Liebes Publikum, Grenzen und Grenzüberschreitung werden immer wichtiger in unserem Leben. In unserem Design werden die Grenzen selbst als Spiel wahrgenom­ men. Unsere Partner vom Spector Bureau aus Leipzig haben Linien und Räume entworfen, die selber mit dem Begriff der Grenze spielen. Eine Linie wird zur Grenze, Steine übereinander­ gestapelt symbolisieren ein Steinmännchen, eine temporäre Grenze aufeinandergestapelt von je­ mandem, der sagt: „Hier war schon Einer und be­ stimmt bin ich nicht der Letzte“ – virtuelle Begeg­ nung findet statt, zufällig und kalkuliert. Genauso verstehen wir die Wanderung durch un­ seren Spielplan als eine Reise durch die Theater­ literatur, durch die Welt des Spiels, die nicht weit entfernt ist von der des Lebens und doch durch eine Grenze getrennt. Am Beginn steht eine nicht erlaubte Liebesbe­ ziehung: Lolita, ein Jahrhundertskandal. Vladimir Nabokovs Roman Lolita ermöglicht die Sicht auf verbotenes Leben, auf Grenzen, die von der Gesell­ schaft gezogen werden, Grenzen, die sich verän­ dern, die durchlässig werden und sich anders neu manifestieren … Arsen und Spitzenhäubchen ist dagegen eine Komödie zweier Schwestern in den besten Jah­ ren, die der Wahnsinn dazu treibt, Grenzen zu überschreiten und diese zu verwischen und sei es mit Gewalt. Im selben Gebiet der Karte, aber mit einer ganz anderen Humorlage befindet sich Der Raub der Sabinerinnen, eine der größ­ten und erfolgreichsten Komödien in deutscher Spra­­che überhaupt – sie handelt vom Theater­ direk­tor Striese und vom Theater, das manchmal an­strengender ist als das Leben selbst, von Thea­ ter, das Leben ist, ohne es zu merken und von Träumen und wie sie platzen, bevor sie abheben können. O’Neills Eines langen Tages Reise in die Nacht scheint auf demselben Stern zu wohnen, dem Gestirn des Theaters, aber es spielt auf der ab­ gewandten Seite des Mondes, auf der dunklen, der Nachtseite, dort wo Spiel zum blutigen Ernst wird und die Lebenslügen nicht mehr als Maske vom Gesicht getrennt werden können. Das Spiel einer Schauspielerfamilie nach der Vorstellung, die Grenzgänge hinter die Schranken des Ichs. Was ist hinter dem Spiegel, hinter dem Ich, fragt Lewis Carroll in seinem unvergleichlichen Werk Alice im Wunderland. Dieses literarische Land irr­ lichtert zwischen Science Fiction und Kinderlite­ ratur, zwischen Komödie und Erziehungsroman. Schauspiel Stuttgart 16/17 Kaum einer könnte dieses Werk spannender in Szene setzen als der große Träumer, DJ und Rei­ sende Stefan Pucher, der zum ersten Mal für die Bühne in Stuttgart inszeniert. Aus den Wäldern jenes Landes könnte auch Das Stuttgarter Hutzelmännlein stammen. Es ist nach Wilhelm Hauffs Märchen Das kalte Herz und Pfisters Mühle von Wilhelm Raabe der dritte Ver­­ such regionale Märchen, Mythen und Alltagsge­ schichte auf die große Bühne des Schauspiels in Stuttgart zu heben. Es geht wieder einmal um die Suche nach dem Glück und den kleinen Helfern, die wir brauchen oder wie Brecht sagt: „Glück ist Hilfe Wer entkommen will, braucht Glück. Ohne Glück rettet sich keiner vor der Kälte vor dem Hunger oder gar vor Menschen. Glück ist Hilfe.“ In der Welt Stuttgart ist auch Martin Walsers früher Erfolgsroman Ehen in Philippsburg zu Hause, der anhand unserer Stadt das deutsche Wirt­schafts­ wunder mit all seinen Erfolgen und Ver­wer­fungen nachzeichnet. Wer Stuttgart verstehen will, kommt nicht daran vorbei, sich mit diesem einmaligen Werk auseinanderzusetzen, mit den frühen Ehen, die diese Welt zusammenhielten. Töchter und Söhne dieser Stadt sind es auch, mit denen sich das neue Stück von Jan Neumann beschäftigt. Berühmte, erfolgreiche, seltsame und ganz normale Stuttgarter aus verschiedenen Zeiten sind es, auf deren Geschichten diese Re­ cherchearbeit beruht. Spuren von Grenzgängern und Pionieren, die das Salz in unserem Leben sind. Nicht weit von hier in Oberndorf am Neckar liegt der Ausgangspunkt der Uraufführung von Philipp Löhles Feuerschlange. Es geht um die Waffen­ industrie in Baden-Württemberg, um ein Gewehr, das da, wo es auftaucht, nicht auftauchen sollte, politisches Theater in Zeiten der Unruhe … Es steht auf der Theaterlandkarte genau neben einem der ersten Stücke überhaupt, die sich als politisches Theater verstehen: es ist Die Maßnahme von Brecht – ändere die Welt, denn sie ist es wert, dass wir sie verändern. Stecken Sie mit uns Grenzen ab und lassen Sie uns neue Länder besichtigen – ich freue mich auf Sie und Ihre Neugier, Ihren Zweifel und Ihre Teil­ habe auch in der nächsten Spielzeit. Herzlich Armin Petras Intendant 87 Lolita ein Drehbuch von Vladimir Nabokov Regie Christopher Rüping ——————————————————————— Premiere am 28. Oktober 2016 im Schauspielhaus ——————————————————————— Mit Lolita schuf Nabokov einen Mythos. Bereits die Ersterschei­ nung des Romans im Jahr 1953 schlug hohe Wellen: Lobes­ hymnen und Pornografie-Vorwürfe lösten sich ab, das Buch war ein Meinungsereignis, noch ehe es in den meisten Ländern der Erde legal zu erwerben war. Zu anzüglich schien den Kritikern die fiktive Lebensbeichte des Protagonisten Humbert, dessen Leidenschaft sich auf Mädchen zwischen neun und vierzehn Jahren richtet – und vor allem auf deren Inkarnation: auf seine „Lolita“. Um in ihrer Nähe bleiben zu können, heiratet Humbert Lolitas Mutter, verursacht deren Tod und begibt sich mit seiner Kindfrau auf eine Flucht quer durch die USA. Schon 1958 begann sich die Filmindustrie für den Welterfolg zu interessieren. Stanley Kubrick bat Nabokov darum, den Roman in ein Drehbuch zu verwandeln. In monate­langer Arbeit erschuf der Autor eine labyrinthische Dialogfassung; Kubrick sprach vom besten Drehbuch, das in Hollywood je entstanden sei. Den­ noch musste Nabokov nach Ansicht des Films feststellen, dass nur kleinste „Fetzen“ Verwendung ge­funden hatten. Statt­dessen avancierte die Titelheldin über den Weg der Verfilmungen zur Popikone und zum Gattungsnamen für die Kindfrau schlecht­ hin. Die Inszenierung begibt sich auf die Suche nach den schlummernden Qualitäten eines unverfilmten Drehbuchs und auf die Spuren eines epochalen Romans. Christopher Rüping, geboren 1985, been­ det 2011 sein Regiestudium an der Theater­ Vladimir Nabokov wird 1899 in St. Peters­ akademie Hamburg und der Zürcher burg geboren. Er entstammt einer groß­ Hochschule der Künste. Während des bürgerlichen russischen Familie, die nach Studiums entstehen erste Inszenierungen, der Oktoberrevolution von 1917 zur Flucht die zu renommierten Theaterfestivals ein­ gezwungen ist. Diese frühe Emigration geladen werden. Seit der Spielzeit 2011/ und ein vom Exil geprägtes Wanderleben 2012 arbeitet er als freier Regisseur, u. a. durch England, Deutschland und Frank­ am Schauspiel Frankfurt, dem Thalia reich verschaffen ihm intime Kenntnisse Thea­­ter Hamburg, dem Münchner Volks­ verschiedener Kulturkreise und prägen theater, dem Deutschen Theater Berlin, sein umfangreiches schriftstellerisches am Schauspiel Hannover, am Schauspiel­ Schaffen. 1940 geht Nabokov in die USA, haus Zürich und an den Münchner Kam­ bevor er mit seinem Roman Lolita zu ei­ merspielen. 2012 ist seine Inszenierung nem der bedeutendsten Literaten des Der große Gatsby beim Festival Radikal 20. Jahrhunderts wird. 1961 siedelt Vladimir jung zu Gast; 2015 wird seine Stuttgarter Nabokov in die Schweiz über; er stirbt 1977 Inszenierung Das Fest zum Berliner Thea­ in Montreux. ter­treffen eingeladen. Der Raub der Sabinerinnen nach dem Schwank von Paul und Franz von Schönthan Regie Sebastian Hartmann ——————————————————————— Premiere am 18. November 2016 im Schauspielhaus ——————————————————————— Eine bildungsbürgerliche Kleinstadt mitten in Deutschland: Dr. Martin Gollwitz, Gymnasialprofessor, hat in seiner Jugend ein Theaterstück verfasst, das seither sein Dasein in der Schub­ lade fristet. Die Römertragödie Der Raub der Sabinerinnen wird allenfalls von Gollwitz’ Dienstmädchen Rosa geliebt – Gollwitz selbst ist das pathetisch aufgeladene Stück mittlerweile pein­ lich. Eine unerwartete Begebenheit verschafft ihm jedoch schlagartig Aufmerksamkeit – der Theaterdirektor Emanuel Striese gastiert mit seiner Theatertruppe in der Stadt und sucht nach Stoffen, die das Publikum begeistern sollen. Sein Erfolgs­ rezept: Prominenz lockt immer. Und so möchte Striese Stücke stadtbekannter Persönlichkeiten auf den Spielplan bringen, um dem Zuschauerschwund entgegenzuwirken. Um seinen Plan in die Tat umzusetzen, wirft sich Striese, der Direktor, Regisseur und Schauspieler in Personalunion ist, wortgewandt ins Zeug. Er verspricht dem zögerlichen Gollwitz eine „grandiose Auf­ führung“. Ein großes Versprechen, das sich nicht ganz so halten lässt, wie Gollwitz es sich erhofft hat. Es folgen Enthüllungen, Ver­ wechslungen und die Verwandlung der Römertragödie in eine Komödie mit einem unbedingten Bekenntnis zu Spiel und Theater – während die eigentliche Aufführung zur Blamage zu werden droht. Schauspiel Stuttgart 16/17 Die Brüder Franz und Paul von Schönthan schreiben neben ihren eigentlichen Beru­ fen unabhängig voneinander und gemein­ sam Stücke fürs Theater. Hauptberuflich arbeitet Franz als Schauspieler und Paul als Redakteur. Mit Der Raub der Sabinerinnen (UA 1884) gelingt den beiden Wie­ nern ein Schwank, der bereits mit der Ur­ aufführung große Erfolge feiert und der dem Theater mit dem gleichzeitig enthu­ siastischen wie auch erfolglosen Theater­ direktor Striese ein Denkmal setzt. Sebastian Hartmann, geboren 1968 in Leipzig, studiert Schauspiel und ist 1991 – 1993 Ensemblemitglied am Deutschen Nationaltheater Weimar, 1993 / 1994 am Berliner Carrousel-Theater. Ab Mitte der 90er Jahre sind erste Inszenierungen von ihm in der freien Theaterszene zu sehen; 1998 gründet er das „wehrtheater hart­ mann“. 1999 inszeniert er am Theaterhaus Jena, am Theater unterm Dach in Berlin und arbeitet erstmals an der Volksbühne am Rosa-Luxemburg-Platz Berlin. Seither arbeitet er als freier Regisseur u. a. am Deut­schen Schauspielhaus Hamburg, The­ ater Basel, Schauspiel Köln, Schauspiel Frankfurt, Theater NO99 in Tallinn sowie am Nationaltheater Oslo. Von 2008 – 2013 ist er Intendant des Centraltheaters Leip­ zig. 2013 wird er mit Krieg und Frieden zum Berliner Theatertreffen eingeladen. Am Schauspiel Stuttgart waren von ihm Staub sowie die Uraufführung von Clemens Meyers Roman Im Stein zu sehen. 89 Das Stuttgarter Hutzelmännlein nach Eduard Mörike Regie Hanna Müller ——————————————————————— Premiere am 21. Januar 2017 im Schauspielhaus ——————————————————————— Ein Brot, das nie alle wird, und zwei Paar Glücksschuhe hat der Schustergeselle Seppe im Gepäck, als er sich auf die Wander­ schaft macht. All das hat ihm ein Hutzelmännlein geschenkt, das ihm in der Nacht vor seinem Aufbruch erschienen ist. Zum Dank sollte er ihm ein geheimnisvolles Klötzlein Blei bringen, das die Kraft besitzt, unsichtbar zu machen und einst im Blau­ topf versenkt worden war. Ein Paar Glücksschuhe sollte er selbst auf seiner Reise tragen, das andere an den Wegesrand stellen, so dass seine zukünftige Braut die Schuhe finden sollte. Nur lei­ der hat der Tölpel Seppe die Schuhe vertauscht: Sowohl er als auch seine Nachbarin Vrone, die das zweite Paar gefunden hat­ te, müssen sich lang mit einem falschen Schuh plagen. Mit mehr Glück als Verstand besteht Seppe zahlreiche Abenteuer und findet auf dem Heimweg schließlich das Zauber-Blei, ehe die Glücks­schuhe ihn und Vrone in einem spektakulären Draht­­seil­ akt schließlich zusammenführen. Mit Mörikes kunstvoll gestaltetem Märchen, in das auch die Historie von der schönen Lau eingebettet ist, begeben wir uns ein weiteres Mal auf Spurensuche nach Stoffen dieser Region. Wie Hauffs Das kalte Herz erzählt auch Das Stuttgarter Hutzelmännlein von der verzweifelten Suche nach dem Glück. Regisseurin Hanna Müller inszeniert Mörikes Erzählung mit Live-Musik von Max Braun für den Abendspielplan im Schauspielhaus. Eduard Mörike (1804 – 1875), geboren in Hanna Müller hat in der Spielzeit 2015 / 16 Ludwigsburg und verstorben in Stuttgart, am Schauspiel Stuttgart Erich Kästners verbringt die meiste Zeit seines Lebens Pünktchen und Anton inszeniert. Geboren in Stuttgart und der umliegenden Region. 1983, studiert sie von 2004 bis 2008 Regie Als Dichter, Erzähler und Übersetzer be­ an der Theaterakademie Hamburg. Sie wegt er sich zwischen Romantik und Rea­ assistiert am Deutschen Schauspielhaus lismus. Das Stuttgarter Hutzelmännlein Hamburg und am Schauspiel Hannover. ist neben der Mozart-Novelle Mörikes po­ Seit der Spielzeit 2011 / 2012 arbeitet sie pulärste Erzählung. 