Industriebauten

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PORTAL 11
PORTAL 11
INDUSTRIEBAUTEN
PORTAL 11
OKTOBER 2007
Industriebauten
Projekte von schneider + schumacher; SP-ARC;
kadawittfeldarchitektur; Bartijn Architecten und
spittelwiese architekten
DIE ARCHITEKTEN-INFORMATION
VON HÖRMANN
PORTAL 11
DIE ARCHITEKTEN-INFORMATION VON HÖRMANN
INHALT
3
EDITORIAL
4 /5 /6/7/8/9
INDUSTRIEBAU IN EUROPA: EIN ÜBERBLICK
Wohin steuert der Industriebau in Europa, welche Traditionen beeinflussen ihn noch und welche Rolle
spielt soziale Verantwortung beim Entwurf eines Fabrikgebäudes? Drei Architekten geben Auskunft.
10 / 11 / 12 / 13
PRODUKTIONSHALLE VON HAGER IN BLIESKASTEL
Die Werkshalle der Hager Electro GmbH trägt die Handschrift zweier Planungsbüros: SP-ARC optimierten
die inneren Funktionszusammenhänge, schneider + schumacher das äußere Erscheinungsbild.
Entwurf: schneider + schumacher, Frankfurt / SP-ARC, Köln
14 / 15 / 16 / 17 / 18 / 19
AUTOHAUS PAPPAS IN SALZBURG
Wie bewegt man sich durch ein Autohaus? Mit dem Auto natürlich! Österreichs größter Autohändler hat
neben dem Salzburger Flughafen einen durch und durch kraftfahrzeuggerechten Neubau errichten lassen.
Entwurf: kadawittfeldarchitektur, Aachen
20 / 21 / 22 / 23 / 24 / 25
NEDAP-FIRMENZENTRALE IN GROENLO
Corporate Architecture einmal anders: Das über 15 Jahre gewachsene Firmengelände von Nedap bei
Arnheim zeigt eine ungewöhnliche Vielfalt der Bauformen – und ist doch alles andere als Stückwerk.
Entwurf: Bartijn Architecten, Maastricht
26 / 27 / 28 / 29
GRÜNDERZENTRUM PRAMTAL SÜD IN RAAB
Wohin, wenn jeder Euro zählt? Das Gründerzentrum in Raab bietet Start-Ups preisgünstigen Raum – und
liefert den Beweis, dass auch Kostendruck keine Ausrede sein muss für architektonisches Mittelmaß.
Entwurf: spittelwiese architekten, Linz
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HÖRMANN-UNTERNEHMENSNACHRICHTEN
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ARCHITEKTUR UND KUNST
Ritchie Riediger: Pferd ohne Reiter springt der Zukunft zügellos entgegen
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VORSCHAU / IMPRESSUM / HÖRMANN IM DIALOG
Umschlagbild:
Autohaus Pappas in Salzburg
Foto: Stephan Falk / baubild / Hörmann KG
EDITORIAL
Martin J. Hörmann, Thomas J. Hörmann und Christoph Hörmann
Persönlich haftende Gesellschafter
Sehr geehrte Leserinnen und Leser,
was hat Industriebau mit sozialer Verantwortung zu tun?
Eine ganze Menge, fragt man den Experten: „Industriebaukultur hat zumindest in Europa ihren Stellenwert nicht nur
[...] auf der Kunden- und Produktseite, sondern auch ganz
besonders in ihrer Verantwortung gegenüber den Mitarbeitern und der umgebenden Community“, schreibt etwa der
österreichische Architekt und Lehrstuhlinhaber für Industriebau, Christoph Achammer. Die Gründe hierfür sieht er
darin, dass „gerade in einer globalen Kultur [die] Sehnsucht
nach Heimat verbunden mit nachhaltig gesunder Umwelt in
der jüngeren Generation sehr ausgeprägt ist.“
Bestätigt hat sich Achammers Ansicht auch in den drei
Interviews, die wir für PORTAL 11 mit renommierten
europäischen Industriebau-Architekten geführt haben.
Stets betonten unsere Gesprächspartner die wachsende
Bedeutung der Verantwortung im Industriebau – für den
Standort, die regionale Wirtschaftsstruktur, das Image der
eigenen Branche und den einzelnen Mitarbeiter.
Auf welch unterschiedliche Weise sich das Corporate
Image eines Unternehmens in Industriebauten ausdrückt,
belegen die vier Projekte in der aktuellen Ausgabe von
Martin J. Hörmann
PORTAL: Die Hager Electro GmbH setzt auf übergeordnete
Gestaltungs-Richtlinien, die zuletzt durch das Architekturbüro schneider + schumacher behutsam weiterentwickelt
wurden. Individualität ist dagegen bei Nedap in Groenlo
Trumpf: Erst auf den zweiten Blick erahnt man, dass die
Produktions- und Verwaltungsgebäude, die auf dem Firmenareal über 15 Jahre hinweg enstanden sind, die Handschrift des gleichen Architekten tragen.
Im oberösterreichischen Raab fehlte die Corporate Identity
des Bauherrn völlig – das Gründerzentrum Pramtal Süd ist
ein reines Mietobjekt, das äußerlich Neutralität zu wahren
hatte. Den Architekten ist es dennoch gelungen, dem Bauwerk mit beschränkten finanziellen Mitteln eine starke
Identität zu verleihen. An dieser wiederum mangelt es dem
Autohaus Pappas in Salzburg gewiss nicht: In bester österreichischer Einzelhandelstradition ist hier ein Bauwerk entstanden, das funktionale Pflichterfüllung und formale Kür
auf das Vortrefflichste miteinander verknüpft.
Industriearchitektur ist also, wie man sieht, alles andere als
ein trockenes Thema. Grund genug für uns, Ihnen wie stets
eine inspirierende Lektüre von PORTAL zu wünschen.
Thomas J. Hörmann
Christoph Hörmann
3
INDUSTRIEBAU IN EUROPA:
EIN ÜBERBLICK
Der Industriebau in Europa befindet sich im Umbruch – inhaltlich wie gestalterisch.
Die Gründe hierfür reichen vom Strukturwandel infolge der Globalisierung über kritischer gewordene Konsumenten bis hin zu einem neu erwachten Bewusstsein für
den jeweiligen Standort, die Gesellschaft und den einzelnen Angestellten.
PORTAL hat Jørgen Bach aus Dänemark, Christoph Kellenberger aus der Schweiz
und Dietmar Riecks aus Deutschland zur Situation der Industriearchitektur in ihren
jeweiligen Ländern befragt.
Folgende vier Fragen stellte PORTAL den drei Gesprächspartnern:
1. Welche Traditionen beeinflussen derzeit den Industriebau
in Ihrem Land?
2. Wie hat sich der Stellenwert der Industriearchitektur in
Ihrem Land in den letzten 20 Jahren verändert?
3. Welche Voraussetzungen müssen erfüllt sein, damit ein
Unternehmen sich auch bei reinen Produktions- und
Distributionsgebäuden auf das Wagnis „gute Architektur“
einlässt?
4. Welche Argumente nutzen Sie, um Bauherren aus der
Industrie vom Wert guter Architektur zu überzeugen?
JØRGEN BACH, ARKITEMA K/S,
ÅRHUS/KOPENHAGEN
1. Dänemark hat keine lange Industrietradition. Es gibt bei uns
keine großen Automobilhersteller oder einen ähnlich dominierenden Industriesektor wie in Deutschland. Daher ist unser
Land an sich auch nicht für Industriebauten bekannt. Einige
Ausnahmen gibt es jedoch: zum Beispiel die dänischen
Kraftwerke, von denen einige recht gut gestaltet sind, oder
die Toms-Schokoladenfabrik von Arne Jacobsen in Ballerup.
Zu den wichtigsten Anforderungen beim Industriebau gehört
natürlich eine modulare Bauweise, die Nutzungsänderungen
4
und Erweiterungen problemlos möglich macht. Ein zweiter
Faktor ist die Einbettung dieser oft sehr großen Gebäude in
die Landschaft. Dänemark ist ein sehr flaches Land, in dem
große Industriebauten sehr dominant wirken können. Unser
Büro hat vor rund zwei Jahren bei Horsens den größten
Schlachthof Dänemarks fertig gestellt, ein fast einen
Kilometer langes Gebäude, das in der Nähe einer Autobahn
steht. Für die Autofahrer bildet dieses Bauwerk auf einem
ganzen Streckenabschnitt eine Art künstlichen Horizont,
daher haben wir viel Arbeit darauf verwendet, seine
Silhouette ansprechend zu gestalten.
