Verbpartikeln und Inkorporation

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Prof.Dr.PeterGallmann
Jena,Sommer2016
VerbpartikelnundInkorporation
1.
Ausgangspunkt:Verbpartikel
VerbpartikelkönnenineinererstenAnnäherungalseineArtNebenkernzumVerbbe‐
handeltwerden.BeispielmitpräpositionsartigerVerbpartikel:
(1)
a. dasBildanschauen
b. AlsAnnadasBildanschaute,…
(1a)
V°
P°
an‐
V°
‐schauen
WirddasfiniteVerbnachCbewegt,so»strandet«diePartikelinderrechtenSatzklam‐
mer:
(2)
AnnaschauteidasBildanti
DieStrukturin(1a)widersprichteigentlicheinergrundlegendenGesetzmäßigkeitder
Grammatik (→ Grundstudium): Jeder Kern hat eine Phrase derselben Kategorie über
sich:X↔XP.DerSprachvergleichzeigtnun,dassdieAnalyseaufrechterhaltenwerden
kannunterderzusätzlichenAnnahmeeinessyntaktischenMusters,dasmanalsInkor‐
poration(»Einverleibung«)bezeichnet.EsliegttatsächlicheineKonfigurationmiteiner
XPzugrunde;dieInkorporationkommtüberKopfbewegungzumVerbzustande.ImFall
derPartikelverbenhatdasVerbeinePräposition»einverleibt«:
(3)
a. Selbständig: AlsAnnaandasBildschaute,…
b. Inkorporiert: AlsAnnadasBildanschaute,…
c. Inkorporiert: AnnaschauteidasBildanti
(3b)
CP
C’
IP
VP
C
Als
NP
Anna
NP
t
I’
V’
PP
NP
P
t dasBild
V
P
V
I
an‐ ‐schaute []
VerbpartikelnundInkorporation
2
KopfbewegungisteigentlichnichtsvölligNeues,mandenkeinsbesondereandieBewe‐
gungdesVerbsindierechteSatzklammer:V→I→C.DasBesondereanderInkorpora‐
tionliegtnuramZiel:EsistnichtderKerneinerfunktionalenKategorie,sonderneiner
lexikalischen.
DieInkorporationinlexikalischeKategorienistoftmiteinermehroderwenigerauffäl‐
ligenÄnderunginderSemantikverbunden.Siehedazuweiterunten!
ImvorangehendenBeispielistdieErgänzungderPräpositionstehengeblieben(wobei
dieNPdenKasusabernichtmehrvonderPräposition,sondernvomVerberhält,also
zumAkkusativobjektgewordenist).InanderenKonstruktionenfälltdieNPweg,istalso
hinzuzudenken:
(4)
a. Selbständig: Als Anna die Marke auf den Brief / auf irgendetwas kleb‐
te,…
b. Inkorporiert: AlsAnnadieMarkeaufklebte,…
c. Inkorporiert: AnnaklebtedieMarkeauf
(4b) CP
C’
IP
I’
VP
V’
C
Als
NP
Anna
PP
NP
NP
P
t dieMarke t
V’
NP
(…)
V
P
V
auf‐ ‐klebte
I
[]
EineHerausforderungfürdieGrammatiktheoriesindKonstruktionenmitverdoppelter
Präposition.UnvollständigesKopierenundLöschenalsPerformanzproblem(→Grund‐
studium,SkriptP)?DazutrittdasPhänomenaberzusystematischauf:
(5)
a. AlsAnnadieBriefmarkeaufdenBriefaufklebte.
b. AlsAnnaindenRaumhineintrat,…
Bei den Konstruktionen mit hin‐ und her‐ kommen außerdem Kombinationen unter‐
schiedlicher lexikalischer Einheiten vor. Solche Konstruktionen werden im Folgenden
ausgeblendet:
(6)
a. … alsAnnazumFensterhinausschaute
b. …alsAnnainsTalhinunterschaute
VerbpartikelnundInkorporation
3
Präfixverben und Partikelpräfixverben können zum Teil wie Partikelverben erklärt
werden.DerUnterschiedzudenPartikelverbenistnur,dassdasPräfix(bzw.dasParti‐
kelpräfix) syntaktisch nicht mehr »aktiv« ist – entsprechend wird in Verbzweit‐ und
VerberstsätzendieganzeVerbindungzurlinkenSatzklammerbewegt:
(7)
a. Selbständig: AlsAnnadieMarkeaufdenBriefklebte…
b. Inkorporiert: AlsAnnadenBriefmiteinerMarkebeklebte…
c. Inkorporiert: AnnabeklebtedenBriefmiteinerMarke.
(8)
a. Selbständig: AlsichdurchdenWaldstreifte…
b. Inkorporiert AlsichdenWalddurchstreifte…
c. Inkorporiert: IchdurchstreiftedenWald.
(9)
a. Selbständig: AlsderBallonüberdieStadtflog…
b. Inkorporiert: AlsderBallondieStadtüberflog…
c. Inkorporiert: DerBallonüberflogdieStadt.
