Starke Lichtquellen für die Medizin Intense light sources for medical science The Munich-Centre for Advanced Photonics The Munich-Centre for Advanced Photonics L icht ist ein einzigartiges Werkzeug. In der Medizin und der Grundlagenforschung ist es in Form des Lasers schon lange zu einem verlässlichen Begleiter geworden. Krankheiten werden mit Laserlicht behandelt, der Mikrokosmos mit ultrakurzen Lichtblitzen erkundet oder Naturkonstanten mit der Präzision von Lichtschwingungen überprüft. Doch die Grenzen dessen was Licht kann, sind noch lange nicht erreicht. Licht verfügt über ein schlummerndes Potential, das die Forscher im Exzellenzcluster Munich-Centre for Advanced Photonics zum Leben erwecken. Die nächste Generation Laser wird über weit mehr Energie verfügen, die kontrolliert werden muss. Mit dieser Lichtenergie werden die Physiker in der Lage sein, neuartige Röntgenstrahlung zu erzeugen, um damit feinste Strukturen in Geweben sichtbar zu machen. Ebenso werden sie Ionen beschleunigen und mit deren Hilfe Tumoren präzise bekämpfen. Neben den medizinischen Anwendungen werden erstmals „Filme“ von chemischen und biologischen Reaktionen möglich. Die Aufnahmen werden Einblick in die bislang weitgehend unbekannten, ultraschnellen Vorgänge im Mikrokosmos gewähren. Das Munich-Centre for Advanced Photonics stellt hier einen Teil der Forschung seiner rund 90 aktiven Wissenschaftler vor. Neben den erwähnten Forschern arbeiten an den großen Fragestellungen noch viele weitere Kollegen, die wir aus Platzgründen leider nicht alle namentlich nennen können. In dieser Publikation geht es vor allem darum, wie man mit Hilfe von Laserlicht neue Strahlungsquellen für die frühzeitige Erkennung und die Behandlung von Krebs entwickeln kann. Gleichzeitig soll diese neue, laserbasierte Technologie kostengünstig und für einen großen Patientenkreis zugänglich gemacht werden. Die Motivation ziehen die MAPForscher nicht zuletzt aus der steigenden Zahl der Neuerkrankungen an Krebs in Deutschland. Krebs ist nach den Herz-Kreislauf-Erkrankungen in Deutschland die zweithäufigste Todesursache. Rund 340 000 Menschen erkranken jedes Jahr daran. Nur 30 Prozent werden wieder geheilt. Mit der MAP-Forschung ist die Hoffnung verbunden, über neue, bildgebende Verfahren die Früherkennung von Tumoren zu verbessern, Therapien effizienter zu gestalten und damit die Heilungschancen der Betroffenen deutlich zu erhöhen. www.munich-photonics.de L ight is a unique tool. As laser light it has long become a reliable companion in the fields of medicine and fundamental research. Diseases are treated with laser light, the microcosm is explored with ultra-short light pulses or natural constants are verified with the precision of light oscillations. But we are still a long way from reaching the limits of what light can do. Light has a slumbering potential, which the scientists try to awake at the Cluster of Excellence „Munich-Centre for Advanced Photonics“. The next generation of laser will have far more energy available, which needs to be controlled. With this luminous energy the physicists will have the ability to create a new kind of X-ray radiation in order to visualize finest structures of tissue. Likewise they will accelerate ions and with their aid precisely fight tumours. Besides the medical applications, for the first time, it will be possible to make “films” of chemical and biological reactions; the recordings will provide an insight into so far largely unknown ultrashort processes in the microcosm. The Munich-Centre for Advanced Photonics presents part of the research of their 90 active scientists. In addition to the mentioned researchers many more colleagues are working on the major questions, which unfortunately are to numerous to mention here. This publication is mainly about how new radiation sources can be developed for the early detection and treatment of cancer with the aid of laser light. At the same time, this new laser-based technology shall be cost-effective and made accessible to a large number of patients. The MAP researchers draw their motivation not least from the increasing number of incidences of cancer in Germany. Cancer is the second most frequent cause of death after cardiovascular diseases. Around 340,000 people fall prey to it every year. Only 30 percent are cured again. The MAP research shares the hope of improving the early diagnosis and of shaping therapies more efficiently through new imaging techniques in turn aiming to substantially increase the patients’ chances of recovery. Starke Lichtquellen für die Medizin Intense light sources for medical science Inhaltsverzeichnis Vorwort ................................................................................................................... 3 Eine neue Generation von Röntgen- und Protonenstrahlung .............................. 6 Lasergetriebene Röntgenstrahlung – Röntgenlicht aus surfenden Elektronen .............................................................. 7 Phasenkontrast-Röntgentomographie – Röntgenblick auf Gewebe ................................................................................... 9 Phasenkontrast-Röntgentomographie im klinischen Test ..................................... 11 Lasergetriebene Ionenpulse für die Tumorbestrahlung ......................................... 13 Targetlabor des MAP-Service Centres – Hauchdünne Folien als Teilchenquelle ................................................................. 15 Strahlentherapie der Zukunft Wie reagieren Krebszellen auf Ionen? .................................................................. 17 Eine gewebeschonende Bestrahlung – In Mikrokanälen zum Tumor ................................................................................... 19 Strahlentherapie der Zukunft – Punktgenaue Vollbremsung des Ionenstrahls ........................................................ 21 Lasergetriebene Ionenstrahlung – Treffsichere Tumorbehandlung ............................................................................. 23 Den Ursprung von Krankheiten verstehen – Elektronen „fotografieren“ ..................................................................................... 25 LEX Photonics und Centre for Advanced Laser Applications .................................. 27 Kontakt ..................................................................................... 29 Impressum ............................................................................... 30 Content Introduction ......................................................................................................... 4 A new generation of X-ray and proton radiation .................................................. 6 Laser-driven X-ray radiation – X-ray light from surfing electrons ........................................................................ 7 Phase-contrast X-ray tomography – X-ray view on tissue ............................................................................................ 9 Phase contrast X-ray tomography in clinical tests ................................................. 11 Laser-driven ion pulses for tumour radiotherapy .................................................... 13 Target laboratory of the MAP-Service Centre – Wafer-thin foils as particle sources ....................................................................... 15 Radiation therapy of the future – How do cancer cells react to ions? ...................................................................... 17 Tissue-conserving radiotherapy – Getting to the tumour via micro channels ............................................................... 19 Radiation therapy of the future – Punctiform instant braking of the ion beam ............................................................ 21 Laser-driven ion radiation – Precise tumour treatment ................................................................................... 23 Understanding the origin of diseases – “Photographing” electrons ..................................................................................... 25 LEX Photonics and Centre for Advanced Laser Applications ............................... 27 Contact ............................................................................................ 29 Editorial information ....................................................................... 30 3 Vorwort Prof. Dr. med. Michael Molls Lasertechnik für die Diagnose und Therapie von Krebs Im 21. Jahrhundert bleibt Krebs das Damoklesschwert unserer Gesellschaft. Mit der steigenden Lebenserwartung nimmt die Zahl der Krebskranken zu. Die Medizin bemüht sich nach Kräften, das Problem in den Griff zu bekommen: Die Heilungsraten bei Krebserkrankungen von Erwachsenen sind moderat gestiegen. Der Anstieg ist insbesondere der früheren Diagnose und Visualisierung von Tumoren zu verdanken. Dennoch, beim Lungenkarzinom, aber auch beim Krebs der Bauchspeicheldrüse, der Speiseröhre und anderen Organen, inklusive bestimmter Hirntumoren, sind die Heilungsraten gering. Wir sind gezwungen, uns innovative Wege auszudenken, um das Problem zu entschärfen. Einen solchen Pfad schlagen wir ein mit unserer Forschung im Munich-Centre for Advanced Photonics. Wir wollen eine laserbasierte, kompakte und vor allem kostengünstige Technologie im Krankenhaus zur Verfügung stellen. Mit der Technik würden bösartige Tumoren früh visualisiert. Danach würden kleinste wie auch größere Tumore effizient bestrahlt. MAP-Forscher wollen vor allem folgende Ideen in den Alltag der Kliniken integrieren: - in der Diagnostik: die Visualisierung des Tumorknotens mit Hilfe der PhasenkontrastRöntgentomographie in möglichst frühem, nicht metastasierten und damit heilbaren Stadium bei einer Größe von rund einem Millimeter. - in der Therapie: die nicht operative und damit nicht invasive Vernichtung des millimetergroßen Tumors mit ionisierenden Strahlen. Teilchenstrahlen, wie schwere Ionen, erscheinen hierfür geeignet. Sie töten Krebszellen besonders effizient. - in der Therapie: Protonen für die Anwendung in der Strahlenbehandlung nicht nur von kleineren, sondern auch größeren Tumoren mit ausgedehnten Grenzflächen zum gesunden Gewebe. Das komplette, lasergestützte, Behandlungsszenario könnte dann so aussehen: Zuerst erfolgt die verlässliche Diagnose mit lasergenerierten Röntgenstrahlen, wobei die revolutionäre Methode der PhasenkontrastRöntgentomographie zum Einsatz kommt. Wie das Phasenkontrast-Röntgen funktioniert, stellen wir in dieser Publikation vor. Anschließend wird dann der genau lokalisierte Tumor mit laserbeschleunigten Ionen besonders schonend für das umliegende gesunde Gewebe behandelt. Bei sehr kleinen Herden würde die kostengünstig und ambulant durchgeführte Strahlentherapie im bestrahlten Tumor-Areal eine kleine, funktionell unbedeutende Narbe hinterlassen. Die Vernichtung des nicht metastasierten Tumors z B der Lunge, Brust oder Prostata mit einer einmalig verabreichten hohen Strahlendosis würde die Heilung bedeuten. Mit den neuen Laserforschungszentren LEX Photonics und Centre for Advanced Laser Applications (CALA), auf dem Campus in Garching werden wir in den nächsten Jahren sicher einen großen