Ich denke, dass man bei einem Industriebau von außen
sehen können sollte, was innen produziert wird. Nicht unbedingt im Sinne buchstäblicher Einblicke durch große Fenster,
aber das Gebäude sollte dem Betrachter auf übertragene
Weise etwas von seinem Inhalt vermitteln. Den Schlachthof in
Horsens etwa haben wir mit großen, 60 x 60 Zentimeter messenden weißen Keramikfliesen verkleidet, die ihm einen
Ausdruck von Hygiene und Akkuratesse geben. Und Arne
Jacobsen hat bei der Toms-Schokoladenfabrik eine Fassadenverkleidung aus kleinteiligen Mosaikfliesen verwendet,
die an Schokoladenstücke erinnern.
2. Ich muss zugeben, dass die Industriearchitektur gegenwärtig im dänischen Architekturdiskurs kaum eine Rolle spielt.
Das Interesse der Architekten in Dänemark gilt vor allem dem
Wohnbau und der Entwicklung der Städte. Darüber hinaus
spielt eine Rolle, dass sich Dänemark von der Agrar- zur
JØRGEN BACH
geboren 1964 in Hobro
1986
1992
seit 1992
seit 1995
Abschluss als Gebäudetechniker an
der Ingenieurhochschule
(Ingeniørhøjskolen) in Horsens
Abschluss als Architekt an der
Architekturhochschule
(Arkitektskolen) in Århus
Mitarbeit bei Arkitema K/S
Partner bei Arkitema K/S
verantwortlich für den Aufbau des
Arkitema-Büros in Stockholm
www.arkitema.dk
Shanghai PitBuilding
Wissensgesellschaft wandelt und viele Unternehmen global
zu agieren beginnen. Das hat einen starken Nachfrageanstieg
nach Bürogebäuden zur Folge gehabt, aber kaum Auswirkungen auf den Industriebau.
3. Verantwortungsgefühl der Gesellschaft und den eigenen
Mitarbeitern gegenüber – und das Bewusstsein, dass
Architektur maßgeblich Außenwirkung und Image eines
Unternehmens beeinflusst. Ein gutes Beispiel hierfür ist der
Elektrohersteller Bang & Olufsen. B&O hat sich vor rund 10
Jahren von KHRArchitekten einen neuen Verwaltungstrakt an
seinem Hauptsitz in Dänemark bauen lassen. Seither gilt B&O
als Inbegriff eines Unternehmens, das nicht nur an die eigenen Produkte, sondern auch an die Firmenarchitektur höchste
Maßstäbe anlegt. Dabei ist dieser Neubau noch nicht einmal
auf Kundenverkehr ausgelegt: Er liegt im Westen von Jütland,
weit von der nächstgrößeren Stadt entfernt, und eigentlich
verirren sich nur Architekten dorthin, um das Gebäude zu
besichtigen. Auch der Schlachthof in Horsens ist ein gutes
Beispiel, wie sich Unternehmen mit ihrer Architektur verändern. Die Fleischindustrie hatte ein extrem schlechtes Image,
als wir mit der Planung begannen. Heute besuchen jeden Tag
hunderte Menschen den Schlachthof, und der Betreiber hat
Peter Wahl,
Dipl.-
Circuit Park
eigens acht Mitarbeiterinnen angestellt, die die Gäste durch
den Betrieb führen.
4. Bevor wir den Auftrag für Horsens erhielten, hatte ich nie
Zweifel gehabt, ob ein Projekt, das ich plane, auch moralisch
vertretbar ist. Doch hier stellte sich mir wirklich die Frage:
„Will ich der Architekt einer Fabrik sein, in der jährlich 10
Millionen Schweine getötet werden?“ Wir haben dann bürointern eine Menge über den Auftrag diskutiert – vor allem
natürlich über den Part des Tötens –, und wurden uns einig:
Die Schweine sterben sowieso, ob wir nun das Gebäude planen oder jemand anders. Daher sollten wir wenigstens dafür
sorgen, dass ihnen eine anständige Behandlung zuteil wird
und den Angestellten ein angemessenes Arbeitsumfeld zur
Verfügung steht. Denn ein Schlachthof ist von Natur aus eine
ungesunde Umgebung: Viele Bereiche sind auf 3 °C heruntergekühlt, es gibt hygienische Probleme und die Menschen
müssen schwerste körperliche Arbeit verrichten.
Wir konnten den Bauherr sogar davon überzeugen, uns eine
zweiwöchige Studienreise nach Japan zu finanzieren, um die
dortige, mit höchsten Qualitätsstandards arbeitende Fleischindustrie kennen zu lernen. Das hat sich letztlich ausgezahlt:
Heute macht der Schlachthof exzellente Geschäfte mit japani-
Fotos: Asbjørn Haslov
Arkitema K/S: Schlachthof in Horsens, Dänemark
5
schen Kunden, die es zu schätzen wissen, wenn ihnen ein
Anbieter das Fleisch „glücklicher“ Schweine verkauft, das
unter erstklassigen hygienischen Bedingungen verarbeitet
wurde. Denn das Produkt eines solchen Unternehmens ist
heutzutage nicht mehr einfach nur Fleisch, sondern auch die
Geschichte darüber, unter welchen Bedingungen dieses
Fleisch erzeugt wurde.
Den Bauherrn soweit zu bringen, war allerdings ein hartes
Stück Arbeit. Ich sagte ihm: „Sie werden Millionen Kronen für
Ziegel und Beton ausgeben. Wenn Sie die auf eine hässliche
Weise zusammenfügen, wird es kaum billiger für Sie, als
wenn Sie einen Architekten beauftragen, der Ihnen ein erstklassiges Gebäude plant. Denn unser Honorar ist verglichen
mit den rund 2 Milliarden Kronen Gesamtbaukosten praktisch
vernachlässigbar.“ Er hat schließlich auf uns gehört. Trotzdem
war das Projekt von Anfang bis Ende ein ständiger Kampf –
auch mit den rund 80 bis 100 daran beteiligten Fachingenieuren, die wir erst einmal überzeugen mussten, uns für die
Planung genug Zeit zu lassen.
CHRISTOPH KELLENBERGER,
OOS AG, ZÜRICH
1. Die Schweiz hat in verschiedenen Industriebranchen wie
der Baumwollspinnerei, aber auch der Uhrenindustrie und
dem Maschinenbau eine sehr lange Tradition. Infolgedessen
ist seit dem 18. Jahrhundert ein riesiger Bestand an Industriearchitektur entstanden, der ständig erweitert und modernisiert wurde. Dabei haben sich die Industriebranchen auch
nach Landesteilen differenziert, wie zum Beispiel – ein
bekanntes Beispiel – die Uhrenindustrie, die vor allem in der
Westschweiz ansässig ist. Das Wachstum hielt bis in die
60er- und 70er-Jahre an, und die Fabriken wurden technisch,
aber auch im Aussehen ständig an die neuen Erfordernisse
angepasst. Dann setzte, ausgelöst durch den internationalen
Preiswettbewerb, ein Niedergang vieler Industriebranchen
und eine große „Entleerung“ der Industriebauten ein. Enorme
Flächenpotenziale wurden frei, auch in den Stadtzentren.
Nachdem anfangs viele Gebäude abgebrochen wurden, weiß
6
man die alten Industriequartiere heute zu schätzen und zu
erhalten. Denn sie bilden Brennpunkte höchster urbaner
Dichte im Land. Die Kultur des Loft-Wohnens hat sich in diesen Quartieren etabliert und hat so an Beliebtheit gewonnen,
dass sogar „Loft“-Neubauten errichtet wurden; ein
Marketing-Gag, dessen Raumkonzepte nur noch entfernt an
die frühere industrielle Architektur erinnern.
2. In den letzten Jahren ist zu den alteingesessenen
Industriestandorten ein neuer Typus hinzugekommen:
Produktionsstätten und vor allem Logistikzentren „auf der
grünen Wiese“ an der Peripherie der Städte. Der Standortund Steuerwettbewerb unter den Gemeinden hat dazu
geführt, dass Unternehmen ohne Rücksicht auf Landschaftsbild und Stadtstruktur an den verkehrstechnisch günstigsten
Standorten bauen durften. Das Ergebnis waren reine Zweckbauten, die meist rein ökonomisch begründet und architektonisch uninteressant sind. Nun zeichnet sich jedoch ab, dass
alte und neue Industriebetriebe vielerorts an den alten
Standorten wieder Fuß fassen. Gerade hoch spezialisierte
Unternehmen haben erkannt, dass in Billiglohnländern oft
nicht die Qualitätsstandards erreicht werden wie hierzulande, und lassen nun wieder in der Schweiz produzieren. Sie
haben auch meist einen viel geringeren Platzbedarf als
früher, da in vielen Branchen in den vergangenen
Jahrzehnten eine Miniaturisierung eingesetzt hat. Die „clevere“ Produktion ist an die Stelle der Massenproduktion
getreten, und dieser Wandel drückt sich teils auch in der
Architektur aus. Dieser Trend wird sich verstärken, je mehr
Unternehmen merken, dass hoch qualitative Produkte und
Gebäude Teil ihrer Marke sind.
