Musik «Wolkenkuckucksheim» – Das Vorhaben gelingt, erweist sich aber als trügerisch – Gerold Amanns neuestes Musiktheater «Die Vögel» kurz vor der Premiere „Die Vögel“ – Musikalische Komödie von Gerold Amann nach Aristophanes Fr, 4.7., 21.30, Prem. Weitere Aufführungen: 5. - 13. Juli, jeweils 21.30 Uhr Komposition, Konzept: Gerold Amann Regie: Brigitta Soraperra Chorleitung: Isabella Fink Choreografie: Ursula Sabatin Bühne: Johannes Rauch Kostüme: Evelyne M. Fricker Lichtdesign/Technik: Martin Beck – Technik für Kunst- und Kulturprojekte Eine Produktion der Spielgemeinde Schlins in Kooperation mit Theater Karussell und Tanzufer - Zentrum für zeitgenössischen Tanz www.burgspieleschlins.at www.facebook.com/ burgspiele.schlins Burgruine Jagdberg 36 Musik Isabella Fink und Ursula Sabatin Kostümprobe auf der Ruine Jagdberg Die monatelangen Proben mit über hundert Sängerinnen und Sängern sowie Schauspielern aus Vorarlberg und Liechtenstein sind in der abschließenden Intensivphase, das Bühnenbild ist fertiggestellt, die Kostüme genäht. In wenigen Tagen feiern die Burgspiele Schlins die Premiere der musikalischen Komödie „Die Vögel“ von Gerold Amann. Erzählt wird die Geschichte des unzufriedenen Athener Bürgers Piros, der sich unter das Volk der Vögel mischt. Er überredet die Vögel, einen eigenen Staat zu gründen. So werden sie unabhängig von den Göttern und den Menschen, verspricht er ihnen. Doch die Vögel tappen in eine Falle, denn Piros ist nur auf seinen eigenen Vorteil bedacht. Sabatin die Komödie zu einem Ganzen. Im Gespräch mit Silvia Thurner erzählen Isabella Fink und Ursula Sabatin von ihrer Beziehung zu Gerold Amann sowie den Burgspielen Schlins und geben Einblicke in das neue Stück. In seinem neuesten Musiktheater kombiniert Gerold Amann seinen individuellen Kompositionsstil mit den Ursprüngen der menschlichen Sprache und tierischen Lauten sowie altgriechischen Originaltexten von Aristophanes. Über hundert Mitwirkende aus ganz Vorarlberg und Liechtenstein spielen die tragikomische Geschichte, die von viel Humor und einer hintergründigen Ironie getragen wird. Brigitta Soraperra setzt „Die Vögel“ in Szene. In enger Zusammenarbeit mit der Regisseurin formen die Chorleiterin Isabella Fink und die Choreografin Ursula Ihr beide habt schon öfters mit dem Komponisten Gerold Amann zusammengearbeitet. An welche Projekte erinnert Ihr Euch und was verbindet Ihr damit? Fink: Besonders in Erinnerung ist mir die Interpretation des Musiktheaters „Fundevogel“ mit dem „New Art Ensemble“ unter der Leitung von Fuat Kent geblieben. Weiters wirkte ich beim Open Air „Feen und Gespenster“ in der Burgruine mit. Gerolds Entwicklung der Käseharfe für unsere „Hausmusik Fink“ und die damit einhergehende Romreise mit ihm sowie all die anderen Stücke, die er für uns geschrieben hat, ermöglichten stets einen spannenden und sehr lustvollen Prozess des Lernens seiner Musik. Sabatin: Ich habe das Musiktheater „Formicula“ vor zehn Jahren und im Jahr 2009 „Tanzmaschinen“ in Bezau choreografiert. Bei der „Apokalypse“ war ich Anfang der 90er-Jahre als Tänzerin engagiert. Mit den Burgspielen verbinde ich die Begeg© Silvia Thurner Kultur Nr. 6|2014 allerArt-Insert Kultur_RZ_Layout 1 12.06.14 10:03 Seite 1 nung mit