Rumänien1)

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AUSZUG EINES BEITRAGS VON ANDREA BRILL
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ISBN: 978-3-8276-2109-2
Rumänien1)
Autorin: Andrea Brill
Rumänien ist einer der aufstrebenden jungen EU-Mitgliedstaaten. Deutschland als
wichtigster Handelspartner pflegt traditionell enge Beziehungen zu Rumänien.
Dessen Wirtschaft profitierte vor der internationalen Finanzkrise von einem
starken Wirtschaftswachstum und erholt sich allmählich wieder von dem
Einbruch im Jahr 2008. Wichtige Exportgüte wie Maschinen und Kfz-Teile machen
das Land nach wie vor für den deutschen Import interessant.
Die aktuelle Diskussion um Sozialleistungen für rumänische und bulgarische Migranten in
Deutschland, insbesondere Hartz-IV-Empfänger, lenkt den Blick erneut auf das
osteuropäische Land Rumänien und seine wirtschaftliche Entwicklung seit dem EU-Beitritt
in 2007.
Vor der internationalen Finanz- und Wirtschaftskrise 2008 zählte das Land zu den Staaten
mit dem höchsten Wirtschaftswachstum. In den Jahren nach der Krise hat sich Rumänien
nur geringfügig erholt. Das Niveau liegt immer noch unter dem der Jahre vor 2008.
Dennoch ist die Regierung stark nach Westen orientiert und bietet wichtige Exportgüter vor
allem im Maschinen- und Kfz-Sektor.
Die wichtigsten Daten
Um erfolgreich in Rumänien einzukaufen, ist es wichtig, Grundkenntnisse über die dortigen
Gegebenheiten zu haben. Nachfolgend ein kurzer Überblick über die wichtigsten Daten, die
wirtschaftliche Entwicklung und die Wirtschaftsstruktur von Rumänien.
Wichtige Daten
Tab. 1: Die wichtigsten Daten zu Rumänien
Amtliche Bezeichnung
Rumänien
Landessprache
Rumänisch
Grundfläche
238.391 km²
Hauptstadt
Bukarest, ca. 2,1 Mio. Einwohner
Einwohner
21,3 Mio.
Nationalfeiertage
1. Dezember, Nationalfeiertag
Staatsform
Republik
Währung
Leu
Bruttosozialprodukt
626,2 Mrd. Lei bzw. 141,6 Mrd. Euro in 2013
Quelle: Außenministerium der Bundesrepublik Deutschland
Wirtschaft und Industrie
Der Großraum Bukarest ist das bedeutendste wirtschaftliche Zentrum des Landes. Hier
konzentrieren sich die größten herstellenden Unternehmen und Dienstleistungsfirmen.
Wirtschaftslage und -entwicklung
Das Bruttoinlandsprodukt (BIP) Rumäniens stieg in den letzten Jahren kontinuierlich an. Es
betrug in 2012 587,5 Mrd. Lei, für 2013 wird es auf 626,2 Mrd. Lei und für 2014 auf 661,3
Mrd. Lei geschätzt.
In US-Dollar sind es somit für 2012 169,4 Mrd. US-Dollar, für 2013 voraussichtlich 183,8
Mrd. US-Dollar und für 2014 190,1 Mrd. US-Dollar.
In Euro sieht die Entwicklung wie folgt aus: in 2012 131,7 Mrd. Euro, 2013 geschätzte
141,6 Mrd. Euro und für 2014 147,9 Mrd. Euro.
Quelle: www.gtai.de
Wirtschaftswachstum nach Sektoren
In 2011 verteilte sich das Wirtschaftswachstum wie folgt über die verschiedenen Sektoren:
Am stärksten wuchs die Wirtschaftskraft in der Land-, Forst- und Fischwirtschaft mit
11,3 %, dann folgen Bergbau und Herstellung mit einem Wachstum um 5,0 %. Der
Bausektor stieg um 2,7 % an, unter 1 % Wachstum lagen in 2011 die Bereiche Handel,
Gaststätten und Hotels mit 0,8 % sowie Transport, Logistik und Kommunikation mit 0,3 %.
