Hier - Schauspiel Stuttgart

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Liebes Publikum,
Grenzen und Grenzüberschreitung werden immer
wichtiger in unserem Leben. In unserem Design
werden die Grenzen selbst als Spiel wahrgenom­
men. Unsere Partner vom Spector Bureau aus
Leipzig haben Linien und Räume entworfen, die
selber mit dem Begriff der Grenze spielen.
Eine Linie wird zur Grenze, Steine übereinander­
gestapelt symbolisieren ein Steinmännchen, eine
temporäre Grenze aufeinandergestapelt von je­
mandem, der sagt: „Hier war schon Einer und be­
stimmt bin ich nicht der Letzte“ – virtuelle Begeg­
nung findet statt, zufällig und kalkuliert.
Genauso verstehen wir die Wanderung durch un­
seren Spielplan als eine Reise durch die Theater­
literatur, durch die Welt des Spiels, die nicht weit
entfernt ist von der des Lebens und doch durch
eine Grenze getrennt.
Am Beginn steht eine nicht erlaubte Liebesbe­
ziehung: Lolita, ein Jahrhundertskandal. Vladimir
Nabokovs Roman Lolita ermöglicht die Sicht auf
verbotenes Leben, auf Grenzen, die von der Gesell­
schaft gezogen werden, Grenzen, die sich verän­
dern, die durchlässig werden und sich anders
neu manifestieren …
Arsen und Spitzenhäubchen ist dagegen eine
Komödie zweier Schwestern in den besten Jah­
ren, die der Wahnsinn dazu treibt, Grenzen zu
überschreiten und diese zu verwischen und sei
es mit Gewalt. Im selben Gebiet der Karte, aber
mit einer ganz anderen Humorlage befindet
sich Der Raub der Sabinerinnen, eine der größ­ten und erfolgreichsten Komödien in deutscher
Spra­­che überhaupt – sie handelt vom Theater­
direk­tor Striese und vom Theater, das manchmal
an­strengender ist als das Leben selbst, von Thea­
ter, das Leben ist, ohne es zu merken und von
Träumen und wie sie platzen, bevor sie abheben
können.
O’Neills Eines langen Tages Reise in die Nacht
scheint auf demselben Stern zu wohnen, dem
Gestirn des Theaters, aber es spielt auf der ab­
gewandten Seite des Mondes, auf der dunklen,
der Nachtseite, dort wo Spiel zum blutigen Ernst
wird und die Lebenslügen nicht mehr als Maske
vom Gesicht getrennt werden können. Das Spiel
einer Schauspielerfamilie nach der Vorstellung,
die Grenzgänge hinter die Schranken des Ichs.
Was ist hinter dem Spiegel, hinter dem Ich, fragt
Lewis Carroll in seinem unvergleichlichen Werk
Alice im Wunderland. Dieses literarische Land irr­
lichtert zwischen Science Fiction und Kinderlite­
ratur, zwischen Komödie und Erziehungsroman.
Schauspiel Stuttgart 16/17
Kaum einer könnte dieses Werk spannender in
Szene setzen als der große Träumer, DJ und Rei­
sende Stefan Pucher, der zum ersten Mal für die
Bühne in Stuttgart inszeniert.
Aus den Wäldern jenes Landes könnte auch Das
Stuttgarter Hutzelmännlein stammen. Es ist nach
Wilhelm Hauffs Märchen Das kalte Herz und
Pfisters Mühle von Wilhelm Raabe der dritte Ver­­
such regionale Märchen, Mythen und Alltagsge­
schichte auf die große Bühne des Schauspiels in
Stuttgart zu heben. Es geht wieder einmal um die
Suche nach dem Glück und den kleinen Helfern,
die wir brauchen oder wie Brecht sagt:
„Glück ist Hilfe
Wer entkommen will, braucht Glück.
Ohne Glück rettet sich keiner vor der Kälte
vor dem Hunger oder gar vor Menschen.
Glück ist Hilfe.“
In der Welt Stuttgart ist auch Martin Walsers früher
Erfolgsroman Ehen in Philippsburg zu Hause, der
anhand unserer Stadt das deutsche Wirt­schafts­
wunder mit all seinen Erfolgen und Ver­wer­fungen
nachzeichnet. Wer Stuttgart verstehen will, kommt
nicht daran vorbei, sich mit diesem einmaligen
Werk auseinanderzusetzen, mit den frühen Ehen,
die diese Welt zusammenhielten.
Töchter und Söhne dieser Stadt sind es auch,
mit denen sich das neue Stück von Jan Neumann
beschäftigt. Berühmte, erfolgreiche, seltsame
und ganz normale Stuttgarter aus verschiedenen
Zeiten sind es, auf deren Geschichten diese Re­
cherchearbeit beruht. Spuren von Grenzgängern
und Pionieren, die das Salz in unserem Leben
sind.
Nicht weit von hier in Oberndorf am Neckar liegt
der Ausgangspunkt der Uraufführung von Philipp
Löhles Feuerschlange. Es geht um die Waffen­
industrie in Baden-Württemberg, um ein Gewehr,
das da, wo es auftaucht, nicht auftauchen sollte,
politisches Theater in Zeiten der Unruhe … Es
steht auf der Theaterlandkarte genau neben
einem der ersten Stücke überhaupt, die sich als
politisches Theater verstehen: es ist Die Maßnahme von Brecht – ändere die Welt, denn sie ist
es wert, dass wir sie verändern.
Stecken Sie mit uns Grenzen ab und lassen Sie
uns neue Länder besichtigen – ich freue mich auf
Sie und Ihre Neugier, Ihren Zweifel und Ihre Teil­
habe auch in der nächsten Spielzeit.
Herzlich
Armin Petras
Intendant
87
Lolita
ein Drehbuch von Vladimir Nabokov
Regie Christopher Rüping
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Premiere am 28. Oktober 2016 im Schauspielhaus
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Mit Lolita schuf Nabokov einen Mythos. Bereits die Ersterschei­
nung des Romans im Jahr 1953 schlug hohe Wellen: Lobes­
hymnen und Pornografie-Vorwürfe lösten sich ab, das Buch war
ein Meinungsereignis, noch ehe es in den meisten Ländern der
Erde legal zu erwerben war. Zu anzüglich schien den Kritikern
die fiktive Lebensbeichte des Protagonisten Humbert, dessen
Leidenschaft sich auf Mädchen zwischen neun und vierzehn
Jahren richtet – und vor allem auf deren Inkarnation: auf seine
„Lolita“. Um in ihrer Nähe bleiben zu können, heiratet Humbert
Lolitas Mutter, verursacht deren Tod und begibt sich mit seiner
Kindfrau auf eine Flucht quer durch die USA.
Schon 1958 begann sich die Filmindustrie für den Welterfolg zu
interessieren. Stanley Kubrick bat Nabokov darum, den Roman
in ein Drehbuch zu verwandeln. In monate­langer Arbeit erschuf
der Autor eine labyrinthische Dialogfassung; Kubrick sprach
vom besten Drehbuch, das in Hollywood je entstanden sei. Den­
noch musste Nabokov nach Ansicht des Films feststellen, dass
nur kleinste „Fetzen“ Verwendung ge­funden hatten. Statt­dessen
avancierte die Titelheldin über den Weg der Verfilmungen zur
Popikone und zum Gattungsnamen für die Kindfrau schlecht­
hin. Die Inszenierung begibt sich auf die Suche nach den
schlummernden Qualitäten eines unverfilmten Drehbuchs und
auf die Spuren eines epochalen Romans.
Christopher Rüping, geboren 1985, been­
det 2011 sein Regiestudium an der Theater­
Vladimir Nabokov wird 1899 in St. Peters­ akademie Hamburg und der Zürcher
burg geboren. Er entstammt einer groß­ Hochschule der Künste. Während des
bürgerlichen russischen Familie, die nach Studiums entstehen erste Inszenierungen,
der Oktoberrevolution von 1917 zur Flucht die zu renommierten Theaterfestivals ein­
gezwungen ist. Diese frühe Emigration geladen werden. Seit der Spielzeit 2011/
und ein vom Exil geprägtes Wanderleben 2012 arbeitet er als freier Regisseur, u. a.
durch England, Deutschland und Frank­ am Schauspiel Frankfurt, dem Thalia
reich verschaffen ihm intime Kenntnisse Thea­­ter Hamburg, dem Münchner Volks­
verschiedener Kulturkreise und prägen theater, dem Deutschen Theater Berlin,
sein umfangreiches schriftstellerisches am Schauspiel Hannover, am Schauspiel­
Schaffen. 1940 geht Nabokov in die USA, haus Zürich und an den Münchner Kam­
bevor er mit seinem Roman Lolita zu ei­ merspielen. 2012 ist seine Inszenierung
nem der bedeutendsten Literaten des Der große Gatsby beim Festival Radikal
20. Jahrhunderts wird. 1961 siedelt Vladimir jung zu Gast; 2015 wird seine Stuttgarter
Nabokov in die Schweiz über; er stirbt 1977 Inszenierung Das Fest zum Berliner Thea­
in Montreux.
ter­treffen eingeladen.
Der Raub der Sabinerinnen
nach dem Schwank von Paul und Franz von Schönthan
Regie Sebastian Hartmann
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Premiere am 18. November 2016 im Schauspielhaus
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Eine bildungsbürgerliche Kleinstadt mitten in Deutschland:
Dr. Martin Gollwitz, Gymnasialprofessor, hat in seiner Jugend
ein Theaterstück verfasst, das seither sein Dasein in der Schub­
lade fristet. Die Römertragödie Der Raub der Sabinerinnen wird
allenfalls von Gollwitz’ Dienstmädchen Rosa geliebt – Gollwitz
selbst ist das pathetisch aufgeladene Stück mittlerweile pein­
lich. Eine unerwartete Begebenheit verschafft ihm jedoch
schlagartig Aufmerksamkeit – der Theaterdirektor Emanuel
Striese gastiert mit seiner Theatertruppe in der Stadt und sucht
nach Stoffen, die das Publikum begeistern sollen. Sein Erfolgs­
rezept: Prominenz lockt immer. Und so möchte Striese Stücke
stadtbekannter Persönlichkeiten auf den Spielplan bringen,
um dem Zuschauerschwund entgegenzuwirken. Um seinen Plan
in die Tat umzusetzen, wirft sich Striese, der Direktor, Regisseur
und Schauspieler in Personalunion ist, wortgewandt ins Zeug.
Er verspricht dem zögerlichen Gollwitz eine „grandiose Auf­
führung“.
Ein großes Versprechen, das sich nicht ganz so halten lässt,
wie Gollwitz es sich erhofft hat. Es folgen Enthüllungen, Ver­
wechslungen und die Verwandlung der Römertragödie in eine
Komödie mit einem unbedingten Bekenntnis zu Spiel und
Theater – während die eigentliche Aufführung zur Blamage zu
werden droht.
Schauspiel Stuttgart 16/17
Die Brüder Franz und Paul von Schönthan
schreiben neben ihren eigentlichen Beru­
fen unabhängig voneinander und gemein­
sam Stücke fürs Theater. Hauptberuflich
arbeitet Franz als Schauspieler und Paul
als Redakteur. Mit Der Raub der Sabinerinnen (UA 1884) gelingt den beiden Wie­
nern ein Schwank, der bereits mit der Ur­
aufführung große Erfolge feiert und der
dem Theater mit dem gleichzeitig enthu­
siastischen wie auch erfolglosen Theater­
direktor Striese ein Denkmal setzt.
Sebastian Hartmann, geboren 1968 in
Leipzig, studiert Schauspiel und ist 1991 –
1993 Ensemblemitglied am Deutschen
Nationaltheater Weimar, 1993 / 1994 am
Berliner Carrousel-Theater. Ab Mitte der
90er Jahre sind erste Inszenierungen von
ihm in der freien Theaterszene zu sehen;
1998 gründet er das „wehrtheater hart­
mann“. 1999 inszeniert er am Theaterhaus
Jena, am Theater unterm Dach in Berlin
und arbeitet erstmals an der Volksbühne
am Rosa-Luxemburg-Platz Berlin. Seither
arbeitet er als freier Regisseur u. a. am
Deut­schen Schauspielhaus Hamburg, The­
ater Basel, Schauspiel Köln, Schauspiel
Frankfurt, Theater NO99 in Tallinn sowie
am Nationaltheater Oslo. Von 2008 – 2013
ist er Intendant des Centraltheaters Leip­
zig. 2013 wird er mit Krieg und Frieden zum
Berliner Theatertreffen eingeladen. Am
Schauspiel Stuttgart waren von ihm Staub
sowie die Uraufführung von Clemens
Meyers Roman Im Stein zu sehen.
89
Das Stuttgarter Hutzelmännlein
nach Eduard Mörike
Regie Hanna Müller
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Premiere am 21. Januar 2017 im Schauspielhaus
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Ein Brot, das nie alle wird, und zwei Paar Glücksschuhe hat der
Schustergeselle Seppe im Gepäck, als er sich auf die Wander­
schaft macht. All das hat ihm ein Hutzelmännlein geschenkt,
das ihm in der Nacht vor seinem Aufbruch erschienen ist. Zum
Dank sollte er ihm ein geheimnisvolles Klötzlein Blei bringen,
das die Kraft besitzt, unsichtbar zu machen und einst im Blau­
topf versenkt worden war. Ein Paar Glücksschuhe sollte er selbst
auf seiner Reise tragen, das andere an den Wegesrand stellen,
so dass seine zukünftige Braut die Schuhe finden sollte. Nur lei­
der hat der Tölpel Seppe die Schuhe vertauscht: Sowohl er als
auch seine Nachbarin Vrone, die das zweite Paar gefunden hat­
te, müssen sich lang mit einem falschen Schuh plagen. Mit mehr
Glück als Verstand besteht Seppe zahlreiche Abenteuer und
findet auf dem Heimweg schließlich das Zauber-Blei, ehe die
Glücks­schuhe ihn und Vrone in einem spektakulären Draht­­seil­
akt schließlich zusammenführen.
Mit Mörikes kunstvoll gestaltetem Märchen, in das auch die
Historie von der schönen Lau eingebettet ist, begeben wir uns ein
weiteres Mal auf Spurensuche nach Stoffen dieser Region. Wie
Hauffs Das kalte Herz erzählt auch Das Stuttgarter Hutzelmännlein
von der verzweifelten Suche nach dem Glück. Regisseurin
Hanna Müller inszeniert Mörikes Erzählung mit Live-Musik von
Max Braun für den Abendspielplan im Schauspielhaus.
Eduard Mörike (1804 – 1875), geboren in Hanna Müller hat in der Spielzeit 2015 / 16
Ludwigsburg und verstorben in Stuttgart, am Schauspiel Stuttgart Erich Kästners
verbringt die meiste Zeit seines Lebens Pünktchen und Anton inszeniert. Geboren
in Stuttgart und der umliegenden Region. 1983, studiert sie von 2004 bis 2008 Regie
Als Dichter, Erzähler und Übersetzer be­ an der Theaterakademie Hamburg. Sie
wegt er sich zwischen Romantik und Rea­ assistiert am Deutschen Schauspielhaus
lismus. Das Stuttgarter Hutzelmännlein Hamburg und am Schauspiel Hannover.
ist neben der Mozart-Novelle Mörikes po­ Seit der Spielzeit 2011 / 2012 arbeitet sie
pulärste Erzählung. 1853 erstmals erschie­ als freie Regisseurin unter anderem am
nen, reicht die Entstehungsgeschichte bis Schauspiel Hannover, Theater Bielefeld,
weit in die 30er Jahre zurück. Mörike spielt Theater Konstanz, Düsseldorfer Schau­
mit der Gattung des Märchens, wählt ganz spielhaus, am Theater Aachen. Daneben
bewusst Schwäbizismen und aus dem ak­ realisiert sie freie Musiktheaterproduktio­
tiven Wortschatz längst verbannte Wörter, nen. Mit Deals von Jan Friedrich (Schau­
um ein ironisches Spiel mit seinem Leser spiel Hannover) ist sie zum Heidelberger
zu treiben.
