Pro Dialog IM BLICK » ARZT UND PRAXISTEAM Auch Forschungsprojekte werden durch den Innovationsfonds gefördert – darunter einige, bei denen das WIdO mitmacht. BERLIN. Woran kann man erken- nen, dass die Wohn- und Versorgungssituation eines Patienten über kurz oder lang ins Pflegeheim führt? Lässt sich dieser Prozess verzögern oder gar stoppen? Das sind nur zwei der Fragen, auf die ein Forschungsprojekt unter Beteiligung des Wissenschaftlichen Instituts der AOK (WIdO) Antworten sucht. Das WIdO ist an insgesamt acht Projekten zur Versorgungsforschung, die aus dem Innovationsfonds unterstützt werden, beteiligt. Zwei dieser Projekte beschäftigen sich mit der Sicherheit in der Arzneimittelversorgung. So untersucht das WIdO die Behandlungsergebnisse der Hausärztlichen Initiative zur Optimierung der Patientensicherheit bei Polypharmazie. Hintergrund: In Deutschland wenden etwa 36 Prozent der über 65Jährigen und 42 Prozent der über 85-Jährigen mehr als fünf Arzneimittel gleichzeitig an. Nicht alle Medikamente vertragen sich miteinander. An dieser Stelle knüpft das zweite Arzneimittel-Projekt an. Es geht der Frage nach, an welchen Merkmalen sich die Unverträglichkeit verschiedener Medikamente miteinander frühzeitig erkennen lässt. Weitere Forschungsvorhaben beschäftigen sich mit der Versorgung von Patienten, die an der Wirbelsäule operiert wurden. Es geht hier vor allen Dingen darum, auffällige regionale Unterschiede bei der Anzahl der Operationen zu erklären. Um die Ursachenforschung regionaler Unterschiede geht es auch bei der KARDIO-Studie. Allerdings untersuchen das WIdO und seine Partner hier ebenso, wie durch einheitliche Behandlungspfade die Therapieentscheidung bei Koronarer Herzkrankheit (KHK) verbessert wird. Ein weiteres Forschungsvorhaben beschäftigt sich mit dem Thema „Sektorenübergreifende Inanspruchnahme ambulanter Versorgungsstrukturen von Notaufnahmepatienten“. Der Innovationsausschuss des GBA wählte 62 Förderprojekte aus ursprünglich fast 300 Anträgen aus. Die Fördersumme für die 62 Projekte beträgt insgesamt 75 Millionen Euro. (rbr) Innovationsfonds fördert 18 Projekte mit AOK-Beteiligung Insgesamt 29 neue Versorgungsformen erhalten Mittel aus dem Innovationsfonds – an 18 davon ist die AOK beteiligt. Dabei reicht das Engagement der Krankenkasse weit über telemedizinische Anwendungen hinaus. BERLIN. Ganz gleich, ob die Versorgung im ländlichen Raum, Projekte der Telemedizin oder die Sicherheit beispielsweise von Arzneimitteltherapien verbessert werden sollen: Wenn es um innovative Versorgungsprojekte geht, ist in vielen Fällen die AOK dabei. Das zeigt sich auch daran, dass an insgesamt 29 neuen Versorgungsformen, die mit Mitteln aus dem Innovationsfonds gefördert werden, 18 Projekte mit einer AOK-Beteiligung zu finden sind. Im Themenfeld „Ländliche Gebiete“ hat vor allem die AOK Nordost die Nase vorn: vom Projekt zur Versorgungsstruktur im Landkreis Templin über den Aufbau eines sektorübergreifenden Care Centers zur Versorgungsoptimierung chronischer Herzerkrankungen bis hin zur notfallmedizinischen Neuausrichtung eines Landkreises. Außerdem beteiligt sich die AOK Nordost an einem Projekt der akutneurologischen Versorgung mit telemedizinischer Unterstützung in Nordostdeutschland. Versorgung auf dem Land sichern Im Falle des Care Centers werden alle an der Patientenversorgung Beteiligten und oft räumlich entfernten Institutionen zusammengeführt. Im Projekt werden rund 3000 Patienten in