Konzert in der Studienkirche St. Ursula, Neuburg a.d.

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Lokales > Neuburg 04.08.2015 18:12 Uhr
Neuburg: Platerspil bieten einen schwungvollen musikalischen Streifzug durch sieben
Jahrhunderte - Lesen Sie mehr auf:
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Erfreuten mit Musik aus sieben Jahrhunderten in St. Ursula:
(von links) Dieter Reitmeier, Gitti Pöhler, Konrad Prinke, Helmut Schels, Ulli Glawion und
Heinz Werner. - Foto: Hammerl (ahl)
Neuburg (ahl) Einen schwungvollen musikalischen Streifzug durch sieben Jahrhunderte
bescherten die Spielleute von Platerspil ihren rund 70 Zuhörern in der Seminarkirche, die
derzeit die Kleinen Konzerte in der Schlosskapelle beherbergt.
Den Schwerpunkt setzt die Ingolstädter Renaissancegruppe mit Ulli Glawion (Flöten,
Schalmei, Gitarre, Gesang), Konrad Prinke (Violine, Cornamuse, Platerspil), Gitti Pöhler
(Tischharfe, Rhythmus, Gesang), Dieter Reitmeier (Flöten, Krummhorn, Rhythmus, Gesang),
Helmut Schels (Flöten, Chalumeau, Schalmei, Gesang) und Heinz Werner (Schalmei, Gitarre,
Gesang, Arrangements) natürlich auf das 16. Jahrhundert und die Musik der Renaissance. Aus
der Zeit stammt auch das Pierre Attaingnant zugeschriebene französische Trinklied Tourdion,
in dem es um einen freundlichen Umgang miteinander geht, wie der Ansager verrät. Mit
Hintergrundinformationen werden die Konzertbesucher abwechselnd von Helmut Schels,
Konrad Prinke und Dieter Reitmeier versorgt. Ebenfalls der Renaissance zugeordnet sind im
Programm die Instrumentalstücke „Intertruncum“ und „Vade“. Rudislav Schirkov, der sie um
1542 geschrieben haben soll, sei ein Hofmusiker des Bayerischen Herzogs Wilhelm gewesen,
erzählt Schels augenzwinkernd. Der Musikus sei an schlechtem Bier verstorben, was für den
Herzog Anlass für das Reinheitsgebot gewesen sein soll. Für die Legende verbürge sich
Günter Grünwald, versichert der Moderator. Nur, dass das Reinheitsgebot mindestens 30
Jahre vor dem Tod des ominösen Komponisten erlassen wurde. Doch die kleine Schelmelei
verzeihen die Zuhörer gewiss und überlassen sich gern der charaktervollen Musik, die Stück
für Stück zwischen instrumental und Gesang wechselt. „Wir spielen nicht mit der Laute, dafür
laut“ ergänzt Heinz Werner die Ansage für Hans Neusiedlers „Welschen Tanz“. Neusiedler
war der Hauptvertreter früher deutscher Lautenmusik und sein munterer Tanz stammt
tatsächlich aus der Renaissance. Dass auch modernere Werke ebenso mitreißend klingen
können, beweist das an der Tradition mittelalterlicher Totentänze angelehnte „Es führt über
den Main“ von Felizitas Kuckuck. Die fröhliche Kantate wirkt tröstlich, erinnert daran, dass
jeder den Weg eines Tages gehen muss, ganz gleich, ob Fuhrmann, König, Bursch oder
Mädchen, da hilft auch nicht, die steinerne Brücke entzweizuschlagen. Daher schlägt das Lied
vor, diesen letzten Gang tanzend hinter sich zu bringen.
Interessant auch der Text des aus Siebenbürgen stammenden Liedes „Ein klein wild
Vögelein“, der 1865 aufgezeichnet wurde. Das wilde Vögelein steht hier für alle, die sich
nicht in Abhängigkeit begeben wollten, vor allem für junge Frauen, die es ablehnten, sich von
einem reichen Liebhaber aushalten zu lassen.
Vom 13. bis zum 20., mit Mut zur Lücke im 15. und 18. Jahrhundert, reicht der Reigen der
Instrumentalstücke, Tänze, Balladen und Lieder. Das Älteste, das Palästinalied, stammt
gesichert von Walther von der Vogelweide. Von den insgesamt elf Strophen bieten die sechs
Musiker und Sänger allerdings nur vier, um den vorgegebenen Zeitrahmen einer knappen
Stunde nicht zu sprengen. Den hält Platerspil – der Name geht auf das gleichnamige
Instrument zurück, eine einfache Sackpfeife mit Schweinsblase – trotz zweier Zugaben gut
ein. Für Parsons Farewell aus dem 17. Jahrhundert greift Konrad Prinke zum Platerspil und
schließlich ziehen die Musiker zu Stadtpfeifers Lieblingsreigen und beklatscht vom
begeisterten Publikum hinaus aus St. Ursula.
Von Andrea Hammerl
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