Ausbildungsseminar: Kerne und Sterne Nukleare Astrophysik Kapitel 4.1: Die Rote-Riesen-Phase Betreut durch Prof. em. Dr. Wolfgang Gebhardt & PD Alexander Lenz Verfasst von Christian Meurer 8. Mai 2007 2 INHALTSVERZEICHNIS Inhaltsverzeichnis 1 Vom main-sequenz-branch zum red-giant-branch 1.1 1.2 Wohin gehen Sterne, wenn sie den MSB durchlaufen haben? . . . . . . . . . . . . . . . 3 1.1.1 Unter welchen Voraussetzungen kommen Sterne auf welchen Ast . . . . . . . . 4 Die Übergangsphase . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 6 1.2.1 Der Wasserstoffvorrat im Core ist verbraucht . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 7 1.2.2 Entartung des He-Core 9 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 2 Die RR-Phase 2.1 3 10 Die Phasen auf dem Red-Giant-Branch . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 10 2.1.1 first-dredge-up . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 11 2.1.2 3-Alpha-Prozess allgemein & helium-core-flush massearmer Sterne . . . . . . . 12 2.1.3 second-dredge-up . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 13 2.1.4 helium-shell-flush & third-dredge-up auf dem AGB . . . . . . . . . . . . . . . . 14 2.1.5 Wie entwickelt sich der C/O-Core weiter? . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 16 3 Masse-Leuchtkraft-Gesetz & Zukunft der Sonne 19 3.1 Masse-Leuchtkraft-Gesetz zur Bestimmung der Lebenszeit eines Sterns . . . . . . . . . 19 3.2 Ein Blick in die Zukunft der Sonne . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 20 4 Literatur- und Abbildungsverzeichnis 21 3 1 Vom main-sequenz-branch zum red-giant-branch 1.1 Wohin gehen Sterne, wenn sie den MSB durchlaufen haben? - Es gibt unterschiedliche Nebenäste, insbesondere für (i) Rote Riesen Abbildung 1: Betelgeuze, derzeit größter bekannter Roter Riese; aufgenommen am 15.01.1996 mit Hilfe des Weltraumteleskopes Hubbel; Bildquelle: http://antwrp.gsfc.nasa.gov/apod/ap990605.html (ii) Überriesen Abbildung 2: VVCepheiA ist der derzeit größte bekannte Stern und ein Überriese. Sein Radius wird auf 1600 bis 1900 Sonnenradien geschätzt. Seine Leuchtkraft entspricht ca 315.000 mal der Sonnenleuchtkraft. Er gehört einem Doppelsternsystem im Sternbild Kepheus an und ist ca 2000 Lichtjahre von uns entfernt. Bildquelle: http://jumk.de/astronomie/sterne-2/vv-cephei.shtml 4 1 VOM MAIN-SEQUENZ-BRANCH ZUM RED-GIANT-BRANCH (iii) Weiße Zwerge Abbildung 3: Planetarischer Nebel des gerade geschlüpften“ Weißen Zwerges NGC 2440; leicht links ” zum Zentrum des Bildes verschoben, als kleiner, heller Punkt, der junge Weiße Zwerg; NGC 2440 ist zur Zeit einer der heißesten Weißen Zwerge, die man kennt; Bildquelle: http://antwrp.gsfc.nasa.gov/apod/ap060507.html 1.1.1 Unter welchen Voraussetzungen kommen Sterne auf welchen Ast - Sterne mit Anfangsmasse Ma für die gilt: Ma ≤ 0.08 M → Ma zu gering, als dass H-Brennen einsetzt, jedoch liefert Deuteriumfusion kurzzeitig Energie → Braune Zwerge, gelten als Gasplanet, nicht als echte“ Sterne ” Abbildung 4: Die hellen Sterne auf dem Bild sind als Heart of the Trapezium“, einem offenen Ster” nenhaufen im Zentrum des Orion Nebels, bekannt. Auf die dämmrigeren Objekte wurde man erst vor kurzem durch Infrarotaufnahmen aufmerksam. Man geht davon aus, dass es sich bei ihnen um braune Zwerge und freie Planeten handelt. Bildquelle: http://antwrp.gsfc.nasa.gov/apod/ap000830.html 1.1 Wohin gehen Sterne, wenn sie den MSB durchlaufen haben? 5 - Sterne mit Anfangsmasse Ma für die gilt: 0.08 M < Ma ≤ 8 M • Rote oder Orange Zwerge1 , falls 0.08 M < Ma ≤ 0.5M → verbleiben unter Wasserstofffusion mehrere 100 Milliarden Jahre auf dem MSB → glühen in der letzten Brennphase auf um danach Weiße Zwerge zu werden Abbildung 5: Proxima Centauri, der sonnenächste Stern, ist von der Erde lediglich 4.2 Lichtjahre entfernt. Er ist so lichtschwach, dass er nur mit Hilfe eines Teleskopes beobachtet werden kann. Bildquelle: http://antwrp.gsfc.nasa.gov/apod/ap051204.html • Rote Riesen, falls 0.5 M < Ma ≤ 8M → verlassen des MSB nach abgeschlossenem H-Core-Brennen → durchlaufen des RGB, bei gleichzeitiger Fusion bis C & O → Abstoßung der Umhüllung als planetarischer Nebel → Zurückbleiben des entarteten C/O-Core als Weißer Zwerg Abbildung 6: Der Katzenaugennebel (NGC 6543) war der erste planetarische Nebel, der spektroskopisch untersucht wurde. In seinem Zentrum deutlich sichtbar der Weisse Zwerg. Sein derzeitiger Tonnen Masseausstoß beträgt 20 Billionen Sekunde . Bildquelle: http://de.wikipedia.org/wiki/Katzenaugennebel 1 Orange Zwerge sind massereicher als Rote Zwerge 6 1 VOM MAIN-SEQUENZ-BRANCH ZUM RED-GIANT-BRANCH - Sterne mit Anfangsmasse Ma für die gilt: 8 M < Ma → Kernfusionsprozesse auf dem RGB über C/O-Fusion hinaus, bis Fe -Fusion → statt Abstoßung der Umhüllung als planetarischer Nebel, Supernovae Typ II → letzendlich bleibt Neutronenstern, oder schwarzes Loch, hängt empfindlich von äußeren Umständen ab Abbildung 7: Der Krebsnebel (NGC 1952), Überrest einer Supernovae im Sternbild Stier. Im Zentrum gut sichtbar, der Pulsar PSR B0531+21, ein Neutronenstern. Sein Durchmesser wird auf 30km geschätzt. Bildquelle: http://de.wikipedia.org/wiki/Krebsnebel 1.2 Die