3. Erstens eine Art Bewusstsein oder Solidarität des Firmenbesitzers oder Konsortiums mit der Stadt und dem urbanen
Umfeld. Viele Bauherren aus der Industrie beginnen heute zu
begreifen, dass ihre Bauten immer in einen größeren Kontext
eingebettet sind und ihren Beitrag zur Identität der Stadt leisten. Und zweitens das Bewusstsein, dass ein Mehrwert entsteht, wenn ein Industriebau neben den ökonomischen „hard
facts“ auch die „soft facts“ berücksichtigt, wenn das Gebäude also die Unternehmenskultur widerspiegelt, öffentliche
Nutzungen möglich macht oder einfach eine Bereicherung
der Stadt bildet.
CHRISTOPH KELLENBERGER (2.v. links)
geboren 1974 in Zürich
1990–1994 Hochbauzeichnerlehre im
Architekturbüro R. & E. Guyer, Zürich
1994–1998 Architekturstudium am Technikum
Winterthur
1999
Gründung des „labor für architektur
und virtuelle architektur“ in Zürich
2000–2002 Assistent am Lehrstuhl Prof. Dr. Marc
Angélil, ETH Zürich
2000
Gründung von oos ag mit Andreas
Derrer, Lukas Bosshard und Severin
Boser
2006–2007 Assistent am Lehrstuhl Prof. Mamen
Domingo, ETH Zürich
www.oos.com
4. Wir versuchen den Bauherrn zu überzeugen, dass sich ein
im ökologischen, ökonomischen und soziokulturellen Sinn
nachhaltiges Gebäude auch für ihn auszahlt. Für ein aus
Architekten- und Bauherrensicht gleichermaßen erfolgreiches Gebäude müssen fünf Punkte zeitgemäß interpretiert
und umgesetzt sein: die drei Vitruv’schen Grundsätze firmitas
(Stabilität und gute Konstruktion), utilitas (Zweckmäßigkeit)
und venustas (Anmut) sowie Kosten- und Termintreue.
Wir beobachten auch, dass Bauherren aus der Industrie oftmals unseren unvoreingenommenen Blick „von außen“ auf
ihre Firmenkultur und Produktionsabläufe zu schätzen wissen,
weil wir räumliche und produktionstechnische Optimierungspotenziale aufspüren können. Neue Programme können eine
höhere Rendite erzielen oder das Unternehmen besser in die
Öffentlichkeit einbinden. Dieser Blick von außen ist zumindest
bei innovativen Unternehmen durchaus erwünscht.
Hinzu kommt der gesamtgesellschaftliche Aspekt. Qualität gilt
– bei Dienstleistungen ebenso wie bei Waren – allgemein als
Schweizer Spezialität. Und dieses Qualitätsstreben sollte sich
im Sinne einer „corporate identity“ natürlich auch in der
Architektur ausdrücken. Natürlich nimmt nicht jeder einzelne
Bauherr aus der Industrie auf diesen Aspekt Rücksicht. Aber
ich habe beobachtet, dass wirklich weitblickende Manager
es durchaus tun. Eine maßgeschneiderte Architektur, die über
die Befriedigung funktionaler Bedürfnisse hinaus die betrieblichen Prozesse optimiert und der Identität des Unternehmens
Ausdruck verleiht, zahlt sich für jeden Bauherrn aus, weil sie
ihm imagebildende Präsenz im städtischen oder landschaftlichen Kontext verleiht.
DIETMAR RIECKS,
BANZ + RIECKS ARCHITEKTEN, BOCHUM
1. Hier eine auf Deutschland als Ganzes bezogene Antwort zu
geben, fiele mir schwer – als Architekt reflektiert man ja vor
allem das, was man selbst tut. Uns hat in der Architektur vor
allem die Denkweise des Strukturalismus interessiert, die
Gebäude als technische Systeme auf unterschiedlichen
Foto: Dominique Marc Wehrli, Christine Müller
oos ag: Maag Recycling in Winterthur, Schweiz
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Ebenen begreift und organisiert – von der Hülle über die inneren Funktionsabläufe, die das Raumprogramm bestimmen,
und die Konstruktion bis zum technischen Ausbau. Die Überzeugung, dass diese Systeme erst die Form eines Gebäudes
bedingen, war in den 60er-Jahren weit verbreitet. Wir begreifen sie auch heute noch als Grundvoraussetzung für langfristig leistungsfähige Gebäude.
2. Soweit ich das beurteilen kann, hat in Deutschland seit der
Wiedervereinigung tatsächlich ein Wandel im Denken stattgefunden: In den ersten Jahren nach der Wende waren die
Diskussionen im Industriebau fast ausschließlich kostenfixiert. Allein der Preis zählte. Inzwischen wandelt sich die Haltung vieler Bauherren. Eine weiter gehende Qualitätsorientierung hat eingesetzt; die Fixierung auf Dumpingpreise nach
dem Motto „Geiz ist geil“ hat sich überlebt. Wichtig ist mir
dabei, dass leistungsfähige Gebäude keineswegs zu höheren
Kosten führen. Das hat sich bei unseren bisherigen Projekten
im Industriebau gezeigt. Bei der Null-Emissionsfabrik von
Solvis zum Beispiel lagen die Gesamt-Baukosten trotz seinerzeit innovativer Techniken wie Vakuum-Entwässerung, Wär-
merückgewinnung und Vakuum-Dämmpaneelen bei rund 83
Euro je Kubikmeter umbautem Raum, davon rund 15 Prozent
für technische Installationen. Man meint immer, Innovation
sei teuer, faktisch aber haben wir das Gebäude zu Kostenkennwerten abgerechnet, die im Industriebau üblich sind. Das
hängt damit zusammen, dass ein Gebäude mit verringerten
Wärme- und Kühllasten wie bei Solvis eben auch kleinere
und preisgünstigere technische Systeme benötigt. Ein integral
geplantes Haus ist somit nicht teurer als eines, das sich der
Bauherr „aus dem Katalog“ zusammengestellt hat.
3. Gute Architektur ist nie ein Wagnis, auch wenn das möglicherweise oft behauptet wird. Die Frage sollte also vielmehr
lauten: Wann lässt sich ein Bauherr darauf ein, überhaupt
einen Architekten hinzuzuziehen? Die Antwort hat etwas mit
dem Zeithorizont der Investition zu tun. Wenn ein Bauherr
langfristige Ziele verfolgt, wenn er ein Gebäude also über seinen gesamten Lebenszyklus von 40 und mehr Jahren
betrachtet, ist die Architektur die Grundvoraussetzung dafür,
dass er sein Ziel überhaupt erreichen wird. Zum Beispiel wissen wir alle, dass die Energiekosten künftig eher steigen als
Fotos: Christian Richters
Banz + Riecks Architekten: Solvis-Null-Emissionsfabrik, Braunschweig
8
DIETMAR RIECKS
geboren 1961 in Arnsberg
1982-1991 Architekturstudium an der
Technischen Hochschule Darmstadt
1991-1994 Mitarbeit im Büro Prof. Thomas
Herzog, München
seit 1994 Banz + Riecks Architekten, Bochum
in Partnerschaft mit Elke Banz
1996
Berufung in den Bund Deutscher
Architekten BDA
2005
Berufung in den Konvent
Bundesstiftung Baukultur
www.banz-riecks.de
sinken werden. Ein langfristig denkender Bauherr wird also
großes Interesse haben, das System „Produktionsgebäude“
schon beim Bau energetisch zu optimieren. Und dazu sind
wiederum am besten Architekten in der Lage und nicht
Kataloganbieter. Hat der Bauherr dagegen eine Renditeerwartung von drei bis vier Jahren, wird er sich wohl eher an
den Kataloganbieter wenden.