Schritt zurücklegen - von der physikalischen Entwicklung der Technologien hin zu einem klinischen Einsatz. Mit dieser Veröffentlichung wollen wir Ihnen, liebe Leser, einen Einblick ermöglichen, auf welchem Stand die laserbasierte, medizinische Forschung heute ist. Wir wollen Sie faszinieren für die Technologien rund um das Licht und seinen zahlreichen Einsatzmöglichkeiten. Wir stehen vor großen Herausforderungen und sind hoffnungsvoll, sie meistern zu können. Herzlichst Ihr 4 Introduction Prof. Dr. Ferenc Krausz Laser-Based Technologies in the Diagnosis and Therapy of Cancer In the 21st century, cancer continues to present a massive challenge to our society. As life expectancy rises, so too will the incidence of cancer. Biomedical researchers are intensifying their efforts to find ways of confronting the problem and, largely thanks to advances in early diagnosis and tumourimaging techniques, rates of mortality from adult cancers show a modest decline. Nevertheless, for specific types of cancer, such as carcinoma of the lung, cancers of the pancreas, esophagus and other organs, including certain classes of brain tumours, rates of long-term survival remain low. Clearly, in order to tackle the problem effectively, we must come up with new approaches to diagnosis and therapy. Our research at the Munich-Centre for Advanced Photonics (MAP) is devoted to pursuing such an innovative strategy. Our goal is to develop a compact, effective and – above all – economical, laser-based technology for use in the clinical setting. The technology makes it possible to visualise malignant tumours at an early stage in their evolution, and also provides a source of radiation with which both very small and larger tumours can be efficiently eliminated. MAP researchers hope to integrate the following concepts as standard elements in everyday clinical care: - Diagnostic use of phase-contrast X-ray tomography, which can pinpoint solid tumours with dimensions on the order of 1 mm, for the earliest possible detection of primary tumours. Early detection, prior to the development of metastases, greatly improves the chances of achieving permanent cures. - Therapeutic application of ionising radiation for the non-surgical, non-invasive eradication of millimeter-sized tumours. Particle beams, composed of heavy ions for instance, seem most appropriate for this purpose, as cancer cells are particularly sensitive to their killing action. - Use of high-energy protons for radiation therapy of larger, irregularly shaped solid tumours that present extensive areas of surface contact with the surrounding healthy tissue. The laser-based therapeutic scenario outlined above could be realised in the following manner. Reliable diagnosis can be achieved with the aid of laser-generated X-rays, by means of the revolutionary method of phase-contrast X-ray tomography. How this technique works is explained in the pages of this publication. The second step involves exposing the accurately localised tumour to a precisely targeted beam of laser-accelerated ions, minimising damage to the surrounding healthy tissue. In the case of very small tumours, this procedure could be carried out cost-effectively in outpatient departments, leaving only a tiny and functionally innocuous scar in the area of the original tumour. Similarly, non-metastatic tumours in tissues such as the lung, breast or prostate gland could be eliminated by applying a single high-dosage burst of radiation, effectively curing the condition completely. With the resources now available at the new research centers for laser science, LEX Photonics and the Centre for Advanced Laser Applications (CALA), on the campus in Garching, we are confident that we can make great strides in the coming years – both in perfecting the necessary technologies and in adapting them for use in the clinical setting. In this brochure we provide readers with an insight into the present state of research on the application of laser-based techniques in medicine. We hope you will share our fascination for the many surprising properties of light and our enthusiasm for the technological possibilities they offer. The obstacles we face are substantial, but we are confident that they can be successfully overcome. Yours sincerely © Thorsten Naeser Eine neue Generation von Röntgen- und Protonenstrahlung 5 6 A new generation of X-ray and proton radiation Um eine neue Generation von Röntgen- und Protonenstrahlung für die Medizin zu entwickeln, benötigt man ultrakurze und hochenergetische Lichtpulse. Licht hat ein elektrisches und ein magnetisches Feld. Geladene Teilchen, wie Elektronen oder Protonen (geladene Kernteilchen), reagieren stark auf den elektrischen Teil des Lichtfeldes, auf den magnetischen Teil dagegen deutlich schwächer. Deswegen benötigt man hohe Lichtenergien, um die Partikel durch das Magnetfeld zu beeinflussen. Für die Erzeugung extrem hoher Lichtenergien entwickelt das Team um Prof. Ferenc Krausz im Munich-Centre for Advanced Photonics neue, extrem leistungsstarke Lasertechnologien. Die Physiker erzeugen unter anderem Laserpulse mit hoher Energie, die nur wenige Femtosekunden dauern (Millionstel einer milliardstel Sekunde, 10-15 Sekunden). Die Wissenschaftler produzieren das gepulste Licht mit hohen Frequenzen und hohen Intensitäten. Damit befinden sich in einem Lichtblitz extrem viele energiereiche Lichtteilchen (Photonen). Je mehr Energie die Physiker einem Lichtpuls mitgeben, desto leistungsfähiger wird er. Ein starker Lichtpuls kann aus einem Atom Elektronen herausschlagen und diese fast bis auf Lichtgeschwindigkeit beschleunigen. Solche lasererzeugten, freien Elektronen produzieren ihrerseits Röntgenstrahlung, wenn die Teilchen abgebremst und beschleunigt werden. Sie kann zum Beispiel eingesetzt werden, um feinste Strukturen zu erkennen, wie Tumoren im Frühstadium. Protonen können durch Licht momentan bis auf rund zehn Prozent der Lichtgeschwindigkeit beschleunigt werden. Aus ihnen lässt sich Strahlung zur Behandlung von Tumoren gewinnen. To develop a new generation of X-ray and proton radiation for medical purposes, ultra-short and high-energy light pulses are required. Light has an electric and a magnetic field. Charged particles, such as electrons and protons (nuclear particles) strongly react to the electrical part of the light field, and, in contrast, noticeably weaker to the magnetic part of it. For this reason, high luminous energies are required to influence the particles through the magnetic field. The team around Prof. Ferenc Krausz of the Munich-Centre for Advanced Photonics develops new, high-performance laser technologies for the generation of extremely high light energies. Amongst others, the physicists produce high energy laser pulses, which last only a few femtoseconds (millionths of a billionth of a second, 10-15 seconds). The scientists produce the pulsed light with high frequencies and high intensities. Thus, one light flash contains an extremely high number of high-energy light particles (photons). The more energy the physicists give to the light pulse, the more effective it will be. A strong light pulse can knock out electrons from atoms and accelerate them almost to the speed of light. Such laser-generated free electrons in turn produce X-rays by decelerating and accelerating the particles. The X-ray radiation may for example be used to detect finest structures such as tumours at an early stage. At present, protons can be accelerated by light to about ten percent of the speed of light. They can be used to provide a source of radiation for tumour treatment. Lasergetriebene Röntgenstrahlung – Röntgenlicht aus surfenden Elektronen 7 © Thorsten Naeser Der ATLAS-Laser in LEX Photonics produziert Pulse mit einer Leistung von bis zu 250 Terawatt. Mit dieser Leistung können Elektronen über 1000mal kürzere Distanzen auf hohe Energie beschleunigt werden als mit bisherigen Beschleunigern. The ATLAS-Laser at LEX Photonics produces pulses with a peak power of 250 terawatt. This power can accelerate electrons to high energies over a 1000fold shorter distance than conventional accelerators. S elbst feinste Härchen auf den Flügeln eines Insekts werden sichtbar, wenn die Physiker um Prof. Stefan Karsch und Prof. Franz Pfeiffer ein Insekt mit fein gebündelter Röntgenstrahlung durchleuchten. Das Experiment hatte Pioniercharakter. Denn die Wissenschaftler kombinierten erstmals ein neuartiges Verfahren zur dreidimensionalen Darstellung von Objekten durch Röntgenlicht mit dessen Erzeugung durch einen Laser. Bis heute wird vergleichbares Röntgenlicht über mehrere hunderte Meter große Ringbeschleuniger produziert, in denen elektrische Felder Elektronen beschleunigen und Magnetfelder sie auf Schlangenlinien zwingen, was letztlich die eigentliche Röntgenstrahlung erzeugt. In dem MAP-Experiment wurden die Elektronen und deren Röntgenstrahlung nun durch Laserpulse auf einer Strecke von nur einem Zentimeter generiert. Die Laserpulse dauerten rund 25 Femtosekunden (eine Femto- W hen physicists surrounding Prof. Stefan Karsch and Prof. Franz Pfeiffer radiograph an insect with a brilliantly collimated X-ray beam, even the finest hairs on its wings become visible. This experiment had pioneering character, because for the first time, scientists combined a new method for the three-dimensional presentation of objects with the generation of X-ray light through a laser. Currently, comparable X-ray radiation is produced in a ring accelerator of a few hundred metres, where electric fields accelerate electrons, and magnetic fields force them into a wiggling motion, in turn causing an actual X-ray emission. In this MAP-experiment, the electrons and associated X-ray radiation were generated by laser pulses lasting for approximately 25 femtoseconds (one femtosecond is a millionth of a billionth of a second) and on a scale of only one centimeter. During this time, the laser pulses reached a peak power of 80 terawatts Laser-driven X-ray radiation – X-ray light from surfing electrons sekunde ist ein Millionstel einer milliardstel Sekunde). In der kurzen Zeit erreichten die Pulse eine Leistung von 80 Terawatt (1012 Watt). Zum Vergleich: Ein Atomkraftwerk produziert gerade einmal 1.500 Megawatt (1.5x109 Watt). Eine so hohe Leistung des Lichts ist notwendig, wenn man Elektronen von ihren Atomkernen lösen und sie dann bis fast auf Lichtgeschwindigkeit beschleunigen will. Und genau das haben die Physiker getan. Die Forscher um Stefan Karsch ließen die Laserpulse auf Wasserstoffatome treffen. Dabei lösten die elektrischen Felder des Lichts die Elektronen von den Atomkernen, so dass ein Plasma entstand und räumten sie wie ein Schneepflug aus dem Weg. Übrig blieben die Ionen, die um einiges schwerer sind als die Elektronen. Die Trennung der Ladungen bewirkt sehr starke elektrische Felder, die dazu führen, dass die weggeräumten Elektronen wieder zurückfedern und zu schwingen anfangen, was die Ausbildung einer Wellenstruktur in Plasma zur Folge hat. Diese läuft dem Laserpuls mit fast Lichtgeschwindigkeit hinterher, ähnlich wie die Kielwelle eines Bootes auf der Wasseroberfläche. Einige der freien Elektronen werden