Digitalisierung + POS Marketing LADENBAU Themen.Trends.Technologien. 2017 — 2020 Die Digitalisierung des POS: Was kommt, was bleibt? Die Digitalisierung der Geschäftswelt macht auch vor dem Point of Sale nicht halt. Die Vielzahl der technologischen Innovationen, die in immer kürzeren Abständen auf den Markt geschwemmt werden, stellt die Entscheider in Handelsunternehmen mitunter vor schwere Aufgaben. Denn nicht alles, was auf den ersten Blick revolutionär wirkt, stiftet den Kundennutzen, der die Investitionen rechtfertigt. „Wenn wir in alles investieren würden, was wir auf der Messe EuroCIS in diesem Jahr an vielversprechenden Technologien gesehen haben, bräuchten wir eine Verdoppelung des IT-Budgets“. Diese Aussage, die ein Handels-CIO kürzlich im Gespräch mit dem EHI getätigt hat, bringt es auf den Punkt: IT-Projekte haben heute mehr denn je einen entscheidenden Einfluss auf den Geschäftserfolg, jedoch braucht es Augenmaß und ein hohes Verständnis der Bedürfnisse der eigenen Kunden, um die Investitionen in die richtigen Bahnen zu lenken. Manche Technologien erweisen sich nach kurzer Zeit als schlichtweg wertlos, andere benötigen einen langen Zeitraum, um den notwendigen Reifegrad für eine Etablierung im Markt zu erlangen. Nicht alles passt für alle Zuweilen beeinflussen auch andere Faktoren wie Preisgefüge, Wettbewerbskonstellation oder eine besonders ausgeprägte, landesspezifische Kundenmentalität den Erfolg oder Misserfolg von Technologien. Letzteres lässt sich gut an dem Beispiel Self-Checkouts (SCO) bzw. Self-Scanning festmachen: Den Kunden selbst scannen und bezahlen zu lassen, ist in vielen Ländern wie den USA, Großbritannien, Frankreich, den Niederlanden oder Skandinavien seit vielen Jahren gang und gäbe. In Deutschland hingegen fristeten die SCOs über Jahre ein eher bescheidenes Dasein. Dies hing zusammen mit niedrigen Margen im discountgeprägten, preissensiblen Lebensmittelhandel, mit einer vergleichsweise zurückhaltenden Kundenakzeptanz und der Tatsache, dass die inhabergeprägten Struktu- 66 ren von EDEKA und Rewe einen flächendeckenden Rollout nicht ermöglichen und die Marktdurchdringung nur schrittweise erfolgt. In den letzten Jahren ist nun eine Kehrtwende zu erkennen – sowohl bei der Kundenakzeptanz als auch im Investitionsvolumen der Händler, was durch die Ergebnisse der aktuellen Kassenstudie des EHI bestätigt wird. Inzwischen denken auch LEH-nahe Branchen wie Drogeriemärkte über den Einsatz von SCOs nach, und das, obwohl deren eher kleinere Verkaufsflächen ungünstigere räumliche Voraussetzungen bieten. Technologisch entwickeln sich die sogenannten „Tunnelscanner“ immer weiter und beginnen zu einer echten Alternative zu werden. Das Self-Scanning per KundenSmartphone steckt noch in der Anfangsphase; hier ist noch abzuwarten, ob der Konsument sich mittelfristig damit anfreunden kann, sein eigenes Gerät zum Scannen im Supermarkt einzusetzen. Die nur langsame Ausbreitung des mobilen Bezahlens per Smartphone zeigt, dass Konsumenten eine Technologie nicht automatisch akzeptieren, nur weil sie aus Expertensicht auf den ersten Blick nur Vorteile bietet. Ähnliches wie bei den Self-Checkouts lässt sich auch für die Verbreitung der elektronischen Preisauszeichnung (ESL) feststellen: Hier hat in den letzten Jahren ein technologischer Quantensprung stattgefunden. Die ESLs weisen nun eine deutlich verbesserte Lesbarkeit auf, sind flexibler in ihrer Gestaltung und lassen sich über unterschiedliche Technologien steuern – selbst über Licht, wie von Carrefour bereits erfolgreich implementiert. Die Preise pro Preisetikett sind zudem auf ein Niveau gesunken, welches die Investitionen schneller wirtschaftlich macht. dlv — Netzwerk Ladenbau e.V. LADENBAU Themen.Trends.Technologien. 