Stückemarkt 2016 eingeladen.
Eines langen Tages Reise
in die Nacht
von Eugene O’Neill
Regie Armin Petras
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Premiere am 18. Februar 2017 im Schauspielhaus
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Ein Stück, „geboren aus frühem Schmerz, geschrieben mit
Blut und Tränen“, so nannte Eugene O’Neill sein 1940 vollende­
tes Drama. Der autobiographisch gefärbte Text schildert einen
einzigen Tag im Leben und Leiden der Familie Tyrone: Vater,
Mutter, zwei Söhne, alle eingesperrt in ihren Abhängigkeiten
und Neurosen. James Tyrone, einst ein gefeierter Schauspieler,
kann seine armselige Jugend nicht vergessen und tyrannisiert
die Familie mit seinem Geiz, an dem bereits ein Sohn zugrun­
de gegangen ist. Das Bewusstsein dieser Schuld treibt Tyrones
Frau Mary in die Morphiumsucht. Der zweite Sohn James wird
zum Trinker und Zyniker; sein jüngerer Bruder Edmund leidet
an Schwindsucht, die als Sommergrippe bagatellisiert wird.
Die Inszenierung von Armin Petras kontrastiert das Karussell
der Lebenslügen, in das sich die Familie Tyrone verstrickt, mit
dem Spielwitz der ehemaligen Schauspielerfamilie Tyrone.
Gleich hinter der Fassade aus Komödiantik, Vaudeville und
Travestie beginnt die Reise in die Dunkelheit der Nacht.
90
Eugene O’Neill kommt am 16. Oktober
1888 in New York als Sohn eines Schau­
spie­lerehepaares zur Welt. Obwohl ins
Theaterleben hineingeboren, arbeitet er
zunächst als Sekretär eines Versandhau­
ses, als Goldgräber und als Matrose. Nach
einem gesundheitlichen Zusammenbruch
im Jahr 1912 verbringt er sechs Monate in
einem Sanatorium und beginnt zu schrei­
ben. Mit mehr als vierzig Stücken zählt
Eugene O’Neill, der 1936 mit dem Nobel­
preis für Literatur ausgezeichnet wird,
zu den angesehensten und erfolgreichs­
ten ame­ri­kanischen Dramatikern. Er stirbt
am 27. November 1953. Eines langen Tages Reise in die Nacht wird auf eigenen
Wunsch hin erst posthum veröffentlicht.
1956 wird es mit dem Pulitzer-Preis aus­
gezeichnet.
Armin Petras, geboren 1964, studiert
Schauspiel-Regie an der Hochschule für
Schauspielkunst „Ernst Busch“ Berlin.
Es folgen Stationen als Oberspielleiter
am Theater Nordhausen, als Schauspiel­
direktor am Staatstheater Kassel und
als Hausregisseur und Kurator der Spiel­
stätte schmidtstraße 12 am Schauspiel
Frankfurt. Von 2006 bis 2013 ist er Inten­
dant des Maxim Gorki Theaters Berlin,
seit Herbst 2013 leitet er das Schauspiel
Stuttgart.
Ehen in Philippsburg
nach dem Roman von Martin Walser
Regie Stephan Kimmig
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Uraufführung am 11. März 2017 im Schauspielhaus
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Hans Beumann zieht es nach Philippsburg, dem Zentrum des
uneingeschränkten westdeutschen Wirtschaftswunders der
50er Jahre. Der Mann aus kleinen Verhältnissen findet hier
Zugang zur guten Gesellschaft, verkehrt mit Anwälten und
Rund­funkintendanten, Chefredakteuren und Industriellen –
mit Menschen, die sich selbst ihr kleines Privatglück inszeniert
haben. Der zunächst noch kritische Neuling Beumann erkennt
die Spielregeln, passt sich an und verwandelt sich sehr schnell
in einen erfolgreichen Aufsteiger dieser bigotten Gesellschaft.
Beumann ist auf dem Weg zu Erfolg und Anerkennung und be­
ginnt ein echtes Philippsburger Leben. Rücksichtsloser Egois­
mus, eitle Beschränktheit und gewissenloses Karrierestreben
bestimmen das Handeln der Menschen. Betrug und Heuchelei
beherrschen ihre Beziehungen. Aber der Zustand dieser wieder
restaurativ stabilisierten Gesellschaft ist kritisch. Das zeigen die
Ehen der Erfolgreichen: die eine wird durch Ehrgeiz, die andere
durch Gewohnheit, eine dritte dadurch zusammengehalten,
dass eine Scheidung einem Skandal gleichkommt. Martin Walser
beschreibt am Beispiel Stuttgarts die menschlichen Obsessio­
nen und Desaster der Wirtschaftswunderjahre. Er demonstriert,
wie laut das bewusste Schweigen über die Vergangenheit sein
kann, wie selbstvergessen und selbstzerstörerisch das Be­harren
auf einer geschichtslosen Gegenwart ist.
Martin Walser, 1927 in Wasserburg (Boden­
see) geboren, lebt in Überlingen. Walsers
erster Roman Ehen in Philippsburg er­
scheint nach seinem Band mit Erzählun­
gen Ein Flugzeug über dem Haus im Jahr
1957. Walser schreibt ihn in Stuttgart noch
während seiner Tätigkeit bei der im Auf­
bau begriffenen Fernsehabteilung des
Süddeutschen Rundfunks. Das Grund­
thema seiner Werke, Aufstiegs- und Iden­
titätsprobleme des bundesdeutschen Mit­
telstandes, scheint in seinem Erstling be­
reits auf. Er erhält für das Manuskript den
ersten Hermann-Hesse-Preis. 1981 erhält
er den Georg-Büchner-Preis, 1998 den
Friedenspreis des Deutschen Buchhan­
dels. Sein jüngster Roman Ein sterbender
Mann erscheint im Januar 2016.
Stephan Kimmig, geboren 1959 in Stuttgart,
studiert von 1981 bis 1984 Schauspiel an
der Neuen Münchner Schauspielschule.
Von 1998 bis 2000 ist er fester Regisseur
des Schauspiel Stuttgart. Danach insze­
niert er am Deutschen Theater Berlin, den
Münchner Kammerspielen, dem Wiener
Burgtheater sowie regelmäßig am Thalia
Theater Hamburg unter der Intendanz von
Ulrich Khuon, dem Kimmig 2009 als Haus­
regisseur ans Deutsche Theater Berlin
folgt. Seine Arbeiten werden vielfach aus­
ge­zeichnet. Neben regelmäßigen Einla­
dun­gen zum Berliner Theatertreffen, dar­
unter Thyestes (Schauspiel Stuttgart), Nora
und Maria Stuart (Thalia Theater Ham­
burg), erhält der Regisseur unter ande­rem den Wiener Nestroy-, den Rolf-Mares
und den Faust-Preis sowie den 3sat-Inno­
vationspreis für zukunftsweisende Leis­
tungen im Deutschen Schauspiel. Nach
August: Osage County. Eine Familie und
Orest. Elektra. Frauen von Troja ist Ehen
in Philippsburg seit Beginn der Inten­danz
von Armin Petras seine dritte Inszenie­
rung am Schauspiel Stuttgart.
Der Kirschgarten
Komödie von Anton Tschechow
Regie Robert Borgmann
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Premiere am 13. April 2017 im Schauspielhaus
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Jeder kennt das Land seiner Kindheit. Wer will es schon verlas­
sen? Dann beginnt das Leben. Ganz anders als erwartet.
Als die Ranjewskaja nach Jahren im Ausland in ihre Heimat zu­
rückkehrt, ist nichts mehr wie es war. Der riesige Kirschgarten
ihres Elternhauses steht in voller Blüte, doch das Landgut ist
komplett verschuldet. Nachdem ihr kleiner Sohn im nahe gele­
genen Fluss ertrunken war, ist sie damals mit ihrem Geliebten
nach Frankreich geflohen. Nun, da der endgültige Ruin droht,
hat ihre Tochter Anja sie zurückgeholt. Alle erwarten sie. Es
droht die Zwangsversteigerung. Um ihr zu entgehen, gibt es nur
einen einzigen Ausweg, den der Geschäftsmann Lopachin ihr
und ihrem Bruder Gajew aufzeigt: die Abholzung des geliebten,
aber unprofitablen Kirschgartens und das Parzellieren des
Landes für Ferienhäuser, um so mit dem Besitz endlich Geld
zu verdienen. Doch die Ranjewskaja ist nicht bereit, diesen Weg
zu gehen. Lieber verliert sie alles, als sich auf diesen Vorschlag
einzulassen.
Tschechow erzählt die Geschichte einer grenzenlos überforder­
ten Übergangsgesellschaft, die ohne Aussicht auf eine Zukunft
am Alten festhält. Doch das Leben, wie man es kannte, ist an sei­
ne Grenzen geraten, es existiert nicht mehr – die Konfrontati­
on mit der Realität mündet in die Katastrophe.
Schauspiel Stuttgart 16/17
Anton Tschechow, geboren 1860 in Tagan­
rog am Asowschen Meer, arbeitet nach
Abschluss des Medizinstudiums zeitweise
als Arzt. Ab 1881 erste Veröffentlichungen
in Zeitungen, 1884 erscheint der erste Er­
zählband, 1887 wird Iwanow am Moskauer
Theater uraufgeführt. Es folgen die Urauf­
führungen Die Möwe 1896 in Petersburg
und Onkel Wanja 1899 am Moskauer
Künstlertheater. Heirat mit der Schauspie­
lerin Olga Knipper. 1904 sein letztes Stück
Der Kirschgarten. Am 3. Juni 1904 reist er
mit seiner Frau zur Kur nach Badenweiler,
wo er in der Nacht zum 2. Juli an seiner
Tuberkuloseerkrankung stirbt.
Robert Borgmann studiert Bildende Kunst
in London sowie Philosophie und Ger­
manistik an der Universität Köln. Nach
Dramaturgie- und Regieassistenzen am
Schauspiel Köln folgt ein Studium der Re­
gie an der Hochschule für Schauspiel­
kunst „Ernst Busch“ Berlin. Seither arbei­
tet er als freier Regisseur u. a. am Deut­
schen Theater Berlin, der Schaubühne
Berlin, Schauspiel Köln, Schauspielhaus
Zürich, Centraltheater Leipzig, dem Maxim
Gorki Theater Berlin, dem Wiener Burg­
theater und dem Theater Basel. Seine ers­
te Inszenierung am Schauspiel Stuttgart,
Onkel Wanja von Anton Tschechow, wird
2014, seine Uraufführung von Ewald Pal­
metshofers die unverheiratete am Burg­
theater im Jahr 2015 zum Berliner Theater­
treffen eingeladen. Der Kirschgarten wird
seine vierte Inszenierung am Schauspiel
Stuttgart sein.
93
Alice im Wunderland
nach dem Roman von Lewis Carroll
Regie Stefan Pucher
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Premiere am 13. Mai 2017 im Schauspielhaus
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An einem heißen Sommertag, der langweiliger nicht sein könn­
te, huscht plötzlich ein weißes Kaninchen an Alice vorbei. Das
wäre weiter nicht ungewöhnlich, würde das Kaninchen nicht
eine Taschenuhr aus seiner Westentasche ziehen und panisch
„O weh! O weh! Ich werde zu spät kommen!“ murmeln. Bren­
nend vor Neugier beschließt die kleine Alice, dem ungewöhn­
lichen Tier hinterherzueilen, um gerade noch zu sehen, wie es
mit einem gewaltigen Satz in einem Erdloch verschwindet. Im
nächsten Augenblick springt Alice hinterher, ohne auch nur im
Geringsten daran zu denken, wie um alles in der Welt sie jemals
wieder dort herauskommen sollte. Durch den Kaninchenbau
betritt Alice ein Wunderland mit einer Vielzahl sonderbarer
sprechender Kreaturen, die ihr bei weitem nicht alle wohlge­
sonnen sind. Sie landet schließlich im Schloss der Herz­königin,
die die schlechte Angewohnheit besitzt, ihre Untergebenen –
einen Hofstaat aus Spielkarten – nach Lust und Laune köpfen
zu lassen. Und so findet sich auch Alice nach einer CricketPartie mit Flamingos plötzlich auf der Anklagebank. Lewis
Carroll’s Alice ist mit seiner einzigartigen Art von Nonsens zu
einem Klassiker der Weltliteratur avanciert, den Stefan Pucher
für Erwachsene mit Musik auf der Bühne im Schauspielhaus
inszeniert.
Stefan Pucher, 1965 in Gießen geboren,
studiert Theaterwissenschaft und Ameri­
kanistik in Frankfurt. Ab Mitte der 90er
Jahre beschäftigt er sich intensiv in ver­
schiedenen Performance-Projekten mit
dem Zusammenspiel von Videokunst,
Musiksamples und literarischen Stoffen
Lewis Carroll ist das Pseudonym von und arbeitet kontinuierlich am Theater am
Charles Lutwidge Dodgson, geboren am Turm (TAT) in Frankfurt. 1999 inszeniert er
27. Januar 1832 in Daresbury. Sein berühm­ am Theater Basel mit Tschechows Kirschtestes Werk Alice im Wunderland, das er garten erstmals einen klassischen Theater­
zur Unterhaltung seiner kleinen Freundin ­text. Es folgen Inszenierungen am Deut­
Alice Liddell, der Tochter des Dekans vom schen Schauspielhaus Hamburg, an der
Christ Church College in Oxford schreibt, Volksbühne am Rosa-Luxemburg-Platz in
erscheint 1865; sieben Jahre später folgt Berlin, an den Münchner Kammerspielen
die Fortsetzung Durch den Spiegel. Er und am Schauspielhaus Zürich, wo er von
stirbt am 14. Juli 1898 an einer Bronchitis. 2000 bis 2004 Hausregisseur ist. 2005 wird
Seine Werke, die als sogenannte Nonsens- Pucher in der Jahresumfrage der Zeit­
Literatur bezeichnet werden, sind bis schrift „Theater heute“ zum Regisseur des
heute populär und haben nicht nur Kinder­ Jahres gewählt. Sechsmal werden seine
literatur, sondern ebenso Schriftsteller Inszenierungen zum Berliner Theater­
wie James Joyce, Surrealisten wie André treffen eingeladen. Zurzeit führt Stefan
Breton und den Maler und Bildhauer Max Pucher unter anderem an den Münchner
Ernst beeinflusst. Alice wird dutzende Kammerspielen, am Thalia Thea­ter Ham­
Male verfilmt, unter anderem adaptierte burg, am Schauspielhaus Zürich und am
Tim Burton den Stoff für die Leinwand.
Deutschen Theater Berlin Regie.
Arsen und Spitzenhäubchen
Komödie von Joseph Kesselring
Regie Jan Bosse
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Premiere am 10. Juni 2017 im Schauspielhaus
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Familie Brewster zeigt Anzeichen durchgängigen Wahnsinns:
unter dem Deckmantel hochanständiger Wohltätigkeit erlösen
die beiden älteren Schwestern Abby und Martha in Serie ein­
same Herren, die bei ihnen auf der Suche nach einer Unterkunft
auftauchen, von ihrem – ihrer Meinung nach – traurigen Da­
sein. Ihr Neffe Teddy hält sich für den Präsidenten der Ver­
einigten Staaten und gräbt im Keller den Panama-Kanal, in
dem die beiden Damen regelmäßig ihre Opfer begraben. Der
ahnungslose Mortimer, seines Zeichens Theaterkritiker und
Bruder von Teddy, scheint der einzig „Normale“ in dieser
Familie. Als er die frischeste Leiche zufällig entdeckt, ist er als
Krisenmanager gefordert. Für weitere Eskalation sorgt das Auf­
tauchen eines dritten Neffen namens Jonathan, international
gesuchter Schwerverbrecher mit dem Gesicht von Boris
Karloff. Er und sein Kompagnon Dr. Einstein, ein plastischer
Chirurg, der regel­mäßig für Umoperationen zur Aufrechterhal­
tung von Jonathans Tarnung sorgt, wollen ebenfalls eine Lei­
che verschwinden lassen. Derweil geht die Polizei Anzeigen
nächtlicher Ruhestörung nach, aufgrund der Absurdität blind
für die wahren Verbrechen. So weit so grotesk, skurril und
komisch. Was aber, wenn die beiden netten Damen gar nicht
so harmlos und naiv sind, wie sie sich geben?
