Bakterieller Feuerbrand - Thüringer Landesanstalt für Landwirtschaft

Werbung
Thüringer Landesanstalt
für Landwirtschaft
Merkblatt
Gefährdung von Gehölzen durch
Bakteriellen Feu
Feuerbrand
Herkunft und Ausbreitung
Bakterieller Feuerbrand ist eine Krankheit, die Pflanzen aus der Familie der apfelfrüchtigen
Rosengewächse (Rosaceae, Unterfamilie Pomoideae) und hier insbesondere die KernobstGehölze befällt. Der Krankheitserreger ist das Bakterium Erwinia amylovora. Der Bakterielle
Feuerbrand wurde Ende des 18. Jahrhunderts in Nordamerika erstmals beschrieben. Von dort
erfolgte die Verschleppung des Erregers nach Großbritannien und in Deutschland breitete er
sich in den siebziger und achtziger Jahren des 20. Jahrhunderts von Norden her aus. Ausrottungsmaßnahmen, die in dieser Zeit mit großem Aufwand durchgeführt wurden, blieben auf
Dauer erfolglos. So setzte man zum Beispiel entlang von Bahngleisen und Feldrändern die
Wirtspflanzen, insbesondere Weißdorn (Crataegus), auf Stock. Die Ausbreitung der Feuerbrandkrankheit konnte aber nicht aufgehalten werden. Der Bakterielle Feuerbrand stellt eine
ernstzunehmende Gefahr für das Kernobst und anfällige Ziergehölzarten dar. Betroffen sind
sowohl der Erwerbsobstanbau, der landschaftsprägende Streuobstanbau wie auch Baumschulen, Hausgärten und das öffentliche Grün.
Symptome und Übertragung
Der Bakterielle Feuerbrand zeigt sich an infizierten Gehölzen
mit verschiedenen Symptomen. So überwintert das Bakterium nesterweise in erkrankten und teilweise aufgerissenen
Rindenabschnitten, sogenannten „Cankern“. Bei wärmer
werdender Witterung vermehren sich die Bakterien und treten
als Schleim aus diesen Rindenwunden aus. Insekten, Wind
und Regen verbreiten die Bakterien. In dieser Phase tritt leicht
eine Infektion insbesondere an den Blüten auf (Primärinfektionen). Infizierte Blüten werden zuerst am Blütenkelch, da- Feuerbrand-infizierte Blüte
nach am Blütenstiel schwarzbraun. Wenn die Infektion auf mit schwarzem Blütenboden
den Trieb übergeht, krümmt dieser sich durch Wasserman- Foto: BBA
Thüringer Ministerium
für Landwirtschaft,
Naturschutz und Umwelt
gel, wird auch schwarzbraun und sieht wie verbrannt aus. Die Infektion breitet sich je
nach Witterung und Anfälligkeit der Sorte weiter aus. So werden z.B. durch Regen Bakterien von infizierten Blüten in Zweig- und Stammbereiche gespült, wo sich in Rindenverletzungen die eingangs erwähnten Canker (Bakteriennester) im Sommer neu bilden
können. Bei feuchtwarmer Witterung sind die Bakterien imstande, sich so stark zu vermehren, dass Schleim austritt (Foto), der wiederum von Insekten und Wind weiter verbreitet wird (Sekundärinfektionen). Bei solchen massiven Infektionen stirbt ein hochanfälliges Gehölz nicht selten völlig ab. Es ist aber offensichtlich, dass neben der Sortenanfälligkeit der Witterungsverlauf entscheidenden Einfluss darauf hat, wie heftig Infektionen ablaufen.
