Leitfaden zum Triratna Dharma-Übungskurs für Mitras in Deutschland Vorwort Seit den frühesten Tagen des FWBO [heute: Triratna. Im Folgenden ersetzt, d.Ü] war es mir wichtig, dass Männer und Frauen, die unsere Zentren besuchten, die Möglichkeit haben sollten, ein klares Verständnis des Dharma zu erwerben. Darum freue ich mich sehr, dass der neue Dharma-Übungskurs für Mitras nun zur Verfügung steht. Das Anliegen des Kurses ist es, Mitras - also jenen, die im Kontext von Triratna praktizieren möchten - eine Art Grundausbildung in Buddhismus zu vermitteln. Der Vierjahres-Kurs schließt sowohl praktische als auch theoretische Module über die wichtigsten buddhistischen Lehren sowie über einige der wichtigeren Schriften und philosophischen Schulen ein. Es gibt Module zum Bodhisattva-Ideal, zum Sangha oder der spirituellen Gemeinschaft, zu gläubigem Vertrauen und Imagination, zu Ethik und Umwelt, zur buddhistischen Psychologie und zur Geschichte von Triratna. Obwohl der neue Dharma-Übungskurs auch Material aus dem alten Mitra-Studienkurs enthält, gibt es auch viel Neues, einiges davon wurde speziell für diesen Kurs verfasst. Überdies wird die Wichtigkeit, das Gelernte in die Praxis umzusetzen, mehr betont. Sehr viel Überlegung und sehr viel Arbeit sind in die Vorbereitung des neuen Dharma-Übungskurses geflossen und ich beglückwünsche alle, die an seiner Fertigstellung beteiligt waren. Dieser Kurs sollte an allen Triratna-Zentren angeboten werden und ich hoffe, dass alle Mitras, die den Wunsch haben ihr Verständnis des Dharma zu erweitern und zu vertiefen, ihn gut nutzen werden. Sangharakshita Leitfaden zum Triratna-Mitrakurs 1 www.triratna-buddhismus.de Herzlich willkommen beim Triratna Dharma-Übungskurs für Mitras. Dieser Leitfaden wurde geschrieben, um dir einen Überblick über den Kurs zu geben. Zur Vorgeschichte des Kurses Seit ungefähr 1980 gibt es bei Triratna Studienkurse für Mitras. Von anderen erfahrenen Ordensangehörigen beraten, entwickelte Devamitra, der damalige internationale Mitra-Koordinator von Triratna, einen Kurs zu neun wichtigen Vortragsreihen Sangharakshitas und mit einigen ergänzenden Wochenendseminaren über Texte aus dem Palikanon. Letztere wurden zwar an den meisten Zentren außen vor gelassen, doch bildete die Begegnung mit den Vortragsreihen Sangharakshitas von 1984 bis 1999 die Grundlage des Mitrastudiums. Viele, wenn nicht alle, Ordensmitglieder und Mitras jener Zeit fanden den recht systematischen Zugang zur Erforschung des Dharma hilfreich und nützlich. Im Jahr 1998 stellte Ratnaguna einen modifizierten Kurs mit zwei oder drei überarbeiten Serien und einem neuen Modul über die Pali-Suttas vor. Diese Fassung wurde bis 2003 benutzt. Damals wurde ein neues Verfahren eingeführt, wie man Mitra werden konnte, und in Verbindung damit hielt man es auch für angebracht, den Kurs grundlegend zu überdenken. Eine Gruppe von Ordensmitgliedern stellte im Umriss einen neuen „Mandalakurs” vor, allerdings wurden außer der ersten Version des „Grundlagenkurses”, keine weiteren Materialien entwickelt. Erst als sich die Versammlung der europäischen Triratna-Vorsitzenden Anfang 2007 entschied, jemanden mit der Entwicklung eines neuen Lehrgangs mitsamt Materialien zu beauftragen und dies auch zu finanzieren, kam wieder Bewegung in das Vorhaben. Saccanama nahm den Auftrag an, den Kurs zu entwickeln. Über seinen Aufbau und Inhalt beriet er sich vor allem mit den Mitra-Koordinatoren für Frauen und Männer in Großbritannien, aber auch mit der Versammlung der Vorsitzenden sowie Angehörigen des Kollegiums der Präzeptoren. Die in diesen Beratungen entwickelte Struktur und inhaltliche Ausrichtung des Kurses