94
Joseph Kesselring, geboren 1902 in New
York. Er beginnt seine Karriere als Schau­
spieler und Regisseur und ist ab 1933 als
freiberuflicher Theaterautor tätig. Arsen
und Spitzenhäubchen, entstanden 1939,
hat 1941 am Broadway Premiere und läuft
dort über drei Jahre insgesamt 1.444-mal
vor ausverkauftem Haus. Die HollywoodVerfilmung mit Cary Grant kommt 1944 in
die Kinos und entwickelt sich zum Film­
klassiker. Von seinen insgesamt zwölf
Theaterstücken bleibt Arsen und Spitzenhäubchen Kesselrings einziger Erfolg.
Jan Bosse, geboren 1969 in Stuttgart, be­­
ginnt seine Theaterkarriere nach dem Stu­
dium gleich an den Münchner Kammer­
spielen und dem Deutschen Schauspiel­
haus in Hamburg. In den vergangenen
Jahren inszeniert er vor allem in Wien am
Burgtheater, Thalia Theater in Hamburg,
Maxim Gorki Theater in Berlin, dem Schau­
spielhaus Zürich und am Schauspiel Stutt­
gart. In Stuttgart entstehen zuletzt die Pro­
duktionen von Ingmar Bergman Sze­nen
einer Ehe und Herbstsonate. Mehrere Ein­
ladungen zum Berliner Theatertreffen.
Chelsea Hotel
Ein musikalischer Abend
Leitung Max Braun, Sébastien Jacobi und Hanna Plaß
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Premiere am 23. September 2016 im Kammertheater
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222 West 23rd Street, Manhattan, New York, NY 10011: Um das
New Yorker Chelsea Hotel und seine Bewohner ranken sich
unzählige Mythen, Halbwahrheiten und Gerüchte. Über ein
Jahrhundert war es die Heimat von Künstlern und Bohemiens,
die hier für wenig Geld abseits der Mainstream-Kultur einen
Unterschlupf fanden. Hier wurde auf bürgerliche Konven­tionen
gepfiffen, hier teilten sich Pimps und Beat Poeten den Fahrstuhl,
Drag Queens und Pulitzerpreisträger feierten mit Trick­betrügern
und Performancekünstlern, Punks trieben sich neben Malern,
Schauspielern und Opernkomponisten durch die nächt­lichen
Gänge – ein Zufluchtsort für die Außenseiter und die Exzen­
triker. Stanley Kubrick und Arthur C. Clarke diskutierten im
10. Stock das Drehbuch zu 2001: Odyssee im Weltraum, Dylan
Thomas sprach hier seine berühmten letzten Worte „I’ve had
18 straight Whiskys, and I think that’s the record.“ The Velvet
Underground jammten neben Bob Dylan. Leonard Cohen gab
vor Kris Kristofferson zu sein, um Janis Joplin zu verführen und
die Warhol-Muse Edie Sedgwick setzte ihr Hotelzimmer in
Brand. Über das wilde Treiben wachte Hotel­manager Stanley
Bard, der schon mal ein Gemälde an Stelle der ausstehenden
Miete entgegen nahm. Hanna Plaß und das Ensemble des
Schauspiel Stuttgart erwecken mit einer Konzert-Performance
die Mythen des Chelsea Hotel wieder zum Leben.
Sébastien Jacobi ist 1970 in Köln geboren. Ausbildung an der Hochschule für Musik
und Darstellende Kunst Frankfurt /Main, u. a. Unterricht bei Dennis Hopper. Nach Fest­
engagements am Theater Basel, Theater Dortmund, Schauspiel Köln und Schauspiel
Frankfurt, wo er u. a. mit Michael Thalheimer, Christof Loy, Martin Wuttke, Dusan David
Parizeck und Philipp Preuss zusammenarbeitet, folgen eigene Arbeiten als Regisseur
und Bühnenbildner am Theater Aan Het Spui, Den Haag, Festival für Modernen Tanz,
am Schauspiel Frankfurt, Theater Bielefeld und in Klagenfurt. Auf dem Ingmar Bergman
Festival 2012 in Stockholm vertritt seine Inszenierung Je suis complètement battue das
Schauspiel Frankfurt. Regelmäßige Zusammenarbeit mit dem Künstlerkollektiv The
Globe (Bregenz/Mailand).
Hanna Plaß, geboren 1989 in London, stu­ Max Braun, geboren 1979 in Stuttgart. Von
diert von 2008 – 2011 Schauspiel an der 2002 bis 2007 studiert er an der Hochschu­
Otto-Falckenberg-Schule in München. Wäh­ le für Medien in Stuttgart. Neben seiner
rend ihres Studiums war sie u.a. in Armin Tätigkeit als Gitarrist und Songwriter in
Petras Inszenierung John Gabriel Bork- mehreren Bands befasst er sich mit Mu­
man an den Münchner Kammerspielen zu sikkomposition und Sounddesign im Kon­
sehen. Über ihre Theaterarbeit hinaus text der audiovisuellen Medien sowie des
wirkt sie in Kino- und verschiedenen Fern­ Theaters. Max Braun arbeitet in den ver­
sehproduktionen mit. Als Ginger Redcliff gangen Jahren in verschiedenen Produk­
tritt Hanna Plaß am Klavier auf und hat be­ tionen am Schauspiel Stuttgart, hier über­
reits zwei Alben veröffentlicht. Seit der nimmt er u. a. die musikalische Leitung bei
Spielzeit 2013 / 2014 ist sie im Ensemble Pünktchen und Anton, sowie am Staats­
des Schauspiel Stuttgart, wo sie u. a. in theater Karlsruhe und am Rheinischen
The Fairy Queen, Die Dreigroschenoper, Landestheater in Neuss. Gemeinsam mit
Tschewengur und Tote Seelen zu sehen ist. seiner Schwester Laura Braun veröffent­
Für das Nord­labor 1 konzipiert sie in der licht er die Alben Telltale und Highwire
vergangenen Spielzeit den Liederabend Haywire und tourt damit durch Deutsch­
Beautiful Losers.
land und Großbritannien.
Töchter und Söhne der Stadt (AT)
Stückentwicklung von Jan Neumann
Regie Jan Neumann
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Uraufführung am 20. Januar 2017 im Kammertheater
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Der Cannstatter Schuster Salomon Idler stürzte Mitte des
17. Jahrhunderts bei seinem ersten und letzten Flugversuch mit
zwei selbst konstruierten Flügeln in eine Holzbrücke, die sofort
einstürzte. Vier Hühner fanden den Tod. Der Schuster überleb­
te, riss sich wütend seine Flügel vom Leib und betätigte sich
fortan lieber als Poet und Schauspieler.
Vom fliegenden Schuster und Luftfahrtpionieren, von national­
sozialistischen Prähistorikern über den Verfasser der Einfüh­
rung in die Katalogkunde hin zum Erfinder der Fliegenklatsche,
von Silhouetteuren zu berühmten Kunsterzgießern und Giftgas­
entwicklern hin zum Gründer des Zentralblattes für Gynäkolo­
gie oder dem Erfinder der Reformunterwäsche: Stuttgarts Ge­
schichte ist voll von berühmten Persönlichkeiten – die heute
keiner mehr kennt. Hinzu kommt die Masse an Menschen, die
nichts hervorbrachten, was sie überlebte – die absolut Unbe­
kannten und Vergessenen – die doch eines gemeinsam haben
mit den Berühmten: Auch sie sind Töchter und Söhne der Stadt.
Jan Neumann und das Ensemble suchen in den Archiven nach
Spuren, die die Bekannten und die ewig Unbekannten in den
hintersten Ecken des kollektiven Gedächtnisses hinterlassen
haben.
Schauspiel Stuttgart 16/17
Jan Neumann, geboren 1975, ist ursprüng­
lich Schauspieler. Nach seiner Ausbildung
an der Bayerischen Theaterakademie ist
er festes Ensemblemitglied am Bayeri­
schen Staatsschauspiel München (1998 – 2001) und am Schauspiel Frankfurt (2001 – 2006), wo er in der Spielzeit 2004/2005 bei
seinem ersten eigenen Stück Gold­fischen
auch zum ersten Mal Regie führt. Sein
zweites Stück Liebesruh wird 2005 am
Thalia Theater Hamburg uraufgeführt.
Mitt­lerweile arbeitet er als Regisseur und
Autor und entwickelt seine Stücke meist
erst im Probenprozess, wie Fundament
(2009) und Frey ! (2011) am Schauspiel
Stuttgart. Jan Neumann erhält 2011 den
Förderpreis Komische Literatur Kassel.
Seit der Spielzeit 2014/2015 ist er Haus­
regisseur am Deutschen Nationaltheater
Weimar. 2014 / 2015 bringt er seine Stück­
entwicklung Die Stadt das Gedächtnis in
Stutt­gart zur Uraufführung.
97
Glückliche Tage
von Samuel Beckett
Regie Armin Petras
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Premiere am 3. März 2017 im Kammertheater
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„Weite versengte Grasebene, die sich in der Mitte zu einem klei­
nen Hügel erhebt. Größte Einfachheit und Symmetrie. Grelles
Licht.“ So beschreibt Samuel Beckett das Szenario, in das er sein
Stück Glückliche Tage einbettet. Im Zentrum steht ein älteres
Paar, Winnie und Willie. Die beiden vegetieren im Vakuum der
Einöde. Sie stehen am Ende einer Beziehung und am Ende ei­
ner Welt. Willie ist schwerhörig und bewegt sich nur noch krie­
chend voran. Winnie steckt bis zur Brust im Boden – ein weib­
licher Torso. Vor der Gewissheit ihres Untergangs flüchtet sie
in das rastlos zelebrierte Ritual banaler Betätigungen: in nutz­
lose Verrichtungen des Alltags und in ein absurdes Spiel mit
Gegenständen, die ihren Sinn verloren haben. Winnie kämmt
sich die Haare, putzt sich die Zähne, besieht sich selbst im Spie­
gel – und ihr Fazit klingt forciert wohlgemut: „Keine Besserung,
keine Verschlimmerung, keine Veränderung, keine Schmerzen.“
Ein Duft, ein Geräusch, eine Liedzeile aus den Operetten ihrer
Jugend – all dies sorgt bei ihr für kurze Euphorie. So beschwö­
ren die Monologe ihrer Isolation mal den Glanz jedes einzel­
nen glücklichen Tags, mal balancieren sie am Rand des Schwei­
gens, das ihren Ehemann Willie bereits umfängt. Auch seine
seltenen Lebenszeichen erfüllen Winnie mit Hoffnungsblitzen,
die binnen Sekunden verglühen. Ein tragikomisches Stück Welt­
literatur und eine Nahaufnahme vom Ende der Zeit.
98
Samuel Beckett wird am 13. April 1906 in
Dublin geboren und stirbt am 22. Dezem­
ber 1989 in Paris. Er zählt zu den inno­va­
tivsten und einflussreichsten Autoren
des 20. Jahrhunderts. Ab 1923 studiert
Beckett romanische Sprachen und Eng­
lisch in Dublin. Bildungsreisen führen ihn
1926 und 1927 nach Frankreich, Venedig
und Florenz. Nach dem Studium arbeitet
Beckett zunächst als Gymnasiallehrer
in Belfast, dann zwei Jahre als Englisch­
lektor an der renommierten École norma­
le supérieure in Paris. Hier findet er Zu­
gang zum Pariser Künstler­leben und lernt
seinen berühmten Landsmann James
Joyce kennen. Die Begegnung macht
einen starken Eindruck auf Beckett und
er arbeitet eine Zeit lang als dessen
Sekretär. 1937 zieht Beckett endgültig
nach Paris, wo seine spätere Ehefrau, die
Pianistin Suzanne Deschevaux-Dumesnil
kennen lernt. Ab 1929 erscheinen erste
Publikationen von Beckett; wiederholt
werden seine Werke jedoch von den Ver­
legern zurückgewiesen. Seinen Durch­
bruch feiert Beckett erst im Jahr 1953 mit
dem Stück Warten auf Godot, für das sich
zunächst kein Spielort finden lässt, das
aber bald weltweit zu einer Ikone des
absurden Theaters wird. Glück­liche Tage
entsteht 1961 und zählt mit Warten auf
Godot und Endspiel zu Becketts meist­
gespielten Stücken. 1969 erhält der Autor
den Nobelpreis für Literatur.
Bilder deiner großen Liebe
nach dem Roman von Wolfgang Herrndorf, Theaterfassung von Robert Koall
Regie Jan Gehler
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Stuttgarter Premiere am 24. September 2016 im Nord
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Bilder deiner großen Liebe, Wolfgang Herrndorfs letzter Roman,
ist die Geschichte des verrückten, hellsichtigen Mädchens Isa.
Sie bricht aus und beginnt eine Reise durch Wälder, Felder,
Dörfer und an der Autobahn entlang. Eine romantische Wande­
rung durch Tage und Nächte. Isa begegnet den Menschen –
freundlichen und rätselhaften, schlechten wie traurigen. Und
auf einer Müllhalde trifft sie zwei Vierzehnjährige, einer davon,
der schüchterne blonde, gefällt ihr. Atemlos folgt man einer
Heranwachsenden, die sich vorbehaltlos und unvorsichtig ins
Leben schmeißt. Isa ist eine Über-dem-Abgrund-Schwebende
in ihrer Verrücktheit, ihrer Radikalität und auch in ihrer Ge­
fährdung. Ihre Einsamkeit ist nicht die Einsamkeit des Verlas­
senseins, sondern eine existentielle Erfahrung. Deshalb ist sie
auch kein bedauernswertes Opfer, sondern eine starke, junge
Frau. Wolfgang Herrndorfs unvollendetes Fragment erinnert
an Büchners Lenz – gestrickt nach dem Muster einer road novel
ist es nicht nur die eigenwillige Geschichte eines vierzehn­
jährigen Mädchens, das barfuß durch die Welt stolpert. Es ist
auch eine Tarnung, mit deren Hilfe Wolfgang Herrndorf viel­
leicht konsequenter denn je die Auf-sich-Zurückgeworfenheit
und Bruta­lität von Leben im Angesicht des Todes erzählt hat.
Eine Übernahme aus dem Staatsschauspiel Dresden
Wolfgang Herrndorf, geboren 1965 in
Hamburg. Nach dem Studium der Malerei
arbeitet er unter anderem für die Satire­
zeitschrift Titanic als Illustrator. Sein De­
büt als Schriftsteller gibt er 2002 mit dem
Roman In Plüschgewittern. 2007 erscheint
der Erzählband Diesseits des Van-AllenGürtels. Er erhält zahlreiche Literatur­
preise, darunter den Deutschen Erzähler­
preis (2008) und den Jugendliteraturpreis
für den Roman Tschick (2011). Unheilbar
erkrankt schreibt er über die Krankheit
seinen Blog Arbeit und Struktur. 2013
nimmt er sich, im Alter von 48 Jahren, das
Leben.