1853 erstmals erschie­ als freie Regisseurin unter anderem am nen, reicht die Entstehungsgeschichte bis Schauspiel Hannover, Theater Bielefeld, weit in die 30er Jahre zurück. Mörike spielt Theater Konstanz, Düsseldorfer Schau­ mit der Gattung des Märchens, wählt ganz spielhaus, am Theater Aachen. Daneben bewusst Schwäbizismen und aus dem ak­ realisiert sie freie Musiktheaterproduktio­ tiven Wortschatz längst verbannte Wörter, nen. Mit Deals von Jan Friedrich (Schau­ um ein ironisches Spiel mit seinem Leser spiel Hannover) ist sie zum Heidelberger zu treiben. Stückemarkt 2016 eingeladen. Eines langen Tages Reise in die Nacht von Eugene O’Neill Regie Armin Petras ——————————————————————— Premiere am 18. Februar 2017 im Schauspielhaus ——————————————————————— Ein Stück, „geboren aus frühem Schmerz, geschrieben mit Blut und Tränen“, so nannte Eugene O’Neill sein 1940 vollende­ tes Drama. Der autobiographisch gefärbte Text schildert einen einzigen Tag im Leben und Leiden der Familie Tyrone: Vater, Mutter, zwei Söhne, alle eingesperrt in ihren Abhängigkeiten und Neurosen. James Tyrone, einst ein gefeierter Schauspieler, kann seine armselige Jugend nicht vergessen und tyrannisiert die Familie mit seinem Geiz, an dem bereits ein Sohn zugrun­ de gegangen ist. Das Bewusstsein dieser Schuld treibt Tyrones Frau Mary in die Morphiumsucht. Der zweite Sohn James wird zum Trinker und Zyniker; sein jüngerer Bruder Edmund leidet an Schwindsucht, die als Sommergrippe bagatellisiert wird. Die Inszenierung von Armin Petras kontrastiert das Karussell der Lebenslügen, in das sich die Familie Tyrone verstrickt, mit dem Spielwitz der ehemaligen Schauspielerfamilie Tyrone. Gleich hinter der Fassade aus Komödiantik, Vaudeville und Travestie beginnt die Reise in die Dunkelheit der Nacht. 90 Eugene O’Neill kommt am 16. Oktober 1888 in New York als Sohn eines Schau­ spie­lerehepaares zur Welt. Obwohl ins Theaterleben hineingeboren, arbeitet er zunächst als Sekretär eines Versandhau­ ses, als Goldgräber und als Matrose. Nach einem gesundheitlichen Zusammenbruch im Jahr 1912 verbringt er sechs Monate in einem Sanatorium und beginnt zu schrei­ ben. Mit mehr als vierzig Stücken zählt Eugene O’Neill, der 1936 mit dem Nobel­ preis für Literatur ausgezeichnet wird, zu den angesehensten und erfolgreichs­ ten ame­ri­kanischen Dramatikern. Er stirbt am 27. November 1953. Eines langen Tages Reise in die Nacht wird auf eigenen Wunsch hin erst posthum veröffentlicht. 1956 wird es mit dem Pulitzer-Preis aus­ gezeichnet. Armin Petras, geboren 1964, studiert Schauspiel-Regie an der Hochschule für Schauspielkunst „Ernst Busch“ Berlin. Es folgen Stationen als Oberspielleiter am Theater Nordhausen, als Schauspiel­ direktor am Staatstheater Kassel und als Hausregisseur und Kurator der Spiel­ stätte schmidtstraße 12 am Schauspiel Frankfurt. Von 2006 bis 2013 ist er Inten­ dant des Maxim Gorki Theaters Berlin, seit Herbst 2013 leitet er das Schauspiel Stuttgart. Ehen in Philippsburg nach dem Roman von Martin Walser Regie Stephan Kimmig ——————————————————————— Uraufführung am 11. März 2017 im Schauspielhaus ——————————————————————— Hans Beumann zieht es nach Philippsburg, dem Zentrum des uneingeschränkten westdeutschen Wirtschaftswunders der 50er Jahre. Der Mann aus kleinen Verhältnissen findet hier Zugang zur guten Gesellschaft, verkehrt mit Anwälten und Rund­funkintendanten, Chefredakteuren und Industriellen – mit Menschen, die sich selbst ihr kleines Privatglück inszeniert haben. Der zunächst noch kritische Neuling Beumann erkennt die Spielregeln, passt sich an und verwandelt sich sehr schnell in einen erfolgreichen Aufsteiger dieser bigotten Gesellschaft. Beumann ist auf dem Weg zu Erfolg und Anerkennung und be­ ginnt ein echtes Philippsburger Leben. Rücksichtsloser Egois­ mus, eitle Beschränktheit und gewissenloses Karrierestreben bestimmen das Handeln der Menschen. Betrug und Heuchelei beherrschen ihre Beziehungen. Aber der Zustand dieser wieder restaurativ stabilisierten Gesellschaft ist kritisch. Das zeigen die Ehen der Erfolgreichen: die eine wird durch Ehrgeiz, die andere durch Gewohnheit, eine dritte dadurch zusammengehalten, dass eine Scheidung einem Skandal gleichkommt. Martin Walser beschreibt am Beispiel Stuttgarts die menschlichen Obsessio­ nen und Desaster der Wirtschaftswunderjahre. Er demonstriert, wie laut das bewusste Schweigen über die Vergangenheit sein kann, wie selbstvergessen und selbstzerstörerisch das Be­harren auf einer geschichtslosen Gegenwart ist. Martin Walser, 1927 in Wasserburg (Boden­ see) geboren, lebt in Überlingen. Walsers erster Roman Ehen in Philippsburg er­ scheint nach seinem Band mit Erzählun­ gen Ein Flugzeug über dem Haus im Jahr 1957. Walser schreibt ihn in Stuttgart noch während seiner Tätigkeit bei der im Auf­ bau begriffenen Fernsehabteilung des Süddeutschen Rundfunks. Das Grund­ thema seiner Werke, Aufstiegs- und Iden­ titätsprobleme des bundesdeutschen Mit­ telstandes, scheint in seinem Erstling be­ reits auf. Er erhält für das Manuskript den ersten Hermann-Hesse-Preis. 1981 erhält er den Georg-Büchner-Preis, 1998 den Friedenspreis des Deutschen Buchhan­ dels. Sein jüngster Roman Ein sterbender Mann erscheint im Januar 2016. Stephan Kimmig, geboren 1959 in Stuttgart, studiert von 1981 bis 1984 Schauspiel an der Neuen Münchner Schauspielschule. Von 1998 bis 2000 ist er fester Regisseur des Schauspiel Stuttgart. Danach insze­ niert er am Deutschen Theater Berlin, den Münchner Kammerspielen, dem Wiener Burgtheater sowie regelmäßig am Thalia Theater Hamburg unter der Intendanz von Ulrich Khuon, dem Kimmig 2009 als Haus­ regisseur ans Deutsche Theater Berlin folgt. Seine Arbeiten werden vielfach aus­ ge­zeichnet. Neben regelmäßigen Einla­ dun­gen zum Berliner Theatertreffen, dar­ unter Thyestes (Schauspiel Stuttgart), Nora und Maria Stuart (Thalia Theater Ham­ burg), erhält der Regisseur unter ande­rem den Wiener Nestroy-, den Rolf-Mares und den Faust-Preis sowie den 3sat-Inno­ vationspreis für zukunftsweisende Leis­ tungen im Deutschen Schauspiel. Nach August: Osage County. Eine Familie und Orest. Elektra. Frauen von Troja ist Ehen in Philippsburg seit Beginn der Inten­danz von Armin Petras seine dritte Inszenie­ rung am Schauspiel Stuttgart. Der Kirschgarten Komödie von Anton Tschechow Regie Robert Borgmann ——————————————————————— Premiere am 13. April 2017 im Schauspielhaus ——————————————————————— Jeder kennt das Land seiner Kindheit. Wer will es schon verlas­ sen? Dann beginnt das Leben. Ganz anders als erwartet. Als die Ranjewskaja nach Jahren im Ausland in ihre Heimat zu­ rückkehrt, ist nichts mehr wie es war. Der riesige Kirschgarten ihres Elternhauses steht in voller Blüte, doch das Landgut ist komplett verschuldet. Nachdem ihr kleiner Sohn im nahe gele­ genen Fluss ertrunken war, ist sie damals mit ihrem Geliebten nach Frankreich geflohen. Nun, da der endgültige Ruin droht, hat ihre Tochter Anja sie zurückgeholt. Alle erwarten sie. Es droht die Zwangsversteigerung. Um ihr zu entgehen, gibt es nur einen einzigen Ausweg, den der Geschäftsmann Lopachin ihr und ihrem Bruder Gajew aufzeigt: die Abholzung des geliebten, aber unprofitablen Kirschgartens und das Parzellieren des Landes für Ferienhäuser, um so mit dem Besitz endlich Geld zu verdienen. Doch die Ranjewskaja ist nicht bereit, diesen Weg zu gehen. Lieber verliert sie alles, als sich auf diesen Vorschlag einzulassen. Tschechow erzählt die Geschichte einer grenzenlos überforder­ ten Übergangsgesellschaft, die ohne Aussicht auf eine Zukunft am Alten festhält. Doch das Leben, wie man es kannte, ist an sei­ ne Grenzen geraten, es existiert nicht mehr – die Konfrontati­ on mit der Realität mündet in die Katastrophe. Schauspiel Stuttgart 16/17 Anton Tschechow, geboren 1860 in Tagan­ rog am Asowschen Meer, arbeitet nach Abschluss des Medizinstudiums zeitweise als Arzt. Ab 1881 erste Veröffentlichungen in Zeitungen, 1884 erscheint der erste Er­ zählband, 1887 wird Iwanow am Moskauer Theater uraufgeführt. Es folgen die Urauf­ führungen Die Möwe 1896 in Petersburg und Onkel Wanja 1899 am Moskauer Künstlertheater. Heirat mit der Schauspie­ lerin Olga Knipper. 1904 sein letztes Stück Der Kirschgarten. Am 3. Juni 1904 reist er mit seiner Frau zur Kur nach Badenweiler, wo er in der Nacht zum 2. Juli an seiner Tuberkuloseerkrankung stirbt. Robert Borgmann studiert Bildende Kunst in London sowie Philosophie und Ger­ manistik an der Universität Köln. Nach Dramaturgie- und Regieassistenzen am Schauspiel Köln folgt ein Studium der Re­ gie an der Hochschule für Schauspiel­ kunst „Ernst Busch“ Berlin. Seither arbei­ tet er als freier Regisseur u. a. am Deut­ schen Theater Berlin, der Schaubühne Berlin, Schauspiel Köln, Schauspielhaus Zürich, Centraltheater Leipzig, dem Maxim Gorki Theater Berlin, dem Wiener Burg­ theater und dem Theater Basel. Seine ers­ te Inszenierung am Schauspiel Stuttgart, Onkel Wanja von Anton Tschechow, wird 2014, seine Uraufführung von Ewald Pal­ metshofers die unverheiratete am Burg­ theater im Jahr 2015 zum Berliner Theater­ treffen eingeladen. Der Kirschgarten wird seine vierte Inszenierung am Schauspiel Stuttgart sein. 93 Alice im Wunderland nach dem Roman von Lewis Carroll Regie Stefan Pucher ——————————————————————— Premiere am 13. Mai 2017 im Schauspielhaus ——————————————————————— An einem heißen Sommertag, der langweiliger nicht sein könn­ te, huscht plötzlich ein weißes Kaninchen an Alice vorbei. Das wäre weiter nicht ungewöhnlich, würde das Kaninchen nicht eine Taschenuhr aus seiner Westentasche ziehen und panisch „O weh! O weh! Ich werde zu spät kommen!“ murmeln. Bren­ nend vor Neugier beschließt die kleine Alice, dem ungewöhn­ lichen Tier hinterherzueilen, um gerade noch zu sehen, wie es mit einem gewaltigen Satz in einem Erdloch verschwindet. Im nächsten Augenblick springt Alice hinterher, ohne auch nur im Geringsten daran zu denken, wie um alles in der Welt sie jemals wieder dort herauskommen sollte. Durch den Kaninchenbau betritt Alice ein Wunderland mit einer Vielzahl sonderbarer sprechender Kreaturen, die ihr bei weitem nicht alle wohlge­ sonnen sind. Sie landet schließlich im Schloss der Herz­königin, die die schlechte Angewohnheit besitzt, ihre Untergebenen – einen Hofstaat aus Spielkarten – nach Lust und Laune köpfen zu lassen. Und so findet sich auch Alice nach einer CricketPartie mit Flamingos plötzlich auf der Anklagebank. Lewis Carroll’s Alice ist mit seiner einzigartigen Art von Nonsens zu einem Klassiker der Weltliteratur avanciert, den Stefan Pucher für Erwachsene mit Musik auf der Bühne im Schauspielhaus inszeniert. Stefan Pucher, 1965 in Gießen geboren, studiert Theaterwissenschaft und Ameri­ kanistik in Frankfurt. Ab Mitte der 90er Jahre beschäftigt er sich intensiv in ver­ schiedenen Performance-Projekten mit dem Zusammenspiel von Videokunst, Musiksamples und literarischen Stoffen Lewis Carroll ist das Pseudonym von und arbeitet kontinuierlich am Theater am Charles Lutwidge Dodgson, geboren am Turm (TAT) in Frankfurt. 1999 inszeniert er 27. Januar 1832 in Daresbury. Sein berühm­ am Theater Basel mit Tschechows Kirschtestes Werk Alice im Wunderland, das er garten erstmals einen klassischen Theater­ zur Unterhaltung seiner kleinen Freundin ­text. Es folgen Inszenierungen am Deut­ Alice Liddell, der Tochter des Dekans vom schen Schauspielhaus Hamburg, an der Christ Church College in Oxford schreibt, Volksbühne am Rosa-Luxemburg-Platz in erscheint 1865; sieben Jahre später folgt Berlin, an den Münchner Kammerspielen die Fortsetzung Durch den Spiegel. Er und am Schauspielhaus Zürich, wo er von stirbt am 14. Juli 1898 an einer Bronchitis. 2000 bis 2004 Hausregisseur ist. 2005 wird Seine Werke, die als sogenannte Nonsens- Pucher in der Jahresumfrage der Zeit­ Literatur bezeichnet werden, sind bis schrift „Theater heute“ zum Regisseur des heute populär und haben nicht nur Kinder­ Jahres gewählt. Sechsmal werden seine literatur, sondern ebenso Schriftsteller Inszenierungen zum Berliner Theater­ wie James Joyce, Surrealisten wie André treffen eingeladen. Zurzeit führt Stefan Breton und den Maler und Bildhauer Max Pucher unter anderem an den Münchner Ernst beeinflusst. Alice wird dutzende Kammerspielen, am Thalia Thea­ter Ham­ Male verfilmt, unter anderem adaptierte burg, am Schauspielhaus Zürich und am Tim Burton den Stoff für die Leinwand. Deutschen Theater Berlin Regie. Arsen und Spitzenhäubchen Komödie von Joseph Kesselring Regie Jan Bosse ——————————————————————— Premiere am 10. Juni 2017 im Schauspielhaus ——————————————————————— Familie Brewster zeigt Anzeichen durchgängigen Wahnsinns: unter dem Deckmantel hochanständiger Wohltätigkeit erlösen die beiden älteren Schwestern Abby und Martha in Serie ein­ same Herren, die bei ihnen auf der Suche nach einer Unterkunft auftauchen, von ihrem – ihrer Meinung nach – traurigen Da­ sein. Ihr Neffe Teddy hält sich für den Präsidenten der Ver­ einigten Staaten und gräbt im Keller den Panama-Kanal, in dem die beiden Damen regelmäßig ihre Opfer begraben. Der ahnungslose Mortimer, seines Zeichens Theaterkritiker und Bruder von Teddy, scheint der einzig „Normale“ in dieser Familie. Als er die frischeste Leiche zufällig entdeckt, ist er als Krisenmanager gefordert. Für weitere Eskalation sorgt das Auf­ tauchen eines dritten Neffen namens Jonathan, international gesuchter Schwerverbrecher mit dem Gesicht von Boris Karloff. Er und sein Kompagnon Dr. Einstein, ein plastischer Chirurg, der regel­mäßig für Umoperationen zur Aufrechterhal­ tung von Jonathans Tarnung sorgt, wollen ebenfalls eine Lei­ che verschwinden lassen. Derweil geht die Polizei Anzeigen nächtlicher Ruhestörung nach, aufgrund der Absurdität blind für die wahren Verbrechen. So weit so grotesk, skurril und komisch. Was aber, wenn die beiden netten Damen gar nicht so harmlos und naiv sind, wie sie sich geben? 