Prof. Dr. Volker Clausen WS 2001/02 Universität Essen

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Prof. Dr. Volker Clausen
Universität Essen
Internationale Wirtschaftsbeziehungen
WS 2001/02
Außenwirtschaftstheorie
Haupttermin
Bearbeiten Sie bitte innerhalb von 60 Minuten beide Aufgaben! Bitte beantworten Sie die
Aufgaben in vollständigen Sätzen. Achten Sie auf eine saubere formale und graphische
Darstellung!
Aufgabe 1: Monopolistischer Wettbewerb (50% der Punkte)
a) Definieren Sie den Unterschied von inter- und intra-industriellem Handel! Welche
Maßzahl wird typischerweise zur empirischen Unterscheidung dieser beiden Handelsarten
verwendet? Wie ist diese zu interpretieren? Erläutern Sie kurz, welche ökonomischen
Modelle relativ gut zur Erklärung von inter- bzw. intra-industriellem Handel geeignet
sind!
b) Gehen Sie im folgenden von einem Modell monopolistischer Konkurrenz aus. Stellen Sie
graphisch das Modell von Krugman/Obstfeld dar. Was bedeuten die CC- und die PPKurve!
c) Zeigen Sie graphisch die kurzfristigen und langfristigen Wirkungen einer Senkung der
Fixkosten als Folge technischen Fortschritts! Interpretieren Sie Ihre Ergebnisse
ökonomisch!
Aufgabe 2: Handelspolitik (50%)
Diskutieren Sie die folgenden Aussagen, indem Sie das zugrundeliegende ökonomische
Argument zusammenfassen und dieses kritisch beurteilen!
a) „Der Anstieg des Handels mit Entwicklungsländern kann für die wachsende
Einkommensungleichheit in den Industrieländern verantwortlich gemacht werden“!
„Die Subvention der Kohle führt zu einer Verbesserung der wirtschaftlichen Situation der
Bergbauarbeiter. Darüber hinaus profitiert der Rest der Volkswirtschaft von den höheren
Investitionen im Bergbau und den gestiegenen Konsumausgaben der dort Beschäftigten“.
Prof. Dr. Volker Clausen
Universität Essen
Internationale Wirtschaftsbeziehungen
WS 2001/02
Außenwirtschaftstheorie
Bearbeiten Sie bitte innerhalb von 60 Minuten beide Aufgaben! Bitte beantworten Sie die
Aufgaben in vollständigen Sätzen und nicht nur mit Pfeilschemata. Achten Sie auf eine
saubere formale und graphische Darstellung!
Aufgabe 1: Monopolistischer Wettbewerb (50% der Punkte)
d) Definieren Sie den Unterschied von inter- und intra-industriellem Handel! Welche
Maßzahl wird typischerweise zur empirischen Unterscheidung dieser beiden Handelsarten
verwendet? Wie ist diese zu interpretieren? Erläutern Sie kurz, welche ökonomischen
Modelle relativ gut zur Erklärung von inter- bzw. intra-industriellem Handel geeignet
sind!
e) Gehen Sie im folgenden von einem Modell monopolistischer Konkurrenz aus. Stellen Sie
graphisch das Modell von Krugman/Obstfeld dar. Was bedeuten die CC- und die PPKurve! Wo liegt das Gleichgewicht und durch welchen Prozess kommt es zur Anpassung
an dieses Gleichgewicht!
f) Zeigen Sie graphisch die kurzfristigen und langfristigen Wirkungen einer Senkung der
Fixkosten als Folge technischen Fortschritts! Interpretieren Sie Ihre Ergebnisse
ökonomisch!
Aufgabe 2: Zollwirkungen im Partialmodell bei vollkommenem Wettbewerb (50%)
Gehen Sie von folgenden Angebots- und Nachfragefunktionen aus:
Deutschland: Nachfrage: x = 200 – 20p, Angebot: x = 50 + 20p.
Frankreich: Nachfrage: x = 100 – 20p, Angebot: x = 20 + 20p.
a) Leiten Sie die deutsche Importnachfrage ab! Wie hoch ist der Preis bei Autarkie?
b) Leiten Sie das französische Exportangebot ab! Wie hoch ist der Preis bei Autarkie in
Frankreich?
c) Gehen Sie nun von Freihandel zwischen Deutschland und Frankreich aus
(Transaktionskosten werden nicht berücksichtigt). Wie hoch sind der gehandelte Preis
und die gehandelte Menge, sowie die produzierte und nachgefragte Menge in
Deutschland?
