch in den Kinderschuhen
des Energiepflanzenanbaus. Auch gibt
es derzeit nur einen einzigen Samenlieferanten in Österreich, sodass weitere
Stämme von Versuchspflanzen aus dem
Saatgut botanischer Gärten nachgezogen werden müssen. Dafür sind in den
Versuchsfeldern verschiedene Farben
und Formen zu sehen. Auf kleinen Testflächen sind auch seltenere Stämme
noch im Rennen. Neben den Blüten für
die Bienen sind beim Amarant die Mikronährstoffe interessant – die enthaltenen Spurenelemente könnten eine
interessante Ergänzung auch für die
„Ernährung“ der Biogasanlagen sein.
Besonderes Augenmerk der Forschung
liegt zum Beispiel auf dem Cobalt-Gehalt, der im Amarant bis zu 13-mal
höher ist als im Mais.
Helianthus (Topinambur)
Die Süßkartoffel Topinambur ist vor allem als Wildäsung bekannt. Die süßen
Knollen werden zunehmend auch in
der Küche geschätzt, das Grün könnte
für die Biogaserzeugung verwendet
werden. Topinambur ist eine gute Möglichkeit für die Zusammenarbeit von
Jägern und Landwirten.
Silphium (Silphie)
Der Anbau findet meist noch über
Kleinpflanzen statt, da bislag nur 20 %
der ausgebrachten Silphie-Samen im
Feld zur Keimung gebracht und so zu
nutzbaren Pflanzen herangezogen werden konnten. Zwar wurde laut Hersteller die Keimung inzwischen verbessert,
lässt aber immer noch zu wünschen
übrig¸ sodass besser Setzlinge ausgebracht werden. Zweijährige Pflanzen
können noch im gleichen Jahr genutzt
werden, brauchen dazu aber eine ausreichende Düngung. Die Stickstoffdün-
gung liegt im Bereich von 140 kg pro
Hektar und damit ein gutes Stück unter
dem Bedarf von Weizen oder Mais.
Die Stiele der Silphie scheinen durch
die Blätter der Pflanzen zu wachsen,
daher auch der Name Durchwachsene
Silphie. Diese Wasserspeicher (Becher)
schaffen ein angenehm feuchtes Mikroklima in den Anbauflächen. Die hohe
Feuchtigkeit wird zum Nachteil, wenn
die Pflanze von Krankheitserregern befallen wird, denn auch Pilze gedeihen
gut im feucht-warmen Klima. Weitere
Nachteile sind der nötige Herbizideinsatz und der hohe Düngerbedarf. Dadurch rückt der Anbau für Biobetriebe
in unerreichbare Ferne. Eine Alternative könnte die Virginia-Malve sein.
Sida (Virginia-Malve)
Sida kommt ursprünglich aus Nordamerika und erreicht eine Wuchshöhe
von 2 bis 3 m. Ähnlich wie die Silphie
kann die Sida durch Pflanzung von
Jungpflanzen oder durch Aussaat kultiviert werden. Sie muss nur einmal angebaut werden und kann dann 15 bis
20 Jahre genutzt werden. Während
des Wachstums entwickeln sich weiße
fünfblättrige Blüten, die von Juni bis
September blühen und damit ähnlich
der Silphie Nahrung für Blütenbesucher gerade im Spätsommer anbieten.
Durch die hohe Bestockungsleistung
der Sida ist ab dem 2. Jahr normalerweise kein Pflanzenschutz mehr nötig,
was den pflanzenbaulichen Aufwand
auf Düngen und Ernten beschränkt und
somit besonders bodenschonend ist.
Sida wird in Polen schon seit langem
genutzt, für Deutschland gibt es noch
keine Forschungsergebnisse. Gerade
für Biobetriebe könnte sie eine praktikable Alternative zur Silphie darstellen,
da sich Sida im Gegensatz zur Silphie
nach momentanem Stand auch ohne
Herbizide und Düngung gut durchsetzen kann. Mit 3 kg Saatgut pro Hektar
kann ein relativ dichter Bestand erzeugt
werden.
Camelina (Leindotter)
Leindotter ist ebenfalls eine Blühpflanze und liefert auf schlechten Böden sichere Hektarerträge mit wenig
Aufwand. Die kurze Vegetationszeit
prädestiniert Leindotter für den Zwischenfruchtanbau und ist ein guter Beitrag zur Diversifizierung von Fruchtfolgen. Von besonderem Interesse ist das
Leindotteröl mit einem Energieertrag
von 9,2 kWh pro Liter. Es hat mehr ungesättigte Fettsäuren als Raps und ist
daher für die Ernährung interessant.
Die industrielle Nutzung des Öles ist
wegen der höheren Alpha-Linolensäure-Gehalte und eines tieferen Erstarrungspunktes als beim Raps naheliegend; der Presskuchen kann verfüttert
werden.
Auch Mischungen im Test
Auch Biogasmischungen von Blühpflanzen werden in Straubing getestet. Durch die verschiedenen Größen
der Samen ist es schwierig, die Blühmischungen flächendeckend und in der
Saattiefe an die Arten angepasst auszubringen. Die großen Samen von Sonnenblume und Malve gehen gut an, sodass im ersten Jahr ihre großen Blüten
das Bild bestimmen. Nach dem ersten
Schnitt sollen die krautig nachwachsenden, mehrjährigen Pflanzen z. B.
für Rebhühner Schutz bieten. Schön
anzuschauen sind sie dabei nicht. In
den folgenden Schnitten sind Malven
und Sonnenblumen nur noch als einzelne Exemplare vertreten, die bunte
Blütenpracht ist weitgehend reduziert
auf Beifuß und Rainfarn. Mit zunehmendem Alter der Kulturen nehmen
die Arten weiter ab und anscheinend
auch die Stabilität der Pflanzen. Vor
allem der Beifuß neigt sich, was nicht
nur wenig anmutig aussieht, sondern
auch die Ernte der Biomasse erschwert
bis unmöglich macht.
Wie könnte es weitergehen?
Saatmischungen mit mehrjähriger Nutzung scheinen für den Gäuboden in
Straubing im Moment keine brauchbare
Alternative zu sein. Vielversprechend
ist dagegen der Anbau der VirginiaMalve (Sida), die für den ökologischen
Landbau besser geeignet ist als Silphie,
und Buchweizen (Fagopyrum), der neben den bewährten Anwendungen zur
Bodenverbesserung sowohl zur Nutzung als Energiepflanze als auch zur
Körnerproduktion angebaut werden
könnte. Für eine Zusammenarbeit von
Jägern und Landwirten eignet sich besonders die Süßkartoffel Topinambur,
die nicht nur vom Wild sehr geschätzt
wird, sondern auch in der gehobenen
Küche Einzug hält.
Robert Dick
[email protected]
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