4. In allen unseren Projekten – sei es im Industrie-, Verwaltungs- oder Wohnbau – spielt das Thema Energie eine zentrale Rolle. Mit einem energieoptimierten Gebäude liefern wir
einem Bauherrn bei langfristiger Betrachtung – die auch die
Betriebskosten mit einschließt – immer auch ein kostengünstiges Gebäude. Für uns als Architekten ist Energie primär eine
Frage der Systemoptimierung: Genauso wie ich das Tragwerk
und die Konstruktion eines Gebäudes optimiere, kann ich
auch die Energiesysteme optimieren.
Außerdem wird Energie zunehmend auch für das Marketing
von Unternehmen zum zentralen Faktor. Ein energiesparendes, nach ökologischen Kriterien geplantes Gebäude ist ein
Imageträger. Für das Solvis-Projekt haben wir zum Beispiel
den Europäischen Solarpreis 2002, den „European Architecture + Technology Award“ 2003, sowie den „Energy Globe
Award“ erhalten. Sie können sich leicht vorstellen, welche
Öffentlichkeitswirkung all dies für das Unternehmen – einen
Hersteller von Solaranlagen – gehabt hat. Dass das Gebäude
in der Folge in einer Vielzahl von Medien veröffentlicht wurde,
die von einer Hauptzielgruppe des Unternehmens, den Architekten, gelesen werden, war für Solvis mehr als nur ein angenehmer Nebeneffekt. Denn diese zusätzliche Resonanz in der
Öffentlichkeit hat das Unternehmen – im Vergleich zu den
Summen, die sonst für Marketing ausgegeben werden – fast
zum Nulltarif erhalten.
Neben der Resonanz in der Öffentlichkeit entfaltet die
Architektur jedoch auch eine Wirkung gleichsam „nach
innen“: Die Aufenthaltsqualität ist auch in einem Industriebau
ein entscheidender Mehrwert, wenn ein Unternehmen qualifizierte Mitarbeiter rekrutieren und langfristig an sich binden
will. Gerade jetzt, da oft vom Fachkräftemangel die Rede ist,
kann die Arbeitsplatzgestaltung für die Personalpolitik eines
Unternehmens eine wichtige Rolle spielen.
Foto: Klemens Ortmeyer
Banz + Riecks Architekten: Fertigungshalle Mannus, Arnsberg
9
Produktionshalle der Hager Electro GmbH in Blieskastel
Äußerst streng im Erscheinungsbild, puristisch in der Materialwahl, und doch mit
architektonischem Anspruch – so präsentiert sich der Anbau einer Produktionshalle
der Firma Hager Electro GmbH in Blieskastel. schneider + schumacher legten mit dem
Entwurf der Fassade den Grundstein für die neue Firmenarchitektur. Die Bau- und
Beratungsgesellschaft für Industriebau SP-ARC optimierte das Innenleben.
Hager Electro GmbH ist Spezialist für innovative Systemlösungen im Bereich von Elektro-Verteilung und Modulartechnik. Seit der Gründung 1955 im saarländischen Ensheim
entwickelte sich die Firma zu einem der führenden Unternehmen ihrer Branche. Produktionsstätten befinden sich vor
allem in Deutschland und Frankreich; aber auch in Brasilien
und China hat sich der Betrieb angesiedelt. In über 40
Ländern werden die Produkte vertrieben. Weltweit sorgen
7.400 Mitarbeiter für einen Umsatz von rund einer Milliarde
Euro. Der sich ständig in Bewegung befindende Markt,
wachsendes Qualitätsdenken und der Wunsch von Partnern
und Kunden nach perfektem Service verlangen nach Flexibilität und Innovation – die Fabrikstruktur muss sich veränderbaren Gegebenheiten anpassen können. Diesem Anspruch soll die 6.000 Quadratmeter große Erweiterung der
Produktionshallen in Blieskastel gerecht werden, in der
Hager fortan das Zählwerk „univers Z“ produziert. Um eine
maximale Effizienz der Produktion und Logistik, aber auch
eine repräsentable Architektur zu gewährleisten, beauftragte Hager gleich zwei Spezialisten für den Entwurf: Die Bauplanungs- und Beratungsgesellschaft für Industriebau SPARC entwarf das Gebäude von Innen heraus. Die Optimierung der Arbeitsprozesse war ihre Hauptaufgabe. Um sich
dem wachsenden Druck des internationalen Marktes stellen
zu können, sollten die Herstellungskosten und Durchlaufzeiten um 20% sinken. Deshalb legt das Büro auch besonderen Wert auf eine ideale Ergonometrie der Arbeitsplätze. Direkt an die Produktionshalle angeschlossen ist ein
2.000 Quadratmeter großen Forschungs- und Verwaltungsbau. Die unmittelbare Nähe zueinander perfektioniert den
Ablauf zwischen Entwicklung und Produktion. Dadurch sind
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die Prozesse von der Idee bis zum Produkt vollständig miteinander vernetzt; Störungen im Fabrikorganismus können
schneller aufgedeckt werden.
Der Entwurf der Fassade stammt vom Frankfurter Architekturbüro schneider + schumacher. Sie entwickeln das
bereits bestehende architektonische Erscheinungsbild der
Firma – über die Jahre vom Münchner Architekten Josef
von Waldbott betreut – zeitgemäß, aber behutsam weiter.
Funktionales und hochwertiges Design steht hierbei wie bei
den Produkten Hagers im Vordergrund. Ein einfaches Bild
liefert die Idee zur Fassadengestaltung: Das binäre System
der Elektrizität. Es gibt nur zwei Formen – entweder der
Strom fließt oder er fließt nicht. Opake Beton- und transparente Gussglaselemente wechseln sich gleichmäßig über
einen Großteil der Hallenseite ab. Auch der Bürotrakt ist auf
diese Art gegliedert. Jedoch wird hier das Gussglas durch
ein Pfosten-Riegel-System ersetzt. Durch das großzügige
Eingangsportal an der Stirnseite des Verwaltungsgebäudes
gelangen Mitarbeiter und Besucher ins Foyer. Im Erdgeschoss befinden sich der Zugang zur Produktionshalle sowie
sanitäre Anlagen. Eine Treppe führt auf eine Galerie, die den
Verwaltungstrakt erschließt. Transparente Elemente ermöglichen den direkten Blickbezug zwischen Verwaltung und
Produktion. Die Halle ist den Anforderungen entsprechend
höchst wandlungsfähig. Die einzelnen Fabrikmodule werden
über die Decke mit sämtlichen Medien versorgt. Oberlichter
sowie die transparenten Teile der Fassade lassen Tageslicht
durch die Halle fluten und tragen zu einer angenehmen
Arbeitsplatzatmosphäre bei. Diese modernisierte Unternehmensarchitektur setzen die Planer künftig an weiteren
Standorten der Firma Hager fort.
11
PRODUKTIONSHALLE DER HAGER ELECTRO GMBH IN BLIESKASTEL
Die weißen Betonteile der Fassade unterbrechen das Spiegelbild der
Umgebung (oben).
Der Grundriss zeigt: Wären die Bebaungsgrenzen nicht erreicht, könnte
die Halle nach Belieben erweitert werden (unten links).
Durch flexible Schnelllauftore von Hörmann wird die Produktionshalle
erschlossen (unten rechts).
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BAUHERR
Hager Electro GmbH, Blieskastel
FOTOS
Stephan Falk / baubild / Hörman KG
ENTWURF
schneider + schumacher, Frankfurt
SP-ARC, Köln
HÖRMANN-PRODUKTE
einflügelige T30 Alu-Rohrrahmentüren HE 311; ein-und zweiflügelige
T30 Stahlfeuerschutztüren H3, H3 G;
ein-und zweiflügelige T90 Stahlfeuerschutztüren H16, HG19; einund zweiflügelige Stahltüren D45;
T 90 Feuerschutzschiebetor; Aluminium Sectionaltore ALR 40 mit
Nebentür; Schnelllauftore V 5015;
Rolltor Decotherm
FERTIGSTELLUNG
2005
STANDORT
Zum Gunterstal, 66440 Blieskastel
BRUTTOGESCHOSSFLÄCHE
8.990 m²
Nur an wenigen Stellen wird die streng gegliederte Fassade durch Tore
von Hörmann oder Türen durchbrochen. Nur zum Haupteingang hin verzichten die Architekten auf die weiß gestrichenen Betonteile und setzen
ausschließlich auf Gussglas.
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Autohaus Pappas in Salzburg
Für seine neue Konzernzentrale wählte der österreichische Automobilhändler Pappas
ein Grundstück direkt neben dem Salzburger Flughafen und in Nähe der Autobahn.
kadawittfeldarchitekten aus Aachen planten und realisierten den Neubau und ließen
sich dabei von der Dynamik und der Bewegung der Automobile inspirieren. Unter
einem weit auskragenden Dach sind nun die Funktionen Service, Verkauf und
Verwaltung vereint.
