TIERS PUREN

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G U N AT U R F Ü H R E R
Die wichtigsten Spuren
entdecken und bestimmen
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TIERSPUREN
DIE VIELFALT DER TIERSPUREN
Was gehört aber überhaupt zu den Tierspuren dazu? Gibt es grundsätzliche Unterscheidungsmöglichkeiten? Um Antworten auf diese
und weitere Fragen zu finden, folgen Sie mir am besten hinaus in die
Natur. Begleiten Sie mich – in Gedanken – auf einen Spaziergang
durch Feld und Wald.
Spuren überall – eine Gedankenreise
Zunächst geht es raus aufs Land. Dort machen wir uns zu Fuß auf den
Weg. Am Morgen hat es geregnet. Jetzt riecht es nach dem Raps, der
gelb blühend auf dem Feld steht und bereits Schoten zu bilden beginnt. Wir gehen in Richtung Wald. Hinter dem Rapsfeld schließt sich
bis zum Waldrand eine Wiese an. Den Rand hat der Landwirt frisch
gemäht. Warum? Vielleicht hat er eine Rehgeiß mit ihren Rehkitzen
gesehen. Das Anmähen und die damit verbundene Unruhe lässt
sie ihre Jungen aus der Gefahrenzone führen, sodass die Wiese am
nächsten Tag ohne Gefährdung der Tiere weitergemäht werden kann.
Bleiben wir eine Weile stehen und lauschen, ob wir den Fiepton des
Kitzes hören. Es bleibt still. Plötzlich wird aus dem Wald ein durchdringender Schrei vernehmbar: »rätsch«. Ein Eichelhäher fühlt sich
von unserem Näherkommen gestört und setzt seinen Alarmruf laut
und deutlich ein. Gespannt gehen wir in den Wald hinein, denn vielleicht sehen wir ihn noch. Doch er hat sich schon in die obere Etage
der bereits dicht belaubten Rotbuchen verzogen. Was ist das? Eine
Feder – beim Flug nach oben scheint sie der Eichelhäher verloren zu
haben. Kein Wunder, denn er beginnt ja gerade mit der Mauser.
Im Gebüsch raschelt es hörbar. Doch das Geräusch entfernt sich
schnell und mit ihm der Verursacher. Am Wegesrand sehen wir noch
die aufgewühlte Erde: das waren Wildschweine. Was sagen uns die
Spuren? Vermutlich war hier eine Bache mit ihren Frischlingen unterwegs. Die Spuren gehen kreuz und quer durcheinander – die Anzahl
der Jungen ist daher nicht leicht festzustellen. Dass auch ein größeres
Schwein dabei gewesen sein muss, zeigen einige deutlich größere
Fußabdrücke wie auch die Scheibenabdrücke im umgeackerten Waldboden. Die Nasen der Wildschweine werden in der Jägersprache auch
Scheiben genannt. Und damit können sie die Erde gut aufbrechen.
Laufen wir doch lieber entlang der Feldflur der Sonne entgegen,
das scheint sicherer. Aus luftiger Höhe schallt uns unerwartet ein
DIE VIELFALT DER TIERSPUREN
Während der Rehbock (li. o.) sichernd im Raps steht, kümmert sich das
Eichelhäher-Weibchen um den Nachwuchs (re. o.). Und derweil die Wildschweine (li. u.) in den Einstand ziehen, versucht sich der Feldhase (re. u.)
möglichst unsichtbar zu machen vor Fressfeinden.
trällender und zirpender Gesang entgegen: unverkennbar ein Feldlerchenmännchen. Auch wenn wir es am strahlend blauen Himmel
nicht entdecken können, ist der Gesang eindeutig. Und während wir
noch ganz hingerissen lauschen, hören wir ein aufgeregtes Piepsen
am Boden. Ist das womöglich eine ganze Mäusefamilie? Tatsächlich
entdecken wir einen oberirdischen Gang am Feldrain, der zu einem
Höhleneingang unweit des Weges führt.