Jan Gehler, 1983 in Gera geboren, studiert
Szenische Künste an der Universität Hil­
desheim. Von 2009 bis 2011 ist er Regie­
assistent am Staatsschauspiel Dresden,
wo er in der Spielzeit 2011/2012 die Urauf­
führung von Wolfgang Herrndorfs Roman
Tschick inszeniert, die 2012 zum Theater­
festival Radikal jung nach München so­wie
zum Heidelberger Stückemarkt einge­
laden wird. Außerdem erhält er für diese
Arbeit eine Nominierung für den renom­
mierten Theaterpreis Der Faust. Weitere
Arbeiten führen ihn ans Volkstheater
München sowie ans Maxim Gorki Theater
Berlin. Seit der Spielzeit 2013/2014 ist Jan
Gehler Hausregisseur am Staatsschau­
spiel Dresden. In Stuttgart bringt er 2014
Furcht und Ekel. Das Privatleben glück­
licher Leute von Dirk Laucke zur Urauffüh­
rung, das 2015 zu den Mülheimer Theater­
tagen eingeladen wird.
Feuerschlange von Philipp Löhle
Regie Dominic Friedel
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Uraufführung am 29. Oktober 2016 im Nord
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Man stelle sich vor: In einer kleinen schwäbischen Stadt wird
eines der weltweit meistverkauften Sturmgewehre hergestellt.
640 Personen arbeiten an einem Gerät, das dazu dient, zu töten.
Man stelle sich vor: Der kleine Betrieb in der kleinen schwä­
bischen Stadt erwirtschaftete nach Eigenaussage im Jahr 2012
235 Millionen Euro.
Man stelle sich vor: In Deutschland gibt es sehr strenge Auf­
lagen für Rüstungsexporte. Anders als bei „normalen“ Waren,
dürfen Waffen und Kriegsgerät nicht einfach so überall hin ver­
kauft werden.
Man stelle sich vor: Auf zahlreichen Fotos, von mexikanischen
Drogenkillern bis zu syrischen IS-Kämpfern, posieren immer
wieder Leute mit einem Gewehr aus der Produktion des klei­
nen schwäbischen Betriebs.
Der Autor Philipp Löhle sucht nach den Geschichten hinter
diesen Fotos: nach abstrusen Nachrichten von verschlungenen
Exportwegen in einer Welt, in der alles mit allem zusammen­
hängt. Nach dem Stück Fluchtfahrer, das in der Spielzeit 2013/2014
im Nord zu sehen war, schreibt Philipp Löhle im Auftrag
des Schauspiel Stuttgart einen weiteren Theatertext, der im
Oktober zur Uraufführung kommt.
Schauspiel Stuttgart 16/17
Philipp Löhle, geboren 1978, arbeitet als
Regisseur und Theaterautor. Für seine
Stücke wird er mehrfach ausgezeichnet,
u. a. mit dem Förderpreis des Bundesver­
bandes der Deutschen Industrie und mit
dem Jurypreis des Heidelberger Stücke­
markts. Mehrfach wird er für den Mülhei­
mer Dramatikerpreis nominiert: 2008 für
Genannt Gospodin, 2012 für Das Ding,
und 2014 für Du (Normen). Er war Haus­
autor u. a. am Maxim Gorki Theater Berlin,
am Nationaltheater Mannheim und am
Staats­theater Mainz. In Mainz und Magde­
burg führt er auch selbst Regie.
Dominic Friedel wird 1980 in Ansbach ge­
boren. Von 2007 bis 2011 ist er als Regie­
assistent am Maxim Gorki Theater enga­
giert, wo er auch zahlreiche eigene Regie­
arbeiten realisiert. Danach arbeitet er von
2012 – 2015 als Hausregisseur am National­
theater Mannheim. Daneben Inszenierun­
gen am Theater Bonn, Konzert Theater
Bern und am Schauspielhaus Graz. Mit
dem Autor Philipp Löhle verbindet ihn
eine langjährige Zusammenarbeit, aus der
einige zu Festivals eingeladene Urauffüh­
rungen hervorgehen: Die Überflüssigen
wird 2011 zum Heidelberger Stücke­markt,
Der Wind macht das Fähnchen zu den
Autorentheatertagen Berlin 2013 und
dem NRW-Theatertreffen 2013 eingeladen.
2015 wird seine Inszenierung Seymour von
Anne Lepper sowohl für den Heidelberger
Stückemarkt als auch für das Schweizer
Theatertreffen aus­gewählt.
101
Die Erfindung der Roten Armee
Fraktion durch einen
manisch-depressiven Teenager
im Sommer 1969
nach dem Roman von Frank Witzel
Regie Armin Petras
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Uraufführung / Stuttgarter Premiere am 16. Dezember 2016 im Nord
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Für die berührend-komische Geschichte eines Jungen aus der
hessischen Provinz, der sich im Alter von dreizehneinhalb Jah­
ren auf der Schwelle zum Erwachsenwerden befindet, erhielt
Frank Witzel 2015 den Deutschen Buchpreis. In diese Geschich­
te der Lehr- und Wanderjahre eines Heranwachsenden ist eine
minutiöse Rekonstruktion der alten Bundesrepublik einge­
woben. Witzel zeigt das politische Erwachen eines Landes, das
gerade beginnt, sich vom Muff der unmittelbaren Nachkriegs­
zeit zu befreien. Diese Ära des Umbruchs wird in einem kalei­
doskopartigen Erzählgewebe heraufbeschworen, welches sich
aus unterschiedlichen literarischen Formen zusammensetzt,
vom Gesprächsprotokoll zur Action-Szene, vom inneren Mono­
log bis zum philosophischen Traktat. Das Resultat ist eine wag­
halsige Zerreißprobe zwischen Beatles und Rolling Stones,
katholischer Kirche und Psychoanalyse, erster Liebe und poli­
tischer Radikalisierung, zwischen Humor und Depression.
Armin Petras bringt die Geschichte als Koproduktion mit der
Berliner Schaubühne unter Beteiligung der Stuttgarter Band
Die Nerven auf die Bühne.
102
Eine Koproduktion mit der Schaubühne am Lehniner Platz
Berlin
Frank Witzel, geboren 1955 in Wiesbaden,
verfasst seit dem Jugendalter Lyrik, Prosa,
Essays und Beiträge für Kultur- und Lite­ra­
­turmagazine. 1978 veröffentlicht er seinen
ersten Gedichtband Stille Tage in Cliché,
1980 folgt Tage ohne Ende. 2001 wird der
Roman Bluemoon Baby veröffentlicht, der
ihm zum Durchbruch verhilft. Für sein
Roman­projekt Die Erfindung der Roten
Armee Fraktion durch einen manischdepressiven Teenager im Sommer 1969 er­
hält Witzel 2012 den Robert Gernhardt
Preis, nach seiner Veröffentlichung wird
der Roman 2015 mit dem Deutschen
Buchpreis ausgezeichnet. Zuletzt ver­
öffentlicht er gemeinsam mit dem Histo­
riker Philipp Felsch (Der lange Sommer
der Theorie) das Buch BRD Noir.
Die Maßnahme
von Bertolt Brecht, Musik von Hanns Eisler
Regie Thomas Schmauser
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Premiere am 24. Februar 2017 im Nord
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Vier kommunistische Agitatoren stehen vor einem Parteigericht,
dargestellt durch den „Kontrollchor“. Sie haben in China kom­
munistische Propaganda getrieben und ihren jüngsten Genos­
sen erschießen müssen. Um dem Gericht die Notwendigkeit
dieser Maßnahme zu beweisen, zeigen sie, wie sich der junge
Genosse in den verschiedenen politischen Situationen verhalten hat: Die Agitatoren gewinnen schnell zahlreiche Anhän­
ger für ihre Idee, der junge Genosse vermag jedoch nicht, sich
in angemessener Weise taktisch zu verhalten: immer wieder
verfällt er in Mitleid und Aktionismus, statt die beschlossenen
Aktionen durchzuführen. Er gefährdet die Arbeit der Gruppe.
Als sie entlarvt werden, töten sie den jungen Genossen mit
dessen Einverständnis, um nicht selbst getötet zu werden. Das
Lehrstück endet mit der grundsätzlichen Diskussion, wie weit
die Revolution moralische Grundsätze verletzen darf, um Aus­
beutung und Unterdrückung wirksam zu bekämpfen. – Noch
kurz vor seinem Tod hat Brecht ein Aufführungsverbot erlassen,
gleichzeitig aber das Lehrstück Die Maßnahme als „Theater der
Zukunft“ bezeichnet. „Ändere die Welt, sie braucht es“, heißt es
in dem Text. Mit Blick auf die 100. Geburtstage Brechts und des
Kompo­nisten Hanns Eisler 1998 ist Die Maßnahme wieder für
Aufführungen freigegeben worden: Ändere das Theater, denn
es braucht es.
Eine Koproduktion mit der Akademie für Darstellende Kunst
Baden-Württemberg
Bertolt Brecht wird am 10. Februar 1898 Thomas Schmauser, 1972 in Burgebrach
in Augsburg geboren und stirbt am 14. Au­ geboren, absolviert von 1992 bis 1996
gust 1956 in Berlin. Von 1917 bis 1918 stu­ seine Schauspielausbildung an der Ottodiert er in München Naturwissenschaften, Falckenberg-Schule in München. Während
Medizin und Literatur. Während seines des Studiums spielt er bereits mehrmals
Studiums beginnt Brecht Theaterstücke an den Münchner Kammerspielen sowie
zu schreiben. Neben Der Jasager/Der am Schauspielhaus Zürich. Seit 1994 ar­
Neinsager gehört Die Maßnahme zu den beitet er regelmäßig für Film und Fern­
sogenannten Lehrstücken. Es entsteht sehen u. a. in Nach fünf im Urwald (Regie
in enger Zusammenarbeit mit dem Kom­ Hans-Christian Schmid) sowie Under­
ponisten Hanns Eisler aus einer Um­ar­ taker’s Paradise (Regie Mathias X. Oberg).
beitung der Schuloper Der Jasager, die Von 1997 bis 2000 ist Thomas Schmauser
Brecht um 1929/30 nach einer japanischen am Schauspielhaus Hannover engagiert,
Nō-Theater-Vorlage in der Übersetzung ab der Spielzeit 2000/2001 am Thalia Thea­
von Elisabeth Hauptmann schreibt. Urauf­ ­ter Hamburg, wo er mit Regisseuren wie
geführt wird Die Maßnahme im Dezember. Stephan Kimmig, Andreas Kriegenburg,
Aufgrund harter Kritik schreibt Brecht Armin Petras und Christiane Pohle zusam­
nach der Uraufführung eine zweite Fas­ menarbeitet. Von 2007 an ist Thomas
sung. 1933 verlässt Brecht mit seiner Fa­ Schmauser im Ensemble der Münchner
milie Berlin und flüchtet nach Dänemark, Kammerspiele. Dort realisiert er 2012 mit
später nach Schweden, Finnland und in Du mein Tod seine erste Regiearbeit, die
die USA. 1948 kehrt er aus dem Exil nach zu den Berliner Autorentheatertagen ein­
Berlin zurück, wo er bis zu seinem Tod als geladen wird, 2015 inszeniert er dort
Autor und Regisseur tätig ist.
Brechts Mutter Courage und ihre Kinder.
Katzelmacher
von Rainer Werner Fassbinder
Regie Eugen Jebeleanu
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Premiere am 7. April 2017 im Nord
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Katzelmacher war 1968 Fassbinders erstes im Action-Theater
aufgeführtes Bühnenstück und kurz darauf als Film sein künst­
lerischer Durchbruch. Schon sein frühes Stück formuliert die
Argumente und Konflikte, denen sich die europäischen Ein­
wanderungsgesellschaften auch gegenwärtig zu stellen haben.
Es beschreibt Jugendliche in einem Vorort in den 1960er Jah­
ren: Die jungen Leute leben hilflos in der Gegenwart, ohne Vor­
bilder und funktionierende Traditionen. Man hängt gemein­
sam in der Gruppe ab, schläft, säuft, streitet miteinander, hat
Hoffnungen und Träume. Vor allem aber teilen alle die Erfah­
rung von Enttäuschung und täglicher Tristesse. Als der Gast­
arbeiter Jorgos auftaucht, ist dies Bedrohung und Faszination
gleichermaßen. Der Fremde in ihrer Mitte stellt die eingespiel­
te Ordnung in Frage. Er wird zur Projektionsfläche für Sehn­
süchte und Aggressionen. Als sich Marie, eigentlich Erichs
Freundin, in den Griechen verliebt, eskaliert die Situation; die
Frustration der Verlierer findet ein Ziel. Fassbinders Gruppen­
bildnis ist sowohl realistisches Porträt einer Vorstadt-Jugend
wie auch Soziogramm einer emotionalen Verwahrlosung, die
immer die Möglichkeit des Faschismus in sich birgt.
104
Eine Koproduktion mit der Staatlichen Hochschule für
Musik und Darstellende Kunst Stuttgart
Rainer Werner Fassbinder, geboren 1945,
ist Schauspieler, Autor und der vielleicht
bedeutendste Regisseur des Neuen Deut­
schen Films, dem er auch international
zum Durchbruch verhilft. Er stirbt 1982,
37-jährig. In nur 14 Jahren dreht er 44 Filme,
darunter mehrteilige Fernsehproduktionen.
Er produziert bzw. koproduziert 26 Filme
selbst, schreibt 14 Theaterstücke, 6 bear­
beitet er neu und 25 inszeniert er. Fassbin­
der verfasst 4 Hörspiele, 37 Drehbücher
und arbeitet an 13 Drehbüchern mit an­
deren Autoren zusammen. Fassbinders
Stücke und Filme gehören zu den gültigs­
ten Gesellschaftsdokumenten, welche
zwischen dem Ende der sechziger und
dem Beginn der achtziger Jahre entstan­
den sind. Er zählt zu den international
meistgespielten deutschen Nachkriegs­
dramatikern. Er ist mit seinem Werk und
seiner Persönlichkeit einer der exponier­
testen und umstrittensten Künstler der
Bundesrepublik Deutschland. Sein schon
zu Lebzeiten vieldiskutiertes Werk hat
nichts von seiner Lebendigkeit und Aktu­
alität eingebüßt.
Eugen Jebeleanu, geboren 1988 in Temes­
war, Rumänien, studiert Schauspiel an der
Nationaluniversität für Theater- und Film­
kunst Ion Luca Caragiale Bukarest (Ab­
schluss 2010). Außerdem besucht er das
Conservatoire national supérieur d’art
dramatique in Paris. 2010 gründet er zu­
sam­men mit dem französischen Schau­
spie­ler Yann Verburgh die „Theatergrup­
pe 28“, in der er als Schauspieler, Regis­
seur und künstlerischer Leiter agiert.
Seine non-verbale Inszenierung CANIN
FeLINE wird als „Off“-Aufführung zum
Festival von Avignon eingeladen. 2013
beginnt er ein Masterstudium der Regie
und Dramatik an der Universität Paris X
Nanterre La Défense.
Er inszeniert u.a. Alice nach Lewis Carroll,
Hotel frei nach Franz Xaver Kroetz. 2016
bringt Jebeleanu 20. November von Lars
Norén am Nationaltheater Sibiu, Rumä­
nien, auf die Bühne.
Das Fest
Jede Familie hat ein Geheimnis
nach dem Film von Thomas Vinterberg
und Mogens Rukov
Regie Christopher Rüping
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Schauspielhaus
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Mit Maja Beckmann, Paul Grill, Pascal Houdus,
Matti Krause, Svenja Liesau, Christian Schneeweiß;
Norbert Waidosch
Der erfolgreiche Geschäftsmann und Hotelier Helge Klingen­
feldt feiert seinen 60. Geburtstag. Auch drei seiner Kinder –
Christian, Helene und Michael – sind der Einladung des Vaters
gefolgt. Dennoch klafft in der Familie eine empfindliche Lücke,
seit die jüngste Tochter Linda sich überraschend das Leben ge­
nommen hat. Wiedersehensfreuden, die Rituale des Familien­
lebens und die unausgesprochene Trauer über diesen Verlust
liegen über dem heiter-belanglosen Fest, bis der älteste Sohn –
wie es die Tradition verlangt – die erste Tischrede hält. Dabei
kommt schmerzhaft etwas ans Licht, was jeder wusste, niemand
wahr haben wollte und alle voreinander verborgen hielten.
