A n t o n y m e sind solche Wörter die völlig entgegengesetze

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Semantische Analyse des modernen deutschen Wortschatzes.
Homonyme
(griech, homos „gleich“, onoma „Name“) sind Wörter und Wortverbindungen
mit gleicher lautlicher Form und völlig verschiedenen Bedeutungen:
z.B.: Reif „Ring“ – Reif „gefrorener Tau“ – reif „gereift“;
Mahl „Essen“ – Mal „Erkennungszeichen“ u. a.
Die Homonyme lassen sich im Deutschen in drei Gruppen einteilen:
l e x i k a l i s c h e, l e x i k a l i s c h – g r a m m a t i s c h e, g r a m m a t i s c h e.
Unter den l e x i k a l i s c h e n H o n o y m e n verstehen wir solche Wörter
mit verschiedener Semantik, die lautlich in allen Formen zusammenfallen, also
vollständige Homonyme sind. Wie die Betrachtung des konkreten Sprachmaterials
beweist, sind lexikalische Hononyme immer vollständige Hononyme. Lexikalische
Homonyme sind vor allem unter den Substantiven zu finden:
Schnur (f) „Bindfaden“ – Scnnur (f) – „Schwiegertochter“
Rost (m) „Gitterboden einer Feuerung“ – Rost (m) „Überzug an Eisen und
Stahl“ (Zerstörungserscheinung, durch Oxydation hervorgerufen);
Märe (f) „Kunde“ – Mähre (f) ,,Pferd’’, Mine (f) „Grube im Bergbau “Mine (f) „Geschoß“ – Mine (f) ,,Gesichtsausdruck’’
Auch unter anderen Wortarten gibt es Homonyme, z. B. unter den Verben
lesen „sammeln“ – lesen „eine Schrift lesen“; dichten „dicht machen“ – dichten
,,etwas ausdenken’’.
Pronomen können auch homonymisch sein: Sie, sie; es, es; Ihnen, ihnen.
Unter den l e x i k a l i s c h – g r a m m a t i s c h e n H o m o n y m e n
verstehen wir lautlich zusammenfallende Formen verschiedener Wörter. In diesem
Fall sind lautlich identisch solche semantisch vollkommen verschiedenen Wörter,
die auch verschiedenartig grammatisch gestaltet sind; also, lexikalisch –
grammatische Homonyme unterscheiden sich voneinander sowohl lexikalisch als
auch grammatisch, d. h. durch irgendein grammatisches Merkmal, nämlich durch
verschiedenes
grammatisches
Geschlecht,
durch
die
Zugehörigkeit
zu
verschiedenen Wortarten usw. Lexikalisch – grammatische Homonyme zerfallen in
zwei Gruppen: in vollständige und unvollständige (teilweise).
Zu den v o l l s t ä n d i g e n H o m o n y m e n gehören solche Wörter,
deren lautliche Gestalt in allen grammatischen Formen zusammenfällt, obwohl sie
verschiedenen Wortarten angehören, und auch solche, die unveränderlich sind,
z. B.: der alte – Adjektiv,
der Alte – substantiviertes Adjektiv.
Auch: während – Konjunktion, während – Präposition;
allein – Konjunktion, Adverb, Partikel.
Vollständige lexikalisch – grammatische Homonyme gehören immer zu
verschiedenen Wortarten, und das sind vor allem unflektierte Redeteile.
Zu den teilweisen l e x i k a l i s c h – g r a m m a t i s c h e n H o m o n y
m e n
zählen wir solche Wörter, deren lautliche Gestalt nicht in allen
grammatischen Formen zusammenfällt.
Unvollständige
Homonyme
können
einer
Wortart
angehören,
sie
unterscheiden sich doch vonenander entweder durch verschiedene Pluralformen
oder durch verschiedenes grammatisches Geschlecht, zuweilen durch beides.
