Stadt und Land begegnen sich - Landwirtschaftliches Zentrum

Werbung
Landleben Region
31. März 2017
13
Häppchen spielen die Hauptrolle
Kochen / Tapas-Mahlzeiten sind für vielseitige Menschen. Das gilt für die Essenden wie für die Kochenden.
GRÄNICHEN Der Apéro spielt
eine prominente Rolle am Anfang einer Einladung und eines
Essens. Wer ihn vernachlässigt,
macht einen gravierenden Gastgeber-Fehler. Produziert er ihn
jedoch zu aufwendig, stiehlt er
dem folgenden Essen die Show.
Den Gästen schwindet der Appetit und der Köchin die Energie. Eine Tapas-Mahlzeit löst
diesen Konflikt elegant, indem
sie die kleinen Häppchen zur
Hauptsache macht. Marlis Hodel
zeigte an einem Kochkurs am LZ
Liebegg, wie es geht.
Für jeden etwas
Der Anlass war ausgebucht.
Tapas-Mahlzeiten passen zu
heutigen Essensgewohnheiten,
sie sind flexibel und variabel. Sie
befriedigen die verschiedensten
Geschmäcker an einem Tisch –
jeder nimmt, was er mag. Eine
solche Mahlzeit drängt sich nicht
in den Vordergrund, sondern begleitet die Menschen durch einige gemütliche Stunden. Es muss
nicht alles von Anfang an parat
stehen. Die Gastgeber richten bei
Bedarf Nachschub an mit dem,
was der Kühlschrank gerade bietet. Aber sie können die Tapas
natürlich auch mit Raffinesse
und Aufwand zusammenstellen.
Zu den klassischen Häppchen
gehören Fleischbällchen am
Spiess oder in Sauce, mit Wurst,
Schinken oder Käse belegtes
Brot, Kartoffelsalat, mit Speck
ummantelte gebratene Pflaumen, in Öl geröstete und gesalzene Nüsse.
Auf dem Deckel
«Aber ihr könnt alles als Tapas
verkaufen, wenn ihr es entspre-
chend anrichtet», erklärte Marlis
Hodel den Teilnehmerinnen mit
einem Augenzwinkern. Als Auswahl an regionalisierten Tapas
nannte sie Stücke von Käsekuchen, Älplermagronen in kleinen
Schalen, Speckbrot. Überzählige Käse-, Fleisch- und Gemüsestücke könnten auch einfach in
Schüsselchen dazu gestellt werden, kommentierte sie die Resteverwertung.
«Tapa» ist übrigens das spanische Wort für Deckel und meint
ursprünglich eine kleine Beilage, die in Restaurants kostenlos
zu Getränken gereicht wird – auf
einem Deckel, der das Getränk
gegen Insekten schützt. Heute
und in unserer Region ist mit
Tapas üblicherweise eine ganze
Mahlzeit gemeint, die aus verschiedenen Häppchen zusammengestellt ist. Ruth Aerni
REZEPT
Tortilla-Würfel
1 zerdrückte Knoblauchzehe
4 gehackte Frühlingszwiebeln
2 Peperoni oder anderes
Gemüse je nach Saison,
gewürfelt
1 bis 2 EL Öl
200 g gekochte Kartoffeln,
in Würfel geschnitten
5 Eier
125 g Sauerrahm
175 g Sbrinz, gerieben
3 EL Schnittlauch,
fein geschnitten
Salz, Pfeffer
1. Knoblauchzehen, Frühlingszwiebeln und Gemüse in
einer Pfanne mit dem Öl
etwa 10 Minuten dämpfen,
abkühlen lassen
2. Kartoffeln zum Gemüse
mischen
3. Eier, Sauerrahm,
Sbrinz und Schnittlauch
in einer Schüssel verrühren,
mit dem Gemüse mischen
4. Mit Salz und Pfeffer
abschmecken
5. Mischung in Form
geben, glatt streichen
6. Im Ofen etwa 40 Minuten
goldbraun backen; herausnehmen und auskühlen
lassen
8. Tortilla am Rand
lösen, auf ein Brett
stürzen, in Würfel
schneiden
9. Würfel mit Holzspiess
auf eine halbe Baguettescheibe stecken. Mit
Salatblättern servieren.
Ein Tapas-Buffet ist für verschiedene Geschmäcker eine gute Sache. Jeder legt auf seinen Teller, was er gerne mag.
Die einzelnen Häppchen können einfach sein, aber auch raffiniert und aufwendig. (Bild Ruth Aerni)
AUS DER SCHULE GEPLAUDERT
Stadt und Land begegnen sich
Liebegger Kino / Im Fokus standen Städter im Viehstall und Gemüse, das in der Stadt wächst.