Das Fest gerät zunehmend aus den Fugen. „Jede Familie hat ein
Geheimnis“, lautet der Untertitel.
Eingeladen zum Berliner Theatertreffen 2015
Der Besuch
der alten Dame
von Friedrich Dürrenmatt
In einer Bearbeitung von Armin Petras
Regie Armin Petras
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Schauspielhaus
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Mit Manolo Bertling, Sandra Gerling, Paul Grill,
Berit Jentzsch, Robert Kuchenbuch, Astrid Meyerfeldt,
Wolfgang Michalek, Rahel Ohm, Christian Schneeweiß
Diese Stadt ist stolz: auf ihre Geschichte, die Baudenkmäler und
darauf, dass durch ein Aufbegehren der Bürger der Weg zur
Demokratie frei wurde. Nur ökonomisch läuft der Laden nicht:
Es fehlt an allem. Zwischen Euphorie und Enttäuschung feiert
man den Besuch eines Gastes: Clara, die vor 30 Jahren ihre
Heimat verlassen hat, kehrt als gefeierter Weltstar zurück. Den
Bürgern stellt sie ein unglaubliches Geschenk in Aussicht: eine
Milliarde, verteilt auf alle. Für ihr Geld will Clara Gerechtigkeit:
Alfred Ill, der sie damals geschwängert und verlassen hat, soll
sterben. Die Bürger der Stadt werden auf eine harte Probe ge­
stellt: Reicht ihr Widerstandsgeist, um einer Ver­­­su­chung wie
dieser zu widerstehen?
Schauspiel Stuttgart 16/17
Das kalte Herz
nach der Erzählung von Wilhelm Hauff
Regie Armin Petras
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Schauspielhaus
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Mit Berit Jentzsch, Johann Jürgens, Caroline Junghanns,
Manja Kuhl, Wolfgang Michalek, Rahel Ohm,
Miles Perkin, Christian Schneeweiß,
Studierenden der Staatlichen Hochschule für Musik
und Darstellende Kunst Stuttgart,
Volkstanzgruppe Frommern Schwäbischer Albverein
„Wer durch Schwaben reist, der sollte nie vergessen, auch ein
wenig in den Schwarzwald hineinzuschauen“ – so beginnt die
wechselvolle Geschichte von Peter Munk, genannt Kohlen­
munkpeter. Seine Arbeit als Köhler scheint ihm schmutzig,
anstrengend, schlecht bezahlt und wenig respektiert. Den Glas­
leuten, Flözern und Uhrenmachern geht es viel besser. Unzu­
frieden damit und verzweifelt über seinen Stand, träumt er von
Geld und Ansehen. Peter sucht sein Glück zuerst beim Glas­
männlein, dann wendet er sich an den dämonischen HolländerMichel und geht mit ihm einen Pakt ein: Er tauscht sein Herz
gegen einen kalten Stein und erhält im Gegenzug unendlich
viel Geld. Doch an nichts kann er sich mehr erfreuen, seine
Gefühle ersterben. Wilhelm Hauff erzählt über Armut und Elend,
Reichtum und Ansehen, die Suche nach dem Glück und den
Tod des Herzens, seine Erstarrung, seine Entwertung, seine
Ersetzung durchs Geld.
Der Sturm
von William Shakespeare
Regie Armin Petras
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Schauspielhaus
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Mit Manolo Bertling, Julischka Eichel, Sandra Gerling,
Paul Grill, Manuel Harder, Horst Kotterba,
Robert Kuchenbuch, Manja Kuhl, Peter René Lüdicke,
Abak Safaei-Rad; Stitch
Am Ende des Stücks scheinen alle Verbrechen verziehen. Der
auf ein einsames Eiland vertriebene Prospero wird wieder
Herzog von Mailand, der König von Neapel erhält seinen tot
geglaubten Sohn zurück, die beiden jungen Liebenden sind
vereint und der Luftgeist Ariel geht in den Winden der entzau­
berten Insel auf. Ein stiller Abend. Durch das Stück jedoch
braust ein Sturm aus Rebellion, Mord und Willkür. Shakespeare
treibt böse Narren, liebende Prinzen und Inselabenteurer
durch alle Stadien des Wahnsinns. Er erzählt von gemarterten
Sklaven, von selbstherrlichem Machtmissbrauch und grenzen­
losem Hass unter Brüdern. Der Sturm ist eines der letzten eigen­
ständigen Werke von William Shakespeare und gleichzeitig
eines seiner rätselhaftesten. Es zählt zur Gattung der Roman­
zen, ist Komödie und Tragödie zugleich – je nachdem aus wel­
cher Perspektive man auf den schillernden Szenenreigen blickt.
Zwischen großer Komik und großer Grausamkeit öffnet das
Stück Denkräume zwischen alter und neuer Welt, menschlicher
Selbstsucht und paradiesischer Utopie.
107
Der zerbrochne
Krug
Die Drei­
groschenoper
von Heinrich von Kleist
Regie Jan Bosse
von Bertolt Brecht, Musik von Kurt Weill
Regie Sebastian Baumgarten
Schauspielhaus
Schauspielhaus
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———————————————————————
Mit Boris Burgstaller, Jean-Pierre Cornu, Matti Krause,
Ronald Kukulies, Svenja Liesau, Edgar Selge,
Franziska Walser
In Huisum bei Utrecht ist ein Krug in die Brüche gegangen.
Für Frau Marthe Rull scheint alles klar: Bei einem heimlichen
nächtlichen Besuch in der Kammer ihrer Tochter Eve hat deren
Bräutigam Ruprecht den wertvollen Krug zerbrochen. Gleich
am nächsten Morgen erscheint sie mit den Beteiligten und dem
Indiz vor Gericht, wo der Dorfrichter Adam kurzen Prozess
machen soll. Doch: Woher stammen Adams Verletzungen? Wo
ist seine Perücke, Zeichen seines Amtes? Wer war der unerkann­
te Rivale, den Ruprecht bei Eve überrascht hat? Warum schweigt
sie? Und, was zum Teufel, hat Frau Brigitte wirklich gesehen?
Der Schreiber Licht wartet auf seine große Chance, Gerichtsrat
Walter, der auf seiner Inspektionsreise ausgerechnet in den Ge­
richtstag gerät, versucht den drohenden Zerfall des Prozesses
aufzuhalten und der Richter ist auf der Jagd nach sich selbst.
Kleist macht den Zuschauer in diesem Prozess in Echtzeit zum
unmittelbaren Zeugen der Macht der Worte.
Die Leiden des
jungen Werther
nach dem Briefroman von Johann Wolfgang von Goethe
Regie Simon Solberg
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Schauspielhaus
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Mit Julischka Eichel, Matti Krause, Ole Lagerpusch,
Hanna Plaß, Gunnar Teuber; Sven Kaiser
Goethes Die Leiden des jungen Werther erzählt die Geschichte
einer ver­zweifelten Liebe – unbedingt, maßlos und gegen jede
Vernunft. Bis an die Grenzen des Wahnsinns verliebt sich der
junge Rechtspraktikant Werther in Lotte, die Tochter des Amt­
mann S., die jedoch mit einem Anderen verlobt ist. In den Brie­
fen, die Werther an seinen Freund Wilhelm schreibt, breitet sich
ein Kaleidoskop der Seelen­regungen eines stürmisch und hoff­
nungslos Liebenden aus. Werthers Liebesrausch entwickelt sich
zu einer „Krankheit zum Tode“. Die letzte Konsequenz ist der
Freitod als stärkster Ausdruck seiner Gefühle. Er ist zerrissen
zwischen seinen Wünschen und Begehren und den Einschrän­
kungen der sozialen Wirklichkeit.
Mit Begeisterung liest Werther Homers Odyssee. Die Reise des
antiken Helden spiegelt seinen eigenen Seelen­zustand als Irr­
fahrt der Gefühle. Eine Irrfahrt aus der Goethezeit in die Antike
und bis in die letzten Paradiese unserer Welt, auf die Regisseur
Simon Solberg den liebessüchtigen Helden schickt.
108
Leben des Galilei Nathan der Weise
von Bertolt Brecht, Musik von Hanns Eisler
Regie Armin Petras
von Gotthold Ephraim Lessing
Regie Armin Petras
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Schauspielhaus
Schauspielhaus
Mit Christian Czeremnych, Julischka Eichel, Paul Grill,
Robert Kuchenbuch, Peter Kurth, Wolfgang Michalek,
Florian Rummel; Stefan Koschitzki, Antje Langkafel,
Michael Spors
Mit Susanne Böwe, Paul Grill, Caroline Junghanns,
Louis von Klipstein*, Katharina Knap,
Horst Kotterba, Peter Kurth, Ann-Christin Mündner*
Miles Perkin, Hanna Plaß, Christian Schneeweiß
Galileo Galilei war eine Ikone der empirischen Naturwissen­
schaft und gleichzeitig ein geschäftstüchtiger Wissenschafts­
politiker, der Gestirne nach seinen wohlhabenden Förderern
benannte. Er hat das Teleskop zwar nicht erfunden, aber es
als erster Mensch auf den Sternenhimmel gerichtet. Von dem
Moment war es möglich, die Erde als bewegten Planeten zu
sehen. Eine neue Perspektive, die im Widerspruch zur kirch­
lichen Doktrin – dem ptolemäischen Weltbild mit der Erde im
Zentrum – stand. Die Inquisition setzte die neue – kopernika­
nische – Lehre auf den Index und Galilei wurde zum Schwei­
gen verurteilt. Infolge der Thronbesteigung eines neuen Paps­
tes, der selbst Wissenschaftler war, nahm Galilei seine Unter­
suchungen auf den verbotenen Feldern wieder auf. Nun griff
man zu anderen Mitteln: Die Inquisition beorderte ihn nach
Rom und zeigte ihm ihre Instrumente. Galilei widerrief seine
Lehre von der Bewegung der Erde. Unter Hausarrest gestellt,
als Gefangener, lebte er bis zu seinem Tod in einem Landhaus
bei Florenz.
In einer einzigartigen Geste der Toleranz lässt Lessing den
weisen Juden Nathan für ein vorurteilsfreies und respektvolles
Nebeneinander der Religionen eintreten. Am Ende des Stücks
stellt sich heraus, dass die Jüdin Recha, Nathans angenommene
Tochter, der christliche Tempelherr und der Muslim Saladin alle­
samt Mitglieder einer Familie sind. Mit diesem dramatischen
Kunstgriff gelingt es Lessing, den Streit der Religionen nieder­
zulegen und durch den neu entstandenen Familienbund Versöh­
nung zu stiften. Doch nur vorläufig – denn Lessings Konstruk­
tion wird allzu schnell wieder von der Realität eingeholt. Damals
wie heute prallen weltweit religiöse Wirklichkeitsentwürfe und
Weltbilder scheinbar unvereinbar aufeinander, entladen sich in
alltäglichem Terror und exzessiver Gewalt.
Herbstsonate
Onkel Wanja
nach dem Film von Ingmar Bergman
Regie Jan Bosse
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Szenen aus dem Landleben in vier Akten
von Anton Tschechow
Regie Robert Borgmann
Orest. Elektra.
Frauen von Troja
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Schauspielhaus
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Mit Susanne Böwe, Paul Grill, Johann Jürgens, Caroline
Junghanns, Horst Kotterba, Matti Krause, Wolfgang
Michalek, Hanna Plaß, Sebastian Röhrle, Michael Stiller,
Nathalie Thiede; Martin Heckmann, Joachim Hilse,
Boris Kischkat, Stefan Koschitzki, Rainer Kunert, Max
Renne, Ruth Sabadino
Bertolt Brecht stellt in seiner Dreigroschenoper die dunkle, krimi­
nelle Seite des großstädtisch-bürgerlichen Lebens ins Zentrum –
Gier, Gewalt und Korruption. Geld ist Gott. Bettler, Huren, Räu­
ber, Schwerverbrecher in einer hoffnungslos krisenhaften
Gesellschaft. Der Herrscher dieser Welt ist Mackie Messer, der
für seinen Profit über Leichen geht. Aber auch Bettlerkönig
Peachum macht satte Gewinne mit der Armut und die Polizei
macht bei all dem mit. Am Schluss aber bleibt die Erkenntnis:
„Was ist ein Einbruch in eine Bank gegen die Gründung einer
Bank?“ Eine so unterhaltsame wie kritische Reflexion über
die Missstände des kapitalistischen Weltgeschehens, nicht nur
zu Zeiten der Weimarer Republik.
Schauspielhaus
Mit Natalia Belitski, Fritzi Haberlandt,
Corinna Harfouch, Andreas Leupold
Nach Szenen einer Ehe hat der Regisseur Jan Bosse einen wei­te­
ren Bergmann-Film für das Schauspiel Stuttgart adaptiert. In
Herbstsonate bemüht sich die gefeierte Pianistin Charlotte nach
siebenjähriger Trennung um die Versöhnung mit ihrer Tochter
Eva, die mit ihrem Ehemann Viktor auf dem norwegischen Land
lebt. Charlottes zweite Tochter Helena wurde Jahre zuvor we­
gen einer unheilbaren Erkrankung in eine Privatklinik einge­
wiesen. Als Charlotte bei ihrer Familie ankommt, wartet auf sie
die Überraschung, dass Helena inzwischen bei Eva wohnt und
von ihr gepflegt wird. Charlotte überspielt ihren Ärger über die
unerwünschte Konfrontation mit Helena. Als sie mit Eva beim
Klavierspiel in Streit über die Interpretation einer ChopinSonate gerät und ihre Tochter durch ihre herablassende Art er­
neut verletzt, beginnt das Eis, das die Gefühle beider umschließt,
zu brechen.
Eine Koproduktion mit dem Deutschen Theater Berlin
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Mit Susanne Böwe, Sandra Gerling,
Manuel Harder, Katharina Knap, Peter Kurth, Elmar Roloff,
Michael Stiller; Sven Michelson, Philipp Weber
Die alte Ordnung greift nicht mehr, alles ist durcheinander,
die Zukunft ungewiss. Wie soll man leben? Wie handeln? In sei­
nen Szenen aus dem Landleben zeigt Tschechow eine Gesellschaft
im Umbruch, komisch und tief traurig zugleich. Die zwei ver­
zweifelten Schüsse auf den Professor bringen auch keine
Lösung. Zweimal trifft Wanja daneben. Was bleibt? Die einen
reisen wieder ab, die anderen nehmen scheinbar wie gewohnt
ihre liegengebliebene Arbeit wieder auf. Und alle blicken auf
das Theater dieses langen Sommers zurück. Dieses pralle Thea­
ter der Wünsche und des Begehrens, es steht zuletzt erschre­
ckend leer da. Ohne zu bewerten, einfach feststellend, lenkt
Tschechow unseren Blick auf das Leben, die Liebe, den Tod, die
Zeit, das Geld – und konfrontiert uns mit frühen ökologischen
Überlegungen. Für ihre Rollen wurden Peter Kurth als Schau­
spieler des Jahres und Katharina Knap als Nachwuchsschau­
spielerin des Jahres 2014 ausgezeichnet (Theater heute).
