© Wolfgang Howurek www.astroshop.at Tipps zur visuellen Mond- und Planeten Beobachtung Das menschliche Auge Das menschliche Auge ist bemerkenswert. Es kann einen hohen Kontrastumfang erfassen, es kann bei Tag scharf und Farbe sehen, in der Nacht immer noch relativ schwaches Licht erfassen. Dies wird ermöglicht durch zwei Arten von Rezeptoren auf der Netzhaut: Die Zäpfchen, die im Gelben Fleck vorhanden sind und die Stäbchen, die in der Peripherie der Netzhaut liegen. Bei der Mond und Planeten Beobachtung ist genug Licht vorhanden, so dass die Zäpfchen arbeiten können. Dadurch ist Farbsehen möglich. Für die Mond- und Planeten-Beobachtung benötigt das Auge keine besondere Dunkeladaption. Dadurch ist diese Art der Beobachtung auch in hellerer Umgebung möglich. Allerdings sollte beim Blick ins Okular seitlich kein direktes Licht einfallen, es kann sonst zu Reflexionen an den Okularlinsen und dadurch zur Kontrastminderung kommen. Teleskope für Planetenbeobachtung Das ideale Planetenteleskop weist eine hohe Kontrastübertragung auf. Eine gute Optik ist Voraussetzung. Zudem muss die Optik perfekt justiert sein. Obstruktionsfreie Systeme wie Refraktoren und Schiefspiegler liegen diesbezüglich vor Teleskopen die eine systembedingte Abschattung im Strahlengang durch den Fang-/Sekundärspiegel aufweisen. Im besten Fall soll diese Abschattung nicht mehr als 20% des Durchmessers der Teleskopöffnung betragen. 25% Obstruktion ist deswegen noch kein "Beinbruch", auch damit sind noch gute Beobachtungserebnisse möglich. Wenn die Obstruktionswerte deutlich über 30% liegen, sind Einbußen in der Kontrastübertragung deutlich merkbar. Wenn ein solcher Teleskoptyp unumgänglich ist, kann diesem Problem durch ein Verdoppeln oder Verdreifachen der Öffnung begegnet werden. In Summe: Bis auf wenige rein fotografisch ausgelegte Systeme ist mit jedem für visuelle Beobachtung geeignetem Teleskop die Beobachtung des Mondes und der Planeten möglich. Man muss nur wissen, woran man ist. Die Beobachtungsbedingungen Speziell die Planetenbeobachtung, teilweise auch die Mondbeobachtung spielt sich bei hohen Vergrößerungen ab, man will ja feinste Details an der Auflösungsgrenze erkennen. Dabei spielen etliche Faktoren eine Rolle. 1. Das atmosphärische Seeing: Bestimmte Wetterlagen ("Rückseitenwetter" nach Kaltfront-Durchzug, turbulente Strömungen mit starkem Wind, turbulente Höhenströmungen, der Jetstream, etc.) bringen ein eher unruhiges Seeing mit sich, doch auch wenn das Seeing vermeintlich gut sein sollte, erweist es sich nicht immer so. Dafür trifft man oft unverhofft gutes Seeing an, und das meist nur für beschränkte Zeit, es können 5 Minuten sein, es kann eine halbe Stunde sein... Generell hat das atmosphärische Seeing seinen "Gang". In der Abenddämmerung kommt es zu einem Temperaturausgleich zwischen Tag und Nacht. In diesen Phasen ist gutes Seeing zu erwarten, sofern es nicht von der Wetterlage her Seite 1 © Wolfgang Howurek www.astroshop.at verunmöglicht wird. D.h. es gibt keine "Garantie" auf gutes Seeing in der Dämmerung. Gegen Mitternacht zu wird das Seeing immer schlechter, erst nach 2 Uhr früh ist wieder mit besserem Seeing zu rechnen, und es kann in der Morgendämmerung wiederum sehr gut sein. 2. Das lokale Seeing: hier kommt der Beobachtungsort ins Spiel. Beobachtet man über vom Tag aufgeheizte Flächen wie Asphalt oder Beton oder über aufgeheizte Hausdächer hinweg, muss man mit schlechtem Seeing bis hin zu Flimmern rechnen, wobei letzteres feine