Deutschland erhebt nun einen Einfuhrzoll von 1 Euro auf eine Mengeneinheit des
importierten Gutes.
d) Ermitteln Sie die Wirkungen des Zolls auf die Preise in Deutschland und Frankreich,
die angebotenen und nachgefragten Mengen und das Handelsvolumen!
Zeigen Sie in diesem Modellrahmen, welche Wohlfahrtswirkungen der Zolleinführung für
deutsche Konsumenten, deutsche Produzenten und den deutschen Staat zu berücksichtigen
sind! Wie hoch sind der Terms-of-Trade-Effekt, der Effizienzverlust und der
Gesamtwohlfahrtseffekt des Zolls?
Prof. Dr. Volker Clausen
Universität Duisburg-Essen
Internationale Wirtschaftsbeziehungen
WS 2003/04
Außenwirtschaftstheorie
Haupttermin
Bearbeiten Sie bitte innerhalb von 60 Minuten eine der folgenden beiden Aufgaben! Bitte
beantworten Sie die Aufgaben in vollständigen Sätzen. Achten Sie auf eine saubere formale
und graphische Darstellung!
Aufgabe 1: Importzoll/-quote im Partialmodell (50 Punkte)
Eine Politik des Freihandels ist nach der traditionellen Außenhandelstheorie die beste
handelspolitische Strategie. Gleichwohl finden sich folgende handelsgewogene
Durchschnittszölle für Industrie- und Entwicklungsländer in den World Development
Indicators 2000 der Weltbank:
Indien (1999)
Kamerun (1995)
Pakistan (1998)
Tunesien (1998)
29,50%
61,40%
41,70 %
28,90%
Australien (1999)
EU (1999)
Norwegen (1998)
Schweiz (1999)
3,80%
2,70%
1,10%
0,00%
Diesen Angaben zufolge stellt eine Politik des Freihandels mehr die Ausnahme, weniger die
Regel dar.
g) Erläutern Sie kurz die möglichen Motive für eine Beschränkung des internationalen
Handels durch einen Importzoll.
(10)
Betrachten Sie im folgenden zwei Regionen/Länder, EU und USA, zudem Früchte als
gehandeltes Gut. Angebots- und Nachfrageseite für Früchte beider Regionen/Länder seien
durch folgende Funktionen repräsentiert:
EU
USA
Angebot: x( p ) = 4 ,5 × p
Angebot: x( p ) = 20 + 4,5 × p
Nachfrage: x( p ) = 120 - 4 ,5 × p
Nachfrage: x ( p ) = 80 - 4 ,5 × p
h) Ermitteln Sie den Preis für Früchte im Freihandelsgleichgewicht, die gehandelte Menge,
zudem Produktion und Nachfrage in der EU.
(10)
i) Als Vergeltungsmaßnahme für die US-Stahlzölle ab März 2002 führt die EU nun einen
Importzoll in Höhe von € 2 pro Einheit importierter Früchte ein. Stellen Sie anhand einer
Graphik sowohl Effizienzverlust als auch Terms of Trade Effekt dieser Zolleinführung
dar. Berechnen Sie beide Effekte – welche Wohlfahrtskonsequenz besitzt die
Zolleinführung für die EU?
(15)
j) Alternativ zum Importzoll in Teil c) erwägt die EU eine Reduktion des Importzolls auf € 1
pro Einheit importierter Früchte, zudem die Umsetzung einer Importquote in Höhe von
xImp. = 21 Mengeneinheiten Früchte. Ermitteln Sie anhand einer Weltmarkt-Graphik
Zolleinkünfte und Verlust an Konsumentenrente der EU, zudem die Knappheitsrente der
EU-Importeure. Erreicht die EU ein höheres Wohlfahrtsniveau als in Teil c)?