Gerold Amann und seine ungewöhnlichen Ideen für Musiktheater und eine intensive Zusammenarbeit mit Künstlerinnen anderer Sparten. Eine nicht traditionelle Theaterbühne wie diese auf der Ruine in Schlins lässt viel Raum für eigene Ideen und unkonventionelle Choreografien. Singen und balzen Welches sind die chorischen Highlights des Musiktheaters und welche Wesenszüge zeichnen „Die Vögel“ im Hinblick auf die Choreografie aus? Fink: Jedes Chorstück für sich ist ein Highlight, weil alle so unterschiedlich sind. Ein Renner seit der ersten Probe ist die „Hymne“, denn sie ist eingängig und wirkt tatsächlich identitätsstiftend für die Vögel. Als musikalisches Element der Bildung des Vogel-Staates erklingt sie mehrmals im Laufe des Stückes. Beim „Freudentanz“, einer Birkhahnbalz, geht’s rund. Der Chor singt und balzt, alle anderen sind singend oder balzend auch dabei. Sabatin: Der musikalisch sprachliche Ansatz, die Interjektionen sind die zentralen Elemente der Komposition. Die Lautsprache sehe ich stark in Verbindung mit der Bewegung. Wir befinden uns auch bei diesem Stück in einem Prozess, wo laufend Neues entstehen kann, das mitverarbeitet wird und auch die Beteiligten im Gestalten miteinbezieht. Stärken entwickeln Die Musik zu den „Vögeln“ unterscheidet sich wesentlich zur herkömmlichen Chorliteratur. Was sind die Herausforderungen und Besonderheiten dieses Musiktheaters? Fink: Jedes Stück ist total anders, die Stimmaufteilung wechselt sehr oft, kein verständliches Wort wird gesungen, die Akkorde orientieren sich nicht an den vertrauten alpenländischen Terzklängen. Außerdem werden die ganzen Chorstücke auch in Bewegung umgesetzt, so dass der Tanz und die Bewegung genauso wichtig sind wie das Singen selbst. Und dann sind die ChorsängerInnen Vögel, interpretieren „vogel- oder menschenmäßige“ Interjektionen als Vögel und bringen auch noch ihre Ideen ein – die Gruppe ist grandios. Sabatin: Diese Form einer spartenübergreifenden Zusammenarbeit und die Intention, verschiedene künstlerische Sprachen zu verbinden, ist schon etwas ganz Besonderes. Es ist eine schöne Herausforderung, die Mitwirkenden zu unterstützen und ihre Stärken zu entwickeln, denn alle Mitwirkenden – Erwachsene im Alter zwischen zwanzig und Ende siebzig, Kinder und Jugendliche bringen unterschiedliche Voraussetzungen und Talente ein. Als Vogelschwarm dicht in Bewegung Der „Vogelchor“ und die Bewegungsabläufe implizieren viel Bewegung auf der Bühne. Wie kann ich mir das bildlich vorstellen? Sabatin: Naturbeobachtungen haben mich inspiriert, die Bewegungsqualitäten der Vögel auf den Chor zu übertragen. So manches wird schlüssig durch die Bewegung, die jede Szene beinhaltet. Aber es braucht bei diesem Stück, das in einem detailgenauen und wunderbaren Bühnenbild spielt, starke körperliche Präsenz. Es gibt viele Auf- und Abgänge und fließende Übergänge. Ein Vogelschwarm ist meist dicht in Bewegung und das soll auch sichtbar werden, ich will sozusagen das Bild des Fliegens erzeugen. Welchen Stellenwert nimmt der Humor ein? Fink: Die Chorteile sind gespickt von Humor, humoristischen Szenen und Anspielungen. Allerdings, wir - der Chor - sind die Vögel und checken nicht alles. Danke für das Gespräch. Silvia Thurner Kultur Nr. 6|2014 37