Planetendetails komplett verschluckt. Im Winterhalbjahr muss man im verbauten Gebiet zudem mit Warmluftfahnen aus den Kaminen der umliegenden Häuser rechnen. Am besten ist es, Grünland vor sich zu haben. In den Bergen kann der Wind, der über einen gezackten Bergkamm weht, lokale Turbulenzen hervorrufen. Gut ist ein nach Süden hin sanft abfallender Höhenrücken, wo sich eine laminare Strömung ausbilden kann. D.h. die Wahl des Standorts ist nicht egal. Bringt ein Standplatz generell kein gutes Seeing, ist ein Ortswechsel angeraten. 3. Die Thermik im Teleskop: Die beste Abbildungsleistung liefern Teleskope, wenn sie an die Umgebungstemperatur angepasst sind. Dies dauert eine Weile, je nach Teleskoptyp mehr oder weniger lange. Man spricht auch vom Austemperieren des Teleskops. Speziell zweilinsige Refraktoren sind sehr rasch einsatzbereit und liefern bereits nach etwa einer halben Stunde, wenn es überhaupt so lange dauert, bereits gute Abbildung. Triplet Objektive sind thermisch schon etwas anspruchsvoller, hier muss man etwas mehr Zeit einkalkulieren. Spiegelteleskope haben am hinteren Tubusende eine relativ große Glasmasse, die thermisch eher träge reagiert. Je nach Größe der Optik muss man mehr Zeit einrechnen. Newton Teleskope können in aller Regel durch den offenen Tubus warme Luft, die vom Hauptspiegel entlang der oberen Tubuswand aufsteigt, nach außen abgeben. Geschlossene Tuben von SC und Maksutov Teleskopen können nur über die Tubuswand (soferne nicht CFK oder ein anderes isolierendes Material im Einsatz ist) und dieHauptspiegelzelle an der Tubusrückseite Wärme an die Umgebung abgehen. Die Schmidtplatte bzw. Meniskuslinse ist für Wärmestrahlung undurchlässig, da geht wenig bis nichts weiter... Dementsprechend sind solche Systeme mit geschlossenem Tubus beim Austemperieren träge. Am ehesten lassen sich solche Systeme mit aktiven Belüftungssystemen thermisch kontrollieren, es ist dennoch mit einer relativ langen Austemperierzeit zu rechnen. "Unbehandelt" kann ein geschlossenes System, von Wohnraumtemperatur in eine kalte Herbst oder Winternacht mit weiter fallender Temperatur gebracht, die ganze Nacht nicht ins thermische Gleichgewicht kommen... Oft wird Tubusthermik mit atmosphärischem Seeing verwechselt, und die Schuld an der schlechten Abbildung immer auf das Seeing geschoben. Es gilt immer: ein Teleskop will für beste Abbildung beherrscht werden. D.h. man muss die Justierung beherrschen und das Instrument auch thermisch beherrschen. Teleskope kühl lagern. Wärme, die ein Teleskop nicht aufgenommen hat, muss es auch nicht abgeben! Seite 2 © Wolfgang Howurek www.astroshop.at Mond Beobachtung Der Mond ist meist das erste Beobachtungsobjekt mit einem neuen Fernrohr. Bis ca. 70fache Vergrößerung haben wir den Mond als Ganzes im Okularfeld, bei 70x dann ziemlich formatfüllend. Bei Anwendung höherer Vergrößerung sehen wir nur mehr einen mehr oder weniger großen Ausschnitt des Mondes. Da der Mond durch die harten Schatten eher harte Kontraste aufweist, lässt sich ein Teleskop meist ohne Probleme bis zur Maximalvergrößerung bei 0,5mm Austrittspupille (entspricht Öffnung in mm x 2, z.B. 100mm Öffnung, Maximalvergrößerung ist 200x) ausfahren – sofern es vom Seeing her sinnvoll ist. Planeten Beobachtung Planetenbeobachtung spielt sich generell im hohen bis sehr hohen Vergößerungsbereich ab. die Planeten zeigen eher kleine Scheibchen im Teleskop. Um feinere Details erkennen zu können, ist hohe Vergrößerung erforderlich. Die