2017 — 2020 Digitalisierung + POS Marketing Unterschiedliche Technologien für unterschiedliche Branchen Bei anderen Technologien ist die Ausbreitung völlig ins Stoppen geraten beziehungsweise hat sich auf bestimmte Branchen verlagert. Beispiel RFID: Vor zehn Jahren als Revolution in der Konsumgüterbranche gefeiert und mit vielen Vorschusslorbeeren versehen, hat sich RFID auf Artikelebene bis heute nur in der Textilbranche durchgesetzt. Im LEH waren die Projekte nicht rechenbar - zu hoch die Etikettenpreise, zu komplex die Prozessorganisation der RFID-Etikettierung. Die vertikal aufgestellten Textilunternehmen wie C&A hingegen konnten die Vorteile der Technologie besser nutzen: Durch die Integration aller Stufen der Wertschöpfungskette gelingt es hier, eine durchgängige Transparenz der Bestände bis zum Point of Sale zu schaffen und RFID für eine Vielzahl von Prozessen nutzbar zu machen. Die Einbindung der Warensicherung wird künftig ein weiterer Schritt sein, doch die Zukunft hält noch andere Optionen bereit. So erregte Anfang 2016 die Firma Adler Aufmerksamkeit, weil sie die Inventur in ihren mit RFID ausgestatteten Filialen per Roboter durchführen lässt. Das Projekt ist auch ein Fingerzeig in Richtung weiterer Einsatzgebiete für Roboter im Handel. Ob als Serviceroboter in der Beratung, als „Dummy in der Warteschlange“, wie derzeit in einem Apple-Store in Australien, oder als Auslieferfahrzeug in bestimmten Wohngebieten, wie momentan von Media-Saturn pilotiert: Was vor wenigen Jahren noch als pure Science-Fiction erschien, beginnt langsam Realität zu werden. Was vor wenigen Jahren noch als pure ScienceFiction erschien, beginnt langsam Realität zu werden. Sind Self Checkout-Systeme in Ihrem Unternehmen im Einsatz? Sind Self Checkout-Systeme für die Zukunft vorgesehen? 78 63 37 22 Investitionen in Omnichannel Ein Thema, welches in hohem Maße die IT-Investitionen in der RetailBranche dominiert, ist Omnichannel, also die nahtlose Integration aller Verkaufskanäle, das Schaffen eines durchgängigen und transparenten Einkaufserlebnisses für den Kunden. Für den Kunden wird es zumindest bei einigen Sortimenten wie Mode und Elektronik zukünftig immer weniger wichtig werden, auf welche Art und an welcher Stelle ein Kauf getätigt wird. Jedoch erwartet er Preistransparenz, Verfügbarkeit und Service unabhängig davon, ob zu Hause, mobil oder im stationären Geschäft. Technologisch gesehen bedeutet dies, dass Handelsunternehmen POS- und E-Commerce-Systeme integrieren müssen, eine einheitliche Bestandsführung und Warenwirtschaft besteht und die logistischen Prozesse so organisiert sind, dass der Kunde die Ware möglichst schnell am gewünschten Ort erhält. Die meisten Unternehmen befinden sich bei der Umsetzung ihrer Omnichannel-Strategie noch am Anfang, doch wird sich der POS mit der zunehmenden Ausbreitung von Omnichannel-Services nachhaltig verändern. Als Beispiel sei Click & Collect genannt: Hier wird entscheidend sein, dass ein Kunde schnell und unkompliziert seine Ware erhält – ohne in der Kassenschlange zu stehen oder lange zu warten, bis ein vorab geordertes Produkt tatsächlich ausgehändigt wird. Wer nach Großbritannien