Durch verschiedene Pluralformen unterscheiden sich folgende Homonyme:
z.B.: Das Wort – die Wörter „der einzelne kleinste selbständige Teil der Rede“;
das Wort – die Worte „ein Ausspruch“;
das Gesicht – die Gesichte „Vision“, das Gesicht – die Gesichter „Antlitz“.
Durch verschiedenes grammatisches Geschlecht unterscheiden sich z. B.
folgende Homonyme:
der Messer „der etwas messende Mensch“ oder „Instrument“ und das Messer „ein
Schneidewerkzeug“.
Es sei noch folgendes erwähnt: in der Sprache gibt es auch grammatische
Homonyme – das sind solche grammatischen Formen ein und desselben Wortes, die
gleich lauten, doch verschiedene grammatische Bedeutungen besitzen, sogenannte
H o m o f o r m e n:
Z.B: wir lesen – sie lesen, ich führe – er führe (Konjunktiv),
er schreibt – ihr schreibt u. a.
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Zugleich mit den Homoformen unterscheidet man H o m o m o r p h e m e,
d. h. lautlich gleichklingende Morpheme, die völlig verschiedene grammatische
Bedeutungen haben: - er, - e, - e, (t) usw. So ist –er zugleich Suffix der Pluralform
vieler Substantive, Suffix der Komparativstufe von Adjektiven und Adverbien,
Flexion des Adjektivs u. a.
Wir unterscheiden drei Wege der Entstehung von Homonymen: den
phonetischen, phonetisch – wortbildenden und semantischen.
1. Auf
gesetzmäßigen
p h o n e t i s c h e m W e g e entstehen Homonyme infolge der
Entwicklung
der
lautlichen
Formen
von
genetisch
ganz
verschiedenen Wörtern.
z.B: -So fällt das Wort Tau (m) „flüssiger Niederschlag aus dem Wasserdampf der
Luft“ aus ahd. tou infolge der Erweiterung des Diphthongs ou >au – mit dem Wort
T au (n) „Seil“ zusammen, das aus dem Niederdeutsch erst in der neuhochdeutschen
Periode aufgenommen wurde;
- Enkel (m) „Kindeskind“ aus dem mhd. enenkel wird infolge des Ausfalls von enhomonymisch zu dem dialekten Wort Enkel (m) „Fußknochen“;
Seite (f) aus mhd. site und Saite (eines Musikinstrumentes) aus mhd. seite wurden
zu Homonymen infolge der Diphthongierung des lagen i > ei (ai) im ersten Wort
und der Erweiterung des Diphthongs ei > ei (ai) im zweiten.
-
Dieselbe Erscheinung sehen wir in Weise „Art“ aus mhd. wise und
Waise „elternloses Kind“ aus mhd. weise.
Infolge verschiedener phonetischer Prozesse kann auch ein entlehntes Wort
zum Homonym eines einheimischen Wortes werden. Zu dem Substantiv Degen
„Krieger“, mhd. degen, kann Degen „Schwert“ aus dem frz. dagne als Homonym
betrachtet werden, das infolge der Assimilation dieselbe Form angenommen hat.
2. Der zweite Weg der Entstehung von Homonymen ist der p h o n e t i s c h
– w o r t b i l d e n d e. Die Entstehung von Homonymen auf diese Weise geht
sehr selten vor sich. In einigen Fällen sieht man doch, daß verschiedene Wörter
infolge nicht phonetischer, sondern auch wortbildender
Prozesse lautlich
zusammenfallen und zu Homonymen werden. Hauptsächlich wirken hier zwei
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wortbildende Mittel – Ableitung und Übergang aus einer grammatischen Wortart in
eine andere.
In der modernen deutschen Sprache sind zwei Wörter vorhanden:
- Leiter (f) „Vorrichtung zum Hinaufsteigen“ und Leiter (m) „Führer“.
Zur
Entstehung dieser Homonyme führen sowohl phonetische Veränderungen
(Erweiterung des Diphthongs ei>ei (ai) vom mhd.
leiter ins nhd.