optimale Vergrößerung erreicht ein Teleskop üblicherweise bei 0,8 bis 0,7mm Austrittspupille. Die Vergrößerung errechnet sich aus Teleskop Öffnung dividiert durch die Austrittspupille. Beispiel: 100mm Öffnung, bei 0,8mm Austrittspupille ist die Vergrößerung 125x, bei 0,7mm Austrittspupille 143x. Refraktoren haben eine bessere Kontrastübertragung als Spiegelteleskope (wo die zentrale Abschattung durch den Fang- oder Sekundärspiegel die Kontrastübertragung mindert) und können daher meist in der "Übervergrößerung" für die Planeten Beoabchtung betrieben werden, meist durchaus bis zur Maximalvergrößerung bei 0,5mm Austrittspupille oder sogar etwas darüber. Wesentlich kleiner als 0,5mm sollte die Austrittspupille nicht werden, weil man in den Bereich kommt, wo man dann eher die Fehler des eigenen Auges "beobachtet" als das Objekt. Auch bei Refraktoren muss in der "Übervergrößerung" das Bild beugungsbedingt weicher werden. Es "zerfällt" aber nicht so arg wie bei stark obstruierten Teleskopen. Die Vergrößerung zwischen 0,8 und 0,7mm Austrittspupille resultiert daraus, weil in diesem Bereich die Beugungsscheibchen (Stern=Punktlichtquelle, Abbildung durch ein Teleskop als "False Disk"- Beugungsscheibchen) noch nicht deutlich sichbar werden. Geht man über diesen Bereich hinaus, wird das Planeten Bild mehr und mehr körnig und unscharf – aufgrund der Beugung durch die Wellennatur des Lichts. Da die Planeten mit schwächeren Kontrasten aufwarten als der Mond, ist diese Einschränkung bez. Vergrößerung gegeben. Hier ein kurzer Abriss über die Planeten, was zu sehen ist, wie hoch man typischerweise vergrößern kann: • Merkur zeigt wie der Erdmond Phase. Da er meist tief am Horizont beobachtet wird, ist kaum mehr als 100x möglich, eher deutlich weniger. Die horizontnahe Position bringt eine merkliche Farbdispersion mit sich, d.h. das Planetenbild wird dadurch spektral in die Länge gezogen, damit verschmiert sich das Bild eher zu einem wabernden Farbklecks, wobei nur in den besseren Augenblicken die Lichtgestalt erkennbar ist. Merkur kann sehr wohl hoch am Tageshimmel beobachtet werden, dabei ist dieses Problem nicht gegeben, jedoch ist die Beobachtug in Sonnennähe nur bei sehr klarer Luft möglich, und nicht ganz Seite 3 © Wolfgang Howurek www.astroshop.at ungefährlich, also eher den Spezialisten unter den Planetenbeobachtern vorbehalten. • Venus zeigt wie auch Merkur Phasengestalt. Die Venus wird in Nähe der unteren Konjunktion bis zu 60" groß, daher ist nicht allzu hohe Vergrößerung notwendig (bis ca 100x). Es ist auch relativ wenig außer der Phasengestalt zu erkennen. In Nähe der unteren Konjunktion ist es lohnend, die Venus am Taghimmel zu beobachten. Dann sind übergreifende Sichelspitzen oder gar ein geschlossener Lichtring um die Venus zu erkennen. • Mars ist der erste Planet außerhalb der Erdbahn. Aufgrund seiner stark exzentrischen Bahn erreicht Mars manchmal seine Opposition relativ nahe der Erde, dann kann das Mars Scheibchen im Teleskop bis 25" groß werden, bei ungünstigen Oppositionsstellungen nur ca. 14". Um Details zu sehen, muss man recht hoch vergrößern. Speziell wenn das Marsscheibchen sehr klein erscheint, muss teilweise bis 300x oder höher vergrößert werden, um noch Albedo Strukturen erkennen zu können. Damit man nicht heillos in der Übervergrößerung arbeitet ist eine größere Optik notwendig. Eine Marskarte gibt es z.B. unter diesem Link: http://lexikon.astronomie.info/mars/marskarte.html • Jupiter ist der größte Planet