15 - Wanderheuschrecke Wo sie hinfliegt, wächst kein Gras mehr „Die Wüstenheuschrecke war im Norden Malis seit Ende Juli 2004 das beherrschende Thema. Nach der guten Regenzeit des Jahres 2003 hatten sich diese wandernden Heuschrecken vor allem in Mauretanien eingenistet und vermehrt. Im April 2004 brachen sie in nördlicher Richtung auf, verwüsteten Pflanzungen in Marokko und Algerien und fallen nun von dort kommend nach Mali ein. Eine biblische Plage, der schlimmste Ausbruch seit mehr als zehn Jahren. Die Bauern von Mali können sich nicht erinnern, je Schwärme der Wüstenheuschrecke zu Beginn der Regenzeit erlebt zu haben. In Malis Norden trafen sie im Sommer 2004 genau zu diesem Zeitpunkt ein und haben sich wegen der Regen in erschreckendem Tempo und Mass ausgebreitet.“ Die Weibchen der Wüstenheuschrecke legen ihre Eier (zwischen 1.000 und 3.000 Stück) nach einem Regen (in Häufchen von 60 bis 70 Eiern) in einigen Zentimetern Tiefe im weichen Sand der Dünen ab, in einer Umgebung, die der nächsten Generation möglichst gute Überlebenschancen bietet (Pflanzen, Feuchtigkeit). Um zu schlüpfen, brauchen die Larven wiederum einen Regen. Ein leichter Regen kann Millionen von Larven in Gruppen schlüpfen lassen, die sich auf Pflanzen und Feuchtigkeit zu bewegen. Die jüngsten suchen möglichst zarte Blätter, zum Beispiel der Hirse. Die jungen Heuschrecken bewegen sich dann noch immer in überschaubaren kleineren Schwärmen und gruppieren sich am Abend in Büschen und dichter bewachsenen Hecken, die sie nachts bis auf den Stiel abfressen. Dann tun sie sich zu grossen Schwärmen und bilden kilometerlange gelbgrüne Teppiche. Durchschnittlich 50 Millionen bilden einen Schwarm. Jede Wanderheuschrecke benötigt pro Tag ihr eigenes Körpergewicht (ca. 10 g) an Nahrung. So können Schwärme Ernten vernichten, die für die Bewohner zu ihrer Ernährung bräuchten. Die Schwärme lassen sich leiten von den Winden, die sie wieder zu neuen Futterplätzen bringen. Heuschreckenschwärme werden deswegen auch gelegentlich aufs Meer geweht. „Zum Beispiel hatte ein Schwarm, unweit von Timbuktu, innerhalb von 72 Stunden Reisplantagen auf einer Fläche von 100 Hektaren und alle Bäume in dieser Gegend kahlgefressen. Ernteausfälle und Hungersnöte werden die Folge sein. Seit dem August 2004 gab es keinen Zweifel: Die Invasion der Wüstenheuschrecken und die geringen Niederschläge des Jahres 2004 würden ein extrem hartes Jahr 2005 zur Folge haben. Das erlebt die Bevölkerung im Norden Malis nun.“ Nebenbei bemerkt: Ende November 2004 fielen auch Schwärme der Wanderheuschrecke in Massen auf den Kanarischen Inseln ein und verdarb dort so manchen Touristen den Urlaub. Wettbewerbsfrage: Wie viele Tonnen Getreide kann ein Schwarm von 50 Millionen Heuschrecken täglich vernichten? Antwort: 500 Tonnen Bilder: 321-Heuschrecken-Ouadane04; 409-Heuschrecken-Ouadane04