Neue Verpackung 2006 07/2009, S. 18, 29.06.2009, 12:10, SB MÄRKTE Lebensmittel Pharma Kosmetik Chemie Non Food Wer seine Zielgruppe kennt, hat beste Chancen die Krise unbeschadet zu überstehen. Erkenne deine Zielgruppe! Herausforderung Zukunft: Zielgruppenansprache | Unternehmen, die das Konsumverhalten der Verbraucher am präzisesten vorwegnehmen können, haben die besten Chancen, die Flaute unbeschadet zu überstehen. Die Unternehmensberatung McKinsey unterstreicht mit dieser Einschätzung, dass zielgruppengenaues Produktmarketing aktuell notwendiger denn je ist. Das wirkt sich zwangsläufig auf die Verpackungsgestaltung aus. H ätte Henry Ford die Menschen gefragt, was sie wollen, hätte er statt Autos schnellere Kutschen entwickelt. Dessen war sich Ford sicher. Die eigentlichen Zielgruppen nicht nach den zu kreierenden neuen Ideen zu fragen, ist eine Grundregel der Innovation, sie aber bei der Kreation komplett außen vor zu lassen, wäre eine fatale Fehlinterpretation dieses Leitsatzes. Hohe Flopraten von bis zu 75 Prozent bei Produktneueinführungen lassen vermuten, dass dieses falsche Verständnis weit verbreitet ist. Es ist schwierig geworden, sich unter den rund 50.000 Marken im deutschen Lebensmit- 18]neue verpackung 7.2009 teleinzelhandel zu behaupten und seine Zielgruppe zu treffen. In der Kombination mit der krisenbedingten Konsumflaute wird die Genauigkeit der Zielgruppenansprache zur Präzisionsaufgabe mit zentraler Bedeutung. Ein Schwerpunkt dieser Aufgabe liegt im Verpackungsdesign. Zu den hohen Flopraten trage unter anderem bei, „dass schöne Hüllen gezirkelt werden, in denen ein weniger gutes Produkt schlummert“, sagt Armin Angerer, Geschäftsführer und Verpackungsexperte der Hamburger Designagentur Peter Schmidt Group in einem Zeitungsinterview. Und der japanische Produktdesigner Taku Satoh pflichtet ihm in einem Essay bei: „Eine Verpackung soll dem Produkt keinen Zusatznutzen hinzufügen, sondern besser eine Verbindung zum Inhalt herstellen. Die Verbraucher verlangen heute nach einer klaren Bezeichnung des Inhalts, sonst stellen sie den Konsum solcher Produkte mit missverständlichen Verpackungen einfach ein.“ Den Verbraucher besser verstehen Um zu wissen, was der Verbraucher denkt, was er versteht und was er fehlinterpretieren könnte, beziehen Ver- Neue Verpackung 2006 07/2009, S. 19, 25.06.2009, 14:22, SB Für Sie entscheidend Packaging trifft Zielgruppe packungsgestalter ihn immer öfter und vor allen Dingen immer weitreichender in die Verpackungsentwicklung mit ein. Von der Berliner Verpackungsagentur Berndt & Partner Packaging Crealty kommt der Ansatz „Design Prevision“. Er setzt darauf, die ersten Wirkungstests bereits in einer frühen Phase der Ideenfindung durchzuführen, wie zum Beispiel durch Eyetracking oder Interviews. „Das vermeidet, dass sich eine Entwicklung nicht erst in einem fortgeschrittenen Stadium als falsch entpuppt, sondern ihre Wirksamkeit frühzeitig ausgestaltet werden kann“, erklärt Dirk Rose, Projektmanager für „Design Prevision“. Zudem wird jeder Entwicklungsschritt im P.O.S.Alltag getestet, um Schwachpunkte schnell auszumachen und auszubessern. Das führe effizienter zu besseren Ergebnissen, so Rose. Ein anderer Ansatz ist das „Limbic Packaging“, das auf Erkenntnissen der Gehirnforschung, Evolutionsbiologie sowie der empirischen Konsumforschung basiert. „Markenhersteller müssen ihre Zielgruppen genau kennen, das Branding Dafür braucht es schlanke und flexible Fertigungsabläufe, wirtschaftliche Inline-Veredelungen und individuelle Verpackungsformen, die auf Standardverpackungsmaschinen verarbeitet werden können. „Damit vermeiden wir, dass differenzierte Verpackungslösungen zum Kostenflop werden“, erläutert Karl-Reiner Müller, Geschäftsführer der CopacoGruppe. Er empfiehlt, über Kompetenznetzwerke die eigenen Fähigkeiten zu ergänzen und weiterzuentwickeln, wie es beispielsweise die Unternehmen der Copaco-Gruppe tun. „Mit strategischen Synergien im technologischen Know-how, mit der Entwicklung innovativer Lösungen und Serviceleistungen für das Verpackungsmanagement lässt sich in einer engen Zusammenarbeit mit den Kunden die Leistung in der Supply Chain erhöhen und der Verschwendung von Zeit und Kosten entgegenwirken.