Kim, Eunyoung Orte und Länder Eunyoung Esther Kim wurde in Seoul, Korea geboren und studierte dort Klavier und Komposition. Ab 1998 setzte sie ihr Studium in Hamburg fort und belegte anschließend von Oktober 2006 bis April 2008 ein Postgraduiertenstudium in Komposition bei Adriana Hölszky an der Universität Mozarteum in Salzburg. Biografie Eunyoung Esther Kim wurde am 22. Februar 1973 in Seoul, Korea, geboren. Im Alter von fünf Jahren begann Die Komponistin Eunyoung Kim. sie Klavier zu spielen und erhielt bereits während ihrer Schulzeit an der „Sun-Hwa School of Arts“ in Seoul eine Eunyoung Kim professionelle Musikausbildung in Klavier und Komposition. Gleichzeitig begleitete sie zahlreiche Chöre am Kla- * 22. Februar 1973 in Seoul, Korea vier und spielte Oboe in einem Laienorchester. Komponistin Von 1992 bis 1996 studierte Eunyoung Esther Kim Komposition an der Yonsei-Universität in Seoul bei Suk-Jun „Ich möchte in Menschen Empfindungen wecken, von de- Gong und Sung-Hyun Yun, ab 1994 zudem als Stipendia- nen sie bislang überhaupt nicht wussten, dass sie sie in si- tin der Universität; am 8. November 1995 gab sie dort ch tragen.“ ihr Abschlusskonzert. Um die eigene kompositorische Tätigkeit wissenschaftlich reflektieren zu können und sie in (Eunyoung Esther Kim) größere Zusammenhänge einzubetten, entschied sich Eunyoung Esther Kim für ein weiteres Studium im Fach Profil Musikwissenschaft. Sie kam im Herbst 1998 nach Hamburg und studierte an der dortigen Universität von 1998 Die Komponistin Eunyoung Esther Kim studierte Kom- bis 2002 die Fächer Historische und Systematische Mu- position an der Yonsei-Universität in Seoul, der Hoch- sikwissenschaft. Im Zentrum ihres Interesse standen da- schule für Musik und Theater Hamburg sowie am Mozar- bei die europäische Musikgeschichte des 20. Jahrhun- teum in Salzburg. In vielen ihrer Werke spiegeln sich da- derts sowie verschiedene Methoden der musikalischen her gleichermaßen asiatische und europäische Musiktra- Analyse. ditionen, wie z. B. im Duo für Klarinette und Violoncello „Auf den Schwingen eines blauen Kranichs“, im Orches- Parallel dazu setzte Eunyoung Esther Kim ab 2001 ihr terstück „Dong-Ak“ oder in den beiden Liedern nach ko- Kompositionsstudium an der Hochschule für Musik und reanischen Gedichten von Chihun Cho für Sopran und Theater Hamburg bei Peter Michael Hamel und Wolf- Kammerensemble. Häufig reduziert die Komponistin die gang-Andreas Schultz fort und trat bereits nach kürzes- musikalischen Mittel dabei auf ein Minimum, so z. B. in ter Zeit mit ihren Werken an die Öffentlichkeit. Ihre ihren Werken für ein bzw. zwei Instrumente: dem Duo Kompositionen wurden bei verschiedenen Festivals ge- für Viola und Violoncello, der Komposition „Resonanz“ spielt, u. a. bei den Niedersächsischen Musiktagen in für Flöte solo oder dem Werk „moment musical“ für Kon- Hannover (2002), dem Interkulturellen Festival „Eigen- trabass solo. Wie zahlreiche vorangegangene Werke, ver- art“ in Hamburg (2003) und im Rahmen der Konzertrei- weist auch der Opernakt „MinutenSpuren“, der als Teil he „Global Ear“ in Hamburg und Dresden (2003). 2003 der Gemeinschaftsoper „hin und weg“ für die Münchner erhielt zudem ihr Werk „Exodus 3: Begegnung“ einen Biennale 2008 entstand, auf ein weiteres Wesensmerk- Preis beim Kompositionswett¬bewerb der Association of mal der Kompositionen Eunyoung Esther Kims: die musi- Baltic Academies of Music, und ein Jahr später, am 16. kalische Umsetzung verschiedener Möglichkeiten, Zeit Dezember 2004, spielten die Hamburger Symphoniker spürbar und verständlich werden zu lassen. die Uraufführung des Orchesterwerks „Dong-Ak“ ( „Be- –1– Kim, Eunyoung wegungsenergie-Musik“). vokale und instrumentale Kammermusik. Dem entspricht eine feinsinnige und detailreiche Kompositionswei- In einem Gesprächskonzert am 