eingefangen und reiten auf ihr ähnlich wie Surfer in der Brandung , wobei sie immer in Richtung des Laserpulses beschleunigt werden. Doch bei diesem „Ritt auf der Welle“ bewegten sich die Elektronen nicht nur entlang der Ausbreitungsrichtung der Welle; Wie ein guter Surfer vollführten sie einen Slalomritt auf der Welle, wodurch sie sich in Schlangenlinien bewegen. Wie jede schwingende Ladung Strahlung aussendet, emittierten die Teilchen dabei harte Röntgenstrahlung im Bereich von 0,1 Nanometer Wellenlänge. Diese Röntgenstrahlung wurde kombiniert mit der Phasenkontrast-Bildgebung des Teams von Franz Pfeiffer. Dabei nutzt man im Gegensatz zur üblichen Absorption die Brechung der Strahlung an Objekten, um deren Form exakt abzubilden. Diese Kombination aus lasergenerierten Röntgenstrahlen mit dem Phasenkontrast-Verfahren konnte hier erstmals erfolgreich eingesetzt werden um die feinen Strukturen eines Insekts dreidimensional abzubilden. Es ist ein bislang einmaliges Experiment, das nicht mehr Platz beanspruchte als zwei Universitätslabore. (1012 watts). In comparison, a nuclear power plant produces around 1,500 megawatts (1.5x109 watts). Such high power is necessary to separate electrons from their atomic nucleus and to accelerate them close to the speed of light; this is exactly what the physicists have achieved.Stefan Karsch’s research group employed these laser pulses to interact with hydrogen atoms. In doing so, the electric fields of the light removed the electrons from the atomic nuclei (in effect, creating a plasma) and pushed them out of its path in a manner resembling a snow plough. Only ions remained, which are considerably heavier than the electrons. This separation of charges gives rise to very strong electric fields that in turn cause the electrons to snap back and begin to oscillate, essentially creating a wave-like structure in the plasma. This wave-like form trails the laser pulse to nearly the speed of light, similar to the wake of a boat in a body of water. A number of the free electrons get trapped and ride this wave like a surfer, while being accelerated in the propagation direction of the laser. Just like an expert surfer, they do not only move in the direction of the wave, but zigzag down its face. Just as any oscillating charge emits radiation, these particles radiate hard X-rays with wavelengths measuring 0.1 nanometres. When combining this X-ray radiation with the phase-contrast imaging method of the team led by Franz Pfeiffer, the refraction of radiation at objects, instead of its absorption was used to accurately determine their shape. This combination of laser-generated X-ray radiation and phase-contrast imaging was successfully used for the first time to image the finest structure of an insect. So far this has been a unique experiment in that it did not claim more space than two university labs. Das weltweit erste Bild einer Fliege, die mit einem lasergetriebenen Röntgenbild-Verfahren aufgenommen wurde. Es werden selbst feinste Details sichtbar, die in einem konventionellen Röntgenbild unsichtbar bleiben würden. The finest details of a fly would remain invisible with a conventional X-ray image, however now, with a laser-driven X-ray imaging method, this has become possible. © Franz Pfeiffer / Stefan Karsch 8 Phasenkontrast-Röntgentomographie – Röntgenblick auf Gewebe D T he inside of the human body is a highlycomplex architecture of soft parts and hard bone skeleton. Conventional X-ray technology merely has the ability to observe the bone skeleton from the outside. With the additional use of contrast media, which have to be administered to the patient beforehand, vessels become visible in parts as well. When physicians radiograph the human body with X-rays (high-energy light) they take advantage of the phenomenon of the absorption of radiation in order to gain insights into the insides. However, light is not only absorbed at obstacles but it is also diffracted, that is deflected in several directions. Behind the obstacles it gathers again in patterns characteristic for the form of the obstacles. Thus the scattered light provides information about how the form, where it has been scattered, has to look like. Nowadays the MAP researchers around Prof. Franz Pfeiffer, chair of Biomedical Physics at the Technical University Munich, are © Thorsten Naeser as Innere des menschlichen Körpers ist eine hochkomplexe Architektur aus Weichkörper und festem Knochenskelett. Mit konventioneller Röntgentechnologie ist man heute lediglich in der Lage, das Knochengerüst von außen zu betrachten. Setzt man zudem Kontrastmittel ein, die man dem Patienten vorher verabreichen muss, werden teilweise auch Gefäße sichtbar. Wenn Mediziner einen Körper mit Röntgenstrahlen – also hochenergetischem Licht – durchleuchten, nutzen sie das Phänomen der Absorption der Strahlen, um Einblicke in das Innenleben zu gewinnen. Doch Licht wird an Hindernissen nicht nur absorbiert, es wird auch gebeugt, also in verschiedene Richtungen abgelenkt. Hinter den Hindernissen sammelt es sich wieder in für die Form des Hindernisses charakteristischen Mustern. So gibt das gestreute Licht Auskunft über die Form, an der es gestreut wurde. Diese so genannte Phasenverschiebung können die MAP-Forscher um Prof. 9 Blick ins Röntgentomographie-Forschungslabor an der TU München A glance into the X-ray tomography research laboratory at the TU Munich Phase-contrast X-ray tomography – X-ray view on tissue © Birnbacher/Scherer/Pfeiffer 10 Franz Pfeiffer, Leiter des Lehrstuhls für Biomedizinische Physik der Technischen Universität München, heute mit Hilfe von speziellen Gittern messen. Die Methode nennt man Phasenkontrast-Röntgen. Die von Franz Pfeiffer verwendeten Gitter sind drei dünne Plättchen, die in einer speziellen Anordnung das Röntgenlicht analysieren, bevor es auf das Objekt auftrifft und nachdem es am Objekt gebeugt wurde. Damit erhalten die Forscher hochaufgelöste, dreidimensionale Darstellungen von bisher nicht zu beobachtenden Weichteil-Strukturen – wie etwa von Blutgefäßen – aus dem Inneren von Lebewesen, ganz ohne zuvor Kontrastmittel injizieren zu müssen. Aber auch die Analyse von Knochen selber kann das Phasenkontrast-Röntgenverfahren verbessern. Denn damit sind die Mediziner in der Lage, Knochen auf Osteoporose zu untersuchen. Bisher konnten Ärzte das feine Gefüge im Inneren von Knochen nicht sichtbar machen und damit Osteoporose erst in einem fortgeschrittenen Stadium erkennen. Das Phasenkontrast-Röntgen ist ein Verfahren, das nun seinen Weg in den klinischen Alltag finden muss. Zurzeit wird die dafür benötigte Röntgenstrahlung in Kilometergroßen Ringbeschleunigern noch aufwendig und teuer produziert, was den Einsatz in Kliniken verhindert. Das könnte sich ändern, wenn künftig für die Produktion der Röntgenstrahlung die in MAP entwickelten Laser zum Einsatz kommen. Denn damit könnten Anlagen kostengünstiger und kompakter gebaut und für weitaus mehr Patienten zugänglich gemacht werden. able to measure this so called phase shift by means of special lattices. This method is called phase-contrast X-ray. The lattices used by Franz Pfeiffer are three thin plates, which analyse the X-ray light in a special arrangement, before it hits the object and after it has been diffracted at the object. Thereby the researchers obtain high-resolution, three-dimensional images of, so far, unobservable soft-part structures – such as blood vessels – from the inside of living organisms, completely without injecting contrast media in advance. In addition the analysis of bones themselves can be improved by the phase-contrast X-ray method as well, because it enables physicians to test bones for osteoporosis. So far, doctors have not been able to visualize the fine structure of the bones’ inside and thus could not detect osteoporosis until it had reached an advanced stage. Phase contrast X-ray is a method which needs to find its way into clinical daily routine. At present, the X-ray radiation required for it has to be produced in a complex and expensive way in kilometre-sized ring accelerators, which prevents its use in hospitals. This could change, if in the future the lasers developed in MAP are used for the production of X-ray radiation, because the units could be built in a more cost-efficient and compact way and be made accessible for many patients. Fast 10 Zentimeter groß ist dieser Axolotl, der einmal mit normaler Röntgentechnik (links) und einmal mit Phasenkontrast-Röntgenradiographie an der TUM aufgenommen wurde (rechts). Während auf dem linken Bild kaum Details zu erkennen sind, werden rechts die Feinheiten sichtbar. This axolotl, which is captured once with normal X-ray technology (left) and once with phase contrast X-ray radiography (right), is almost 10 centimetres long. Whilst on the left picture hardly any details are recognizable, intricacies become visible on the right one. © Franz Pfeiffer (2) Mit Hilfe der Phasenkontrast-Röntgentomographie werden Blutgefäße in einem Rattengehirn sichtbar. Würde man solche Bilder mit normaler Röntgentechnologie aufnehmen wollen, müsste man zuvor in die Adern ein Kontrastmittel spritzen. With the aid of phase-contrast tomography, blood vessels within a rat’s brain become visible. To capture such pictures with normal X-ray technology, it would be necessary to inject contrast medium in the veins beforehand. Phasenkontrast-Röntgentomographie im klinischen Test W ie lässt sich die röntgenbasierte Phasenkontrast-Bildgebung für Patienten einsetzen? Das testen in präklinischen Studien die Mediziner am Institut für Klinische Radiologie am Klinikum Großhadern um Prof. Maximilian Reiser, Dr. Fabian Bamberg und Dr. Sigrid Auweter. Die Mediziner analysieren biologische Gewebeproben und Kleintiermodelle an experimentellen Aufbauten und am weltweit ersten Röntgen-Phasenkontrast-System für Kleintiere, das Prof. Franz Pfeiffer mit seinem Team in Garching entwickelt hat. Sie vergleichen herkömmliche Röntgenbilder mit Aufnahmen, die durch die Phasenkontrasttechnik entstanden sind. Diese Bilder liefern zusätzliche Informationen darüber, wie stark die Strahlen von Strukturen im Körper abgelenkt werden. Die Mediziner haben zum Beispiel Proben zur Gelenkerkrankung Arthrose untersucht und festgestellt, dass sich mit dem Phasenkontrast-Röntgen im Vergleich zu konventionellen Röntgenaufnahmen degenerative Veränderungen des Knorpelgewebes feststellen lassen. Bei der Analyse von Brustgewebeproben stellten sie fest, dass sich Hinweise auf Tumoren mit der neuen Methode deutlich präziser darstellen lassen. Zufrieden zeigten sich die Mediziner, als sich herausstellte, dass sich krankhafte Veränderungen der Lungenbläschen, die bislang mit konventioneller Bildgebung erst in einem späten Stadium sichtbar werden, in den am Kleintierscanner erzeugten Aufnahmen deutlich und bereits in frühen Stadien erkennen lassen. Auch Experimente H ow can X-ray based phase contrast imaging be used for patients? This is being tested in preclinical studies by physicians at the Institute of Clinical Radiology at the Grosshadern Clinic around Prof. Maximilian Reiser, Dr. Fabian Bamberg and Dr. Sigrid Auweter. The physicians analyse