blickt, kann dort vielerorts ausgereifte Click & Collect-Praxis erfahren, wie z.B. beim Elektronikhändler Argos, der in einigen Filialen die Abwicklung in 60 Sekunden verspricht. Die aktuelle Untersuchung des EHI zum Omnichannel-Commerce zeigt, dass Click & Collect auch hierzulande stark an Bedeutung gewinnen wird. dlv — Netzwerk Ladenbau e.V. Angaben in Prozent im Einsatz nicht im Einsatz Quelle: EHI-Studie, „Kassensysteme“ 2016, n=51 EHI-Retail Institute Technologische Trends - Einschätzung der wichtigsten technologischen Entwicklungen der kommenden zwei Jahre Omnichannel 63 Mobile Devices Mobile Anwendungen 57 Big Data Analytics 34 Cloud Mobile Payment 31 26 Nennungen in Prozent/Mehrfachnennungen möglich Quelle: EHI-Studie, IT-Trends im Handel 2015, n=95 EHI-Retail Institute 67 Digitalisierung + POS Marketing LADENBAU Themen.Trends.Technologien. 2017 — 2020 Umsetzungsgrad der Omnichannel-Services Omnichannel-Service-Set ist definiert und wird umgesetzt Wie steht Ihr Unternehmen zu folgenden Omnichannel-Services? Die nur langsame Ausbreitung 2 Instore Return 14 21 des mobilen Bezahlens per Smartphone zeigt, dass Konsumenten eine Technologie nicht automatisch akzeptieren, nur weil sie aus Expertensicht auf den ersten Click & Collect (Zahlung online) 2 Online-Anzeige Filialbestände 5 Click & Collect (Zahlung stationär) 7 19 23 7 Instore Order 21 23 26 16 23 35 Blick nur Vorteile bietet. Implementiert Pilotphase Quelle: „Omnichannel-Commerce 2016“, n=43 Interaktive Tools mit hohem Kundennutzen Im Zuge der Omnichannel-Strategien werden auch die vielen Möglichkeiten des Einsatzes digitaler Medien am POS interessant. Haben sich Kiosk-Terminals und mit reiner Produktwerbung versehene Screens in der Vergangenheit oft als wenig nutzbringend erwiesen, bieten insbesondere interaktive Lösungen vielfältige Potentiale. Auch hier kommt es jedoch darauf an, den tatsächlichen Kundennutzen zu identifizieren und ein Projekt nicht rein von der Technologie her zu planen. Ein virtueller Spiegel oder eine interaktive Umkleide werden für den Verbraucher erst dann spannend, wenn sie ihn bei seinem Einkauf sinnvoll, schnell und unkompliziert unterstützen. So setzen Systeme, die Touchscreens in der Umkleide mit den mobilen Devices des Verkaufspersonals verbinden, an der richtigen Stelle an: Die Kundin benötigt eine andere Größe oder Farbe und muss die Kabine dadurch nicht mehr verlassen. Oder sie sucht noch nach einem passenden Gürtel und bekommt eine individuelle Auswahl aus dem Sortiment des Webshops angezeigt. Auch die Personalisierung und Individualisierung von Produkten mittels Touchscreens zielt in die richtige Richtung: Ob Fahrräder, Möbel, Sonnenbrillen, Kleidung: Die Kombination aus „Touch & Feel“ eines Produkts am POS und der anschließenden Möglichkeit der eigenen Gestaltung ist für den Handel ein vielversprechendes Einsatzgebiet. 68 Geplant Nicht geplant EHI-Retail Institute Die kommenden Jahre werden viele Technologien hervorbringen, die bisher noch gar nicht im Einsatz sind und dem Handel weitere neue spannende Perspektiven eröffnen. Am Puls des Markts zu bleiben, auch einmal die ein oder andere verrückte Idee auszuprobieren, dabei jedoch nicht die Bodenhaftung zu verlieren und Projekte vom Kunden her und nicht rein technologisch zu denken, sind dabei Prämissen, die jedes Handelsunternehmen beherzigen sollte. Ulrich Spaan hat Betriebswirtschaftslehre mit Schwerpunkt Handel und Distribution in