AUTOMATION Plattformneutrale Visualisierung Mit Java auf allen Hochzeiten tanzen Halle 9, Stand G43 Die Programmiersprache Java hat innerhalb weniger Jahre, insbesondere durch den Boom des Internet, eine starke Verbreitung und Beliebtheit erlangt. Durch ihre einfache Erlernbarkeit wird sie auch für die Automatisierungstechnik immer interessanter. Diesem Trend trägt der Steuerungsspezialist Bachmann Electronic mit seiner neuen Visualisierungssoftware M-JVIS Rechnung. Unabhängigkeit ist Trumpf bei der plattformneutralen Visualisierungssoftware D ie meisten Maschinenhersteller kennen das Problem mit PC-basierten Visualisierungen: Bei einem Softwarewechsel – etwa nach einem Upgrade oder manchmal sogar nur nach einem einfachen Update – streikt eine zuvor fehlerfrei laufende Anwendung. Dann ist aufwändiges Anpassen, Umprogrammieren oder die zeitraubende Suche nach nicht installierten DLLs und Treibern angesagt. Wenn nicht vorbeugend getestet und gehandelt wurde, stehen Maschinen und Anlagen still, so dass teure Produktionsausfallzeiten beim Endkunden die Bilanz belasten. Die Schuld bekommt dann meist der Maschinenhersteller oder der Lieferant des Visualisierungssystems. Die wahre Ursache des Problems liegt jedoch woanders: Eine zu starke gegenseitige Abhängigkeit beim Zusammenspiel von Software und Betriebssystemen kann unter Umständen drastische Auswirkungen haben. Kein Wunder also, dass immer mehr Maschinenhersteller möglichst plattformunabhängige Softwarelösungen einsetzen wollen. Die Erfüllung dieses berechtigten Wunsches wird durch den Siegeszug der Program- 56 miersprache Java zunehmend realistischer. Objektorientierte Freiheitsgrade Inzwischen hat sich Java zu der weltweit am meisten programmierten Hochsprache gemausert und wird nicht nur an Universitäten und Fachhochschulen gelehrt. Auch in der Automatisierungstechnik setzen Betriebe und Ausbildungsstätten immer häufiger auf die Java-Kenntnisse ihrer Programmierer und Entwickler. Zwar kann man sie nicht mit einer Hochsprache wie C vergleichen, doch die Vorteile ihrer objektorientierten Programmierung liegen auf der Hand. In erster Linie macht Java den Anwender frei von den Eigenarten der Betriebssysteme und Versionen. Somit ist man nicht von einer bestimmten Hardware-Plattform abhängig und kann auf allen Hochzeiten tanzen. Diese Programmiersprache verfügt nicht nur über eine hohe Akzeptanz bei Entwicklern, Servicetechnikern und Anwendern, mittlerweile existiert weltweit auch ein großer Pool an Programmier- kapazität. Dessen Ergebnisse sind in manchen Fällen sogar kostenlos nutzbar. Wiegt man heute die Vor- und Nachteile der Java-Programmierung im Allgemeinen und im Falle einer Visualisierungssoftware im Besonderen gegeneinander ab, so verwundert es rückwirkend, dass sich diese Hochsprache nicht schon früher im Maschinenbau und in der Automatisierungsbranche durchgesetzt hat. Gierig nach Rechenleistung Dies nur durch eine konservative Maschinenbaubranche erklären zu wollen, wäre allerdings zu kurz gegriffen. Denn wenn man die Eigenschaften von Java betrachtet, wird klar, dass man für Echtzeit-Anwendungen eine Menge Rechenleistung benötigt. Dem frühen Einsatz von Java-Anwendungen im industriellen Umfeld stand also zunächst die fehlende Rechnerperformance gegenüber. Erst seit der Verfügbarkeit von Low-Power/ High-Performance-Prozessoren ist die Dipl.