Verlässt man Salzburg in südwestlicher Richtung auf der
Innsbrucker Bundesstraße 111, kann man sie nicht übersehen: die neue Konzernzentrale des österreichisch-ungarischen Automobilvertriebs Pappas. Wie eine überdimensionierte, weiße Origami-Faltkonstruktion liegt der Baukörper an
einer der städtebaulich markantesten Einfahrtssituationen
Salzburgs. Eigentümer ist der Automobilhändler Pappas, der
mit über 2.000 Mitarbeitern und einem stetig wachsenden
Standortnetz zu den größten Automobilhandels-Unternehmen in Österreich zählt. Die schnelle Expansion des 1952
gegründeten Familien-Unternehmens machte sich auch
räumlich bemerkbar: Der Stammsitz in Salzburg war so groß
geworden, dass er auf vier Standorte in der Stadt verteilt
werden musste. Seit August letzten Jahres werden nun die
verschiedenen Funktionen in dem markanten Neubau im
Salzburger Stadtteil Maxglan gebündelt: neben einer KfzWerkstatt befinden sich hier ebenso die Verkaufs- und Verwaltungszone. Verantwortlich für den Neubau zeichnet das
Aachener Büro kadawittfeldarchitektur, das bereits 2001 den
1. Preis im entsprechenden Wettbewerb gewann.
Das 19.500 Quadratmeter große Grundstück ist allseitig von
Straßen umgeben und grenzt direkt an den Salzburger Flughafen; es lag also nahe, Geschwindigkeit und Dynamik in den
konzeptionellen Entwurfsansatz aufzunehmen. Der Autofahrer samt seinem Automobil ist in diesem Gebäude König:
alle Funktionsbereiche, gleich ob Werkstatt oder Verkauf,
können direkt mit dem Wagen angefahren werden. Flache
Rampen führen vom Straßenniveau rund um das Gebäude
herum zum Verkaufsniveau hinauf. An der exponierten
Nordwestecke des Gebäudes ist die Rampe zur Straße hin
abgeschrägt und bietet so eine prädestinierte Austtellungs-
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plattform für Neuwagen, die für alle vorbeifahrenden Autofahrer einsehbar ist. Ein alles überspannendes Dach mit markanten heckflossenartigen Seitenflügeln definiert den Neubau
räumlich und bietet außerdem die Möglichkeit, die Fahrzeuge
witterungsgeschützt auszustellen. Lediglich der zweigeschossige Verwaltungsriegel durchstößt die 13.000 Quadratmeter
große, weiße Dachfläche. Die Konstruktion des leicht anmutenden Dachs, ein Stahlfachwerk, lastet auf wenigen Stützen
und ermöglicht so einen offenen, transparenten Innenraum.
Die spitz zulaufenden Dachränder und die seitlichen, schrägen Streben lassen die Konstruktion leicht und dynamisch
erscheinen.
Die insgesamt 36.000 Quadratmeter Nutzfläche sind auf fünf
Haupt- und drei Zwischenebenen verteilt. Im Erdgeschoss
befindet sich die Serviceannahme, um die die Kfz-Werkstätten u-förmig angeordnet sind. Den sechs Meter höher liegenden Verkaufsbereich erreicht der Kunde über eine
Rolltreppe. Hier dient das zweigeschossige Foyer mit
Empfang und Café als zentraler Raum, der nicht nur die
Showrooms der sechs verschiedenen Automarken, sondern
auch die drei Funktionsbereich Service, Verkauf und Verwaltung miteinander verbindet. In den zwei obersten
Geschossen liegt der Verwaltungstrakt, der „Ausguck“ des
Gebäudes: Der gläserne Büroriegel oberhalb des Dachs bietet einen Rundumblick auf das Salzburger Land und die
Alpenkulisse.
Die Material- und Farbwahl orientiert sich ebenfalls an der
Automobilwelt. Angelehnt an die Markenfarbe von Mercedes
wurde neben Schwarz und Weiß hauptsächlich die Farbe
Silbergrau verwendet. Unterstützt wird die kühle, technische
Atmosphäre durch die Materialien Stahl, Glas und Sichtbeton.
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AUTOHAUS PAPPAS IN SALZBURG
Ursprünglich als Teil der Konstruktion geplant, übernehmen die schrägen
Streben in der gebauten Version keine statische Funktion (oben).
Längsschnitt (Mitte) und Ansicht Süd (unten)
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Eine großzügig verglaste Dachfläche im Service- und Foyerbereich lässt
Tageslicht tief ins Gebäudeinnere fallen und ermöglicht so einen
sparsamen Einsatz von künstlichem Licht.
17
AUTOHAUS PAPPAS IN SALZBURG
Hörmann Sectionaltore dienen dem reibungslosen Verkehrsablauf auf den
unteren Ebenen des Autohauses (oben).
Grundriss Erdgeschoss (unten links) und Grundriss Obergeschoss (unten
rechts)
18
BAUHERR
RKS Autozubehör Handels GmbH
FERTIGSTELLUNG
2006
PLANUNG
kadawittfeldarchitektur, Aachen
FOTOS
Stephan Falk / baubild / Hörmann KG
STANDORT
Innsbrucker Bundesstraße 111,
Salzburg
HÖRMANN-PRODUKTE
Aluminium Falttore AFN;
Aluminium Sectionaltore ALS 40;
Aluminium Sectionaltore ALR 40;
Aluminium Sectionaltore ALR 40 mit
Schlupftür ohne Stolperschwelle
GESAMTKOSTEN
32.000.000 Euro
Ein Leitsystem aus Pfeilen und Schrift führt die Besucher im und um das
Gebäude (oben).
Bequemer geht es kaum: Der Kunde kann mit dem Auto bis zum
Verkaufsbereich vorfahren und dort witterungsgeschützt parken (unten).
BAUVOLUMEN
36.600 m2 Nutzfläche
170.550 m3 Kubatur
19
Nedap-Firmenzentrale in Groenlo
Collagenhaft und auf den ersten Blick unübersichtlich mutet der Firmensitz des
Technologieunternehmens Nedap in Groenlo bei Arnheim an. Er ist das Ergebnis
eines über 15 Jahre währenden Wachstums- und Umbauprozesses. Hinter der
Vielgestaltigkeit steht eine unternehmerische Vision: Jede Abteilung soll eigenständig wirtschaften und zugleich das Potenzial der Mitarbeiter bestmöglich nutzen.
Die 1929 gegründete und seit 1949 börsennotierte Nedap NV
stellt hoch spezialisierte, im Verborgen wirkende Systeme
für unzählige Einsatzzwecke her. Die Bandbreite reicht vom
Prozessmanagement für die Landwirtschaft über elektronische Wahlsysteme und die automatische Fahrzeug-Identifizierung bis zum Verbuchungssystem für Bibliotheken und zu
„intelligenten“ Schließfächern. Damit steckt Nedap mitten in
einer der derzeit wohl vielversprechendsten Wachstumsbranchen: der intelligenten Ausstattung an sich „dummer“
Gebrauchsobjekte. Die elf „Market Groups“ mit Tochtergesellschaften in sechs europäischen Ländern operieren weitgehend eigenständig: Sie sind für die Produktentwicklung
und das Aufspüren von Marktpotenzialen selbst verantwortlich. Diese Unternehmensstruktur wurde Anfang der 90erJahre eingeführt und gab auch den Anlass für die Neugestaltung des Nedap-Hauptsitzes in Groenlo, einem kleinen
Ort in der Nähe von Arnheim im Osten der Niederlande.