knüpft am Vergangenen an und schließt zugleich einige interessante neue Entwicklungen ein. So, wie er in England seit 2009 angeboten wird, dauert der Kurs vier Jahre und umfasst den einjährigen „Grundlagenkurs“ sowie 21 zumeist 8-wöchige Module (wobei nicht alle Module durchlaufen werden müssen - eine gewisse Minimumanzahl von 4 pro Jahr bzw. 12 insgesamt ist aber verbindlich). Als wir überlegten, wie wir den neuen Dharma-Übungskurs in Deutschland umsetzen könnten, standen wir also vor einer gewaltigen Menge Material, das hätte übersetzt werden müssen. Es gab aber auch andere Gründe, die dafür sprachen den Kurs für Deutschland etwas zu modifizieren. So empfanden etwa manche StudienleiterInnen die achtwöchigen Module als viel zu kurz, um einem Thema wirklich gerecht zu werden. Eine Arbeitsgruppe bildete sich Anfang 2010, um zu entscheiden, wie der neue Kurs auf die Bedürfnisse in Deutschland zugeschnitten werden könnte. Was folgt ist eine Darstellung des Kurses, wie er in Deutschland in den nächsten Jahren angeboten werden soll. Ein neuer Name In der Vergangenheit sprachen wir vom Mitrastudium, und das entsprach auch der besonderen Tendenz des alten Kurses zum Dharmastudium. Man ging allgemein von der Annahme aus, dass die Mitras schon recht erfolgreich meditierten und auch mit der Puja und ähnlichem vertraut waren. Das traf aber nicht immer zu. In diesem Kurs wollte Saccanama ein breiteres Spektrum von Dharma-Praktiken aufgreifen und das auch schon im Titel andeuten. Daher gibt es nun einen „Dharma-Übungskurs” anstelle eines Mitra-Studienkurses. Dharmastudium wird allerdings weiterhin im Kurs stark betont, denn die Entwicklung Rechter Ansichten ist für jegliche erfolgreiche Dharmaübung wesentlich. Zugleich aber sind Meditation, Reflexion und Ritual stärker akzentuiert, und daraus ergibt sich eine insgesamt umfassendere Übung des Dharma. Leitfaden zum Triratna-Mitrakurs 2 www.triratna-buddhismus.de Das Paliwort für Übung ist sikkha (Sanskrit siksa). Wir begegnen ihm meistens in Verbindung mit den ethischen Vorsätzen, zum Beispiel in panatipata veramani-sikkhapadam samadiyami. In der Form sekha verwendet die Pali-Überlieferung den Begriff gewöhnlich für jemanden, der noch kein Arahant ist, sondern sich im Dharma übt. Darin ist nicht nur die Bereitschaft zu lernen einbegriffen, sondern auch jemand, von dem man lernt. Wenn wir von diesem neuen Kurs nun als Dharma-Übungskurs sprechen, möchten wir damit die Aufmerksamkeit darauf lenken, dass wir alle uns im Dharma üben müssen: offen und empfänglich zu lernen, wie wir üben können und offen gegenüber denen, die uns bei dieser Übung helfen. Ziele des Kurses Vorrangiges Ziel des Kurses ist es, den Teilnehmerinnen und Teilnehmern eine systematische und praktische Ausbildung in den Prinzipien des Dharma zu bieten, wie sie bei Triratna gelehrt werden. Darüber hinaus gibt es einige Nebenziele: 1. Entwicklung eines Sangha als Rahmen der gemeinschaftlichen, wirksamen Erkundung des Dharma. Die Mitragruppe, in der du dich mit den Kursinhalten befassen wirst, ermöglicht die Entwicklung freundschaftlicher Beziehungen mit Ordensangehörigen und anderen Gruppenmitgliedern, und dies um so mehr, wenn du für die Dauer des gesamten Kurses in derselben Gruppe bleiben kannst. 2. Unterstützung für die Vertiefung deiner Meditationsübung. Zum Kurs gehören nicht nur spezifische Meditationsanleitungen, sondern auch regelmäßige gemeinsame Praxis und die gelegentliche Teilnahme an Retreats. 3. Ausbildung der Fähigkeit, den Dharma kritisch zu erforschen und darüber zu reflektieren. 