Kaum zurück am Ausgangspunkt, sehen wir im Grünstreifen mehrere
trockene, kleine Kotkügelchen. Sie könnten von einem Hasen stammen: Zum einen liegen sie einzeln in losen Grüppchen, zum anderen
ist der Rohfaseranteil in den Kügelchen noch erkennbar. Vom Hasen
selbst ist nichts zu sehen. Gewiss liegt er schon wieder ganz sicher in
einer der Feldhecken, die Löffel – also seine langen Ohren – flach auf
den Rücken gelegt.
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TIERSPUREN
der Winter. Im Herbst finden wir viel reife Samen und Früchte, die
stellenweise angeknabbert (Eichhörnchen, Raupen) und angenagt
(Mäuse) sind, Baue, in die Laub eingetragen worden ist (Dachs), oder
auch alte Nester, die evtl. noch mit Eierschalenresten vom Wind aus
den Bäumen geweht worden sind. Im Winter sind es in erster Linie
natürlich Spuren von im Winter aktiven Tieren wie unserem heimischen Wild, z.B. den Rehen oder dem Fuchs. Die Suche beginnt von
einem zentralen Sammelort aus, an den alle nach einer bestimmten Zeit wieder zurückkehren. Günstig ist es, wenn Sie ein weißes
Leintuch dabeihaben, auf das dann alle Fundstücke ausgebreitet und
ausgiebig besprochen und von allen begutachtet werden. Haben die
Kinder andere interessante Dinge gefunden, die nicht mitgebracht
werden sollen oder können, ist es sinnvoll, mit der Gruppe später
dorthin zu gehen.
Sammelstücke
Was könnten Kinder fürs Leintuch sammeln? Einige Beispiele sind:
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ein angeknabberter (Fichten-)Zapfen
eine Feder
eine angeknabberte Frucht
ein angeknabbertes Blatt
GRUPPENSPIEL
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Sollen Kinder Dinge wie Baue oder Nester finden, Kot oder Fraßspuren an Pflanzen, geben Sie ihnen am besten farbiges Krepppapier
mit. Damit können sie die Fundstellen markieren. Vergessen Sie aber
bitte nicht, diese Bänder zum Schluss wieder einzusammeln.
Bei einer aufgedrehten Gruppe von Kindern können Sie auch
Stimmen sammeln lassen. Wie das geht? Ganz einfach! Rufen Sie
die Kinder zum Sammelort und lassen Sie sie rund um das Tuch hinlegen. Die Kinder schließen die Augen oder sollen zumindest ruhig
daliegen und in die Natur lauschen. Nach einer von Ihnen vorher
festgelegten Zeit, etwa fünf Minuten, setzen sich die Kinder auf und
jeder darf erzählen, was er gehört hat. Sie werden erstaunt sein, was
Kinder hören oder eben auch nicht. Dieses Spiel ist natürlich nur bei
entsprechender Witterung und Kleidung sinnvoll.
Egal, was die Kinder finden oder hören: Sie werden alle begeistert
bei der Sache sein und ein viel besseres Verständnis für die Zusammenhänge von Spuren und Tieren bekommen. Und zu guter Letzt
können Sie die Kinder zumindest die kleineren Fundstücke auf ein
Blatt Papier kleben lassen oder etwas daraus basteln. In Form eines
selbst gebastelten Waldbildes bleiben die Walderlebnisse auch noch
für längere Zeit in Erinnerung.
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SPUREN
5 cm
2 cm
4 cm
3 cm
8 cm
9 cm
FELDHASE
(Lepus europaeus)
1
2
3
4
1. WILDKANINCHEN (Oryctolagus cuniculus, Seite 196/197)
Die Verwandtschaft zum Feldhasen spiegelt sich auch im Trittsiegel
wider. Vier Krallen sind in dem eiförmigen Abdruck zu sehen, allerdings ist dieser deutlich kleiner als bei den Hasen. Meist fehlt ein
direkter Vergleich zwischen beiden Spuren, doch hilft bei der Bestimmung die unterschiedliche Lebensweise weiter. Während der Hase
ein Einzelgänger ist, leben Wildkaninchen in Verbänden zusammen.
