MUSIKALISCHE WERKE ABSEITS DES GEWOHNTEN Domkonzert am 14.November 2015 19 Uhr im Hohen Dom zu Fulda Eine renommierte Berliner Zeitung kündigt ein Konzert in der Philharmonie Berlin an, in dem auch, wie bei uns, der 47. Psalm von Florent Schmitt aufgeführt wird. Erste Textzeile dort: „Wer Lust hat, mal was zu hören, was man nicht immer hört, kann hier etwas ganz Besonderes erleben!“ Mit der Aufführung von Werken französischer Komponisten werden die Chöre am Fuldaer Dom unter der Leitung von Domkapellmeister Franz-Peter Huber erneut einen - wie schon häufig in den Herbstkonzerten - „frischen“, unkonventionellen und besonderen Akzent setzen. Das gilt besonders für „Psalm 47“ von Florent Schmitt. Der Komponist aus der Jahrhundertwende fordert von den Musikern dabei alle Kräfte; Orchester, Chor und Sopranistin müssen alles geben. Mit seinem Geburtsjahr 1870 liegt Florent Schmitt genau zwischen Debussy und Ravel, doch ein „französischer Impressionist“ wurde er nicht. Vor allem Richard Wagner und Richard Strauss, aber auch der Komponist Gabriel Fauré beeinflussten ihn. „Gloire au Seigneur!“ - „Ehre sei dem Herrn!“ beginnt der 47. Psalm (Uraufführung 1906); und so gestaltet Schmitt auch seinen gesamten „Königspsalm“: wie ein monumentales Triumphlied zur Ehre Gottes, das neben sensiblen Passagen immer wieder in einen „unbändigen“, faszinierenden Klangrausch mündet. Eine solche prächtige Klanggewalt wird der Fuldaer Dom nur selten erlebt haben. Eröffnet wird das Konzert mit der Vertonung des 137. Psalms „An den Strömen von Babel, da saßen wir und weinten“ von Joseph Guy Ropartz, ein Komponist, der im Fuldaer Dom kein Unbekannter ist. Der Psalm 137 gehört zu den großartigsten Klagepsalmen, er wurde immer wieder von bedeutenden Komponisten vertont. Bei Ropartz ist die „Klage der Exilanten“, das „Heimweh nach dem Zion“ eine Komposition für Chor, groß besetztes Orchester und Orgel. Es ist ein Werk von erhabenem Ernst mit starken dramatischen Momenten. Die farbreiche Harmonik mit einer bevorzugten Chromatikprägung erinnert an Ropartz’ Lehrer César Franck. Ständige Kontraste in der Chorkomposition – ausdrucksstarke Fugati, Unisono-Teile und eine harmonisch kompakte oder differenzierte Mehrstimmigkeit - sind Mittel, Niedergedrücktheit, Wehklagen oder verzweifeltes Wut-Aufschreien der ins Exil Verbannten über die Zerstörung „ihres“ Jerusalems zu beschreiben. Ganz sicher werden diese auch die heutigen Zuhörer stark berühren. Zwischen den beiden Werken von Schmitt und Ropartz wird das „Stabat mater“ von Francis Poulenc aufgeführt. Der Stabat-mater-Text möchte einem Beter die unsäglichen Schmerzen der unter dem Kreuz ihres Sohnes stehenden Gottesmutter Maria bewusst machen. Da die Dichtung fast ausschließlich auf den Ausdruck von Klage, Schmerz und flehentliches Bitten bezogen ist, steht jeder Komponist eines Stabat maters vor dem Problem, dennoch eine Vielfalt an musikalischen Ausdruckscharakteren zu entwickeln. Im Vergleich mit zahlreichen bedeutenden Stabat-materKompositionen wählt Poulenc eine absolut unkonventionelle Ausdruckwelt für sein Werk, das im Jahr 1950 entstand. Die zwölf Sätze für Solosopran, fünfstimmigen Chor und Orchester präsentieren ein buntes Gemisch verschiedener Stimmungen von bedrückender Ernsthaftigkeit über zorniges Stampfen bis hin zu versonnenem Entzücken und beschwingter Freude. Poulenc bedient sich auch in diesem Werk seiner typischen Stilmittel: die Harmonien sind mit dissonanten Intervallen, Elementen der Jazz-Harmonik und Mitteln aus der „Unterhaltungsmusik“ versehen. Poulenc rüttelt gerne die Zuhörer durch scharfe Kontraste auf, er möchte sie „betroffen“ machen. Vor allem aber auch Jugendliche will er durch seine mitreißende Musik gewinnen. Großartigste Musik für Jung und Alt, hier und in den beiden anderen Werken! KMD Martin Bartsch Vorverkauf: Chöre am Fuldaer Dom, Eduard-Schick-Platz 3, 36037 Fulda Tel: 0661-87-390; [email protected] www.domchor-fulda.de