94 Joseph Kesselring, geboren 1902 in New York. Er beginnt seine Karriere als Schau­ spieler und Regisseur und ist ab 1933 als freiberuflicher Theaterautor tätig. Arsen und Spitzenhäubchen, entstanden 1939, hat 1941 am Broadway Premiere und läuft dort über drei Jahre insgesamt 1.444-mal vor ausverkauftem Haus. Die HollywoodVerfilmung mit Cary Grant kommt 1944 in die Kinos und entwickelt sich zum Film­ klassiker. Von seinen insgesamt zwölf Theaterstücken bleibt Arsen und Spitzenhäubchen Kesselrings einziger Erfolg. Jan Bosse, geboren 1969 in Stuttgart, be­­ ginnt seine Theaterkarriere nach dem Stu­ dium gleich an den Münchner Kammer­ spielen und dem Deutschen Schauspiel­ haus in Hamburg. In den vergangenen Jahren inszeniert er vor allem in Wien am Burgtheater, Thalia Theater in Hamburg, Maxim Gorki Theater in Berlin, dem Schau­ spielhaus Zürich und am Schauspiel Stutt­ gart. In Stuttgart entstehen zuletzt die Pro­ duktionen von Ingmar Bergman Sze­nen einer Ehe und Herbstsonate. Mehrere Ein­ ladungen zum Berliner Theatertreffen. Chelsea Hotel Ein musikalischer Abend Leitung Max Braun, Sébastien Jacobi und Hanna Plaß ——————————————————————— Premiere am 23. September 2016 im Kammertheater ——————————————————————— 222 West 23rd Street, Manhattan, New York, NY 10011: Um das New Yorker Chelsea Hotel und seine Bewohner ranken sich unzählige Mythen, Halbwahrheiten und Gerüchte. Über ein Jahrhundert war es die Heimat von Künstlern und Bohemiens, die hier für wenig Geld abseits der Mainstream-Kultur einen Unterschlupf fanden. Hier wurde auf bürgerliche Konven­tionen gepfiffen, hier teilten sich Pimps und Beat Poeten den Fahrstuhl, Drag Queens und Pulitzerpreisträger feierten mit Trick­betrügern und Performancekünstlern, Punks trieben sich neben Malern, Schauspielern und Opernkomponisten durch die nächt­lichen Gänge – ein Zufluchtsort für die Außenseiter und die Exzen­ triker. Stanley Kubrick und Arthur C. Clarke diskutierten im 10. Stock das Drehbuch zu 2001: Odyssee im Weltraum, Dylan Thomas sprach hier seine berühmten letzten Worte „I’ve had 18 straight Whiskys, and I think that’s the record.“ The Velvet Underground jammten neben Bob Dylan. Leonard Cohen gab vor Kris Kristofferson zu sein, um Janis Joplin zu verführen und die Warhol-Muse Edie Sedgwick setzte ihr Hotelzimmer in Brand. Über das wilde Treiben wachte Hotel­manager Stanley Bard, der schon mal ein Gemälde an Stelle der ausstehenden Miete entgegen nahm. Hanna Plaß und das Ensemble des Schauspiel Stuttgart erwecken mit einer Konzert-Performance die Mythen des Chelsea Hotel wieder zum Leben. Sébastien Jacobi ist 1970 in Köln geboren. Ausbildung an der Hochschule für Musik und Darstellende Kunst Frankfurt /Main, u. a. Unterricht bei Dennis Hopper. Nach Fest­ engagements am Theater Basel, Theater Dortmund, Schauspiel Köln und Schauspiel Frankfurt, wo er u. a. mit Michael Thalheimer, Christof Loy, Martin Wuttke, Dusan David Parizeck und Philipp Preuss zusammenarbeitet, folgen eigene Arbeiten als Regisseur und Bühnenbildner am Theater Aan Het Spui, Den Haag, Festival für Modernen Tanz, am Schauspiel Frankfurt, Theater Bielefeld und in Klagenfurt. Auf dem Ingmar Bergman Festival 2012 in Stockholm vertritt seine Inszenierung Je suis complètement battue das Schauspiel Frankfurt. Regelmäßige Zusammenarbeit mit dem Künstlerkollektiv The Globe (Bregenz/Mailand). Hanna Plaß, geboren 1989 in London, stu­ Max Braun, geboren 1979 in Stuttgart. Von diert von 2008 – 2011 Schauspiel an der 2002 bis 2007 studiert er an der Hochschu­ Otto-Falckenberg-Schule in München. Wäh­ le für Medien in Stuttgart. Neben seiner rend ihres Studiums war sie u.a. in Armin Tätigkeit als Gitarrist und Songwriter in Petras Inszenierung John Gabriel Bork- mehreren Bands befasst er sich mit Mu­ man an den Münchner Kammerspielen zu sikkomposition und Sounddesign im Kon­ sehen. Über ihre Theaterarbeit hinaus text der audiovisuellen Medien sowie des wirkt sie in Kino- und verschiedenen Fern­ Theaters. Max Braun arbeitet in den ver­ sehproduktionen mit. Als Ginger Redcliff gangen Jahren in verschiedenen Produk­ tritt Hanna Plaß am Klavier auf und hat be­ tionen am Schauspiel Stuttgart, hier über­ reits zwei Alben veröffentlicht. Seit der nimmt er u. a. die musikalische Leitung bei Spielzeit 2013 / 2014 ist sie im Ensemble Pünktchen und Anton, sowie am Staats­ des Schauspiel Stuttgart, wo sie u. a. in theater Karlsruhe und am Rheinischen The Fairy Queen, Die Dreigroschenoper, Landestheater in Neuss. Gemeinsam mit Tschewengur und Tote Seelen zu sehen ist. seiner Schwester Laura Braun veröffent­ Für das Nord­labor 1 konzipiert sie in der licht er die Alben Telltale und Highwire vergangenen Spielzeit den Liederabend Haywire und tourt damit durch Deutsch­ Beautiful Losers. land und Großbritannien. Töchter und Söhne der Stadt (AT) Stückentwicklung von Jan Neumann Regie Jan Neumann ——————————————————————— Uraufführung am 20. Januar 2017 im Kammertheater ——————————————————————— Der Cannstatter Schuster Salomon Idler stürzte Mitte des 17. Jahrhunderts bei seinem ersten und letzten Flugversuch mit zwei selbst konstruierten Flügeln in eine Holzbrücke, die sofort einstürzte. Vier Hühner fanden den Tod. Der Schuster überleb­ te, riss sich wütend seine Flügel vom Leib und betätigte sich fortan lieber als Poet und Schauspieler. Vom fliegenden Schuster und Luftfahrtpionieren, von national­ sozialistischen Prähistorikern über den Verfasser der Einfüh­ rung in die Katalogkunde hin zum Erfinder der Fliegenklatsche, von Silhouetteuren zu berühmten Kunsterzgießern und Giftgas­ entwicklern hin zum Gründer des Zentralblattes für Gynäkolo­ gie oder dem Erfinder der Reformunterwäsche: Stuttgarts Ge­ schichte ist voll von berühmten Persönlichkeiten – die heute keiner mehr kennt. Hinzu kommt die Masse an Menschen, die nichts hervorbrachten, was sie überlebte – die absolut Unbe­ kannten und Vergessenen – die doch eines gemeinsam haben mit den Berühmten: Auch sie sind Töchter und Söhne der Stadt. Jan Neumann und das Ensemble suchen in den Archiven nach Spuren, die die Bekannten und die ewig Unbekannten in den hintersten Ecken des kollektiven Gedächtnisses hinterlassen haben. Schauspiel Stuttgart 16/17 Jan Neumann, geboren 1975, ist ursprüng­ lich Schauspieler. Nach seiner Ausbildung an der Bayerischen Theaterakademie ist er festes Ensemblemitglied am Bayeri­ schen Staatsschauspiel München (1998 – 2001) und am Schauspiel Frankfurt (2001 – 2006), wo er in der Spielzeit 2004/2005 bei seinem ersten eigenen Stück Gold­fischen auch zum ersten Mal Regie führt. Sein zweites Stück Liebesruh wird 2005 am Thalia Theater Hamburg uraufgeführt. Mitt­lerweile arbeitet er als Regisseur und Autor und entwickelt seine Stücke meist erst im Probenprozess, wie Fundament (2009) und Frey ! (2011) am Schauspiel Stuttgart. Jan Neumann erhält 2011 den Förderpreis Komische Literatur Kassel. Seit der Spielzeit 2014/2015 ist er Haus­ regisseur am Deutschen Nationaltheater Weimar. 2014 / 2015 bringt er seine Stück­ entwicklung Die Stadt das Gedächtnis in Stutt­gart zur Uraufführung. 97 Glückliche Tage von Samuel Beckett Regie Armin Petras ——————————————————————— Premiere am 3. März 2017 im Kammertheater ——————————————————————— „Weite versengte Grasebene, die sich in der Mitte zu einem klei­ nen Hügel erhebt. Größte Einfachheit und Symmetrie. Grelles Licht.“ So beschreibt Samuel Beckett das Szenario, in das er sein Stück Glückliche Tage einbettet. Im Zentrum steht ein älteres Paar, Winnie und Willie. Die beiden vegetieren im Vakuum der Einöde. Sie stehen am Ende einer Beziehung und am Ende ei­ ner Welt. Willie ist schwerhörig und bewegt sich nur noch krie­ chend voran. Winnie steckt bis zur Brust im Boden – ein weib­ licher Torso. Vor der Gewissheit ihres Untergangs flüchtet sie in das rastlos zelebrierte Ritual banaler Betätigungen: in nutz­ lose Verrichtungen des Alltags und in ein absurdes Spiel mit Gegenständen, die ihren Sinn verloren haben. Winnie kämmt sich die Haare, putzt sich die Zähne, besieht sich selbst im Spie­ gel – und ihr Fazit klingt forciert wohlgemut: „Keine Besserung, keine Verschlimmerung, keine Veränderung, keine Schmerzen.“ Ein Duft, ein Geräusch, eine Liedzeile aus den Operetten ihrer Jugend – all dies sorgt bei ihr für kurze Euphorie. So beschwö­ ren die Monologe ihrer Isolation mal den Glanz jedes einzel­ nen glücklichen Tags, mal balancieren sie am Rand des Schwei­ gens, das ihren Ehemann Willie bereits umfängt. Auch seine seltenen Lebenszeichen erfüllen Winnie mit Hoffnungsblitzen, die binnen Sekunden verglühen. Ein tragikomisches Stück Welt­ literatur und eine Nahaufnahme vom Ende der Zeit. 98 Samuel Beckett wird am 13. April 1906 in Dublin geboren und stirbt am 22. Dezem­ ber 1989 in Paris. Er zählt zu den inno­va­ tivsten und einflussreichsten Autoren des 20. Jahrhunderts. Ab 1923 studiert Beckett romanische Sprachen und Eng­ lisch in Dublin. Bildungsreisen führen ihn 1926 und 1927 nach Frankreich, Venedig und Florenz. Nach dem Studium arbeitet Beckett zunächst als Gymnasiallehrer in Belfast, dann zwei Jahre als Englisch­ lektor an der renommierten École norma­ le supérieure in Paris. Hier findet er Zu­ gang zum Pariser Künstler­leben und lernt seinen berühmten Landsmann James Joyce kennen. Die Begegnung macht einen starken Eindruck auf Beckett und er arbeitet eine Zeit lang als dessen Sekretär. 1937 zieht Beckett endgültig nach Paris, wo seine spätere Ehefrau, die Pianistin Suzanne Deschevaux-Dumesnil kennen lernt. Ab 1929 erscheinen erste Publikationen von Beckett; wiederholt werden seine Werke jedoch von den Ver­ legern zurückgewiesen. Seinen Durch­ bruch feiert Beckett erst im Jahr 1953 mit dem Stück Warten auf Godot, für das sich zunächst kein Spielort finden lässt, das aber bald weltweit zu einer Ikone des absurden Theaters wird. Glück­liche Tage entsteht 1961 und zählt mit Warten auf Godot und Endspiel zu Becketts meist­ gespielten Stücken. 1969 erhält der Autor den Nobelpreis für Literatur. Bilder deiner großen Liebe nach dem Roman von Wolfgang Herrndorf, Theaterfassung von Robert Koall Regie Jan Gehler ——————————————————————— Stuttgarter Premiere am 24. September 2016 im Nord ——————————————————————— Bilder deiner großen Liebe, Wolfgang Herrndorfs letzter Roman, ist die Geschichte des verrückten, hellsichtigen Mädchens Isa. Sie bricht aus und beginnt eine Reise durch Wälder, Felder, Dörfer und an der Autobahn entlang. Eine romantische Wande­ rung durch Tage und Nächte. Isa begegnet den Menschen – freundlichen und rätselhaften, schlechten wie traurigen. Und auf einer Müllhalde trifft sie zwei Vierzehnjährige, einer davon, der schüchterne blonde, gefällt ihr. Atemlos folgt man einer Heranwachsenden, die sich vorbehaltlos und unvorsichtig ins Leben schmeißt. Isa ist eine Über-dem-Abgrund-Schwebende in ihrer Verrücktheit, ihrer Radikalität und auch in ihrer Ge­ fährdung. Ihre Einsamkeit ist nicht die Einsamkeit des Verlas­ senseins, sondern eine existentielle Erfahrung. Deshalb ist sie auch kein bedauernswertes Opfer, sondern eine starke, junge Frau. Wolfgang Herrndorfs unvollendetes Fragment erinnert an Büchners Lenz – gestrickt nach dem Muster einer road novel ist es nicht nur die eigenwillige Geschichte eines vierzehn­ jährigen Mädchens, das barfuß durch die Welt stolpert. Es ist auch eine Tarnung, mit deren Hilfe Wolfgang Herrndorf viel­ leicht konsequenter denn je die Auf-sich-Zurückgeworfenheit und Bruta­lität von Leben im Angesicht des Todes erzählt hat. Eine Übernahme aus dem Staatsschauspiel Dresden Wolfgang Herrndorf, geboren 1965 in Hamburg. Nach dem Studium der Malerei arbeitet er unter anderem für die Satire­ zeitschrift Titanic als Illustrator. Sein De­ büt als Schriftsteller gibt er 2002 mit dem Roman In Plüschgewittern. 2007 erscheint der Erzählband Diesseits des Van-AllenGürtels. Er erhält zahlreiche Literatur­ preise, darunter den Deutschen Erzähler­ preis (2008) und den Jugendliteraturpreis für den Roman Tschick (2011). Unheilbar erkrankt schreibt er über die Krankheit seinen Blog Arbeit und Struktur. 