Übergangsphase Abbildung 8: Pollux ist ein gelb-oranger Unterriese. Man findet ihn im Sternbild Zwilling, in ca 34 Lichtjahren Entfernung. Er leuchtet knapp 32 mal so hell wie die Sonne und hat einen ca 16 mal größeren Radius. Es werden noch viele tausend Jahre vergehen, bis er sich zu seiner vollen Größe aufgebläht hat. Bildquelle: http://jumk.de/astronomie/sterne-2/pollux.shtml 1.2 Die Übergangsphase 7 Der Stern, dessen Entwicklung wir auf seinem Weg vom main-sequenz-branch [MSB] über den redgiant-branch [RGB] bis hin zum Ende des asymptotic-giant-branch [AGB] betrachten, wird der angezeigten Bahn in untigem Herzsprung-Russel-Diagramm [HRD] (Abb.: 9) folgen. Abbildung 9: Der Vergleich im HRD zeigt, wie empfindlich der Weg von Sternen in der main- & post-main-sequenz von Ihrer Anfangsmasse beeinflusst wird. Das verwundert nicht weiter, da Sterne die Energie aus ihrer Masse beziehen. Bildquelle: [2]; Graph 13.1 1.2.1 Der Wasserstoffvorrat im Core ist verbraucht Im Zentrum des Sterns, dem Core, ist nahezu der gesamte Wasserstoffvorrat zu Helium verbrannt. Der Stern befindet sich am Ende seiner Zeit auf dem MSB. Während seiner Entwicklung auf dem MSB hat sich die mittlere Molmasse des Sterns im Core verändert. Der Anfangswert lag bei µ = 0.61kg2 und galt für den gesamten Stern. Oberhalb des Core, in der Außenhülle des Sterns, hat diese Molmasse nach wie vor Gültigkeit. Die mittlere Molmasse des Core ist wegen der H-Fusion auf µCore = 1.34kg angestiegen. Das He-Core-Brennen konnte, wegen zu geringer Dichte im Core, auf dem MSB noch nicht zünden. Folgende Gleichung zeigt, dass die Erhöhung der Molmasse bei konstantem Druck die Dichte des Core jedoch kontinuierlich ansteigen ließ. P = ρ · kT µ · mH Quelle: [2]; Gl. 10.14 Wie lange der Core aus idealem Gas dem Gravitationsdruck der Außenhülle standhalten kann, haben Chandrasekhar und Schönberg mit dem Quotienten aus Gravitationsdruck der Hülle und Gasdruck 2 Sternzusammensetzung: ≈ 74% Wasserstoff, ≈ 24% Helium, ≈ 2% schwere Elemente 8 1 VOM MAIN-SEQUENZ-BRANCH ZUM RED-GIANT-BRANCH des Core bestimmt, sie fanden: MCore ∼ = 0.37 · M µA µCore 2 = 0.37 · 0.61 1.34 2 ∼ = 0.08 Dabei ist µA die Molmasse der Außenhülle und µCore die Molmasse des isothermen Core. Wird die Masse des Core nun größer als MCore ∼ = 0.08M , das Chandrasekhar-Schönberg-Limit, beginnen die Elektronen im Core aufgrund der einsetzenden Kontraktion teilweise oder sogar vollständig zu entarten3 . Sie bilden ein Fermi-Gas. Für dessen Druck4 gilt: Pe = Kρ5/3 g Für Dichten oberhalb von 5 × 104 cm 3 ist der Entartungsdruck groß genug, um dem Gravitationsdruck der Außenhülle entgegenzuwirken und den Core zu stabilisieren. Durch die Kontraktion freigesetzte Gravitationsenergie ging zum größten Teil in die Expansion der Außenhülle ein. Die Kontraktion hat zudem die Temperatur des Core auf über TCore > 20 × 106 K ansteigen lassen, was ausreicht, um die über ihm liegende, ausgeprägte H-Schale zu zünden. H-Schalen-Brennen5 um den He-Core setzt ein. Den momentanen Sternaufbau zeigt Abb.: 10. Abbildung 10: Der Aufbau eines 5M -Sterns während seiner Übertrittsphase vom MSB zum RGB. Bildquelle: [2]; Graph 13.7 Die Leuchtkraft, die hauptsächlich durch das H-Schalen-Brennen mit Energie versorgt wird steigt stark an. Der Stern wandert deshalb über Pkt.: 3 im HRD (vgl. Abb.: 9, Seite 7). Die restliche 3 Details vgl. Kapitel 1.2.2, Seite 9 Druck des Fermi-Gases ist nur von der Dichte abhängig, nicht von der Temperatur. K setzt sich lediglich aus physikalischen Naturkonstanten zusammen. 5 läuft immer über den CNO-Zyklus ab 4 Der 1.2 Die Übergangsphase 9 Energie erreicht die Sternoberfläche nicht. Sie wird von der Hülle absorbiert, weshalb diese nochmals expandiert. Die Vergrößerung des Sternvolumens bringt eine Absenkung der Effektivtemperatur Tef f mit sich6 . Aufgrund der Temperaturabnahme bewegt sich der Stern im HRD (vgl. Abb.: 9, Seite 7) weiter nach rechts. Die Asche“ des stetigen H-Schalen-Brennen vergrößert kontinuierlich den He-Core ” und dessen Dichte. Sie ist ja nichts anderes als durch Nukleosynthese erzeugtes Helium. Der Stern bewegt sich jetzt im HRD (vgl. Abb.: 9, Seite 7) auf dem sogenannten Subgiantbranch7 [SGB]. Im HRD (Abb.: 9 auf Seite 7) befinden wir uns im Pkt.: 4. 1.2.2 Entartung des He-Core In Abhängigkeit ihrer Anfangsmasse gehen Sterne unterschiedliche Wege: - Sterne mit Anfangsmasse Ma für die gilt: 0.08 M < Ma < 0.5 M Diese Sterne verharren noch viele Milliarden Jahre auf dem MSB. Sie verbrennen weiterhin Wasserstoff zu Helium. Wenn sie ihren gesamten Wasserstoffvorrat aufgebraucht haben beginnen sie auszukühlen um letztendlich als Weiße Zwerge zu enden. Während Ihrer aktiven Phase spricht man von Roten oder Orangen Zwergen. - Sterne mit Anfangsmassen Ma > 0.5 M : Wenn die Dichte im Core groß genug ist setzt, wie in Kapitel 1.2.1 auf Seite 7 beschrieben, Elektronenentartung ein. An dieser Stelle sei bemerkt, dass für einen vollständig entarteten Core der Druck temperaturunabhängig ist. Handelt es sich nur um ein teilentartetes System so bleibt der Druck zum Teil temperaturabhängig. Deshalb ist es auch hier an der Zeit, eine Fallunterscheidung bezüglich der Anfangsmasse zu