biological tissue samples and small animal models at experimental setups with the world’s first phasecontrast X-ray system for small animals, which has been developed by Prof. Franz Pfeiffer and his team in Garching. They compare conventional X-ray images with images that were generated by phase contrast technology. These images provide additional information on how strongly the beams are deflected from structures in the body. For example, the physicians have examined samples concerning the joint disease arthrosis and have discovered that degenerative changes of the cartilage-tissue can be identified with phase-contrast radiography in comparison to conventional radiography. When analysing breast tissue samples, they discovered that indications of tumours can be displayed much more precisely with the new method. The physicians were highly satisfied when it turned out that pathological changes of pulmonary alveoli, which up to now became visible only at a late stage with conventional imaging, could be discovered clearly and already at an early stage on the images created with the scanner for small animals. The experiments concerning arteriosclerosis, the calcification of the arteries, provided clear indications of the disease such as 11 12 Phase contrast X-ray tomography in clinical tests inflammatory vascular wall alterations and deposits. In addition to these studies, the physicians continue to investigate which contrast medium is best suited for the new imaging method. There is still a long way until clinical application. However, the results of the research confirm that different tissue areas, in particular soft tissue, can be displayed considerably better with phase contrast X-ray. Now the scientists of this cooperation, which is unique in the world, want to examine for which clinical pictures the method will provide a medical benefit for the patient. In the long run, they could thus revolutionize medical diagnostics with the new imaging method. © Martin Bech und Franz Pfeiffer zur Arteriosklerose, der Verkalkung von Arterien, lieferten deutliche Krankheitshinweise wie entzündliche Gefäßwandveränderungen und Ablagerungen. Neben diesen Untersuchungen erforschen die Mediziner, welche Kontrastmittel sich am besten für das neue Bildgebungsverfahren eignen. Bis zur klinischen Anwendung ist es noch ein langer Weg. Doch die Forschungsergebnisse bestätigen, dass sich mit dem Phasenkontrast-Röntgen unterschiedliche Gewebebereiche, insbesondere Weichteilgewebe, deutlich besser darstellen lassen. Nun wollen die Wissenschaftler in dieser weltweit einzigartigen Kooperation untersuchen, für welche Krankheitsbilder die Methode einen medizinischen Mehrwert für den Patienten bringt. Langfristig könnten sie so mit dem neuen bildgebenden Verfahren die medizinische Diagnostik revolutionieren. In Zusammenarbeit mit den Medizinern um Prof. Maximilian Reiser vom Klinikum Großhadern wird die Phasenkontrast-Bildgebung vom Team um Prof. Franz Pfeiffer am Institut für Medizintechnik der TUM bereits an lebenden Mäusen getestet. In der Mitte zu sehen ist das erste Phasenkontrastbild-Röntgenbild einer Maus. Links als Vergleich dazu das konventionelle Röntgenbild. Ganz rechts zu sehen ist ein Dunkelfeldbild, eine weitere Darstellungsmöglichkeit, mit dem Röntgenkontrast-Verfahren Weichteile (wie hier die Lunge) in einem Organismus abzubilden. In collaboration with the medical doctors around Prof. Maximilian Reiser (Klinikum Großhadern), the team of Prof. Pfeiffer already uses the new phase-contrast radiography technique to image live mice. The middle image displays the first phase-contrast image radiograph of a mouse. In comparison on the left, a conventional radiograph is shown. On the right, a dark field image can be seen, another modality to visualize soft tissue in an organism (such as the lung) ), by means oft the X-ray phasecontrast method. 13 © Thorsten Naeser Lasergetriebene Ionenpulse für die Tumorbestrahlung Das ATLAS-Lasersystem in LEX Photonics wird neben der Produktion von Röntgenstrahlung auch zur Erzeugung von Ionenpulsen eingesetzt. The ATLAS laser system in LEX Photonics is used for the creation of ion pulses in addition to the production of X-ray radiation. H ochintensive, ultrakurze Laserpulse könnten der Schlüssel zu einer neuen Ära in der Teilchenstrahlung für medizinische Anwendungen sein. Da Licht eine elektromagnetische Welle ist, kann man mit Laserpulsen geladene Partikel beschleunigen und so eine Teilchenstrahlung für medizinische Anwendungen erzeugen. Die physikalischen Grundlagen für zukünftige therapeutische Ansätze mit Hilfe von laserbeschleunigten Ionen, also geladenen Atomen, erkunden Prof. Jörg Schreiber und sein Team im Cluster. Rund 50 Femtosekunden dauern die Laserpulse, die die Physiker auf durchsichtige Folien auftreffen lassen. Diese, nur wenige Nanometer dicken, Folien bestehen aus diamantartigem Kohlenstoff. Trifft nun das Licht auf die Folien, so üben die Photonen Druck auf sie aus und schlagen Ionen heraus. Der Druck des Lichts wird bis zu zehn Gigabar (eine Milliarde Bar) groß. Zum Vergleich: Auf der Erde herrscht ein Druck von einem Bar. Die herausgeschlagenen Ionen werden beschleunigt und deren Wirksamkeit auf Tumorzellen untersucht. Zurzeit werden Ionenstrahltherapien am Patienten noch mit kontinuierlicher Bestrahlung durchgeführt. Diese wird an konventionellen Beschleunigern über elektrische und magne- E xtremely intense, ultra-short laserpulses might be the key to a new era in particle radiation for medical applications. Since light is also an electromagnetic wave, laser pulses can accelerate charged particles and thus create a particle radiation for medical applications. The physical basis of future therapeutic approaches by means of laser-accelerated ions (charged atoms), is explored by Prof. Jörg Schreiber and his team in the cluster. The laser pulses, which the physicists direct onto transparent foils, last about 50 femtoseconds. These foils which are only a few nanometres thick are made of diamond-like carbon. If the light hits the foil, the photons exert pressure that knocks out ions. The pressure of the light reaches values of up to ten gigabar (one billion bar). In comparison: a pressure of merely one bar prevails on the earth. The knocked out ions are accelerated. For this reason, they are suitable for ion-beam therapy, whose effectiveness is tested in the next step. At present, ion-beam therapies are performed on the patient with continuous irradiation. It is produced with conventional accelerators through electric and magnetic fields. By means of pulsed, strong laser light it is now possible to apply pulsed ion radiation as 14 © Thorsten Naeser Laser-driven ion pulses for the tumour radiotherapy Das System der lasergetriebenen Ionenstrahlung: Laserpulse von links kommend, treffen auf hauchdünne Folien. Dort schlagen die Lichtteilchen die Ionen aus dem Material heraus. Anschließend werden Krebszellen mit den Ionen bestrahlt. The system of laser-driven ion radiation: laser pulses coming from the left hit wafer-thin foils. There the light particles knock ions out of the material. Afterwards, these ions are used to irradiate cancer cells. tische Felder erzeugt. Durch das gepulste, starke Laserlicht wird es jetzt möglich, auch gepulste Ionenstrahlung einzusetzen. Ein solches System könnte durch die sich schnell entwickelnden Lasersysteme platzsparender, kostengünstiger und damit einer größeren Zahl von Patienten zugänglich werden. Im Forschungszentrum LEX Photonics werden zunächst die Lichtquellen zur Erzeugung von Ionenstrahlung weiter verstärkt, um im Anschluss noch energiereichere Ionenstrahlung zu erhalten und damit auch tiefiegende Tumoren zu erreichen. Von unmittelbarem Interesse ist die gepulste Natur der Strahlung, die verbesserte Kontroll- und Detektionsmethoden verspricht. Auf dem Weg zu einem laserbasierten System für eine effiziente Ionenstrahltherapie eröffnet sich den Wissenschaftlern ein neuartiges Werkzeug, um fundamentale Wechselwirkungsprozesse von ionisierender Strahlung mit Materie und Gewebe besser zu verstehen. well. Due to the rapidly developing laser systems, such a system could become available in a more space-saving and cost-efficient way and thus become accessible to a larger number of patients. Effective irradiation of deep-seated tumours requires high-energy ion-radiaton. In the research centre LEX Photonics, this is achieved by intensifying light sources before using them to create ion radiation. The physicists are interested in the pulsed nature of the radiation, which promises improved control and detection methods. On the way to a laserbased system for an efficient ion-beam therapy, a novel tool paves the way to a better understanding of fundamental interaction processes of ionizing radiation with matter. Targetlabor des MAP-Service Centres – Hauchdünne Folien als Teilchenquelle D ie moderne Medizin bedient sich winziger Teilchen aus dem Mikrokosmos. So wird etwa aus Ionen bestehende Teilchenstrahlung für die Therapien von Tumoren eingesetzt. Ionen sind geladene Atome. Doch aus welchem Material lassen sich Ionen mit den benötigten Energien für die klinische Therapie gewinnen? Was ist das ideale Target für die Laser-Ionen Beschleunigung? Mit diesen Fragen beschäftigen sich die Wissenschaftler im Targetlabor des Exzellenzclusters. Die Forscher haben sich auf die Produktion von hauchdünnen, diamantartigen Kohlenstofffolien spezialisiert. Diese Folien sind drei Nanometer dick. Würde man 30.000 Folien übereinander stapeln, so wäre dieser Stapel gerade mal so dick wie ein Blatt Papier. Zu ihrer Herstellung verwenden die Forscher ein heißes Plasma aus Kohlenstoff-Ionen. Diese werden mit einer Geschwindigkeit von rund 100.000 Metern pro Sekunde auf einen mit Natriumchlorid bedampften Siliziumwafer gelenkt. Anschließend wird diese SandwichKonstruktion in Wasser getaucht. Dabei löst sich das Natriumchlorid im Wasser auf. Der Wafer sinkt zu Boden. Zurück bleibt, auf der Wasseroberfläche schwimmend, die diamantartige Kohlenstofffolie. Die dünnsten Folien aus dem Targetlabor sind wenige 100 Atomlagen dick. Sie werden auf einen Träger mit Metall aufgezogen, der über viele kleine Löcher verfügt. Lässt man nun einen starken Laserpuls auf die diamantartigen Folien auftreffen, trennt er die Atome in schnellere Elektronen und schwerere Ionen. Die Elektronen werden durch den Lichtdruck angetrieben. Sie ziehen die langsameren Ionen nach. Unter Medizinern gilt lichtgetriebene Ionenstrahlung als die visionäre Methode der Tumortherapie, weil sie effektiver ist als bisherige Ansätze und gleichzeitig das gesunde Gewebe schont. Blick durch das Mikroskop auf die Oberfläche der diamantartigen Folien. Die Eigenschaften der Ionenpulse kann durch die Oberflächenbeschaffenheit der Folie beeinflusst werden. Hier sieht man eine zehn Nanometer dicke freistehende Folie, in die ein Mikrolinsenarray eingeprägt worden ist. The surface of the diamond-like foils seen through the microscope. The properties of the pulses can be influenced by the foil’s surface pattern. The image shows a freestanding foil of ten nanomtres thickness in which a micro lenses