HÖRERLEBNIS ILLUSION AUDIOVERSUM-HÖRBAROMETER NR. 02 Innsbruck, am 13.5.2016: Warum wir unseren Ohren nicht immer trauen dürfen. Warum wir hören, was wir kennen. Und wie uns das Gehör übers Ohr haut und unsere Augen in die Irre führen. Das interaktive Museum AUDIOVERSUM ist den Sinnestäuschungen auf der Spur und macht die Illusion zum Erlebnis für Augen und Ohren. Unsere Augen können wir schließen, die Ohren hingegen bleiben immer auf Empfang. Tagtäglich arbeitet das menschliche Gehirn auf Hochtouren, um Hörimpulse zu verarbeiten. Als Grundlage dienen Erfahrung und Erinnerung. Weichen Wahrnehmungen vom Gewohnten ab, werden sie in bekannte Muster uminterpretiert und es kommt zu einer Täuschung. „Im Hörzentrum, dem Auditiven Cortex in der Großhirnrinde, werden akustische Reize verarbeitet und – meist unterbewusst – mit bekannten verglichen. Zugespitzt könnte man sagen: Wir hören, was wir kennen. Und dürfen gerade deshalb manchmal den eigenen Ohren nicht trauen“, erklärt Dr. Christina Beste, Leiterin der Innsbrucker Hörerlebniswelt AUDIOVERSUM. Spannende und unterhaltsame Phänomene lassen sich dabei beobachten. So können HörErinnerungen leicht durch Bilder ausgetrickst werden: Das Bild von einem Blechdach mit Wassertropfen kombiniert mit trommelnden Geräuschen – wir hören Regen. Sehen wir aber zum selben Geräusch eine fahrende Kutsche auf einem Feldweg, hören wir plötzlich eindeutig Holzräder auf Schotter. Im AUDIOVERSUM kann das jeder selbst ausprobieren. Wenn Worte zu singen beginnen Das vermeintliche Meeresrauschen in Muscheln oder die „unendliche Tonleiter“ sind ähnliche Irrungen. Für die Entdeckung einer der verblüffendsten akustischen Täuschungen, der „Speech-to-Song Illusion“, waren vier Worte ausschlaggebend. Diana Deutsch, Professorin für Psychologie an der University in San Diego und Pionierin auf diesem Gebiet, wiederholte im Rahmen eines Experiments die Worte „sometimes behave so strangely“ in einer Endlosschleife und stellte fest, dass die gesprochenen Worte irgendwann wie gesungen klangen. „Das liegt daran, dass Wiederholungen in Liedern relativ häufig vorkommen, während sie in Unterhaltungen eher ungewöhnlich sind“, so Deutsch. Erwartungen sind also auch hier maßgeblich daran beteiligt, was wir hören. Verhören ist menschlich Unterschiedliche Nervenbahnen im Gehirn sind dafür verantwortlich, was jemand hört und woher Klänge scheinbar kommen. Das hat Diana Deutsch mit der „Octave Illusion“ nachgewiesen. Über Stereokopfhörer werden abwechselnd zwei Töne gespielt, zwischen denen eine Oktave Abstand liegt. Links zuerst der höhere und dann der tiefere Ton, rechts genau umgekehrt. Das herauszuhören ist für das menschliche Gehirn aber praktisch unmöglich. Die meisten Menschen nehmen stattdessen auf dem rechten Ohr nur einen, den hohen Ton, und auf dem linken den tiefen Ton wahr – und zwar auch dann, wenn sie die Kopfhörer umdrehen. Hören – sehen – staunen Schon 1964 hat Roger Shepard, ein US-amerikanischer Kognitionsforscher, die „unendliche Tonleiter“ oder „Shepard-Tonleiter“ entdeckt. Ihr Prinzip: einzelne Töne, die sich überlagern und langsam an- bzw. abschwellen. Nähern sich die Töne dem Ende des hörbaren Frequenzbereiches, werden sie aus- und am anderen Ende wieder eingeblendet. Die Tonleiter scheint unendlich auf- oder abzusteigen. „Beim Thema Illusionen entdeckt man schnell Parallelen zwischen akustischer und optischer Wahrnehmung. Der Effekt einer scheinbar nicht endenden Tonleiter ähnelt dem berühmten Bild einer Treppe von M.C. Escher, die ins Unendliche führt. Beide Phänomene können in der AUDIOVERSUM-Sonderausstellung ‚Illusionen – Täuschung der Sinne‘ ausprobiert werden“, so Dr. Christina Beste. Hier gilt: Täuschung erwünscht. Aus einer venezianischen Gesichtsmaske wird bei näherer Betrachtung ein sich küssendes Paar, auf einem anderen Bild lässt sich scheinbar ein blassrotes Herz erkennen. Form und Farbe sind jedoch nur eine Illusion, die durch das cyan-grüne Gittermuster entsteht. Werden die Fluchtpunkte einer Bildperspektive verändert, hat der Betrachter wiederum Schwierigkeiten mit der Größeneinschätzung. Und mithilfe einer Virtual Reality-Brille erleben die Besucher eine simulierte Achterbahnfahrt täuschend echt. Ein Besuch im AUDIOVERSUM verspricht eine spannende Reise ins Reich der Illusion. Zum Reinhören Unendliche Tonleiter: https://upload.wikimedia.org/wikipedia/commons/9/9c/Example_Shepard_Tones.ogg „Speech-to-Song-Illusion“: http://philomel.com/asa156th/mp3/Sound_Demo_1.mp3 Weitere akustische Illusionen: http://deutsch.ucsd.edu Wie Hören und Sehen einander beeinflussen: https://www.youtube.com/watch?v=kzo45hWXRWU Sonderausstellung „Illusionen – Täuschung der Sinne“ AUDIOVERSUM Wilhelm-Greil-Straße 23, 6020 Innsbruck Öffnungszeiten: Dienstag bis Freitag: 9.00 bis 17.00 Uhr Samstag, Sonntag, Feiertage: 10.00 bis 17.00 Uhr Über AUDIOVERSUM Das AUDIOVERSUM ist das interaktive Museum rund ums Hören in Innsbruck. Als ScienceCenter verbindet es Medizin, Technik, Bildung und Kunst zu einer in Europa einzigartigen Hör-Erlebniswelt. Multimediale Installationen, in Kooperation mit dem renommierten Ars Electronica Center Linz entwickelt, laden zum Mitmachen und Staunen ein. Workshops, ein SoundLabor zum Experimentieren und Sonderausstellungen runden das Angebot ab. Initiator des Museums ist MED-EL, der weltweit führende Anbieter implantierbarer Hörsysteme. www.audioversum.at Rückfragen & weitere Informationen Dr. Christina Beste | AUDIOVERSUM Mag.(FH) Michaela Desch | Grayling Austria T: +43 57788 5023 T: +43 1/524 43 00-14 [email protected] [email protected]