(9b)
CP
C’
IP
VP
PP
(…)
NP
NP
C
als derBallon t
I’
V’
NP
P
t dieStadt
V
I
überflog []
Bei manchen Verben scheint die inkorporierte Präposition überhaupt »unsichtbar« zu
sein,dasheißt,alsNullmorphemvorzuliegen:
(10) a. Selbständig: AlsichWasserindieFlaschefüllte…
b. Inkorporiert: AlsichdieFlaschemitWasserbefüllte…
b’ Inkorporiert: AlsichdieFlaschemitWasser_füllte…
BeivielenPartikelverbenkanndiePartikelnurschlechtodergarnichtinsVorfeldge‐
stelltwerden,wasdaraufhindeutet,dasssietatsächlichdiePositioneinesnichtphrasa‐
lenAdjunktszuV°einnimmt,alsoeineArt»Nebenkern«zuV°bildet.Wenndasstimmt,
mussmaninFällenwiedenfolgenden»abstrakte«Inkorporationannehmen(verdeckte
VerkettungvonPräpositionundVerb):
(11) a. …weilnichts[heraus]kam
b. Eskamnichts[heraus]
c. [Heraus]kamnichts
VerbpartikelnundInkorporation
(12) a.
b.
c.
d.
4
…weilWasser[[durchdieWand]hindurch]sickert
[[DurchdieWand]hindurch]sickertWasser
[DurchdieWand]sickertWasser[hindurch]
*[Hindurch]sickertWasser[durchdieWand]
PartikelverbensowiePräfix‐undPartikelpräfixverbensindimDeutschenstarklexikali‐
siert,dasheißt,manfindetvieleBildungen,nebendeneneskeineselbständigenÄquiva‐
lentegibt,alsoGegenüberstellungenwiedievorangehendgezeigtennichtmöglichsind:
(13) aushalten,unterhalten,behalten;anfangen;überlassen,verlassen
2.
BakersInkorporationstheorie
GrundlagedervorangehendenAusführungen:
Baker,MarkC.(1988):Incorporation.ATheoryofGrammaticalFunctionChanging.
Chicago/London:TheUniversityofChicagoPress.
DiewesentlichenPunkteseinerTheorie:
 UniformityofThetaAssignmentHypothesis(UTAH):GleichethematischeBeziehun‐
genhabenuniversell(=inallenSprachen)diegleicheGrundstruktur(=D‐Struktur).
ZumBeispiel:BeitransitivenVerbenstehtdasAgens‐Argumentuniversellhöherals
dasPatiens‐Argument.
 AbgeleiteteTheta‐KonfigurationenkommendurchBewegungzustande:teilsBewe‐
gung von Phrasen (XP‐Bewegung), teils Bewegung von Köpfen (X°‐Bewegung). Be‐
wegungkannauch»abstrakt«sein(=verdeckteBewegung).

–
–
–
–
WirkungenvonKopfbewegung
ÄnderunginderNormalabfolgeimSatz
ÄnderungeninderKennzeichnungderArgumente(Kasus,Präpositionen)
MorphologischeÄnderungenbeidenKöpfen,zumBeispielAffixe.
VerselbständigungabhängigerPhrasen(zumBeispielNP‐KomplementvonPräposi‐
tionen,AttributevonNomen)
– SemantischeÄnderungen
Von Bakergenauer untersucht: Kopfbewegung zum Verb; insbesondere Inkorporation
vonPräpositionen,NomenunduntergeordnetenVerbformen.
3.
EingenauererBlickaufdieInkorporationvonPräpositionen
Im folgenden Abschnitt soll die Inkorporation von Präpositionen (= P‐Inkorporation)
etwasnäherbetrachtetwerden.
3.1.
Theta‐RollenundKasus
InkorporationgehtoftmitÄnderungeninderKasuszuweisungeinher.Dasgiltauchfür
dieInkorporationvonPräpositionen.DieInkorporationführthierzu(mindestens)zwei
Konfigurationen,vondenenBakernurdieerstebespricht:(i)zursogenanntenApplika‐
tivkonstruktion und (ii) zu einer Konstruktion, die hier Dativkonstruktion genannt
werden soll. Phrasen mit gleicher Theta‐Rolle haben in (14) und (15) die gleichen
Schriftmerkmale(kursiv,fett).
VerbpartikelnundInkorporation
5
 IntransitiveVerbenalsAusgangslage:
(14) a. Ausgangslage(nachUTAH):PP‐Konstruktion:
Nominativ‐NP+PP+Verb
b. →Applikativkonstruktion:
Nominativ‐NP+Akkusativ‐NP+Verb
c. →Dativkonstruktion
Nominativ‐NP+Dativ‐NP+Verb
 TransitiveVerbenalsAusgangslage:
(15) a. Ausgangslage(nachUTAH):PP‐Konstruktion:
Nominativ‐NP+Akkusativ‐NP+PP+Verb
b. →Applikativkonstruktion:
Nominativ‐NP+Akkusativ‐NP+PP2(oderNP2mitlex.Kasus)+Verb
c. →Dativkonstruktion
Nominativ‐NP+Dativ‐NP+Akkusativ‐NP+Verb
Beispiele,sortiertnachthematischerRollederzugrundeliegendenPP:
 Ort:
(16) a. PP‐Konstruktion:IchwohneineinerDreiraumwohnung.