array is stamped. M 15 odern medicine uses tiny particles from the microcosm. This way, for instance, particle radiation consisting of ions is being used for the treatment of tumours. Ions are charged atoms. Which material can provide ions with the required energies for clinical therapy? What is the ideal target for the laser-ions acceleration? The scientists in MAP‘s target laboratory deal with these questions. They specialise in the production of wafer-thin, diamond-like carbon foils. These foils are three nanometres thick. If you would pile 30,000 foils on top of each other, this pile would be merely as thick as a sheet of paper. For their production, researchers use a hot plasma from carbon ions. These ions are accelerated to a speed of about 100,000 metres per second and directed at a silicon wafer vapour coated with sodium chloride. Afterwards, this sandwich construction is submerged into water, whereby the sodium chloride dissolves and the wafer sinks to the ground. What’s left is the diamond-like layer floating on the water‘s surface. The thinnest foils of the target laboratory are a few 100 atom layers thick. They are applied on a metal carrier, which has many small holes. If a strong laser pulse hits the diamond-like foil, it separates the atoms into faster electrons and heavier ions. The electrons drag behind the slower ions. Among physicians, light-driven ion radiation is considered as the visionary method of tumour therapy, because it is more effective than common approaches and at the same time preserves the healthy tissue. © Peter Hilz 16 Target laboratory of the MAP-Service Centre – Wafer-thin foils as particle source Das Targetlabor des MAP-ServiceCentres ist weltweit das einzige, das freistehende hauchdünne Kohlenstofffolien herstellt, in denen die Atome in einer diamantartigen Struktur angeordnet sind. The target laboratory of the MAP-ServiceCentre is the only one worldwide that produces freestanding, wafer-thin carbon foils in which the atoms are arranged in a diamond-like structure. Die diamantartigen Folien werden auf einen siebartigen Objektträger aufgezogen. Er dient als Halterung in der Versuchsanordung. Auf ihn treffen die Laserpulse und schlagen Ionen heraus. The diamond-like foils are mounted on a sieve-like object carrier. It serves as the holder in the experimental set-up. The laser pulses hit it and knock out ions. © Thorsten Naeser (2) 17 © Thorsten Naeser Strahlentherapie der Zukunft – Wie reagieren Krebszellen auf Ionen? Am Meier-Leibnitz-Laboratorium bestrahlen die Forscher Krebszellen. Hier werden die Protonen mit Hilfe eines elektrostatischen Linearbeschleunigers erzeugt. Zukünftig könnte die Ionenstrahlung über Laserlicht produziert werden. At the Meier-LeibnitzLaboratory the researchers irradiate the cancer cells. The protons are produced by means of an electrostatic linear accelerator here. In the future, the ion radiation could be produced with laser light. P rotonen mit Hilfe von Laserlicht zu beschleunigen, könnte neue Wege in der Strahlentherapie eröffnen. Schon heute werden Protonen, also positiv geladene Wasserstoff-Atome, zur Strahlentherapie eingesetzt. Die Protonenstrahlung wird über teure Großgeräte durch elektromagnetische Felder erzeugt. Eine breitgefächerte Versorgung aller Patienten ist damit nicht möglich. Die Wissenschaftler um Dr. Anna Friedl von der Klinik für Strahlentherapie und Radioonkologie der Ludwig-Maximilians-Universität untersuchen in Zusammenarbeit mit der Gruppe von Prof. Günther Dollinger von der Universität der Bundeswehr München, wie man Krebszellen durch eine Bestrahlung mit Protonen am wirkungsvollsten zerstört, ohne dabei das umliegende, gesunde Gewebe zu sehr zu belasten. Die Protonenbestrahlungen der Zellen werden am Rasterionenmikroskop SNAKE des Münchner Tandembeschleunigers durchgeführt. Direkt am Bestrahlungsplatz können die Wissenschaftler über optische Mikroskope in Echtzeit zusehen, wie unterschiedliche Krebszellen reagieren, wenn sie von Protonen getroffen werden. Die Forscher untersuchen die Bedingungen unter denen P roton acceleration with the help of laser light may pave the way for new methods in radiation therapy. Protons (positively charged hydrogen atoms) are already used for radiation therapy, with radiation being created by expensive, large appliances via electromagnetic fields. Diversified patient care is impossible with such huge apparatus. Dr. Anna Friedl and her team at the Department of Radiation Therapy and Radiation Oncology at the Ludwig Maximilians University in collaboration with Prof. Günther Dollinger’s group at the University of the Federal Armed Forces Munich, study different ways to destroy cancer cells using proton radiotherapy, without straining the surrounding, healthy tissue too much. Their experiments are carried out with the scanning ion microscope, SNAKE, of the Munich tandem accelerator. On site, scientists use optical microscopes to monitor the reaction of different cancer cell types to proton beams and explore the best conditions for blocking proliferation of cancer cells. Since every tumour has its own characteristics, individual therapies are required. In most cases, a combination of radiotherapy and chemotherapy is used. The goal is to combat cancer cells Radiation therapy of the future – How do cancer cells react to ions? die Vermehrung von Krebszellen am besten gehemmt wird. Da Tumoren alle ihre eigenen Charakteristiken haben, versucht man nun individuell Therapien zu entwickeln, um die Geschwüre möglichst effizient zu bekämpfen. Zumeist kommt eine Kombination aus Bestrahlungen, medikamentöser Behandlung und Chemotherapie zum Einsatz. Man will die Zellen an ihren jeweiligen Schwachstellen bekämpfen, dort, wo sie am leichtesten angreifbar sind. Das kann etwa bei der Signalübertragung oder bei Reproduktionsmechanismen sein. Eine neue Ära bei der Bekämpfung von Krebszellen könnte nun die lasergetriebene Protonenstrahlung einläuten. Denn über das Licht werden die Protonen mit einer extrem hohen Energie ausgestattet, die sie dann gezielt zur Tumorbekämpfung wieder freisetzen können. Da ein lasergetriebenes System zur Protonenerzeugung nur noch den Platz von etwa zwei Universitätslaboren einnehmen würde und um einiges kostengünstiger als eine konventionelle Protonen-Bestrahlungseinrichtung sein dürfte, würde es für Kliniken leichter zugänglich. Damit könnte es möglich sein, vielen Krebspatienten eine individuelle Strahlentherapie zukommen zu lassen. at their respective weak points, for instance at processes responsible for signal transmission or reproduction. Laser-driven proton acceleration could herald the start of a new era in cancer therapy, since laser light equips protons with sufficiently high energies, which they can then specifically release at the tumour site. A second advantage is that laser-driven systems for proton production only take up the space of about two university laboratories and should be considerably cheaper than a conventional proton irradiation facility. In the future, these systems could be used in clinics, providing many cancer patients with individual radiotherapy. © Anna Friedl Bestrahlte Krebszellen unter dem Mikroskop: In Echtzeit können die Forscher um Anna Friedl beobachten, wie die Zellen reagieren, wenn kurz zuvor Protonen auf sie einwirkten. Die Menge der einwirkenden Ionen kann sehr exakt platziert und dosiert werden. Irradiated cancer cells under the microscope: The researchers around Anna Friedl are able to observe in realtime how the cells react when they have been affected by ions a short time before. The quantity of the impacting ions can be positioned and dosed accurately. © Thorsten Naeser 18 Nach einer Bestrahlung untersuchen die Forscher, wie viele Krebszellen überlebt haben. Dazu färben sie die Zellen zuvor an. Jeder blaue Punkt zeigt eine Kolonie von Zellen, die als Nachkommen der ursprünglichen Zellen gelten. Nur diese Zellen haben überlebt. Alle anderen wurden durch die Protonen unschädlich gemacht. After an irradiation, the researchers examine how many cancer cells have survived. For this purpose they colour the cells beforehand. Every blue point shows a colony of cells that are regarded as the progeny of the original cell. Only these cells have survived. All others have been irendered harmless through the protons. Eine gewebeschonende Bestrahlung – In Mikrokanälen zum Tumor D ie Strahlentherapie eines Tumors mit Protonen hat im Vergleich zu konventionellen Verfahren mit Photonen potentiell geringere Nebenwirkungen, da Protonen durch ihre physikalischen Eigenschaften die maximale Energie direkt im Zielgebiet abgeben. Welche Patienten von einer Protonentherapie am meisten profitieren, wird derzeit klinisch erforscht. Fest steht aber, dass eine Protonentherapie bei krebskranken Kindern von Vorteil ist. Trotzdem birgt auch die Protonen-Bestrahlung für das um den Tumor liegende gesunde Gewebe Risiken. Die Protonen nehmen durch die Hautschicht und die im Körperinneren liegende Strukturen ihren Weg in Richtung Tumor. Hierbei kann es auch bei Protonen zu einer schädigenden Wirkung an gesunden Geweben kommen. Genau dafür interessiert sich das Team um den Physiker Günther Dollinger vom Institut für Angewandte Physik und Messtechnik der Universität der Bundeswehr und die Biologen Thomas Schmid und Gabriele Multhoff von der Klinik für Strahlentherapie und Radiologische Onkologie am Klinikum rechts der Isar. „Jede Strahlenbehandlung kann zu Nebenwirkungen führen, da entlang des Weges durch das gesunde Gewebe Dosisdeposition stattfindet“, erklärt Thomas Schmid. Grundsätzlich kann eine Strahlenbehandlung zu Mutationen im gesunden Gewebe führen und dadurch zu einem späteren Zeitpunkt zu einer neuen Krebserkrankung. Dieses Risiko muss vor allem bei jungen Patienten, speziell bei Kindern, berücksichtigt werden, die in Kombination mit einer Chemotherapie behandelt werden. Nach Kombination von Strahlenbehandlung und Chemotherapie ist das Risiko einer späteren, neuen Krebserkrankung bei Kindern nicht vernachlässigbar. Die Biophysiker und Strahlenbiologen arbeiten nun daran, die Strahlenbelastung des gesunden Gewebes bei einer Strahlentherapie mit Protonen noch weiter zu senken. Die Forscher führen dazu Experimente mit Protonen am Tandembeschleuniger des Maier-Leibnitz-Laboratoriums durch. „Wir bestrahlen die Haut und Körperoberfläche nicht mehr homogen über ein „Feld“ mit Protonenstrahlen, sondern nur noch „punktförmig“ mit Hilfe eines „Rasters“, erklärt Günther Dollinger. Bei dieser Methode wird in kleinen Mikrokanälen auf dem Weg von der Haut bis zum Tumor eine sehr hohe Dosis deponiert, die zum Absterben der Zellen führt. Der große Vorteil der „punktförmigen“ Bestrahlung über Mikrokanäle ist jedoch, dass die gesunden Zellen außerhalb so gut wie nicht geschädigt wer- P 19 roton Radiotherapy of tumours has the potential to have fewer side effects when compared to conventional photon based methods. The reason for this is that protons release their maximum energy directly in the targeted area unlike photons which release their energy throughout their flight path. Which patients might benefit most from proton radiotherapy is