Erlangen-Nürnberg, Parma und Köln studiert. Nach dem beruflichen Einstieg als Bezirksleiter bei der Aldi GmbH & Co. KG, Kerpen wechselte er 2002 als Senior Consultant EuroShop & Retail Technology zur EuroHandelsinstitut GmbH in Köln. Er ist seit 2008 Mitglied der Geschäftsleitung im EHI Retail Institute. Ulrich Spaan verantwortet als Beiratsmitglied die Koordination der Messen EuroShop und EuroCIS, leitet den IT-Roundtable sowie den AK POS-Systeme im EHI und koordiniert die EHI-Forschungsprojekte im Bereich Informationstechnologie. dlv — Netzwerk Ladenbau e.V. LADENBAU Themen.Trends.Technologien. 2017 — 2020 Interview: Daniel Kellmereit LIGANOVA . The BrandRetail Company Daniel Kellmereit, Jahrgang 1974, studierte Wirtschaftsinformatik und lebt bzw. arbeitet bereits seit über zehn Jahren in der San Francisco Bay Area. Hier war er aktiv an der Entwicklung innovativster Lösungen für die im Silicon Valley ansässigen Technologiezentren beteiligt, bevor er 2016 Managing Director von LIGANOVA USA Inc. wurde. Mit Schwerpunkt auf „Connected POS“ zielt seine aktuelle Tätigkeit vor allem auf die aktive Gestaltung der Verbindung zwischen digitaler und stationärer Welt ab. Daniel Kellmereit sagt: The POS oft the Future is connected. LIGANOVA . The BrandRetail Company steht für verkaufswirksame, vernetzte Markenkommunikation am Puls der Zeit. Das Unternehmen ist Mitglied im dlv – Netzwerk Ladenbau e.V.. „THE POS OF THE FUTURE IS CONNECTED!“– Herr Kellmereit, würden Sie bitte diese Aussage erläutern. Wir blicken gewaltigen Veränderungen entgegen. Immer mehr Menschen ziehen in urbane Gegenden. Bis 2025 sollen 59% der Weltbevölkerung in Städten leben. Das Sortiment an angebotenen Produkten wird stetig größer, während die Verkaufsflächen schrumpfen. Die Bedarfsdeckung wird über Online-Shops stattfinden. Produkte allein werden nicht mehr ausreichen, damit der Kunde in den Store kommt. All das und vieles mehr stellt die klassischen Retailer vor neue Herausforderungen. Es muss ein Ort der Inspiration geschaffen werden, der über den klassischen POS hinausgeht. Es gibt dabei nicht offline oder online. Es geht um die Verschmelzung der stationären und digitalen Welt. Wir bei Liganova sind davon überzeugt, dass Brands einen Omnichannel-Ansatz verfolgen müssen, um auch in Zukunft erfolgreich am Markt zu bestehen. Durch Verbesserungen in Leistung, Preis und Nutzerfreundlichkeit kommen viele Technologien auf den Markt, die Omnichannel Use-Cases ermöglichen – von Smart Displays über analytische Tracking-Lösungen, die helfen, den Konsumenten besser zu verstehen, bis hin dlv — Netzwerk Ladenbau e.V. Digitalisierung + POS Marketing zu großartigen Virtual Reality Applikationen. Die Technologien werden im stationären Handel neue Möglichkeiten aufzeigen, Einkaufserlebnisse zu gestalten, dadurch aber auch die Player auffordern, ja zwingen, bestehende Strukturen neu zu denken und Ressourcen anders zu verplanen. Welche Technologien sehen Sie in naher Zukunft am POS? Aktuell ist am POS noch nicht viel Technologie im Einsatz, aber das wird sich in den kommenden Jahren deutlich verändern. Die Nachfrage nach Displays und nach deren sinnvoller, ambienter Implementierung steigt enorm. Inhaltlich richtet sich der Fokus dabei auf relevanten und sorgfältig kuratierten Content, der idealerweise an eine gesamtheitliche Customer Journey anknüpft sowie schnell und flexibel austauschbar ist. Für nahtlose Shopping Experiences wird in Zukunft das