unseres Sonnensystems und liefert mit einem bis zu 50" großem Scheibchen ein sehr lohnendes Beobachtungsziel. Jupiter wartet allerdings mit teils relativ schwachen Kontrasten auf, womit man relativ strikt an den optimalen Vergrößerungsbereich gebunden ist. Mehr Vergrößerung geht meist mit Verlust von Details einher. Nur sehr gute Optiken und insbesonders Refraktoren können Jupiter höher vergrößern. Um ausreichende Detailerkennung zu erhalten, muss schon etwa 180x bis 200x vergrößert werden. Viel mehr geht meist sowieso nicht, da auch das atmosphärische Seeing die Vergrößerung star einschränkt. Nur bei exzellentem Seeing und gut austemperiertem Teleskop kann höher vergrößert werden. Um ein scharfes Bild dabei zu haben, ist eine größere Optik unerlässlich. Um die Details, die beobachtbar sind kennen und benennen zu lernen, sei folgender Link zur Jupiter Nomenklatur empfohlen: http://www.planetarium-berlin.de/pages/AGPlaneten/JUPITER/JUPNOM.HTM Die vier Galiläischen Monde sind bereits in kleinen Amateurteleskopen sichtbar. Sie geben ein reizvolles Beobachtungsthema ab, da es Transite (Mond zieht vor dem Planeten vorbei), Bedeckungen (Mond wird durch Jupiter bedeckt) und Schattenwürfe der Monde auf Jupiter gibt wie Verfinsterungen (der Mond geht durch den Schatten des Planeten). • Saturn, der Ringplanet, bietet einen faszienierenden Anblick im Teleskop. Im Prinzip wird das Saturn Bild im Teleskop von den eher hartkontrastigen Ringen dominiert. Saturn weist wie Jupiter Wolkenbänder auf, jedoch sehen wir mit Amateurteleskopen kaum Struktur, daher geht uns durch höhere Vergrößerung auch weniger "verloren". Das heisst, Saturn lässt sich im praktischen Beobachtungsbetrieb höher vergrößern als Jupiter, ohne dass die Abbildungsqualität merklich leidet. Seite 4 © Wolfgang Howurek www.astroshop.at Ein Link zur Saturn Nomenklatur: http://www.dniechoy.de/saturn.html Von den Saturnmonden ist Titan der Auffälligste, und kann schon in kleinen Teleskopen beobachtet werden. Dione, Tethys, Rhea, Enceladus, Mimas, Iapetus und Hyperion sind bereits mit einem guten Achtzöller beobachtbar. • Uranus gibt nicht viel her in Amateurteleskopen, er zeigt ein kleines grünliches Scheibchen. Es ist aber ein Erlebnis, auch Uranus einmal gesehen zu haben. Von den Monden liegen Ariel, Umbriel, Oberon und Titania im Bereich größerer Amateurteleskope. • Neptun ist der sonnenfernste Planet, er zeigt ein winziges bläuliches Scheibchen. Nur der hellste Mond Triton ist für größere Amateurteleskope visuell zugänglich. • Pluto, der einst sonnenfernste Planet, der ja nun nicht mehr als Planet klassifiziert ist, zeigt sich nur als Sternchen unter Sternen. Die Suche nach Pluto ist quasi die nach einer Stecknadel im Heuhaufen. Um Pluto überhaupt identifizieren zu können, ist eine sehr gute Aufsuchkarte erforderlich, und viel Beobachtungserfahrung nötig. Ein größeres Teleskop ist fast unabdingbar, ein Achtzöller ist dazu schon anzuraten. Eine generelle Anmerkung zur Beobachtung schwacher Planetenmonde: Hier ist wiederum Deepsky Beobachtungstechnik gefragt – indirektes Sehen. Und es gilt immer, nach Möglichkeit den hellen Planeten an den Feldrand oder sogar aus dem Feld zu bringen, was natürlich in vielen Fällen nicht möglich ist, dann ist die Sichtbarkeit erschwert. Es ist also viel Erfahrung und Beobachtungstechnik, was zum Erfolg führen wird, freilich auch geeignete Aufsuchkarten, damit man die Monde auch identifizieren kann, und weiss, wo man suchen soll. Seite 5