b. Applikativkonstruktion:IchbewohneeineDreiraumwohnung.
c. Dativkonstruktion:–
 Richtung:
(17) a. PP‐Konstruktion:IchgehedurchdenBericht.
b. Applikativkonstruktion:IchgehedenBerichtdurch.
c. Dativkonstruktion:–
(18) a. PP‐Konstruktion:IchgehezumAbgrund.
b. Applikativkonstruktion:–
c. Dativkonstruktion:DasisteinZeichen,dassdieWeltmehrundmehrdem
Abgrundzugeht!
people.freenet.de/eisenklinik/interview_mentzer.pdf;Dez.2006;offenbarnichtimganzendeut‐
schenSprachraumüblich
c’. DieVeranstaltunggingdemEndezu.
ImübertragenenSinnoffenbarallgemeinüblich
(19) a. PP‐Konstruktion:IchtreteindenRaum.
b. Applikativkonstruktion:IchbetretedenRaum.
c. Dativkonstruktion:–
(20) a. PP‐Konstruktion:IchstreichedenLeimaufdasBlatt.
b. Applikativkonstruktion:IchbestreichedasBlattmitLeim.
c. Dativkonstruktion:–
(21) a. PP‐Konstruktion:IchwerfedenBallzuXandra.
b. Applikativkonstruktion:IchbewerfeXandramitdemBall.
c. Dativkonstruktion:IchwerfeXandradenBallzu.
VerbpartikelnundInkorporation
6
In(17b),(18c)und(21c)kannaucheineApplikativkonstruktionmitBeibehaltungder
präpositionalenKasusrektionvorliegen(vonBakersonichtvorgesehen).Entsprechen‐
desgiltauchuntenfür(22c)und(23c).
 Herkunft:
(22) a. PP‐Konstruktion:IchkommeausdemRaum.
b. Applikativkonstruktion:–
c. Dativkonstruktion:IchentkommedemRaum.
(23) a. PP‐Konstruktion:IchnehmedasDingausdemKoffer.
b. Applikativkonstruktion:–
c. Dativkonstruktion:IchentnehmedemKofferdasDing.
(24) a. PP‐Konstruktion:?DerRitterraubtedenSchmuckvondenReisenden.
b. Applikativkonstr.:DerRitterberaubtedieReisendendesSchmuckes.
c. Dativkonstruktion:DerRitter_raubtedenReisendendenSchmuck.
 Empfänger:
(25) a. PP‐Konstruktion:IchlieferedieÄpfelandieKunden.
b. Applikativkonstruktion:IchbelieferedieKundenmitdenÄpfeln.
c. Dativkonstruktion:Ich_lieferedenKundendieÄpfel.
(26) a. PP‐Konstruktion:Igiveanappletotheboy.
b. Applikativkonstruktion:I_givetheboyanapple.
c. Dativkonstruktion:–
ManbeachtediePassivierungimEnglischen.Deutung:DasersteObjekterhältdenAk‐
kusativstrukturell(→erscheintalsSubjektimPassiv),daszweiteObjektlexikalisch.
(27) a. PassivzurPP‐Konstruktion:Anapplewasgiventotheboy.
b. PassivzurApplikativkonstruktion:Theboywas_givenanapple.
BeiVerbenmitzweiAkkusativobjektenzeigensichimDeutschenähnlicheEffekte:
(28) a.
b.
c.
d.
3.2.
PP‐Konstruktion:Ichhabedichnachetwasgefragt.
Applikativkonstruktion:Ichhabedichetwasgefragt.
PassivIzumApplikativ:?Dubistetwasgefragtworden.
PassivIIzumApplikativ:*Etwasistdichgefragtworden.
SemantischeErscheinungen
Im Deutschen sind zum Teil nur die markierten Konstruktionen üblich – wobei das
Merkmal[±menschlich]eineentscheidendeRollespielt:
(29) a. PP‐Konstruktion:*IchgebeeinenApfelandasKind.
b. Dativkonstruktion:Ich_gebedemKindeinenApfel.
(30) a. PP‐Konstruktion:IchgebeeinenApfelindenTeig.
b. Dativkonstruktion:*Ich_gebedemTeigeinenApfel.
Wenn in einer Sprache einigermaßen systematisch mehrere der vorangehend bespro‐
chenenKonstruktionennebeneinandervorkommen,erwartetman,dasssiesemantisch
leichtUnterschiedlichesleisten.DasscheinttatsächlichderFallzusein.Sozeigtsichim
DeutschenbeieinemTeilderApplikativkonstruktionenein»Totalitätseffekt«beimse‐
kundärenAkkusativobjekt(sieheauchBeispieleoben):
VerbpartikelnundInkorporation
7
(31) a. PP‐Konstruktion:IchwohneineinerEinraumwohnung.
b. Applikativkonstruktion:IchbewohneeineEinraumwohnung.
c. PP‐Konstruktion:IchwohneinJena.
d. Applikativkonstruktion:???IchbewohneJena.
