Uwe Harzer 1 Drosophila suzukii – Befallsdynamik im Obstbau DLR Rheinpfalz, Abteilung Gartenbau, Harzer Uwe Der erste Befall im Obstbau wurde in 2014 ab dem 26. Mai bei frühen Süßkirschensorten wie Earlise, Burlat und Charmes sowohl in der Vorderpfalz (Meckenheim, Gronau, Weisenheim) als auch verbreitet in Rheinhessen festgestellt, allerdings nur lokal. Ab der 3. bis 4. Kirschenwoche (Reifegruppe: Bellise, Van, Samba, Georgia, Starking) nahm der Befall deutlich zu und lag bei 30 bis 40 % der Früchte. Ab der 5. Kirschenwoche bis zum Ende der Süßkirschensaison trat in unbehandelten Anlagen bis zu 100 % Befall auf. In mit Spintor und Mospilan behandelten Parzellen war eine Ernte möglich! Nach den Regenfällen im Juli wurde aufgrund von Drosophila-Befall und extremer Monilia-Fruchtfäule die Kirschenernte lokal komplett eingestellt. Nähere Untersuchungen von Süßkirschenproben mit unterschielichem Reifegrad aus Gronau haben gezeigt, dass die Kirschessigfliege in grün bis leicht rosa gefärbte Früchte noch keine Eier ablegt. Eier findet man erst in hellrot gefärbten Kirschen. Im Verlauf des Juni/Juli ging der Befall sehr rasch auf Sauerkirschen und Johannisbeeren über. Wer die Sauerkirschen nicht rechtzeitig aberntete, musste auf die Ernte gänzlich verzichten. Nach den bisher gemachten Erfahrungen scheint der Befall bei Sauerkirschen am schnellsten voranzuschreiten. Insbesondere betroffen waren die Sorten Schattenmorelle und Heimanns Rubin. Bei Johannisbeeren waren sowohl die roten als auch die schwarzen Sorten betroffen. Lokal kam es bei nicht rechtzeitiger Ernte aufgrund der schlechten Preissituation zu Totalausfall, wobei die Schwarzen Johannisbeeren nach unseren Erfahrungen deutlich anfälliger sind. Bei Zwetschen, Pflaumen und Mirabellen war der Befall sehr unterschiedlich und nur von lokaler Bedeutung. Bei frühen bis mittelspäten Sorten wie Ersinger, Hanita u. a. war ab Juli nur ein geringer Befall (bis ca. 10 %) festzustellen. In späten sehr reifen Zwetschen wie z. B. Presenta, Hauszwetsche und Elena nahm der Befall dann ab August deutlich zu. Bei diesen Sorten kam es infolge der anhaltenden Niederschlägen im August zudem zu erheblichem Monilia-Fruchtfäulebefall und dadurch auch zu massivem Befall durch Drosophila melanogaster. U. a. in Weisenheim am Sand wurden einzelne Zwetschenparzellen nach den ersten 1 bis 2 Pflückdurchgängen nicht mehr abgeerntet. Bei Mirabellen, Pfirsich und Aprikosen wurden zwar vereinzelt Eiablagen gefunden, der Befall war letztendlich aber unbedeutend. Überraschend war der geringe bis mittlere Befall in Sommerhimbeeren im Juni/Juli. Hier wurde mit höheren Befallswerten gerechnet. Im August, September kam es dann verbreitet in Rheinhessen und in der Vorder- und Südpfalz zu massiven Ertragseinbrüchen bei Brombeeren, Herbsthimbeeren und Holunder. Bei Herbsthimbeeren und Brombeeren waren vielerorts nur max. 3 Pflückgänge möglich. Holunder wurde zum Teil gar nicht mehr abgeerntet. Untersuchungen an Brombeeren mit unterschiedlichem Reifegrad haben ergeben, dass bereits grüne Beeren mit Eiern belegt werden können. In Freiland-Erdbeeren trat kein Befall auf, zumindest gingen keine Meldungen der Anbauer am DLR Rheinpfalz ein. Im Rahmen des mit Essigfallen in Erdbeerbeständen im zeitigen Frühjahr (April/Mai) durchgeführten Monitorings konnten auch keine Drosophila suzukiiFänge registriert werden. Ende Juli war allerdings in einem Betrieb in Dudenhofen an remon68. Weinbautage 2015 2 Uwe Harzer tierenden Erdbeeren im Folientunnel ein Befall von 83 % durch Inkubation einer Probe im Labor festzustellen. Fazit: Der Befall im Obstbau trat ab Ende Mai zuerst an Süßkirschen auf, ging dann aber rasch auf Sauerkirschen und Johannisbeeren über. Im Verlaufe des Sommers (Juni/Juli) nahm der Befall je nach Kultur deutlich zu, insbesondere dort, wo nicht rechtzeitig abgeerntet bzw. behandelt wurde. Macht man nach den diesjährigen Erfahrungen ein Ranking in der Anfälligkeit der Kulturen, müssten Brombeeren, Herbsthimbeeren, Holunder und Sauerkirschen als hochanfällig, Süßkirschen, Zwetschen, Johannisbeeren und Sommerhimbeeren als anfällig und Mirabellen, Pfirsich und Aprikosen als gering anfällig eingestuft werden. Bei Stachelbeeren und Erdbeeren (Ausnahme: Remontierer) wurde kein Befall festgestellt. Weitere Fragen? Harzer Uwe, Tel. 0 63 21/6 71-2 54, [email protected] 68. Weinbautage 2015