treffen: (i) Sterne mit Anfangsmasse Ma für die gilt: Ma < 1 M erreichen einen sehr hohen Entartungsgrad, was einen sehr hohen Entartungsdruck mit sich bringt. Es wird immer PGravitation ≤ PEntartung gelten. (ii) Sterne mit Anfangsmasse Ma für die gilt: Ma ∼ = 1 M gehen lediglich einen teilentarteten Zustand ein. Für solche Sterne kann der Core auf ca 13% der Sonnenmasse anwachsen, bevor er kollabiert. Damit liegt die Massengrenze bei MCore ≈ 0.13M . (iii) Sterne mit Anfangsmasse Ma für die gilt: Ma > 1 M Zusätzlich zur Massengrenze, die hier bei MCore ≈ 1.44M liegt, unterscheidet sich diese Gruppe von ihren leichteren Geschwistern in einem wichtige Punkt. Ihr Core ist konvektiv. In dieser konvektiven Zone findet eine ständige Durchmischung der Materie statt. Damit ist die Zusammensetzung des Core nahezu homogen. Bei ausreichend geringem Wasserstoffanteil im Core beginnt dieser zu kontrahieren. Bei einem Ma = 5M -Stern liegt die Grenze für den Wasserstoffanteil bei ca X=0.05. Die dabei freiwerdende Gravitationsenergie setzt die Leuchtkraft des Sterns etwas nach oben. Tef f steigt entsprechend. Für die unter (ii) & (iii) betrachteten ist mit dieser Gesamtkontraktion ihre Zeit auf dem MSB abgelaufen. Sie durchlaufen nun die erste Phase des RGB. Sie werden in diesem Stadium Unterriesen genannt. 6L ∝ T 4 ef f 7 Subgiant r 2 & L ≈ const. , Unterriese 10 2 2.1 2 DIE RR-PHASE Die RR-Phase Die Phasen auf dem Red-Giant-Branch Erstmal auf dem RGB angekommen durchlaufen Sterne eine komplizierte Abfolge unterschiedlicher Entwicklungsstufen. Der Druck auf den Core, damit die Dichte im Core ist mittlerweile so weit angestiegen, dass He-Core-Brennen zünden kann. H-Schalen-Brennen und He-Core-Brennen findet zum Teil gleichzeitig statt. In den Brennpausen bleibt der Stern weiter aktiv, expandiert z.B. seinen Core oder kontrahiert seine Außenhülle. Es können auch sehr ausgeprägte Konvektionszonen entstehen. Der zentrale Stern im Katzenaugennebel (vgl. Bild 6 auf Seite 5) wird als Stern gehandelt, der mit 5M seine Reise im Pkt.: 1 begann und derzeit als Weisser Zwerg zur Ruhe kommt. Er hat die Bahn in Abb.: 11 auf Seite 10 vollständig durchlaufen. Betrachten wir nun die verschiedenen Phasen von Sternen auf dem RGB und folgen ihrer Enwicklung dabei in Abb.: 11, vorzugsweise am Beispiel eines 5M -Sterns. Abbildung 11: Die Entwicklung eines 5M -Sterns von der zero-age main sequenz [ZAMS] bis hin zum AGB branch. Die ZAMS bezeichnet den Punkt, an dem der Stern die pre main sequenz verlässt und die main sequenz betritt. Zeitlich betrachtet legt dieser Punkt die Geburtsstunde des Sterns fest. Bildquelle: [2]; Graph 13.4 Pkt.: 1 bis Pkt.: 4 in Abb.: 11 entsprechen Pkt.: 1 bis Pkt.: 3 in Abb.: 9 auf Seite 7. Diese Phase wurde im Kapitel 1.2 ab Seite 6 diskutiert. 2.1 Die Phasen auf dem Red-Giant-Branch 2.1.1 11 first-dredge-up Der Stern befindet sich jetzt am Pkt.: 5 und wird ca 8 × 105 a benötigen um Pkt.: 6 zu erreichen. Sein He-Core ist nun so dicht, dass er zu kolabieren beginnt. Er setzt dadurch Gravitationsenergie frei. Temperatur und Dichte der H-brennenden Schale steigen, woraufhin ihre Energieerzeugungsrate rapide anwächst. Der Großteil dieser freigesetzen Energie bläht die Außenhülle8 auf. Leuchtkraft und Tef f sinken. Dieses Phänomen ist uns schon früher begegnet (vgl. Bahn zwischen Pkt.3 und Pkt.4 im Abb.: 9). Ein zusätzlicher Beitrag von H − -Ionen steigert die photosphärische Opazität9 , was zur Folge hat, dass der Stern an Transparenz verliert. Nahe seiner Oberfläche bildet der Stern nun eine weitere10 Konvektionszone aus. Im Verlauf der Zeit dringt diese tief in das Sterninnere ein, es kommt zu Vermischungsprozessen. Die Elementzusammensetzung der in der Photosphäre beobachtbaren Elemente ändert sich. Diesen Austausch von Materie zwischen Core und Sternoberfläche nennt man first-dredge-up. Messungen zeigen, dass in dieser Phase der 3 Li-Anteil der Photosphäre sinkt und der 3 He-Anteil steigt. Die Folgen des first-dredge-up werden zur Überprüfung stellarer Evolutionstheorien herangezogen. Abbildung 12: Entwicklung der Kernprozesse eines 5M -Sterns mit der Zeit. Wolkige Stellen stehen für konvektive Bereiche, Striche für Bereiche mit hoher Energieerzeugung. Punkte markieren Zonen, die sich stofflich Verändern. Die Nummern über dem Graph entsprechen den Markierungen in Abb.: 11. Bildquelle: [2]; Graph 13.5 8 Die Außenhülle hat eine endliche Photonen-Emissionsrate. Opazität ist ein Maß für die Trübung eines Stoffes. Seinem Kehrwert entspricht der Transmissionsgrad. 