(32) a. PP‐Konstruktion:IchfülleWasserindieFlasche.
b. Applikativ(ohneformaleKennzeichnung!):Ich_fülledieFlaschemitWas‐
ser.
(33) a. PP‐Konstruktion:WurstaufdasBrotlegen.
b. Applikativ:dasBrotmitWurstbelegen.
Der»inhumaneAkkusativ«inderSprachkritikder50er‐Jahreerweistsichsoalsunge‐
schickteInterpretationdesTotalitätseffektes.InderApplikativkonstruktionwirddieim
sekundärenAkkusativobjektgenanntePersonalsGanzesbetroffen
(34) a. Applikativkonstruktion:jemandenmitetwasbeschenken
b. Dativkonstruktion:jemandemetwas_schenken
(35) a. PP‐Konstruktion:OttoschwatztmitseinenKollegen.
b. Applikativ:OttobeschwatztseineKollegen.
4.
Nomen‐InkorporationimDeutschen
4.1.
»Noun‐Stripping«
BildungeineskomplexenPrädikatsdurchInkorporationeinesursprünglichenAkkusa‐
tivobjekts.Indizien:
– Bei Nomen mit semantischem Merkmal [+zählbar]: kein Artikel (= Stripping);
(36d):
(36) a.
b.
c.
d.
AndrealiestdieZeitung.
AndrealiesteineZeitung.
AndrealiestZeitungen.
AndrealiestZeitung.
|
|→normalesObjekt
|
→inkorporiert
– DasNomenistnichtmitAttributenerweiterbar:
(37) a.
b.
c.
d.
AndrealiestdieinformativeZeitung.
AndrealiesteineinformativeZeitung.
AndrealiestinformativeZeitungen.
*AndrealiestinformativeZeitung.
|
|→normalesObjekt
|
→inkorporiert
– PronomenkönnensichnichtaufdasNomenbeziehen(keineReferenzfähigkeit):
(38) a.
b.
c.
d.
AndrealiestdieZeitungi.Sieiistinformativ.
AndrealiesteineZeitungi.Sieiistinformativ.
AndrealiestZeitungeni.Sieisindinformativ.
AndrealiestZeitungi.*Sieiistinformativ.
|
|→normalesObjekt
|
→inkorporiert
VerbpartikelnundInkorporation
8
– Die meisten Verbindungen sind lexikalisiert, das heißt, die Konstruktion ist nicht
vollproduktiv:
(39) a.
b.
c.
d.
AndrealiestdasBuch.
AndrealiesteinBuch..
AndrealiestBücher. *AndrealiestBuch. |
|→normalesObjekt
|
→inkorporiert
HierhergehörtaucheinTeildersogenanntenFunktionsverbgefüge(Verbindungenaus
Nomen und »Funktionsverb«, die semantisch einem einfachen Verb nahe kommen).
HierfallendieArgumentedesNomens(dasheißtdieimSelektionsrasterdesNomens
vorangelegtenAttribute)nichtweg,sondernwerdenverselbständigt(=Extraktion):
(40) a. [NPderAnspruch[PPaufeineSache]]
b. [PPaufeineSache]i[Anspruchti]erheben
(41) a. [NPderEinblick[PPineineSache]]
b. [PPineineSache]i[Einblickti]nehmen
EinfacheVerbenundFunktionsverbgefügekonkurrenzierensichteilweise.Mankannal‐
lerdings zeigen, dass sich die meisten Funktionsverbgefüge in der Aktionsart von den
einfachen Verben unterscheiden, also entgegen der Meinung mancher Sprachkritiker
keineswegsvölligredundanteFügungensind:
(42) a.
b.
c.
d.
e.
XaverbeeinflusstdieEntscheidungen
XaverhatEinflussaufdieEntscheidungen
XavererhältEinflussaufdieEntscheidungen
XavernimmtEinflussaufdieEntscheidungen
XaverübtEinflussaufdieEntscheidungenaus
MancheVerbindungendieserArthabensichlexikalischverselbständigt:
(43) a. [mitjemandem]Schlussmachen(derSchlussmit…?)
b. [einerSache]Rechnungtragen(woherstammtderDativ?)
Hinweis:DanebengibtesauchFunktionsverbgefügemitPräpositionalphrasen:
(44) a. inBewegungkommen,bringen,setzen,halten(neben:bewegen)
b. zumAbschlusskommen,bringen(neben:abschließen)
4.2.
Pseudo‐Inkorporation(=Exkorporation)beiRückbildungen
Inkorporation von Nomen (N‐Inkoporation)mit Univerbierung (=Bildung eines einzi‐
gen,komplexensyntaktischenWortes)gibtesimDeutschennicht.Wassoaussieht,er‐
weistsichbeigenauererBetrachtungalssogenannteRückbildungausnominalenKom‐
posita:einfachesVerb→Nominalisierung→Kompositum→komplexesVerb.