Leiter,
Diphthongierung des Vokals i in der Wurzel des mittelhochdeutschen Verbs liter >
nhd. leiten und Erweiterung des entstandenen Diphthongs), als auch wortbildende
(Hinzufügung des Suffixes –er zum Verb leiten „führen“).
- Auf ähnliche Weise entwickeln sich die Homonyme Messer (n) und Messer (m).
Das letztere ist infolge der Ableitung aus dem Verb messen und das Messer ist
durch Reduktion des and. Mezzi – rahs entstanden.
- Das Wort Schauer (m) aus mhd. schur „Niederschlag von großer Intensität in
Form von Schnee, Regen, Hagel“ und Schauer (m) „Zuschauer“ – Ableitung aus
dem Verb schauen mit dem Suffix – er.
3. Der dritte Weg der Entsthung von Homonymen ist der s e m a n t i s c h e
Weg, auf dem Homonyme infolge
der Entwicklung der Mehrdeutigkeit und
Zerfalls der Polysemie eines und desselden Wortes entstehen. Auf diese Art ist
eine große Anzahl von Homonymen entstanden, und auch jetzt ist dieser Prozeß
noch wirksam.
z.B.: - Das Wort Pfeife bedeutete ursprünglich Musikinstrument in Form eines
hölzernen oder metallischen Rohres; wegen der Ähnlichkeit der Form wird diese
Benennung auf eine Vorrichtung zum Rauchen übertragen. Auf diese Weise
entstehen zwei Homonyme: Pfeife „Musikinstrument“ und Pfeife „Tabakspfeife“.
- Das Wort Stab bekommt die Bedeutung „Kommandostab“ infolge des Zerfalls der
Polysemie auf Grund der metonymischen Übertragung von Stab „Stock“. Die
Namensbezeichnung Stab wurde als Symbol der Feldherrn auch auf seine nähere
Umgebung (Adjutanten) und dann auf eine leitende Militärbehörde metonymisch
übertragen. Die alte Bedeutung des Wortes ist nicht verschwunden. Die Wörter Stab
„Stock“ und Stab „Kommandostab“ sind also zu Homonymen geworden.
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- Morgen (m) – die
Bezeichnung für die erste Tageshälfte; auf Grund der
metonymischen Übertragung bekommt es die Bedeutung „Feldmaß“, eigentlich so
viel, wie ein Gespann an einem Morgen pflügen kann.
Die Analyse des Sprachmaterials zeugt davon, dass die Homonyme eine
beträchtliche Anzahl von Wörtern umfassen. Es entsteht die Frage, ob die
Homonyme beim Sprachgebrauch, im Prozess des Sprechens zu Missverständnissen
führen können. Der Gebrauch von Homonymen zeigt, dass Homonyme zur
Vermeidung von Missverständnissen konkretisiert, d.h. differenziert werden.
Es lassen sich folgende Mittel der Differenzierung von Homonymen
aufweisen: orthografische, morphologische, kontextuale und wortbildende:
● Die orthografischen Mittel der Differenzierung bestehen in der verschiedenen
Schreibweise der Homonyme:
z.B.: Seite und Saite, Weise und Waise.
● Die morphologischen Mittel der Differenzierung der Homonyme bestehen in der
verschiedenartigen grammatischen Gestaltung der betreffenden Wörter vor allem im
grammatischen Geschlecht und in der Pluralform:
z.B.: der See und die See, der Kunde und die Kunde.
● Das Hauptmittel der Differenzierung der Homonyme ist der Kontext, also die
kontextuale Umgebung des Homonyms.
● Die Wortbidung, vor allem die Wortzusammensetzung, dient nicht nur der
Differenzierung, sondern sogar zur Aufhebung der Homonyme. Die Hinzufühgung
der Gattungsbezeichnung als erster oder zweiter Komponente, z. B. Blumenstrauß
im ersten Fall und Straußvogel im zweiten, hebt die Homonyme dieser Wörter auf.
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