4. Begegnung mit einer Vielfalt von Dharmalehren und -texten und dadurch Anregung und Begeisterung zur weiteren Übung des Dharma. Aufbau des Kurses Wir empfehlen ausdrücklich, vor Beginn des eigentlichen Dharma-Übungskurses für Mitras den Grundlagenkurs zu absolvieren, der ein Jahr dauert und auch für Nichtmitras offen ist. Der Dharma-Übungskurs für Mitras dauert vier Jahre. Im Kursaufbau gibt es zehn Kernmodule, die für alle verbindlich sind, und zwei Wahlmodule, die es zulassen, auf besondere Wünsche der jeweiligen Gruppe einzugehen. Jedes Jahr umfasst drei Module – sollte eine Gruppe weniger als ein Jahr dafür brauchen, so kann sie weitere optionale Module (z.B. aus dem englischen Kurs) hinzunehmen. Zum Kurs gehört außerdem ein Brahmavihara-Retreat, an dem jede/r innerhalb der vierjährigen Kursdauer mindestens einmal teilnehmen sollte. Diese Retreats werden alle zwei Jahre in unserem Meditationshaus Vimaladhatu angeboten werden. Leitfaden zum Triratna-Mitrakurs 3 www.triratna-buddhismus.de Der Kurs auf einen Blick: Erstes Jahr 1. Sehen wie die Dinge sind — der Edle Achtfältige Pfad des Buddha 2. Was ist Sangha? — eine Vision der spirituellen Gemeinschaft 3. Buchstaben aus Gold und Feuer — mit dem Dhammapada leben Zweites Jahr 4. Sangharakshita und die Geschichte von Triratna 5. Das Bodhisattva-Ideal 6. Das Wesen der Existenz — Mittlerer Weg und Bedingtes Entstehen Drittes Jahr 7. Einsicht gewinnen — Reflexion und Meditation 8. Ein Mahayana-Sutra -Auswahl aus: Das Lotus-Sutras Vimalakirti-Nirdesa Goldglanz-Sutra 9. Ein weiteres Modul nach freier Wahl Viertes Jahr 10. Der Weg zur Weisheit 11. Der Weg der Achtsamkeit (satipatthana) 12. Ein weiteres Modul nach freier Wahl Und irgendwann in dieser Zeit: 13. Ein Brahmavihara-Retreat in einem unserer Retreatzentren Eine ausführliche Darstellung der einzelnen Module findest du im Anhang. Leitfaden zum Triratna-Mitrakurs 4 www.triratna-buddhismus.de Kursmaterialien Die deutschen Kursmaterialien findest du auf unserer Triratna Webseite: www.triratna-buddhismus.de im Menü "Info" oder du erhältst sie direkt von deinem Kursleiter oder deiner Kursleiterin. Bei bestimmten Modulen ist der Grundlagentext auch als Buch im Handel erhältlich. Die englischen Kursmaterialien findest du hier: www.freebuddhistaudio.com/study. Projekte Zu jedem Modul gehört, dass jeder Teilnehmer der Gruppe ein eigenes „Projekt“ vorstellt. Das könnte eine etwa 20minütige Präsentation sein, deren Art und Inhalt vielfältig variieren kann - je nach eigenen Interessen und Zugangsweisen. Zweck dieser Präsentationen ist es, dir Gelegenheit zu geben, deine Betrachtungen weiter zu führen, als es im Rahmen der normalen Gruppentreffen möglich sein wird - und sie zugleich dem freundlich-kritischen Urteil anderer auszusetzen. Solche Projekte werden ganz unterschiedlich sein und damit zugleich bewusster machen, wie verschiedenartig einzelne Menschen den Dharma üben. Wenn sie dazu beitragen, ein Thema tiefer zu erforschen, erfüllen sie ihren Zweck. Literaturvorschläge für den gesamten Kurs: Zu jedem Modul gehören eigenes Kernmaterial und weiterführende Literatur. Die folgenden vier Bücher bilden einen guten Hintergrund für den gesamten Kurs: Sangharakshita: Neue Stimme einer alten Tradition. Sangharakshitas Darlegung des buddhistischen Wegs(Verlag do evolution). Dieses Buch legt die gesamte Lehre Sangharakshitas sehr klar dar und stellt sie in den Zusammenhang der buddhistischen Überlieferung. Es zeigt, dass Sangharakshitas Kernlehren - zum Beispiel die Einheit des Buddhismus, die Zentralstellung der Zufluchtnahme und die Wichtigkeit einer neuen Gesellschaft — im wahren Sinne des Wortes radikal sind: Sie kehren zu den Wurzeln der gesamten Überlieferung zurück. Zugleich zeigt das Buch, wie