(45) a. folgern→Folgerung→Schlussfolgerung→schlussfolgern(→ichhabege‐
schlussfolgert,→ichschlussfolgere)
b. regeln → Regelung → Maßregelung → maßregeln (→ ich habe gemaßre‐
gelt,→ichmaßregle)
MancheRückbildungenwerdensekundärdemuniversellenMustervonN‐Inkoporation
zugeordnet–esliegtalsoeineArtPseudo‐N‐InkorporationübereinenUmwegvor:
VerbpartikelnundInkorporation
(46) 9
einfachesVerb→Nominalisierung→Kompositum→komplexesVerb→
Pseudo‐Inkorporation(=Exkorporation):
Beispiele:
(47) a. inderSchlangestehen→dasSteheninderSchlange→dasSchlangeste‐
hen→ichmussSchlangestehen→ichsteheSchlange
b. laufen → der Lauf → der Amoklauf → ich kö nnte Amok laufen → ich bin
Amokgelaufen→ichlaufeAmok
Bei manchen Rückbildungen ist die Uminterpretation zum Inkorporationsmuster
(noch?)nichtzumAbschlussgekommen:
(48) a.
b.
c.
d.
landen→Landung→Notlandung→notlanden
DasFlugzeugmusstenotlanden.Esistnotgelandet.
?AlsdasFlugzeugnotlandete,…
???DasFlugzeuglandetenot.
(49) a. Zwangsräumung→DasHauswurdezwangsgerä umt.
b. *ManräumtediesesHauszwangs.
4.3.
AbstrakteN‐Inkorporation
Ermöglicht unter anderem die Verselbständigung von Attributen (Extraktion; siehe
auchoben,Funktionsverbgefüge):
(50) a. Claudialiest[NPvieleBücher[PPüberdasMittelalter]].
b. [PPÜberdasMittelalter]iliestClaudia[NPvieleBücherti].
Ebenfallsnichtvollproduktiv:
(51) c. Claudiazerreißt[NPvieleBücher[PPüberdasMittelalter]].
d. ???[PPÜberdasMittelalter]izerreißtClaudia[NPvieleBücherti].
EntsprechendeFunktionsverbgefüge(teilweiseinKonkurrenzmitNoun‐Stripping):
(52) a. Ottozeigt[NPeinegroßeVorliebe[PPfürSüßigkeiten]].
b. Ottozeigt[PPfürSüßigkeiten]i[NPeinegroßeVorliebeti].
(53) a. Annahat[NPkeinenBezug[PPaufdenVorfall]]genommen.
b. Annanahm[aufdenVorfall]i[NPkeinenBezugti]genommen.
c. Annanahm[aufdenVorfall]nicht[N°Bezug]genommen.
4.4.
Pertinenzdativ
Baker(1988)behandelteineVariantevonN‐Inkorporation,dieinderFachliteraturals
Possessor‐Raisingbezeichnetwird.NebendieserKonstruktionscheintesauchnochei‐
neDativ‐KonstruktionmitabstrakterInkorporationdesAkkusativobjektszugeben,in
der deutschen Tradition spricht man von Pertinenzdativ. In beiden Konstruktionen
wirdeinpossessivesAttributverselbständigt.BesonderstypischsindAttribute,dieeine
»inalienable« (natürlicherweise nicht veränderbare) Zugehörigkeit ausdrücken, zum
BeispielbeiKörperteilen:
VerbpartikelnundInkorporation
10
(54) a. Grundkonfiguration
[Akkusativ‐NP1[attributiveNP2]]Verb
b. →Possessor‐Raising
[Akkusativ‐NP2]N1+Verb
c. →Pertinenzdativ
[Dativ‐NP2][Akkusativ‐NP1]Verb
Possessor‐RaisingkannimDeutschennichtnachgwiesenwerden,wohlaberlassensich
Pertinenzdativefinden:
(55) a. GrundkonfigurationnachUTAH:Ichverbinde[dieHanddesKindes].
b. Possessor‐Raising(nachgeahmt):Ichverbinde[dasKind]i[anderHandti].
c. Pertinenzdativ:Ichverbinde[demKind]i[dieHandti].
ManchmalistfastnurnochdiePertinenzdativkonstruktionüblich:
(56) a. *DerDirektorschütteltedieHanddesGastes.
b. DerDirektorschütteltedemGastdieHand.
BeiPertinenzdativenzumSubjektliegtofteinnichtakkusativischesVerbzugrunde:
(57) a. Grundkonfiguration:MeineHandistausgerutscht.
b. Dativkonstruktion: DieHandistmirausgerutscht.
(58) a. Grundkonfiguration:DieHanddesKindesschmerzt.
b. Dativkonstruktion: DieHandschmerztdemKind.
InderFachliteraturistdieRückführungdesPertinenzdativsaufeinpossessivesAttribut
umstritten!
5.
