Dr. Manfred Weber, Landesanstalt für Landwirtschaft und Gartenbau Sachsen-Anhalt Auf Zonenheizung im Aufzuchtstall umstellen? Die Zonenheizung im Ferkelaufzuchtstall liegt im Trend. Dass sich mit diesem Heizsystem Energiekosten sparen lassen, zeigen Versuche in der Landesanstalt für Landwirtschaft in Iden. Absatzferkel benötigen in den ersten Tagen nach dem Umstallen in den Aufzuchtstall viel Wärme. Optimal sind Temperaturen von 32°C und mehr im Liegebereich. Die hohen Temperaturen tragen entscheidend dazu bei, dass die Tiere die kritische Absetzphase besser überstehen. Raumheizung: Warme Luft „klebt“ unter der Decke. Für Ferkelaufzuchtställe gibt es mittlerweile eine ganze Reihe von Heizungssystemen. Weit verbreitet sind Raumheizverfahren. Diese haben jedoch Nachteile. Das Hauptproblem besteht darin, dass grundsätzlich das gesamte Stallabteil aufgeheizt werden muss. Hinzu kommt, dass die Luft ein schlechter Wärmeleiter ist. Dadurch geht immer ein Teil der produzierten Wärme auf dem Weg zum Tier an die Raumluft verloren. Der Wärmeverlust ist besonders hoch, wenn die Heizquelle zum Beispiel unter der Decke sitzt. Dann wird es schwierig, ausreichend Wärme in den Liegebereich der Ferkel zu transportieren. In Aufzuchtställen mit Oberflurabsaugung besteht außerdem das Problem, dass sich im Abteil unterschiedliche Wärmeschichten bilden. Im Bodenbereich, in dem eigentlich viel Wärme benötigt wird, herrschen in der Regel geringere Temperaturen als im Deckenbereich, weil die warme Luft rasch nach oben steigt und dort vom Lüfter abgesogen wird. Je nach Heizungssystem und Deckenhöhe kann der Temperaturunterschied zwischen Boden- und Deckenbereich bei über 4°C liegen. Nicht selten muss die Raumheizung deshalb mit einer Fußbodenheizung kombiniert werden. Nur so kann den Ferkeln ausreichende Wärme im Liegebereich angeboten werden. Nun stellt sich die Frage, warum man nicht gleich auf eine Zonenheizung umstellen soll. Bei diesem Verfahren wird ausschließlich der Liegebereich der Tiere erwärmt, während der Rest des Abteils lediglich mit der Restwärme aufgeheizt wird. Bei einer Zonenheizung müssten also Einsparungen bei den Energiekosten möglich sein. Verschiedene Heizsysteme unter die Lupe genommen Einstallen bei 30ºC. Bis zum Ausstallen wurde sie auf 24ºC heruntergefahren. Zu erwähnen ist hier die „raumtemperaturangepasste Regelung“ der Zonenheizung. Hierhinter steckt Folgendes: Steigt die Raumtemperatur durch die Wärmeabgabe des Zonenheizsystems über die Sollvorgabe, regelt sich die Zonenheizung vorübergehend runter, bis die Temperatur wieder im Normalbereich liegt. Dadurch wird das Hochschaukeln von Heizung und Lüftung verhindert. Die Zuluft wurde im Abteil über eine Porendecke ins Abteil geführt. Im Sommer direkt von außen und zwischen November und Februar über den auf mindestens 10ºC vorgewärmten Zentralgang. Die Abluft wurde unter der Decke abgezogen. Wie hoch die Energiekosteneinsparung beim Einsatz des Zonensystemes „Fista-Platte“ sein kann, wurde im Zentrum für Tierhaltung und Technik der Landesanstalt für Landwirtschaft in Iden jetzt in einem größeren Versuch überprüft. Für die Untersuchung wurden in drei Ferkelaufzuchtabteilen mit jeweils 60 Plätzen unterschiedliche Heizungssysteme installiert und mit Hilfe von Wärmemengenmesser- bzw. Gaszählern auf ihren Energieverbrauch hin untersucht. • In Abteil 1 wurde die Wärme ausschließlich über die Zonenheizung bereitgestellt. Jedem Ferkel stand unter der Heizplatte eine Liegefläche von 0,05m² zur Verfügung. Die Solltemperatur der Raumluft wurde in den ersten beiden Aufzuchtwochen auf 24ºC eingestellt, anschließend auf 23ºC. Im Liegebereich lag die Solltemperatur