currently under clinical investigation. It is, however clear, that proton radiotherapy is beneficial for children suffering from cancer. Nevertheless, proton irradiation also bears risks for the healthy tissue surrounding the tumour. The protons make their way through the dermal layer of the skin and the structures in the body between the irradiation unit and the tumour causing potential damage. The damage caused in the healthy tissue may however still have a harmful effect even when considering that protons deposit the majority of their energy at the site of the tumour. These aspects are precisely what the team around physicist Günter Dollinger of the Institute for Applied Physics and Metrology at the University of Federal Armed Forces and biologists Thomas Schmid and Gabriele Multhoff of the Department of Radiotherapy and Radiooncology at the Klinkum rechts der Isar are interested in. “Any radiotherapy may cause side effects, because a dose deposition is taking place along the path of the particles through the healthy tissue”, explains Thomas Schmid. In principle, all radiotherapy can lead to mutations in the healthy tissue and as a result to new cancer at a later point in time. This risk has to be kept in mind in particular when children young patients are concerned, who are additionally treated with chemotherapy. After the combination of radiotherapy and chemotherapy the risk of reoccurrence or new cancer formation in children is not negligible. Biophysicists and radiobiologists are now working on further reducing the healthy tissue‘s exposure to radiation during radiotherapy by using protons. To assess if a reduction in healthy tissue side effects is possible researchers perform experiments with protons produced by the tandem accelerator at the Maier Leibnitz Laboratorium. “We do not irradiate the skin and body surface homogenously with proton beams, rather only precisely by means of a point-by-point matrix irradiation”, explains Günther Dollinger. Using this method, a very high dose is deposited in small micro-channels on the way from the skin to the tumour that causes the death of the cells. The interplay of the protons with A tissue-conserving radiotherapy – Getting to the tumour via micro channels den. Durch die Wechselwirkung der Protonen mit dem Gewebe kommt es zur Aufweitung der Strahlenkanäle vor dem Tumor und das ermöglicht, dass auch mit dieser Methode im Tumor die Energiedosis homogen deponiert wird und damit zu einer Heilung des Tumors führt. Erste Versuche mit einem Hautgewebemodell bestätigen den schonenderen Behandlungsansatz. Die Hautproben sahen nach der Bestrahlung aus, als hätten viele kleine Nadelstiche auf sie eingewirkt. Jedoch blieb eine komplette Rötung und Entzündung der Haut, wie bei flächiger Bestrahlung, aus. Mit lasererzeugten Protonen, wie sie die Forscher in MAP zukünftig bereit stellen wollen, könnte man bei der Tumorbestrahlung die Strahlenbelastung des gesunden Gewebes durch die Verwendung von Mikrokanälen weiter reduzieren und damit z.B. das Krebsrisiko von Kindern nach Strahlentherapie mit möglicher anschließender Chemotherapie reduzieren. Die Simulation zeigt, dass eine „punktförmige“ Bestrahlung über Mikrokanäle die gleiche Strahlendosis im Tumor deponiert wie eine konventionelle Bestrahlung. Rote Flächen kennzeichnen eine sehr hohe, gelbe eine mittlere und blaue Flächen eine niedrige Strahlendosis. The simulation shows that a “punctiform” irradiation via micro channels deposits the same radiation dose in the tumour as a conventional radiotherapy. Red areas mark a very high, yellow a medium and blue areas a low radiation dose. Article: Thomas Schmid und Michael Molls, collaborationThorsten Naeser Kontinuierliche Bestrahlung eines Tumors durch die Haut Continuous irradiation of a tumour through the skin Punktuelle Bestrahlung eines Tumors durch die Haut Punctiform irradiation of a tumour through the skin Haut skin Gesundes Gewebe healthy tissue Tumor tumour Aufsicht auf das auf der Haut angebrachte Filmdosimeter nach einer punktförmigen Bestrahlung (links) und einer homogenen Bestrahlung (rechts). Der Anteil der bestrahlten Regionen (dunkel) ist nach der punktförmigen Bestrahlung deutlich geringer. View of the film dosimeter placed on the skin after a punctiform irradiation (left) and a homogenous irradiation (right). The proportion of the irradiated areas (dark) is significantly lower after the punctiform irradiation. Punktuelle Bestrahlung Kontinuierliche Bestrahlung punctiform irradiation continuous irradiation © Stefanie Girst Text: Thomas Schmid und Michael Molls, Mitarbeit Thorsten Naeser biological tissue between the radiation unit and the tumour results in a widening of the radiation channels which makes it possible to deposit a homogenous dose in the tumour, thus leading to an obliteration of the tumour. The biggest advantage of the matrix irradiation via micro-channels is that the healthy cells surrounding the micro-channels stay practically undamaged. First experiments using an artificial human dermal tissue model confirm the more gentle treatment approach. After proton micro-channel radiotherapy, the skin samples showed localized damage where the micro-channels had been applied but not between the channels. Complete redness and inflammation of the skin as seen during homogenous, large area, irradiation did not manifest itself. By using laser-generated protons, as the MAP researchers are planning to do in the future, one might further reduce the radiation exposure of healthy tissue via micro-channels and thus, reduce the tumor reoccurrence and secondary cancer risk for children after radiotherapy. © Thomas Schmid 20 21 © Thorsten Naeser Strahlentherapie der Zukunft – Punktgenaue Vollbremsung des Ionenstrahls Sobald ein Teilchenstrahl schneller Protonen oder Ionen in einem Körper mit dem Gewebe in Wechselwirkung tritt, entsteht Gammastrahlung. Mit der ComptonKamera messen die Forscher die Eindringtiefe des Strahls im Körper. As soon as a particle beam of fast protons or ions interacts in the body with tissue, gamma radiation is produced. With a Compton camera the researchers measure the penetration depth of the beam in the body. U ltrakurze, laserproduzierte Ionenpulse könnten zu „geschliffenen Messern“ für die Tumortherapie werden. Ionenstrahlung bietet physikalische Vorteile gegenüber herkömmlichen Bestrahlungsmethoden; sie hat eine definierte Reichweite und gibt ihre enorme Energie auf einen Schlag an das Gewebe ab, im so genannten Bragg-Peak. Dadurch kann der Tumor präzise bestrahlt und umliegendes Gewebe geschont werden. Mit Ionenstrahlung kann somit eine höhere Strahlendosis verabreicht werden; die Wahrscheinlichkeit der Heilung für den Patienten steigt. Doch solch „scharfe Messer“ müssen sehr zielgenau eingesetzt werden, um den Therapiestrahl so zu steuern, dass die maximale Strahlendosis den Tumor genau trifft. Das Team um Prof. Katia Parodi, Leiterin des Lehrstuhls für Experimentalphysik und Medizinische Physik an der Ludwig-MaximiliansUniversität München, entwickelt spezielle Silizium-Detektoren für die lasergetriebene Ionentherapie. Dies sind Online-Analysege- U ltra-short, laser-produced ion pulses could one day act as ‘ultrasharp knives’ for tumour treatment, as ion radiation has a significant advantage when compared to conventional radiation therapy: it maintains a defined range and deposits most of its destructive energy in a very localized area. This behaviour is associated with the so-called ‘Bragg Peak’, a peak in energy deposit. The tumour can thus be irradiated precisely, while minimizing the effect on the surrounding tissue. Consequently, with ion radiation, a higher radiation dose can be administered, significantly improving the patient’s prognosis. But in order to ensure maximum radiation dose exactly at the tumour site, the therapy beam must be controlled precisely, much like a surgeon’s knife has to be applied accurately. The team surrounding Prof. Katia Parodi, Chair of the Department for Experimental Physics and Medical Physics at the Ludwig Maximilians University Munich, is working on 22 Radiation therapy of the future – Punctiform instant braking of the ion beam räte, die aus hauchdünnen Siliziumscheiben bestehen und die Energie und Position der Strahlung messen, die durch sie hindurchfliegt. Sie ermöglichen es, den Ionenstrahl nach der Wechselwirkung mit dem Detektor zu charakterisieren. Die Rückmeldung wird elektronisch erfasst. Zudem dienen SiliziumDetektoren auch als permanente Monitoringsysteme, um den Strahl vor dem Eintritt in den Patienten zu überwachen. Des Weiteren erforschen die Wissenschaftler eine Möglichkeit, den Ionenstrahl während der Bestrahlung im Patienten zu lokalisieren. Nachdem die eingestrahlten Ionen mit dem bestrahlten Gewebe in Wechselwirkung getreten sind, entsteht Gammastrahlung. Diese, aus hochenergetischem Licht zusammengesetzte Strahlung, fangen die Forscher mit einem Detektorsystem ein, das auf einer so genannten Compton-Kamera beruht. Damit messen sie die Eindringtiefe des Strahls im Körper. So könnte es bald möglich werden, online zu beobachten, wo der Strahl im Körper des Patienten landet und seine „punktgenaue Vollbremsung“ millimetergenau zu lokalisieren. Daneben unterstützen bereits heute theoretische Berechnungen die Behandlung von Tumorpatienten; diese Verfahren sollen auch bei einer künftigen, lasergetriebenen Ionenbestrahlung zum Einsatz kommen. Durch so genannte Monte-Carlo-Simulationen modellieren die Forscher im Vorfeld die Wechselwirkung der laserproduzierten Strahlung ab deren Entstehung. Dies sind Berechnungen, die auf der Wahrscheinlichkeitstheorie beruhen und die den Transport und die Wechselwirkung in Materie beschreiben. Die Modellierung begleitet die Experimente und die Entwicklung neuer Detektoren und ebnet den Weg für präklinische Studien. special silicon detectors for laser-driven ion therapy. These instruments are made of wafer-thin silicon slices that measure the energy and position of radiation traversing them. The detectors characterize the laser-driven ion beam according to its interaction with the detector material and record the data electronically. Furthermore, they serve as permanent monitoring systems to detect the beam before it enters the patient’s body. Katia Parodi’s team also investigates methods to accurately localize the ion beam in the patient’s body during radiotherapy. When ions interact with body tissue, gamma radiation is generated. The researchers capture this radiation, consisting of high-energy light, by means of a detector system based on a ‘Compton Camera’. This system allows for precise measurement of penetration depth. Soon, it may be possible to observe the beam’s position via online tools and localize its maximum deposit of energy with an accuracy of a few millimetres. Nowadays, theoretical calculations are already in use to support treatment of cancer patients and these methods will also be used for future, laser-driven ion radiation therapy. Through the method of ‘Monte Carlo’ simulations, researchers model the paths of laserproduced radiation. These calculations are based on probability theory and use