Mecklenburg-Vorpommern betreut mit dem Ziel, mittelfristig die Morbidität und Mortalität bei chronischen Herzerkrankungen zu verringern. Beim Projekt zur akutneurologischen Notfallversorgung geht es unter anderem um eine telemedizinische Zusammenarbeit von neurologischen Maximalversorgern mit regionalen Versorgungskliniken. Dabei soll die Telemedizin über den Schlaganfall hinaus auf andere neurologische Akuterkrankungen wie Meningitis, Querschnittssyndrome oder epileptische Anfälle ausgeweitet werden. Im Bereich „Telemedizin, Telematik und E-Health“ sind AOKs in mehreren Projekten führend bzw. mit von der Partie: Die AOK Niedersachsen engagiert sich etwa für die bessere Versorgung nach Nierentransplanta- © DRAFTER123 / ISTOCKPHOTO.COM Forschergeist für bessere Versorgung Eine Serie in Kooperation von ÄrzteZeitung und AOK-Bundesverband ● ZUKUNFT GESTALTEN 5 Freitag/Samstag, 13./14. Januar 2017 Nr. 3-8D ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● 133 ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● MILLIONEN Euro Fördervolumen kommen den Projekten mit AOK-Beteiligung zugute. Insgesamt stellt der Innovationsfonds 225 Millionen Euro für neue Versorgungsformen bereit. ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● tionen, für die die nephrologische Nachsorge durch telemedizinische Visiten und eine gemeinsame elektronische Fallakte ergänzt wird. Die AOK Bayern engagiert sich in einem Pilotprojekt zur telemedizinischen Notfallversorgung im Rettungsdienst einer ländlichen Region sowie für die EHealth-gestützte Rückenschmerztherapie. Während es beim „Telenotarzt Bayern“ unter anderem darum geht, Kapazitätsengpässe aufzufangen, sieht das Rückenprojekt eine verbesserte Versorgung durch die Behandlung nach den Vorschlägen der Nationalen Leitlinie Kreuzschmerz mit einer abgestuften Behandlung auf allen Ebenen (Hausarzt, Facharzt, Schmerztherapeut) vor. Gemeinsam mit anderen Kassen beteiligen sich die AOK Rheinland/Hamburg und die AOK NordWest an einem großen Projekt in Nordrhein-Westfalen zum Aufbau einer telemedizinischen digitalen Netzwerkstruktur zur Verbesserung der wohnortnahen Versorgung. Kampf gegen Antibiotikaresistenzen Im Themenfeld „Arzneimitteltherapiesicherheit“ stemmen die AOK Bayern und die AOK Rheinland/Hamburg gemeinsam mit Ärztenetzen vor Ort ein großes Projekt, um Antibiotikaresistenzen gezielter zu bekämpfen. Sektorenübergreifend sollen hier zum Beispiel regionale Krankenhäuser, stationäre und ambulante Pflege sowie Apotheken einbezogen werden. „Kinder und Jugendliche“ sind im Fokus eines Projekts zur virtuellen Diabetesambulanz, für das die AOK NordWest eine Förderzusage erhalten hat. Hier wird Familien ein zusätzlicher Beratungstermin mit einem Kinderdiabetologen pro Monat über ein Online-Beratungsportal geboten. Auch ein Projekt der AOK Nordost zur unterstützenden Intensivprophylaxe mit zahnärztlicher Sanierung unter Narkose unterstützt Kinder. Pflegebedürftige im Fokus Förderungen erhalten ferner Projekte im Themenfeld „Pflegebedürftige“ zur verbesserten Versorgung psychischer und neurologischer Krankheiten (AOK Rheinland/Hamburg) sowie ein Projekt zur Verbesserung der Versorgung von Menschen mit seltenen Erkrankungen durch die Umsetzung des nationalen Aktionsplans (NAMSE), an dem unter anderen die AOK Nordost, die AOK PLUS und die AOK Bayern beteiligt sind. Außerdem engagiert sich die AOK Rheinland/Hamburg mit verschiedenen Partnern für eine bessere Gesundheitsversorgung in