Spieltheorie 7-1 Wintersemester 2009/10 Aufgabenblatt 7 Inhalt: Kapitel 6, Statische Spiele mit unvollständiger Information Aufgabe 7.1 Betrachten Sie eine Erstpreisauktion ohne Reservationspreis mit zwei risikoneutralen Bietern. Die Zahlungsbereitschaften der Bieter v1 , v2 sind unabhängig und auf dem Intervall [0, 1] gleichverteilt. Jeder Bieter kennt vor Beginn der Auktion seine Zahlungsbereitschaft, weiß über die Zahlungsbereitschaft des anderen Bieters lediglich, dass sie wie oben angegeben verteilt ist. Eine Strategie für Bieter i ist eine Funktion bi (vi ), also das Gebot, das Bieter i macht, wenn er eine Zahlungsbereitschaft von vi besitzt. (a) Bieter 1 verwende eine lineare Strategie, d.h. b1 (v1 ) = α1 v1 mit α1 ∈ [0, 1] Berechnen Sie (gegeben den Parameter α1 ) die Wahrscheinlichkeit, dass Bieter 2 mit einem Gebot von b2 die Auktion gewinnt. Beachten Sie dabei, dass diese Wahrscheinlichkeit nicht größer als 1 werden kann. Berechnen Sie dann den erwarteten Gewinn von Bieter 2, G(b2 , v2 , α1 ). (b) Verwenden Sie nun die Gewinnfunktion, um eine beste Antwort von Bieter 2 auf die gegebene Strategie von Bieter 1 zu bestimmen. Zeigen Sie insbesondere: Falls α1 ≥ 12 gilt, ist die beste Antwort von Bieter 2 linear und hängt nicht von dem Parameter ab. (c) Zeigen Sie, dass es genau ein Bayesianisches Nash-Gleichgewicht für diese Auktion gibt, in dem beide Bieter lineare Strategien verwenden. Wie lauten diese Gleichgewichtsstrategien? (d) Wie hoch ist der erwartete Erlös des Verkäufers, falls beide Bieter diese Gleichgewichtsstrategie verwenden? Vergleichen Sie diesen mit dem Erlös, den der Verkäufer in einer Zweitpreisauktion erzielt, in der beide Bieter ihre Zahlungsbereitschaft bieten (Vergleiche Aufgabe 1.4). Zeigen Sie, dass der erwartete Erlös in beiden Auktionen gleich ist (“Revenue Equivalence Theorem”). Tipp: Arbeiten Sie bitte zunächst die Zusatznotizen zu “Ordnungsstatistiken” durch. Spieltheorie 7-2 Wintersemester 2009/10 Aufgabe 7.2 Betrachten Sie die folgende strategische Situation. Zwei verfeindete Armeen sind bereit eine Insel anzugreifen. Der jeweilige General von jeder Armee hat die Wahl zwischen “angreifen”oder “nicht angreifen”. Zusätzlich ist jede Armee entweder “stark”oder “wankelmütig”mit gleicher Wahrscheinlichkeit (die Ziehungen für beide Armeen sind unabhängig), und jeder General kennt nur den Typ seiner eigenen Armee. Die Auszahlungen ergeben sich folgendermaßen: Die Insel hat einen Wert von M = 10 für denjenigen, der sie einnimmt. Eine Armee kann die Insel einnehmen, wenn entweder der Gegner nicht angreift, oder wenn die eigene Armee stark ist und der Gegner wankelmütig. Falls zwei Armeen gleicher Stärke die Insel angreifen, kann keiner die Insel einnehmen. Eine Armee hat “Kosten”, wenn es zum Kampf kommt, die s = 6 für eine starke Armee betragen und w = 8 für eine wankelmütige. Falls der Gegner nicht angreift, entstehen keine Kosten. Modellieren Sie diese Situation als ein Bayesianische Spiel und identifizieren Sie alle Bayesianischen Nash Gleichgewichte in reinen Strategien. Aufgabe 7.3 Betrachten Sie die folgende Handelsbeziehung zwischen einem Verkäufer und einem potentiellen Käufer. Der Verkäufer besitzt eine Einheit eines unteilbaren Gutes. Die Wertschätzungen der beiden Akteure bzgl. des Gutes (vv , vk ) (der Index v steht für “Verkäufer”, Index k für “Käufer”) sind unabhängig und auf dem Intervall [0, 1] gleichverteilt. Die beiden Personen haben sich darauf geeinigt, eine zweiseitige Auktion als Allokationsmechanismus zu benutzen. Dabei geben beide Teilnehmer simultan ein Gebot bi ≥ 0 ab. Falls bv > bk behält der Verkäufer das Gut und keine Geldzahlungen erfolgen. Gilt hingegen bk ≥ bv , so bekommt der Käufer den Gegenstand und zahlt einen Preis in Höhe von 21 (bv + bk ). Der Nutzen der Teilnehmer ergibt sich wie folgt uv = uk = 0 1 (bv 2 0 vk − + bk ) − vv 1 (b 2 v falls bk < bv falls bk ≥ bv falls bk < bv + bk ) falls bk ≥ bv (a) Bestimmen Sie das Bayesianische Nash-Gleichgewicht unter der Annahme, dass die beiden Teilnehmer Strategien der Form bi (vi ) = αi + βi vi benutzen. Wie hoch sind die αi , βi , und welche Zahlung wird im Gleichgewicht erfolgen? Spieltheorie 7-3 Wintersemester 2009/10 (b) Führt der obige Allokationsmechanismus zu effizienten Allokationen? Tipp: Wenn Sie unerfahren im Rechnen mit bedingten Erwartungswerten sind, arbeiten Sie bitte zunächst die Zusatznotizen “Rechnen mit bedingten Erwartungswerten” durch!