equations describing the interaction of radiation and matter. This modelling accompanies the experiments and development of new detectors, paving the way for preclinical studies. Theoretische Simulationen unterstützen die Wissenschaftler bei der zielgenauen Platzierung der Ionenstrahlung im Organismus. Das Bild rechts zeigt schematisch einen Patienten umgeben von einem Detektorring zum Nachweis von Gammastrahlung, auf den von links ein Teilchenstrahl trifft. Theoretical simulations of t support the scientists to place the ion beam accurately within the organism. The picture on the right schematically shows a patient surrounded by a detector ring, for detecting gamma radiation, which is hit by a particle beam from the left © Georgios Dedes 23 © Kerstin Hofmann Lasergetriebene Ionenstrahlung – Treffsichere Tumorbehandlung Simulation der Dosisverteilung von lasergetriebenen Protonen, die auf den Kopf eines Patienten mit einem Gehirntumor im Gehirn treffen. Das umliegende, gesunde Gewebe, wird dabei nur wenig durch die Strahlung belastet. Simulation of the dose distribution of laser-driven protons hitting a patient with a brain tumour. The surrounding, healthy tissue is thereby only slightly affected by the radiation. W ie muss man laser-produzierte Teilchenstrahlung dosieren, um einen Tumor effizient zu bekämpfen und gleichzeitig das umliegende Gewebe zu schonen? Diese Frage beschäftigt Prof. Jan Wilkens und sein Team an der Klinik für Strahlentherapie und Radiologische Onkologie des Klinikums rechts der Isar der TU München. Für ihre praktischen Tests verwenden die Forscher Teilchenstrahlung, die zur Zeit noch über den konventionellen Beschleuniger des Maier-Leibnitz-Laboratoriums (MLL) auf dem Campus Garching erzeugt wird. Dort testen sie zum Beispiel gemeinsam mit Strahlenbiologen, wie Hautzellen auf die Bestrahlung mit Ionen reagieren. Doch neben der Praxis spielen auch theoretische Berechnungen eine wichtige Rolle. Schon heute geht jeder Tumorbekämpfung in einer Klinik eine Simulation der Strahlenbehandlung am Computer voraus. Dabei wird, individuell für jeden Tumor, berechnet, wie W hat is the correct dose of laser-produced particle radiation in order to combat a tumour efficiently, while at the same time preserving the surrounding tissue? This question is addressed by Prof. Jan Wilkens and his team at the Department of Radiation Oncology at Klinikum rechts der Isar of the Technical University Munich. For their practical tests, the researchers use particle radiation which is currently still produced by a conventional accelerator at the Maier-Leibnitz-Laboratorium (MLL) in Garching. In collaboration with radiobiologists, they explore phenomena such as the reaction of skin cells to ion irradiation. However, besides practical applications, theoretical calculations are important as well. Nowadays every tumour treatment in a clinic is preceded by a computer simulation which calculates treatment plans individually for each patient. The aim of these simulations is to obtain the appropriate dose and correct Laser-driven ion radiation – Precise tumou r treatman die Bestrahlung dosieren und in welchem Winkel man sie auftreffen lassen muss, um eine möglichst effiziente Behandlung mit Ionen, aber auch mit Röntgenphotonen zu gewährleisten. Solche Berechnungen erstellen die TU-Mediziner auch für gepulste Strahlung, die mit der in MAP entwickelten Lasertechnologie erzeugt werden soll. Das Energiespektrum dieser licht-getriebenen Strahlung wird breiter sein, als die aus konventionellen Beschleunigern gewonnene Strahlung. Das verspricht neues Potential. Denn damit sind die Mediziner in der Lage, bestimmte Teile des Energiespektrums herauszufiltern und so eine Strahlentherapie individueller als bisher auf die Bekämpfung eines Tumors auszurichten. Und noch ein Vorteil könnte sich aus laserproduzierter Röntgen- und Teilchenstrahlung für die Tumortherapie ergeben: Die Technologie zur Diagnose und Therapie könnte zusammengelegt werden. Heute werden Tumoren meist erst über Röntgenbilder diagnostiziert. Anschließend muss der Patient zu einem anderen Gerät wechseln, das die therapeutische Bestrahlung übernimmt. Künftig könnte es gelingen, zuerst mit Laserlicht die Röntgenstrahlung für die Diagnose und gleich im Anschluss - mit der gleichen Lichtquelle - die Ionenstrahlen zur Therapie einzusetzen. Der Patient müsste sich dazwischen nicht mehr bewegen. Das würde die Treffersicherheit der Teilchenstrahlung zur Bekämpfung des Geschwürs erhöhen. angles to ensure efficient treatment with ions, as well as X-ray photons. Researchers of TU Munich also provide these types of calculations for pulsed radiation, which will be produced with the help of laser technology developed at MAP. The energy spectrum of this light-driven radiation will be wider than of the radiation gained from conventional accelerators. This holds new potential, as physicians will be able to filter out certain parts of the energy spectrum, adjusting radiotherapy to an even more personalized level. Another benefit could arise from laser-produced X-ray and particle radiation for tumour treatment: technology used in diagnosis and therapy being combined. Today, tumours are usually first diagnosed via X-ray imaging, and the patient then has to change to a different device that delivers the radiotherapy. In the future, it may be possible to apply X-ray radiation for diagnostic purposes with laser light first, and directly afterwards (with the same light source), ion radiation for therapy purposes. The patient would not need to move between the procedures, increasing the accuracy of the particle radiation. Lasergetriebene Tumorbehandlung der Zukunft: Ein Laser produziert Röntgen- und Teilchenstrahlung. Der Patient muss sich nach der Lokalisierung zur Ionenstrahl-Behandlung nicht mehr bewegen. Das würde die Treffsicherheit der Teilchenstrahlung erhöhen. Laser-driven tumour treatment of the future: A laser produces X-ray and particle radiation. The patient does not have to move after the localisation of the ion beam irradiation. This would increase the accuracy of the particle radiation. © Stefan Schell 24 25 © Thorsten Naeser Den Ursprung von Krankheiten verstehen – Elektronen „fotografieren“ N In LEX Photonics entwickeln die Physiker Lasersysteme, mit denen sie eine neue Generation Attosekunden-Lichtblitze erzeugen wollen. Diese sollen bis in den Röntgenbereich des Spektrums reichen und kleinste Strukturen sichtbar machen. At LEX Photonics the physicists develop laser systems with which they want to produce a new generation of attosecond light flashes. These should extend to the Xray range of the spectrum and make smallest structures visible. eben der lasergetriebenen Teilchenbeschleunigung verfolgen die Physiker in LEX Photonics einen weiteren, völlig anderen Ansatz auf dem Weg zu neuen medizinischen Diagnose- und Therapieverfahren. Mit Attosekunden-langen Lichtblitzen, die nur Milliardstel einer milliardstel Sekunde dauern, erforschen sie Elektronenbewegungen. Die quantenmechanischen Sprünge dieser Teilchen bestimmen die elementarsten Prozesse in der Natur. Damit sind sie auch für die Entstehung von Krankheiten mit verantwortlich. Denn wie chemische Reaktionen ablaufen und damit auch Veränderungen in Organismen, wird entscheidend von Elektronenbewegungen bestimmt. Die Welt der Elektronen ist bislang nur im Ansatz verstanden: Attosekunden-Lichtblitze ermöglichen es aber nun erstmals, Elektronen-Phänomene zu verstehen und sie in einem späteren Schritt auch zu beeinflussen. So könnten Krankheiten unmittelbar in ihrem Ursprung bekämpft werden – etwa dort wo durch eine fehlerhafte Orientierung der Elektronen in einer Zelle Krebs entsteht. Wie entstehen nun Attosekunden-Lichtblitze? Attosekunden-Lichtblitze werden von Femtosekunden-Laserpulsen produziert. Je stärker diese Laserpulse sind, desto wirksamer erzeugt man daraus Attosekunden-Lichtblitze. I n addition to laser-driven particle acceleration, physicists at LEX Photonics also pursue a completely different approach to new medical diagnostic and therapeutic methods. They explore electron movements via light flashes that only last for a few attoseconds, that is, a billionth of a billionth of a second. The quantum-mechanical leaps of these particles determine the most fundamental processes in nature. For this reason they are (among other factors) involved in the origination of diseases. Chemical reactions are decisively determined by electron movements, thus, changes in living organisms can also be traced back to these elementary particles. However, little is known of their world. Attosecond light flashes now provide the opportunity to understand electron phenomena for the first time and to possibly influence electron behaviour. In doing so, diseases could be combated directly at their source, for example when cancer forms in a cell due to a faulty orientation of the electrons. But how can attosecond light flashes be generated? They are produced by means of femtosecond laser pulses. The stronger these pulses are, the more effectively attosecond light flashes can be produced. The flashes must also meet high demands in order to be suitable for the exploration of the micro- Understanding the origin of diseases – “Photographing” electrons Sie müssen hohe Anforderungen erfüllen, um sich für die Erkundung des Mikrokosmos zu eignen. Die kürzesten Lichtblitze dauern nur wenige zehn Attosekunden. Heute schafft man es, Attosekunden-Lichtblitze im extremen ultravioletten Wellenlängenbereich des Lichts (XUV) zu produzieren. Extremes ultraviolettes Licht besitzt eine Wellenlänge von weniger als zehn Nanometer. Doch bei XUV-Licht ist noch lange nicht Schluss. In LEX-Photonics arbeiten die Forscher daran, Attosekunden-Lichtblitze bis in den Röntgenbereich von wenigen Nanometern Wellenlänge zu verkürzen. Hintergrund ist ein physikalisches Gesetz, das besagt, dass man mit einer bestimmten Art von Licht nur Strukturen sehen kann, die genauso groß sind, wie die Wellenlänge dieses Lichts lang ist. Verkürzt man nun die Wellenlänge des Lichts, sollten die winzigen Teilchen noch klarer sichtbar werden. Zudem wird es dann einfacher, ihre quantenmechanischen Laufwege zu verfolgen. Neben der Verkürzung ihrer Wellenlänge wollen die LEX Photonics-Wissenschaftler die Leistung der Attosekunden-Lichtblitze steigern, sie also mit mehr Energie ausstatten. Je höher nämlich die Leistungsfähigkeit der Lichtblitze ist, desto einfacher wird es, Kontrolle über Elektronen zu gewinnen und diese womöglich später einmal zu steuern. Dies wäre der Schlüssel, um Krankheiten bereits während ihrer Entstehung an ihrem absoluten Ursprung zu bekämpfen. Ein Attosekunden-Lichtblitz trifft auf ein komplexes Molekül und zeichnet die Bewegungen der Teilchen außerhalb der Atomkerne in Echtzeit auf. Damit könnten die Ursprünge von Krankheiten auf elementarster Ebene erforscht werden. An attosecond light flash hits a complex molecule and records the movement of the particles outside of the atomic nucleus in real-time. In this way the origins of diseases could be studied at the most basic level. cosm.The shortest light flashes only last for a few tens of