Anlage einer Zeugungsreserve Good Clinical Practice - GCP 27 Frauenspital Anlage einer Zeugungsreserve 1. Indikation Vor Durchführung einer Chemo- oder Radiotherapie können eine oder mehrere Samenproben im andrologischen Labor kryokonserviert werden, so dass diese im Falle eines dauerhaften Auslöschens der Hodenfunktionen aufgetaut und für reproduktionsmedizinische Massnahmen verwendet werden können. Nicht nur Ejakulate, sondern auch Hodenbiopsate oder Nebenhodenspermien können im andrologischen Labor kryokonserviert werden, damit die operative Samenzellgewinnung nicht wiederholt werden muss. Die Aufbewahrung der männlichen Gameten wird durch das Schweizerische Fortpflanzungsmedizingesetz (FMedG) bestimmt. Anders als bei Eizellen gibt es für die Aufbewahrung von Samenzellen keine zeitliche Beschränkung. 2. Kontraindikation Die Samenzellen können nur für reproduktionsmedizinische Verfahren eingesetzt werden, falls eine langfristige Lebenserwartung des Mannes gesichert ist. Falls die Zeugungsreserve aufgrund einer bösartigen Erkrankung erfolgt ist, wird eine schriftliche Bestätigung der Gesundheit des Mannes durch den behandelnden Arzt eingeholt. 3. Vor- und Nachbereitung Zum Zeitpunkt der Anlage der Zeugungsreserve findet ein ausführliches Gespräch mit dem Patienten statt. Im Rahmen dieses Gespräches wird er über die Modalitäten des FMedG aufgeklärt, über die Dauer der Aufbewahrung, über die Meldepflicht und über die Kosten (150,- SFr. pro Jahr ab dem 2. Aufbewahrungsjahr). 769878984 Erstellt: GY 09-04 Seite 1 von 3 Freigabe: 09-04 Letzte Rev: 01-2010 2004, Kinderwunschsprechstunde - Alle Rechte vorbehalten Anlage einer Zeugungsreserve Good Clinical Practice - GCP 27 Frauenspital Vor der definitiven Aufbewahrung muss ein Nachweis einer fehlenden Infektion mit HIV, Hepatitis B und Hepatitis C vorliegen. Eventuell muss der zuweisende Arzt/die zuweisende Ärztin kontaktiert werden. Falls der Nachweis nicht vorhanden ist, kann die erforderliche Blutentnahme für die serologische Bestimmung auch in der Kinderwunschsprechstunde vorgenommen werden. Nach erfolgter Anlage einer Zeugungsreserve wird ein Arztbrief zum Zuweiser und/oder für den Hausarzt erstellt und mit einer Kopie der durchgeführten Ejakulatuntersuchungen verschickt. Bei einer Hodenbiopsie (KryoTESE) wird das Resultat der lichtmikroskopischen Untersuchungen an den zuweisenden Arzt verschickt. 4. Durchführung Siehe Anleitung im andrologischen Labor. Wenn der Ausschluss einer Virusinfektion noch nicht vorliegt, werden die Proben erst in einem separaten Kryobehälter zwischengelagert. Falls eine Virusinfektion vorliegt (HIV, Hepatitis B, Hepatitis C) wird die Probe ohne Seminalplasma kryokonserviert, da der Virusbefall sich stets auf das Seminalplasma beschränkt. Nach dem Verschluss des Kryoröhrchens wird diese dekontaminiert. In Zusammenarbeit mit der Mikrobiologie sollte eine Viruslastbestimmung im aufbereiteten Präparat vorgenommen werden. Im Falle einer bestehenden Virusinfektion erfolgt eine Beratung in der Kinderwunschsprechstunde, in der auch über eine mögliche Impfung der Partnerin/der Ehefrau hingewiesen wird. Bei Hepatitis B oder C wird der Hausarzt/Internist informiert, da eventuell eine kurative Behandlung möglich ist. 5. Qualitätskontrolle Im Falle einer bestehenden Infektion (HIV, Hepatitis B und Hepatitis C) wird die Viruszahl im aufbereiteten Präparat bestimmt. 769878984 Erstellt: GY 09-04 Seite 2 von 3 Freigabe: 09-04 Letzte Rev: 01-2010 2004, Kinderwunschsprechstunde - Alle Rechte vorbehalten Anlage einer Zeugungsreserve Good Clinical Practice - GCP 27 Frauenspital In regelmässigen Abständen wird der Behälter auf Virusbefall geprüft (einmal im Jahr, schriftlich zertifiziert durch die Abteilung für Mikrobiologie der Universität). 6. Dokumentation Das Vorliegen einer Infektion wird im Patientendossier sowie im FertiMed vermerkt. Auf dem Frontblatt wird ein orangener Punkt angebracht. Die jährliche Viruskontrolle der Kryo-Behälter wird schriftlich dokumentiert. 7. Literatur Bourlet T, Levy R, Maertens A, Tardy JC, Grattard F, Cordonier H, Laurent JL, Guerin JF, Pozzetto B (2002) Detection and characterization of hepatitis C virus RNA in seminal plasma and spermatozoon fractions of semen from patients attempting medically assisted conception. J Clin Microbiol. 40:3252-3255. Levy R, Bourlet T, Maertens A, Salle B, Lornage J, Laurent JL, Pozzetto B, Guerin JF (2002) Pregnancy after safe IVF with hepatitis C virus RNA-positive sperm. Hum Reprod. 2002 Oct;17(10):2650-2653. Maertens A, Bourlet T, Plotton N, Pozzetto B, Levy R (2004) Validation of safety procedures for the cryopreservation of semen contaminated with hepatitis C virus in assisted reproductive technology. Hum. Reprod. 19:1554-1557. Pasquier C, Daudin M, Righi L, Berges L, Thauvin L, Berrebi A, Massip P, Puel J, Bujan L, Izopet J (2000) Sperm washing and virus nucleic acid detection to reduce HIV and hepatitis C virus transmission in serodiscordant couples wishing to have children. AIDS 14: 2093-2099. Rovó, A., Tichelli, A., Passweg, J.R., Heim, D., Meyer-Monard, S., Holzgreve, W., Gratwohl, A., De Geyter, C. (2006) Spermatogenesis in long-term survivors after allogeneic hematopoietic stem cells transplantation is associated with age, time interval since transplantation and absence of chronic graft versus host disease. Blood 108: 1100-1105. 769878984 Erstellt: GY 09-04 Seite 3 von 3 Freigabe: 09-04 Letzte Rev: 01-2010 2004, Kinderwunschsprechstunde - Alle Rechte vorbehalten