2013 nimmt er sich, im Alter von 48 Jahren, das Leben. Jan Gehler, 1983 in Gera geboren, studiert Szenische Künste an der Universität Hil­ desheim. Von 2009 bis 2011 ist er Regie­ assistent am Staatsschauspiel Dresden, wo er in der Spielzeit 2011/2012 die Urauf­ führung von Wolfgang Herrndorfs Roman Tschick inszeniert, die 2012 zum Theater­ festival Radikal jung nach München so­wie zum Heidelberger Stückemarkt einge­ laden wird. Außerdem erhält er für diese Arbeit eine Nominierung für den renom­ mierten Theaterpreis Der Faust. Weitere Arbeiten führen ihn ans Volkstheater München sowie ans Maxim Gorki Theater Berlin. Seit der Spielzeit 2013/2014 ist Jan Gehler Hausregisseur am Staatsschau­ spiel Dresden. In Stuttgart bringt er 2014 Furcht und Ekel. Das Privatleben glück­ licher Leute von Dirk Laucke zur Urauffüh­ rung, das 2015 zu den Mülheimer Theater­ tagen eingeladen wird. Feuerschlange von Philipp Löhle Regie Dominic Friedel ——————————————————————— Uraufführung am 29. Oktober 2016 im Nord ——————————————————————— Man stelle sich vor: In einer kleinen schwäbischen Stadt wird eines der weltweit meistverkauften Sturmgewehre hergestellt. 640 Personen arbeiten an einem Gerät, das dazu dient, zu töten. Man stelle sich vor: Der kleine Betrieb in der kleinen schwä­ bischen Stadt erwirtschaftete nach Eigenaussage im Jahr 2012 235 Millionen Euro. Man stelle sich vor: In Deutschland gibt es sehr strenge Auf­ lagen für Rüstungsexporte. Anders als bei „normalen“ Waren, dürfen Waffen und Kriegsgerät nicht einfach so überall hin ver­ kauft werden. Man stelle sich vor: Auf zahlreichen Fotos, von mexikanischen Drogenkillern bis zu syrischen IS-Kämpfern, posieren immer wieder Leute mit einem Gewehr aus der Produktion des klei­ nen schwäbischen Betriebs. Der Autor Philipp Löhle sucht nach den Geschichten hinter diesen Fotos: nach abstrusen Nachrichten von verschlungenen Exportwegen in einer Welt, in der alles mit allem zusammen­ hängt. Nach dem Stück Fluchtfahrer, das in der Spielzeit 2013/2014 im Nord zu sehen war, schreibt Philipp Löhle im Auftrag des Schauspiel Stuttgart einen weiteren Theatertext, der im Oktober zur Uraufführung kommt. Schauspiel Stuttgart 16/17 Philipp Löhle, geboren 1978, arbeitet als Regisseur und Theaterautor. Für seine Stücke wird er mehrfach ausgezeichnet, u. a. mit dem Förderpreis des Bundesver­ bandes der Deutschen Industrie und mit dem Jurypreis des Heidelberger Stücke­ markts. Mehrfach wird er für den Mülhei­ mer Dramatikerpreis nominiert: 2008 für Genannt Gospodin, 2012 für Das Ding, und 2014 für Du (Normen). Er war Haus­ autor u. a. am Maxim Gorki Theater Berlin, am Nationaltheater Mannheim und am Staats­theater Mainz. In Mainz und Magde­ burg führt er auch selbst Regie. Dominic Friedel wird 1980 in Ansbach ge­ boren. Von 2007 bis 2011 ist er als Regie­ assistent am Maxim Gorki Theater enga­ giert, wo er auch zahlreiche eigene Regie­ arbeiten realisiert. Danach arbeitet er von 2012 – 2015 als Hausregisseur am National­ theater Mannheim. Daneben Inszenierun­ gen am Theater Bonn, Konzert Theater Bern und am Schauspielhaus Graz. Mit dem Autor Philipp Löhle verbindet ihn eine langjährige Zusammenarbeit, aus der einige zu Festivals eingeladene Urauffüh­ rungen hervorgehen: Die Überflüssigen wird 2011 zum Heidelberger Stücke­markt, Der Wind macht das Fähnchen zu den Autorentheatertagen Berlin 2013 und dem NRW-Theatertreffen 2013 eingeladen. 2015 wird seine Inszenierung Seymour von Anne Lepper sowohl für den Heidelberger Stückemarkt als auch für das Schweizer Theatertreffen aus­gewählt. 101 Die Erfindung der Roten Armee Fraktion durch einen manisch-depressiven Teenager im Sommer 1969 nach dem Roman von Frank Witzel Regie Armin Petras ——————————————————————— Uraufführung / Stuttgarter Premiere am 16. Dezember 2016 im Nord ——————————————————————— Für die berührend-komische Geschichte eines Jungen aus der hessischen Provinz, der sich im Alter von dreizehneinhalb Jah­ ren auf der Schwelle zum Erwachsenwerden befindet, erhielt Frank Witzel 2015 den Deutschen Buchpreis. In diese Geschich­ te der Lehr- und Wanderjahre eines Heranwachsenden ist eine minutiöse Rekonstruktion der alten Bundesrepublik einge­ woben. Witzel zeigt das politische Erwachen eines Landes, das gerade beginnt, sich vom Muff der unmittelbaren Nachkriegs­ zeit zu befreien. Diese Ära des Umbruchs wird in einem kalei­ doskopartigen Erzählgewebe heraufbeschworen, welches sich aus unterschiedlichen literarischen Formen zusammensetzt, vom Gesprächsprotokoll zur Action-Szene, vom inneren Mono­ log bis zum philosophischen Traktat. Das Resultat ist eine wag­ halsige Zerreißprobe zwischen Beatles und Rolling Stones, katholischer Kirche und Psychoanalyse, erster Liebe und poli­ tischer Radikalisierung, zwischen Humor und Depression. Armin Petras bringt die Geschichte als Koproduktion mit der Berliner Schaubühne unter Beteiligung der Stuttgarter Band Die Nerven auf die Bühne. 102 Eine Koproduktion mit der Schaubühne am Lehniner Platz Berlin Frank Witzel, geboren 1955 in Wiesbaden, verfasst seit dem Jugendalter Lyrik, Prosa, Essays und Beiträge für Kultur- und Lite­ra­ ­turmagazine. 1978 veröffentlicht er seinen ersten Gedichtband Stille Tage in Cliché, 1980 folgt Tage ohne Ende. 2001 wird der Roman Bluemoon Baby veröffentlicht, der ihm zum Durchbruch verhilft. Für sein Roman­projekt Die Erfindung der Roten Armee Fraktion durch einen manischdepressiven Teenager im Sommer 1969 er­ hält Witzel 2012 den Robert Gernhardt Preis, nach seiner Veröffentlichung wird der Roman 2015 mit dem Deutschen Buchpreis ausgezeichnet. Zuletzt ver­ öffentlicht er gemeinsam mit dem Histo­ riker Philipp Felsch (Der lange Sommer der Theorie) das Buch BRD Noir. Die Maßnahme von Bertolt Brecht, Musik von Hanns Eisler Regie Thomas Schmauser ——————————————————————— Premiere am 24. Februar 2017 im Nord ——————————————————————— Vier kommunistische Agitatoren stehen vor einem Parteigericht, dargestellt durch den „Kontrollchor“. Sie haben in China kom­ munistische Propaganda getrieben und ihren jüngsten Genos­ sen erschießen müssen. Um dem Gericht die Notwendigkeit dieser Maßnahme zu beweisen, zeigen sie, wie sich der junge Genosse in den verschiedenen politischen Situationen verhalten hat: Die Agitatoren gewinnen schnell zahlreiche Anhän­ ger für ihre Idee, der junge Genosse vermag jedoch nicht, sich in angemessener Weise taktisch zu verhalten: immer wieder verfällt er in Mitleid und Aktionismus, statt die beschlossenen Aktionen durchzuführen. Er gefährdet die Arbeit der Gruppe. Als sie entlarvt werden, töten sie den jungen Genossen mit dessen Einverständnis, um nicht selbst getötet zu werden. Das Lehrstück endet mit der grundsätzlichen Diskussion, wie weit die Revolution moralische Grundsätze verletzen darf, um Aus­ beutung und Unterdrückung wirksam zu bekämpfen. – Noch kurz vor seinem Tod hat Brecht ein Aufführungsverbot erlassen, gleichzeitig aber das Lehrstück Die Maßnahme als „Theater der Zukunft“ bezeichnet. „Ändere die Welt, sie braucht es“, heißt es in dem Text. Mit Blick auf die 100. Geburtstage Brechts und des Kompo­nisten Hanns Eisler 1998 ist Die Maßnahme wieder für Aufführungen freigegeben worden: Ändere das Theater, denn es braucht es. Eine Koproduktion mit der Akademie für Darstellende Kunst Baden-Württemberg Bertolt Brecht wird am 10. Februar 1898 Thomas Schmauser, 1972 in Burgebrach in Augsburg geboren und stirbt am 14. Au­ geboren, absolviert von 1992 bis 1996 gust 1956 in Berlin. Von 1917 bis 1918 stu­ seine Schauspielausbildung an der Ottodiert er in München Naturwissenschaften, Falckenberg-Schule in München. Während Medizin und Literatur. Während seines des Studiums spielt er bereits mehrmals Studiums beginnt Brecht Theaterstücke an den Münchner Kammerspielen sowie zu schreiben. Neben Der Jasager/Der am Schauspielhaus Zürich. Seit 1994 ar­ Neinsager gehört Die Maßnahme zu den beitet er regelmäßig für Film und Fern­ sogenannten Lehrstücken. Es entsteht sehen u. a. in Nach fünf im Urwald (Regie in enger Zusammenarbeit mit dem Kom­ Hans-Christian Schmid) sowie Under­ ponisten Hanns Eisler aus einer Um­ar­ taker’s Paradise (Regie Mathias X. Oberg). beitung der Schuloper Der Jasager, die Von 1997 bis 2000 ist Thomas Schmauser Brecht um 1929/30 nach einer japanischen am Schauspielhaus Hannover engagiert, Nō-Theater-Vorlage in der Übersetzung ab der Spielzeit 2000/2001 am Thalia Thea­ von Elisabeth Hauptmann schreibt. Urauf­ ­ter Hamburg, wo er mit Regisseuren wie geführt wird Die Maßnahme im Dezember. Stephan Kimmig, Andreas Kriegenburg, Aufgrund harter Kritik schreibt Brecht Armin Petras und Christiane Pohle zusam­ nach der Uraufführung eine zweite Fas­ menarbeitet. Von 2007 an ist Thomas sung. 1933 verlässt Brecht mit seiner Fa­ Schmauser im Ensemble der Münchner milie Berlin und flüchtet nach Dänemark, Kammerspiele. Dort realisiert er 2012 mit später nach Schweden, Finnland und in Du mein Tod seine erste Regiearbeit, die die USA. 1948 kehrt er aus dem Exil nach zu den Berliner Autorentheatertagen ein­ Berlin zurück, wo er bis zu seinem Tod als geladen wird, 2015 inszeniert er dort Autor und Regisseur tätig ist. Brechts Mutter Courage und ihre Kinder. Katzelmacher von Rainer Werner Fassbinder Regie Eugen Jebeleanu ——————————————————————— Premiere am 7. April 2017 im Nord ——————————————————————— Katzelmacher war 1968 Fassbinders erstes im Action-Theater aufgeführtes Bühnenstück und kurz darauf als Film sein künst­ lerischer Durchbruch. Schon sein frühes Stück formuliert die Argumente und Konflikte, denen sich die europäischen Ein­ wanderungsgesellschaften auch gegenwärtig zu stellen haben. Es beschreibt Jugendliche in einem Vorort in den 1960er Jah­ ren: Die jungen Leute leben hilflos in der Gegenwart, ohne Vor­ bilder und funktionierende Traditionen. Man hängt gemein­ sam in der Gruppe ab, schläft, säuft, streitet miteinander, hat Hoffnungen und Träume. Vor allem aber teilen alle die Erfah­ rung von Enttäuschung und täglicher Tristesse. Als der Gast­ arbeiter Jorgos auftaucht, ist dies Bedrohung und Faszination gleichermaßen. Der Fremde in ihrer Mitte stellt die eingespiel­ te Ordnung in Frage. Er wird zur Projektionsfläche für Sehn­ süchte und Aggressionen. Als sich Marie, eigentlich Erichs Freundin, in den Griechen verliebt, eskaliert die Situation; die Frustration der Verlierer findet ein Ziel. Fassbinders Gruppen­ bildnis ist sowohl realistisches Porträt einer Vorstadt-Jugend wie auch Soziogramm einer emotionalen Verwahrlosung, die immer die Möglichkeit des Faschismus in sich birgt. 104 Eine Koproduktion mit der Staatlichen Hochschule für Musik und Darstellende Kunst Stuttgart Rainer Werner Fassbinder, geboren 1945, ist Schauspieler, Autor und der vielleicht bedeutendste Regisseur des Neuen Deut­ schen Films, dem er auch international zum Durchbruch verhilft. Er stirbt 1982, 37-jährig. In nur 14 Jahren dreht er 44 Filme, darunter mehrteilige Fernsehproduktionen. Er produziert bzw. koproduziert 26 Filme selbst, schreibt 14 Theaterstücke, 6 bear­ beitet er neu und 25 inszeniert er. Fassbin­ der verfasst 4 Hörspiele, 37 Drehbücher und arbeitet an 13 Drehbüchern mit an­ deren Autoren zusammen. Fassbinders Stücke und Filme gehören zu den gültigs­ ten Gesellschaftsdokumenten, welche zwischen dem Ende der sechziger und dem Beginn der achtziger Jahre entstan­ den sind. Er zählt zu den international meistgespielten deutschen Nachkriegs­ dramatikern. Er ist mit seinem Werk und seiner Persönlichkeit einer der exponier­ testen und umstrittensten Künstler der Bundesrepublik Deutschland. Sein schon zu Lebzeiten vieldiskutiertes Werk hat nichts von seiner Lebendigkeit und Aktu­ alität eingebüßt. Eugen Jebeleanu, geboren 1988 in Temes­ war, Rumänien, studiert Schauspiel an der Nationaluniversität für Theater- und Film­ kunst Ion Luca Caragiale Bukarest (Ab­ schluss 2010). Außerdem besucht er das Conservatoire national supérieur d’art dramatique in Paris. 2010 gründet er zu­ sam­men mit dem französischen Schau­ spie­ler Yann Verburgh die „Theatergrup­ pe 28“, in der er als Schauspieler, Regis­ seur und künstlerischer Leiter agiert. Seine non-verbale Inszenierung CANIN FeLINE wird als „Off“-Aufführung zum Festival von Avignon eingeladen. 2013 beginnt er ein Masterstudium der Regie und Dramatik an der Universität Paris X Nanterre La Défense. Er inszeniert u.a. Alice nach Lewis Carroll, Hotel frei nach Franz Xaver Kroetz. 