sich Sangharakshitas Denken allmählich entwickelt hat. Im DharmaÜbungskurs werden zwar einzelne Abschnitte des Buchs studiert, doch es kann nur nützlich sein, wenn du das ganze Buch liest. Sangharakshita : A Survey of Buddhism(deutsche Übersetzung des ersten Teils: Buddhadharma – auf den Spuren des Transzendenten, do evolution). Auf Grund seiner geradezu peniblen Sprache finden viele LeserInnen dieses Buch zwar eher schwer zugänglich, doch ist und bleibt es ein Hauptwerk Sangharakshitas und unerlässlich für alle, die seinen Zugang zum Dharma wirklich verstehen wollen. In der Regel wird der erste Teil im Rahmen der Vorbereitung auf Ordination in den Buddhistischen Orden Triratna studiert. Anthony Matthews (Kamalashila): Buddhistische Meditation. Der Weg zu Glück und Erkenntnis und Buddhistische Meditation für Fortgeschrittene. Diese beiden Bücher enthalten gutes Material zu wichtigen Meditationspraktiken bei Triratna. Die Grundprinzipien der buddhistischen Meditation werden klar beschrieben und mit praktischen Anleitungen für die eigene Übung ergänzt. Andrew Skilton: A Concise History of Buddhism (Windhorse Publications). Eine gut lesbare Geschichte der gesamten buddhistischen Überlieferung — auf dem aktuellen Forschungsstand, aber leider noch nicht ins Deutsche übertragen. Leitfaden zum Triratna-Mitrakurs 5 www.triratna-buddhismus.de Anhang: A.) Der Kurs in ausführlicher Darstellung: Erstes Jahr 1. Sehen wie die Dinge sind — der Edle Achtfältige Pfad des Buddha (Autor: Sangharakshita) Dem dhammacakkappavattana sutta (SN 56.11) zufolge, nahm der Buddha den Edlen Achtfältigen Pfad als Weg zur Überwindung des Leidens in seine erste Unterweisung auf. Bei der Betrachtung dieser einen Formulierung des Dharma lernt man — wie es auch für viele andere Lehren des Buddha gilt — den gesamten Pfad kennen. Das Modul basiert auf Sangharakshitas Buch Sehen wie die Dinge sind. Dies ist ein besonders klarer Überblick über die Lehre des Buddha, der ganz besonders die Notwendigkeit herausstellt, dass unsere Einsichten auch alle Aspekte unseres Lebens verwandeln müssen. Zugleich gibt das Buch eine gute Einführung in jene Lehren, die Sangharakshita den grundlegenden Dharma nennt. 2. Was ist Sangha? — eine Vision der spirituellen Gemeinschaft (Autor: Sangharakshita, zusammengestellt von Saccanama) Dieses Modul setzt die Einführung ins Sanghajuwel fort, die es im Grundlagenjahr gab. Es gibt einen Überblick über den traditionellen buddhistischen Sangha und enthält Materialien zur Bedeutung spiritueller Gemeinschaften in der Menschheitsgeschichte. Daran knüpfen sich ausführlichere Auseinandersetzungen mit Sangharakshitas Lehren über die Gruppe, die positive Gruppe, das echte Individuum und das, was er als „dritte Stufe der Bewusstheit” bezeichnet, an. Außerdem gibt es Material zum Wesen eines guru, zur Bedeutung spiritueller Freundschaft und zur Frage, warum Dankbarkeit und Treue für die Entwicklung des Sangha wesentlich sind. Das Kursmaterial besteht aus Auszügen aus Sangharakshitas Buch What is the Sangha? 3. Buchstaben aus Gold und Feuer — mit dem Dhammapada leben (Zusammengestellt von Saccanama) Ein wichtiges Kursziel ist es, zur Erforschung der buddhistischen Schriften — und damit letztlich zur Begegnung mit dem erleuchteten Geist selber — anzuregen. Darum steht eine der bekanntesten buddhistischen Textsammlungen, das Dhammapada oder der ‘Wahrheitspfad’ , im Mittelpunkt dieses Moduls. Das Dhammapada ist eine Verssammlung über zentrale Themen der Buddhalehre — Verse, die man am besten laut lesen und sogar auswendig lernen sollte. Der Titel des Moduls kommt von Sangharakshitas Ausspruch die Lehren des Dhammapada