Eingeladen zum Berliner Theatertreffen 2014
Schauspiel Stuttgart 16/17
Eine Koproduktion mit dem
Nationaltheater Radu Stanca Sibiu, Rumänien
Deutsch mit englischen Übertitel
* Studierende der Akademie für Darstellende Kunst Baden-Württemberg
nach Euripides, Sophokles und Aischylos
In einer Bearbeitung von John von Düffel
Stuttgarter Fassung von Stephan Kimmig
Regie Stephan Kimmig
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Schauspielhaus
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Mit Sandra Gerling, Svenja Liesau,
Astrid Meyerfeldt, Anja Schneider, Birgit Unterweger
John von Düffel, Dramaturg und renommierter Bearbeiter
literarischer Texte für das Theater, hat die antiken Tragödien
des Euripides Die Troerinnen und Orestes, Sophokles’ Elektra und
Aischylos’ Die Totenweihe neu für die Bühne bearbeitet. Er the­
matisiert nicht große Heldentaten, sondern die Zeit nach Mord,
List und Krieg. Troja ist nach zehnjährigem Krieg besiegt. Die
trojanischen Männer sind tot, ihre Frauen, die das Gemetzel
überlebt haben, müssen sich der Willkür und der Rache der
Griechen beugen. Am Ende des Krieges ist der Frieden weiter
entfernt als je zuvor. Jahre später treibt Elektra ihren Bruder
Orest an, seine Mutter Klytaimnestra und deren neuen Mann
Aigisthos zu schlachten, um ihren ermordeten Vater Agamem­
non zu rächen. Doch es stellt sich kein Triumph ein – den Ge­
schwistern bringt die Rache keine Versöhnung, sondern Qual,
Pein und Unerlöstheit. Was bleibt? Die Tragödie des Krieges.
109
Pfisters Mühle
Ein Sommerferienheft
nach dem Roman von Wilhelm Raabe
Regie Armin Petras
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Schauspielhaus
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Mit Maja Beckmann, Manolo Bertling, Julischka Eichel,
Manuel Harder, Johann Jürgens, Michael Klammer,
Peter Kurth, Svenja Liesau, Holger Stockhaus
Pfisters Mühle gilt als der erste Umweltroman der deutschen
Literatur. Wilhelm Raabe schrieb ihn 1884 in Braunschweig.
Von dort reichen die Spuren des Romans bis nach Stuttgart,
wo Raabe von 1862 bis 1870 lebte. Das Neckarufer zwischen Ess­
lingen und Bad Cannstatt war in der zweiten Hälfte des 19. Jahr­
hunderts zu einem der Hauptschauplätze industrieller Beschleu­
nigung geworden: Eisenbahntraßen, Maschinen- und Motoren­
fabriken schossen aus dem Boden und gaben dem Fluss­abschnitt
binnen weniger Jahrzehnte ein neues Gesicht. Dieser Zeitsprung
vom vorindustriellen Deutschland in die Moderne vollzieht sich
in Raabes Roman auf der Mühle von Vater Pfister. Das einst
„helle Mühlwasser“ des stadtbekannten Ausflugslokals beginnt
nach Schwefel und Verwesung zu riechen, Schwärme von
Fischen treiben bauchaufwärts die schlammige Kloake hinab.
Verur­sacher der Verseuchung ist eine Zucker­fabrik, die wenige
Kilometer flussaufwärts ihren Betrieb auf­genommen hat. Als
die Gäste aus- und die Mühlwerke stehenbleiben, zieht Vater
Pfister in den Kampf.
Ronja
Räubertochter
nach dem Kinderbuch von Astrid Lindgren
Familienstück für alle ab 8 Jahren
Regie Robert Neumann
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Schauspielhaus
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Mit Boris Burgstaller, Christian Czeremnych,
Gabriele Hintermaier, Matti Krause, Svenja Liesau,
Marietta Meguid, Hanna Plaß, Florian Rummel,
Michael Stiller
„Ronja, dein Kinderleben beginnt großartig“, sagt Ronjas Mut­
ter Lovis. Ein Blitz hat in der Stunde von Ronjas Geburt die ur­
alte Mattisburg entzwei geborsten und einen Höllenschlund
zwischen beiden Burgteilen hinterlassen. Ronja wächst heran,
beginnt alles zu erforschen – und merkt bald, dass es noch mehr
auf der Welt gibt als die Mattisburg. Endlich darf sie hinaus in
den Wald! Sie übt, furchtlos zu sein, und ist darin richtig gut.
Als eines Tages Birk auf der anderen Seite des Höllenschlundes
sitzt, kommt alles anders als sich Räuberhauptmann Mattis das
Leben seiner Tochter vorgestellt hat: Birk ist der Sohn des ver­
feindeten Räuberhauptmanns Borka. Dennoch werden die bei­
den Kinder Freunde. Mutig und stark setzen sie sich über den
Bandenkrieg hinweg und halten fest zusammen, was die Eltern
vor eine Zerreißprobe stellt.
110
Pünktchen und
Anton
Tod eines Hand­
lungs­reisenden
von Erich Kästner
Familienstück für alle ab 7 Jahren
Regie Hanna Müller
von Arthur Miller
Regie Robert Borgmann
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Schauspielhaus
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Mit Christian Czeremnych, Gabriele Hintermaier,
Caroline Junghanns, Marietta Meguid, Rahel Ohm,
Sebastian Röhrle, Florian Rummel, Birgit Unterweger;
Max Braun, Fabian Wendt / Joscha Glass,
Carsten Netz / Steffen Dix
Abend für Abend schleicht Pünktchen aus ihrem Zimmer,
um in der Stadt Geld zu verdienen. Dabei sind ihre Eltern stink­
reich, erfüllen ihr jeden Wunsch, haben aber nie Zeit für ihre
Tochter. Anton dagegen geht nachts arbeiten, da er nicht weiß,
wie er Miete und Essen für sich und seine kranke Mutter bezah­
len soll – und schläft tagsüber in der Schule einfach ein. Obwohl
die beiden in Familien leben, die unterschiedlicher kaum sein
könnten, gehen sie füreinander durch dick und dünn. Als ein
Dieb das Haus von Pünktchens Eltern ausrauben will, ist Anton
mit Mut und Tatkraft sofort zu Stelle!
Kästners Klassiker hat bis heute nichts von seiner Aktualität ein­
gebüßt. Er erzählt von Wohlstandsverwahrlosung und Preka­
riat, vor allem aber von der Kraft einer Freundschaft, die sich
über alle Standesgrenzen einfach hinwegsetzt.
The Fairy Queen
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Schauspielhaus
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Mit Manolo Bertling, Susanne Böwe, Manuel Harder,
Robert Kuchenbuch, Peter Kurth, Elmar Roloff,
Birgit Unterweger; Sven Michelson, Philipp Weber
Er verliert den Boden unter den Füßen, langsam aber be­ständig:
Willy Loman, seit 36 Jahren reisender Handelsvertreter, ist am
Ende. Im Geschäft kann er nicht mehr mithalten. Die unzäh­
ligen Autofahrten sind eine Qual. Seine Stammkunden sind ver­
zogen oder verstorben. Zunehmend gerät er unter Druck, die
finanziellen und gesellschaftlichen Ansprüche weiter zu erfül­
len. Leistung und Erfolg bleiben plötzlich aus. Verzweifelt flüch­
tet er in Erinnerungs- und Phantasiewelten. Als Willy schließ­
lich entlassen wird, sieht er seine Existenz vollständig in Frage gestellt. Angst überfällt ihn, es drohen Prestigeverlust, der
Ruin der Familie. Loman sieht nur einen Ausweg: Selbstmord,
als Autounfall geplant, um die Versicherungssumme für die
Familie zu kassieren. Arthur Millers Tod eines Handlungs­reisenden
ist die Geschichte eines Identitätsverlustes und eine Gesell­
schaftstragödie: Loman wird zum Opfer des bedingungslosen
amerikanischen Traums von Erfolg und Wohlstand. „The show
must go on“.
Tschewengur
von Henry Purcell / nach William Shakespeare
Musikalische Leitung Christian Curnyn
Regie Calixto Bieito
Die Wanderung mit offenem Herzen
Schauspielhaus
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Mit Maja Beckmann, Lauryna Bendžiūnaitė / Esther Dierkes, Susanne Böwe, Mirella Bunoaica,
Johann Jürgens, Caroline Junghanns,
Mark Milhofer / Thomas Walker, Hanna Plaß,
Arnaud Richard, Christian Schneeweiß, Alexander
Sprague, Michael Stiller, Jennifer Zetlan,
Staatsopernchor Stuttgart, Staatsorchester Stuttgart
In seiner Komödie Ein Sommernachtstraum schickt William
Shakespeare drei unglückliche Liebespaare in einen Irrgarten
der Gefühle. Pucks Zaubertropfen bringen nicht nur Oberon,
den Elfenkönig, nebst Gattin Titania und Gefolge durchein­
ander. Auch für die jungen Athener Lysander und Demetrius,
Hermia und Helena vermengen sich im nahegelegenen Wald
Rausch und Realität, Traum und Albtraum. Einhundert Jahre
nach Shakespeare hat Henry Purcell seine Adaption des Sommer­
nachtstraums komponiert, eine sogenannte Semi-Oper. Schau­
spieler, Sänger, Staatsopernchor und Staatsorchester haben
gemeinsam einen Theaterabend auf die Bühne gebracht, bei
dem auch die Gattungsgrenzen in die Schwebe geraten.
Eine Koproduktion mit der Oper Stuttgart
Gesprochen auf Deutsch, gesungen auf Englisch
nach dem Roman von Andrej Platonov
Regie Frank Castorf
Tote Seelen
nach dem Roman von Nikolai Gogol
Regie Sebastian Baumgarten
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Schauspielhaus
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Mit Christian Czeremnych, Paul Grill, Johann Jürgens,
Horst Kotterba, Svenja Liesau,
Wolfgang Michalek, Hanna Plaß, Michael Stiller
Der Kollegienrat Pawel Iwanowitsch Tschitschikow, aufgewach­
sen in ärmlichen Verhältnissen, bringt es durch geschmeidige
Umgangsformen, gewandtes Auftreten und Geschäftstüchtig­
keit zum Abteilungsleiter. Doch statt in dieser Eigenschaft die
behördliche Korruption zu bekämpfen, entwickelt er eine gran­
diose neue Geschäftsidee, die, obwohl verboten, mithilfe ver­
schwiegener Geschäftspartner praktiziert wird: Im damaligen
Russland wurden verstorbene Leibeigene, die man auch als
„Seelen“ bezeichnete, bis zur nächsten Revision nicht aus den
Listen gestrichen und damit mussten ihre Besitzer weiterhin
Steuern an die Behörden für sie entrichten. Somit waren sie
nicht als Tote und damit wertloser Besitz zu identifizieren.
Tschitschikow beglaubigt nun den Verkauf dieser „toten Seelen“.
Sie werden zur schier unerschöpflichen Einnahmequelle für
den Spekulanten und Händler, der das System geschickt aus­
nutzt, um aus dem Nichts Gewinn zu schlagen – ein Vorgriff auf
das von virtuellen Zahlen beherrschte moderne Wirtschafts­
system.
zeit zu lieben zeit
zu sterben
von Fritz Kater
Regie Antú Romero Nunes
Schauspielhaus
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Mit Sandra Gerling, Johann Jürgens, Katharina Knap,
Horst Kotterba, Matti Krause, Manja Kuhl,
Andreas Leupold, Astrid Meyerfeldt, Wolfgang Michalek,
Hanna Plaß; Tobias Dusche, Daniel Keller, Philip Roscher,
Phillipp Reineboth, David Wesemann
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Platonov liefert in Tschewengur eines der erschütterndsten
literarischen Bilder über Revolution und Bürgerkrieg in einer
apokalyptisch ausgerichteten Zeit russischer und europäischer
Geschichte. Grotesk, satirisch, realistisch und phantastisch
schildert er die unerträglichen Widersprüche der revolutio­­
nären Wirklichkeit: Seine Hauptfiguren Sascha Dvanov und
Stepan Kopjonkin sind unterwegs im nachrevolutionären Russ­
land – auf der Suche nach dem Kommunismus und dem Grab
von Rosa Luxemburg, auf der Suche nach dem Glück und der
Liebe, einem besseren Leben. In Tschewengur, einer kleinen
Stadt in der weiten russischen Steppe, soll, so haben sie gehört,
der Kommunismus bereits ausgebrochen sein. Begleitet von
ihrer Rosinante „Proletarische Kraft“, beginnen sie ihre „Wande­
rung mit offenem Herzen“.
Schauspielhaus
Mit Susanne Böwe, Christian Czeremnych,
Julischka Eichel, Peter Jordan, Johann Jürgens,
Robert Kuchenbuch, Andreas Leupold, Svenja Liesau;
Konrad Hinsken, Wolfgang Morenz, Lucas Müller,
Lisa Marie Neumann, Johann Seifert
Eine leidenschaftliche Story vom Überleben in Zeiten des Um­
bruchs. In den drei Teilen des Stückes werden zärtlich und
unsentimental Glück und Repression der untergegangenen
DDR-Welt und das ungläubige Staunen bei der Ankunft im west­
lichen Wertesystem gezeigt. Erwachsen werden zwischen
Anarchie und Anpassung. Erste Liebe. Erster Kuss und erster
Koitus. Wer schläft mit wem und warum? Suff und Sex. Rebel­
lion probieren. Kaputte Träume und verlorene Illusionen. Das
Stück erzählt von der Sehnsucht rauszukommen aus der Enge
und dem Gefühl, eingeschlossen zu sein und von der Ankunft
in der gesamtdeutschen Wirklichkeit. Die Mauer ist weg, aber
das Paradies bleibt verschlossen. Eine Inszenierung und ein
Live-Konzert.
Eingeladen zu den Wiener Festwochen 2016
Schauspiel Stuttgart 16/17
111
Die Marquise
von O. /
Drachenblut
Du weißt einfach
nicht, was die
Arbeit ist
Buch
( 5 ingredientes
de la vida )
nach den Novellen von Heinrich von Kleist
und Christoph Hein
Regie Armin Petras
von René Pollesch
Regie René Pollesch
von Fritz Kater
Regie Armin Petras
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Kammertheater
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Mit Fritzi Haberlandt, Katharina Knap, Cristin König,
Hans Löw, Astrid Meyerfeldt, Max Simonischek
Zwei Novellen, zwei Frauen. Zwischen Selbstbehauptung und
Selbstverleugnung. Kleists Marquise von O. berichtet von einem
Skandal: In einer Zeitungsannonce erklärt die junge Witwe
Julietta von O., dass sie ohne ihr Wissen in andere Umstände
gekommen sei. Der unbekannte Vater des erwarteten Kindes
wird gebeten, sich zu melden. Christoph Hein erzählt dagegen
die Geschichte der Ärztin Claudia, die scheinbar unverwund­
bar dahin lebt. Sie hat sich in ihrem Klinikjob und in ihrer
Einzimmerwohnung eingerichtet. Ein angepasstes Leben, aus­
gerichtet auf Effizienz. Einen dunklen Punkt gibt es aber auch
in ihrer Vergangenheit.
I’m searching
for I:N:R:I
( eine kriegsfuge )
von Fritz Kater
Regie Jossi Wieler
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Kammertheater
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Mit Fritzi Haberlandt, André Jung, Matti Krause,
Manja Kuhl
Westdeutschland Ende der 50er Jahre – das Gefühl der Stabi­
lität und des geglückten Neubeginns spiegelt sich in der Be­
ziehung zwischen der rätselhaften Rieke und Maibom, einem
Journalisten und Nazijäger. Maibom und Rieke leben im sieb­
ten Jahr ihrer Beziehung, vielleicht wollen sie heiraten. Als Mai­
bom von einer Reise aus Brasilien und Kuba zurückkommt, ist
Rieke verschwunden, die gemeinsame Wohnung durchwühlt.
