Technische Universität München Zentrum Mathematik Mathematik für Physiker 1 Wintersemester 2011/2012 Michael Kaplan — Jan Wehrheim — Christian Mendl Übungsblatt 11 Hausaufgaben - Lösungen H1: Diagonalisierbarkeit mit Parametern II −3 Für welche Werte von a, b ∈ R ist die Matrix A = 2a 10 0 0 b a ∈ R3×3 über R diagonalisierbar? 0 2 Lösungsvorschlag zu H1: Es ist χA (λ) = (−3 − λ)(b − λ)(2 − λ). Fall 1: b 6∈ {−3, 2}. Das charakteristische Polynom χA hat drei paarweise verschiedene Nullstellen, also hat die 3 × 3Matrix A drei paarweise verschiedene Eigenwerte und ist somit diagonalisierbar. Fall 2: b = −3. Die Matrix A hat die Eigenwerte 2 und −3 mit algebraischen Vielfachheiten aA (2) = 1 und aA (−3) = 2. Wegen 1 ≤ gA (2) ≤ aA (2) = 1 folgt gA (2) = 1, der Eigenraum zum Eigenwert 2 ist eindimensional. Es ist ferner 0 0 0 A − (−3)E3 = 2a 0 a . 10 0 5 Diese Matrix hat für alle a ∈ R den Rang 1, also ist der Eigenraum zum Eigenwert −3 zweidimensional, also ist A diagonalisierbar. Fall 3: b = 2. Die Matrix A hat die Eigenwerte 2 und −3 mit algebraischen Vielfachheiten aA (2) = 2 und aA (−3) = 1. Wegen 1 ≤ gA (−3) ≤ aA (−3) = 1 folgt gA (−3) = 1, der Eigenraum zum Eigenwert −3 ist eindimensional. Es ist ferner −5 0 0 A − 2E3 = 2a 0 a . 10 0 0 Diese Matrix hat für a = 0 den Rang 1 (also ist gA (2) = 2) und für a 6= 0 den Rang 2 (also ist gA (2) = 1). In diesem Fall ist A also genau dann diagonalisierbar, wenn a = 0 gilt. Insgesamt ist die Matrix A also für b 6= 0 immer diagonalisierbar, und für b = 2 ist sie genau dann diagonalisierbar, wenn a = 0 ist. H2: Eigenwerte von Potenzen a) Es sei A ∈ K n×n eine diagonalisierbare Matrix. Zeigen Sie, dass dann auch alle Potenzen Ap für p ∈ N diagonalisierbar sind. b) Finden Sie ein Beispiel einer Matrix A ∈ R2×2 , so dass A2 über R diagonalisierbar ist, aber A selber nicht über R diagonalisierbar ist. c) Beweisen Sie die folgende Aussage: Besitzt die Matrix A2 + A den Eigenwert −1, so besitzt die Matrix A3 den Eigenwert +1. Lösungsvorschlag zu H2: a) A ist diagonalisierbar, d.h. es gibt eine invertierbare Matrix B mit B −1 A B = diag(λ1 , . . . , λn ) =: D, wobei λi die Eigenwerte von A bezeichnen. (Die zugehörigen Eigenvektoren sind genau die Spalten von B.) In der folgenden Gleichung fügen wir die Einheitsmatrix 1 = BB −1 zwischen Matrixprodukten ein und verwenden das Assoziativgesetz für Matrixmultiplikationen: B −1 Ap B = B −1 A · · · A} B | A{z p Stück A · 1 · A···1 · AB = B A BB −1 A · · · BB −1 A B = B −1 A B B −1 A B · · · B −1 A B =B −1 −1 = D · D···D = Dp = diag(λp1 , . . . , λpn ). Mit anderen Worten, die Spalten von B sind eine Basis aus Eigenvektoren von Ap , mit Eigenwerten λp1 , . . . , λpn . Insbesondere ist Ap diagonalisierbar. Zum gleichen Ergebnis kann man auch durch direkte Rechnung kommen: Für einen Eigenvektor v von A mit Eigenwert λ gilt Ap v = Ap−1 (Av) = Ap−1 (λv) = λ(Ap−1 v) = . . . = λp v. b) Wir können zum Beispiel die nilpotente Matrix 0 A= 0 1 0 wählen, mit A2 = 0. Laut H2 von Blatt 10 besitzt A ausschließlich den Eigenwert 0. Der zugehörige Eigenraum 1 E0 (A) = Kern(A − 0 · 1) = Kern(A) = Lin 0 hat Dimension 1. Das heißt, es gibt keine Basis von R2 aus Eigenvektoren von A. Somit ist A nicht diagonalisierbar (Satz 13.2.5). Andererseits ist die Nullmatrix A2 diagonalisierbar: sie hat ja bereits Diagonalgestalt (mit Nullen auf der Diagonale). Ein weiteres Beispiel ist die Matrix 0 −1 A= . 1 0 Diese ist über R nicht diagonalisierbar, da sie nur die komplexen Eigenwerte λ = ±i besitzt. Allerdings ist A2 = −E2 bereits eine Diagonalmatrix und damit diagonalisierbar. c) Laut Satz 13.2.6 aus der Vorlesung besitzt die Matrix A3 genau dann den Eigenwert +1, falls det(A3 − 1) = 0, wobei 1 ∈ K n×n die Einheitsmatrix bezeichnet. Wir können A3 − 1 als Produkt von 2 Matrizen schreiben, nämlich A3 − 1 = A2 + A + 1 (A − 1) , was man durch direktes Nachrechnen bestätigt. (Das ist ein Spezialfall der geometrischen Reihe!) Hierbei spielt die Reihenfolge der Matrixmultiplikation keine Rolle, weil A mit allen Potenzen Ap und mit der Einheitsmatrix kommutiert. Zusammen mit dem Produktsatz für Determinanten (Satz 12.4.1) folgt (1) det A3 − 1 = det A2 + A + 1 · det(A − 1) . Jetzt verwenden wir die Voraussetzung, dass A2 + A den Eigenwert −1 besitzt, also det A2 + A + 1 = 0. Einsetzen in Gleichung (1) ergibt sofort det A3 − 1 = 0, d.h. A3 besitzt den Eigenwert +1.