seien wörtlich wahr und verdienten es, mit Buchstaben aus Gold oder Feuer in unsere Herzen eingraviert zu werden. Das Modul führt auch in die älteste Schicht der buddhistischen Schriften, den Palikanon, ein und gibt einen Überblick über sie. Anknüpfend an Vorträge sowie Auszüge aus einem Seminar mit Sangharakshita, soll das Modul zur täglichen Lektüre von Textauszügen anregen und deren Botschaft im Alltag gegenwärtig halten. Ergänzend zu einer deutschen Übersetzung des Dhammapada wird Sangharakshitas englische Übersetzung empfohlen. Zweites Jahr 4. Sangharakshita und die Geschichte von Triratna Dieses Modul unterscheidet sich insofern von den übrigen, als es nicht eigentlich um traditionelle Lehren geht, sondern um ein tieferes Verständnis — und hoffentlich eine größere Wertschätzung — der spirituellen Gemeinschaft, in der du mit den anderen Mitgliedern deiner Gruppe praktizierst. Spirituelle Gemeinschaften entstehen und gedeihen in einem bestimmten historischen, sozialen und kulturellen Kontext, von dem sie natürlich auuch beeinflusst werden. Das gilt auch für Triratna. Es wird reichlich Gelegenheit geben, die unterschiedlichsten Facetten von Sangharakshita und Triratna zu Leitfaden zum Triratna-Mitrakurs 6 www.triratna-buddhismus.de beleuchten. Foto-und Videoarchive, Aufnahmen von Vorträgen sowie Fragen und Antworten mit Sangharakshita, sowie auch Archivmaterial aus deinem örtlichen Zentrum können dabei einbezogen werden. 5. Das Bodhisattva-Ideal (Autor: Sangharakshita) Mit dem Edlen Achtfältigen Pfad haben wir im Grundlagenjahr einen Schlüssel zum grundlegenden Dharma erhalten. Dieses Modul nun bietet eine weit gefächerte Einführung in die Überlieferung des Mahayana mit ihrer besonderen Betonung von Altruismus und Mitgefühl. Nachdem wir zunächst den Ursprung des Bodhisattva-Ideals im Leben des Buddha selber erforschen, betrachten wir die Entwicklung des bodhicitta oder ‘Erleuchtungsstrebens’ und die sich daran anschließende Übung der sechs Vollkommenheiten, der wohl bekanntesten Formulierung des Pfades im Mahayana. Den Abschluss des Moduls bilden Themen wie die Hierarchie der Bodhisattvas und die geheimnisvolle Beziehung zwischen Ewigkeit und Zeit. Textgrundlage des Moduls sind die Vortragabschriften von Sangharakshitas Vortragsreihe Das BodhisattvaIdeal. 6. Das Wesen der Existenz — Mittlerer Weg und Bedingtes Entstehen (Autoren: Dhivan und Sagaraghosa) Die Lehre von paticca samuppada, dem bedingten Entstehen, ist der wichtigste Ausdruck für die Einsicht des Buddha in das Wesen der Existenz. Wer diese Lehre ganz und gar durchdrungen hat, hat den Dharma selbst ergründet. Das Modul knüpft an Gedanken aus Teil 4 des Grundlagenjahres an und führt sie tiefer, besonders im Hinblick auf die frühen Pali-Lehren über paticca samuppada. Außer einer Untersuchung der reaktiven Konditionalität werden wir auch den von Sangharakshita als schöpferisch bezeichneten Modus der Konditionalität betrachten, durch den der buddhistische Pfad überhaupt erst möglich wird. Außerdem befassen wir uns mit der Lehre vom Mittleren Weg, die sich wie jene vom Edlen Achtfältigen Pfad schon im dhammacakkappavattana sutta, dem mutmaßlich ersten Lehrgespräch des Buddha, findet. Praktische Übungen und Reflexionen durchziehen das Modul und sollen zu einer direkten Einsicht verhelfen, wie die Konditionalität in unserem eigenen Leben wirkt. Drittes Jahr 7. Einsicht gewinnen — Reflexion und Meditation (Autor: Ratnaguna) Die drei Stadien der Entwicklung von Weisheit – Hören, Nachdenken und Meditieren – dienen als eine Art Wegweiser zum echten Verstehen der Wirklichkeit. Der gesamte Dharma-Übungskurs ist als Hilfestellung auf diesem