10 für M > 1M a ist der Core ebenfalls konvektiv, vgl. Kapitel 1.2 (iii), Seite 6 9 Die 12 2 2.1.2 DIE RR-PHASE 3-Alpha-Prozess allgemein & helium-core-flush massearmer Sterne Aufgrund der sich weiter abkühlenden Oberfläche kommt es zur Rekombination der Elektronen mit den Wasserstoffionen. Die Opazität sinkt. Die Oberfläche emittiert mehr Strahlung. Energieproduktion des sich kontinuierlich kontrahierenden Core und der sich weiter verdichtenden H-brennenden Schale steigt derweil zunehmlich. Diese Effekte lassen Leuchtkraft und Radius des Sterns letztendlich wieder ansteigen. Pkt.: 6 im HRD (vgl. 11, Seite 10) wird überschritten. Der Stern bläht sich nun endgültig zum Roten Riesen auf. Nach ca 5 × 105 a erreicht der Rote Riese Pkt.: 7. Die Coretemperatur beträgt g nun etwa TCore ∼ = 1.3 × 108 K bei einer Dichte von ca ρCore ∼ = 7700 cm 3 . Diese extremen Bedingungen 11 begünstigen das Einsetzen von QM Tunnelprozessen , was der Startschuß für den 3-α-Prozess ist. Dabei fusionieren 3 4 He-Kerne zu einem 12 C-Kern. Die Fusion läuft in zwei Schritten ab: 4 He +4 He → ⇒8 Be +4 He → 8 Be 12 C Auch Sauerstoff kann und wird in dieser Phase gebildet: 4 He +12 C → 16 O Die H-brennende Schale ist nun nicht mehr nur Energieliefertant für die Leuchtkraft. Sie gibt auch einen Teil ihrer Energie an den Core ab. Die vom Core aufgenommene Energie dient der Aufhebung der Elektronenentartung. Trotz dieser Energieabgabe bleibt die H-brennende Schale Hauptenergielieferant der nun sinkenden Leuchtkraft. Zeitgleich verkleinert sich der Radius der Außenhülle bei nahezu konstanter Tef f . Im HRD (vgl. 11, Seite 10) wandert der Stern mit dem Zünden des 3-α-Prozesses von Pkt.: 7 in Richtung Pkt.: 8 um ihn nach ca 6 × 106 a zu erreichen. Mit überschreiten des Pkt.: 7 hat der Stern die Rote-Riesen-Phase beendet. Er befindet sich nun auf dem horizontal-branch [HB]. Je nach Anfangsmasse laufen im Inneren nun unterschiedliche Prozesse ab. Der entscheidende Grenzwert liegt bei ca Ma ∼ = 2M : • Ma < 2M Mit Einsetzen der Kontraktion des He-Core auf dem RGB begannen die Elektronen sehr stark zu entarten. Setzt nun der 3-α-Prozesses ein, läuft die Energiefreisetzung durch den Core innerhalb weniger Sekunden, nahezu explosionsartig ab. Für einen kurzen Augenblick entwickelt der Core dabei eine Leuchtkraft von ca 1011 L . Das entspicht der Leuchtkraft einer gesamten Galaxie. Der größte Teil der dabei freigesetzten Energie wird von höherliegenden Schichten absorbiert, worauf der Stern über seine Oberfläche Masse abstößt. Diese kurze Phase in der Entwicklung massearmer Sterne wird auch als helium-core-flush bezeichnet. Wie kam es zu der explosionsartigen Freisetzung und warum ist sie so kurz? Der Entartungsdruck der Elektronen ist im Gegensatz zum 3-α-Prozess kaum temperaturabhängig. Die durch den Core von der H-brennenden Schale aufgenommene Energie wird, anfangs zur Aufhebung der Elektronenentartung genutzt. Zudem hat der Core in seiner Phase vor dem Eintritt auf den RGB durch starke Neutrinoverluste empfindlich an Temperatur verloren12 , bevor er den 11 Die Coulombbarriere der 4 He-Kerne kann überwunden werden. Temperaturverlust wird gerne Temperaturinversion genannt 12 Dieser 2.1 Die Phasen auf dem Red-Giant-Branch 13 isothermen Zustand erreichte. Damit der Core jetzt mit dem 3-α-Prozess beginnen kann, muss er seine Temperatur erhöhen. Sobald die Aufhebung der Entartung abgeschlossen ist, dient die aufgenommene Energie zur Temperaturerhöhung. Dabei wird der 3-α-Prozess, vermutlich in einer Schale um das Sternzentrum, schlagartig gezündet. Deshalb gibt der Core für einige Sekunden explosionsartig Energie ab. Er beginnt nun zu expandieren, senkt somit Dichte und Temperatur, was die Reaktionsrate und damit die Rate der Energiefreisetzung des 3-α-Prozesses verringert. ∼ 5M ) • Ma > 2M (mittels Ma = Der Stern liegt mittlerweile zwischen Pkt.: 8 und Pkt.: 9 im HRD (vgl. 11, Seite 10), ohne dass es zu einem helium-core-flush kam. Es werden ca 106 a vergehen, bis er Pkt.: 9 erreicht. Die Außenhülle kontrahiert, die H-brennende Schale wird immer dichter. Diese Verdichtung führt zu einem erhöhten Energieausstoß der Schale, wodurch der gesamte Energieausstoß des Sterns ansteigt. Mit zunehmender Temperatur zieht sich die äußere Konvektionszone wieder in Richtung der Oberfläche zurück. Zwischen Pkt.: 9 und Pkt.: 10 wird der größte Teil des He-Core in Kohlenstoff und Sauerstoff umgewandelt. Die Hauptbrennphase des He-Core ist erreicht. Sie wird ca 9 × 106 a andauern. Danach ist die mittlere molekulare Masse des Core im Pkt.: 10 so stark angestiegen, dass er merklich stärker kontrahiert. 2.1.3 second-dredge-up Während der Kontraktion beginnt die Außenhülle zu expandiert, kühlt entsprechend ab. Die zur Vergrößerung der Außenhülle notwendige Energie bezieht der Stern dabei aus seiner Leuchtkraft, bis er schließlich nach ca 106 a Pkt.: 11 überschreitet und den HB verlässt. Wie schon vom H-Ausstoß am Ende des MSB bekannt, kontrahiert der gesamte Stern während des nun in dieser Phase einsetzenden He-Ausstoßes. Bei zahlreichen Sternen setzt während den Phasen zwischen Pkt.: 7 und Pkt.: 11 eine messbare, periodische Pulsation ein13 . Nahe Pkt.: 12, wenn fast alles Helium aus dem Core ausgestoßen wurde, zündet He-Schalenbrennen. Die Ursache der Zündung liegt hier ebenfalls wieder im stark kontrahierten Core und der damit verbundenen Temperatur- & Druckerhöhung. Der Core kontrahiert indess weiter, was die He-brennende Schale immer schmäler und fester werden lässt und die darüberliegenden Schalen weiter zur Expansion und Abkühlung bewegt. Während dieser Expansion erlischt die H-brennende Schale. Im Core kommt es ein weiteres Mal zu einem Neutrinoausstoß, der eine Temperaturabsenkung des Core mit sich bringt. Mit abnehmender Temperatur des Core nimmt der Beitrag des Gasdrucks am Gesamtdruck