Dienstag, 17. Januar 2012 20:30 Uhr András Fejér, Posaune Enikö Ginzery, Cimbalom Cimbalom-Posaune György Kurtág (*1926) aus: Játékok - Spiele (1973 – 2012) für Cimbalom solo Fanfare Preludium Erbittert Antiphone in Fis Distel (Hund) Häschen trotzig Laßt uns blödeln Zank Blumen die Menschen,nur Blumen Im Halbschlaf „Játékok“ („Spiele“) ist ein „work in progress“: In den Jahren 1963 bis 2004 sind bislang sieben Bände mit Stücken für Klavier zu zwei oder vier Händen entstanden.Der Komponist will „Jatekok“ keineswegs als eine Klavierschule, aber auch nicht als lose Sammlung von Stücken verstanden wissen. „Sie ist eine Möglichkeit zum Experimentieren und keine Unterweisung im Klavierspiel“. Bei mehreren Stücken gibt es die Alternative, sie auch auf dem Cimbalom zu interpretieren. „Die Musik von György Kurtág ist tief in der europäischen tradition verwurzelt.Der zunehmende Erfolg seiner Musik ist einerseits darauf zurückzuführen, daß sein starkes subjektives ausdruckvermögen sich in keine der bekannten Stilrichtungen einordnen lässt und das anderseits seine Musik in einer ungewönlich lebendigen Beziehung zu Lebenden und Toten steht. Daß auch Zorn, Trotz, Stacheln, Schläge und Zank ausgespielt werden dürfen, ermöglicht erst die lebendigkeit und Schönheit der Musik Kurtágs. Die musikalische Gestalt, die schon aus den wenigen Tönen entsteht, vermittelt etwas Umfassendes.“ (Péter Eötvös, Katharina Weber). Christian Jost (*1963) Elegie (1989) für Posaune solo Theo Brandmüller (*1948) aus: Bilder der Nacht „Lass den Balkon geöffnet“ (2004) für Cimbalom solo I. III. IV. V. Nachtglocken,pochende „Nachtvögel“,in die Stille der Nacht gesendete Morsezeichen,aber auch Ruf-terzen,diatonische und obertönige Akkordfolgen in jeweils unterschiedlichen Konstellationen,das assoziationsreiche Klanggewand dieser fünf Nocturnos. Das Zymbalom ist absichtsvoll seiner vormals eher folklorisierten Couleur beraubt,zugunsten einer komischen Wirkungsweise,bei der auch ein längeres oder langes Nachhallen der Töne bewusst als musikalischer Parameter eingesetzt ist. In der Stille und Ruhe der Nacht lernt man Hören,Zuhören,Hineinhören in das Innenleben dieses wunderbaren Instruments,um daraus selbst Bilder der Nacht zu assoziieren..... Das Werk ist Enikö Ginzery gewidmet. István Láng (*1933) concerDUOtante (2010) für Posaune und Cimbalom UA Enikő Ginzery and András Fejér separately stimulated me to compose to write for them a concerto. I combined the possibilities. The „concerDUOtante” in this way came into being: chamber music and concerto without orchestra at the same time. Instead of dedication the composition starts with the transformation of the two monogram into notes /GA-FA/,- according to the Hungarian name appearences, - playing by cimbalom and trombone. The cimbalom is fulfilled this double monogram in the main point /Molto quieto/ of the piece over the organ point of the trombone. During the extremely difficult, very soft, rapid passage of the cimbalom the trombone closes his part with this monogram in reversed order. The nine different parts run without interruption. István Láng Libero (1984) für Posaune solo Luigi Manfrin (*1961) Overflowing Crystals II (2010) für Cimbalom und Posaune UA Overflowing Crystals II derives from a previous work for solo cymbalom. The new piece takes up and expands the sonic Gestalten of the first, once again marking analogical reference to the chemical processes of the liquefaction of crystals and thus continuing its material conception. The presence of a second instrument, the trombone, forms a novel coupling with the cymbalom; this difficult and unusual combination stimulated and strengthened my musical research, resulting in a quite complex interaction between the two instruments. It features an alteration between homogeneous phases in which the two instruments tend as much as possible to draw close to one another in terms of timbre and rhythm, and phases characterized by strong contrasts in which they seem apparently independent. Overflowing Crystals II is a composition built on a metaphor: a matrix of energy whose vibrations or sudden changes in intensiveness generate the space-time, timbral, rhythmic and figural morphology of the