Weg angelegt, und dieses Modul enthält spezielle Vorschläge und praktische Anleitungen, wie du eine immer tiefere Einsicht in den Dharma gewinnen kannst. Meistens mangelt es in unserem Leben an präzisen Anleitungen, wie wir unser Denken klären und eine eher meditative Reflexion üben können. Umso hilfreicher werden die Beispiele in diesem Modul sein, gleichermaßen über unsere Handlungen, ihre Auswirkungen und unser Erleben nachzusinnen, wie auch über Themen und Texte aus der buddhistischen Überlieferung. Sie führen schrittweise dazu, das Wesen des Buddha oder des erleuchteten Geistes sowie das buddhistische Kernthema der Vergänglichkeit zu kontemplieren. 8. Ein Mahayana-Sutra Die jeweilige Gruppe hat die Auswahl zwischen drei Sutren: Goldglanz-Sutra, Lotus-Sutra oder VimalakirtiNirdesa: Das Lotus-Sutra Das Sutra von der Lotusblume des wunderbaren Gesetzes oder saddharma-pundarika ist ein Schlüsseltext des Mahayana-Buddhismus. In Indien niedergeschrieben, war es für die Entwicklung des fernöstlichen Buddhismus in China, Korea und Japan sehr einflussreich. Im Unterschied zu den prajñaparamita-Schriften vermeidet es begrifflich-intellektuelle Lehrdarlegungen und verwendet stattdessen die Sprache von Symbol und Mythos. Wer sich mit dem Sutra beschäftigt, tritt in eine reiche Bilderwelt der schöpferischen Imagination ein, um die Geschichten und Gleichnisse auf sich wirken zu lassen. Dieses Modul gründet auf Sangharakshitas Vorträgen über das Lotus-Sutra (als The Drama of Cosmic Leitfaden zum Triratna-Mitrakurs 7 www.triratna-buddhismus.de Enlightenment – Parables and Symbols from the White Lotus Sutra veröffentlicht) sowie auf einer gekürzten Fassung des Sutras, die Cittapala zusammengestellt hat. Vimalakirti-Nirdesa Ebenso wie das Lotus-Sutra ist auch das Vimalakirti-Nirdesa ein Beispiel für die so genannten vaipulyasastra oder „erweiterten und entwickelten Lehrgespräche”, die wichtige und tiefgründige Themen darlegen. Man begibt sich hier in die unendlich weite Welt des Mahayana und lernt darin das Sutra selbst mitsamt der dazu gehörenden Vortragsreihe von Sangharakshita kennen. Die unvorstellbare Befreiung, wie Sangharakshita seine Vorträge zum Vimalakirti-Nirdesa nannte, umfasst Themen wie die Schaffung eines Buddhalandes, unbegrenzten Altruismus, die transzendente Kritik der Religion und die vier Grundlagen des Vertrauens – Kriterien für das spirituelle Leben. In den Vorträgen werden wir auch mit Vimalakirti, einer der großen Gestalten der buddhistischen Literatur, bekannt. Goldglanz-Sutra Selbst und Welt verwandeln ist der Titel der Vortragsreihe über das Goldglanz-Sutra. Hier richtet Sangharakshita die Aufmerksamkeit zunächst auf die buddhistische Übung des Eingeständnisses von Fehlern und der Läuterung (= Verwandlung des Selbst). Diese Praktiken bilden die Grundlage für die Verwandlung all unseres Tuns in der Welt im Lichte des goldenen Glanzes des Transzendenten. Sangharakshitas meisterhafte Betrachtung des Sutras hebt tiefgründige Bedeutungsschichten und spirituelle Grundwahrheiten ans Licht, die unter der Oberfläche der indischen Ausdrucksformen des Textes verborgen sind. 9. Ein weiteres Modul nach freier Wahl Hierbei stehen grundsätzlich alle weiteren Module aus dem englischen Kurs zur Auswahl (eine Übersicht ist im Anhang zu finden) Es muss allerdings berücksichtigt werden, welche Texte zu dem jeweiligen Zeitpunkt auf Deutsch vorliegen. Alle englischen Wahlmodule findest du hier: http://www.freebuddhistaudio.com/study Viertes Jahr 10. Der Weg zur Weisheit (Zusammengestellt von Jnanaketu) Man kann die Bedeutung Rechter Ansichten für die buddhistische Übung kaum überschätzen. Darum setzen