Ist sie entführt worden? Es entspinnt sich ein Spionagethriller,
der auf drei Zeitebenen das schicksalhafte Scheitern der Liebesund Lebensgeschichte dieser beiden Figuren zeigt. Das Deutsch­
land während des Zweiten Weltkriegs, das Wirtschaftswunder­
land und die Vorwendezeit 1989 lassen die Protagonisten zu
Opfern der jeweiligen gesellschaftlichen Umstände werden.
Eingeladen zu den Ruhrfestspielen Recklinghausen
und zu den Autorentheatertagen Berlin 2016
112
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Kammertheater
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Mit Johann Jürgens, Peter Kurth, Astrid Meyerfeldt,
Christian Schneeweiß; Tobias Dusche
In seinem Stück geht der Autor und Regisseur René Pollesch
den Unterschieden zwischen Glauben und Orthodoxie, ver­
meintlicher und eigentlicher Arbeit und dem Zusammenhang
von Kreativität und Depression nach. „Du kennst doch sicher
auch Leute, die einfach nicht wissen, was die Arbeit ist. Auf ei­
ner Modenschau zum Beispiel laufen neben den Models manch­
mal Leute mit, die keine Models sind und dann auch noch
etwas dazu machen: versuchen komisch zu sein, oder machen
einen Zaubertrick. Wahrscheinlich aus Angst. Also nicht, dass
sie die Arbeit nicht leisten könnten, nein, sie machen nur etwas
völlig anderes. Oder womit hat es zum Beispiel zu tun, dass man­
che bei dem Stücktitel hören: ‚Du weißt einfach nicht, was Ar­
beit ist!‘ So als ginge es um den Stoßseufzer von jemandem, der
dauernd aktiv ist, und ungeheuer fleißig. Aber genau die sind
es ja meist, die nicht wissen, was die Arbeit ist.“ (René Pollesch)
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Nord
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Mit Svenja Liesau, Thomas Schmauser,
Anja Schneider, Max Simonischek,
Edmund Telgenkämper, Ursula Werner; Miles Perkin
1966: Wissenschaftler diskutieren Utopien, bis sie von zwei Play­
boy-Bunnys auf den Boden der Realität zurückgeholt werden.
1974: Zwei verlassene Kinder warten an einem verschneiten
Berliner Bahnsteig auf ihre Mutter. 1984: Ein todkranker Alko­
holiker spricht seine letzten Gedanken auf Tonband, während
sein pubertierender Sohn die erste Liebe findet. 1998 – 2006:
Eine afrikanische Elefantenkuh versucht die Zeichen einer
sich wandelnden Umwelt zu deuten. 2013: Ein Paar droht an
der Krankheit seines Kindes zu zerbrechen. Fünf Kapitel als
Koordinatensystem des Lebens selbst.
Der Hals der
Giraffe
nach dem Roman von Judith Schalansky
Szenische Einrichtung Armin Petras
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Nord
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Mit Svenja Liesau, Anja Schneider
Anpassung ist alles, weiß Inge Lohmark. Schließlich unterrich­
tet sie seit mehr als dreißig Jahren Biologie. Dass ihre Schule
in vier Jahren geschlossen werden soll, ist nicht zu ändern –
in der schrumpfenden Kreisstadt im vorpommerschen Hinter­
land fehlt es an Kindern. Lohmarks Mann, der zu DDR-Zeiten
Kühe besamt hat, züchtet nun Strauße, ihre Tochter Claudia ist
vor Jahren in die USA gegangen und hat nicht vor, Kinder in
die Welt zu setzen. Alle verweigern sich dem Lauf der Natur,
den Inge Lohmark tagtäglich im Unterricht beschwört. Inge
Lohmark ist radikale Anhängerin Darwins und dabei selbst mit
ihren Einstellungen und Methoden ein Auslaufmodell. Als sie
Gefühle für eine Schülerin der 9. Klasse entwickelt, die über
die übliche Hassliebe für die Jugend hinausgehen, gerät ihr bio­
logistisches Weltbild ins Wanken. Mit immer absonderlicheren
Einfällen versucht sie zu retten, was nicht mehr zu retten ist.
Eine Koproduktion mit den Münchner Kammerspielen
Eingeladen zu den Mülheimer Theatertagen 2016
Iphigenie auf
Tauris
Die Anmaßung
Fräulein Else
von Carsten Brandau
Regie Florian von Hoermann
nach der Erzählung von Arthur Schnitzler
Regie Wolfgang Michalek
von Johann Wolfgang von Goethe
Ein Abend von Peter Baur, Sibylle Dudek, Falko Herold,
Edgar Selge, Franziska Walser
Nord
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Kammertheater
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Mit Edgar Selge, Franziska Walser
Franziska Walser und Edgar Selge erkunden gemeinsam
Goethes Version des antiken Mythos. Sie schlüpft in die Rolle
der Iphigenie, er spielt den Anderen – mal Iphigenies Bruder
Orest, mal dessen Freund Pylades, den König der Taurer, mal
Thoas oder dessen Vertrauten Arkas. Im Zentrum steht der
Dialog, die radikale Auseinandersetzung, aus der Iphigenie ihr
Gegenüber nicht entlässt. In der Konfrontation formuliert sie
ihren Anspruch auf Selbstbestimmung und Akzeptanz – ein
Anspruch, der das männliche Selbstverständnis in Frage stellt
und ein Umdenken einfordert. Die Inszenierung, die bei den
Ruhrfestspielen 2011 ihre Premiere feierte, entstand unter – für
das Stadttheater – ungewöhnlichen Produktionsbedingungen:
als Arbeit im Kollektiv. Die Schauspieler Edgar Selge und
Franziska Walser, die Bühnen und Kostümbildner Peter Baur
und Falko Herold und die Dramaturgin Sibylle Dudek stellten
sich gemeinsam der Aufgabe, den Abend als Gruppenarbeit
und nicht in der Regie eines einzelnen zu realisieren.
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Mit Manuel Harder
„Die Anmaßung ist ein Theatertext über die Trennung, das WegGehen, den Abschied. Es geht um das Verlassen und das Ver­
lassen-Werden. Wenn auf einmal nichts mehr so ist, wie es mal
gedacht war. Weil plötzlich ein Mensch eine Entscheidung fällt.
Weil plötzlich ein Mensch die Anmaßung besitzt, eine persön­
liche Beziehung abzubrechen, zu beenden. Und wenn der Grund
hierfür auch noch die Kunst ist.“ (Carsten Brandau) Carsten
Brandau hat dieses Stück für den Schauspieler Manuel Harder
geschrieben. Es braucht dafür „mindestens einen Manuel
Harder“. Das Spiel mit den biografischen Details aus dem realen
Leben des Schauspielers ist anmaßend und die Voraussetzung
dafür, dass dieser „Ritt“ an der Grenze zwischen Spiel und
Echtem, zwischen Scheitern und Gelingen, zwischen Leben und
Bühne so stattfinden kann. Manuel Harder lädt ein und spielt –
mit sich in seinem Theater. Ist das anmaßend? Ist er wirklich
er? Wer ergreift Besitz von demjenigen, der da spricht und
angeblich sein Leben ändert?
Schauspiel Stuttgart 16/17
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Nord
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Mit Rahel Ohm und Studierenden der Hochschule für
Musik und Darstellende Kunst Stuttgart
Das junge, studierte Fräulein Else ist eigentlich in den Ferien
mit ihrer Tante, als sie Nachricht von ihrer Mutter erhält: Um
die Verhaftung des Vaters abzuwenden, soll sich Else auf ein un­
moralisches Angebot mit dem Grafen Dorsday einlassen. Da­
mals hat sie eine Überdosis Veronal genommen. Allerdings ist
das schon 34 Jahre her. In dieser Nacht tut Sie es wieder. Heim­
gesucht von den Gestalten ihrer Vergangenheit erzählt sie ihre
Geschichte nochmal. Damals war es eine kompromittierende
Geschichte … Und was ist es heute? Else wehrt sich.
Fräulein Else erscheint 1924 als Monolog-Novelle des österreichi­
schen Schriftstellers Arthur Schnitzler. Wolfgang Michalek hat
den Text der Wiener Moderne für das Nordlabor 1 mit Rahel Ohm
und Studierenden erarbeitet. Die Novelle ist ein typisches Werk
der Wiener literarischen Moderne und zeigt die Liebes- und
Existenzprobleme der höheren bürgerlichen Schicht auf. Ar­
thur Schnitzlers Werk ist durchzogen von dem Versuch,
adäquate sprachliche Ausdrucksmöglichkeiten für die inner­
psychischen Vorgänge des Menschen zu finden.
113
Fräulein Smillas
Gespür
für Schnee
nach dem Roman von Peter Høeg
Regie Armin Petras
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Nord
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Mit Peter Jordan, Susanne Wolff
Der Inuitjunge Jesaja stürzt vom Dach eines Wohnhauses am
Kopenhagener Hafen. Für die Behörden ist es ein Unfall, doch
für die arbeitslose Naturwissenschaftlerin Smilla Q. Jaspersen,
erzählen die Spuren im Schnee etwas anderes. Zudem wäre
der Junge schon auf Grund seiner Höhenangst nie aufs Dach
gestiegen, es sei denn, er fürchtete sich vor jemand. Smilla be­
ginnt auf eigene Faust Nachforschungen über Jesajas Tod an­
zustellen: Sein Vater starb vor mehreren Jahren während einer
Grönlandexpedition, bei der etwas geschehen sein muss, das die
verantwortliche Forschungsgesellschaft seither zu vertuschen
versucht. Gibt es einen Zusammenhang zwischen Jesajas Tod
und dem seines Vaters? Smilla wird in mörderische Umtriebe
verblendeter Naturwissenschaftler verwickelt, bei der sie selbst
in Lebensgefahr gerät: Steht die Forschung im Dienste der
Menschheit oder ist der Mensch zum Experimentierfeld der
Wissenschaft geworden?
Autostück.
Belgrader Hund
von Anne Habermehl
Regie Stefan Pucher
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Stadtraum
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Unterm Rad
nach der Erzählung von Hermann Hesse
Regie Frank Abt
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Nord
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Mit Christian Czeremnych, Matti Krause, Andreas Leupold,
Sebastian Röhrle, Florian Rummel
„So, jetzt fängt in Stuttgart das Landexamen an, und wir wollen
dem Giebenrath alles Gute wünschen“ – Hans Giebenrath, aus
einer Kleinstadt im Schwarzwald, besteht das Landexamen in
der Residenzstadt als zweiter und wird in die Klosterschule
Maulbronn aufgenommen. Hermann Hesses Unterm Rad be­
schreibt das Schicksal eines begabten Kindes, dem die Schule,
der Ehrgeiz und das Prestigebedürfnis seines Vaters sowie der
Lokalpatriotismus seiner Heimatstadt eine Rolle aufdrängen,
die kaum zu erfüllen ist. „Nur nicht matt werden, sonst kommt
man unters Rad.“ Zerbricht und besiegt der Druck der Schule
den natürlichen Menschen? Im Zentrum von Frank Abts
Bühnenadaption von Hermann Hesses Erzählung über Hans
Giebenraths Kampf und Scheitern stehen auch heute nicht
weniger relevante Fragen: Wie will ich leben und was tue ich
dafür? In unserer Zeit, in der man so verantwortlich ist für das
eigene Glück, in der Leistung und Erfolg ein Spiegel des eige­
nen Einsatzes und Engagements zu sein scheinen, bleiben die
Spielregeln der Schule ein Leben lang gültig. Immer fleißig
sein, sich anpassen an die gegebenen Anforderungen ohne auf
die eigenen Bedürfnisse zu achten.
Manolo Bertling
Susanne Böwe
Boris Burgstaller
Christian Czeremnych
Julischka Eichel
Sandra Gerling
Paul Grill
Manuel Harder
Gabriele Hintermaier
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an: [email protected]
Mit Marietta Meguid, Sebastian Röhrle
Theater auf Rädern. Die Stadt als Bühne. Ein Auto fährt mit
Ihnen auf der Rückbank durch das abendliche Stuttgart. Vorne
sitzen zwei Schauspieler. Das Radio läuft. Musik. Ein winziges,
intensives, intimes Kammerspiel entspinnt sich zwischen den
beiden, wenige Zentimeter vor Ihren Augen, Ohren und Nasen,
während draußen die abendliche Stadt vorüberzieht wie ein
Film. Gehören die Passanten am Straßenrand dazu? Der Wirk­
lichkeit ausgesetzt verändert sich Ihre Wahrnehmung. Die
Grenzen zwischen Realität und Spiel, Drinnen und Draußen,
zwischen Schauspielern, Statisten und Zuschauern verschwim­
men. Eine Expedition zu den Rändern des Theaters. Und der
eigentliche Held ist die Stadt selbst, durch die Sie fahren. Sie
blickt zurück. Ein Stück wie ein Roadmovie – zwischen Brink­
mann und Lynch. Das Auto als kleinstmöglicher Zuschauer­
raum, Stuttgart als Bühnenbild. Über Heimat und Heimatlosig­
keit in dieser Stadt.
114
Schauspiel Stuttgart 16/17
115
Berit Jentzsch
Caroline Junghanns
Horst Kotterba
Peter René Lüdicke
Marietta Meguid
Astrid Meyerfeldt
Matti Krause
Robert Kuchenbuch
Manja Kuhl
Wolfgang Michalek
Peer Oscar Musinowski
Rahel Ohm
Peter Kurth
Andreas Leupold
Svenja Liesau
Hanna Plaß
Sebastian Röhrle
Elmar Roloff
116
Schauspiel Stuttgart 16/17
117
Mitarbeiterinnen
und Mitarbeiter
2016/2017
Ensemble
Lea Ruckpaul
Abak Safaei-Rad
Christian Schneeweiß
Manolo Bertling, Susanne
Böwe, Boris Burgstaller,
Christian Czeremnych,
Julischka Eichel, Sandra
Gerling, Paul Grill, Manuel
Harder, Gabriele Hintermaier,
Berit Jentzsch, Caroline
Junghanns, Horst Kotterba,
Matti Krause, Robert
Kuchenbuch, Manja Kuhl,
Peter Kurth, Andreas Leupold,
Svenja Liesau, Peter René
Lüdicke, Marietta Meguid,
Astrid Meyerfeldt, Wolfgang
Michalek, Peer Oscar
Musinowski, Rahel Ohm,
Hanna Plaß, Sebastian Röhrle,
Elmar Roloff, Lea Ruckpaul,
Abak Safaei-Rad, Susanne
Schieffer, Christian
Schneeweiß, Edgar Selge,
Michael Stiller, Birgit
Unterweger, Franziska Walser
Gäste
Edgar Selge
Michael Stiller
Birgit Unterweger
Maja Beckmann, Natalia
Belitski, Jule Böwe, Jean-Pierre
Cornu, Fritzi Haberlandt,
Corinna Harfouch, Pascal
Houdus, Peter Jordan, Johann
Jürgens, André Jung, Michael
Klammer, Katharina Knap,
Ronald Kukulies, Cristin König,
Ole Lager­pusch, Hans Löw,
Florian Rummel, Thomas
Schmauser, Anja Schneider,
Max Simonischek, Holger
Stockhaus, Tilman Strauß,
Edmund Telgen­kämper,
Gunnar Teuber, Nathalie
Thiede, Ursula Werner,
Susanne Wolff
Intendanz
Armin Petras Intendant,
Regina Zigahl Assistentin,
Klaus Dörr Künstlerischer Direktor,
Carolin Kaever Referentin,
Linda Langer Assistentin,
Evropi Thomopoulou
Gastspiele und Internationales
Franziska Walser
118
Dramaturgie
Videoassistenz
Video
Simon Biffart, N.N.