2016 bringt Jebeleanu 20. November von Lars Norén am Nationaltheater Sibiu, Rumä­ nien, auf die Bühne. Das Fest Jede Familie hat ein Geheimnis nach dem Film von Thomas Vinterberg und Mogens Rukov Regie Christopher Rüping ——————————————————————— Schauspielhaus ——————————————————————— Mit Maja Beckmann, Paul Grill, Pascal Houdus, Matti Krause, Svenja Liesau, Christian Schneeweiß; Norbert Waidosch Der erfolgreiche Geschäftsmann und Hotelier Helge Klingen­ feldt feiert seinen 60. Geburtstag. Auch drei seiner Kinder – Christian, Helene und Michael – sind der Einladung des Vaters gefolgt. Dennoch klafft in der Familie eine empfindliche Lücke, seit die jüngste Tochter Linda sich überraschend das Leben ge­ nommen hat. Wiedersehensfreuden, die Rituale des Familien­ lebens und die unausgesprochene Trauer über diesen Verlust liegen über dem heiter-belanglosen Fest, bis der älteste Sohn – wie es die Tradition verlangt – die erste Tischrede hält. Dabei kommt schmerzhaft etwas ans Licht, was jeder wusste, niemand wahr haben wollte und alle voreinander verborgen hielten. Das Fest gerät zunehmend aus den Fugen. „Jede Familie hat ein Geheimnis“, lautet der Untertitel. Eingeladen zum Berliner Theatertreffen 2015 Der Besuch der alten Dame von Friedrich Dürrenmatt In einer Bearbeitung von Armin Petras Regie Armin Petras ——————————————————————— Schauspielhaus ——————————————————————— Mit Manolo Bertling, Sandra Gerling, Paul Grill, Berit Jentzsch, Robert Kuchenbuch, Astrid Meyerfeldt, Wolfgang Michalek, Rahel Ohm, Christian Schneeweiß Diese Stadt ist stolz: auf ihre Geschichte, die Baudenkmäler und darauf, dass durch ein Aufbegehren der Bürger der Weg zur Demokratie frei wurde. Nur ökonomisch läuft der Laden nicht: Es fehlt an allem. Zwischen Euphorie und Enttäuschung feiert man den Besuch eines Gastes: Clara, die vor 30 Jahren ihre Heimat verlassen hat, kehrt als gefeierter Weltstar zurück. Den Bürgern stellt sie ein unglaubliches Geschenk in Aussicht: eine Milliarde, verteilt auf alle. Für ihr Geld will Clara Gerechtigkeit: Alfred Ill, der sie damals geschwängert und verlassen hat, soll sterben. Die Bürger der Stadt werden auf eine harte Probe ge­ stellt: Reicht ihr Widerstandsgeist, um einer Ver­­­su­chung wie dieser zu widerstehen? Schauspiel Stuttgart 16/17 Das kalte Herz nach der Erzählung von Wilhelm Hauff Regie Armin Petras ——————————————————————— Schauspielhaus ——————————————————————— Mit Berit Jentzsch, Johann Jürgens, Caroline Junghanns, Manja Kuhl, Wolfgang Michalek, Rahel Ohm, Miles Perkin, Christian Schneeweiß, Studierenden der Staatlichen Hochschule für Musik und Darstellende Kunst Stuttgart, Volkstanzgruppe Frommern Schwäbischer Albverein „Wer durch Schwaben reist, der sollte nie vergessen, auch ein wenig in den Schwarzwald hineinzuschauen“ – so beginnt die wechselvolle Geschichte von Peter Munk, genannt Kohlen­ munkpeter. Seine Arbeit als Köhler scheint ihm schmutzig, anstrengend, schlecht bezahlt und wenig respektiert. Den Glas­ leuten, Flözern und Uhrenmachern geht es viel besser. Unzu­ frieden damit und verzweifelt über seinen Stand, träumt er von Geld und Ansehen. Peter sucht sein Glück zuerst beim Glas­ männlein, dann wendet er sich an den dämonischen HolländerMichel und geht mit ihm einen Pakt ein: Er tauscht sein Herz gegen einen kalten Stein und erhält im Gegenzug unendlich viel Geld. Doch an nichts kann er sich mehr erfreuen, seine Gefühle ersterben. Wilhelm Hauff erzählt über Armut und Elend, Reichtum und Ansehen, die Suche nach dem Glück und den Tod des Herzens, seine Erstarrung, seine Entwertung, seine Ersetzung durchs Geld. Der Sturm von William Shakespeare Regie Armin Petras ——————————————————————— Schauspielhaus ——————————————————————— Mit Manolo Bertling, Julischka Eichel, Sandra Gerling, Paul Grill, Manuel Harder, Horst Kotterba, Robert Kuchenbuch, Manja Kuhl, Peter René Lüdicke, Abak Safaei-Rad; Stitch Am Ende des Stücks scheinen alle Verbrechen verziehen. Der auf ein einsames Eiland vertriebene Prospero wird wieder Herzog von Mailand, der König von Neapel erhält seinen tot geglaubten Sohn zurück, die beiden jungen Liebenden sind vereint und der Luftgeist Ariel geht in den Winden der entzau­ berten Insel auf. Ein stiller Abend. Durch das Stück jedoch braust ein Sturm aus Rebellion, Mord und Willkür. Shakespeare treibt böse Narren, liebende Prinzen und Inselabenteurer durch alle Stadien des Wahnsinns. Er erzählt von gemarterten Sklaven, von selbstherrlichem Machtmissbrauch und grenzen­ losem Hass unter Brüdern. Der Sturm ist eines der letzten eigen­ ständigen Werke von William Shakespeare und gleichzeitig eines seiner rätselhaftesten. Es zählt zur Gattung der Roman­ zen, ist Komödie und Tragödie zugleich – je nachdem aus wel­ cher Perspektive man auf den schillernden Szenenreigen blickt. Zwischen großer Komik und großer Grausamkeit öffnet das Stück Denkräume zwischen alter und neuer Welt, menschlicher Selbstsucht und paradiesischer Utopie. 107 Der zerbrochne Krug Die Drei­ groschenoper von Heinrich von Kleist Regie Jan Bosse von Bertolt Brecht, Musik von Kurt Weill Regie Sebastian Baumgarten Schauspielhaus Schauspielhaus ——————————————————————— ——————————————————————— Mit Boris Burgstaller, Jean-Pierre Cornu, Matti Krause, Ronald Kukulies, Svenja Liesau, Edgar Selge, Franziska Walser In Huisum bei Utrecht ist ein Krug in die Brüche gegangen. Für Frau Marthe Rull scheint alles klar: Bei einem heimlichen nächtlichen Besuch in der Kammer ihrer Tochter Eve hat deren Bräutigam Ruprecht den wertvollen Krug zerbrochen. Gleich am nächsten Morgen erscheint sie mit den Beteiligten und dem Indiz vor Gericht, wo der Dorfrichter Adam kurzen Prozess machen soll. Doch: Woher stammen Adams Verletzungen? Wo ist seine Perücke, Zeichen seines Amtes? Wer war der unerkann­ te Rivale, den Ruprecht bei Eve überrascht hat? Warum schweigt sie? Und, was zum Teufel, hat Frau Brigitte wirklich gesehen? Der Schreiber Licht wartet auf seine große Chance, Gerichtsrat Walter, der auf seiner Inspektionsreise ausgerechnet in den Ge­ richtstag gerät, versucht den drohenden Zerfall des Prozesses aufzuhalten und der Richter ist auf der Jagd nach sich selbst. Kleist macht den Zuschauer in diesem Prozess in Echtzeit zum unmittelbaren Zeugen der Macht der Worte. Die Leiden des jungen Werther nach dem Briefroman von Johann Wolfgang von Goethe Regie Simon Solberg ——————————————————————— Schauspielhaus ——————————————————————— Mit Julischka Eichel, Matti Krause, Ole Lagerpusch, Hanna Plaß, Gunnar Teuber; Sven Kaiser Goethes Die Leiden des jungen Werther erzählt die Geschichte einer ver­zweifelten Liebe – unbedingt, maßlos und gegen jede Vernunft. Bis an die Grenzen des Wahnsinns verliebt sich der junge Rechtspraktikant Werther in Lotte, die Tochter des Amt­ mann S., die jedoch mit einem Anderen verlobt ist. In den Brie­ fen, die Werther an seinen Freund Wilhelm schreibt, breitet sich ein Kaleidoskop der Seelen­regungen eines stürmisch und hoff­ nungslos Liebenden aus. Werthers Liebesrausch entwickelt sich zu einer „Krankheit zum Tode“. Die letzte Konsequenz ist der Freitod als stärkster Ausdruck seiner Gefühle. Er ist zerrissen zwischen seinen Wünschen und Begehren und den Einschrän­ kungen der sozialen Wirklichkeit. Mit Begeisterung liest Werther Homers Odyssee. Die Reise des antiken Helden spiegelt seinen eigenen Seelen­zustand als Irr­ fahrt der Gefühle. Eine Irrfahrt aus der Goethezeit in die Antike und bis in die letzten Paradiese unserer Welt, auf die Regisseur Simon Solberg den liebessüchtigen Helden schickt. 108 Leben des Galilei Nathan der Weise von Bertolt Brecht, Musik von Hanns Eisler Regie Armin Petras von Gotthold Ephraim Lessing Regie Armin Petras ——————————————————————— ——————————————————————— ——————————————————————— ——————————————————————— Schauspielhaus Schauspielhaus Mit Christian Czeremnych, Julischka Eichel, Paul Grill, Robert Kuchenbuch, Peter Kurth, Wolfgang Michalek, Florian Rummel; Stefan Koschitzki, Antje Langkafel, Michael Spors Mit Susanne Böwe, Paul Grill, Caroline Junghanns, Louis von Klipstein*, Katharina Knap, Horst Kotterba, Peter Kurth, Ann-Christin Mündner* Miles Perkin, Hanna Plaß, Christian Schneeweiß Galileo Galilei war eine Ikone der empirischen Naturwissen­ schaft und gleichzeitig ein geschäftstüchtiger Wissenschafts­ politiker, der Gestirne nach seinen wohlhabenden Förderern benannte. Er hat das Teleskop zwar nicht erfunden, aber es als erster Mensch auf den Sternenhimmel gerichtet. Von dem Moment war es möglich, die Erde als bewegten Planeten zu sehen. Eine neue Perspektive, die im Widerspruch zur kirch­ lichen Doktrin – dem ptolemäischen Weltbild mit der Erde im Zentrum – stand. Die Inquisition setzte die neue – kopernika­ nische – Lehre auf den Index und Galilei wurde zum Schwei­ gen verurteilt. Infolge der Thronbesteigung eines neuen Paps­ tes, der selbst Wissenschaftler war, nahm Galilei seine Unter­ suchungen auf den verbotenen Feldern wieder auf. Nun griff man zu anderen Mitteln: Die Inquisition beorderte ihn nach Rom und zeigte ihm ihre Instrumente. Galilei widerrief seine Lehre von der Bewegung der Erde. Unter Hausarrest gestellt, als Gefangener, lebte er bis zu seinem Tod in einem Landhaus bei Florenz. In einer einzigartigen Geste der Toleranz lässt Lessing den weisen Juden Nathan für ein vorurteilsfreies und respektvolles Nebeneinander der Religionen eintreten. Am Ende des Stücks stellt sich heraus, dass die Jüdin Recha, Nathans angenommene Tochter, der christliche Tempelherr und der Muslim Saladin alle­ samt Mitglieder einer Familie sind. Mit diesem dramatischen Kunstgriff gelingt es Lessing, den Streit der Religionen nieder­ zulegen und durch den neu entstandenen Familienbund Versöh­ nung zu stiften. Doch nur vorläufig – denn Lessings Konstruk­ tion wird allzu schnell wieder von der Realität eingeholt. Damals wie heute prallen weltweit religiöse Wirklichkeitsentwürfe und Weltbilder scheinbar unvereinbar aufeinander, entladen sich in alltäglichem Terror und exzessiver Gewalt. Herbstsonate Onkel Wanja nach dem Film von Ingmar Bergman Regie Jan Bosse ——————————————————————— Szenen aus dem Landleben in vier Akten von Anton Tschechow Regie Robert Borgmann Orest. Elektra. Frauen von Troja ——————————————————————— Schauspielhaus ——————————————————————— ——————————————————————— Mit Susanne Böwe, Paul Grill, Johann Jürgens, Caroline Junghanns, Horst Kotterba, Matti Krause, Wolfgang Michalek, Hanna Plaß, Sebastian Röhrle, Michael Stiller, Nathalie Thiede; Martin Heckmann, Joachim Hilse, Boris Kischkat, Stefan Koschitzki, Rainer Kunert, Max Renne, Ruth Sabadino Bertolt Brecht stellt in seiner Dreigroschenoper die dunkle, krimi­ nelle Seite des großstädtisch-bürgerlichen Lebens ins Zentrum – Gier, Gewalt und Korruption. Geld ist Gott. Bettler, Huren, Räu­ ber, Schwerverbrecher in einer hoffnungslos krisenhaften Gesellschaft. Der Herrscher dieser Welt ist Mackie Messer, der für seinen Profit über Leichen geht. Aber auch Bettlerkönig Peachum macht satte Gewinne mit der Armut und die Polizei macht bei all dem mit. Am Schluss aber bleibt die Erkenntnis: „Was ist ein Einbruch in eine Bank gegen die Gründung einer Bank?“ Eine so unterhaltsame wie kritische Reflexion über die Missstände des kapitalistischen Weltgeschehens, nicht nur zu Zeiten der Weimarer Republik. Schauspielhaus Mit Natalia Belitski, Fritzi Haberlandt, Corinna Harfouch, Andreas Leupold Nach Szenen einer Ehe hat der Regisseur Jan Bosse einen wei­te­ ren Bergmann-Film für das Schauspiel Stuttgart adaptiert. In Herbstsonate bemüht sich die gefeierte Pianistin Charlotte nach siebenjähriger Trennung um die Versöhnung mit ihrer Tochter Eva, die mit ihrem Ehemann Viktor auf dem norwegischen Land lebt. Charlottes zweite Tochter Helena wurde Jahre zuvor we­ gen einer unheilbaren Erkrankung in eine Privatklinik einge­ wiesen. Als Charlotte bei ihrer Familie ankommt, wartet auf sie die Überraschung, dass Helena inzwischen bei Eva wohnt und von ihr gepflegt wird. Charlotte überspielt ihren Ärger über die unerwünschte Konfrontation mit Helena. Als sie mit Eva beim Klavierspiel in Streit über die Interpretation einer ChopinSonate gerät und ihre Tochter durch ihre herablassende Art er­ neut verletzt, beginnt das Eis, das die Gefühle beider umschließt, zu brechen. Eine Koproduktion mit dem Deutschen Theater Berlin ——————————————————————— ——————————————————————— Mit Susanne Böwe, Sandra Gerling, Manuel Harder, Katharina Knap, Peter Kurth, Elmar Roloff, Michael Stiller; Sven Michelson, Philipp Weber Die alte Ordnung greift nicht mehr, alles ist durcheinander, die Zukunft ungewiss. Wie soll man leben? Wie handeln? In sei­ nen Szenen aus dem Landleben zeigt Tschechow eine Gesellschaft im Umbruch, komisch und tief traurig zugleich. Die zwei ver­ zweifelten Schüsse auf den Professor bringen auch keine Lösung. Zweimal trifft Wanja daneben. Was bleibt? Die einen reisen wieder ab, die anderen nehmen scheinbar wie gewohnt ihre liegengebliebene Arbeit wieder auf. Und alle blicken auf das Theater dieses langen Sommers zurück. Dieses pralle Thea­ ter der Wünsche und des Begehrens, es steht zuletzt erschre­ ckend leer da. Ohne zu bewerten, einfach feststellend, lenkt Tschechow unseren Blick auf das Leben, die Liebe, den Tod, die Zeit, das Geld – und konfrontiert uns mit frühen ökologischen Überlegungen. Für ihre Rollen wurden Peter Kurth als Schau­ spieler des Jahres und Katharina Knap als Nachwuchsschau­ spielerin des Jahres 2014 ausgezeichnet (Theater heute). Eingeladen zum Berliner Theatertreffen 2014 Schauspiel Stuttgart 16/17 Eine Koproduktion mit dem Nationaltheater Radu Stanca Sibiu, Rumänien Deutsch mit englischen Übertitel * Studierende der Akademie für Darstellende Kunst Baden-Württemberg nach Euripides, Sophokles und Aischylos In einer Bearbeitung von John von Düffel Stuttgarter Fassung von Stephan Kimmig Regie Stephan Kimmig ——————————————————————— Schauspielhaus ——————————————————————— Mit Sandra Gerling, Svenja Liesau, Astrid Meyerfeldt, Anja Schneider, Birgit Unterweger John von Düffel, Dramaturg und renommierter Bearbeiter literarischer Texte für das Theater, hat die antiken Tragödien des Euripides Die Troerinnen und Orestes, Sophokles’ Elektra und Aischylos’ Die Totenweihe neu für die Bühne bearbeitet. Er the­ matisiert nicht große Heldentaten, sondern die Zeit nach Mord, List und Krieg. Troja ist nach zehnjährigem Krieg besiegt. Die trojanischen Männer sind tot, ihre Frauen, die das Gemetzel überlebt haben, müssen sich der Willkür und der Rache der Griechen beugen. Am Ende des Krieges ist der Frieden weiter entfernt als je zuvor. Jahre später treibt Elektra ihren Bruder Orest an, seine Mutter Klytaimnestra und deren neuen Mann Aigisthos zu schlachten, um ihren ermordeten Vater Agamem­ non zu rächen. Doch es stellt sich kein Triumph ein – den Ge­ schwistern bringt die Rache keine Versöhnung, sondern Qual, Pein und Unerlöstheit. Was bleibt? Die Tragödie des Krieges. 