Smartphone eine der wichtigsten Rollen spielen. Mittlerweile haben rund zwei Drittel der Weltbevölkerung Zugriff auf ein Smartphone. Es ist zu einem proprietären Instrument geworden, dem der Kunde traut und mit dem er umzugehen weiß, weshalb es auch für die nahtlose Customer Journey eine entscheidende Rolle einnehmen wird. Es kann im ersten Kontaktpunkt des Customer Lifecycles als persönlicher Shopping Assistant fungieren, in dem bspw. über Google Local Search Stores mit bestimmten Produkten in der näheren Umgebung gesucht werden können. Der Service bietet dem Kunden darüber hinaus die Möglichkeit, per Chat direkt mit dem jeweiligen Retailer zu kommunizieren. Dass der Kunde selbst steuern und entscheiden kann, welche Store- und Produktinfos, er zu sehen bekommt, ist dabei ein wesentlicher Punkt. Grundsätzlich wird der gebotene Service für den Kunden eine immer wichtigere Rolle spielen. Das Einkaufserlebnis wird komplett personalisiert und individualisiert werden. Produkte und Services werden komplett individuell zugeschnitten sein. Die PremiumKaufhauskette Neiman Marcus bietet bspw. den Service, die Berater über eine App im Vorfeld anzuweisen. Zum ausgemachten Termin bekommen die Kunden direkt eine Auswahl an passenden Klamotten zur Anprobe vorgelegt. Um dem Kunden entsprechende Produktinformationen und Inspirationen im Store selbst über das Smartphone einzublenden, eignen sich Augmented Reality Applikationen. Durch eine App wie Blippar zum Beispiel wird das Handy benutzt, um die Umgebung zu scannen und es werden entsprechende Inhalte ad hoc auf dem Display angezeigt. Dieser einfache Service wird dem Kunden mehr Convenience beim Shoppen ermöglichen. Generell werden Technologien wie Augmented Reality und Virtual Reality das Erlebnis im Store teilweise replizierbar machen, weshalb in Zukunft die Trennung von E-Commerce und Commerce deutlich sichtbarer werden wird. Jede Marke wird genau definieren müssen, welche Produkte rein digital vertrieben werden und welche Produkte weiterhin eine Berechtigung haben, im Store zu liegen. Wenn Service immer wichtiger wird, spielen bei allen technologischen Applikationen auch das Konsumentenverhalten und die –Erwartungen eine wichtige Rolle. Sie sind mit Liganova USA im Silicon Valley beheimatet. Welche Unterschiede können Sie zwischen Europa und USA im direkten Vergleich ausmachen? Wenn es um Service, Convenience und Komfort geht, sind die US-Konsumenten wahrscheinlich die anspruchsvollste Bevölkerung in der Welt. Wenn es um Produkt-Qualität und -Design geht, glaube ich, dass Europa weit vorn liegt. Die USA sind ein weitestgehend homogener Markt: eine Sprache, ähnliches Konsumentenverhalten und ähnliche Infrastrukturen, verteilt auf ein Land. Aus einem Geschäftsmodell einen Global Player zu machen, ist für amerikanische Unternehmen leichter, vor allem für die aus der Technologiebranche. Viele europäische Unternehmen stehen für mich für das erfolgreiche Management von Komplexität, die von Beginn an mit verschiedenen Sprachen und Kulturen arbeiten müssen. 69 Digitalisierung + POS Marketing LADENBAU Themen.Trends.Technologien. 