ab. Der Entartungsdruck der Elektronen gewinnt zunehmend an Bedeutung. Im Pkt.: 13 angekommen nimmt die expandierende Außenhülle sehr viel Energie der He-brennenden Schale auf, während Leuchtkraft und Tef f geringer werden. Die Konvektionszone der Außenhülle dehnt sich unterdes das zweite Mal weit ins Sterninnere, leitet damit den seconddredge-up ein. Beim second-dredge-up reicht die Konvektionszone bis in die heliumreiche Region über der He-brennenden Schale und transportiert Helium & Stickstoff in Richtung der Außenhülle. Der Stickstoffanteil hängt dabei von der Stickstoffproduktion durch Kohlenstoff & Sauerstoff in der Zwischenschalenregion ab. Der Stern tritt nun über Pkt.: 14, schwenkt somit unaufhaltsam auf den AGB, der sich an die Hayashi-Linie14 anschmiegt. Ein Schnitt des Sterns, wie er kurz vor, oder 13 Dabei verändern sich insbesondere Leuchtkraft, Radius, Temperatur und die Oberflächengeschwindigkeit. Auch diese Phänomene dienen zur Überprüfung theoretischer Vorhersagen. 14 Die Hayashi-Linie unterteilt das HRD in zwei Hälften. Auf einer Seite ist es den Sternen möglich ein hydrostatisches Gleichgewicht einzunehmen, auf der anderen nicht. In diesem, dem zweiten Gebiet wird man keine Sterne finden. 14 2 DIE RR-PHASE Abbildung 13: Der Aufbau eines 5M -Sterns kurz bevor oder während er seine AGB-Phase durchlebt. Bildquelle: [2]; Graph 13.8 während seiner AGB-Phase aufgebaut ist zeigt Abb.: 13 auf Seite 14. Den beeindruckenden Abstand zwischen Core und Außenhülle, den man anhand der angetragenen relativen Radienverhältnisse ablesen kann, vermag das Bild nicht wiederzugeben. 2.1.4 helium-shell-flush & third-dredge-up auf dem AGB Die Temperatur im Core ist mit TCore ∼ = 2 × 108 K etwa 1.5 mal so hoch wie in Pkt.: 7 (vgl. 2.1.2, Seite 6 g ∼ 12), während seine Dichte mit ρC = 10 cm3 130 mal so hoch ist. Die zuvor erloschene H-Schale zündet erneut. Bei der He-brennende Schale setzt der helium-shell-flush ein, d.h. sie beginnt periodisch mit dem Brennvorgang auszusetzen, dann wieder zu zünden. Der helium-shell-flush wird durch die H-brennenden Schale ausgelöst. Wie schon beim helium-core-flush regnet“ Helium auf die Region ” unter der H-brennenden Schale, was bei ausreichendem Massenzuwachs in der Zwischenregion zu einer Entartung führt. Der Ablauf des helium-shell-flush ist nun im weiteren der gleiche, wie der des heliumcore-flush (vgl. Kapitel 2.1.2; Seite 12) in masseärmeren Sternen, jedoch ist die Energiefreisetzung wesentlich geringer. Die freigesetzte Energie pustet“ nun die H-brennende Schale aus, die daraufhin ” an Temperatur verliert. Mit Abflauen des He-brennens nach dem flush erholt sich die darüberliegende H-Schale, zündet erneut und der Vorgang wiederholt sich. Die Dauer zwischen zwei Pulsen hängt dabei insbesondere von der Sternmasse ab. Je geringer dabei die Masse ist, desto größer ist die Periodendauer. Für unseren 5M -Stern vergehen einige tausend Jahre bis der nächste helium-shell-flush einsetzt15 . 15 für Ma ∼ = 0.6M ⇒ Tf lush ≈ einige 100.000 a 2.1 Die Phasen auf dem Red-Giant-Branch 15 Abbildung 14: Die Oberflächenleuchtkraft eines 0.6M -Sterns, aufgetragen als Funktion der Zeit während des Einsetzens des helium-shell-flush. Bildquelle: [2]; Graph 13.9 Die Amplitude der Leuchtkraft steigt mit jedem neu einsetzenden helium-shell-flush an (vgl. Abb.: 14, Seite 15). Woher kommt nun die charakteristische Absenkung mit dem unmittelbar darauffolgendem Anstieg der Leuchtkraft und wie erklärt sich der Amplitudenanstieg? Mit Einsetzen des helium-shell-flush wird die Hauptquelle der Leuchtkraft, die H-brennende Schale, schlagartig gelöscht, was den Rückgang der Leuchtkraft erklärt16 . Der rapide Anstieg erklärt sich in der durch den helium-shell-flush freigesetzten Energie durch die He-Schale. Wie schon beim helium-core-flush ist diese explosionsartige Freisetzung nur von kurzer Dauer, was den anschließenden rapiden Rückgang erklärt. Mit erneutem Zünden der H-Schale steigt auch die Leuchtkraft wieder auf ihren ursprünglichen Wert17 . Der Anstieg der Amplituden hängt mit der Zwischenschalenmasse zusammen, die ja während jedem H-Schalenbrennen mehr an Masse gewinnt. Das hat zur Folge, dass der Entartungsgrad der Zwischenschale nach jedem heliumshell-flush anwächst. Aufgrund des helium-shell-flush hat man kurzzeitig einen erhöhten Energiefluss von der He-brennenden Schale nach außen. Aufgrund dessen bildet sich in der Zwischenregion eine konvektive Zone, die bis zur Geburtstätte der Elemente C & O reichen kann. Die Konvektionszone der Außenhülle weitet sich ebenfalls in Richtung des Core aus, dringt dabei in die konvektiv gewordene Zwischenregion vor und transportiert ähnlich dem first- & second-dredge-up C & O aus dem Sterninneren an die Oberfläche. Dieser Vorgang wird entsprechend third-dredge-up genannt. Nach dem third-dredge-up 16 entsprechend 17 was sinkt der Radius und Tef f steigt den Radius wieder vergrößert und Tef f herabsetzt 16 2 DIE RR-PHASE kann man spektroskopisch feststellen, ob es sich bei dem beobachteten Objekt um einen sauerstoffoder kohlenstoffreichen Riesen handelt. 