Save the Climate – Stop Coal! Wir Zeugen des Klimawandels aus

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Save the Climate – Stop Coal!
Wir Zeugen des Klimawandels aus Afrika, Asien, Lateinamerika und Ozeanien appellieren an Deutschland, seiner globalen klimapolitischen Verantwortung gerecht zu
werden und keine neuen Kohlekraftwerke mehr zu bauen
Wir sind nach Deutschland gekommen, um Zeugnis abzulegen stellvertretend für Menschen, die unter dem
Klimawandel leiden. Denn in unseren Ländern ist der Klimawandels für viele Menschen schon heute zur
Überlebensfrage geworden. Dies gilt insbesondere für die Armen, Schwachen und Marginalisierten, für
besonders schutzbedürftige Bevölkerungsgruppen, die aus eigener Kraft nicht in der Lage sind, sich an die
Folgen des Klimawandels anzupassen. Ob Wasserknappheit in Kirgisistan, der ausbleibende Monsun in Indien, Überschwemmungen in Bolivien, die Ausbreitung der Malaria in Tansania oder der steigende Meeresspiegel, der die pazifische Inselwelt mit dem Untergang bedroht – wir leiden unter den Folgen der Erderwärmung, die wir nicht verursacht haben.
Wir sind nach Deutschland gekommen, um unsere tiefe Besorgnis auszudrücken darüber, dass die fortschreitende Verbrennung fossiler Energieträger in Industrie, Verkehr und privaten Haushalten in den Industrieländern zwar deren Wohlstand mehren, dafür aber unsere Welt zerstören und unsere Existenz bedrohen. Uns, die wir Teil dieser anderen Welt sind, aber gleichzeitig sehr verschiedenen Ländern und Kulturen entstammen, eint die Überzeugung und unser fester Glaube, dass wir Verantwortung tragen für den
Erhalt und die Zukunft unser Erde, die wir schützen und bewahren müssen für künftige Generationen.
Die 2007 veröffentlichten Berichte des Weltklimarats haben eindrücklich belegt, dass umfassende, langfristig wirksame und rasch einsetzende Maßnahmen erforderlich sind, um den Klimawandel zumindest noch
wirksam zu begrenzen. Das bedeutet, dass das Entwicklungs- und Wohlstandsmodell der Industrieländer so
nicht fortgesetzt werden kann. Weder ist dies in den Industrieländern selbst möglich, noch kann es in unseren Ländern Vorbild sein für nachholende Entwicklung.
Wir sind nach Deutschland gekommen, einerseits im Wissen darum, dass Deutschland zu den Hauptverursachern des Klimawandels zählt, andererseits in Würdigung dessen, dass Deutschland die sich hieraus ergebende Verantwortung anerkennt und bei den internationalen Klimaverhandlungen bislang eine engagierte
Vorreiterrolle gespielt hat.
Der Zeitpunkt unserer Reise nach Deutschland ist nicht zufällig gewählt: Bis zu den Klimaverhandlungen im
Dezember in Poznan wird Europa über seine Klimaschutzpolitik bis 2020 entscheiden, und wir werden an
diesen Beschlüssen die Ernsthaftigkeit und Glaubwürdigkeit Europas beim Klimaschutz messen.
Wir appellieren an Deutschland, das Ziel nicht aufzuweichen, die Treibhausgas-Emissionen europaweit bis
2020 um mindestens 30% gegenüber 1990 zu senken, denn nur so können die schlimmsten Folgen des Klimawandels – die uns zuerst treffen – verhindert werden.
Wir appellieren an Deutschland, dass die deutschen Reduktionsziele einer Emissionsminderung von 40% bis
2020 und 80% bis 2050 in Deutschland selbst erreicht werden, und nicht etwa durch die Anrechnung von
Emissionszertifikaten für kompensatorische und häufig zweifelhafte Maßnahmen in den Ländern des Südens.
Diese Reduktionsziele sind der angemessene und erforderliche Beitrag Deutschlands, um die globale Erwärmung bis 2050 auf 2 Grad Celsius zu erreichen. Nur so wird es gelingen, unsere gemeinsame Erde so zu
bewahren, dass unser aller Kinder eine Zukunft, ein Dasein in Würde und die Chance für neue Visionen
bekommen.
So unabdingbar das Erreichen dieser Reduktionsziele in Deutschland für unser aller Zukunft also ist, so klar
ist auch, dass dies zugleich eine neue und zukunftsfähige Energiepolitik unerlässlich macht.
Wir appellieren daher an Deutschland,
Ein Moratorium für den Bau neuer Kohlekraftwerke zu beschließen.
Den Ausbau der Erneuerbaren Energien zügig voran zu treiben
Politische Rahmenbedingungen für Energieeinsparung und effiziente Energienutzung zu setzen.
Mit einer solchen Energiepolitik wird Deutschland nicht nur seiner Verantwortung gemäß dem Verursacherprinzip gerecht, sondern kann der Welt auch Vorbild sein und glaubwürdig Wege aus der Klimakrise
aufzeigen. Dazu zählt freilich auch, dass Deutschland den Aufbau klimaverträglicher, nachhaltiger Energiestrukturen in den Ländern des Südens aktiv fördert und uns bei der Bewältigung der Folgen des Klimawandels unterstützt.
An der Energiepolitik wird sich entscheiden, ob die Menschheit den Klimawandel noch begrenzen kann.
Welchen Weg werden die Industrieländer und Deutschland einschlagen? Wenn Deutschland die derzeit
geplanten, 25 neuen Kohlekraftwerke baut, ist damit für Jahrzehnte der Weg in eine klimafreundliche Zukunft verbaut. Denn allein diese 25 Kraftwerke würden im Jahr 2050 144 Mio. t Kohlendioxid ausstoßen.
Das wäre fast das Doppelte dessen, was Deutschland im Jahr 2050 im gesamten Energiesektor freisetzen
dürfte (85 Mio. t CO2), wenn das Reduktionsziel von 80% bis 2050 erreicht werden soll.
Lassen Sie uns gemeinsam das Klima schützen – sprechen Sie sich gegen neue Kohlekraftwerke aus! Lassen
Sie uns damit beginnen, unsere Stimme am 13.9. in Jänschwalde bei Cottbus und in Großkrotzenburg bei
Hanau gegen den Neubau von Kraftwerken an diesen beiden Standorten zu erheben. Denn die Klimafolgen
der künftigen deutschen Energiegewinnung bekommen wir alle zu spüren – auch bei uns! Verhindern wir
sie also gemeinsam – zum Wohl unserer einen Erde und aller Menschen!
Berlin, 11. September 2008
Fe’iloakitau Kaho Tevi, Pazifischer Kirchenrat (Fidschi)
Aisake Casimir, Pazifischer Kirchenrat (Fidschi)
Nafisa Goga D’Souza, Indian Network on Ethics and Climate Change (Indien)
Nurzat Abdyrasulova, Civic Environmental Foundation Unison (Kirgisistan)
Andrea Guzmán, Centro de Promoción de Técnicas de Arte y Cultura – CENPROTAC (Bolivien)
Grace Mketto, Inades Formation Tanzania (Tansania)
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