beim Quelle: SUS – Schweinezucht und Schweinemast, Ausgabe 1/2003, Seite 16-19 Die niedrigen Installationskosten entstehen beim Einbau der Gaskanone, da diese lediglich an zwei Ketten aufgehängt werden muss. Fotos: Heil 1 Weil nur der Liegebereich der Ferkel aufgeheizt wird, fallen beim Zonenheizsystem mit Abstand die geringsten Energiekosten an. Übersicht 1: Energieverbräuche je Ferkel bei unterschiedlichen Heizsystemen Durchgang/ Zonenheizung Kombi-Heizung (Abteil II) Zeitraum (Abteil I) Gaskanone + Fußbodenheizung Februar bis März 2001 3,8 kWh 38,8 + 6,8 = 45,6 kWh April bis Mai 2002 4,5 kWh 20,5 + 4,1 = 24,6 kWh Juni bis Juli 2002 3,1 kWh 26,8 + 2,8 = 29,6 kWh Kombi- Heizung (Abteil III) Deltarohre + Fußbodenheizung Dez. 2000 bis Jan. 2001 9,5 kWh 48,6 + 3,9 = 52,5 kWh Februar bis April 2001 8,7 kWh 43,5 + 7,8 = 51,3 kWh • In Abteil II kam eine Kombination aus Raumheizung (Gaskanone) und Zonenheizung (Fußbodenheizung) zum Einsatz. Abdeckungen über der Fußbodenheizung waren nicht vorhanden. Zuluft- und Abluftführung entsprachen der des ersten Abteils. Auch hier wurde die Zuluft im Winter auf mindestens 10°C angewärmt. Die Einstalltemperatur bei 23°C. Die Temperatur der Fußbodenheizung variiert zwischen 28 und 30°C. • Das Heizungssystem in Abteil III unterschied sich vom zweiten Abteil lediglich dadurch, dass der Raum nicht durch eine Gaskanone, sondern durch Deltarohre aufgeheizt wurde, die unterhalb des Zuluftkanals unter der Stalldecke angebracht waren. In allen Versuchsvarianten wurden die Heizsysteme, mit Ausnahme der Gaskanone mit Warmwasser betrieben. Um ein gutes Stallklima zu gewährleisten, lag die Mindestluftrate - außer an den sehr kalten Wintertagen – in allen Abteilen bei 10°C Lüfterleistung. Zonenheizung: Deutlich geringerer Energieverbrauch! In Übersicht 1 sind die Messergebnisse dargestellt. Wie hier zu sehen ist, lag der Energieverbrauch beim Einsatz der Zonenheizung (Abteil I) zwischen Quelle: SUS – Schweinezucht und Schweinemast, Ausgabe 1/2003, Seite 16-19 Februar und März 2002 bei 3,8kWh je Ferkel. Im gleichen Zeitraum verbrauchten die Gaskanone und die Fußbodenheizung in Abteil II zusammen 45,6kWh. Zwischen April und Mai 2002 benötigte die Zonenheizung rund 4,5kWh, während die Kombinationsheizung 24,6kWh verbrauchte. Im dritten Aufzuchtdurchgang der von Juni bis Juli 2002 aufgestallt war, lagen die Werte bei 3,1kWh bzw. 29,6kWh. Beim Vergleich zwischen der Zonenheizung und der Kombinationsheizung aus Deltarohren und Fußbodenheizung konnten folgende Energieverbräuche ermittelt werden. In den Wintermonaten Dezember 2000 bis Januar 2001 lag der Energiever2 brauch beim Zonenheizsystem in Abteil I bei 9,5kWh. Die Kombinationsheizung in Abteil III verbrauchte 52,5kWh. Der Unterschied beim Energieverbrauch konnte im nächsten Aufzuchtdurchgang, der sich zwischen Februar und April 2001 im Stall befand, bestätigt werden. Die Auswertungen am Ende des Versuches ergaben, das der höhere Energieverbrauch bei der Kombinationsheizung vor allem auf den mangelhaften Wärmetransport von der Heizquelle zum Ferkel zurückzuführen ist. Die von den unter der Stalldecke angebrachten Deltarohren erzeugte und an die Raumluft abgegebene Wärme gelangte nicht nach unten in den Liegebereich der Ferkel bzw. an den in etwa 80 cm Höhe aufgehängten Wärmefühler. Daher musste deutlich mehr geheizt werden, um die eingestellte Solltemperatur zu erreichen. Kaum Unterschiede Investitionskosten bei den Anhand der Energieverbräuche wurden die jährlichen Kosten der verschiedenen Heizsysteme ermittelt. Berechnet wurden sowohl die Installations- als auch die Energiekosten pro Aufzuchtplatz. Um einen Vergleich