Ausgangspunkt der Umbaupläne von Ruud Bartijn, die im
Laufe der Jahre immer wieder modifiziert wurden, waren die
alten Werkshallen, die teilweise bis auf die 50er- und 60erJahre zurückgehen. Sie wurden sukzessive durch ein wahres Geflecht von Neubauten ersetzt, das bei aller Eigenständigkeit die engmaschige Vernetzung der Market Groups
versinnbildlicht. Zugleich reagiert der Gebäudekomplex so
auf die kleinteilige Struktur des Orts. Statt des „großen
Wurfs“, des allumfassenden, streng geometrischen Masterplans, setzte Ruud Bartijn auf organisches Wachstum. Und
statt ein für alle Mal die Gestaltungsrichtlinien für alle Neubauten festzuschreiben, macht er Vielgestaltigkeit zur
Grundlage der Corporate Architecture – und lässt den Gebäuden überdies die Freiheit, als „Kinder“ ihrer Zeit in
20
Erscheinung zu treten. Am Nedap-Firmenkomplex lässt sich
deutlich der Wandel des architektonischen Geschmacks
zwischen 1993 und heute ablesen. Gemeinsamkeiten gibt es
dennoch: im Material (Sichtmauerwerk, Zedernholz, Glas
und Sichtbeton sowie weißer Putz) sowie in einer gewissen
Expressivität der Fassaden. Und einem besonderen Augenmerk auf die Gestaltung der Außenräume, die unter anderem dazu führte, dass (auch dies ein Zeichen der Zeit) der
Hof hinter dem 2005 fertiggestellten Schulungsbau als kiesbedeckter Zen-Garten angelegt wurde.
Den Anfang der Umbauten machte 1992 die Umgestaltung
des ehemaligen Eingangsgebäudes im Westen des Areals
zur Elektronik-Werkstatt. Die daneben gelegene, 1996 errichtete Abteilung „Power Supplies“ erhielt eine auswärts
geneigte Ganzglas-Fassade mit Vordach aus SonnenschutzLamellen, die entfernt an seinerzeitige Bauten aus der
Behnisch-Schule erinnert. Gleichfalls in Glas mit Sonnenschutzlamellen wurde 1998 das neue Empfangsgebäude
errichtet, der Dreh- und Angelpunkt im Zentrum des Areals.
Südwestlich schließt sich daran der Neubau für den Bereich
„Ideas“ an, mit dem zu Beginn des neuen Jahrtausends der
Werkstoff Holz Einzug bei Nedap hielt. Die vertikal beplankte, inzwischen in Ehren ergraute Zedernholzfassade wird im
Südwesten von einem lamellenverkleideten, auskragenden
Kopfbau abgeschlossen, in dem technische Anlagen untergebracht sind. Dass ausgerechnet dieser Trakt den Firmenschriftzug trägt und damit zum weithin sichtbaren Erkennungsmerkmal für den Standort wird, ist bezeichnend für die
Gleichwertigkeit und gleichbleibende Sorgfalt, mit der
Bartijn Architecten jeden Bereich und jedes Detail des
„Organismus Nedap“ gestaltet haben.
21
NEDAP-FIRMENZENTRALE IN GROENLO
Kraftvolle, skulpturale Formen zeichnen viele der Gebäude auf dem
Nedap-Gelände aus. Hier die Ecklösung des 2005 fertiggestellten
Schulungsgebäudes (links oben). Dessen spitzwinklige Geometrie setzt
sich auch in den teils von oben belichteten Innenräumen fort (rechts).
Lageplan mit Datum der jeweiligen Fertigstellung (links Mitte) und
Vergleichsplan Altbestand (grau) mit Neubauten (schwarz umrandet;
links unten).
Der Grundriss zeigt das vielgliedrige Raumgefüge, das von zwei (hier rot
markierten) Erschließungs-Magistralen durchquert wird (rechts unten).
2003
2003
1997
2004
2005
1998
2003
1998
1999
2001
2006
1996
1992
22
1993
1995
2003 entstand diese Gebäudegruppe (links oben): eine neue Produktionshalle (hinten im Bild, mit schwarzem Sichtmauerwerk) und ein Schulungsgebäude (links; mit Zedernholzverkleidung. Der hohe Baukörper dazwischen beinhaltet Technikräume.
Die Abteilung „Retail Support“ besitzt ein eigenes Gebäude im Norden des
Areals (rechts oben). Ein archaisch anmutender Betonrahmen markiert die
Laderampe.
Längs- und Querschnitt durch das Schulungsgebäude von 2005 (unten).
23
NEDAP-FIRMENZENTRALE IN GROENLO
Ein mit Holzlamellen verkleideter Techniktrakt bildet im Westen ein weithin
sichtbares Erkennungszeichen für das Firmen-Areal. Am jenseitigen Ende
des Vorplatzes ist das gläserne Empfangsgebäude zu sehen.
24
BAUHERR
Nedap NV, Groenlo, NL
HÖRMANN-PRODUKTE
Rolltor HR 116
ENTWURF
Bartijn Architecten, Maastricht, NL
FERTIGSTELLUNG
1992–2006, in Abschnitten
STANDORT
Parallelweg 2, Groenlo, NL
BRUTTOGESCHOSSFLÄCHE
22.700 m²
Der Vorplatz vor dem Empfangsgebäude wurde durch den Landschaftsarchitekten Arend Jan van der Horst gestaltet. Die betonierten Lichtstelen
sollen an die ehemals hier befindlichen Werkshallen erinnern.
FOTOS
Kim Zwarts, Maastricht, NL
25
Gründerzentrum Pramtal Süd in Raab
Gemeinsam haben dreizehn Gemeinden im oberösterreichischen Pramtal eine Heimat
für Start-ups und Kleinunternehmen geschaffen: Das Gründerzentrum Pramtal Süd
trägt den schmalen Budgets der Mieter Rechnung. Doch statt Billigarchitektur entwarfen spittelwiese Architekten aus Linz einen klar strukturierten Neubau, der durch
seine hohe Flexibilität alle Optionen für die Zukunft offen hält.
„Das ist die beste Lösung für alle Gemeinden des Pramtals.
Eine Gemeinde hätte dieses Gründerzentrum nie allein
umsetzen können“, sagt der Landtagsabgeordnete und
Bürgermeister von Eggerding, Johann Hingsamer, über das
neue Gründerzentrum in Raab. Während sich andere Orte in
ländlichen Gebieten auch heute noch in Kirchturmpolitik
üben, erkannten die Gemeinden der ARGE Pramtal Süd
schon früh, dass sie beim Thema Wirtschaftsförderung am
besten gemeinsam agierten. 2004 wurde die Idee eines
Gründerzentrums geboren, dessen Finanzbedarf jedoch den
Etat einer einzelnen Gemeinde bei Weitem überschritten
hätte. Als idealer Standort für das neue Zentrum wurde die
Gemeinde Raab ausgemacht. Träger ist eine BetriebsGmbH, deren Anteile gemäß den individuellen Einlagen auf
die einzelnen Gemeinden verteilt sind.
2005 schrieben die Pramtaler einen Architektenwettbewerb
aus, von dessen Entwürfen sie sich vor allem zweierlei
erhofften: Günstig sollte es sein, und schnell sollte es
gehen. Dass dabei durchaus gute Architektur entstehen
kann, bewiesen spittelwiese architekten aus Linz mit ihrem
Siegerentwurf: Lediglich 855.000 Euro – weniger als bei so
manchem Einfamilienhaus – kosteten Planung und Bau, und
die Bauzeit betrug ganze fünf Monate. Heute nutzen neun
Unternehmen, vom IT-Unternehmen bis zum Fliesenleger,
das Gründerzentrum. Die Büromieten liegen mit rund 5,40
Euro je Quadratmeter rund 20 Prozent unter dem ortsüblichen Niveau; für Jungunternehmer, deren Betrieb seit maximal 2 Jahren besteht, gibt es Rabatte.
„Wir hatten viele interessante Vorschläge zu prüfen. Die
sparsame Integration der allgemeinen Einrichtungen, die
optimale Verbindung zwischen Hallen und Büros sowie die
26
problemlose Erweiterung durch die modulare Bauweise
haben uns überzeugt“, resümiert der Bürgermeister Josef
Traunwieser aus Raab das Wettbewerbsergebnis. Das
Gründerzentrum liegt in einem Gewerbegebiet außerhalb
von Raab. Die Gebäudestruktur ist eindeutig und unmittelbar ablesbar: Nach Süden, zur Umgehungsstraße hin, orientieren sich fünf geräumige Montagehallen, die je nach
Bedarf zu größeren Einheiten zusammenschaltbar sind.
Im Norden, der Zufahrtsstraße zugewandt, liegt ein eingeschossiger Bürotrakt mit zehn Einzelbüros. Die beiden
Eingänge führen an den Stirnseiten in die zentrale Kombizone zwischen den beiden Riegeln, in der – ähnlich wie in
einem reinen Bürobau – Haustechnik, Sanitärbereiche, die
gemeinsam genutzte Teeküche und ein Besprechungsraum
untergebracht sind. Ein zentral gelegenes, bepflanzes
Atrium versorgt die Mittelzone mit Tageslicht und schafft
ein konzentriertes, aber helles Arbeitsumfeld für die
Jungunternehmer.