Adjektiv‐Inkorporation
Prädikative Adjektive werden in bestimmten Konstruktionen abstrakt ins Verb inkor‐
poriert,soetwainVerbindungenmitdemVerbsein.Vgl.zumKontrastauchdieattribu‐
tiveKonstruktion:
(59) die[AP[PPmitdenErgebnissen]zufriedenen]Experten
– PrädikativbeimVerbsein,ohneInkorporation.In(60b)stehtdieAPmiteingebette‐
terPPimVorfeld:
(60) a. DieExpertenwarenerstjetzt[AP[PPmitdenErgebnissen]zufrieden]
b. [AP[PPMitdenErgebnissen]zufrieden]iwarendieExpertenerstjetztti
– PrädikativbeimVerbsein,mitInkorporation(PPverselbständigt).In(61b)stehtdie
zurAPgehörendePPalleinimVorfeld:
(61) a. DieExpertenwarenerstjetzt[PPmitdenErgebnissen]i[APtizufrieden]
b. [PPMitdenErgebnissen]iwarendieExpertenerstjetzt[APtizufrieden]
Abstrakte Inkorporation ist außerdem bei resultativen Objektsprädikativen anzuneh‐
men–diesimGegensatzzudepiktivenObjektsprädikativensowiezuAdverbialiender
ArtundWeiseoderdesGrades(BezugaufVoderVP):
(62) a. ResultativesObjektsprädikativ:AnnahatdasWasserheißgemacht.
b. DepiktivesObjektsprädikativ:AnnadenKaffeeheißgetrunken.
VerbpartikelnundInkorporation
11
c. Adverbiale(Gradangabe):AnnahatEistortenimmerheißgeliebt.
WennresultativeObjektsprädikativeunmittelbarvoreinerVerbformstehen,weistdie
VerbindungnurnocheineHauptbetonungsstelleauf,undzwaraufdemAdjektiv.Inge‐
schriebenerSprachewirddannoftzusammengeschrieben.Syntaktischliegtaberkeine
Univerbierungvor,dasheißt,dieInkorporationhatnichtzueinemeinzigenkomplexen
syntaktischenWortgeführt.DieamtlicheRechtschreibungistseit2006in§34(2.1)re‐
lativtolerant:
(63) blankputzen/blankputzen,glatthobeln/glatthobeln,kleinschneiden/
kleinschneiden;kaltstellen/kaltstellen,kaputtmachen/kaputtmachen,
leeressen/leeressen
6.
Verb‐InkorporationimDeutschen
6.1.
DieKausativkonstruktionbeiBaker
Ausgangslage:EinVerbwirdTeileinerkausativenAcI‐Konstruktion.DasAcI‐Verbführt
einezusätzlicheAgens‐PhraseeinundnimmtdasursprünglicheVerbalsKomplement
(in Form einer infiniten IP). Neben der klassischen AcI‐Konstruktion, in der alle Be‐
standteileihreSelbständigkeitbewahren(→Grundstudium,SkriptKundY),nimmtBa‐
keran,dassdasAcI‐VerbdasuntergeordneteVerbauchinkorporierenkann.Dabeitre‐
ten zwei Konfigurationen auf, von denen nur die erste derjenigen entspricht, die man
auchohneInkorporationerwartenwürde.
– BeiintransitivenundnichtakkusativischenVerben:
(64) a. Ausgangslage:
Nominativ‐NP+Verb
b. →KausativkonstruktionI:
Nominativ‐NP+Akkusativ‐NP+Verb+Kausativverb
– BeitransitivenVerben:
(65) a. Ausgangslage:
Nominativ‐NP+Akkusativ‐NP+Verb
b. →KausativkonstruktionI:
Nominativ‐NP+Akkusativ‐NP+Akkusativ‐NP+Verb+Kausativverb
c. →KausativkonstruktionII:
Nominativ‐NP+PP+Akkusativ‐NP+Verb+Kausativverb
Nominativ‐NP+Dativ‐NP+Akkusativ‐NP+Verb+Kausativverb
FürdieEinzelheitenvonBakersAnalysefehlthierderRaum,insbesonderefürdieHer‐
leitungvonKonstruktionII.
VerbpartikelnundInkorporation
6.2.
12
DieKausativkonstruktionimDeutschen:dasVerblassen
Die Kausativkonstruktion I erscheint in der deutschen Konstruktion mit lassen. Zu‐
nächstsprichtnichtsdafür,dasshierInkorporationeineRollespielenkönnte:
(66) a. DiePuppentanzen
b. OttolässtdiePuppentanzen
(67) a. DerBankdirektoröffnetdenSafe
b. DerRäuberlässtdenBankdirektordenSafeöffnen
Eigenartig ist allerdings, dass bei Verbindungen mit Hilfsverben eine unerwartete Ab‐
folgederVerbformeneintritt.AußerdemverliertlassenimPerfektseinPräfixge‐:
(68) a. WeilderRäuberdenBankräuberdenSafewürdeöffnenlassen,…
b. NachdemderRäuberdenBankdirektordenSafehatteöffnenlassen,…
Außerdem erlaubt das Deutsche auch die Kausativkonstruktion II, die mit der klassi‐
schenAcI‐Analysenichterklärtwerdenkann.SieerinnertansPassiv–aberdiePassiv‐
morphologiefehlt:
(69) DerRäuberließdenSafe(vomBankdirektor)öffnen
InmanchenKontextenbestehenPräferenzenfürdieeineoderdieandereKonstruktion:
(70) a. ?OttoilässtdenBarbierihni/sichirasieren
b. OttoilässtsichivomBarbierrasieren
DasFranzösischekenntKonstruktionIIebenfalls.WennsichdasKausativverbfairemit
einemtransitivenVerbverbindet,istsieobligatorisch.DieAgens‐Phrasedesursprüng‐
lichen Verbs erscheint hier normalerweise als PP mit à (mit par nur dann, wenn das
Verbschoneineà‐Phrasebeisichhat):
(71) a. *Levoleurafaitlebanquierouvrirletrésor
b. Levoleurafaitouvrirletrésoraubanquier
(72) Levoleurafaitdonnerlamonnaieauxmendiantsparlebanquier
(DerDiebließdenBankierdasGelddenBettlerngeben)
DassemantischäquivalenteenglischeVerbmakekenntnurdieKonstruktionI:
(73) a. Thethiefmadethebankeropenthesafe
b. *Thethiefmadethesafeopenbythebanker
Fazit: Die AcI‐Konstruktion des Deutschen (Französischen, Englischen …) ist (noch)
komplizierter,alszunächsterwartet!