Peter Baur, Philip Bußmann,
Hannah Dörr, Meika Dresen­
kamp, Falko Herold, Chris
Inspizienz
Kondek, Carsten Nicolai,
Hans Beck, Lars Erik Bohling, Rebecca Riedel, Niklas Ritter,
Thomas Hoffmann, Roberto
Joscha Sliwinski, Lianne van
Rochow
de Laar
Soufflage
Henrike Eichhorn, Frank
Laske, Simone Weinmann;
Hermann Wolter Gast
Live-Kamera/-Ton
Carsten Bänfer, Tobias
Jan Hein Leitender Dramaturg,
Dusche, Daniel Keller,
Anna Haas Dramaturgin,
Phillipp Reineboth, Philip
Dr. Bernd Isele Dramaturg,
Roscher, David Wesemann
Statisterie
Katrin Spira Dramaturgin,
Carmen Wolfram Dramaturgin,
Musik &
Isabelle Grupp
Gabriella Bußacker Gast,
B
­
ühnenmusik
Gaby Bay Referentin,
Regie
Max Braun, Die Nerven
Maria Nübling Assistentin
Steffen Dix, DJ Koze,
Frank Abt, Sebastian
Martin Eder, Matthias Flake,
Künstlerisches
Baumgarten, Calixto Bieito,
Robert Borgmann, Jan Bosse, Jörg Follert, Joscha Glass,
­Betriebsbüro
Christoph Hart, Martin
Frank Castorf, Dominic
Lydia Herweh Leitung,
Friedel, Jan Gehler, Sebastian Heckmann, Joachim Hilse,
Katrin Hoffmann Mitarbeiterin, Hartmann, Florian von
Konrad Hinsken, Johannes
Sarah Heinrich Mitarbeiterin
Hoermann, Sébastien Jacobi, Hofmann, Sven Kaiser,
Torsten Kindermann, Boris
Eugen Jebeleanu, Stephan
Kommunikation
Kimmig, Wolfgang Michalek, Kischkat, Stefan Koschitzki,
Hanna Müller, Jan Neumann, Arno Kraehahn, Rainer
Carolina Gleichauf Leitung
Kunert, Thomas Kürstner,
Robert Neumann, Antú
Kommunikation,
Romero Nunes, Armin Petras, Antje Langkafel, Sven
Doreen Röder Referentin
René Pollesch, Stefan Pucher, Michelson, Marius Mihalache,
Presse- und Öffentlichkeitsarbeit,
Christopher Rüping, Thomas Wolfgang Morenz, Lucas
Julia Schneider Assistentin,
Müller, Carsten Netz,
Schmauser, Simon Solberg,
N. N. FSJ Kultur,
Lisa Marie Neumann, Thomas
Jossi Wieler
Peter Meyer Grafik
Osterhoff, Miles Perkin,
Hanna Plaß, Johann Polzer,
Bühne & Kostüme
Theaterpädagogik
Max Renne, Ruth Sabadino,
Maria Anderski, Olaf
Johann Seifert, Wolfgang
Jule Koch Theaterpädagogin,
Altmann, Peter Baur, Karoline Siuda, Michael Spors,
Maria Winter Theaterpädagogin,
Bierner, Robert Borgmann,
Michael Verhovec, Sebastian
Silke Duregger Schul- und
Katrin Brack, Adriana Braga
Vogel, Norbert Waidosch,
Gruppenreferentin,
Peretzki, Janina Brinkmann,
Philipp Weber, Fabian Wendt
N. N. FSJ Kultur
Dragos Buhagiar, Birgit
Aleksandar Denić,
Volkstanzgruppe Frommern
Technische Direktion Bungum,
Martin Eder, Dinah Ehm,
Schwäbischer Albverein e.V.
Luise Weidner
Jana Findeklee, Cinzia Fossati,
Kathrin Frosch, Susanne
Choreografie
Ausstattungs­leitung Gschwender, Nina Gundlach,
Berit Jentzsch, Clébio Oliveira
Sebastian Hartmann, Katja
Julian Marbach
Haß, Falko Herold, Volker
Hintermeier, Anna Franziska
Regieassistenz
Huber, Michael Köpke, Aino
Franziska Benack,
Laberenz, Stéphane Laimé,
Produktionsleitung Nord,
Julian Marbach, Jonathan
Cornelia Maschner,
Mertz, Moritz Müller, Carsten
Péter Sanyó, Wibke Schütt,
Nicolai, Kathrin Plath, Anja
Regieassistenz,
Rabes, Thilo Reuther, Annette
Norman Schock, Gast
Riedel, Christina Schmitt,
Anna Maria Schories,
Susanne Schuboth, Lene
Ausstattungs­
Schwind, Nini von Selzam,
assistenz
Natascha von Steiger, Maike
Beate Hennersdorf, Dimana
Storf, Katja Stroh­schneider,
Lateva, N. N., Svea Schiemann, Patricia Talacko, Joki Tewes,
Caroline Stauch, N. N.
Annelies Vanlaere
Schauspiel Stuttgart 16/17
119
Mitmachen
ren pädagogischen und
gen und mehr: in entspannter
sozialen Aufgabenstellungen. Atmosphäre in der Theater­
kantine.
IMPULS MusikTheaterTanz
wird vom Kultusministerium
empfohlen und vom Förder­
Mörike × Extrem
verein der Staatstheater
Ein Wochenende lang
Stuttgart e.V. sowie von der
Karl Schlecht Stiftung finanzi­ beschäf­tigen sich Zuschauer­
Innen (ab 14 Jahren) sehr
ell gefördert.
intensiv mit dem Stuttgarter
Hutzelmännlein. In kurzer Zeit
Partnerschulen
Dialog und spielerisches
entstehen Szenen zum Stück,
Workshops
und
Mit dem Neuen Gymnasium
die anschließend für Gäste
Entdecken für Schulklassen,
gezeigt werden.
Feuerbach und (in Koope­
LehrerInnen und Zuschauer­ Gespräche
ration mit TuSch Stuttgart
Innen jeden Alters:
Für Schulklassen und andere
Das ausführliche theater­
Gruppen bieten wir Workshops e.V.) mit der Werkrealschule
Machen Sie mit !
Ostheim arbeiten wir auf ver­ päda­­gogische Programm
zur Vor- oder Nach­bereitung
schiedenen Feldern zusam­
finden Sie im Internet unter
des Aufführungs­besuchs an:
———————————
men: In Workshops, Technik­ schauspiel-stuttgart.de/
für drei Schulstunden,
mitmachen
bei Ihnen oder bei uns. Dabei projekten oder AGs.
sowie in unserem Flyer
setzen sich die Teilnehmenden ———————————
„Mitmachen“.
theaterpraktisch mit dem
———————————
Stück sowie den Spielweisen
———————————
der Inszenierung auseinander.
Auch
theoretische
Einfüh­­
r
ungsSpielplanpräsen­
oder Nachgespräche sind
———————————
tation, Lehrertreffen möglich.
Für Schulen
Für alle
und Fortbildungen
Für Lehrerinnen und Lehrer
aller Schularten stellen wir zu
Beginn des Schuljahres 2016/
2017 den neuen Spielplan vor.
Während der gesamten
Spielzeit laden wir außerdem
bei unseren Lehrer­treffen zu
Probenbesuchen und Ge­
sprächen ein und bieten ein­
zelne Fortbildungen an.
Theater × Kunst
Begleitmaterial für
den Unterricht
Materialmappen mit Hinter­
grundinformationen, Texten
und Spielvorschlägen zu
vielen Inszenierungen unter­
stützen die Vorbereitung Ihres
Theaterbesuchs.
In mehreren Workshops und
Hintergrundgesprächen
erarbeiten sich SchülerInnen
einen Zugang zur Inszenie­
rung Alice im Wunderland.
Klassen aller Schularten
(ab Jahrgangsstufe 8) können
sich bis Ende Januar 2017
dafür bewerben.
Lehrer-Infobrief
Schreib × Werkstatt
Alle zwei Monate erhalten
Sie unseren Lehrer-Infobrief
mit Informationen zu den
nächsten Premieren, Terminen
und Angeboten für Schulen.
Führungen
In Verbindung mit einem
Aufführungsbesuch bieten wir
Ihnen eine kostenlose Führung
durchs Theater an. Verab­reden Sie einen Termin und
werfen Sie einen Blick hinter
die Kulissen.
120
In diesem Programm aus drei
Inszenierungen plus Work­
shops legen wir den Fokus auf
die unterschiedlichen künst­
lerischen Mittel. Ein Angebot
vor allem für Literatur und
Theater-Kurse.
Alice entdecken
Wir laden Klassen ein, sich
dem Jugendstück Bilder
deiner großen Liebe in einer
Schreibwerkstatt anzunähern.
IMPULS
Musik Theater Tanz
In dem Projekt IMPULS
MusikTheaterTanz setzen sich
Klassen ca. 40 Schulstunden
lang praktisch mit einer Auf­
führung auseinander und ent­
wickeln eigene Szenen dazu.
Die Ausschreibung richtet
sich an Schulen mit besonde­
Theater × Samstag
Jeden Monat laden wir in
künstlerischen Workshops
zum theatralen Ausprobieren
ein: Mit immer anderer
Herangehensweise nähern
wir uns einer Inszenierung.
Spiel × Klubs
Kontakt
———————————
Informationen
zu allen Angeboten:
Jule Koch, Maria Winter
Theaterpädagoginnen
0711-2032 -651 / -779
theaterpaedagogik.schauspiel@
staatstheater-stuttgart.de
Theaterbegeisterte Jugend­
Karten, Termine
liche und Erwachsene haben
bei uns die Möglichkeit selbst und Informationen
zu spielen: In einem unserer
für Schulen und
Klubs, die ganze Spielzeit lang. Gruppen:
Anmeldungen bis Anfang
Silke Duregger, Schul- und
Oktober 2016 an:
fsj.schauspiel@staatstheater- Gruppenreferentin
0711-2032 526
stuttgart.de
gruppen.schauspiel@
staatstheater-stuttgart.de
Aktionäre
Sie möchten näher dran sein,
aber nicht selber spielen?
Als AktionärIn können Sie
Veranstaltungen mitorganisie­
ren oder uns auf andere Art
mit Ihrem Engagement unter­
stützen. Melden Sie sich
unter: aktionaere.schauspiel@
staatstheater-stuttgart.de
Werk × Stadt
Bei diesem Zuschauerstamm­
tisch stehen Perspektiven und
Fragen zum Theater im Mittel­
punkt. Reden Sie mit uns
und Gästen aus verschiedenen
Abteilungen über Inszenierun­
Extras
liest unter der Leitung
von Elmar Roloff regelmäßig
in wechselnden Besetzungen
über die gesamte Spielzeit
hinweg den Stutt­garter Jahr­
hundertroman und erinnert
an einen großen, fast
Vergessenen dieser Stadt.
Art × Act
Stern × Stunden
Was kann das Theater aus der
Begegnung mit der Bildenden
Kunst lernen? Welche
Impulse kann das Theater der
Bildenden Kunst liefern? In
welcher Hinsicht können sich
die ästhetischen Diskurse
beidseitig befruchten? In un­
serer Reihe Art × Act treffen,
wie in der vergangenen Spiel­
zeit, Künstler und Theoretiker
verschiedener Kunstformen
aufeinander und gehen
diesen Fragen nach. Bisher
waren Martin Eder, Sven
Beckstette, Hans D. Christ,
Iris Dressler, Ulrike Groos,
Malte Jelden, Carsten Nicolai,
Armin Petras und Christiane
Pohle zu Gast in dieser
Gesprächsreihe.
In den Stern × Stunden gehört
das Foyer des Schauspiel­
hauses unseren jüngsten
Besuchern. An den Advents­
sonntagen lesen und spielen
Mitglieder des Schauspiel­
ensembles Geschichten für
Jung und Alt, für Vorfreudige
und Stimmungsvolle.
Darstellende Kunst trifft
Bildende Kunst
Geschichten für Jung
und Alt
Theater × Wirklichkeit
Gesprächsreihe der
Robert Bosch Stiftung, der
Stuttgarter Zeitung und des
Schauspiel Stuttgart
Im Theater geht es um Wirk­
lichkeit. Theater beschreibt
Wirklichkeit. Theater spiegelt
Wirklichkeit. Theater deckt
Wirklichkeit auf. Manchmal
macht sich Theater über
Wirklichkeit lustig, manchmal
verteidigt es diese oder pran­
gert sie an. Und nicht zuletzt
Stuttgart × Blicke
ist das Theater selbst ein Stück
Wirklichkeit. Die Künstler,
Unsere Reihe Stuttgart × Blicke
die im Theater arbeiten,
bietet eine große Bandbreite
befassen sich mit Geschichten
von Formaten: Expertenge­
aus der Vergangenheit und
spräche, Vorträge, Filme,
der Gegenwart, um sich mit
Hörspiele, Archivbesuche,
Fragen unserer Gegenwart
Lesungen etc. Gemeinsam mit
auseinanderzusetzen und den
Experten und Partnern vor
Themen der Zukunft auf die
Ort präsentieren wir auch in
Spur zu kommen. Sie tun das
der kommenden Spielzeit
mit den Mitteln des Theaters.
jeweils das, was uns zu einer
Politiker, Wissenschaftler,
bestimmten Inszenierung am
Blind × Date
Unternehmer und Engagierte
schlagendsten erscheint, was
haben andere Mittel, Fragen
von und mit Sebastian
ihre Themen vertieft und
zu formulieren und Men­
Röhrle und Gästen
erweitert. Maximal historisch,
schen neue Blicke zu eröffnen.
maximal
modern.
Einmal im Monat lädt der
Die Robert Bosch Stiftung,
Schauspieler Sebastian Röhrle
die Stuttgarter Zeitung und das
Hermann Lenz × mit wechselnden EnsembleSchauspiel Stuttgart wollen in
Mitgliedern und Über­ra­
ihrer gemeinsamen Reihe
Eugen Rapp
schungs­­gästen zum Date mit
Theater × Wirklichkeit diese
Der Stuttgarter Autor und
dem Unvorher­seh­baren ein.
verschiedenen Sichtweisen
Büchner-Preisträger Hermann
Eine Verabredung der
zusammenbringen – und ins
Lenz begann 1963 in dem
besonderen Art – geplant
Gespräch mit dem Publikum
9-bändigen
Romanzyklus
und doch unbekannt.
führen. Nach Veranstaltungen
Vergangene Gegenwart seiner
Un­be­rechenbare Begeg­nun­
mit Elmar Brok, Sherko Fatah,
Biografie
nachzugehen
und
gen – ein geheimnisvoller
Julian Nida-Rümelin, Jan
schuf mit dieser literarischen
Abend, an dem alles möglich
Philipp Reemtsma, Wolfgang
Selbsterkundung auf über
ist. Mehr Potential kann
Schneiderhan, Moshe Zimmer­
2.800 Seiten eines der bedeu­
ein Blind Date nicht haben.
mann und Feridun Zaimoglu
tendsten Gattungsbeispiele
wird die Reihe mit namhaften
seiner Zeit. Sein Alter Ego
Haus × Musik
Persönlichkeiten in der nächs­
Eugen Rapp diente dem
ten Spielzeit fortgesetzt.
Unsere Theatermusiker und
zurückhaltenden Lenz dazu,
Die Themen und Impulse des
Ensemblemitglieder laden zum die Ereignisse des 20. Jahr­
Schauspiel Stuttgart sollen
hunderts aus einer wohltuen­
Hauskonzert. Für unser Pub­
so im Dialog zu einer Debatte
likum und alle anderen Nacht­ den Entfernung und gleich­
erweitert werden.
schwärmer werden die Mu­si­
zeitig detailliert bis in die
ker­Innen und Schau­spie­ler­
kleinsten Alltagsgeschehnisse
Innen jeweils im Anschluss an hinein zu beschreiben – „poe­
tischer Geschichtsunterricht“,
eine Abendvorstellung das
so der Lenz tief verbundene
Schauspielhaus zum Klingen
Peter Handke. Das Ensemble
bringen.
Schauspiel Stuttgart 16/17
121
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