Möglich wurden die geringen Baukosten dadurch, dass das
Gründerzentrum konsequent modular entworfen und nicht
unterkellert wurde. Alle Bereiche liegen ebenerdig.
Beauftragt wurden ausschließlich Unternehmen aus der
Region. Hinter der Fassadenbeplankung aus sechs
Millimeter starken Phenolharzplatten verbirgt sich eine
Pfosten-Riegelkonstruktion aus Holz mit teilweise vorgefertigten Dach- und Wandelementen, die beidseitig mit OSBTafeln beplankt wurde. In den Montagehallen überspannen
Binder aus Brettschichtholz die 15 Meter Raumbreite. Die
Südseite der Halle ist komplett transluzent; sie besteht aus
dreischaligen Acrylstegplatten und Sectionaltoren mit
Vollverglasung.
27
GRÜNDERZENTRUM PRAMTAL SÜD IN RAAB
Von schlichter Eleganz sind die Innenräume der Montagehallen, die außer
durch die Fassade auch durch Sectionaltore ALR 40 mit Schlupftür ohne
Stolperschwelle von Hörmann sowie durch Oberlichter im Dach belichtet
werden (oben).
Detailschnitt der Hörmann Schlupftür ohne Stolperschwelle (links unten).
Sectionaltore mit Schlupftüren ohne Stolperschwelle vermindern die
Stolperrisiken und erleichtern das Überfahren mit Rädern. Bislang waren
höhere Schwellenprofile im Schupftürbereich notwendig.
Grundriss (rechts unten)
342
28
BAUHERR
Pramtal Süd-GründerzentrumBetriebs GmbH
PLANUNG
spittelwiese architekten, Linz
BAULEITUNG
Bmst Ing. Günther Salfinger,
Lambach
STANDORT
Moarhofstraße 529, 4760 Raab,
Österreich
Die Mittelzone erhielt eine strapazierfähige Bodenbeschichtung aus
Acrylharz. Durch den verglasten Innenhof fällt Tageslicht herein (oben).
Querschnitt (unten)
BRUTTOGESCHOSSFLÄCHE
1070 m²
BRUTTORAUMINHALT
5688 m³
FOTOS
Christian Schepe, Linz
HÖRMANN-PRODUKTE
Aluminium-Sectionaltore ALR 40
mit Schlupftür ohne Stolperschwelle
GESAMTKOSTEN
855.000 Euro
29
UNTERNEHMENSNACHRICHTEN
1. DOOR CYCLE:
STAHLTÜREN ALS
KUNSTWERKE
Eine Tür kann mehr sein als nur Einund Ausgang – zum Beispiel ein
Kunstobjekt. Das hat die Ausstellung
Door Cycle gezeigt, die im Juni 2007 in
der Galerie Petzel in New York zu
sehen war und von Hörmann unterstützt wurde. Mit verschiedenen
Techniken wie Malerei, Siebdruck,
Videotechnik und Fotografie haben 15
international renommierte Künstler
wie Tony Oursler und Santiago Sierra
industriell gefertigte Türblätter individuell gestaltet. Initiator der Ausstellung Door Cycle ist die Münchner
Kunstedition Schellmann MünchenNew York. Das Ausstellungskonzept
geht auf den amerikanischen Künstler
Willem de Kooning zurück, der 1944
bis 1966 eine Serie von Frauenfiguren
auf vorgefertigte Türblätter malte. Die
Bildträger für Door Cycle stammen
unter anderem aus Deutschland: Für
zwei der gezeigten Kunstwerke hat
Hörmann die als Untergrund dienenden Stahltüren zur Verfügung gestellt.
Weitere Infos zur Ausstellung gibt es
im Internet unter
www.editionschellmann.com.
2. NEUES HÖRMANN
SPEED-ROLLTOR
HSS 6530
Hörmann hat ein neues Spiraltor mit
thermischer Trennung für hohe
Wärmedämmung auf den Markt
gebracht. Eine signifikante Energieeinsparung durch gute Dämmung
sowie das schnelle Öffnen des Tores
mit verschleißarmer und Torblatt
schonender Spiralaufwicklung standen bei der Produktentwicklung an
erster Stelle. 30 Millimeter dicke, thermisch getrennte Lamellenprofile mit
einem Wärmedämmwert von bis zu
2,5 W/m²K nach DIN EN 12428 sorgen
für die nötige Dämmung des Tores –
gleich, ob es als Außenabschluss
oder im Innenbereich zur Trennung
unterschiedlich temperierter Bereiche
Links:
Santiago Sierra
Aviso Público / Public
Notice 2006
Metallschild auf HörmannStahltür. Maße Tür: 198.5 x
98 x 12 cm; Maße Fenster:
59 x 69 x 2 cm.
Rechts:
Tony Oursler / Fool 2006
Hörmann-Stahltür mit
Fenster, DVD-Player und
Monitor. Maße Tür: 198 x
98 x 22 cm; Durchmesser
Fenster: 30 cm.
30
2
3
4
zum Einsatz kommt. Die Stabilität des
Torblatts bei maximalen Abmessungen
von 6.500 mm Breite und 6.000 mm
Höhe stellt Hörmann durch die
Verbindung der Lamellen auf der
gesamten Torbreite sicher. Eine neuartige, für häufige Torbewegungen
konzipierte Spiralaufwicklung lässt
Laufgeschwindigkeiten bis zu drei
Metern pro Sekunde zu. Die Aufrolltechnik sorgt dafür, dass sich die
Lamellen nicht berühren und ein
Torblatt schonender Betrieb möglich
wird. Seitliche Kunststoffrollen, verschleißarme Kettenführungen und
Kunststoff-Scharnierverbindungen
sind von Hörmann auf Langlebigkeit
und geräuscharmen Lauf ausgelegt.
Auch beim Einbau lassen sich Zeit
und Kosten sparen, weil Torblatt,
Antrieb und Lagerung als Einheit vormontiert sind. Im Reparaturfall ermöglicht eine spezielle Cliptechnik schnelle Profilwechsel und kurze Ausfallzeiten.
kosten sowie Beschädigungen an der
Zarge werden weitestgehend vermieden.
In der Regel müssen Stahlzargen für
Türen mit Feuer- und Rauchschutzfunktion vermörtelt werden, um die
Stabilität der Türkonstruktion und den
notwendigen Widerstand gegen Feuer
und Rauch zu gewährleisten. Dieser
Vorgang hat allerdings einige Nachteile: Neben den längeren Montagezeiten sind die Materialkosten nicht
unerheblich. Darüber hinaus kommt
es bei der Vermörtelung immer wieder
zu Verschmutzungen und Beschädigungen an der Zarge und auf den endbeschichteten Oberflächen.
Hörmann bietet für dieses Problem
eine zuverlässige Lösung für seine
STS-Brandschutztüren an. Beim
Einbau mit Eck- und Umfassungszarge
in Mauerwerk und Beton kommen die
T30- und T90-Türen ohne Vermörtelung aus, wenn der Abstand zwischen
Wand und Zarge weniger als fünf
Millimeter beträgt. Eine beidseitige
Versiegelung mit Silikon ist ausreichend. Die Feuer- und Brandschutzfunktion ist dadurch nicht beeinträchtigt. Ist die Fuge größer, muss der
Zwischenraum nur mit handelsüblicher feuerbeständiger Mineralwolle
ausgefüllt werden und nicht mit
kostenintensiven Mineralwoll-Formteilen. Bei Blockzargen wird die
Hinterfüllung mit Mineralwolle bereits
werkseitig vorgenommen. Auch
Ständerwerk benötigt bei einem
Abstand zwischen Wand und Zarge
von weniger als fünf Millimetern keine
Mineralwollfüllung.
4. HÖRMANNHANDSENDER ERHÄLT
RED DOT
3. FEUER- UND
RAUCHSCHUTZTÜREN
FÜR MÖRTELFREIE
MONTAGE
Die Hörmann-STS-Feuer- und Rauchschutztüren aus Stahl lassen sich
beim Einbau mit Eck- oder Umfassungszarge nun auch ohne Zargenhintermörtelung in Betonwände und
Mauerwerk montieren. Dadurch verringern sich Montage- und Material-
Für seine Gestaltung hat der Hörmann
Handsender HSD 2 zur Bedienung von
Garagen- und Einfahrtstoren den „red
dot“ erhalten. Dieses Qualitätssiegel
für gutes Design wird alljährlich beim
internationalen Wettbewerb „red dot
design award“ an Produkte vergeben,
die durch anspruchsvolle und innovative Gestaltung überzeugen.