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Industrieproduktion
In der Industrieproduktion wuchs im Jahr 2012 der Bergbau um 1,6 %, die verarbeitende
Industrie sank insgesamt um 0,3 %. Für das Sinken waren vor allem die Textil- und die
chemische Produktion verantwortlich, auch die Metallerzeugung und -verarbeitung sowie
Elektrotechnik. Die Produktion von Kraftfahrzeugen, Maschinen und Anlagen erfuhr ein
leichtes Plus.
Rumänien steht mit 21 Millionen Einwohnern auf Platz 7 der EU. Bis zum Ausbruch der
internationalen Wirtschafts- und Finanzkrise zählte es zu den Ländern in Europa mit dem
größten Wirtschaftswachstum. Noch 2008 lag die Wachstumsrate bei 7,1 %. Dieses
schnelle Wachstum kam auch durch den EU-Beitritt Rumäniens in 2007 zustande, infolge
dessen die Direktinvestitionen stark anstiegen.
Exportorientierte Industrien getroffen von Finanzkrise
Die Finanz- und Wirtschaftskrise hat Rumänien stark getroffen. Vor allem spürten dies die
Industriebereiche, die stark exportorientiert sind und von umfassenden internationalen
Investitionen profitiert haben, wie der Kfz-Sektor, der Bausektor, die Stahl- sowie die ITBranche. Im Jahr 2009 schrumpfte daher das BIP um 7,1 %. Auch 2010 steckte Rumänien
noch in der Rezession.
2011 legte das rumänische BIP wiederum um 2,5 % zu, 2012 stieg das BIP nur um 0,7 %.
Gute Zahlen vor Finanzkrise
Vor der Finanzkrise sahen die Zahlen deutlich besser aus. Während sich das Wachstum
zwischen 2004 und 2007 zwischen 8,4 und 6,5 % bewegte, beträgt es jetzt weniger als
2 %. Im Laufe des Jahres 2012 entwickelte sich die rumänische Wirtschaft schlechter als
erwartet. Laut GTAI wuchs die Wirtschaft real um 0,2 %.
Im ersten Halbjahr 2013 stieg das Wachstum immerhin auf 1,8 % an.
Die Prognosen für 2013 waren etwas optimistischer und lagen zwischen 1,4 und 2 %
Wachstum. Während der IWF aufgrund der positiven Entwicklung der Exporte und der
Landwirtschaft die Wachstumsprognose für das Jahr 2013 auf 2 % und für 2014 auf 2,25
% angehoben hatte, lag die Einschätzung der Europäischen Bank für Wiederaufbau und
Entwicklung (EBRD) für 2013 bei 1,4 % und liegt für 2014 bei 2 %. Die Nationalbank
Rumäniens (BNR) schätzte das Wachstum der rumänischen Wirtschaft auf über 2 %.
Andere Prognosen für das reale Wachstum im Jahr 2013 lagen zwischen 2,5 % (Economist
Intelligence Unit – EIU) und 2,0 % (Raiffeisen Research).
Positive Zukunftsprognose
Für die kommende Zeit sehen die Zahlen weitaus besser aus. Zwischen 2014 bis 2017 soll
die rumänische Wirtschaft laut EIU im jährlichen Mittelwert um 4 % zulegen.
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Die Weltbank ist in ihrem Bericht „Global Economic Prospects“ pessimistischer und stellt
ein eher vorsichtig optimistisches Szenario mit Wachstumsraten von 1,6 % im Jahr 2013
auf, gefolgt von 2,2 % im Jahr 2014 und 3 % im Jahr 2015.