(15)
Aufgabe 2: Strategische Handelspolitik (50 Punkte)
Eines der im Maastricht-Vertrag von 1992 festgelegten Ziele der europäischen
Wettbewerbspolitik ist die Stärkung europäischer Unternehmen, die auf dem Gebiet der
Hochtechnologie tätig sind. Zweifelsohne gehört Airbus Industries zu einem nach diesem
Gesichtspunkt förderungswürdigen Unternehmen. Als einziger Weltmarktkonkurrent von
Airbus Industries ist Boeing Aircraft Company anzusehen.
Nehmen Sie für Ihre folgende Analyse an, daß der Wettbewerb zwischen Airbus und Boeing
durch ein Stackelberg-Spiel repräsentiert werden könne, wobei Boeing die Position des
Stackelberg-Führers, Airbus die des Stackelberg-Nachfolgers innehat. Die inverse
Weltnachfrage nach Flugzeugen könne durch die Funktion p = 120 - xA - xB repräsentiert
werden, xA stehe für die Angebotsmenge von Airbus, xB für die von Boeing. Die variablen
Kosten für beide Unternehmen betragen c = 20, zudem fallen bei Aufnahme der Produktion
fixe Kosten in Höhe von Kfix = 700 an.
a) Welches Marktgleichgewicht stellt sich ein? Geben Sie die Gewinne für beide
Unternehmen in diesem Gleichgewicht an.
(15)
b) Zur Förderung des eigenen Konzerns unterstütze die Europäische Kommission nun Airbus
mit Hilfe eine Subvention in Höhe von s = 2 pro Mengeneinheit. Mit welchem
Marktergebnis ist jetzt zu rechnen? Welchen Netto-Gewinn erzielt Europa durch diese
Subventionierung?
(5)
c) Das amerikanische Unternehmen habe nun den Absturz eines Boeing-Flugzeugs zu
beklagen – dieser Absturz ist quasi äquivalent zu kostenloser Werbung für Airbus. Das
europäische Unternehmen reduziert demzufolge seine Werbeausgaben, so daß die fixen
Kosten für Airbus auf Kfix = 500 sinken. Welches Marktgleichgewicht mit welchem
Netto-Gewinn für Europa resultiert in diesem Fall?
(10)
d) Gehen Sie jetzt erneut von der Ausgangslage in Teil a), also ohne Subventionen für
Airbus, aus. Airbus erweitere nun die eigene Kapazität, so daß die fixen Kosten dieses
Unternehmens auf Kfix = 800 ansteigen. Gleichzeitig erhöhe Airbus die eigene Fertigung
auf xA = 40 Flugzeuge, unabhängig von der Produktionsmenge des amerikanischen
Konkurrenten – dieses Verhalten ist Boeing bekannt. Welches Marktergebnis mit
welchem Gewinn für Europa resultiert in diesem Szenario?
(10)
e)
Nennen Sie mögliche Kritikpunkte an dem traditionellen Modell zur strategischen
Handelspolitik!
(10)
Prof. Dr. Volker Clausen
Universität Duisburg-Essen
Internationale Wirtschaftsbeziehungen
WS 2004/05
Außenwirtschaftstheorie
Haupttermin
Bearbeiten Sie bitte innerhalb von 60 Minuten eine der folgenden beiden Aufgaben! Bitte beantworten
Sie die Aufgaben in vollständigen Sätzen. Achten Sie auf eine saubere formale und graphische
Darstellung!
Aufgabe 1: Importzoll/-quote im Partialmodell (50 Punkte)
Importzoll und Importquote stellen prominente Instrumente der Handelspolitik dar. Aus
wohlfahrtstheoretischer Sicht ist der Importzoll aufgrund der größeren Flexibilität der Quote
vorzuziehen. Aus diesem Grund legt die Schlußakte der Uruguay-Runde des GATT für einzelne
Sektoren fest, daß die Unterzeichnerstaaten zunächst ihre Importquoten in Zölle umwandeln, diese
anschließend senken. Der Prozeß der Zollsenkung erstreckt sich für die Industrieländer über den
Zeitraum 1995-2000, für die Entwicklungsländer bis 2005.
a) Erläutern Sie kurz die möglichen Gründe, die eine Beschränkung des internationalen Handels aus
Sicht eines Landes rechtfertigen können.