2017 — 2020 Unter Virtual Reality (VR) versteht man eine computergenerierte künstliche Wirklichkeit. VR-Brillen decken das Sichtfeld des Trägers komplett ab. Sie registrieren Kopfbewegungen und passen Foto- oder Videoaufnahmen entsprechend an. Damit wird das Gefühl erzeugt, sich direkt in der virtuellen Welt zu bewegen. Die VR-Technologie kann beim Shoppen nützlich sein, wenn z.B. Kleidungsstücke virtuell anprobiert und virtuelle Showrooms erkundet werden. Der Logistik-Roboter von Starship Technologies soll statt des Zustellers die Pakete bis zur Haustür bringen. Kunden können per App einen gewünschten Lieferzeitraum festlegen und den Weg des Starship-Roboters bei der Auslieferung in Echtzeit verfolgen. Self-Checkouts sind z.B. in den USA, Großbritannien und Schweden eine Selbstverständlichkeit. In Deutschland ist das Prinzip „Selbst scannen und bezahlen“ bei den Kunden noch nicht so beliebt. Augmented Reality ist die computergestützte Erweiterung der Realität. Die Verbindung von realen Objekten (Produkte, Gebäude, Maschinen oder Fahrzeuge) mit visuellen und virtuellen Informationen (u.a. 3D-Objekte, Grafiken, Text- und Bildinformationen, ortsbasierte Informationen) liefert dem Anwender nützliche Hinweise und Details. Augmented-RealityAnwendungen sind von der Produktionsplanung in der Industrie bis zur Erweiterung klassischer Produkt- und Imagebroschüren im Marketing zu finden. Bosch präsentierte kürzlich auf einer Fachmesse seine Plattform CAP, mit der Techniker Inhalte zum Beispiel für den Einsatz in Werkstätten veröffentlichen können. Der Eingangscheck wird visualisiert und Mechaniker bekommen die Diagnose und die Reparatur gezeigt. Kunden können auf dem Tablet sehen, wie ihr Auto zum Beispiel mit anderen Felgen und mit Spoilern aussieht. Auch Bedienungsanleitungen lassen sich mit AR beleben. 70 dlv — Netzwerk Ladenbau e.V. LADENBAU Themen.Trends.Technologien. 2017 — 2020 Digitalisierung + POS Marketing Argos/UK bietet seinen Kunden in den Digital Stores einen Express-Schalter für Click & Collect an. Angestrebte Abwicklungszeit: 60 Sekunden! Das Pilotprojekt „Paul“ hat Saturn gemeinsam mit dem Fraunhofer-Institut gestartet. Paul soll Kunden nach den Wünschen fragen und sie bei Bedarf zum gesuchten Produkt führen. Paul kann (noch) nicht die Kunden beraten, aber per „Voice over IP" einen Kundenberater zur Unterstützung rufen. Bevor sich Paul wieder von den Kunden verabschiedet, stellt er noch einige Feedback-Fragen, um herauszufinden, wie die Interaktion mit ihm ankommt. Studien Messen Publikationen Kassensysteme 2016 EuroCIS Der vernetzte Laden 51 Retailer mit weltweit 90.300 Filialen und einem Umsatz von rund 252 Mrd. Euro wurden für die aktualisierte Studie vom EHI zu Themen und Trends am POS befragt. Die Ergebnisse bieten einen guten Einblick in aktuelle Entwicklungen rund um den Checkout und in die Pläne der IT-Verantwortlichen für die Zukunft. Das EHI veröffentlicht regelmäßig Studien u.a. im Bereich Informationstechnologie und E-Commerce. www.ehi.org/de/themen/ informationstechnologie Die EuroCIS ist die führende Messe für Retail Technology in Europa. Die jährlich in Düsseldorf stattfindende Messe präsentiert die technologischen Entwicklungen im Retail von Mobile bis zu Omnichannel. Alle drei Jahre wird die EuroCIS in die EuroShop, die weltweit größte Handelsmesse, integriert. www.eurocis.com Dominik Brokelmann wirft einen grundlegenden Blick auf den stationären Off- und Onlinehandel und gibt einen guten Überblick. Das Buch ist für die Praxis geschrieben und gibt vor allem kleinen und mittelständischen Händlern Tipps für eine Umsetzung. Für diejenigen, die sich noch nicht intensiv mit der Digitalisierung auseinandergesetzt haben, bietet das Buch einen guten Einstieg. www.brodos.com dlv — Netzwerk Ladenbau e.V. 71