T IGH S INS RIE SE Das Einmaleins des Programmatic Advertising Sie wissen, gerade findet die programmatische “Revolution” statt. Während bisher das Budget für Programmatic nur einen kleinen Teil des gesamten digitalen Werbemarkts ausmachte, ändert sich dies in unseren zunehmend datenorientierten Zeiten gerade gewaltig. Laut eMarketer hat sich das Wachstum bei programmatischen Display-Werbeausgaben 2014 mehr als verdoppelt. Werbetreibende in den USA haben 10 Milliarden Dollar in programmatisches Display-Advertising investiert. eMarketer geht davon aus, dass sich diese Summe im Jahr 2016 noch einmal auf mehr als 20 Milliarden Dollar verdoppelt. Das würde heißen, dass 63 Prozent des Gesamtbudgets für Displaywerbung programmatisch eingesetzt werden. Damit hätte sich zu diesem Zeitpunkt das Verfahren von einem kleinen strategischen Teil des Marketingmixes zur dominanten Investitionsform entwickelt. Ausgaben für programmatische Display-Werbung in den USA, 2013–2016 Milliarden Dollar, Prozent Veränderung und Anteil am Gesamtvolumen für Display-Werbung 20,41$ 135,5% 108,7% 14,88$ 9,99$ 55,0% 63,0% 4,24$ 45,0% 48,9% 37,2% 24,0% 2013 2014 2015 2016 Ausgaben für programmatische Display-Werbung Prozentuale Veränderung Anteil am Gesamtvolumen für Display-Werbung* Hinweis: Über eine API gesteuerte digitale Display-Anzeige – alles von Publisher-spezifischen APIs bis zu stärker standardisierter RTB-Technologie, umfasst Werbung auf Desktops, Laptops, Mobiltelefonen und Tablets. *Banner, Rich Media, Sponsoring, Video und weitere Werbeformen Quelle: eMarketer, März 2015 2 INSIGHT SERIES Programmatic Advertising Einmaleins marinsoftware.de Programmatische Werbung ist im Display-Bereich bisher am stärksten gewachsen. Die Möglichkeiten sind jedoch noch viel umfassender. Bei dem prognostizierten Programmatic-Umsatz von 20 Milliarden US-Dollar liegt der Großteil des Wachstums und der Großteil der Ausgaben (annähernd 70 Prozent) im Mobile-Bereich. Und auf Desktops und Mobile wird Videowerbung einen erheblichen Teil dieses Budgets ausmachen. Programmatic verändert die Art und Weise, wie Marketing-Experten Zielgruppen ansprechen und Werbeplatz einkaufen. Dennoch gibt es noch viel Unsicherheit bezüglich der Akteure und Begriffe. Das liegt zum Teil daran, dass sich das Programmatic-Geschäft nach wie vor weiterentwickelt – zum Teil aber auch daran, dass die Werbebranche ihre eigene Arbeitsweise noch nicht gut erklärt hat. Im Folgenden konzentrieren wir uns auf die wichtigsten Ausdrücke, denen Werbetreibende wahrscheinlich begegnen werden, wenn sie sich intensiver mit Programmatic auseinandersetzen. Wir behandeln unterschiedliche Arten von Daten, die Akteure im programmatischen Ökosystem nutzen, sowie die verschiedenen Möglichkeiten, Werbeinventar einzukaufen. Dabei versuchen wir, alles so verständlich wie möglich zu definieren. Was wir behandeln: 1. Was bedeutet Programmatic eigentlich? 2. Daten – das Fundament von Programmatic 3. Targeting – was Werbetreibende mit Daten tun 4. Das programmatische Ökosystem – die Gatekeeper, Käufer und Verkäufer 5. Die vielen Arten programmatischer Werbung, inklusive Fachausdrücke 6. Retargeting – ein kleiner Schritt für Programmatic 7. Mobile- und Cross-Device-Targeting – über den Desktop hinaus INSIGHT SERIES Programmatic Advertising Einmaleins marinsoftware.de 3 Was bedeutet Programmatic eigentlich? Wenn Sie nach einer Definition von programmatischer Werbung suchen, werden Sie feststellen, dass es gar nicht so einfach ist, eine