Triebnekrose an Birne
Foto: BBA
Stamminfektionen mit Schleimaustritt im Sommer
Fotos: TLL
Wirtspflanzen
Wirts pflanzen
Zu den Wirtspflanzen des Bakteriellen Feuerbrandes zählen zahlreiche Gattungen und Arten
der oben beschriebenen Unterfamilie der Rosengewächse. In Mitteleuropa sind u. a. die Kultur- und Zierformen von Apfel (Malus) und Birne (Pyrus) sowie Apfelbeere (Aronia), Felsenbirne (Amelanchier), Feuerdorn (Pyracantha), Quitte (Cydonia), Japanische Mispel (Eriobotrya), Stranvaesie (Photinia), Mehlbeere (Sorbus), Mispel (Mespilus), Weiß- und Rotdorn
(Crataegus), Zierquitte (Chaenomeles) und die Zwergmispel (Cotoneaster) als Wirtspflanzen
der Feuerbrandkrankheit bekannt. Stein-, Beeren- und Schalenobst, andere Laubgehölzarten
sowie alle Nadelgehölze werden vom Feuerbranderreger nicht befallen. Zwischen den Arten
und zwischen den Sorten innerhalb einer Art bestehen große Unterschiede in der Anfälligkeit
gegenüber dem Bakteriellen Feuerbrand.
Als hoch anfällig gelten: Cotoneaster bullatus, C. x waterii-Hybriden, C. salicifolius var. floccosus, Crataegus monogyna, Cr. laevigata, Sorbus aria, Photinia davidiana, Cydonia oblonga, Malus, Pyracantha und Pyrus.
Weniger anfällig sind andere Cotoneaster-, Crataegus- und Sorbus-Arten, Chaenomeles,
Eriobotrya, Mespilus und Amelanchier.
Gesetze und Regelungen
Der Bakterielle Feuerbrand ist eine Quarantänekrankheit. Dies bedeutet, dass das Auftreten und der Verdacht auf Auftreten meldepflichtig sind.
Aufgrund der Gefährlichkeit der Krankheit ist der Transport befallener Pflanzen verboten. Wer gewerblich mit Feuerbrand-Wirtspflanzen handelt, muss beim zuständigen
Pflanzenschutzdienst registriert sein und wird von diesem regelmäßig kontrolliert. Der
zuständige Pflanzenschutzdienst kann anordnen, dass der Besitzer oder Verfügungsberechtigte befallene Pflanzen rodet und an Ort und Stelle verbrennt. Ebenso ist eine Anordnung zur vorbeugenden Beseitigung von Feuerbrandwirtspflanzen im Umkreis von
500 m um besonders schützenswerte Anpflanzungen (Baumschulen, Obstanlagen)
möglich. Eine Rodung geht grundsätzlich zulasten des Besitzers bzw. Verfügungsberechtigten. Einzelheiten der Reglungen sind in der Feuerbrandverordnung vom 20. Dezember 1985 (BGBl. l S. 2551) nachzulesen.
Bekämpfungsmaßnahmen
Zur direkten Bekämpfung sind zzt. keine chemischen Mittel zugelassen. Eine Gesundung eines befallenen Gehölzes ist nur möglich, wenn es sich um ein mäßig anfälliges
Gehölz handelt (z. B. viele Apfelsorten) und Primärinfektionen (Blüten- und Triebinfektionen) frühzeitig weit (30 cm) in den gesunden Bereich hinein ausgeschnitten werden.
Schnittwerkzeuge sind zwischen den Schnitten zu desinfizieren. Stark befallene Gehölze
sollten prinzipiell gerodet werden.
Wichtigste Schutzmaßnahme bleibt die Vermeidung der Anpflanzung hochanfälliger
Gehölze, insbesondere in der Nähe besonders gefährdeter Bereiche (Objektschutz).
Alternative Gehölze
G ehölze
Im Interesse des Objektschutzes und im Blick auf drohende Rodung befallener Gehölze
sollte im privaten und öffentlichen Grün, im Straßenbegleitgrün und bei Flurgehölzen
von vornherein auf die Anpflanzung von hochanfälligen Wirtspflanzen des Feuerbrandes
verzichtet werden.