20. Februar 2005 im Sor- se, die von der Klangvielfalt eines jeden einzelnen Tons optimist International-Club in Stade wurde erstmals ein ausgeht und ihn nach und nach mit rhythmischen For- zusammenhängendes musikalisches Porträt der Kompo- men, dynamischen Differenzierungen und schillernden nistin Eunyoung Esther Kim dargeboten. Dabei standen Klangfarben in seiner ganzen Variabilität entfaltet. Auf hauptsächlich Werke für Soloinstrumente und Duos auf diese Weise verbindet die Komponistin Merkmale der dem Programm, darunter die Uraufführung von „Ombre traditionellen koreanischen Musik, wie z. B. die Beto- cachée“ für Klarinette und Klavier. Ein halbes Jahr spä- nung der vertikalen Linie und die Entwicklung des Klan- ter, im November 2005, wurde Eunyoung Esther Kim ges aus der Melodik, mit Charakteristika westlicher aktu- der mit 10.000 Euro dotierte Krista und Rüdiger Warnke- eller Musik. Sie selbst schreibt über diese Art des Kompo- Förderpreis verliehen, verbunden mit einem umfangrei- nierens mit Zentraltönen: „Der Reiz des Komponierens chen Gesprächskonzert, für das die „Zwei Lieder nach ko- mit einem Zentralton besteht unter anderem darin, daß reanischen Gedichten“ für Sopran und Kammerensemb- man den Ton aus immer neuen Perspektiven betrachten le entstanden. kann. Der Ton bekommt Sinn, indem er über eine lange Zeitspanne durch klangfarbliche Änderungen, durch un- Im Frühjahr 2006 schloss Eunyoung Esther Kim ihr Stu- terschiedliche Schwingungen, Verzierungen etc. betrach- dium an der Hochschule für Musik und Theater Ham- tet worden ist. Es geht also darum, ein Maximum an Aus- burg mit dem Diplom ab und bewarb sich um ein Post- drucksvariabilität über einen einzigen Ton zu erreichen.“ gradiuiertenstudium für Komposition am Salzburger Mo- (zit. n. http://www.eunyoungkim.de) Sowohl die beiden zarteum. Von 2006 bis 2008 studierte sie dort bei der Solowerke „Resonanz“ für Flöte solo und „moment musi- Komponistin Adriana Hölszky, um sich mit ihr intensiv cal“ für Kontrabass solo (beide 2003) als auch das Duo mit aktuellem Musiktheater zu beschäftigen. Neben der für Viola und Violoncello (2004) sind auf diese Weise Komposition „SET“ für Violine, Violoncello und Schlag- entstanden. So wird das Werk „Resonanz“ aus dem Ton zeug, die 2007 für einen Workshop mit dem Ensemble „g“ heraus entwickelt, „moment musical“ dreht sich in Recherche entstand, arbeitete Eunyoung Esther Kim da- einzelnen Episoden um den Ton „e“ und das Duo für Vio- her 2007/08 vorrangig an einem Opernprojekt mit dem la und Violoncello ist über dem Ton „h“ angelegt. Beson- Titel „MinutenSpuren“. Es ist der dritte Teil einer Oper, ders in „Resonanz“ klingen in den verschiedenen Ab- die unter dem Titel „hin und weg“ gemeinsam mit Ham- schnitten der Komposition einzelne musikalische Ele- burger Studierenden für die Münchner Biennale 2008 ge- mente im Hintergrund an, die dann in den folgenden Ab- schrieben wurde und aus den Teilen „Krieg ohne schnitten als zentrale Elemente hervortreten, während Schlacht“ (Felix Häublein), „Furcht“ (Peter Nikolaus andere gleichzeitig nachklingen. Damit erhält die vertika- Häublein), „MinutenSpuren“ (Eunyoung Esther Kim) le Linie der Komposition eine gewisse Räumlichkeit: „Re- und „Orangen“ (Martin von Frantzius) besteht. Der Teil sonanz als Wiederklingen und Zurückklingen betrachtet „MinutenSpuren“ von Eunyoung Esther Kim, nach ei- das Vergangene in einem immer neuen Licht, und be- nem eigenen Libretto unter Mitwirkung von Kristina wahrt es auf diese Weise. Resonanz ist der musikalische Prause, setzt sich mit dem Umgang mit Lebenszeit ausei- Begriff für Erinnerung. Zudem hat der Begriff auch eine nander, mit dem eigenen Ich, mit Nähe und Ferne. Die räumliche Komponente, so dass das Wort die beiden Gemeinschaftsoper wurde am 22. April 2008 mit dem Grundparameter des Komponierens, Raum und Zeit, in Ensemble 21 der Hochschule für Musik und Theater sich trägt.