6.3.
RestevonInkorporationmitUniverbierung
Reste eines indogermanischen Kausativaffixes (*‐éie‐) (in der diachronen Sprachwis‐
senschaftkennzeichnetderSterneinerekonstruierte–nichtetwaeineungrammatische!
–Form):
(74) a. Indogermanisch:*séd‐je‐ti→*sod‐éie‐ti
b. Deutsch:sitz‐t→setz‐t
DasKindsitztaufdemStuhl→OttosetztdasKindaufdenStuhl
VerbpartikelnundInkorporation
13
Deutung:DasVollverbwirdzummorphologischunselbständigenKausativverb(=Affix)
bewegt und bildet mit diesem zusammen ein einziges syntaktisches Wort (Univerbie‐
rung).Nachahmung:sitzenlassen→sitzlassen.ImLaufederSprachgeschichtewurdedie
Verbindungimmerwenigertransparent.GleichoderähnlichsindWortpaarezuerklä‐
renwie:
(75) a. springen/sprengen;versinken/versenken;verschwinden/verschwen‐
den;erschrecken(erschrak,erschrocken)/erschrecken(erschreckte,er‐
schreckt); fallen / fällen; saugen / säugen; genesen / ernähren (Zusam‐
menhangohnesprachgeschichtlicheKenntnissenichtmehrerkennbar)
b. hängen(hing,gehangen)/hängen(hängte,gehängt;hierumgangsprach‐
lichTendenzzurAufgabederUnterscheidungauchbeimPräteritumund
beimPartizip);schmelzen1/schmelzen2(formaleUnterscheidungveral‐
tend), verderben1 / verderben2 (heute keine formale Unterscheidung
mehr)
Hinweis zum Grundstudium, → SkriptU: Die Ähnlichkeit der Syntax nichtakkusativi‐
scherVerbenmitdemPassivtransitiverVerbensuggeriert,dassNichtakkusativitätab‐
geleitetist.InvielenSprachengibtesfürdieseAnalyseauchmorphologischeHinweise.
Normalerweise geht man davon aus, dass das morphologisch aufwendiger gebildete
Verbdasabgeleiteteist,unddasistindiesenSprachendasnichtakkusativische.Wiein
(74)und(75)gezeigt,warimDeutschenzumindestineinerfrüherenPhasedasGegen‐
teil der Fall. Typologische Studien (breit angelegte Sprachvergleiche) zeigen, dass
grundsätzlichmitbeidenProzessenzurechnenist(Nichols2004):
(76) a. Kausativierung(EinführungeineszusätzlichenAktanten)
ZumBeispiel:nichtakkusativischesVerb→transitivesVerb
DasHolzverbrennt→OttoverbrenntdasHolz
b. Intransitivierung(TilgungeinesAktanten)
ZumBeispiel:transitivesVerb→nichtakkusativischesVerb
OttoverbrenntdasHolz→DasHolzverbrennt
DeutschisthierausreinsynchronerSichtnichtbesonderstransparent;sieheauch(74)
und(75).Baker(1988)gehtnuraufeinenSonderfallvonIntransitivierungein,nämlich
aufdasPassiv(hiernichtweiterbehandelt).
6.4.
DasVerblehren
DasVerblehrenhatdieBedeutung›lernenlassen‹,›lernenmachen‹.Tatsächlichverhält
es sich syntaktisch teils wie eine Kausativkonstruktion des TypsI, teils wie eine des
TypsII;→(65).
– WieTypI:
(77) a. DerJungelerntdenSalto.
b. DieTurnlehrerinlehrtdenJungendenSalto.
(Ungefähr:DieTurnlehrerinbewirkt,dassderJungedenSaltolernt)
– WieTypII(Dativkonstruktion):
(78) a. DerJungelerntdenSalto.
b. DieTurnlehrerinlehrtdemJungendenSalto.
VerbpartikelnundInkorporation
14
Passivprobe,umdenstrukturellenKasuszueruieren(nurNPsmitstrukturellemAkku‐
sativerscheinenimPassivalsNPsimNominativ):
(79) a. DerJungelerntdenSalto
b. →?DerJungewurdedenSaltogelehrt
c. →*DerSaltowurdedenJungengelehrt
(80) a. DieTurnlehrerinlehrtdemJungendenSalto.
b. →DemJungenwurdederSaltogelehrt
6.5.