benachteiligten Stadtteilen. Im Rahmen des Modellprojektes wollen die Partner in den Hamburger Stadtteilen Billstedt und Horn ein integriertes, patientenorientiertes Versorgungsmodell etablieren (wir berichteten) und die Übertragbarkeit auf andere Regionen evaluieren. Dafür soll die Gesundheitsversorgung dort neu organisiert, der öffentliche Gesundheitsdienst integriert und der medizinische und soziale Sektor vernetzt werden. (eb) ▼ ● ● ●● ●● ● ●● ● ●● ● ●● ● ●● ● ●● ● ●● ● ●● ● ●● ● ●● ● ●● ● ●● ● ●● ● ●● ● ●● ● ●● ● ●● ● ●● ● ●● ● ●● ● ●● ● ●● ● ●● ● ● ●● ● ● ●● ● ● Wer gesetzlich pflege- und krankenversichert ist, muss 2017 auf ein Jahreseinkommen bis zu 52 200 Euro Beiträge in die Sozialversicherung zahlen. Das entspricht einem Monatsgehalt von 4350 Euro. So steht es in der „Verordnung für die Sozialversicherungsrechengrößen 2017“. Die Veränderung entspricht der jährlichen Anpassung an die Gehaltsentwicklung in Deutschland. 2016 lag die Beitragsbemessungsgrenze noch bei einem Jahreseinkommen von 50 850 Euro. (eb) ●● ● ● ●● ● ●● ● ●● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● AOK-TICKER Beitragsbemessungsgrenze steigt auf über 52 000 Euro ●● ●● ●● ●● ●● ●● ●● ●● ●● ●● ●● ●● ●● ●● ●● ●● ●● ●● ●● ●● ●● ●● ●● ●● ●● ●● ●● ●● ●● ●● ●● ●● ●● ●● ● ● ● ●● ●● ●● ● ● ● ●● ●● ●● ● ● ●● ●● ● ● ● ● ●● ●● ●● ●● ● ●● ● ● ●● ●● ● ● ● ●● ●● ●● ● ● ● ●● ●● ●● ● ● ● ● ●● ●● ●● ●● ● ● ● ● ● ● ●● ●● ●● ●● ●● ●● ● ● ● ●● ●● ●● ● ● ● ● ●● ●● ●● ●● ● ● ● ● ● ● ●● ●● ●● ●● ●● ●● ● ● ● ● ● ● ●● ●● ●● ●● ●● ●● ● ● ● ● ● ● ● Weitere Infos unter: www.aok-bv.de (> Hintergrund > Das gilt) ●● ●● ●● ●● ●● ● ●● ● Fast jedes vierte Schulkind im Nordosten ist Allergiker Rund 23 Prozent der Schulkinder im Nordosten sind Allergiker. Das ist Ergebnis einer Auswertung des Gesundheitswissenschaftlichen Instituts Nordost (GeWINO) der AOK Nordost. Das GeWINO erstellt derzeit den ersten Kinderreport für die Region Berlin, Brandenburg und Mecklenburg-Vorpommern, der sich u. a. dem Thema Allergien bei Schulkindern widmet. Die nun vorgelegte erste Auswertung zeigt: An der Spitze in Sachen Allergien liegt MecklenburgVorpommern mit 24 Prozent, gefolgt von 23 Prozent in Brandenburg. In Berlin sind immerhin noch 22 Prozent der Schulkinder von allergischen Erkrankungen betroffen. (eb) ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● Hessen: Prävention in Kitas und Schulen im Auftrieb Für Präventionsprojekte vor allem in Kitas und Schulen hat die AOK Hessen in 2016 über 3,2 Millionen Euro ausgegeben. Insgesamt 30 Programme und Initiativen wurden gefördert und damit 66 000 Personen, in erster Linie Kinder und Jugendliche, erreicht. Im Jahr zuvor waren es – noch vor Inkrafttreten des Präventionsgesetzes – lediglich 700 000 Euro. Auch bei ihrem eigenen Kursprogramm konnte die Gesundheitskasse zulegen: 455 Kurse fanden hessenweit statt, insgesamt 5344 Teilnehmer waren dabei. Außerdem wurden erneut weit über eine Millionen Euro für die Erstattung von Kurskosten bei anderen, zertifizierten Anbietern übernommen. (eb) Die Praxis-Serie Lesen Sie am 27. Januar: Ein spezielles Versorgungsprogramm in Sachsen-Anhalt soll Patienten mit chronischer Niereninsuffizienz vor der Dialyse bewahren. Dabei arbeiten Haus- und Fachärzte eng zusammen – mit Erfolg, wie eine aktuelle Auswertung der Gesundheitskasse zeigt. Kontakt: Haben Sie Fragen oder Anregungen an die AOK oder Themenwünsche für diese Seite? Dann schreiben Sie uns eine E-Mail an: [email protected].