2.1.5 Wie entwickelt sich der C/O-Core weiter? AGB-Sterne haben sehr hohe Massenverlustraten18 , Tef f jedoch liegt sehr niedrig, bei ca 3000 K. Der Masseverlust auf dem AGB trägt entscheidend, wie die Ma selbst, zum weiteren Leben des Riesen bei. Für Sterne oberhalb einer Massengrenze kann die nukleare C/O-Core-Brennphase zünden, bei ihren leichteren Geschwister nicht. Die Massengrenze liegt diesmal um 8M . Betrachten wir zunächst jene, mit Ma < 8M : Die He-brennende Schale lässt den C/O-Core stetig anwachsen. Der Druck auf den Core steigt dabei, er kontrahiert. Unter bestimmten Umständen kommt es nochmals zu einer Core-Abkühlung durch Neutrinoverluste19 . So oder so, im Core wird der Druck derart hoch, dass er vollständig entartet. Der nach außen gerichtete Druck wird nun nur noch vom Entartungsdruck getragen. Diese Situation ist uns von der Elektronenentartung im He-Core von den massearmen Sternen schon vertraut. Die Gruppe der Sterne mit Ma < 8M lässt sich nochmals in zwei Gruppen unterteilen: (i) Sterne mit einer Anfangsmasse Ma < 4M : Der C/O-Core wird nie groß genug werden (MCore < 1.44M ), damit C/O-Core-Brennen einsetzt. → C/O-Core endet als Weißer Zwerg (ii) Sterne mit einer Anfangsmasse 4M < Ma < 8M : Theoretisch kann der C/O-Core schwer genug werden, so dass der Stern sein hydrostatisches Gleichgewicht verliert. Die Folge ein fataler Kollaps des Core, so wie es beim helium-coreflush (vgl. 2.1.2, Seite 12) der Fall ist. Die benötigte Masse um einen vollständig entarteten Core kollabieren zu lassen ist die sog. Chandrasekhar-Masse. Sie liegt bei MC = 1.44M . Im Unterschied zum helium-core-flush würde die Energieerzeugungsrate nicht sofort durch eine Expansion des Core abgebremmst, sondern ließe den gesamten Stern in einer gewaltigen Supernovae zerbersten. Nach heutigem Wissen wird sich solch ein Ereigniss jedoch nicht zutragen. Die Massenverluste sind zu groß. Für den starken Massenverlust wird Sternwind verantwortlich gemacht. Er wird von der eigentlichen Masse, dem Anteil an schweren Elementen (Metallizität) und dem Entwicklungsstadium des Sterns beeinflusst. In Abhängigkeit der genannte Faktoren beträgt er zwischen 10−7 < Ṁ < 10−4 Sonnenmassen pro Jahr. Dieser Massenverlust ist für die Existenz von Objekten verantwortlich, die als OH/IRQuellen bezeichnet werden. OH/IR-Quellen sind von optisch sehr dichten Staubwolken eingehüllt. Diese Objekte fungieren einerseits als OH-Maser20 , nachgewiesen durch Detektion der dabei entstehenden Mikrowellen, andererseits emittieren sie Infrarotstrahlung. Mit der Zeit treibt die Staubhülle auseinander, bis sie eines Tages dünn genug geworden ist und den Blick in das Innere gewährt. Zum Vorschein kommt der entartete C/O-Core des Riesen, ≈ 10−4 M nach Anfangsmasse des Sterns. 20 Maser , Microwave Amplification by Stimulated Emission of Radiation 18 Ṁ 19 Je 2.1 Die Phasen auf dem Red-Giant-Branch 17 noch leicht umhüllt von dünnen Schichten aus Wasserstoff und Helium. Dieser noch sehr heiße, ausgebrannte Stern verliert stark an Leuchtkraft und begibt sich auf eine neue Reise, die er als Weißer Zwerg beenden wird. Abbildung 15: Der Helix-Nebel (auch NGC 7293), abgebildet mittels einer Infrarotaufnahme des Weltraumteleskops Spitzer. Im seinem Zentrum der zurückgebliebene C/O-Core. Man kann den Weißen Zwerg kaum erkennen, da er noch immer von einer dichten Gaswolke (rötlich dargestellt) umgeben ist. Bildquelle: http://www.spiegel.de/wissenschaft/weltall/0,1518,grossbild-800587-466045, 00.html Nun zu den Sterne mit Ma > 8M : Bei diesen schwereren Sternen setzt durch den stetigen Massenzuwachs des C/O-Core die Fusion von Kohlenstoff und Sauerstoff zu den Elementen Neon, danach Magnesium anschließend Silizium und zuletzt Eisen ein. Wie schon einst eine He-brennende Schale um den C/O-Core entstand, umgeben den Fe-Core letztendlich auch brennende Schalen (vgl. Abb.: 16). Dabei liegt auf dem Core die Si-brennende Schale, über ihr die Mg-brennende, gefolgt von einer Schale in der Neon fusioniert wird. Es folgt eine Zone, in der Sauerstoff fusioniert wird. Darüber liegt die C-brennende Schale. Über ihr findet nach wie vor He-Schalenbrennen statt. In der äußersten brennenden Schale wird, wie ganz zu Beginn über dem He-Core, Wasserstoff in Helium umgewandelt. Der Eisenkern wird sich keinem Fusionsprozess mehr unterziehen, er würde damit Energie verschlingen, statt diese zu erzeugen. Wenn der Fe-Core die kritische Masse überschreitet, kommt es zu einem Kollaps, der als Supernovae Typ II endet. Je nach seiner Anfangsmasse und insbesondere seiner Core-Masse bei Einsetzen der Supernovae bleibt ein Neutronenstern oder ein Schwarzes Loch zurück. (i) Fe-Core, für den gilt: 1.44M < MCore < 3M → Neutronenstern (vgl. Abb.: 17, Seite 18) (ii) Fe-Core, für den gilt: 3M < MCore → Schwarzes Loch (vgl. Abb.: 18, Seite 19) 18 2 DIE RR-PHASE Abbildung 16: Darstellung der Zwiebelschalenstruktur eines Roten Riesen mit Fe-Core. Bildquelle: http://abyss.uoregon.edu/~js/ast122/lectures/lec16.html Abbildung 17: Bilder des Krebsnebels, aufgenommen von Chandra (links, Röntgenspektrum) und dem Hubbel-Teleskop (rechts, optisches Spektrum). Der helle Punkt im Zentrum der linken Bilderserie ist der entstandene Neutronenstern. Bildquelle: http://imgsrc.hubblesite.org/hu/db/2002/24/images/c/formats/full_tif.tif 