Betrachten Sie im folgenden zwei Regionen, die Industrieländer und die Entwicklungsländer, zudem
Agrarwaren als gehandeltes Gut. Angebots- und Nachfrageseite für Agrarwaren in beiden Regionen
seien durch folgende Funktionen repräsentiert:
Industrieländer
Entwicklungsländer
Angebot: x( p ) = 10 + p
Angebot: x( p ) = 20 + p
Nachfrage: x( p ) = 70 − 4 ⋅ p
Nachfrage: x ( p ) = 50 − 4 ⋅ p
b) Ermitteln Sie den gleichgewichtigen Preis, falls die Ausgangssituation durch eine Importquote in
Höhe von 10 Einheiten Agrarwaren gekennzeichnet ist. Stellen Sie zunächst anhand einer
Weltmarktgraphik die Knappheitsrente der Importeure und den Verlust an Konsumentenrente im
Vergleich zur Freihandelssituation dar. Berechnen Sie anschließend den Wohlfahrtseffekt der
Einführung der Importquote für die Industrieländer.
c) Die Importquote wird nun durch einen äquivalenten Importzoll ersetzt – der Importzoll führt zu
einer identischen Importmenge wie die Importquote. Ermitteln Sie den äquivalenten Importzoll,
vergleichen Sie zudem Importquote und äquivalenten Importzoll hinsichtlich der Wohlfahrt des
Inlands. Interpretieren Sie Ihr Ergebnis!
d) Nun wird die Zollbelastung der Importe reduziert. Dies geschieht damit, daß nur noch ein Teil der
importierten Agrarwaren mit einem Zoll belastet werden.
Konkret erfolgt der Import der ersten fünf Einheiten zollfrei, alle weiteren Einheiten werden mit
dem in Teil c) ermittelten Zollsatz belastet.
Welche Wohlfahrtsänderung für die Industrieländer resultiert, wenn sie von dem Zollregime in Teil
c) zu dem in Teil d) übergehen? Interpretieren Sie Ihr Ergebnis!
Aufgabe 2: Zölle im allgemeinen Gleichgewicht (50 Punkte)
Die Handelsrunden der WTO werden traditionell vom Protest der Globalisierungsgegner begleitet. Nach
Ansicht der Globalisierungsgegner schade die zunehmende weltweite Arbeitsteilung einem Teil der
Wirtschaftssubjekte eines Landes; sie fordern daher eine Beschränkung des internationalen
Warenaustauschs. Ökonomen hingegen betonen die aggregierten Wohlfahrtsgewinne für ein Land durch
die uneingeschränkte Weltmarktöffnung.
Nehmen Sie im folgenden ein „kleines“ Entwicklungsland an, das durch die Annahmen des HeckscherOhlin Modells gekennzeichnet ist. Ausgestattet ist dieses Land mit Arbeit L und Kapital K.
Arbeitsintensiv produziert wird Seide, kapitalintensiv Computer. Im Vergleich zu den „großen“
Industrieländern ist das Entwicklungsland relativ reichlich mit Arbeit ausgestattet.
a) Welches Handelsmuster resultiert in der Freihandelssituation? Geben Sie in diesem Zusammenhang
die Aussage des Heckscher-Ohlin Theorems an!
b) Nehmen Sie an, durch die Handelsöffnung steige aus Sicht des Entwicklungslandes der relative
Preis von Seide, pS pC . Argumentieren Sie bei der Beantwortung dieser Teilaufgabe zudem mit
Hilfe der Produktionsfunktion QS = LαS ⋅ K 1S−α für Seide und QC = LCβ ⋅ KC1− β für Computer, wobei α > β .
Zeigen Sie mit Hilfe der Nullgewinnbedingungen für beide Güter die Änderung des
Faktorpreisverhältnisses bei der Weltmarktöffnung.
Geben Sie zudem die allgemeine Form der Faktorinputkoeffizienten an und erläutern Sie, wie sich
das Faktoreinsatzverhältnis bei der Weltmarktöffnung ändert. Erläutern Sie mit Hilfe dieser
Änderung des Faktoreinsatzverhältnisses die Änderung der Grenzproduktivitäten von Arbeit und
Kapital bei der Weltmarktöffnung. Welche Realeinkommenseffekte für beide Produktionsfaktoren
besitzt die Weltmarktöffnung demzufolge?
Die Interessen welchen Faktors vertreten die Globalisierungsgegner?
c) Stellen Sie das Weltmarktgleichgewicht nun mit Hilfe von Tauschkurven dar. Wie verläuft die
Tauschkurve der „großen“ Industrieländer?