109 Pfisters Mühle Ein Sommerferienheft nach dem Roman von Wilhelm Raabe Regie Armin Petras ——————————————————————— Schauspielhaus ——————————————————————— Mit Maja Beckmann, Manolo Bertling, Julischka Eichel, Manuel Harder, Johann Jürgens, Michael Klammer, Peter Kurth, Svenja Liesau, Holger Stockhaus Pfisters Mühle gilt als der erste Umweltroman der deutschen Literatur. Wilhelm Raabe schrieb ihn 1884 in Braunschweig. Von dort reichen die Spuren des Romans bis nach Stuttgart, wo Raabe von 1862 bis 1870 lebte. Das Neckarufer zwischen Ess­ lingen und Bad Cannstatt war in der zweiten Hälfte des 19. Jahr­ hunderts zu einem der Hauptschauplätze industrieller Beschleu­ nigung geworden: Eisenbahntraßen, Maschinen- und Motoren­ fabriken schossen aus dem Boden und gaben dem Fluss­abschnitt binnen weniger Jahrzehnte ein neues Gesicht. Dieser Zeitsprung vom vorindustriellen Deutschland in die Moderne vollzieht sich in Raabes Roman auf der Mühle von Vater Pfister. Das einst „helle Mühlwasser“ des stadtbekannten Ausflugslokals beginnt nach Schwefel und Verwesung zu riechen, Schwärme von Fischen treiben bauchaufwärts die schlammige Kloake hinab. Verur­sacher der Verseuchung ist eine Zucker­fabrik, die wenige Kilometer flussaufwärts ihren Betrieb auf­genommen hat. Als die Gäste aus- und die Mühlwerke stehenbleiben, zieht Vater Pfister in den Kampf. Ronja Räubertochter nach dem Kinderbuch von Astrid Lindgren Familienstück für alle ab 8 Jahren Regie Robert Neumann ——————————————————————— Schauspielhaus ——————————————————————— Mit Boris Burgstaller, Christian Czeremnych, Gabriele Hintermaier, Matti Krause, Svenja Liesau, Marietta Meguid, Hanna Plaß, Florian Rummel, Michael Stiller „Ronja, dein Kinderleben beginnt großartig“, sagt Ronjas Mut­ ter Lovis. Ein Blitz hat in der Stunde von Ronjas Geburt die ur­ alte Mattisburg entzwei geborsten und einen Höllenschlund zwischen beiden Burgteilen hinterlassen. Ronja wächst heran, beginnt alles zu erforschen – und merkt bald, dass es noch mehr auf der Welt gibt als die Mattisburg. Endlich darf sie hinaus in den Wald! Sie übt, furchtlos zu sein, und ist darin richtig gut. Als eines Tages Birk auf der anderen Seite des Höllenschlundes sitzt, kommt alles anders als sich Räuberhauptmann Mattis das Leben seiner Tochter vorgestellt hat: Birk ist der Sohn des ver­ feindeten Räuberhauptmanns Borka. Dennoch werden die bei­ den Kinder Freunde. Mutig und stark setzen sie sich über den Bandenkrieg hinweg und halten fest zusammen, was die Eltern vor eine Zerreißprobe stellt. 110 Pünktchen und Anton Tod eines Hand­ lungs­reisenden von Erich Kästner Familienstück für alle ab 7 Jahren Regie Hanna Müller von Arthur Miller Regie Robert Borgmann ——————————————————————— Schauspielhaus ——————————————————————— Mit Christian Czeremnych, Gabriele Hintermaier, Caroline Junghanns, Marietta Meguid, Rahel Ohm, Sebastian Röhrle, Florian Rummel, Birgit Unterweger; Max Braun, Fabian Wendt / Joscha Glass, Carsten Netz / Steffen Dix Abend für Abend schleicht Pünktchen aus ihrem Zimmer, um in der Stadt Geld zu verdienen. Dabei sind ihre Eltern stink­ reich, erfüllen ihr jeden Wunsch, haben aber nie Zeit für ihre Tochter. Anton dagegen geht nachts arbeiten, da er nicht weiß, wie er Miete und Essen für sich und seine kranke Mutter bezah­ len soll – und schläft tagsüber in der Schule einfach ein. Obwohl die beiden in Familien leben, die unterschiedlicher kaum sein könnten, gehen sie füreinander durch dick und dünn. Als ein Dieb das Haus von Pünktchens Eltern ausrauben will, ist Anton mit Mut und Tatkraft sofort zu Stelle! Kästners Klassiker hat bis heute nichts von seiner Aktualität ein­ gebüßt. Er erzählt von Wohlstandsverwahrlosung und Preka­ riat, vor allem aber von der Kraft einer Freundschaft, die sich über alle Standesgrenzen einfach hinwegsetzt. The Fairy Queen ——————————————————————— Schauspielhaus ——————————————————————— Mit Manolo Bertling, Susanne Böwe, Manuel Harder, Robert Kuchenbuch, Peter Kurth, Elmar Roloff, Birgit Unterweger; Sven Michelson, Philipp Weber Er verliert den Boden unter den Füßen, langsam aber be­ständig: Willy Loman, seit 36 Jahren reisender Handelsvertreter, ist am Ende. Im Geschäft kann er nicht mehr mithalten. Die unzäh­ ligen Autofahrten sind eine Qual. Seine Stammkunden sind ver­ zogen oder verstorben. Zunehmend gerät er unter Druck, die finanziellen und gesellschaftlichen Ansprüche weiter zu erfül­ len. Leistung und Erfolg bleiben plötzlich aus. Verzweifelt flüch­ tet er in Erinnerungs- und Phantasiewelten. Als Willy schließ­ lich entlassen wird, sieht er seine Existenz vollständig in Frage gestellt. Angst überfällt ihn, es drohen Prestigeverlust, der Ruin der Familie. Loman sieht nur einen Ausweg: Selbstmord, als Autounfall geplant, um die Versicherungssumme für die Familie zu kassieren. Arthur Millers Tod eines Handlungs­reisenden ist die Geschichte eines Identitätsverlustes und eine Gesell­ schaftstragödie: Loman wird zum Opfer des bedingungslosen amerikanischen Traums von Erfolg und Wohlstand. „The show must go on“. Tschewengur von Henry Purcell / nach William Shakespeare Musikalische Leitung Christian Curnyn Regie Calixto Bieito Die Wanderung mit offenem Herzen Schauspielhaus ——————————————————————— ——————————————————————— ——————————————————————— Mit Maja Beckmann, Lauryna Bendžiūnaitė / Esther Dierkes, Susanne Böwe, Mirella Bunoaica, Johann Jürgens, Caroline Junghanns, Mark Milhofer / Thomas Walker, Hanna Plaß, Arnaud Richard, Christian Schneeweiß, Alexander Sprague, Michael Stiller, Jennifer Zetlan, Staatsopernchor Stuttgart, Staatsorchester Stuttgart In seiner Komödie Ein Sommernachtstraum schickt William Shakespeare drei unglückliche Liebespaare in einen Irrgarten der Gefühle. Pucks Zaubertropfen bringen nicht nur Oberon, den Elfenkönig, nebst Gattin Titania und Gefolge durchein­ ander. Auch für die jungen Athener Lysander und Demetrius, Hermia und Helena vermengen sich im nahegelegenen Wald Rausch und Realität, Traum und Albtraum. Einhundert Jahre nach Shakespeare hat Henry Purcell seine Adaption des Sommer­ nachtstraums komponiert, eine sogenannte Semi-Oper. Schau­ spieler, Sänger, Staatsopernchor und Staatsorchester haben gemeinsam einen Theaterabend auf die Bühne gebracht, bei dem auch die Gattungsgrenzen in die Schwebe geraten. Eine Koproduktion mit der Oper Stuttgart Gesprochen auf Deutsch, gesungen auf Englisch nach dem Roman von Andrej Platonov Regie Frank Castorf Tote Seelen nach dem Roman von Nikolai Gogol Regie Sebastian Baumgarten ——————————————————————— Schauspielhaus ——————————————————————— Mit Christian Czeremnych, Paul Grill, Johann Jürgens, Horst Kotterba, Svenja Liesau, Wolfgang Michalek, Hanna Plaß, Michael Stiller Der Kollegienrat Pawel Iwanowitsch Tschitschikow, aufgewach­ sen in ärmlichen Verhältnissen, bringt es durch geschmeidige Umgangsformen, gewandtes Auftreten und Geschäftstüchtig­ keit zum Abteilungsleiter. Doch statt in dieser Eigenschaft die behördliche Korruption zu bekämpfen, entwickelt er eine gran­ diose neue Geschäftsidee, die, obwohl verboten, mithilfe ver­ schwiegener Geschäftspartner praktiziert wird: Im damaligen Russland wurden verstorbene Leibeigene, die man auch als „Seelen“ bezeichnete, bis zur nächsten Revision nicht aus den Listen gestrichen und damit mussten ihre Besitzer weiterhin Steuern an die Behörden für sie entrichten. Somit waren sie nicht als Tote und damit wertloser Besitz zu identifizieren. Tschitschikow beglaubigt nun den Verkauf dieser „toten Seelen“. Sie werden zur schier unerschöpflichen Einnahmequelle für den Spekulanten und Händler, der das System geschickt aus­ nutzt, um aus dem Nichts Gewinn zu schlagen – ein Vorgriff auf das von virtuellen Zahlen beherrschte moderne Wirtschafts­ system. zeit zu lieben zeit zu sterben von Fritz Kater Regie Antú Romero Nunes Schauspielhaus ——————————————————————— Mit Sandra Gerling, Johann Jürgens, Katharina Knap, Horst Kotterba, Matti Krause, Manja Kuhl, Andreas Leupold, Astrid Meyerfeldt, Wolfgang Michalek, Hanna Plaß; Tobias Dusche, Daniel Keller, Philip Roscher, Phillipp Reineboth, David Wesemann ——————————————————————— ——————————————————————— Platonov liefert in Tschewengur eines der erschütterndsten literarischen Bilder über Revolution und Bürgerkrieg in einer apokalyptisch ausgerichteten Zeit russischer und europäischer Geschichte. Grotesk, satirisch, realistisch und phantastisch schildert er die unerträglichen Widersprüche der revolutio­­ nären Wirklichkeit: Seine Hauptfiguren Sascha Dvanov und Stepan Kopjonkin sind unterwegs im nachrevolutionären Russ­ land – auf der Suche nach dem Kommunismus und dem Grab von Rosa Luxemburg, auf der Suche nach dem Glück und der Liebe, einem besseren Leben. In Tschewengur, einer kleinen Stadt in der weiten russischen Steppe, soll, so haben sie gehört, der Kommunismus bereits ausgebrochen sein. Begleitet von ihrer Rosinante „Proletarische Kraft“, beginnen sie ihre „Wande­ rung mit offenem Herzen“. Schauspielhaus Mit Susanne Böwe, Christian Czeremnych, Julischka Eichel, Peter Jordan, Johann Jürgens, Robert Kuchenbuch, Andreas Leupold, Svenja Liesau; Konrad Hinsken, Wolfgang Morenz, Lucas Müller, Lisa Marie Neumann, Johann Seifert Eine leidenschaftliche Story vom Überleben in Zeiten des Um­ bruchs. In den drei Teilen des Stückes werden zärtlich und unsentimental Glück und Repression der untergegangenen DDR-Welt und das ungläubige Staunen bei der Ankunft im west­ lichen Wertesystem gezeigt. Erwachsen werden zwischen Anarchie und Anpassung. Erste Liebe. Erster Kuss und erster Koitus. Wer schläft mit wem und warum? Suff und Sex. Rebel­ lion probieren. Kaputte Träume und verlorene Illusionen. Das Stück erzählt von der Sehnsucht rauszukommen aus der Enge und dem Gefühl, eingeschlossen zu sein und von der Ankunft in der gesamtdeutschen Wirklichkeit. Die Mauer ist weg, aber das Paradies bleibt verschlossen. Eine Inszenierung und ein Live-Konzert. Eingeladen zu den Wiener Festwochen 2016 Schauspiel Stuttgart 16/17 111 Die Marquise von O. / Drachenblut Du weißt einfach nicht, was die Arbeit ist Buch ( 5 ingredientes de la vida ) nach den Novellen von Heinrich von Kleist und Christoph Hein Regie Armin Petras von René Pollesch Regie René Pollesch von Fritz Kater Regie Armin Petras ——————————————————————— Kammertheater ——————————————————————— Mit Fritzi Haberlandt, Katharina Knap, Cristin König, Hans Löw, Astrid Meyerfeldt, Max Simonischek Zwei Novellen, zwei Frauen. Zwischen Selbstbehauptung und Selbstverleugnung. Kleists Marquise von O. berichtet von einem Skandal: In einer Zeitungsannonce erklärt die junge Witwe Julietta von O., dass sie ohne ihr Wissen in andere Umstände gekommen sei. Der unbekannte Vater des erwarteten Kindes wird gebeten, sich zu melden. Christoph Hein erzählt dagegen die Geschichte der Ärztin Claudia, die scheinbar unverwund­ bar dahin lebt. Sie hat sich in ihrem Klinikjob und in ihrer Einzimmerwohnung eingerichtet. Ein angepasstes Leben, aus­ gerichtet auf Effizienz. Einen dunklen Punkt gibt es aber auch in ihrer Vergangenheit. I’m searching for I:N:R:I ( eine kriegsfuge ) von Fritz Kater Regie Jossi Wieler ——————————————————————— Kammertheater ——————————————————————— Mit Fritzi Haberlandt, André Jung, Matti Krause, Manja Kuhl Westdeutschland Ende der 50er Jahre – das Gefühl der Stabi­ lität und des geglückten Neubeginns spiegelt sich in der Be­ ziehung zwischen der rätselhaften Rieke und Maibom, einem Journalisten und Nazijäger. Maibom und Rieke leben im sieb­ ten Jahr ihrer Beziehung, vielleicht wollen sie heiraten. Als Mai­ bom von einer Reise aus Brasilien und Kuba zurückkommt, ist Rieke verschwunden, die gemeinsame Wohnung durchwühlt. Ist sie entführt worden? Es entspinnt sich ein Spionagethriller, der auf drei Zeitebenen das schicksalhafte Scheitern der Liebesund Lebensgeschichte dieser beiden Figuren zeigt. Das Deutsch­ land während des Zweiten Weltkriegs, das Wirtschaftswunder­ land und die Vorwendezeit 1989 lassen die Protagonisten zu Opfern der jeweiligen gesellschaftlichen Umstände werden. Eingeladen zu den Ruhrfestspielen Recklinghausen und zu den Autorentheatertagen Berlin 2016 112 ——————————————————————— Kammertheater ——————————————————————— Mit Johann Jürgens, Peter Kurth, Astrid Meyerfeldt, Christian Schneeweiß; Tobias Dusche In seinem Stück geht der Autor und Regisseur René Pollesch den Unterschieden zwischen Glauben und Orthodoxie, ver­ meintlicher und eigentlicher Arbeit und dem Zusammenhang von Kreativität und Depression nach. „Du kennst doch sicher auch Leute, die einfach nicht wissen, was die Arbeit ist. Auf ei­ ner Modenschau zum Beispiel laufen neben den Models manch­ mal Leute mit, die keine Models sind und dann auch noch etwas dazu machen: versuchen komisch zu sein, oder machen einen Zaubertrick. Wahrscheinlich aus Angst. Also nicht, dass sie die Arbeit nicht leisten könnten, nein, sie machen nur etwas völlig anderes. Oder womit hat es zum Beispiel zu tun, dass man­ che bei dem Stücktitel hören: ‚Du weißt einfach nicht, was Ar­ beit ist!