Mit Alu-Look und Hochglanz verchromt stehen zwei MaterialVarianten für das Metallgehäuse des
Handsenders zur Auswahl. Per Knopfdruck lassen sich mit dem Gerät
Garagen- oder Einfahrtstore öffnen
und schließen.
Die zum „red dot“ eingereichten Produkte wurden durch eine internationale Expertenjury bewertet. In diesem
Jahr stellten sich Unternehmen aus 43
Ländern mit insgesamt 2.548 Produkten dem Urteil der Jury. Seit Sommer
2007 ist der Hörmann-Handsender
gemeinsam mit den anderen ausgezeichneten Produkten in einer Sonderausstellung zu sehen und wird anschließend für ein Jahr im red dot design
museum, der weltweit größten
Ausstellung für zeitgenössisches
Design, ausgestellt.
31
ARCHITEKTUR UND KUNST
RITCHIE RIEDIGER: PFERD OHNE REITER
SPRINGT DER ZUKUNFT ZÜGELLOS ENTGEGEN
Der Leipziger Medienkünstler Ritchie Riediger bewegt
sich an Schnittstellen verschiedener Wahrnehmungsebenen: Es geht um Präsenz, Zeitlichkeit, Raum und
Erfahrung. Gezielt schaut er auf Vorgänge im Spannungsfeld moderner Realität, immer mit Blick auf kulturelle und biologische Entwicklungen. Mit Bezug auf die
Umwälzungen im Leipziger Südraum, der nach einer
extensiven Ausbeutung durch den Braunkohletagebau
im Renaturierungsprozess radikal verwandelt wird, entstand so im Jahr 2003 als Gewinnerarbeit eines
Wettbewerbs die Licht/Glasskulptur (OSZO 5)TM – der
„Goldene Reiter“. Riediger installierte ein zum Sprung
ansetzendes, pinkfarben leuchtendes Pferd, welches
bereits seit 4 Jahren in einem Glasquader auf einem
Sockel am sogenannten „Deutschen Eck“ steht. Dieser
Ort im Süden von Leipzig ist an der Grenze des tosenden Stadtlebens (mit einer vierspurigen Durchfahrtsstraße) und dem idyllischen Auenwald gelegen. Der
Name, eher Volksmund als offiziell, verweist ironisch
auf das „Deutsche Eck“ in Koblenz. Mit der künstlerischen Kommentierung gelingt Riediger Überraschendes, denn er verknüpft die Haltungen des Barock und
der heutigen Zeit: Das Motiv des „Goldenen Reiters“
wird als Zitat des Dresdner Reiterstandbildes eingesetzt. Der Reiter selbst fehlt allerdings. Das Pferd bäumt
sich auf, eingespannt in den Kubus und letztlich nur virtuell existent, geschaffen aus Glas und Farbe. Deutbar
ist die Arbeit als politischer Kommentar oder auch als
Metapher eines kraftvollen Ansetzens. Zwischen Sein
und Schein erstrahlt ein leuchtendes Bild als (paradoxe) Konnotation im Disput zur Wahrnehmung der Zeit
und des Ortes.
Christine Dorothea Hölzig
32
oben:
Computertomographische
Schnittaufnahmen des Models
„Der goldene Reiter“ aus Dresden
/ Uniklinik Halle 2002
Foto: © Punctum / Bertram Kober
rechts:
Original aus 67 Glasschichten,
Pigment, HQI Licht, Beton, Stahl, 6 x
3,20 x 0,80 m, ca. 20 Tonnen
Idee und Umsetzung Glasskulptur:
R. Riediger; Wettbewerb, Sockelbau, Aufstellung und Verklebung
des Glasblocks: Kunsträume e.V.
Foto: © Punctum / Bertram Kober
2002
2003
2004
2005
2006
2007
Ausstellungen (Auswahl):
1995
artificial space is the place, Halle
1997
Micro-Macro, Leipzig
2000
[OSZO 1], Patent, www.oszo.de
2000/2001
[OSZO 6] – Animation of human
genom, Museum für moderne Kunst,
Frankfurt/Main und Volksbühne Berlin
[OSZO 4] – Amplifier, Audio/Videoinstallation, Galerie Elten&Elten, Zürich
[OSZO 5] – Der Goldene Reiter,
Deutsches Eck, Leipzig
[OSZO 7] Rochade, Laden für Nichts,
Leipzig
[OSZO 9] – Abendmahl, Art 36 Art
Statements, Basel
... schneller immer schneller ...,
Luminale 06, Frankfurt/Main
[OSZO 13] – Ordnung muß sein, Galerie
Peter
B2, Leipzig
Wahl,
[OSZO 14] – Wendung“, Galerie
Dipl.Hobbyshop München
Liebe die alles will, Maschinen die alles
können, Galerie Elten + Elten, Zürich
Fotos. © Punctum / Bertram Kober
RITCHIE RIEDIGER
geboren 1967 in Weißenfels
1983–1985 Schlosserlehre
1985–1987 Schlosser in Weißenfels
1992–1995 Studium der Politikwissenschaft
und Soziologie an der Universität
Freiburg i.Br. und Leipzig
1995–2001 Studium der Medienkunst an der
Hochschule für Grafik und
Buchkunst in Leipzig
Seit 2001
freischaffender Künstler in Leipzig
und New York
33
VORSCHAU / IMPRESSUM
Thema der nächsten Ausgabe von PORTAL:
Wohnbauten
Foto: Stehan Falk / baubild / Hörmann KG
The Un-Private House lautete vor einigen Jahren der provokante Titel einer Ausstellung im New Yorker Museum of
Modern Art. Ihr Credo: „Das Haus ist nicht länger nur introvertierter Rückzugsort, sondern das vergitterte Dasein hinter
Sicherheitszäunen und Lebensbaumhecken wird einer Offenheit weichen, und endlich bekommt der flexible Mensch
seine flexible Wohnung“ (Hanno Rauterberg in einer Rezension in der „Zeit“). Doch sieht die Realität wirklich so aus?
Landauf, landab berichten Architekten über die erstaunliche
Zähigkeit des Traums vom Eigenheim auf der eigenen Scholle, und vom Rückzug in die eigenen vier Wände. In seiner
nächsten Ausgabe wird PORTAL der Frage auf den Grund
gehen und Wohnkonzepte für die heutige und kommende
Generationen vorstellen.
34
HÖRMANN IM DIALOG
Bauen mit Hörmann –
Ihr Projekt in PORTAL
Nachtrag: Unser Leser Thomas Rämmler, verantwortlicher
Architekt für die Sanierung der Wielandschule in Weimar,
hat uns auf einige Passagen in der vergangenen Ausgabe
von PORTAL aufmerksam gemacht, die möglicherweise
mißverstanden werden könnten. So wird im Artikel über
die Wielandschule unter anderem deren geplante, unterirdische Sporthalle beschrieben. Diese war zwar in den
Erweiterungsplänen des Architekten Ferdinand Heide vorgesehen, wurde aber nicht realisiert.
Falls auch Sie Kommentare und Feedback zu PORTAL
haben, wenden Sie sich einfach an:
Hörmann KG Verkaufsgesellschaft, z.H. Ralf Biegert
[email protected]
Im Vier-Monats-Rhythmus berichtet PORTAL über aktuelle
Architektur und über die Rahmenbedingungen, unter
denen sie entsteht. Und wenn Sie möchten, erscheint
PORTAL bald auch mit Ihren Projekten! Schicken Sie uns
Ihre realisierten Bauten, in denen Hörmann Produkte verwendet wurden – als Kurzdokumentation mit Plänen und
aussagekräftigen Fotografien, maximal im Maßstab A3,
per Post oder per E-Mail an:
Hörmann KG Verkaufsgesellschaft, z.H. Ralf Biegert
Upheider Weg 94–98, D–33803 Steinhagen
[email protected]
HERAUSGEBER
Hörmann KG Verkaufsgesellschaft
Postfach 1261
D–33792 Steinhagen
Upheider Weg 94–98
D–33803 Steinhagen
Telefon: (05204) 915-100
Telefax: (05204) 915-277
Internet: http://www.hoermann.com
REDAKTION
Dipl.-Ing. Ralf Biegert
Dr.-Ing. Dietmar Danner
Dipl.-Ing. Jakob Schoof
Dipl.-Ing. Annika Dammann
Dipl.-Ing. Thomas Geuder
DRUCK
sachsendruck GmbH
Paul-Schneider-Straße 12
D–08252 Plauen
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Foto: Stehan Falk / baubild / Hörmann KG
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D–70771 Leinfelden-Echterdingen
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