wir uns in diesem Modul sehr gründlich mit falschen Ansichten, richtigen Ansichten und dem Übergang zu vollkommener Schauung auseinander. Die Untersuchung und Überprüfung jener Sichtweisen, die wir tatsächlich einnehmen, bildet einen wesentlichen Teil dieses Moduls, das die TeilnehmerInnen anregen und befähigen soll, über die eigenen Meinungen und Ansichten klar und kritisch nachzudenken. Im Zentrum des Moduls steht eine Untersuchung der fünf Typen falscher Ansichten, die Sangharakshita im achten Kapitel seines Buchs Know Your Mind untersucht hat. Dies wird um Materialien über rechte Ansichten aus den Mahayana-Schulen des Madhyamaka und des Yogacara ergänzt. 11. Der Weg der Achtsamkeit (satipatthana) (Zusammengestellt von Kamalashila) Dieses Modul greift die Lehren des satipatthana sutta auf und erforscht sie in Theorie und Praxis. Das satipatthana sutta ist die wichtigste Lehrrede des Buddha über die so genannten vier Grundlagen (oder Grundrichtungen) der Achtsamkeit. Es ist eine äußerst wichtige Lehre und zugleich von immenser praktischer Bedeutung. Auch das anapanasati sutta oder die „Lehrrede von der Achtsamkeit beim Atmen” — das im Hinblick auf die praktische Anleitung von Meditation zentrale Sutta des Palikanons — wird eingeführt. Während dieses Moduls legen wir besonderes Gewicht darauf, die Übung von Achtsamkeit zu vertiefen. Auf diese Weise kann das Modul eine gute Grundlage für eine satipatthana-Meditationsklausur bieten, die sich daran anschließen könnte. Sangharakshitas Buch Buddhas Meisterworte für Menschen von heute Satipatthana-Sutta bildet den Haupttext für dieses Modul. Leitfaden zum Triratna-Mitrakurs 8 www.triratna-buddhismus.de 12. Ein weiteres Modul nach freier Wahl Hierbei stehen grundsätzlich alle weiteren Module aus dem englischen Kurs zur Auswahl (eine Übersicht ist im Anhang zu finden) Es muss allerdings berücksichtigt werden, welche Texte zu dem jeweiligen Zeitpunkt auf Deutsch vorliegen. Alle englischen Wahlmodule findest du hier: http://www.freebuddhistaudio.com/study 13. Die Brahma-Viharas (als Retreat) Die Brahma-Viharas – Metta, Karuna, Mudita und Upekkha – sind wichtige positive Geisteshaltungen und die dazugehörigen Meditationen gehören zum Grundstock der Meditationsformen der Triratna-Gemeinschaft. Im Laufe der vier Jahre sollte ein Brahma-Vihara Retreat besucht werden. Unser deutsches Retreatzentrum Vimaladhatu bietet solche Retreats regelmäßig an, ebenso wie andere Triratna-Retreatzentren, z.B. in Großbritannien. B.) Eine Übersicht der restlichen englischen Wahlmodule: „Sich mit Herz und Geist dem Dharma zuwenden” (die vier Erinnerungen) „Das Wesen der Existenz (2) — buddhistische Modelle der Wirklichkeit” „Eine interdependente Welt — buddhistische Ethik in unserer Zeit” „Gläubiges Vertrauen, Symbole und die Imagination” „Evolutionärer Buddhismus” (Sangharakshitas Lehre von niederer und höherer Evolution) „Den Geist erkennen — die ethische Psychologie des Abhidharma” „Schöpferische Symbole des tantrischen Buddhismus” „Der Eintritt des Bodhisattva in das Leben zur Erleuchtung — das Bodhicaryavatara” „Weisheitslehren des Zufluchtsbaums” Weitere Dharmatexte, die sich für Wahlmodule eignen und die in deutscher Übersetzung vorliegen, findet man zur kostenlosen Download auf dieser Seite. Eine Übersicht aller deutschsprachigen publizierten Bücher von Sangharakshita und Ordensmitgliedern findet sich hier. (Verfasst von Saccanama, übersetzt von Dhammaloka; ergänzt und auf Grundlage der Beschlüsse der Arbeitsgruppe für den Dharma-Übungskurs für Deutschland überarbeitet von Jnanacandra. Stand: August 2016) Leitfaden zum Triratna-Mitrakurs 9 www.triratna-buddhismus.de