Professur für Waldbau und Professur für Forstschutz & Dendrologie, ETH Zürich 1995 Ulmus minor Mill. emend. Richens syn.: U. carpinifolia Ruppius ex Suckow, U. campestris auct. non L. Familie: Ulmaceae dtsch.: franz.: ital.: engl.: Feldulme orme champêtre olmo campestre (comune) English elm, field elm 1.2 Phänologie Blüht im März/April, vor dem Laubaustrieb. Die zunächst grünen Früchte (reif sind sie braun) erreichen meist schon vor dem Laubaustrieb ihre volle Grösse und übernehmen zu dieser Zeit Assimilations-Funktion. Fruchtreife: Mai, Juni. 1.3 Fortpflanzung Beginn der Blüte etwa ab Alter 30-40. Die Samen sind unmittelbar nach der Reife keimfähig. Tausendkorngewicht (TKG): 8-12 g. Intensive vegetative Vermehrung über Wurzelbrut. 1. Artbeschreibung 1.4 Wachstum 1.1 Morphologie Bis zum Alter 40-50 rasch, grösster Höhen- und Stärkenzuwachs im Alter 20-40. Mit etwa 60 Jahren ist der Höhenzuwachs meist weitgehend abgeschlossen. Höchstalter etwa 400 Jahre. Gestalt: Mittelgrosser, bis 30 m hoher Baum, oft strauchförmig. Verzweigung sympodial, zweizeilig. Rinde: Junge Stämme und Zweige häufig mit Korkleisten; Borke graubraun, längsrissig, oft gefeldert. 2. Verbreitung Triebe: Meist kahl. Knospen gedrungen kegelförmig, seitlich abgeflacht, etwas kleiner als bei Bergulme, Schuppen kahl oder spärlich weiss bewimpert; Blütenknospen kugelig. Blätter zweizeilig angeordnet, Stiel 5-15 mm lang; Spreite breit lanzettlich, Basis asymmetrisch, Rand gesägt, oberseits meist kahl (glatt) und glänzend, unterseits meist nur in den Nervenwinkeln behaart. 2.1 Horizontalverbreitung Mediterrane Pflanze (siehe Arealkarte). Vorrat nach LFI: ca. 0,01% des gesamtschweizerischen Holzvorrates. Blüten: In dichten Büscheln aus Blütenknospen vorjähriger Triebe; Einzelblüte zwittrig, klein, ihr Stiel ist meist kürzer als die Blüte selbst, Perigon weiss bewimpert. Anemogam. 2.2 Vertikalverbreitung Früchte: Flache, meist nicht über 2 cm grosse, ringsum häutig geflügelte, kurzgestielte Nüsse; Samen nahe der Einkerbung am vorderen Flügelrand. Windverbreitung. Die Feldulme ist vor allem in der kollinen und submontanen Stufe anzutreffen. In der Schweiz steigt sie im allgemeinen nur bis auf 800 m ü.M. (im Wallis bis 1300 m ü.M.). Wurzel: Anfangs kräftige Pfahlwurzel, später Herzwurzelsystem. 244 245 Gesellschaftsanschluss: 3. Standortsansprüche 3.1. Physiologische und ökologische Amplitude, Grenzen a) Physiologisches Ökogramm (ohne Konkurrenzeinfluss) Meist dominierend: Stellenweise dominierend: Beigemischt: 7, 10, 11, 22, 28, 35, (38), (40) c) Limitierende Faktoren, Grenzen für Vorkommen, Verbreitung: Grosser Wärmebedarf. dürr für waldbauliche Arbeit: Seit 1919 sind alle einheimischen Ulmenarten durch das "Ulmensterben" hochgradig gefährdet. Physiologisches Optimum Physiologische Amplitude frisch Grenze waldfähiger Standorte Vorkommensgrenze der Buche Feldulme nass sehr sauer mässig sauer basisch d) Ökologische Kurzbeschreibung Die Feldulme stellt als Halblicht- bis Halbschattenbaumart hohe Ansprüche an die Nährstoffversorgung und das Klima. Sie gedeiht vor allem in den milden, sonnigen Lagen der Ebene und des tieferen Hügellandes. Ihr ökologisches Optimum liegt in den Auegebieten der Ströme und Seen. 3.2. Detaillierte Standortsansprüche a) Klimacharakter b) Soziologisch - ökologisches Ökogramm und Gesellschaftsanschluss dürr Die Feldulme ist eine Baumart der kollinen bis submontanen Stufe, welche sowohl submediterrane wie gemässigt kontinentale Klimagebiete besiedelt. b) Schattentoleranz/Lichtcharakter Optimum der Buche Herrschaftsbereich der Baumart (ökologisches Optimum) frisch in der frühen Jugend: Keine Angaben. ab Dickungsstufe: Halblicht- bis Halbschattenbaumart (lichtbedürftiger als Bergulme, erträgt jedoch mehr Schatten als Esche und Bergahorn). Ökologische Nische nass sehr sauer mässig sauer Grenze waldfähiger Standorte c) Wärme Feldulme Gesamtwärme: Sehr wärmebedürftige Baumart. Winterkälte: Empfindlich. Bei grosser Winterkälte Absterben der obersten Wurzeln beobachtet. basisch Die Feldulme kommt in Auenwäldern (Hartholzaue) und in eichenreichen Laubmischwäldern beigemischt vor. 246 d) Boden Geologisches Substrat: Alluvionen, bevorzugt einen gewissen Kalkgehalt, schwacher Kalkzeiger. 247 Wasserhaushalt: Stellt mittlere Ansprüche bei weiter Amplitude. Häufig auf sickerfrischen, gelegentlich überschwemmten Böden. Ansprüche weniger hoch als bei der Bergulme Erträgt aber dennoch nahezu soviel Nässe wie die Esche. Nährstoffversorgung: Anspruchsvoll, kommt auf nährstoff- und basenreichen Böden vor, Ansprüche geringer als bei Bergulme. Bodenstruktur, physikalische Eigenschaften: Bevorzugt Lehmböden; erträgt keine Bruchböden, da eine minimale Durchlüftung nötig ist. 4. Gefährdungen 4.1. Abiotische Gefährdungen a) Verhalten unter Stresseinwirkung Wasserstress/Trockenheit: Dürrefest. Überschwemmung: Sehr resistent. Erträgt bis 4 Monate sommerliche Überschwemmung. Vernässung: Erträgt Pseudogleyböden. Wechselhafter Wasserhaushalt: Erträgt Böden mit wechselnder Feuchtigkeit. Frost: Spätfrost: Unempfindlich. Frühfrost: Empfindlich. Frostrisse: Empfindlich. b)Standfestigkeit Wind: Sturmfest. Schnee, Schneebruch: Belaubt und unbelaubt wenig gefährdet. c) Weitere abiotische Gefährdungen Keine. 4.2. Biotische Gefährdungen Pilze: Ophiostoma (Ceratocystis) ulmi (Ulmenwelke, Ulmensterben). Verantwortlich für den Inhalt: Professur Waldbau: Kap. 2.2, 3, 4.1 Professur Forstschutz & Dendr.: Kap. 1, 2.1, 4.2 248