MehrteiligePrädikate
ImDeutschenwirdüblicherweiseangenommen,dassbeiKonstruktionenmitHilfsver‐
beneineVerschachtelungvonVPsvorliegt:DasHilfsverb(KategorieV,nichtetwaIwie
imEnglischen)verlangtdieVollverb‐VPalsKomplement.DassimDeutschendieMög‐
lichkeitbesteht,infiniteVerbformenzusammenmitSatzgliederninsVorfeldzustellen,
deutetdaraufhin,dassdieinfinitenVerbformentatsächlicheigeneVPsbilden(können):
(81) [VP2SolcheZeitungenlesen]iwürdekAnna[VP1nie[VP2t]itk]t’k
EntsprechendesgiltauchfürModalverben:
(82) [VP2SolcheZeitungenlesen]ikönntekAnna[VP1nie[VP2t]itk]t’k
AbweichungenvonderzuerwartendenAbfolgederVerbformenamSatzendesprechen
allerdings dafür, dass die Verbformen zusammen einen Verbalkomplex mit mehreren
Köpfenbilden(können).SieheauchGrundstudium,→SkriptCundH.
(83) …weilAnnasolcheZeitungenniehättelesenkönnen
InderFachliteraturdesgenerativenModellswirdmeistversucht,Verbalkomplexeaus
verschachtelten VPs über Bewegung, insbesondere auch Kopfbewegung (Inkorporati‐
on),abzuleiten.Irritierendist,dassderVerbalkomplexzuweilenvonPhrasenaufgebro‐
chenwird:
(84) a ?…weilAnnaniehättesolcheZeitungenlesenkönnen
b. …weilAnnadasBuchhätteindieBibliothekbringensollen
RechteSatzklammermitvierVerben,daruntereinAcI‐Verb(wirstoßenandieGrenze
derVerständlichkeit…):
(85) a. …weilerdenHundnichthättedürfenbellenhören
b. *…weilerdenHundnichtbellenhörengedurfthätte
(86) a. …weilerdenHundnichtwirdhabenbellenhören
b. …weilerdenHundnichtbellengehörthabenwird
Weitere Infinitivkonstruktionen, bei denen der Verdacht auf optionale Inkorporation
besteht(→Grundstudium,SkriptY):
(87) a. Inkohärent(nichtinkorporiert):…alsichversuchte,dieTürzuöffnen
b. Kohärent(inkorporiert):…alsichdieTürzuöffnenversuchte
VerbpartikelnundInkorporation
7.
15
Bilanz
WasleistetdieInkorporations‐Theorie?
– MarkiertheitstheoriefürsyntaktischeKonfigurationen:WelcheKonstruktionensind
als grundlegend, welche als sekundär (das heißt als im logischen Sinne abgeleitet)
anzusehen?
– Zusammenhang von Wortbildungsmorphologie und Syntax: Die Syntax bestimmt
mancheArtenvonWortbildungzumindestfunktional,imDeutschenunteranderem
vielePräfigierungenvonVerben(zumBeispielliefern→beliefern).
– ZusammenhangzwischensyntaktischenKonstruktionenundInventardermorpho‐
syntaktischenKategorien(zumBeispiel:DativkonstruktionensindnurbeiSprachen
möglich,dietatsächlicheinenDativhaben).
– Sprachvergleich: Die Sprachen unterscheiden sich darin, von welchen markierten
KonstruktionensieGebrauchmachenundinwelchemMaß.ZumBeispielApplikativ
mit doppeltem Akkusativ: im Englischen verbreitet im Wortfeld ›geben‹, im Deut‐
schenmarginal(→Grundstudium,SkriptT,Anhang).
8.
Literatur
Baker,MarkC.(1988):Incorporation.ATheoryofGrammaticalFunctionChanging.Chi‐
cago/London:TheUniversityofChicagoPress.
Schmellentin,Claudia(2006):PP‐Extraktionen.EineUntersuchungzumVerhältnisvon
GrammatikundPragmatik.Tübingen:MaxNiemeyerVerlag(=LinguistischeArbei‐
ten,507).
Wunderlich, Dieter (1987): Schriftstellern ist mutmaßen, ist hochstapeln, ist Regeln
mißachten.–ÜberkomplexeVerbenimDeutschen.In:Asbach‐Schnitker,Brigitte/
Roggenhofer, Johannes (Hrsg.) (1987): Neuere Forschungen zur Wortbildung und
Historiographie der Linguistik. Festgabe für Herbert E. Brekle zum 50. Geburtstag.
Tübingen:Narr(=TübingerBeiträgezurLinguistik,Band284).Seiten91–107.
Wunderlich,Dieter(1993):Diathesen.In:Jacobs,Joachim/vonStechow,Arnim/Ster‐
nefeld, Wolfgang / Vennemann, Theo (Hrsg.) (1993): Syntax. Ein internationales
HandbuchzeitgenössischerForschung.AnInternationalHandbookofContemporary
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nikationswissenschaft[HSK],9.1).Seiten730–747.
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