piece, but also through the fluctuating play of principal roles held at time by cymbalom, at others by the trombone. Hans-Joachim Hespos (*1938) Tambal (2003) für Cimbalom solo Hans-Joachim Hespos gehört zu den ersten zeitgenössischen Komponisten in Deutschland, die zum Konzertrepertoire für Cimbalom solo etwas beigetragen haben. Hespos hat fünf Werke für Cimbalom Solo komponiert, davon sind drei E.Ginzery gewidmet. Sein erste Stück „Santûr“ (schnelle, zupfe) – benannt nach der persischen Urform des Hackbretts – entstand 1972, vier Jahre später folgte dann noch ein weiteres Stück mit dem Titel „Čang“. "Tambal" für Cimbalom entstand 2003, dauert etwa eine Minute und wurde E. Ginzery gewidmet. Julian Gretschel (*1970) Miniatüren (2011) für Posaune und Cimbalom UA Die "Miniatüren" sind ein Zyklus kurzer Stücke, die inspiriert von ausgewählten Gedichten des slowakischen Schriftstellers Milan Rufus ursprünglich für Posaune Solo entstanden sind. In diesem Konzert erfolgt die Uraufführung einer dieser "Miniatüren" in der Neukomposition für Cimbalom und Posaune. Das von der Posaune, ähnlich einer Fanfare, vorgestellte Motiv durchläuft mehrere Metamorphosen im Part des Cimbaloms. Das sehr kurze Stück ist - wie sollte es auch anders sein - als konkrete Poesie zu verstehen, das in der Reduktion des tonalen Materials Wesentliches beschreiben möchte. * Cimbalom In seiner Urform gehört das Instrument zu den ältesten Musikinstrumenten. Es ist Vorgänger des Zymbals. Qanun und Santur sind schon seit zirka 4000 Jahren im Gebiet Mesopotanien, des heutigen Irak/Iran bekannte Saiteninstrumente. Schon auf alten persischen und assyrischen Miniaturen sieht man Saiteninstrumente, die mit Holzschägel geschlagen werden. Die Araber brachten das Zymbal nach Europa. Dort wurde es zum mittelalterlichen trapezförmigen Psalterium, Psalter (später im 17..18.Jh Salterio, Pantaleon) weiterentwickelt. Schon im 12. Jahrhundert war das Psalterium in Europa sehr verbreitet. Im Mittelalter gehörte das Psalterium zu den wichtigsten Instrumenten. Im 17.18 Jahrhundert war das Salterio als Solo- und Continuoinstrument wohl bekannt. Komponisten wie Antonio Vivaldi, Christoph W. Gluck, Johannes Fux haben das Salterio in ihren Werken verwendet. In Deutschland waren Salterio/Pantaleon durch den berümmten Dresdener Pantaleon-Virtuosen Pantaleon Hebenstreit auch bekannt. Im 18.Jh.haben italienische Komponisten wie Angelo Conti, Giovanni B.Sammartini, Pietro Beretti, Paulo Salulini usw.Sonaten und Concerti für Salterio geschrieben. In 18.Jh. hat Meister Schröter in Wien aus dem Salterio und Pantaleon das Hammerklavier weiterentwickelt. Im 19.Jh wurde - wie viele andere alte Instrumente - das Salterio vergessen; als Zymbal wurde es hauptsächlich zu einem Instrument der Volks- und Zigeunermusik. 1874 hat der Budapester Instrumentenbauer J. Schunda einen großen Typ eines mit Pedalen versehenen chromatischen Konzert-Zymbals (Länge: 160 cm) mit einem über vier Oktaven reichenden Umfang geschaffen. Durch Ferenc Liszt im "Ungarischen Sturmmarsch", 1876 und in der Orchesterversion seiner "Sechsten Ungarischen Rhapsodie" hat das Zymbal den Status eines Konzertinstrumentes erlangt. An der ersten Musikakademie in Budapest hat F.Liszt das Cimbalom-Fach gegründet; es existiert bis heute. Die Komponisten Ferenc Erkel, Igor Strawinsky, Claude Debussy, Zoltan Kodaly und Béla Bartók, haben für Zymbal komponiert. Für die moderne Musik hat es am Anfang des 20.Jh. Igor Strawinsky entdeckt. Die Verbindung des Instruments mit der ungarischen Volksmusik wurde von Zoltán Kodály ("Háry János", 1926), Béla Bartók ("Rhapsodie No. 1 für Violine und Orchester", 1928) und anderen ungarischen Komponisten genutzt. Im 20. Jahrhundert wurde das Instrument durch die Anregung ungarischer Zymbal-Virtuosen von Komponisten zunehmend für Solostücke, die Kammermusik und Orchesterwerke verwendet. Das Zymbal erfreut sich heute steigender Beliebtheit. In der zweiten Hälfte der 20.Jh wurde immer mehr Stücke für Cimbalom komponiert. Komponisten wie Pierre Boulez, György Kurtág, Mauricio Kagel, Brend Alois Zimmermann, Peter Eötvös und Adriana Hölszky haben für Zymbal komponiert. Aufgrund der weiten regionalen Verbreitung gibt es für das