Quelle: www.gtai.de
Abb. 1:
Karte von Rumänien
Copyright: M. Schmeling
Privatisierung der Wirtschaft seit 1989
Mit der rumänischen Revolution 1989 ging auch die allmähliche Privatisierung der
Wirtschaft einher. Im Revolutionsjahr 1989 lag das BIP bei gerade 5.000 US-Dollar pro
Kopf. Im Zuge der Privatisierung vor allem ab 1992 wurden 30 % der Aktien der etwa
6.300 Unternehmen, die in staatlichem Besitz lagen, in Investmentfonds übertragen.
Jeder Bürger Rumäniens erhielt 1992 einen Gutschein für diese Fonds. Die restlichen 70 %
der Aktien kamen in einen staatlichen Investmentfonds (Fondul Proprietii de Stat – FPS),
der pro Jahr 10 bis 15 % verkaufen sollte. Weitere Unternehmen und andere Besitztümer
wurden direkt verkauft.
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Beteiligung der Bürger an Privatisierung
Eine weitere Privatisierungsphase erfolgte 1995/96. Auch hier wurden wieder die Bürger
beteiligt. Ende 2000 wandelte die Regierung von Adrian Nastase den staatlichen Fonds in
die Behörde für Privatisierung und Verwaltung der Staatsanteile (APAPS) um. Seit 2004 ist
nach diversen Umgestaltungen die Behörde für die Verwertung von Staatsvermögen
(Autoritatea pentru Valorificarea Activelor Statului – AVAS) für weitere Privatisierungen
zuständig.
Die Privatisierung hatte zunächst verheerende Folgen für die Beschäftigungsquote.
Innerhalb der 1990er-Jahre fiel der Anteil der in Lohn und Brot stehenden
Industriearbeitnehmer von etwa 40 % in 1990 auf etwa 25 % in 1999. Die derzeitige
offiziell registrierte Arbeitslosigkeit liegt bei nur noch 5,03 % (August 2013).
Wirtschaftswachstum nach Reformen
Wirtschaftsreformen bewirkten schließlich ein starkes Wirtschaftswachstum. Die
rumänische Regierung unter Premierminister Calin Popescu-Tariceanu führte am 29.
Dezember 2004 einen einheitlichen Steuersatz von 16 % auf Einkommen und
Unternehmensgewinne ein.
Dieser niedrige Steuersatz brachte Rumänien den Ruf als eine der liberalsten
Marktwirtschaften der Welt ein. Konsequenz war zudem ein starkes Wachstum.
Industriezweige
Rumänien wird immer interessanter auch für westliche Einkaufschefs, denn das Land
emanzipiert sich allmählich von einem Billigproduzenten hin zu einem Lieferanten von
qualitativ hochwertigen Gütern. Die traditionell vorherrschenden Industriezweige
Maschinenbau, Metallurgie, Chemie, Ölindustrie und Petrochemie sind seit einigen Jahren
in einem starken Wandel begriffen.
Textilindustrie
Gemessen an den Beschäftigten (350.000) ist die Textil- und Bekleidungsindustrie am
bedeutendsten. Hier wird rund ein Viertel der rumänischen Exporte hergestellt. Die
steigende Konkurrenz auf den internationalen Märkten, allen voran China, Indien und
Vietnam, führt dazu, dass sich Rumänien aus dem Billiglohnsegment zu lösen beginnt und
zunehmend einen höheren Anspruch bei den Textilprodukten erreicht.
Maschinenbau
Innerhalb des Maschinenbaus liegen die größten Chancen für Wettbewerbsfähigkeit und
Zukunft in den Bereichen Ausrüstungen und Anlagen, Schiffbau und Kraftfahrzeuge.
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Ein Schwerpunkt für die Entwicklung der modernen Industrielandschaft liegt vor allem in
der Kfz-Industrie und Kfz-Zulieferindustrie.
Die Bedeutung Rumäniens als Kfz-Zulieferer ist in den letzten Jahren gestiegen.
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