Nach Angaben der Biologischen Bundesanstalt für Land- und Forstwirtschaft Braunschweig wurde die folgende Liste mit Alternativpflanzen zu Feuerbrandwirten zusammengestellt. Diese Pflanzenarten sollten an Stelle der Feuerbrandwirtspflanzen bei
Neupflanzungen in der näheren Umgebung von Erwerbsobstanlagen und Baumschulen
verwendet werden. Detailliertere Informationen zu den einzelnen Arten und ihrer Ersetzbarkeit sind unter http://www.bba.de/inst/g/feuerbrand/alternsortfeuerb.htm nachzulesen.
Eleagnus multiflora, Euonymus alatus, Gleditsia tricanthos „Sunburst“, Halesia carolina,
Hamamelis mollis, Lonicera caerulea, Ribes alpinum, R. aureum, Spiraea prunifolia, Viburnum
x burkwoodii, V. x carlephalum, V. carlesii
+
Cornus mas, Prunus serrula, Syringa vulgaris
+
Prunus spinosa, Rosa canina
+
Acer palmatum, Magnolia sp., Prunus padus
+
Eleagnus angustifolia, E. commutata, Euonymus europaeus, Eu. planipes
+
Rosa rubiginosa, R. rugosa
+
+
+
+
+
+
+
Aucuba japonica ’Variegata’, Berberis x interposita, Buxus sempervirens, Callicarpa bodinieri
var. giraldi, Cornus canadensis, Deutzia gracilis, Eleagnus x ebbingei, Euonymus fortunei,
Genista lydia, G. pilosa, Hebe pinguifolia, Juniperus procumbens ’Nana’, Ligustrum vulgare
’Atrovirens’, Lonicera pileata, Microbiota decussata, Spiraea nipponica
+
Cornus kousa, Viburnum opulus
+
Ilex aquifolium
+
Prunus laurocerasus
+
+
+
+
+
+
+
Berberis julianae, B. vulgaris, Catalpa bignonioides ’Nana’, Cornus controversa, Ligustrum sp.,
Liquidambar styraciflua, Magnolia x loebneri, M. kobus, M. x soulangiana, Prunus fruticosa, P.
sargentii, Robinia hispida, Syringa x chinensis, Viburnum lantana
+
Cornus sanguinea
+
+
Berberis thunbergii
+
+
Cornus alternifolia, C. florida, Fraxinus ornus, Gleditsia tricanthos, Hippophaea rhamnoides,
Prunus cerasifera, P. serrulata, P. subhirtella, Rhamnus catharticus
+
+
+
+
Cornus alba, C. nuttallii, Fothergilla gardenii, Ilex crenata, Pieris japonica, Pinus mugo, Rosa
multiflora, Weigelia florida
+
Berberis vulgaris, Buxus sp., Mahonia sp., Rhododendron sp., Viburnum plicatum
+
+
Acer negundo, Acer negundo ‚Flamingo’, Catalpa bignonioides, Paulownia tomentosa, Phellodendron amurense, Robinia sp., R. pseudoacacia, Sambucus sp., Symphoricarpos albus, Tamarix parviflora, Viburnum sp.
+
Spiraea sp.
+
Berberis sp., Ilex verticillata, Ligustrum vulgare, Philadelphus sp., Skimmia japonica, Taxus
baccata, Viburnum davidii, V. rhytidophyllum
Adresse:
Ad resse: Thüringer Landesanstalt für Landwirtschaft
Naumburger Straße 98, 07743 Jena
Referat Pflanzenschutz
Kühnhäuser Straße 101, 99189 Erfurt-Kühnhausen
Telefon: (0361) 55068-0, Fax:(0361) 55068-140
e-Mail: [email protected]
Ansprechpartner: Dr. Rüdiger Schmatz
(Tel.: 0361 – 55068 120)
Dr. Ralph-Peter Nußbaum
(Tel.: 0361 – 55068 124)
Jena, im Mai 2006
Besuchen Sie uns auch im Internet:
www.tll.de/ainfo
Stranvaesia
davidiana
Sorbus spp.
Pyracantha sp.
Crataegus sp.
Cotoneaster sp.
Amelanchier sp.
Empfohlene Ersatzgehölze zu Feuerbrand
Feuerbrand wirtspflanzen
+
+
Herunterladen