‘ So als ginge es um den Stoßseufzer von jemandem, der dauernd aktiv ist, und ungeheuer fleißig. Aber genau die sind es ja meist, die nicht wissen, was die Arbeit ist.“ (René Pollesch) ——————————————————————— Nord ——————————————————————— Mit Svenja Liesau, Thomas Schmauser, Anja Schneider, Max Simonischek, Edmund Telgenkämper, Ursula Werner; Miles Perkin 1966: Wissenschaftler diskutieren Utopien, bis sie von zwei Play­ boy-Bunnys auf den Boden der Realität zurückgeholt werden. 1974: Zwei verlassene Kinder warten an einem verschneiten Berliner Bahnsteig auf ihre Mutter. 1984: Ein todkranker Alko­ holiker spricht seine letzten Gedanken auf Tonband, während sein pubertierender Sohn die erste Liebe findet. 1998 – 2006: Eine afrikanische Elefantenkuh versucht die Zeichen einer sich wandelnden Umwelt zu deuten. 2013: Ein Paar droht an der Krankheit seines Kindes zu zerbrechen. Fünf Kapitel als Koordinatensystem des Lebens selbst. Der Hals der Giraffe nach dem Roman von Judith Schalansky Szenische Einrichtung Armin Petras ——————————————————————— Nord ——————————————————————— Mit Svenja Liesau, Anja Schneider Anpassung ist alles, weiß Inge Lohmark. Schließlich unterrich­ tet sie seit mehr als dreißig Jahren Biologie. Dass ihre Schule in vier Jahren geschlossen werden soll, ist nicht zu ändern – in der schrumpfenden Kreisstadt im vorpommerschen Hinter­ land fehlt es an Kindern. Lohmarks Mann, der zu DDR-Zeiten Kühe besamt hat, züchtet nun Strauße, ihre Tochter Claudia ist vor Jahren in die USA gegangen und hat nicht vor, Kinder in die Welt zu setzen. Alle verweigern sich dem Lauf der Natur, den Inge Lohmark tagtäglich im Unterricht beschwört. Inge Lohmark ist radikale Anhängerin Darwins und dabei selbst mit ihren Einstellungen und Methoden ein Auslaufmodell. Als sie Gefühle für eine Schülerin der 9. Klasse entwickelt, die über die übliche Hassliebe für die Jugend hinausgehen, gerät ihr bio­ logistisches Weltbild ins Wanken. Mit immer absonderlicheren Einfällen versucht sie zu retten, was nicht mehr zu retten ist. Eine Koproduktion mit den Münchner Kammerspielen Eingeladen zu den Mülheimer Theatertagen 2016 Iphigenie auf Tauris Die Anmaßung Fräulein Else von Carsten Brandau Regie Florian von Hoermann nach der Erzählung von Arthur Schnitzler Regie Wolfgang Michalek von Johann Wolfgang von Goethe Ein Abend von Peter Baur, Sibylle Dudek, Falko Herold, Edgar Selge, Franziska Walser Nord ——————————————————————— Kammertheater ——————————————————————— Mit Edgar Selge, Franziska Walser Franziska Walser und Edgar Selge erkunden gemeinsam Goethes Version des antiken Mythos. Sie schlüpft in die Rolle der Iphigenie, er spielt den Anderen – mal Iphigenies Bruder Orest, mal dessen Freund Pylades, den König der Taurer, mal Thoas oder dessen Vertrauten Arkas. Im Zentrum steht der Dialog, die radikale Auseinandersetzung, aus der Iphigenie ihr Gegenüber nicht entlässt. In der Konfrontation formuliert sie ihren Anspruch auf Selbstbestimmung und Akzeptanz – ein Anspruch, der das männliche Selbstverständnis in Frage stellt und ein Umdenken einfordert. Die Inszenierung, die bei den Ruhrfestspielen 2011 ihre Premiere feierte, entstand unter – für das Stadttheater – ungewöhnlichen Produktionsbedingungen: als Arbeit im Kollektiv. Die Schauspieler Edgar Selge und Franziska Walser, die Bühnen und Kostümbildner Peter Baur und Falko Herold und die Dramaturgin Sibylle Dudek stellten sich gemeinsam der Aufgabe, den Abend als Gruppenarbeit und nicht in der Regie eines einzelnen zu realisieren. ——————————————————————— ——————————————————————— Mit Manuel Harder „Die Anmaßung ist ein Theatertext über die Trennung, das WegGehen, den Abschied. Es geht um das Verlassen und das Ver­ lassen-Werden. Wenn auf einmal nichts mehr so ist, wie es mal gedacht war. Weil plötzlich ein Mensch eine Entscheidung fällt. Weil plötzlich ein Mensch die Anmaßung besitzt, eine persön­ liche Beziehung abzubrechen, zu beenden. Und wenn der Grund hierfür auch noch die Kunst ist.“ (Carsten Brandau) Carsten Brandau hat dieses Stück für den Schauspieler Manuel Harder geschrieben. Es braucht dafür „mindestens einen Manuel Harder“. Das Spiel mit den biografischen Details aus dem realen Leben des Schauspielers ist anmaßend und die Voraussetzung dafür, dass dieser „Ritt“ an der Grenze zwischen Spiel und Echtem, zwischen Scheitern und Gelingen, zwischen Leben und Bühne so stattfinden kann. Manuel Harder lädt ein und spielt – mit sich in seinem Theater. Ist das anmaßend? Ist er wirklich er? Wer ergreift Besitz von demjenigen, der da spricht und angeblich sein Leben ändert? Schauspiel Stuttgart 16/17 ——————————————————————— Nord ——————————————————————— Mit Rahel Ohm und Studierenden der Hochschule für Musik und Darstellende Kunst Stuttgart Das junge, studierte Fräulein Else ist eigentlich in den Ferien mit ihrer Tante, als sie Nachricht von ihrer Mutter erhält: Um die Verhaftung des Vaters abzuwenden, soll sich Else auf ein un­ moralisches Angebot mit dem Grafen Dorsday einlassen. Da­ mals hat sie eine Überdosis Veronal genommen. Allerdings ist das schon 34 Jahre her. In dieser Nacht tut Sie es wieder. Heim­ gesucht von den Gestalten ihrer Vergangenheit erzählt sie ihre Geschichte nochmal. Damals war es eine kompromittierende Geschichte … Und was ist es heute? Else wehrt sich. Fräulein Else erscheint 1924 als Monolog-Novelle des österreichi­ schen Schriftstellers Arthur Schnitzler. Wolfgang Michalek hat den Text der Wiener Moderne für das Nordlabor 1 mit Rahel Ohm und Studierenden erarbeitet. Die Novelle ist ein typisches Werk der Wiener literarischen Moderne und zeigt die Liebes- und Existenzprobleme der höheren bürgerlichen Schicht auf. Ar­ thur Schnitzlers Werk ist durchzogen von dem Versuch, adäquate sprachliche Ausdrucksmöglichkeiten für die inner­ psychischen Vorgänge des Menschen zu finden. 113 Fräulein Smillas Gespür für Schnee nach dem Roman von Peter Høeg Regie Armin Petras ——————————————————————— Nord ——————————————————————— Mit Peter Jordan, Susanne Wolff Der Inuitjunge Jesaja stürzt vom Dach eines Wohnhauses am Kopenhagener Hafen. Für die Behörden ist es ein Unfall, doch für die arbeitslose Naturwissenschaftlerin Smilla Q. Jaspersen, erzählen die Spuren im Schnee etwas anderes. Zudem wäre der Junge schon auf Grund seiner Höhenangst nie aufs Dach gestiegen, es sei denn, er fürchtete sich vor jemand. Smilla be­ ginnt auf eigene Faust Nachforschungen über Jesajas Tod an­ zustellen: Sein Vater starb vor mehreren Jahren während einer Grönlandexpedition, bei der etwas geschehen sein muss, das die verantwortliche Forschungsgesellschaft seither zu vertuschen versucht. Gibt es einen Zusammenhang zwischen Jesajas Tod und dem seines Vaters? Smilla wird in mörderische Umtriebe verblendeter Naturwissenschaftler verwickelt, bei der sie selbst in Lebensgefahr gerät: Steht die Forschung im Dienste der Menschheit oder ist der Mensch zum Experimentierfeld der Wissenschaft geworden? Autostück. Belgrader Hund von Anne Habermehl Regie Stefan Pucher ——————————————————————— Stadtraum ——————————————————————— Unterm Rad nach der Erzählung von Hermann Hesse Regie Frank Abt ——————————————————————— Nord ——————————————————————— Mit Christian Czeremnych, Matti Krause, Andreas Leupold, Sebastian Röhrle, Florian Rummel „So, jetzt fängt in Stuttgart das Landexamen an, und wir wollen dem Giebenrath alles Gute wünschen“ – Hans Giebenrath, aus einer Kleinstadt im Schwarzwald, besteht das Landexamen in der Residenzstadt als zweiter und wird in die Klosterschule Maulbronn aufgenommen. Hermann Hesses Unterm Rad be­ schreibt das Schicksal eines begabten Kindes, dem die Schule, der Ehrgeiz und das Prestigebedürfnis seines Vaters sowie der Lokalpatriotismus seiner Heimatstadt eine Rolle aufdrängen, die kaum zu erfüllen ist. „Nur nicht matt werden, sonst kommt man unters Rad.“ Zerbricht und besiegt der Druck der Schule den natürlichen Menschen? Im Zentrum von Frank Abts Bühnenadaption von Hermann Hesses Erzählung über Hans Giebenraths Kampf und Scheitern stehen auch heute nicht weniger relevante Fragen: Wie will ich leben und was tue ich dafür? In unserer Zeit, in der man so verantwortlich ist für das eigene Glück, in der Leistung und Erfolg ein Spiegel des eige­ nen Einsatzes und Engagements zu sein scheinen, bleiben die Spielregeln der Schule ein Leben lang gültig. Immer fleißig sein, sich anpassen an die gegebenen Anforderungen ohne auf die eigenen Bedürfnisse zu achten. Manolo Bertling Susanne Böwe Boris Burgstaller Christian Czeremnych Julischka Eichel Sandra Gerling Paul Grill Manuel Harder Gabriele Hintermaier Besuchen Sie unsere Vorschau zur Spielzeit 2016/2017 auf schauspiel-stuttgart.de Weitere Informationen zu unseren Premieren und Projekten erhalten Sie ab Herbst 2016 im Spielzeitheft des Schauspiel Stuttgart. Unsere aktuellen Termine ver­öffent­­­­lichen wir in unserem Monatsspielplan. Abonnieren Sie den Monatsspielplan und das Spielzeitheft des Schauspiel Stuttgart. Schreiben Sie uns eine E-Mail mit dem Betreff „Schauspiel Stuttgart“ an: [email protected] Mit Marietta Meguid, Sebastian Röhrle Theater auf Rädern. Die Stadt als Bühne. Ein Auto fährt mit Ihnen auf der Rückbank durch das abendliche Stuttgart. Vorne sitzen zwei Schauspieler. Das Radio läuft. Musik. Ein winziges, intensives, intimes Kammerspiel entspinnt sich zwischen den beiden, wenige Zentimeter vor Ihren Augen, Ohren und Nasen, während draußen die abendliche Stadt vorüberzieht wie ein Film. Gehören die Passanten am Straßenrand dazu? Der Wirk­ lichkeit ausgesetzt verändert sich Ihre Wahrnehmung. Die Grenzen zwischen Realität und Spiel, Drinnen und Draußen, zwischen Schauspielern, Statisten und Zuschauern verschwim­ men. Eine Expedition zu den Rändern des Theaters. Und der eigentliche Held ist die Stadt selbst, durch die Sie fahren. Sie blickt zurück. Ein Stück wie ein Roadmovie – zwischen Brink­ mann und Lynch. Das Auto als kleinstmöglicher Zuschauer­ raum, Stuttgart als Bühnenbild. Über Heimat und Heimatlosig­ keit in dieser Stadt. 