19 Abbildung 18: Eine Zeichnung des Blauen Sterns Cygnus X-1 A im Vordergrund, mit seinem Begleiter Cygnus X-1 B, einem Schwarzen Loch. Das Schwarze Loch ist bei einem Durchmesser von lediglich 15 km 12 Sonnenmassen schwer und saugt Cygnus X-1 A seine Masse ab. Cygnus X-1 B konnte als erstes Schwarzes Loch tatsächlich nachgewiesen werden. Bildquelle: http://www.spacetelescope.org/goodies/posters/html/cygnus_x1.html 3 3.1 Masse-Leuchtkraft-Gesetz & Zukunft der Sonne Masse-Leuchtkraft-Gesetz zur Bestimmung der Lebenszeit eines Sterns Abbildung 19: Wie aus dem Graph hervor geht, befindet sich die Großzahl der Sterne auf dem MSB. Bildquelle: [2]; Graph 8.11 Wie in Abb.: 19 deutlich erkennbar ist findet man die meisten Sterne auf dem MSB. Die Ursache liegt in der Dauer der einzelnen Prozesse. Ein Stern befindet sich in der Phase des H-Core-Brennens auf dem MSB. Diese Dauer kann man mittels des Masse-Leuchtkraft-Gesetzes bestimmen. Man geht davon aus, dass der Stern in Abhängigkeit seiner Masse eine bestimmte Menge Energie freisetzen 20 3 MASSE-LEUCHTKRAFT-GESETZ & ZUKUNFT DER SONNE kann. Die während der H-Fussion gewonnene Energie gibt er in erster Linie als Leuchtkraft ab. Die Leuchtkraft ist per Definiton Energie pro Zeit. Bildet man nun den Quotienten aus gesamter auf dem MSB zur Verfügung stehender Energie und Leuchtkraft die er auf dem MSB hat, erhält man eine Abschätzung für die Zeit, die der Stern auf dem MSB verbringen kann. τM SB = EM SB L Dabei ist EM SB die Energie, die der Stern auf dem MSB produziert, L seine Leuchtkraft. Die verfügbare Energie berechnet sich zu: EM SB = 0.08 · 0.007 · Ma c2 0.08 steht hierbei für die Core-Masse und der Faktor 0.007 berücksichtigt die Ausbeute des H-Brennens. Das Masse-Leuchtkraftgesetz lautet: L L = M M ⇒ L = L 3.5 M M 3.5 Einsetzten liefert: τM SB ∼ = h 1010 i2.5 M M τM SB entspricht ca 90% der gesamten Lebensdauer eines Sterns. Die letzten 10% verbringt er auf dem RGB. Dabei verbrennt er gerade mal den zehnten Teil seiner Anfangsmasse, das jedoch bei zehnfacher Leuchtkraft. Für die Zeit auf dem RGB erhält man: τRGB = 0.1 · τM SB Diese einfache Rechnung erklärt, warum die meisten Sterne auf dem MSB zu finden sind. 3.2 Ein Blick in die Zukunft der Sonne Die Sonne hat mit ca 4.5 Milliarden Jahren etwa die Hälfte ihres Lebens auf dem MSB zurückgelegt. Pro Sekunde verbrennt sie in etwa 4.2 Millionen Tonnen Wasserstoff zu Helium. Forscher rechnen damit, dass ca in 5.0 Milliarden Jahren ihr Wasserstoffvorrat zu Neige geht, worauf hin sie zu einem Roten Riesen expandiert, mit verheerenden Folgen für ihre Nachbarn. Sie wird nach Beendigung des He-Core-Brennen im Zuge der Expansion erst Merkur und dann auch die Venus verschlucken. Der drittnächste Planet nach Merkur und Venus ist die Erde. In ca 1 Milliarde Jahren wird die Leuchtkraft der Sonne so stark angestiegen sein, dass alles Wasser auf der Erde verdampft ist, die Oberfläche wird dann nur noch aus Lava bestehen. Über die Antwort, ob auch die Erde verschluckt wird sind die Meinungen der Forschern verschieden. Eine Animation zum Thema findet man unter http://www.myvideo.de/watch/114746. 21 4 Literatur- und Abbildungsverzeichnis Abbildungsverzeichnis 1 2 3 4 5 6 7 8 9 Betelgeuze, derzeit größter bekannter Roter Riese; aufgenommen am 15.01.1996 mit Hilfe des Weltraumteleskopes Hubbel; Bildquelle: http://antwrp.gsfc.nasa.gov/apod/ap990605.html . . . . . . . . . . . 3 VVCepheiA ist der derzeit größte bekannte Stern und ein Überriese. Sein Radius wird auf 1600 bis 1900 Sonnenradien geschätzt. Seine Leuchtkraft entspricht ca 315.000 mal der Sonnenleuchtkraft. Er gehört einem Doppelsternsystem im Sternbild Kepheus an und ist ca 2000 Lichtjahre von uns entfernt. Bildquelle: http://jumk.de/astronomie/sterne-2/vv-cephei.shtml . . . . . . . . 3 Planetarischer Nebel des gerade geschlüpften“ Weißen Zwerges NGC 2440; leicht links ” zum Zentrum des Bildes verschoben, als kleiner, heller Punkt, der junge Weiße Zwerg; NGC 2440 ist zur Zeit einer der heißesten Weißen Zwerge, die man kennt; Bildquelle: http://antwrp.gsfc.nasa.gov/apod/ap060507.html . . . . . . . . . . . 4 Die hellen Sterne auf dem Bild sind als Heart of the Trapezium“, einem offenen Ster” nenhaufen im Zentrum des Orion Nebels, bekannt. Auf die dämmrigeren Objekte wurde man erst vor kurzem durch Infrarotaufnahmen aufmerksam. Man geht davon aus, dass es sich bei ihnen um braune Zwerge und freie Planeten handelt. Bildquelle: http://antwrp.gsfc.nasa.gov/apod/ap000830.html . . . . . . . . . . . 4 Proxima Centauri, der sonnenächste Stern, ist von der Erde lediglich 4.2 Lichtjahre entfernt. Er ist so lichtschwach, dass er nur mit Hilfe eines Teleskopes beobachtet werden kann. Bildquelle: http://antwrp.gsfc.nasa.gov/apod/ap051204.html . . . . . . . . . . . 5 Der Katzenaugennebel (NGC 6543) war der erste planetarische Nebel, der spektroskopisch untersucht wurde. In seinem Zentrum deutlich sichtbar der Weisse Zwerg. Sein Tonnen derzeitiger Masseausstoß beträgt 20 Billionen Sekunde . Bildquelle: http://de.wikipedia.org/wiki/Katzenaugennebel . . . . . . . . . . . . 