Sie werden bei Kaninchen also niemals nur eine einzelne Spur entdecken. Zudem entfernen sich Kaninchen auch nie sehr weit vom schützenden Bau.
SPUREN UND FÄHRTEN
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2. FELDHASE (Lepus europaeus, Seite 194/195)
In diesem Trittsiegel sind die beiden Vorderbeine eingefasst von den
deutlich längeren und kräftigeren Hinterbeinen. Kennzeichnend ist
dies für die Ruheposition: Der Feldhase saß und beobachtete die
Umgebung. Auffällig ist, dass sich sowohl von den Hinterpfoten als
auch von den Vorderpfoten jeweils nur vier Krallen abbilden. Die
fünfte Kralle der Vorderpfoten ist sehr kurz.
Ist ein Feldhase in Bewegung, werden die Hinterläufe stets vor den
Vorderläufen abgesetzt. Man nennt dies Übereilen. In der links abgebildeten Darstellung war der Hase flüchtig und entsprechend schnell
unterwegs.
3. WESTEUROPÄISCHER IGEL
(Erinaceus europaeus, Seite 198/199)
Normalerweise sind Igel nachtaktiv, doch vor allem im Herbst sieht
man sie auch tagsüber auf der Suche nach einem Winterquartier. Im
feuchten Erdreich sind ihre Trittsiegel dann am besten zu sehen. Der
Abdruck lässt erkennen, dass der Insektenfresser seine Füße auch
als Werkzeug verwendet. Er hat fünf Zehen, wobei der Daumen meist
eher schwach abgebildet wird. Der Vorderfuß ist etwas rundlicher als
der Hinterfuß, auch sind hier die Zehen stärker gespreizt.
Ein Igel war hier im schnellen Tempo unterwegs, z.B. beim eiligen
Überqueren von offenen Fluren. Die Hinterfüße übertreten nur knapp
die Vorderfüße. Ist der Igel dagegen auf Futtersuche und pirscht sich
langsam vorwärts, verhält es sich umgekehrt: Die Hinterfüße treten
kürzer und kommen hinter den Vorderfüßen auf.
4. WASCHBÄR (Procyon lotor, Seite 190/191)
Bären sind klassische Sohlengänger und ihre Trittsiegel zeigen die
komplette Pfote. Die Vorderpfoten sind mit 4–6 cm Länge kleiner als
die ca. 9 cm langen Hinterpfoten. Ihr Ballen ist rundlich und die fünf
fingerartigen Zehen sind stark abgespreizt. Die Hinterpfoten dagegen
sind birnenförmig. An ihrem dicken Ende stehen die fünf Zehen
gerade nach vorne.
In der Spur werden die Unterschiede von Vorder- zu Hinterpfote
deutlich, da Waschbären ihre Hinterpfoten oft neben die Vorderpfoten absetzen.
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SPUREN
AMSEL (Turdus merula, Seite 168/169)
Blaugrün schimmert das Amsel-Ei im
Grundton. Das etwa 3 cm große Ei
scheint gut getarnt mit seinen feinen,
rostbraunen Farbflecken.
ELSTER (Pica pica, Seite 176/177)
Durch die Vielzahl unterschiedlich großer brauner Flecken geht der weißlich
ockerfarbene Grundton fast unter. Mit
rund 3 cm Größe ist das Ei deutlich
kleiner als das der Rabenkrähen.
EICHELHÄHER (Garrulus glandarius, Seite 178/179)
Graubraun bis graugrün ist der Grundton
des Eis. Die Maserung ist zweigeteilt,
denn die Striche und Windungen
in schwachen Schlammfarben sind
überdeckt von schwarzen Tupfen und
Flecken. Das Ei ist spitzoval und etwa
3 x 2 cm groß.