GRÄNICHEN Früher war es einfach: Hier die Landwirtschaft,
die mit ihren Erzeugnissen
die Bevölkerung ernährt. Dort
die Konsumenten, die auf diese
Lebensmittel angewiesen sind
und ihr Geld dafür ausgeben.
Aber heute sind Stadt und Land
nicht mehr so klare Gegensätze.
Gemüse aus der Stadt
«Ein urbaner Lebensstil kann
auf dem Land gepflegt werden,
Lebensmittel können in der
Stadt produziert werden», leitete
Lisa Vogt vom LZ Liebegg in das
Thema des Kinoabends ein.
Der erste Film thematisiert
Urban Farming, die Produktion
von Lebensmittel im städtischen
Raum, die weltweit Aufschwung
erhält. Auf Dächern und stillgelegten Industriebrachen, in
Einkaufswagen und Lastwagenpneus. Denn frisches Gemüse
ist in vielen Grossstädten der
eigentliche Luxus und für die ärmeren Bevölkerungsschichten
kaum erschwinglich.
Vor der Konkurrenz muss sich
die Schweizer Landwirtschaft
dabei nicht fürchten. In diesem
kleinräumigen Land ist die Bedeutung von Urban Farming
nicht riesig, sind frisches Gemüse und Obst in Reichweite der
Stadtbevölkerung – anders als in
Metropolen dieser Welt. Und
selbst dort werden beim Urban
Farming vergleichsweise winzige Mengen produziert. Aber es
geht um mehr als Essen: «Die
Ein gutes Stück Natur entsteht
W
ie viele Arbeitsschritte
es braucht, bis ein feiner Käse entsteht, hat
uns Toni Holdener auf der Alp
Pragel Bödmeren gezeigt. Die
Klasse, welche das Fach Milchverarbeitung gewählt hat, machte sich in Muotathal Richtung
Pragelpass auf. Wegen des immer noch vorhandenen Schnees
bestritten wir die letzten Meter
Weg mit Schneeschuhen. Dabei
erzählte uns Toni vieles über die
Umgebung. Zum Beispiel, wo
noch Wildiheuer diese strenge
Arbeit ausführen und dass in
dieser Gegend die schönsten
Fichten stehen.
Am Ziel angekommen, besichtigten wir die moderne Käserei.
In der Hauptsaison werden auf
dem Pragel bis zu 5500 Liter
der guten Alpmilch hauptsächlich zu Käse, Joghurt und Butter verarbeitet. Für uns war es
spannend zu sehen, wie der
ganze Betrieb mit all den technischen Fertigkeiten funktioniert. So konnten wir die Theorie aus der Schule ein wenig
besser nachvollziehen. Danach
durften wir den Käsekeller bestaunen, in welchem gut 5000
Laibe Suworow-, Pragel Bödmeren-, und Raclettekäse gelagert
werden.
Nach der spannenden Führung
wurde uns ein ausgezeichnetes
Fondue des Hauses serviert. Danach liessen wir den Abend mit
Jassen und gemütlichem Beisammensein ausklingen.
Lilian Steiner,
BBZ Pfäffikon
Manuela Isenschmid von der Liebegg (l.) moderierte die Gesprächsrunde mit dem Betriebsleiterpaar
Dominic und Rahel Sprunger und Soziologe Hans Wydler (r.).
(Bild Ruth Aerni)
Landwirtschaft bietet nicht nur
Nahrung, sondern auch Seelennahrung», kommentierte der Soziologe Hans Wydler. «Die Stadtmenschen wollen sich beteiligen.
Es geht um eine Art zu denken,
um Wertschätzung gegenüber
der Natur und dem Gärtnern.»
Gegensätzliche Welten
Urban Farming schafft Berührungspunkte zwischen Stadt und
Land. Im zweiten, vom LID und
BLW produzierten Film treffen
sie wieder als Gegensätze aufeinander: «Der Deal – ein Tag Bauer», dieses Angebot wird Teenagern in der Stadt gemacht. Die
100 Stutz dafür verlocken kaum,
die Arbeit auf dem Bauernhof
schreckt ab. Die drei Teens, die
sich schliesslich doch überwinden, erleben einen langen Tag
bei ihren jeweiligen Gastfamilien. Eine davon, Rahel und Dominic Sprunger aus Bubendorf
BL, erzählten am Liebegger Kinoabend von ihren Erlebnissen.
Die Bauernfamilien könnten
viel tun, um Brücken zu schlagen, verwies Landwirt Sprunger
auf Projekte wie Stallvisite und
SchuB. Im besten Fall erhalten
sie dafür Wertschätzung und
Respekt für ihre Arbeit und
Produkte. «Das müsste jeder
Schweizer mal machen», lautete das Fazit eines der Teenager
im Film.
Ruth Aerni
Mit Schneeschuhen auf den Pragel: Die Teilnehmerinnen des
Moduls Milchverarbeitung am BBZ Pfäffikon.
(Bild ls)
Herunterladen