ziehen zu können, wurde ein Modellstall mit 1000 Aufzuchtplätzen in fünf Abteilen zu je 200 Ferkeln herangezogen. Für den Kauf und die Installation der Heizungsanlagen ergaben sich nach Prüfung mehrerer Angebote folgende Kosten: • Zonenheizung: 25,00€ pro Platz (Abteil I); • Gaskanone ohne Fußbodenheizung: ca. 10€ pro Platz; • Gaskanone mit Fußbodenheizung : rund 25,00€ pro Platz (Abteil II) • Die Deltarohre ohne Fußbodenheizung kosten rund 25,00€ pro Aufzucht-platz; • Deltarohre inklusive Fußbodenheizung; etwa 35,00€ pro Platz (Abteil III) Beim Einsatz von unter der Stalldecke aufgehängten Deltarohren gelangt die Wärme nur sehr schlecht in den Liegebereich der Tiere. Hinsichtlich der Installationskosten die mit Abstand teuerste Variante ist nach Auswertung der Angebote das Kombiheizsystem mit Deltarohren und Fußbodenheizung. Zu Buche schlagen bei diesem Verfahren vor allem die teuren Deltarohre sowie die Kosten für die zeitaufwendige Installation der Rohre. Der Mehrpreis gegenüber den anderen Systemen liegt bei 10,00€. Am preiswertesten schnitt die Gaskanone ohne Fußbodenheizung ab. Günstig wirkten sich vor allem die geringen Installationskosten aus, da die Gaskanone lediglich an zwei Ketten im Abteil aufgehängt und an die Gasleitung angeschlossen werden musste. Energiekosten variieren erheblich Zusätzlich zu den Installationskosten wurden die Energiekosten erfasst. Um möglichst genaue Werte zu bekommen sind über einen Zeitraum von zwei Jahren die Energieverbräuche aufgezeichnet worden. Ergebnis: Im mittleren Jahresverlauf verbraucht die Zonenheizung ca. 6kWh Energie je Ferkel. Multipliziert mit sieben Aufzuchtdurchgängen jährlich, ergibt sich ein Energieverbrauch von 42kWh pro Platz und Jahr. 25kWh pro Ferkel und sieben Aufzuchtdurchgängen summiert sich der Energieverbrauch inklusive des Verbrauchs der Fußbodenheizung auf 175kWh pro Platz und Jahr. Kommt eine Gaskanone zum Einsatz, liegt der jährliche Aufwand bei rund 140kWh pro Platz. Auch hier ist der Verbrauch der Fußbodenheizung berücksichtigt. Verrechnet man den jährlichen Energieverbrauch mit einem Gaspreis von zurzeit 3,9ct je kWh, fallen bei der Zonenheizung Kosten von knapp 1,70€ pro Platz und Jahr an. Für das System Deltarohr plus Fußbodenheizung belaufen sich die Jahreskosten auf ca. 6,80€ je Platz und Jahr und beim Einsatz der Gaskanone in Kombination mit einer Fußbodenheizung kostet die Heizenergie je Aufzuchtplatz jährlich 5,40€. Mit der Zonenheizung können gegenüber dem System Gaskanone plus Fußbodenheizung pro Platz und Jahr also 3,70€ Energiekosten eingespart werden. Noch deutlicher fällt der Kostenunterschied beim Vergleich zwischen der Zonenheizung und dem System Deltarohr plus Fußbodenheizung aus. Hier beläuft sich der Kostenvorteil zu Gunsten der Zonenheizung sogar auf 5,10€ pro Platz und Jahr. Fazit Messungen in der Landesanstalt für Landwirtschaft und Gartenbau in Iden haben gezeigt, dass sich in der Ferkelaufzucht mit Zonenheizsystemen (FISTA – Platte) gegenüber her-kömmlichen Raumheizverfahren erhebliche Energiemengen einsparen lassen. Das macht sich in den Energiekosten bemerkbar. Während sich die Kosten beim Einsatz einer Gaskanone plus Fußbodenheizung im Versuch auf 5,40€ pro Platz und Jahr summieren, stiegen die Kosten beim Einsatz von Deltarohren und Fußbodenheizung auf 6,80€ pro Platz und Jahr. Deutlich preiswerter war die Wärme beim Einsatz einer Zonenheizung (FISTA – Platte). In diesem Fall sanken die Energiekosten pro Platz und Jahr auf 1,70€. Deutlich höher fällt der Energieaufwand beim Einsatz der Deltarohre aus. Bei durchschnittlich Quelle: SUS – Schweinezucht und Schweinemast, Ausgabe 1/2003, Seite 16-19 3