5 Der Krebsnebel (NGC 1952), Überrest einer Supernovae im Sternbild Stier. Im Zentrum gut sichtbar, der Pulsar PSR B0531+21, ein Neutronenstern. Sein Durchmesser wird auf 30km geschätzt. Bildquelle: http://de.wikipedia.org/wiki/Krebsnebel . . . . . . . . . . . . . . . . 6 Pollux ist ein gelb-oranger Unterriese. Man findet ihn im Sternbild Zwilling, in ca 34 Lichtjahren Entfernung. Er leuchtet knapp 32 mal so hell wie die Sonne und hat einen ca 16 mal größeren Radius. Es werden noch viele tausend Jahre vergehen, bis er sich zu seiner vollen Größe aufgebläht hat. Bildquelle: http://jumk.de/astronomie/sterne-2/pollux.shtml . . . . . . . . . . 6 Der Vergleich im HRD zeigt, wie empfindlich der Weg von Sternen in der main- & postmain-sequenz von Ihrer Anfangsmasse beeinflusst wird. Das verwundert nicht weiter, da Sterne die Energie aus ihrer Masse beziehen. Bildquelle: [2]; Graph 13.1 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 7 22 ABBILDUNGSVERZEICHNIS 10 11 12 13 Der Aufbau eines 5M -Sterns während seiner Übertrittsphase vom MSB zum RGB. Bildquelle: [2]; Graph 13.7 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 8 Die Entwicklung eines 5M -Sterns von der zero-age main sequenz [ZAMS] bis hin zum AGB branch. Die ZAMS bezeichnet den Punkt, an dem der Stern die pre main sequenz verlässt und die main sequenz betritt. Zeitlich betrachtet legt dieser Punkt die Geburtsstunde des Sterns fest. Bildquelle: [2]; Graph 13.4 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 10 Entwicklung der Kernprozesse eines 5M -Sterns mit der Zeit. Wolkige Stellen stehen für konvektive Bereiche, Striche für Bereiche mit hoher Energieerzeugung. Punkte markieren Zonen, die sich stofflich Verändern. Die Nummern über dem Graph entsprechen den Markierungen in Abb.: 11. Bildquelle: [2]; Graph 13.5 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 11 Der Aufbau eines 5M -Sterns kurz bevor oder während er seine AGB-Phase durchlebt. Bildquelle: [2]; Graph 13.8 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 14 14 Die Oberflächenleuchtkraft eines 0.6M -Sterns, aufgetragen als Funktion der Zeit während des Einsetzens des helium-shell-flush. Bildquelle: [2]; Graph 13.9 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 15 15 Der Helix-Nebel (auch NGC 7293), abgebildet mittels einer Infrarotaufnahme des Weltraumteleskops Spitzer. Im seinem Zentrum der zurückgebliebene C/O-Core. Man kann den Weißen Zwerg kaum erkennen, da er noch immer von einer dichten Gaswolke (rötlich dargestellt) umgeben ist. Bildquelle: http://www.spiegel.de/wissenschaft/weltall/0,1518,grossbild-800587-466045, 00.html . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 17 16 Darstellung der Zwiebelschalenstruktur eines Roten Riesen mit Fe-Core. Bildquelle: http://abyss.uoregon.edu/\protect\unhbox\voidb@x\penalty\@M\{}js/ ast122/lectures/lec16.html . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 18 17 Bilder des Krebsnebels, aufgenommen von Chandra (links, Röntgenspektrum) und dem Hubbel-Teleskop (rechts, optisches Spektrum). Der helle Punkt im Zentrum der linken Bilderserie ist der entstandene Neutronenstern. Bildquelle: http://imgsrc.hubblesite.org/hu/db/2002/24/images/c/formats/full_ tif.tif . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 18 18 Eine Zeichnung des Blauen Sterns Cygnus X-1 A im Vordergrund, mit seinem Begleiter Cygnus X-1 B, einem Schwarzen Loch. Das Schwarze Loch ist bei einem Durchmesser von lediglich 15 km 12 Sonnenmassen schwer und saugt Cygnus X-1 A seine Masse ab. Cygnus X-1 B konnte als erstes Schwarzes Loch tatsächlich nachgewiesen werden. Bildquelle: http://www.spacetelescope.org/goodies/posters/html/cygnus_x1.html 19 19 Wie aus dem Graph hervor geht, befindet sich die Großzahl der Sterne auf dem MSB. Bildquelle: [2]; Graph 8.11 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 19 LITERATUR 23 Literatur [1] Abenteuer Universum; W. Kasper; 05.2007; http://www.abenteuer-universum.de/index.html [2] An Introduction to Modern Stellar Astrophysics (insbes. Kapitel 13 & 15.1 - 15.3); Dale A. Ostlie, Bradley W. Carroll; Addison-Wesley Publishing Company, Inc., 1996; (Physik-Bib Rgb.: 84 US 2000 C 319 oder 84 US 4000 C 319) [3] Astronomy 122: Birth and Death of Stars (insbes. 16. Stellar Evolution: RGB); Jim Schombert; 2004; http://abyss.uoregon.edu/~js/ast122/index.html [4] Astronomy Picture of the Day (insbes. Bildunterschriften); http://apod.nasa.gov/apod/archivepix.html [5] Astronomie: Die Sterne; J. Kummer; http://jumk.de/astronomie/index.shtml [6] Die Wiedergeburt der Roten Riesen; K. Werner, Th. Rauch; Sterne und Weltraum, Wissenschaftsverlag 2/2007; [7] Ein Streifzug durch das Universum im 21.Jahrhundert; D. Schwarzer; http://astro.goblack.de/index.html [8] Introduction to Astronomy (insbes. Classnotes 15); David L. Lambert; 2001; http://www.as.utexas.edu/astronomy/education/spring01/lambert/syllabus.html [9] Skript zur Vorlesung: Sterne“ (insbes. Sterne.10 & Sterne.11); W. Gebhardt; WS 01/02; ” http://www-nw.uni-regensburg.de/~.gew24501.wegscheider.physik. uni-regensburg.de/skripten/index.htm [10] Skript zur Vorlesung: Einführung in die Astrophysik“ (insbes. Kapitel 6a & 6b) ; F. Kupka; ” WS 04/05; http://www.mpa-garching.mpg.de/lectures/EASTRO_WS04/