Extra «Herzlich willkommen» heisst es auf der Tafel – da sind die 15 Stufen auch kein Problem mehr. Die Blüemlisalphütte liegt auf 2840 m zwischen Kandersteg und dem Kiental. Die Claridenhütte oberhalb von Linthal und Urnerboden im milden Nachmittagslicht. Auf dem Dach links und an der Fassade sind PV-Paneele, rechts thermische Sonnenkollektoren erkennbar. und von den Kosten fallen die Heli-Flüge für den Warentransport kaum ins Gewicht. Die Anlieferung von Dieselöl und Flüssiggas verursacht lediglich einige Prozente der bei der Nutzung anfallenden Treibhausgasemissionen. Allerdings verteuern sich die Waren um rund 15 Prozent. Strom aus Wasserkraft? Der Stromerzeugung in SAC-Unterkünften dienen Generatoren, Wasserkraft- und Photovoltaikanlagen. Windkraft ist keine Option, da das Angebot für eine einigermassen wirtschaftliche Nutzung an den meisten Standorten nicht geeignet ist und sie nicht gleichmässig anfällt. Wasserkraft eignet sich diesbezüglich sehr gut, doch vielerorts ist Wasser nicht ausreichend verfügbar, sodass sogar die Trinkwasserversorgung nur eingeschränkt möglich ist. Zudem sind Wasserkraftanlagen sehr teuer und mit erheblichen Murgang-Risiken behaftet. Naturgemäss handelt es sich bei der Stromversorgung ausschliesslich um Insellösungen, deshalb macht die Installation einer PV-Anlage eine Batterie notwendig. Bei einem Wasserkraftwerk oder einem Diesel-Generator wäre dies nicht der Fall. Energienutzung oberhalb der Baumgrenze Viele SAC-Hütten liegen weit über zweitausend Höhenmeter, die Energieversorgung ist entsprechend schwierig. Ein neues Energie-Tool hilft bei der Reduktion des CO2-Ausstosses. Text Reto Gadola* *Reto Gadola ist Wissenschaftlicher Mitarbeiter am Zentrum für Integrale Gebäudetechnik (ZIG) an der Hochschule Luzern – Technik & Architektur. Kontakt: [email protected] 46 Haustech 5/2016 Energieversorgung von SAC-Hütten Beleuchtung, Sicherheit, Kommunikation Raumheizung, Wassererwärmung und Kochen Elektrizität Gas Holz Photovoltaikanlage mit Batterie (Schnee reduziert Ertrag) Wasserkraft Generator (Dieselöl) Gas in Druckflaschen erleichtert dem Hüttenpersonal die Arbeit. Holzlagerung und Beschickung des Herdes ist aufwendig. Gasflaschen respektive Holzchargen werden mit Helikopter angeliefert. Tabelle 1: Energieversorgung von SAC-Hütten. Energie-Tool SAC-Hütten – Eingabedaten Gebäude Dämmstandard, beheizte Nutzfläche, Nettogeschossfläche, Anzahl Schlafplätze, Haustechnik-Infrastruktur, z. B. Solaranlagen, Ausrüstung mit Geräten Transport Flugminuten und Fahrkilometer pro Jahr Betrieb Anzahl Tagesgäste und Übernachtungen, Primärenergieträger für Kochen, Raumwärme, Wassererwärmung und Stromerzeugung (Bedarf Geräte) StandortKlimastation Tabelle 2: Energie-Tool SAC-Hütten – Eingabedaten. Fotos: Reto Gadola H olz als Energieträger für die Wärmeerzeugung ist umweltfreundlich, macht aber viel Arbeit. Je nach Grösse und Personalbestand der Hütte kann der Aufwand zu gross sein. Zudem mindert das Kochen mit Holz wegen der Abwärme den Komfort in der Küche und häufig auch im Aufenthaltsraum. Auch die Regelung eines Holzkochherdes ist im Vergleich zum Gasherd sehr viel schwieriger, wenn nicht gar unmöglich (Tabelle 1). Doch die Nutzung von Gas in Druckflaschen für Kochen und Heizen sowie von Dieselöl für die Stromerzeugung widerspricht den CO2-Zielen des SAC. Für die nächsten Jahre hat sich der Alpen-Club sogar den Schwerpunkt «Bergsport & Klimawandel» gesetzt. Auch deshalb muss der SAC für den Betrieb der 152 Hütten mit 9200 Schlafplätzen zwischen betriebswirtschaftlichen und ökologischen Auswirkungen abwägen. Abgesehen vom Lärm Energie-Tool Mit der Unterstützung der Kraftwerke Oberhasli AG sowie der Axpo hat das Zentrum für Integrale Gebäudetechnik (ZIG) in Zusammenarbeit mit Fachleuten des SAC ein einfaches Energie-Tool entwickelt. Nach Eingabe von Gebäude- und Betriebsdaten (Tabelle 2) lassen sich konzeptionelle Varianten der Energieversorgung erzeugen, die als Entscheidungsgrundlage dienen. Hinterlegt sind Standardwerte für den spezifischen Energiebedarf, z. B. kWh pro Mittagessen, und ebenso für die Energieerzeugung (z. B. Wirkungsgrade der Raumheizung). Wichtigste Vergleichsgrösse in der Bewertung der Varianten ist der CO2-Ausstoss. Sinnvoll ist dieses Tool vor allem bei Umbauten oder Erneuerungen von SAC-Hütten, um dem Hüttenwart und der Baukommission die Vielfalt der Möglichkeiten – und deren Konsequenzen – aufzuzeigen.