Jgnaz Kronenberg, Meierskappel - Chorherr, Pfarrer, Dichter, Komponist Und wer singt sein «Vatterunser»? von Walter Tschümperlin, Ebikon Schon vor über hundert Jahren war die Brattig im Luzerner Land – eben damals die Meyer Brattig – auch ein «Haus-Lesebuch», in dem Werke einheimischer Schriftsteller, Dichter und Poeten veröffentlicht wurden. Einer der bekannesten bei uns war wohl Josef Roos aus Gisikon, der ja auch Brattig-Schreiber war. Dann wurde es lange Zeit still um diese «Volksliteratur». Ich möchte nun – wenn es unserer Leserschaft beliebt – wieder vermehrt unserer einheimischen und der fast in Vergessenheit geratenen Mundartliteratur einen Platz einräumen. Zumal Mundart bei unserer Jugend wieder «in» und «cool» ist. Kurz vor «Redaktionsschluss» erhielt ich als echte Trouvaille das Büchlein «Ein Land- und Hausarzt erzählt aus seinem Leben», vom legendären Rooter Dorfarzt Dr. med. Franz Annen – als Fotokopie, da das Original kaum noch auffindbar zu sein scheint. Vorerst aber vertiefte ich mich ins Buch «Lozärnerspròòch» von Walter Haas, landete etwas abseits in Meierskappel und stiess auf der Suche nach einheimischer Literatur – oh Wunder – gleich auf einen dichtenden, musizierenden und komponierenden Pfarrer, dem erst noch mit einem Dorfbrunnen ein «Denkmal» errichtet wurde. Sein Name: Ignaz Kronenberg, geboren 31. Dezember 1859 in Beromünster, gestorben 18. Juni 1937 daselbst. Ignaz Kronenberg, Pfarrer zu Meierskappel und Chorher in Beromünster, Seelsorger, Schriftsteller, Poet, Musiker und Komponist die Primar· und die Mittelschule. Die weitere Ausbildung erhielt er am Gymnasium in Einsiedeln und am Lyzeum in Luzern. Dann besuchte er das Priesterseminar Luzern und die Universität Mu ̈nchen, wo er sich nebenbei ausgiebig der Malerei und der Musik widmete. Nach seiner Priesterweihe im Jahre 1886 kam er als Vikar nach MeierskappeI, 1888 als Pfarrer nach St. Urban. Schon im gleichen Jahre folgte er aber einem Rufe als Kaplan, Kantor und Hilfslehrer fu ̈r Violine und Gesang nach Beromu ̈nster. 1889 wurde er Organist und Musikprofessor in Sursee, von 1892 bis 1928 war er Pfarrer in MeierskappeI. Sein Alter verbrachte er als Chorherr in Beromu ̈nster. Dieser Brunnen steht in Meierskappel an der Dorfstrasse bei der Bushaltestelle und er wurde 1948 erstellt. Gemäss Bauinventar des Kantons Luzern handelt es sich dabei um Folgendes: Leicht konkav gewölbter, mit Naturstein gemeisselter Brunnentrog mit identisch gemauertem rechteckigem Brunnenstock mit zwei Röhren. Am Brunnentrog zwei Wappenschilder «Luzern» und «Meierskappel», dazwischen eingetiefte Inschrift «1948». Am Brunnenstock Gedenkplatte «Dem Dichter und Komponisten Ignaz Kronenberg zum Gedenken». Musik in Gottes Ohren Ignaz Kronenberg (auch Jgnaz gechrieben) wurde als Sohn eines Händlers in Beromu ̈nster geboren und wuchs mit zehn Geschwistern dort auf. Hier besuchte er auch 92 Das alte Pfarrhaus in Meierskappel Jungfrau Elisabetha Kronenberg, Schwester von Ignaz Kronenberg, war bis zu ihrem Tod 1917 Haushälterin des Pfarrers. Sie war ebenfalls poetisch begabt und schrieb Gedichte. Meierskappel Pfarrkirche Maria Himmelfahrt Foto von 1960 Diese Kurzbiographie zeigt seine Liebe zu den Musen, die doch auch Gottes Ohren erfreuen sollten. Doch es blieb nicht bei der Musik. Der Pfarrer griff nicht nur zum Taktstock, sondern auch zur Feder. musikalischen Spurensuche zeige ich hier noch ausschnittweise handgeschrieben und gedruckt in Noten, dass Ignaz Kronenberg sein populärstes Gedicht auch noch für Chor vertont hat - mit der Frage: Und wer singt sein Vatterunser? Poet und Seelenhirt zu Gottes Lob und Ehre Pfarrer Kronenberg war beim Volke seiner Gemeinde Meierskappel als humorvoller und toleranter Seelenhirt angesehen und beliebt. Er war stets weltoffen eingestellt, unternahm mehrere Reisen, wobei ihm seine Sprachkenntnisse zugute kamen, und schrieb ausserordentlich viele Artikel in verschiedene Zeitungen. Seine Liebe zur Mundart und ihrem Schrifttum liess ihn öfter fu ̈r die heimische Sprache zur Feder greifen, zahlreiche Aufsätze ̈ uber den Gebrauch der guten Mundart, ̈ uber Mundartdichter waren die Frucht. Daneben schrieb er selber gern in Mundart Geschichten und Gedichte, von denen er einige selbst vertonte. Eines seiner «populärsten» Werke ist die Mundartversion des Gebets «Vater unser» von ihm betitelt «Vatterunser», welches wir hier als Andenken gleich noch mit dem «Ave Maria» als «Dich Maria wemmer grüesse» wiedergeben. Im Verlag Wallimann Beromünster sind seinerzeit 4 Bändchen erschienen unter dem Titel «Aus der Heimat - Für die Heimat, Gesammelte Erzählungen in Poesie und Prosa, von Can. Jgnaz Kronenberg, Separatdruck aus dem Anzeiger für das Michelsamt». (Can. steht für Canonicus/Chorherr). Lieder der Heimat Zu einer weiteren Üerraschung verhalf mir Lehrer Hubert Knüsel in Meierskappel mit Notenblättern des komponierenden Pfarrers. So etwa mit dem Notenheft «Drei Luzernerlieder - für gemischten Chor, komponiert und den luzernischen Kirchenchören gewidmet von Ig. Kronenberg, Pfr. Meierskappel, Preis zusammen 30 Cts, im Selbstverlage». Schon die Titel der Lieder bringen die Heimatliebe des musikalischen Geistlichen zum Ausdruck mit «‘s lieb Luzärnerbiet», «Luzärnerlied» und «Gruess as Luzärnerland». Zum Teil sind sogar noch handgeschriebene und gedruckte Noten vorhanden, wie etwa «Deheime» für Töchterchor. Und zum Abschluss dieser literarisch- Das Beste des erzählerischen und dichterischen Werkes ist gesammelt und posthum herausgegeben worden von Josef Wallimann: A: Aus der Heimat, fu ̈r die Heimat. 3 Bändchen, Beromu ̈nster 1937 bis 1940. B: Josef Wallimann im Vorwort zu Aus der Heimat, fu ̈r die Heimat Bd. 1. Wallimanns Kronenberg·Biographie in den Bu ̈rgergeschlechtem von Beromu ̈nster enthält das Verzeichnis aller Arbeiten Kronenbergs, 207 Nummern. 93 Ausschnitte aus den Notenblättern 94