Instrument viele unterschiedliche Bezeichnungen: Cimbalom, Cimbal, Cymbalom,Hammered Dulcimer, Doulce melos, Hackbrett, Jewish Hammer, Salterio, Psalter, Santur, Tambal, Tympanon, Hackbrett, Zymbal. Große Verbreitung hat das Instrument außer in der orientalischen Musik auch in Kroatien, Ungarn, Rumänien, Weissrussland, Tschechien, der Slowakei und der Ukraine. Enikő Ginzery studierte Cimbalom am Konservatorium in ihrer Geburtsstadt Bratislava (1989-1995, in der Klasse von Ludmila Dadáková) und anschließend an der „Franz Liszt Akademie“ in Budapest (1996-2000, in der Klasse von Ilona Szeverényi). Ein Aufbaustudium im eigens für sie eingerichteten Studienfach „Zeitgenössische Musik“ führte sie an die „Hochschule für Musik Saar“ (2002-2005, in der Klasse von Stefan Litwin, Yukiko Sugawara, Andreas Wagner) nach Saarbrücken. In den Jahren 1997 bis 1999 nahm sie mehrmals an Interpretationskursen unter der Leitung von György Kurtág teil. 1995 war sie Preisträgerin als beste ausländerische Teilnehmerin beim internationalen „Youth Festival in Plovdiv“, Bulgarien, und gewann 1997 den Internationalen Cimbalom Wettbewerb in Valašské Meziříčí in Tschechien. Seit 1995 führen sie Konzertreisen immer wieder durch Europa und den USA, sowohl als Solointerpretin als auch als Solistin in verschiedenen Orchestern und Kammermusikensembles. Enikő Ginzery leistet durch ihr „bahnbrechendes Spiel“ auf ihrem Instrument einen wichtigen Beitrag im Bereich der Musik der Gegenwart und inspiriert nach wie vor zahlreiche zeitgenössische Komponisten zu neuen Werken für Cimbalom Solo, in Verbindung mit anderen Instrumenten oder „Live-Electronics“. Sie hat bislang etwa 50 Stücke urauffgeführt. Der breite Umfang ihres Repertoires umfasst nicht nur Kompositionen der Gegenwart sondern reicht weit zurück bis ins Mittelalter. Als Spielerin auf dem Psalter / Salterio (Vorgänger des Cimbaloms ab 13. Jh) konzertiert sie solistisch und mit eigenem Ensemble. Zahlreiche Projekte und „Workshops“ für Kinder und Studenten sind ebenfalls Teil ihrer künstlerische Tätigkeit. Genannt seien hierbei: „Musik Verstehen“ (Europawoche Hamburg 2005), „Groß und Klein - Hand in Hand“ (Bratislava 2010). András Fejér wurde 1967 in Budapest geboren und erhielt im Alter von zehn Jahren den ersten Posaunen-Unterricht bei Prof. Gyula Gergely. Er studierte an der Franz Liszt-Musikakademie bei Prof. Ferenc Steiner und legte 1990 das Konzertexamen und Diplom als Lehrer für Posaune ab. 1993|94 nahm er an Meisterkursen von Prof. Michel Bequet und Prof. Branimir Slokar teil. Von 1987 bis 1997 war er Solo-Posaunist der Ungarischen Nationalphilharmonie und erhielt 1995 die Auszeichnung ›Orchesterkünstler des Jahres‹. Seit 1997 ist er Solo-Posaunist des Deutschen Symphonie-Orchesters Berlin. An der Franz Liszt-Musikakademie in Budapest war er von 2001 bis 2006 als Lehrbeauftragter tätig. Auch kammermusikalisch ist András Fejér sehr aktiv. So gründete er mit anderen Musikern bereits 1983 das Academia Blechbläser-Quintett Budapest, das mit zahlreichen Preisen auf internationalen Wettbewerben ausgezeichnet wurde. Seine erste CD-Aufnahme erschien 2000 unter dem Titel ›Name-Game‹ bei ›Hungaroton Classic‹, die vom Verband der Ungarischen Zeitgenössischen Komponisten mit dem ›Artisjus‹-Preis ausgezeichnet wurde. Der Komponist Gyula Fekete widmete András Fejér ein Konzert für Posaune und Orchester, das er im Dezember 2004 in Budapest uraufführte. Preise bei Internationalen Wettbewerben: 1992 III. Preis und Sonderpreis für die Interpretation tschechischer Werke beim ›Prager Frühling‹ 1995 II. Preis in Toulon (Frankreich) 1995 III. Preis beim ARD-Wettbewerb in München (der I. und II. Preis wurden nicht vergeben) Mit guter Neuer Musik mutig der gefühlten Frühjahrsdepression entgegengetreten! Herzliche Grüße, Ihre Rainer Rubbert und Martin Daske P.S.: Das Konzert Cimbalom-Posaune mit András Fejér und Enikö Ginzery wird am Mittwoch, 18. Januar um 19:00 Uhr im Rahmen der Reihe "Unerhörtes Brandenburg" im Brandenburger Theater wiederholt: http://www.brandenburgertheater.de/startseite/theater/konzerte/kammerkonzerte/KAMMERKONZERTUNERHOeRTES-BRANDENBURG-18.01.2012.html BKA-Theater Mehringdamm 34 10961 Berlin Kartentelefon: 030 - 20 22 007