-Ing. (FH) Markus Hanefeld ist Vertriebsleiter der G. Bachmann Electronic GmbH in FeldkirchTosters, Österreich 49. Jahrgang 2004, Nr. 3 AUTOMATION Verwendung dieses Standards für industrielle Anwendungen sinnvoll. Gleichzeitig begann aber auch der Siegeszug der Web-Technologien, des universellen TCP/IPProtokolls und von Datenfernzugriff, Ferndiagnose und Fernwartung. Damit war ein enormer Druck auf Anwendungsprogrammierer und Systemlieferanten verbunden, die neuen Möglichkeiten, die durch das Internet allseits bekannt wurden, auch in ihre Steuerungen und Visualisierungslösungen zu integrieren. Diese konkreten Wünsche der Anwender waren es, die Bachmann Electronic zur Entwicklung von M-JVIS antrieben. Denn immer öfter forderten Kunden eine Visualisierungssoftware, die es den Softwareentwicklern endlich ermöglicht, sich von der Ressourcen-verbrauchenden Systempflege auf Grund neuer Betriebssystemversionen frei zu machen. Erst wenn dieses Thema nicht große Teile ihrer Kapazitäten bindet, können sie sich auf ihre eigentliche Aufgabe konzentrieren: Den Fortschritt und Vorsprung des eigenen Unternehmens im Markt zu sichern. Mit M-JVIS lassen sich nicht nur Visualisierungen für alle Arten von Geräten – von ¼-VGA-Auflösungen bis hin zu Hochauflösungen – realisieren. Die neue Software steht der bisherigen Visualisierungssoftware M-VIS für das M1-Steuerungssystem von Bachmann Electronic, die bisher auf der Basis von Visual Basic entwickelt wurde, in keiner Weise nach. Da nach wie vor standardisierte Schnitt- KOMPAKT Da die Visualisierungssoftware M-JVIS auf Java basiert, hat man freie Auswahl bei der Hardwareplattform. Die Unabhängigkeit von Betriebssystemen und Versionen vermeidet Probleme beim Upgrade oder Update von Software-Tools. Im Zusammenspiel mit den neuen Web-Terminals der WT-300-Serie kann M-JVIS, die Visualisierungen auf allen möglichen Geräten erlaubt, voll ausspielen. Mit ihren schnellen Prozessoren, den verschiedenen Bildschirmgrößen und Speichervarianten sowie dem kundenspezifischen Design lassen sich die Terminals an die unterschiedlichsten Anwendungen anpassen. M-Javis, WT-300 Maschinen-Visualisierung/-Bedienung 49. Jahrgang 2004, Nr. 3 771 Die für den harten Industrieeinsatz konzipierten WebTerminals bilden die ideale Plattform für die Visualisierungssoftware stellen genutzt werden, ist auch M-JVIS zu dem Steuerungssystem kompatibel. Auf Grund ihrer Java-Basis lässt sie sich außerdem von jedem beliebigen Standardsystem aus einsetzen. Konkret bedeutet das, dass beispielsweise Servicetechniker sehr viel schneller reagieren können, sollte es Schwierigkeiten mit der Software geben. Dafür reicht bereits ein einfacher Browser und da es bei Java keine unterschiedlichen Softwareversionen gibt, ist das Problem meist schnell gelöst. Die passende Hardware Als leistungsfähige Plattformen für das neue Visualisierungssystem bieten sich die von Bachmann Electronic zeitgleich entwickelten neuen Web-Terminals der WT300-Serie an. Die mit einem ColorTFT-Display ausgestatteten Geräte gibt es mit Bildschirmdiagonalen von 5,7“, 6,4“, 10“, 12“ und 15“. Die Bedienung erfolgt wahlweise über einen TouchScreen oder die Fronttastatur. Den Kern der vornehmlich lüfterlosen Geräte, die frontseitig der Schutzart IP65 entsprechen und in kundenspezifischen Designs verfügbar sind, bildet ein leistungsfähiger Prozessor mit Taktraten von 400 oder 733 MHz. Durch die spezielle Auswahl von nur industriegerechten Komponenten und Displays funktioniert z. B. der WT305 bis zu einer Betriebstemperatur bis 55 °C ohne Lüfter. Der integrierte 10/100-Mbit/s-EthernetAnschluss dient zur Steuerungsankopplung, aber auch für die Einbindung der Terminals in moderne Fabrik-Infrastrukturen. Weitere Schnittstellen sind beispielsweise USB, PS2 und RS232. Massenspeicher wie Harddisk, Compact Flash, CD-ROM- oder Floppy-Laufwerk können ebenfalls integriert werden. (no) 쏔 57