Verdeutlichen Sie graphisch die Gewinne durch Handel für das Entwicklungsland im Aggregat,
indem Sie die Verringerung des Wohlfahrtsniveaus bei der Einführung eines Importzolls zeigen.
d) Aus Rücksicht auf die öffentliche Meinung beschließen die Industrieländer, dem „kleinen“
Entwicklungsland einen Transfer zu leisten. Das Entwicklungsland kann nun bei gegebenem
Exportniveau mehr importieren. In welche Richtung verschieben sich die Tauschkurven des
Entwicklungslandes und der Industrieländer?
Infolge des Transfers sinkt jedoch das Konsumniveau der Industrieländer. Dies hat eine Abnahme
der Importe und somit auch eine Abnahme der Exporte der Industrieländer zur Folge. Das
gleichgewichtige Weltmarktpreisverhältnis pS pC sinkt demnach.
Ist somit ein „Transferparadoxon“ möglich, also eine Situation, in der das Entwicklungsland einen
Transfer erhält, aufgrund der Änderung des Weltmarktpreisverhältnisses dennoch verliert?
Argumentieren Sie mit Hilfe Ihrer Graphik und erläutern Sie Ihr Ergebnis!
e) Im Verlauf ihrer wirtschaftlichen Entwicklung ändert sich das Konsumverhalten der „großen“
Industrieländer. Ihre Nachfrage nach Computern steige, während die Nachfrage nach Seide sinke.
Welchen Einfluß hat diese Änderung des Konsumverhaltens der Industrieländer auf das
gleichgewichtige Weltmarktpreisverhältnis? Welchen Einfluß hat diese Änderung des
Konsumverhaltens demnach auf die Wohlfahrt der Entwicklungsländer?
Prof. Dr. Volker Clausen
Universität Duisburg―Essen
SS 2006
Außenwirtschaftstheorie ⎯ Haupttermin
Bearbeiten Sie innerhalb von 60 Minuten eine der beiden Aufgaben. Achten Sie bitte auf
eine saubere und nachvollziehbare verbale und formale Darstellung.
Aufgabe 1: Strategische Handelspolitik
Artikel 130 des Maastricht―Vertrags erlaubt den EU—Staaten, zur Förderung der eigenen
Industrie handelspolitisch aktiv zu werden. Prominentes Beispiel für die strategische
Handelspolitik der EU ist die Subventionierung von Airbus Industries, um die
Wettbewerbsposition gegenüber dem Konkurrenten Boeing Aircraft Company zu
verbessern.
Nehmen Sie an, der Weltflugzeugmarkt könne segmentiert werden in den Markt für
Langstreckenflugzeuge (Airbus 380 und Boeing 747) und in den Markt für
Kurzstreckenflugzeuge (Airbus 320 und Boeing 737). Die inverse Weltnachfrage nach
Langstreckenflugzeugen wird dargestellt durch: p L = 30 − x AL − x BL . Die inverse
Weltnachfrage nach Kurzstreckenflugzeugen lautet ebenfalls: p K = 30 − x AK − x BK . Das
hochgestellte L (K) steht für „Langstreckenflugzeug“ („Kurzstreckenflugzeug“).
Die variablen Kosten der Produktion für beide Flugzeugtypen betragen c = 6, die fixen
Kosten der Produktion betragen Kfix = 100. Kfix fällt an, wenn ein Hersteller nur
Langstrecken-, nur Kurzstreckenflugzeuge oder beide Typen produziert.
a)
Nehmen Sie zunächst an, daß Airbus und Boeing in Cournot—Wettbewerb
zueinander stehen, sowohl auf dem Markt für Langstreckenflugzeuge als auch
auf dem Markt für Kurzstreckenflugzeuge. Wie viele Unternehmen produzieren
im Marktgleichgewicht? Welche Gewinne werden erzielt?
(10)
b)
Tatsächlich hat Boeing die Position eines Stackelbergführers bei
Langstreckenflugzeugen und Airbus die Position eines Stackelbergführers bei
Kurzstreckenflugzeugen inne. Der jeweils andere Anbieter hat entsprechend die
Position eines Stackelbergnachfolgers inne. Wie viele Unternehmen produzieren
nun im Marktgleichgewicht? Welche Gewinne werden erzielt? Ist die Situation
in Teil a) oder die in Teil b) besser für die Nachfrager?