114 Schauspiel Stuttgart 16/17 115 Berit Jentzsch Caroline Junghanns Horst Kotterba Peter René Lüdicke Marietta Meguid Astrid Meyerfeldt Matti Krause Robert Kuchenbuch Manja Kuhl Wolfgang Michalek Peer Oscar Musinowski Rahel Ohm Peter Kurth Andreas Leupold Svenja Liesau Hanna Plaß Sebastian Röhrle Elmar Roloff 116 Schauspiel Stuttgart 16/17 117 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter 2016/2017 Ensemble Lea Ruckpaul Abak Safaei-Rad Christian Schneeweiß Manolo Bertling, Susanne Böwe, Boris Burgstaller, Christian Czeremnych, Julischka Eichel, Sandra Gerling, Paul Grill, Manuel Harder, Gabriele Hintermaier, Berit Jentzsch, Caroline Junghanns, Horst Kotterba, Matti Krause, Robert Kuchenbuch, Manja Kuhl, Peter Kurth, Andreas Leupold, Svenja Liesau, Peter René Lüdicke, Marietta Meguid, Astrid Meyerfeldt, Wolfgang Michalek, Peer Oscar Musinowski, Rahel Ohm, Hanna Plaß, Sebastian Röhrle, Elmar Roloff, Lea Ruckpaul, Abak Safaei-Rad, Susanne Schieffer, Christian Schneeweiß, Edgar Selge, Michael Stiller, Birgit Unterweger, Franziska Walser Gäste Edgar Selge Michael Stiller Birgit Unterweger Maja Beckmann, Natalia Belitski, Jule Böwe, Jean-Pierre Cornu, Fritzi Haberlandt, Corinna Harfouch, Pascal Houdus, Peter Jordan, Johann Jürgens, André Jung, Michael Klammer, Katharina Knap, Ronald Kukulies, Cristin König, Ole Lager­pusch, Hans Löw, Florian Rummel, Thomas Schmauser, Anja Schneider, Max Simonischek, Holger Stockhaus, Tilman Strauß, Edmund Telgen­kämper, Gunnar Teuber, Nathalie Thiede, Ursula Werner, Susanne Wolff Intendanz Armin Petras Intendant, Regina Zigahl Assistentin, Klaus Dörr Künstlerischer Direktor, Carolin Kaever Referentin, Linda Langer Assistentin, Evropi Thomopoulou Gastspiele und Internationales Franziska Walser 118 Dramaturgie Videoassistenz Video Simon Biffart, N.N. Peter Baur, Philip Bußmann, Hannah Dörr, Meika Dresen­ kamp, Falko Herold, Chris Inspizienz Kondek, Carsten Nicolai, Hans Beck, Lars Erik Bohling, Rebecca Riedel, Niklas Ritter, Thomas Hoffmann, Roberto Joscha Sliwinski, Lianne van Rochow de Laar Soufflage Henrike Eichhorn, Frank Laske, Simone Weinmann; Hermann Wolter Gast Live-Kamera/-Ton Carsten Bänfer, Tobias Jan Hein Leitender Dramaturg, Dusche, Daniel Keller, Anna Haas Dramaturgin, Phillipp Reineboth, Philip Dr. Bernd Isele Dramaturg, Roscher, David Wesemann Statisterie Katrin Spira Dramaturgin, Carmen Wolfram Dramaturgin, Musik & Isabelle Grupp Gabriella Bußacker Gast, B ­ ühnenmusik Gaby Bay Referentin, Regie Max Braun, Die Nerven Maria Nübling Assistentin Steffen Dix, DJ Koze, Frank Abt, Sebastian Martin Eder, Matthias Flake, Künstlerisches Baumgarten, Calixto Bieito, Robert Borgmann, Jan Bosse, Jörg Follert, Joscha Glass, ­Betriebsbüro Christoph Hart, Martin Frank Castorf, Dominic Lydia Herweh Leitung, Friedel, Jan Gehler, Sebastian Heckmann, Joachim Hilse, Katrin Hoffmann Mitarbeiterin, Hartmann, Florian von Konrad Hinsken, Johannes Sarah Heinrich Mitarbeiterin Hoermann, Sébastien Jacobi, Hofmann, Sven Kaiser, Torsten Kindermann, Boris Eugen Jebeleanu, Stephan Kommunikation Kimmig, Wolfgang Michalek, Kischkat, Stefan Koschitzki, Hanna Müller, Jan Neumann, Arno Kraehahn, Rainer Carolina Gleichauf Leitung Kunert, Thomas Kürstner, Robert Neumann, Antú Kommunikation, Romero Nunes, Armin Petras, Antje Langkafel, Sven Doreen Röder Referentin René Pollesch, Stefan Pucher, Michelson, Marius Mihalache, Presse- und Öffentlichkeitsarbeit, Christopher Rüping, Thomas Wolfgang Morenz, Lucas Julia Schneider Assistentin, Müller, Carsten Netz, Schmauser, Simon Solberg, N. N. FSJ Kultur, Lisa Marie Neumann, Thomas Jossi Wieler Peter Meyer Grafik Osterhoff, Miles Perkin, Hanna Plaß, Johann Polzer, Bühne & Kostüme Theaterpädagogik Max Renne, Ruth Sabadino, Maria Anderski, Olaf Johann Seifert, Wolfgang Jule Koch Theaterpädagogin, Altmann, Peter Baur, Karoline Siuda, Michael Spors, Maria Winter Theaterpädagogin, Bierner, Robert Borgmann, Michael Verhovec, Sebastian Silke Duregger Schul- und Katrin Brack, Adriana Braga Vogel, Norbert Waidosch, Gruppenreferentin, Peretzki, Janina Brinkmann, Philipp Weber, Fabian Wendt N. N. FSJ Kultur Dragos Buhagiar, Birgit Aleksandar Denić, Volkstanzgruppe Frommern Technische Direktion Bungum, Martin Eder, Dinah Ehm, Schwäbischer Albverein e.V. Luise Weidner Jana Findeklee, Cinzia Fossati, Kathrin Frosch, Susanne Choreografie Ausstattungs­leitung Gschwender, Nina Gundlach, Berit Jentzsch, Clébio Oliveira Sebastian Hartmann, Katja Julian Marbach Haß, Falko Herold, Volker Hintermeier, Anna Franziska Regieassistenz Huber, Michael Köpke, Aino Franziska Benack, Laberenz, Stéphane Laimé, Produktionsleitung Nord, Julian Marbach, Jonathan Cornelia Maschner, Mertz, Moritz Müller, Carsten Péter Sanyó, Wibke Schütt, Nicolai, Kathrin Plath, Anja Regieassistenz, Rabes, Thilo Reuther, Annette Norman Schock, Gast Riedel, Christina Schmitt, Anna Maria Schories, Susanne Schuboth, Lene Ausstattungs­ Schwind, Nini von Selzam, assistenz Natascha von Steiger, Maike Beate Hennersdorf, Dimana Storf, Katja Stroh­schneider, Lateva, N. N., Svea Schiemann, Patricia Talacko, Joki Tewes, Caroline Stauch, N. N. Annelies Vanlaere Schauspiel Stuttgart 16/17 119 Mitmachen ren pädagogischen und gen und mehr: in entspannter sozialen Aufgabenstellungen. Atmosphäre in der Theater­ kantine. IMPULS MusikTheaterTanz wird vom Kultusministerium empfohlen und vom Förder­ Mörike × Extrem verein der Staatstheater Ein Wochenende lang Stuttgart e.V. sowie von der Karl Schlecht Stiftung finanzi­ beschäf­tigen sich Zuschauer­ Innen (ab 14 Jahren) sehr ell gefördert. intensiv mit dem Stuttgarter Hutzelmännlein. In kurzer Zeit Partnerschulen Dialog und spielerisches entstehen Szenen zum Stück, Workshops und Mit dem Neuen Gymnasium die anschließend für Gäste Entdecken für Schulklassen, gezeigt werden. Feuerbach und (in Koope­ LehrerInnen und Zuschauer­ Gespräche ration mit TuSch Stuttgart Innen jeden Alters: Für Schulklassen und andere Das ausführliche theater­ Gruppen bieten wir Workshops e.V.) mit der Werkrealschule Machen Sie mit ! Ostheim arbeiten wir auf ver­ päda­­gogische Programm zur Vor- oder Nach­bereitung schiedenen Feldern zusam­ finden Sie im Internet unter des Aufführungs­besuchs an: ——————————— men: In Workshops, Technik­ schauspiel-stuttgart.de/ für drei Schulstunden, mitmachen bei Ihnen oder bei uns. Dabei projekten oder AGs. sowie in unserem Flyer setzen sich die Teilnehmenden ——————————— „Mitmachen“. theaterpraktisch mit dem ——————————— Stück sowie den Spielweisen ——————————— der Inszenierung auseinander. Auch theoretische Einfüh­­ r ungsSpielplanpräsen­ oder Nachgespräche sind ——————————— tation, Lehrertreffen möglich. Für Schulen Für alle und Fortbildungen Für Lehrerinnen und Lehrer aller Schularten stellen wir zu Beginn des Schuljahres 2016/ 2017 den neuen Spielplan vor. Während der gesamten Spielzeit laden wir außerdem bei unseren Lehrer­treffen zu Probenbesuchen und Ge­ sprächen ein und bieten ein­ zelne Fortbildungen an. Theater × Kunst Begleitmaterial für den Unterricht Materialmappen mit Hinter­ grundinformationen, Texten und Spielvorschlägen zu vielen Inszenierungen unter­ stützen die Vorbereitung Ihres Theaterbesuchs. In mehreren Workshops und Hintergrundgesprächen erarbeiten sich SchülerInnen einen Zugang zur Inszenie­ rung Alice im Wunderland. Klassen aller Schularten (ab Jahrgangsstufe 8) können sich bis Ende Januar 2017 dafür bewerben. Lehrer-Infobrief Schreib × Werkstatt Alle zwei Monate erhalten Sie unseren Lehrer-Infobrief mit Informationen zu den nächsten Premieren, Terminen und Angeboten für Schulen. Führungen In Verbindung mit einem Aufführungsbesuch bieten wir Ihnen eine kostenlose Führung durchs Theater an. Verab­reden Sie einen Termin und werfen Sie einen Blick hinter die Kulissen. 120 In diesem Programm aus drei Inszenierungen plus Work­ shops legen wir den Fokus auf die unterschiedlichen künst­ lerischen Mittel. Ein Angebot vor allem für Literatur und Theater-Kurse. Alice entdecken Wir laden Klassen ein, sich dem Jugendstück Bilder deiner großen Liebe in einer Schreibwerkstatt anzunähern. IMPULS Musik Theater Tanz In dem Projekt IMPULS MusikTheaterTanz setzen sich Klassen ca. 40 Schulstunden lang praktisch mit einer Auf­ führung auseinander und ent­ wickeln eigene Szenen dazu. Die Ausschreibung richtet sich an Schulen mit besonde­ Theater × Samstag Jeden Monat laden wir in künstlerischen Workshops zum theatralen Ausprobieren ein: Mit immer anderer Herangehensweise nähern wir uns einer Inszenierung. Spiel × Klubs Kontakt ——————————— Informationen zu allen Angeboten: Jule Koch, Maria Winter Theaterpädagoginnen 0711-2032 -651 / -779 theaterpaedagogik.schauspiel@ staatstheater-stuttgart.de Theaterbegeisterte Jugend­ Karten, Termine liche und Erwachsene haben bei uns die Möglichkeit selbst und Informationen zu spielen: In einem unserer für Schulen und Klubs, die ganze Spielzeit lang. Gruppen: Anmeldungen bis Anfang Silke Duregger, Schul- und Oktober 2016 an: fsj.schauspiel@staatstheater- Gruppenreferentin 0711-2032 526 stuttgart.de gruppen.schauspiel@ staatstheater-stuttgart.de Aktionäre Sie möchten näher dran sein, aber nicht selber spielen? Als AktionärIn können Sie Veranstaltungen mitorganisie­ ren oder uns auf andere Art mit Ihrem Engagement unter­ stützen. Melden Sie sich unter: aktionaere.schauspiel@ staatstheater-stuttgart.de Werk × Stadt Bei diesem Zuschauerstamm­ tisch stehen Perspektiven und Fragen zum Theater im Mittel­ punkt. Reden Sie mit uns und Gästen aus verschiedenen Abteilungen über Inszenierun­ Extras liest unter der Leitung von Elmar Roloff regelmäßig in wechselnden Besetzungen über die gesamte Spielzeit hinweg den Stutt­garter Jahr­ hundertroman und erinnert an einen großen, fast Vergessenen dieser Stadt. Art × Act Stern × Stunden Was kann das Theater aus der Begegnung mit der Bildenden Kunst lernen? Welche Impulse kann das Theater der Bildenden Kunst liefern? In welcher Hinsicht können sich die ästhetischen Diskurse beidseitig befruchten? In un­ serer Reihe Art × Act treffen, wie in der vergangenen Spiel­ zeit, Künstler und Theoretiker verschiedener Kunstformen aufeinander und gehen diesen Fragen nach. Bisher waren Martin Eder, Sven Beckstette, Hans D. Christ, Iris Dressler, Ulrike Groos, Malte Jelden, Carsten Nicolai, Armin Petras und Christiane Pohle zu Gast in dieser Gesprächsreihe. In den Stern × Stunden gehört das Foyer des Schauspiel­ hauses unseren jüngsten Besuchern. An den Advents­ sonntagen lesen und spielen Mitglieder des Schauspiel­ ensembles Geschichten für Jung und Alt, für Vorfreudige und Stimmungsvolle. Darstellende Kunst trifft Bildende Kunst Geschichten für Jung und Alt Theater × Wirklichkeit Gesprächsreihe der Robert Bosch Stiftung, der Stuttgarter Zeitung und des Schauspiel Stuttgart Im Theater geht es um Wirk­ lichkeit. Theater beschreibt Wirklichkeit. Theater spiegelt Wirklichkeit. Theater deckt Wirklichkeit auf. Manchmal macht sich Theater über Wirklichkeit lustig, manchmal verteidigt es diese oder pran­ gert sie an. Und nicht zuletzt Stuttgart × Blicke ist das Theater selbst ein Stück Wirklichkeit. Die Künstler, Unsere Reihe Stuttgart × Blicke die im Theater arbeiten, bietet eine große Bandbreite befassen sich mit Geschichten von Formaten: Expertenge­ aus der Vergangenheit und spräche, Vorträge, Filme, der Gegenwart, um sich mit Hörspiele, Archivbesuche, Fragen unserer Gegenwart Lesungen etc. Gemeinsam mit auseinanderzusetzen und den Experten und Partnern vor Themen der Zukunft auf die Ort präsentieren wir auch in Spur zu kommen. Sie tun das der kommenden Spielzeit mit den Mitteln des Theaters. jeweils das, was uns zu einer Politiker, Wissenschaftler, bestimmten Inszenierung am Blind × Date Unternehmer und Engagierte schlagendsten erscheint, was haben andere Mittel, Fragen von und mit Sebastian ihre Themen vertieft und zu formulieren und Men­ Röhrle und Gästen erweitert. Maximal historisch, schen neue Blicke zu eröffnen. maximal modern. Einmal im Monat lädt der Die Robert Bosch Stiftung, Schauspieler Sebastian Röhrle die Stuttgarter Zeitung und das Hermann Lenz × mit wechselnden EnsembleSchauspiel Stuttgart wollen in Mitgliedern und Über­ra­ ihrer gemeinsamen Reihe Eugen Rapp schungs­­gästen zum Date mit Theater × Wirklichkeit diese Der Stuttgarter Autor und dem Unvorher­seh­baren ein. verschiedenen Sichtweisen Büchner-Preisträger Hermann Eine Verabredung der zusammenbringen – und ins Lenz begann 1963 in dem besonderen Art – geplant Gespräch mit dem Publikum 9-bändigen Romanzyklus und doch unbekannt. führen. Nach Veranstaltungen Vergangene Gegenwart seiner Un­be­rechenbare Begeg­nun­ mit Elmar Brok, Sherko Fatah, Biografie nachzugehen und gen – ein geheimnisvoller Julian Nida-Rümelin, Jan schuf mit dieser literarischen Abend, an dem alles möglich Philipp Reemtsma, Wolfgang Selbsterkundung auf über ist. Mehr Potential kann Schneiderhan, Moshe Zimmer­ 2.800 Seiten eines der bedeu­ ein Blind Date nicht haben. mann und Feridun Zaimoglu tendsten Gattungsbeispiele wird die Reihe mit namhaften seiner Zeit. Sein Alter Ego Haus × Musik Persönlichkeiten in der nächs­ Eugen Rapp diente dem ten Spielzeit fortgesetzt. Unsere Theatermusiker und zurückhaltenden Lenz dazu, Die Themen und Impulse des Ensemblemitglieder laden zum die Ereignisse des 20. Jahr­ Schauspiel Stuttgart sollen hunderts aus einer wohltuen­ Hauskonzert. Für unser Pub­ so im Dialog zu einer Debatte likum und alle anderen Nacht­ den Entfernung und gleich­ erweitert werden. schwärmer werden die Mu­si­ zeitig detailliert bis in die ker­Innen und Schau­spie­ler­ kleinsten Alltagsgeschehnisse Innen jeweils im Anschluss an hinein zu beschreiben – „poe­ tischer Geschichtsunterricht“, eine Abendvorstellung das so der Lenz tief verbundene Schauspielhaus zum Klingen Peter Handke. Das Ensemble bringen. Schauspiel Stuttgart 16/17 121