“ (zit. n. http://www.eunyoungkim.de) Hamburg unter der musikalischen Leitung von Tobias Engeli und Cornelius Trantow im Rahmen der Münch- In ihrem Orchesterwerk „Dong-Ak“ wird diese Komposi- ner Biennale im Akademietheater des Prinzregententhea- tionsweise erstmals auf ein umfangreiches Instrumentari- ters uraufgeführt. um ausgedehnt. Dabei tritt ein weiterer Gedanke in den Würdigung Vordergrund, der für das Werk Eunyoung Esther Kims programmatisch ist. Denn übersetzt bedeutet der Titel Vielen Kompositionen von Eunyoung Esther Kim liegt ei- „Bewegungsenergie-Musik“. Für Eunyoung Esther Kim ne kleine Form mit ungewöhnlicher Besetzung zu Grun- ist Musik gleichbedeutend mit Bewegungsenergie. Esote- de: Kompositionen für einzelne Instrumente und Duos, rische Konnotationen des Wortes weist sie dabei weit –2– Kim, Eunyoung von sich. Sie fasst den Begriff „Energie“ in seiner natur- Leuschner, Peter Nikolaus Häublein und Martin von wissenschaftlich-physikalischen Bedeutung auf: „Musik Frantzius, 2008) sollte in jedem Moment Energie enthalten. Der Begriff ‚Energie‘ ist dabei nicht in einem esoterischen Sinn zu verstehen, sondern er ist physikalisch gemeint. Denn Quellen Links wenn sich etwas bewegen soll, dann benötigt man Energie. Aus dieser einfachen Tatsache heraus ergibt sich für http://www.eunyoungkim.de/ mich eine Korrespondenz von Musik und Energie. Diese Die Website der Komponistin Eunyoung Esther Kim Energie wird durch die verschiedenen Parameter der stellt u. a. eine Kurzbiografie und ein Werkverzeichnis Komposition hergestellt, z. B. durch Tonhöhe, Dynamik, zur Verfügung. Rhythmus, Melodie, Klangfarbe oder die Dichte des musikalischen Satzes. […] Im 20. Jahrhundert erhielten vie- Forschung le Komponistinnen und Komponisten ihre Anregungen Nähere Informationen sowie Partituren sind über die aus Literatur und Bildender Kunst. Mir scheint, dass die Komponistin erhältlich: mail[at]eunyoungkim.de Zeit gekommen ist, aus den engeren Kunstbegriffen auszubrechen und sich bei den Naturwissenschaften umzusehen.“ (zit. n. http://www.eunyoungkim.de) Normdaten Virtual International Authority File (VIAF): http://viaf.org/viaf/305156685 In den Werken Eunyoung Esther Kims wird somit der Pa- Deutsche Nationalbibliothek (GND): rameter „Tonhöhe“ in seiner Bedeutung auf eine Ebene http://d-nb.info/gnd/103881295X mit anderen musikalisch-kompositorischen Parametern wie Spielform, Dynamik oder Klangfarbe gestellt. Dabei verliert der Parameter Tonhöhe jene Dominanz, die er in der traditionellen Harmonielehre hat, obwohl er in ins Zentrum der Komposition gerückt wird. Werkverzeichnis Autor/innen Silke Wenzel Bearbeitungsstand Redaktion: Regina Back Zuerst eingegeben am 25.04.2008 Kompositionen mugi.hfmt-hamburg.de Auf den Schwingen des blauen Kranichs für Klarinette & Violoncello (2002) Als der Hahn krähte für Bariton, Schlagzeug & Orgel (2002) Der Oktopus-Marsch für Oktett (2002) Forschungsprojekt an der Hochschule für Musik und Theater Hamburg Projektleitung: Prof. Dr. Beatrix Borchard Harvestehuder Weg 12 D – 20148 Hamburg Duo für zwei Violinen (2002) Resonanz für Flöte solo (2003) Exodus 3: Begegnung für 12 Instrumente (2003) Nachtszene für Blockflöte und Percussion (2003) moment musical pour contrebasse seule (2003) Duo für Viola und Violoncello (2004) Dong-Ak für Orchester (2004) Ombre cachée pour clarinet et piano (2005) à distance pour flûte à bec et orgue (2005) Zwei Lieder nach koreanischen Gedichten von Chihun Cho: 1. „Die Aprikosenblüte“ – 2. „Wan Hwa Sam“ für Sopran und Kammerensemble (2005) SET für Violine, Violoncello und Schlagzeug (2007) MinutenSpuren. Dritter Teil der Gemeinschaftsoper „Hin und Weg“ (gemeinsam mit den Komponisten Felix –3– Powered by TCPDF (www.tcpdf.org)