SCHWARZSPECHT (Dryocopus martius, Seite 164/165)
Die ovalen, weißen Eier erscheinen mit
rund 3,5 cm für den großen Schwarzspecht verhältnismäßig klein.
FELSENTAUBE (Columba livia, Seite 158/159)
Die Eier der Tauben sind reinweiß
gefärbt und somit gut angepasst an die
natürliche Umgebung. Normal ist eine
Größe von rund 4 cm.
EIER UND GELEGE
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TURMFALKE (Falco tinnunculus, Seite 138/139)
Die fast kugelrunden, etwa 4 cm großen
Eier der Turmfalken sind heller als die
der Wanderfalken. Ihr Rotton geht eher
ins Gelbliche, doch dominiert auch hier
die rostrote Sprenkelung.
RABENKRÄHE (Corvus corone, Seite 180/181)
Die Eier machen durch ihre bläulichgrünliche Grundfarbe mit mehrfarbig
gesprenkelten Farbpunkten einen stark
verschmutzten Eindruck. Graugrüne
bis braunschwarze Punkte und Flecken
lassen das 4 cm große Ei kleiner wirken.
WALDOHREULE (Asio otus, Seite 132/133)
Wie bei den meisten Eulenvögeln sind
auch die Eier der Waldohreule rundlich
weiß. Mit etwa 4 cm Länge sind sie
etwas kleiner als die des Waldkauzes.
WALDKAUZ (Strix aluco, Seite 130/131)
Die Eier sind rundlich geformt und
weiß mit einer Größe von ca. 5 cm. Ihre
Schale ist uneben bis rau.
WANDERFALKE ( Falco peregrinus, Seite 140/141)
Die Eier mit erdbraunem Grundton
werden von schwarzen und weinroten
Flecken überzogen. Sie sind rund 5 cm
groß.
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TIERPORTRÄTS
Rotwild
Cervus elaphus
Der Rothirsch wirft alljährlich – meist von Februar bis April – sein
Geweih ab, das kurze Zeit später wieder nachwächst. Die Nachbildung ist nach ca. fünf Monaten abgeschlossen. Im Gegensatz zum
Rehwild wird das Geweih mit zunehmendem Alter auch größer und
stattlicher. Und anders als bei Hornträgern wie dem Rind bildet sich
sein Geweih nicht aus Kalk, sondern aus Knochensubstanz. Es kann
15 kg schwer werden.
VORKOMMEN in Europa, West- und Zentralasien, Nordafrika; sehr
anpassungsfähig sowohl in waldreichen (Gebirgs-)Gegenden als
auch im schottischen Hochland zu finden
GRÖSSE Länge ca. 180–210 cm; Schulterhöhe ca. 120–150 cm,
Geweihspannweite bis ca. 110 cm
ECHTE HIRSCHE
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GEWICHT Hirsche bis ca. 250 kg
NAHRUNG Pflanzenfresser: Gräser, Kräuter ebenso wie Knospen,
Blätter und Früchte wie Kastanien; schält in nahrungsknappen Zeiten
Rinde von den Bäumen; Wiederkäuer; Tagesrationen von bis zu 15 kg
Grünfutter je Tag
LAUTE Brunftige Hirsche röhren laut
und vernehmlich, um Nebenbuhler
einzuschüchtern; Kälber stoßen bei
Wohlbefinden kurze, rhythmische
Laute aus.
SPUREN Fährte (S. 55),
Geweih (S.95), Fraßspuren
(S. 113), Exkremente (S. 65)
BEOBACHTUNGSZEIT/PAARUNG
J F M A M J J A S O N D
Typisch
Majestätisch schreiten
die Rothirsche mit
ihren beeindruckenden
Geweihen durch Wälder
und Wiesen. Der sogenannte König der
Wälder ist allerdings
ursprünglich ein
Bewohner von Offenlandschaften.
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TIERSPUREN
Die wichtigsten Spuren und Fährten
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