Der Moll-Septakkord Eins nach dem anderen, denn um sich auf das Minenfeld der spannungsreichen und facettenreichen Dominant-Septakkorde zu wagen, gewöhnen wir uns an weniger Schmerz-einflößende Akkorde. Einer davon, meiner Meinung nach der "Pflege-leichteste" Akkord, ist der Moll-Septakkord. Nr.7 Auch hier im Cm7 erkennt unser mittlerweile informiertes, wenn auch vielleicht noch nicht trainiertes "Auge", dass jeweils der Bass auch im Violinschlüssel verdoppelt wurde. Kennt sich, wie vorher angesprochen, aber der vielseitige Flaschner auch mit der Elektrik aus, erkennt er schnell: Erklingt durch den Grundton im Bassschlüssels dieser auch als Oberton mit, kann ich die spielerische Verdopplung schlichtweg als Handwerker-Verdopplung ansehen und dafür einen Handwerker für ein anderes Aufgabengebiet anheuern. Da ja Jazz im Fahrwasser des Blues` schwimmt und "Probleme" der Sklaven ursprünglich vertont werden sollten, sollte ich sodann Spannung auch klanglich, innerhalb des Akkordklangs erzeugen. Was liegt da näher, als die recht harmlose große None mit aufs eigentlich gemütlich dahin schippernden Boot zu nehmen. Es scheint zwar nicht die Sonne (Dur) sondern der Himmel ist bewölkt (Moll), aber es besteht absolut keine Kenter-Gefahr. Nr. 8 Für denjenigen, der nicht nur in eine Richtung bei bewölktem Himmel auf ruhiger See schippern möchte, dem empfehle ich auch die Umkehrungen dieses tatsächlich 5-stimmigen Akkordes zu üben. Dies funktioniert so, dass ich die Noten erst bewusst und konzentriert betrachte und memoriere um dann OHNE Noten das Gelernte am Instrument zum Klingen zu bringen. Nr. 9 Für den, der auch mal rechts eine Melodie oder gar solierend einen Freiflug wagen möchte, empfehle ich, den Violinschlüssel in der linken Hand zu übernehmen, zu spielen und zu automatisieren. Ob ich genau mit diesem Boot meine Schiffsreise machen will oder auch in anderen Booten (Tonarten), liegt daran, wie viele Tonarten ich zu üben fähig und gewillt bin. Ich empfehle, erst mal sich nur auf ein Boot zu konzentrieren und dieses selbst im unkonzentrierten Zustand "manövrieren" zu können. Letztendlich will ich mit einem Boot an ein Ziel gelangen. Und sollten auch noch stürmische Zeiten das Boot zum wanken bringen, darf der Steuermann sich dann in unbekannter Peripherie nicht damit beschäftigen müssen, wie das Boot aufgebaut ist, wo der Motor, das Lenkrad, Backbord und Achtern ist. Nehmen wir an, ich bin ein erfahrener Kapitän eines größeren Segelbootes (5-stimmig) und das Wetter ist zwar trübe aber nicht stürmisch (Moll). Jedoch, als eben erfahrener Kapitän, gönne ich mir ein wenig zusätzliche "Spannung", indem ich z.B. ein weiteres Segel setze, mehr als nötig wäre. Ich weiß natürlich, dass die Quinte in Dur und Moll als Verdoppelung redundant wird und könnte aufgrund dessen etwas mehr Spannung benötigen, da mich der Segeltörn bei diesen seichten Windstärken nicht energetisiert und ich doch einen Abenteuerurlaub gebucht habe. Nun, wir könnten die Quinte noch etwas spannungsreicher und Wind-sensibler gestalten und verwenden dazu schlichtweg, statt der reinen Quinte, eine große Sexte. Oft werden wir Jazzstandards in den "Realbook"s finden, die eine Akkordbezeichnung wie Cm6 oder C-6 besitzen. Nr. 10 Zuerst darf ich erwähnen, dass sich in den letzten hundert Jahren einige der Komponisten und Notisten sich berufen fühlten, neben ihren beseelten Kompositionen, Improvisationen oder Interpretationen, auch ihrer Kreativität innerhalb der Notation beflügelt einsetzten und in Eigenregie flogen. So notierte der eine für Moll ein Minus (-), der andere ein m als auch ein weiterer BleistiftKreative dann min als Abkürzung für Minor. Das gleiche gilt dann auch für sonniges Wetter, also für Major-Septakkorde. Der eine macht lediglich ein Dreieckchen und der andere fügt noch freundlicherweise eine 7 dazu und der "Anglizist" notiert maj7, wieder eine Abkürzung für Major 7. Da ich ja seit einiger Zeit mich aus beruflichen Gründen auch mit der Notenschreib Software SIBELIUS beschäftige, für deren Version 6 diverse Lehrvideos kreiert habe (zu finden in meinem Webshop und Lehrvideos) erlaube ich mir hier, die Akkordsymbol-Voreinstellung Seite dieser Software hier zu visualisieren, denn sie gibt einen schönen, visualisierten Eindruck über die Palette der diversen Bezeichnungs-Möglichkeiten. Nr. 11 Als weiterer Punkt ist anzumerken, dass es sich hierbei C6 nicht um einen Akkord handelt, dessen redundante Quinte durch die Sexte ersetzt wurde, sondern dessen Quinte von der Sexte Gesellschaft bekommt, im Sinne des in der klassischen Harmonielehre bekannten Sixt-Ajoutèe, auf den ich aber in meinen Lehrvideos sowie in meinen anderen Büchern bereits eingegangen bin ( C- 5/6 ). Würde die Quinte schlichtweg weggelassen werde, würde der Klang eine Fundament-Verschiebung bekommen, sprich, nicht mehr C wäre der Grundton des Akkordes sondern A, obwohl der Basston C bleibt. Es wäre damit eine Umkehrung eines Verminderten Dreiklangs auf A mit verminderter Quinte (Eb). Nr.12 Um jedoch keine Fundament-Verschiebung und damit eine Akkordtyp-Änderung zu bewirken, spielen wir den oben genannten C6 eben mit Quinte und Sexte. Haben wir jedoch wie weiter oben bereits erklärt und visualisiert, den Grundton der im Violinschlüssel bereits durch die große None ersetzt, dann dürfen wir auch nun die Quinte durch die Sexte ersetzen und werden diese demnach nicht mehr erneut (neben den Obertönen) ertönen lassen. Somit erhalten wir einen tatsächlich fünfstimmigen, zweifach "optionierten" Moll-Sept-Akkord, er klingt vornehmlich in diesen beiden Lagen, d.h. in diesen beiden unterschiedlichen Voicings für meine Ohren akzeptabel: Nr.13 Natürlich könnten auch noch weitere Lagen erklingen, jedoch vermeidet man stets in der Oberstimme eines Voicings eine starke Reibung, also kleine Sekunden. Wir sehen zudem, dass die Septime nicht im 2. Akkord erklingt, was ebenso jederzeit, als Spannungs-reduziertere Variante verwendet werden kann. Beim Spielen dieser beiden Akkorde hört auch der Unsensibelste, dass der zweite Akkord, der ohne Septime, bei weitem weniger auditive Stresszustände zum Rezipienten transportiert als der erste. Ich empfehle meinen Schülern grundsätzlich, bei sogenannten LefthandVoicings, also Akkord- Begleitung von Jazz-Melodien in der linken Hand, immer Moll-Septakkorde lediglich mit der großen None zu "optionieren", was ich ja im Notenbespiel weiter oben visualisiert habe (Nr.8).