attoseconds. Today, it is possible to produce attosecond light flashes in the ‘Extreme Ultraviolet Wavelength’ light range (XUV), which has a wavelength of less than 10 nanometres. However, XUV is not the limit. At LEX Photonics, researchers work on reducing the wavelength of attosecond light flashes down to the X-ray range of a few nanometres. The laws of physics limit the size of structures we are able to observe with different types of light: light of a certain wavelength can only be used for observing structures that are of equal or larger size to the light’s wavelength. When using an extremely short wavelength, particles should be visible even more clearly. In addition to this, it is much easier to follow their quantum-mechanic movements when using shorter wavelengths. LEX Photonics scientists not only want to shorten the wavelengths of attosecond light flashes, but are also working on enhancing their power and equipping them with more energy. Electrons could then easily be monitored, and possibly controlled. This could be the key to combating diseases at their absolute origin. © woogieworks 26 LEX-Photonics und Centre for Advanced Laser Applications (CALA) Seit 2012 wird in LEXPhotonics eine neue Generation Lasertechnik entwickelt. Östlich davon entsteht ab 2014 das neue Centre for Advanced Laser Applications (CALA), das hier bereits in der Animation zu sehen ist. Since 2012 a new generation of laser technology is being developed at LEX Photonics. To the east of it the new Centre for Advanced Laser Applications (CALA) will be evolving as of 2014, which can already be seen in the animation here. icht ist das Werkzeug des 21. Jahrhunderts. Die Photonik gilt als Schlüsseltdiszplin mit zahlreichen vielversprechenden Perspektiven in technischen und medizinischen Bereichen. Die Grenzen der Lichttechnologien loten die Physiker im Laserforschungszentrum LEX Photonics der Ludwig-Maximilians-Universität aus. Zunächst arbeiten die Forscher daran, eine neue Generation Lasersystem für hochintensive Attosekunden-Lichtquellen zu entwickeln. Diese Quellen sollen noch mehr Photonen in kurzer Zeit bereitstellen und die Licht-Wellenlänge der Blitze in den Röntgenbereich verkürzen. Langfristig könnte diese Technologie die sogenannte AttosekundenRöntgenbeugung ermöglichen. Damit würden erstmals alle chemisch-biologisch relevanten Bewegungen, außerhalb von Atomkernen direkt sichtbar. Man könnte also das Verhalten von Elektronen und Atomkernen in Echtzeit beobachten – und das in beliebig komplexen Systemen, wie etwa in großen, lebenswichtigen biologischen Molekülen. Das könnte beim Verständnis der fundamentalen Ursachen der Krebserkrankungen behilflich sein, wenn nicht sogar eine entscheidende Rolle dabei spielen. Die Weiterentwicklung der AttosekundenTechnologien könnte auch in der Elektronik eine neue Ära einläuten. Denn damit könnte es möglich werden, die elektronische Signalverarbeitung mit Lichtfrequenzen zu steuern. Das würde die heutige Elektronik millionenfach beschleunigen. Doch LEX Photonics wird auf dem Campus nicht das einzige laserforschungszentrum bleiben. Östlich des Gebäudes entsteht in den nächsten Jahren das Centre for Advanced Laser Applications (CALA). Hier wird es vor allem um die Entwicklung neuartiger Diagnose und Therapieverfahren mit Hilfe von lasergetriebenen Teilchenquellen gehen. L ight is the tool of the 21st century. Photonics is considered a key field with numerous promising perspectives in technology and the medical sciences. Physicists at LMU’s laser research centre LEX Photonics explore the boundaries of modern light technology. Their first project is the development of a new generation of laser system for high-intensity, attosecond light sources. These sources provide even more photons in a short amount of time and push the achievable light wavelength of the flashes to the X-ray area of the light spectrum. In the long run, these technologies could facilitate ‘attosecond X-ray diffraction’, with which movements outside of the nucleus (with relevance to biology and chemistry) could be directly visible. One could observe the behaviour of electrons and atomic nuclei in real-time and in all systems, such as in large biological molecules. This could be helpful for understanding the fundamental causes of cancer, or even play a decisive role in its progress and growth. Further development of attosecond technologies will also herald a new era in the field of electronic engineering: it might one day be possible to control electronic signal processing at frequencies of the speed of light, leading to electronics that are a millionfold faster than today. But LEX Photonics will not remain the only laser research centre on the campus. East of the building, the Centre for Advanced Laser Applications (CALA) is currently under construction. The main research goals at CALA will be to develop innovative diagnostic and therapeutic methods by means of laser-driven particle sources. The first task to be tackled at CALA is to provide laser-driven, X-ray beam sources of the next generation. For this purpose, a short pulse laser produces light flashes in the fem- © woogieworks L 27 LEX-Photonics and Centre for Advanced Laser Applications (CALA) In dem eher unscheinbaren Gebäude des Laserzentrums LEXPhotonics steckt eine komplizierte Technik für den Betrieb der Hochleistungslaser. © Thorsten Naeser 28 Die erste Anwendung betrifft die Bereitstellung der nächsten Generation von lasergetriebenen Röntgenstrahl-Quellen. Dabei produziert ein Kurzpulslaser Lichtblitze im Femtosekunden-Bereich. Diese Lichtpulse erzeugen Röntgenstrahlen, die die Krebsdiagnostik zukünftig erheblich verbessern könnten. Die Strahlen gestatten die Früherkennung von Tumoren. Mediziner wären in der Lage, Tumoren zu identifizieren, die sich noch im Anfangsstadium ihres Wachstums befinden, das heißt, bevor sie einen Millimeter Durchmesser erlangen. Die gegenwärtigen Röntgenstrahlen diagnostizieren Tumoren erst ab einem Durchmesser von fünf Millimeter. Der Vorteil der Früherkennung liegt darin, dass die Wahrscheinlichkeit der Metastasierung kleiner Tumoren wesentlich geringer ist. Damit würde diese Diagnostik die Heilungsrate von an Krebs erkrankten Patienten deutlich anheben. Neben der früheren Diagnose von Krankheiten würden die laser-produzierten Strahlen für den Patienten auch eine deutlich geringere Dosisbelastung bedeuten. Die zweite medizinische Anwendung, die in CALA entwickelt wird, betrifft die Behandlung von Tumoren mittels laserbeschleunigter Teilchenstrahlen, insbesondere Protonen und Kohlenstoffionen, die von dünnen, mit energiereichen ultrakurzen Lichtpulsen bestrahlten Diamantfolien ausgesandt werden. Aufgrund des einzigartigen Spektrums an Teilchenstrahlquellen und ultrakurzen intensiven Lichtpulsen wird CALA dem Ensemble an Exzellenzclustern im Münchener Raum, sowie der Ludwig-Maximilians-Universität und der Technischen Universität in den Bereichen Biochemie, Physik und Materialwissenschaften neue Forschungsfelder eröffnen. Dazu schafft CALA hochqualifizierte Arbeitsplätze und rechnet aufgrund seiner Alleinstellungsmerkmale mit weltweitem Zuspruch. This rather inconspicuous building of the laser centre LEX Photonics contains a complicated technology for the operation of high-energy laser. tosecond range. These light pulses produce X-ray beams which could considerably improve cancer diagnostics in the future, allowing early recognition of tumours. Doctors would be able to identify them in their initial stage of growth, that is, before they reach a diameter of one millimetre. Unfortunately, current X-ray beams can only be used to diagnose tomours at a diameter of five millimetres or larger. The early recognition of cancerous tumours is a great benefit as the probability of metastasis of smaller tumours is much lower. This diagnostic would increase the prognosis for cancer patients considerably. In addition to early diagnosis of diseases, laser-produced beams would also ensure lower dose-exposure for patients. The second application to be developed at CALA concerns the treatment of tumours by means of laser-accelerated particle beams, in particular protons and carbon ions. These particles are emitted by thin, diamond foils and irradiated with high-energy, ultra-short pulses. Due to the unique variety of particle beam sources and ultra-short intensive light pulses, CALA will open up new fields of research for the ensemble of excellence clusters in the Munich area as well as for the Ludwig Maximilians University and Technical University in the fields of biochemistry, physics, and material sciences. CALA will create highly qualified jobs and is anticipating worldwide recognition due to its unique features. 29 Kontakt Munich-Centre for Advanced Photonics: Contact Munich-Centre for Advanced Photonics: Prof. Dr. Ferenc Krausz Fakultät für Physik der Ludwig-Maximilians Universität München Am Coulombwall 1, 85748 Garching Max-Planck-Institut für Quantenoptik Hans-Kopfermann-Str. 1, 85748 Garching Tel.: +49 (0) 89 32905 600 E-Mail: [email protected], [email protected] www.attoworld.de, www.munich-photonics.de Prof. Dr. Michael Molls Technische Universität München (TUM) Klinikum rechts der Isar Klinik und Poliklinik für Strahlentherapie und Radiologische Onkologie Ismaninger Str. 22, 81675 München, Germany Tel.: +49 (0)89 4140-6988 E-Mail: [email protected] Kontakt LEX Photonics: Contact LEX Photonics: Prof. Dr. Ferenc Krausz Fakultät für Physik der Ludwig-Maximilians Universität München Am Coulombwall 1, 85748 Garching Max-Planck-Institut für Quantenoptik Hans-Kopfermann-Str. 1, 85748 Garching Tel.: +49 (0)89 32905 600 E-Mail: krausz@lmu Dr. Zsuzsanna Major (Wissenschaftliches Management/Scientific managment LEX-Photonics) Max-Planck-Institut für Quantenoptik Am Coulombwall 1, 85748 Garching Tel.: +49 (0)89 32905 788 E-Mail: [email protected] www.attoworld.de 30 Impressum: Editorial information: Herausgeber/Editor: Pressestelle/press office des Munich-Centres for Advanced Photonics MAP Am Coulombwall 1, 85784 Garching Tel.: +49 (0)89 289 14096 E-Mail: [email protected] Redaktion/editorial staff: Thorsten Naeser, Judith Eckstein, Cornelia Meier, Sigourney Luz, Ismene Kolovos Texte/Texts: Thorsten Naeser, Judith Eckstein, Thomas Schmid und Michael Molls Fotos/Pictures: Thorsten Naeser, Peter Hilz, woogieworks, Anna Friedl, Stefan Schell, edi und sepp, Franz Pfeiffer, Jan Wilkens, Georgios Dedes, Martin Bech, Stefanie Girst, Thomas Schmid, Stefan Karsch Layout und Umschlaggestaltung/Layout and cover design: Thorsten Naeser Satz/Composition: Thorsten Naeser Titelbild/Cover picture: Der Laserphysiker Martin Gorjan im LEX Photonics Labor, © Thorsten Naeser Übersetzt aus dem Deutschen ins Englische: Business Languages Augsburg, Mitarbeit Sigourney Luz Translated from German into English by Business Languages Augsburg, collaboration Sigourney Luz Das Munich-Centre for Advanced Photonics (MAP) ist ein von der Deutschen Forschungsgemeinschaft (DFG) gefördertes Exzellenzcluster. The Munich Centre for Advanced Photonics (MAP) is an excellence cluster supported by the German Research Foundation (DFG). www.munich-photonics.de