Vespinae (Echte Wespen) – Typischer Jahreszyklus Der in gemäßigten Klimazonen stets einjährige Zyklus der Wespenstaaten lässt sich in 6 Phasen unterteilen. Die Reproduktionsphase setzt mit dem Schlupf der jungen Königinnen und Männchen im Spätsommer bzw. Herbst ein. Die Kopulation findet in der näheren Umgebung statt. Die Männchen sterben nach wenigen Wochen. Die Überwinterungsphase setzt für die Königinnen nach der Begattung mit der Suche nach einem geschützten Versteck ein. Bevorzugt werden Plätze mit geringen Mikroklimaschwankungen in verrottetem Holz, hinter Borke sowie Hohlräume im Boden oder in Gebäuden. Die Tiere nehmen eine charakteristische Körperstellung ein, bei der die Flügel unter die Bauchseite des Abdomens geklemmt werden und die Fühler sowie Beine eng gegen den Körper gepresst sind. Während der kalten Jahreszeit ist die Stoffwechselaktivität stark vermindert, so dass nur die unmittelbar lebenswichtigen Funktionen erhalten bleiben. Als Nistvorbereitungsphase wird der Zeitraum zwischen dem Frühjahrsschlupf aus den Überwinterungsquartieren und der Nestgründung bezeichnet. Ab Ende April verlassen die Königinnen ihr Winterversteck und gründen dann in der Folgezeit einzeln neue Völker. In diesen ersten warmen Wochen fressen sich die Königinnen nach der langen Winterruhe neue Energiereserven an. Mit dem Spermienvorrat vom Herbst sind sie befähigt, befruchtete Eier zu legen, aus denen dann die Arbeiterinnen bzw. neue Königinnen schlüpfen. Mit der Entscheidung der Königin für einen Nistplatz wird die Solitäre Phase eingeleitet. In Mitteleuropa werden Nester der Echten Wespen ausschließlich von einer Königin gegründet. Nur bei den Feldwespen kommt es zu Nestgründungen durch Weibchen-Gemeinschaften. Die Königin beginnt nun unverzüglich mit der Konstruktion des Initialnestes. Schon nach der Erstellung der ersten Zellen wird eine kleine, schirmförmige Nesthülle errichtet, die als erste Schutzvorrichtung und zur Thermoregulation dient. Wenige Eier werden unmittelbar nach der Fertigstellung der ersten Zellen abgelegt. Die von der Königin gebauten Neststadien besitzen noch nicht die artspezifischen Konstruktions- und Strukturmerkmale. Mit dem Schlupf der ersten Arbeiterinnen beginnt ein kurzer, als Kooperative Phase bezeichneter Zeitraum, in dem die Königin ihre Arbeiterinnen-Funktion sukzessiv immer stärker ablegt und letztendlich ausschließlich Eier ablegt. Damit hat die eigentliche Soziale Phase begonnen. In dieser Zeit werden die höchsten Wachstumsraten erreicht, und die Volksstärke ist auf ihrem Höhepunkt angelangt. Die Arbeiterinnen sind nun damit beschäftigt das Nest durch einen ununterbrochenen Umbau von innen nach außen zu vergrößern und Nahrung herbeizuschaffen. Die optimale Temperatur von ca. 35 Grad Celsius wird ggf. durch eine aktive Erwärmung des Nestes erzeugt. Durch eine optimale Temperaturregulation kann die Entwicklungszeit des Nachwuchses im Vergleich zur Nestgründungsphase deutlich auf nur vier Wochen verkürzt werden. Bei extremer Hitze wird eine aktive Kühlung durch Flügelventilation oder die Erzeugung von Verdunstungskälte mittels herantransportiertem Wasser erreicht. Mit der Konstruktion von Großzellen zur Aufzucht der Geschlechtstiere wird das Ende des Wespenstaates eingeleitet. Zum Zeitpunkt des Schlupfes der ersten neuen Königinnen stirbt die alte Königin ab. Das Volk degeneriert nun zunehmend, da keine neuen Arbeiterinnen mehr nachwachsen. Die Temperaturregulation und das Versorgungssystem brechen zusammen. Die meisten Larven sterben ab. Das Ende des Staates wird bei den spätfliegenden Arten dann durch die ersten kalten Nächte besiegelt. © www.aid.de Stand: 25.09.2012 Seite 1 von 2 Typischer Jahreszyklus eines sozialen Wespenstaates in Mitteleuropa Nistvorbereitungsphase/Solitäre Phase Nestgründung durch die Königin (bei Feldwespen sind zum Teil mehrere Weibchen und Königinnen an der Nestgründung Kooperative Phase Übergang zur sozialen Phasen beginnt mit dem Schlupf der ersten Arbeiterinnen Soziale Phase Wachsende Kolonie, Königin legt nur noch Eier, Produktion von Arbeiterinnen Reproduktionsphase Im Spätsommer/ Herbst Schlupf der jungen Königinnen und Männchen. Tod der Altkönigin Kopulation der Geschlechtstiere Begattung der Jungköniginnen, (Speicherung der Spermien), Tod der Drohnen (Männchen) Überwinterungsphase Überwinterung der Jungköniginnen Text: Umwelt- & Medienbüro Witt, Oldenburg © www.aid.de Stand: 25.09.2012 Seite 2 von 2