“ Neben der Prozesseffizienz komme es aber auch darauf an, mit technischen Innovationen das Spektrum der Zielgruppenansprache über die Verpackung zu er„Mit Markenhersteller müssen ihre Zielgruppen weitern. Smart Packaging genau kennen, das Branding muss Nischen und Smart Marketing bieten sich völbesser ausloten. lig neue Möglichkeiten“, sagt Müller. Almuss Nischen besser ausloten“, rät Dr. phanumerische Codes, klassische BarcoHans-Georg Häusel. Er ist Vorstand der des, DataMatrixCodes oder RFID-Chips Berliner Gruppe Nymphenburg Consult würden zunehmend zu Schnittstellen AG, die den „limbischen“ Ansatz entzwischen Verpackung und elektrowickelt hat. Er verweist auf den Erfolg nischen Medien wie dem Internet, sei es der Marktführer, die genau wissen, wen online oder via Mobilfunk. „Gewinnspiesie ansprechen und daher ihr Marketing le lassen sich auf diese Weise ebenso gerichtig feinjustieren können. „Sie diffestalten wie weitergehende Produktinforrenzieren ihre Zielgruppen sehr viel feimationen oder ergänzende Angebote“, ner. Nur so können sie diese gezielter anbeschreibt Müller die Möglichkeiten. „Ersprechen und Reize für sie genauer ausgebnis ist neben Kaufanreizen ein Stärformen“, so Häusel. Nach seiner Meiken der Kundenbindung, CRM-Datennung gelten diese Regeln auch während pflege inklusive.“ einer Konsumflaute. „Denn dann müs„Wer die Gestaltung bewusst wahrsen Marken und ihre Verpackungen nimmt, fühlt sich im schlimmsten Fall ebenfalls einen emotionalen Mehrwert reingelegt“, glaubt Armin Angerer von bieten, selbst wenn dieser über das Pricder Peter Schmidt Group. „Nur wenn wir ing erfolgt.“ etwas als schön und harmonisch wahrnehmen, dann ist es uns auch nah.“ Dies ins Verpackungsdesign zu bringen, ist Die Verpackung zielgruppen gleichermaßen Herausforderung für die genau abstimmen Entwicklung nah am Kunden und für die Zielgenaueres Packaging ist auch für Verproduktionstechnische Umsetzung. Vor, packungshersteller ein zentrales Thema. während und nach der Krise. Zum einen nutzen sie Ansätze wie das Die Reihe „Herausforderung Zukunft“ „Limbic Packaging“, um ihren Part der beschreibt die anstehenden VerpackungsVerpackungsentwicklung zielgenau zu aufgaben, die sich Markenartikel- und Vergestalten. Aber auch als Produktionspackungsindustrie stellen. Die Themen der experten sind sie stärker gefragt. Denn einächsten Ausgaben sind: Prozessmanagene größere Sortenvielfalt für kleinere ment, Märkte, Innovationsfähigkeit. 쐽 Zielgruppen bedeutet kleinere Auflagen. Für Unternehmungslustige: Kompakte Hilfe für unterwegs ist ein klarer Verbrauchernutzen. Die Box von Fenistil enthält mit Salbe, Spiegel, Spateln und Produktinformationen im BeipackOutsert das komplette Package für die schnelle Hilfe gegen Herpes. Alle bedruckten Elemente kommen vom Copaco-Unternehmen Faller. Für Genießer: Mit Pralinen „for a truly hedonistic experience“ zielt das Londoner Kaufhaus Harrods auf Genießer Schweizer Chocolatier-Kunst. Limmatdruck/Zeiler schuf einen Goldeffekt, bei dem das Copaco-Unternehmen Goldfolienprägung mit zwei Goldfarben kombinierte. Die filigranen Goldverzierungen erinnern an die opulenten Kunstwerke des Jugendstils. Für Experimentierfreudige: Eine Kartonverpackung in runder Form lässt mit einem Blick erkennen, dass sich hier etwas Neues entdecken lässt. Kraft Biscuits hat im vergangenen Jahr die runden Biskuitwaffeln „éo!“ gelauncht. Die Konstruktion der Kartonverpackung des Copaco-Unternehmens rlc | packaging group greift die runde Form der Kekse auf. Dennoch ist die Sonderform der Verpackung auch bei hohen Abpackgeschwindigkeiten maschinengängig. Für Informationsinteressierte: Mehr Informationen sind gefragt und die Verpackung liefert sie. Das Abfotografieren von DataMatrixCodes mittels Handy beispielsweise bietet über die Anbindung ans Internet direkten Zugriff auf Auskünfte, Gewinnspiele, Downloads und weitere Marketinganwendungen. Copaco-Unternehmen Karl Knauer entwickelte bereits Lösungen zur Integration solcher neuen Formen des Dialogs zwischen Hersteller und Verbraucher in die Verpackung. neue verpackung 7.2009]19