(15)
c)
Die EU fördert die Produktion des Prestigeobjekts von Airbus, den Airbus 380,
mit Hilfe einer Subvention in Höhe von s = 2 pro Einheit. Die Situation auf dem
Markt für Kurzstreckenflugzeuge bleibe unverändert und die amerikanische
Regierung subventioniere das eigene Prestigeobjekt, die Boeing 747, nicht. Wie
viele Unternehmen produzieren nun im Marktgleichgewicht? Wie hoch ist der
Netto―Gewinn für die EU aus der Subventionierung?
(20)
d)
In der Realität sind auf dem Markt für Kurzstreckenflugzeuge mehr als zwei
Anbieter tätig. Die Annahme eines Duopols trifft hier nicht zu. Kann dies
erklären, daß sowohl die EU als auch die USA überwiegend die Produktion ―
und somit die Exporte ― der Langstreckenflugzeuge subventionieren und nicht
die der Kurzstreckenflugzeuge?
(5)
Aufgabe 2: Allgemeine Gleichgewichtsanalyse
Auf dem diesjährigen G8―Gipfel in St. Petersburg haben sich die führenden
Industrienationen darauf verständigt, die wirtschaftliche Entwicklung der ärmsten Länder
durch finanzielle Hilfen zu fördern. Allgemeine Gleichgewichtsmodelle sind besonders
geeignet, die Wohlfahrts- und Vereilungskonsequenzen finanzieller Hilfen zu analysieren.
Nehmen Sie an, ein Entwicklungsland produziere Stoff (S) und Lebensmittel (F) mit
folgenden Cobb-Douglas Funktionen: QS = L0S,3 ⋅ K S0,7 und Q F = L0F, 7 ⋅ K F0,3 . Das
Entwicklungsland besitzt die Möglichkeit, mit Industrieländern zu handeln. Bei der
Öffnung zum internationalen Handel sinkt aus Sicht des Entwicklungslands der relative
Preis von Stoff von ( p S p F ) Aut . = 1,1 auf ( p S p F )FH = 1 . Das Entwicklungsland besitze
1.200 Einheiten Arbeit (L) und 1.000 Einheiten Kapital (K). Zudem seien die
Nullgewinnbedingungen erfüllt.
a) Welches Handelsmuster resultiert in der Freihandelssituation? Mit welchem
Produktionsfaktor ist das Entwicklungsland demzufolge relativ reichlich
ausgestattet? Geben Sie in diesem Zusammenhang die Aussage des
Heckscher―Ohlin Theorems an!
(10)
Nehmen Sie für die Teilaufgaben b), c) und d) an, das Entwicklungsland sei ein „kleines“
Land.
b) Berechnen
Sie
die
gleichgewichtigen
Produktionsmengen
in
der
Freihandelssituation. Welches Niveau erreicht das Faktoreinkommen des
Entwicklungslands in der Freihandelssituation?
(15)
c) Die Präferenzen des repräsentativen Haushalts in dem Entwicklungsland sind durch
U = CS0,5 ⋅ CF0,5 , mit CS und CF als Konsum von Stoff und Lebensmitteln,
repräsentiert. Welche Mengen importiert und exportiert das Entwicklungsland in der
Freihandelssituation?
(5)
d) Das Entwicklungsland erhält von einem seiner Handelspartner einen Transfer in
Höhe von 20 Einheiten Stoff. Dieser Transfer wird allein für Konsumzwecke
genutzt. Wie hoch ist das Nutzenniveau des Entwicklungslands nach Erhalt des
Transfers?
(10)
Nehmen Sie nun – und in Abweichung von der Realität – an, das Entwicklungsland sei mit
Bezug auf Stoff ein „großes“ Land.
e) Ist nun eine Situation möglich, bei der das Entwicklungsland durch einen Transfer in
Höhe von 20 Einheiten Stoff verliert und das Geberland durch diesen Transfer
gewinnt?
(5)
Wären die eventuellen Verluste für das Entwicklungsland gleichmäßig auf Arbeit
und Kapital aufgeteilt?
(5)
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