gute, belastbare Erklärung zu finden. Je nachdem, wen Sie fragen, werden Sie unterschiedliche Erklärungen bekommen. Am besten versteht man Programmatic, wenn man es als eine zwischen automatisch und programmierbar angesiedelte Methode begreift, um Werbeplatz auf eine bestimmte Art und Weise zu kaufen und zu verkaufen. Weil Teile des Ablaufs automatisiert werden können, wird der Kauf von Anzeigenplatz effizienter. Man benötigt weniger Manpower, und man hat mehr Möglichkeiten, Daten in Echtzeit zu skalieren. Programmatic bedeutet jedoch nicht vollautomatisch. Es sind immer noch Personen in den Ablauf eingebunden. Manche programmatischen Kanäle (beispielsweise Video oder Native) bieten weniger Automatisierung als andere (zum Beispiel Desktop-Displaywerbung). Doch die richtigen strategischen Entscheidungen für Targeting und Performance-Optimierung können noch nicht automatisch getroffen werden. Für unsere Zwecke können wir festhalten: Programmatische Werbung ist wie ein Flug mit Autopilot. Die meisten Entscheidungen kann die Technik treffen. Aber man braucht immer noch einen Piloten im Cockpit, der über die Richtung entscheidet und gelegentlich in die Steuerung eingreift. 4 INSIGHT SERIES Programmatic Advertising Einmaleins marinsoftware.de Daten – das Fundament von Programmatic First-, Second- und Third-Party-Daten First-PartyDaten First-Party-Daten erhält ein Unternehmen direkt von seinen Kunden. Second-PartyDaten Second-Party-Daten ähneln First-Party-Daten, allerdings teilt das Ursprungsunternehmen die Daten direkt mit einer zweiten Partei. 3 Third-PartyDaten Third-Party-Daten sind Kundendaten, die von einem Unternehmen gesammelt werden, das nicht direkt an der Transaktion beteiligt ist. Daten sind die Grundbausteine programmatischer Werbung. Sie sind die Währung, die Ergebnisse hervorbringt. Je besser und umfangreicher die Daten sind, die Sie sammeln und nutzen können, desto effektiver können Sie potenzielle Kunden entdecken und ansprechen. First-Party-Daten First-Party-Daten werden gesammelt, während Kunden über die Website surfen, Suchanfragen stellen und Waren bzw. Dienstleistungen einkaufen. Ebenfalls in diese Kategorie fallen Informationen, die ein Nutzer ausdrücklich angibt, wie Name, Adresse, demografische Daten und andere personenbezogene Informationen. Warum schützen Unternehmen ihre First-Party-Daten? Strategien und Targeting-Modelle sind nur so gut wie die Daten, auf denen sie beruhen. Die First-Party-Daten eines Unternehmens sind seine wertvollste Datenquelle, weil sie erstens relevant sind, zweitens genau, und drittens, weil kein anderer Marktteilnehmer diese Informationen hat. Jede sinnvolle MarketingInitiative sollte damit beginnen, die verfügbaren First-Party-Daten zu maximieren. Second-Party-Daten Second-Party-Daten sind die First-Party-Daten eines anderen Unternehmens, das dieses weiteren Unternehmen direkt zur Verfügung stellt. Diese Daten können auf verschiedene Weise bereitgestellt werden: über eine direkte Partnerschaft, über Datenmanagement-Plattformen oder über ein Second-PartyDaten-Netzwerk. INSIGHT SERIES Programmatic Advertising Einmaleins marinsoftware.de 5 Wie verwenden Unternehmen Second-Party-Daten? Second-Party-Daten sind nützlich, um neue Kunden zu gewinnen. Die Vorteile ähneln denen von Third-Party-Daten darin, dass sie eine sehr wirkungsvolle Möglichkeit bieten, die Reichweite zu erhöhen und neue, qualifizierte potenzielle Käufer anzusprechen. Sie bieten zwar nicht dieselbe Reichweite wie Third-Party-Daten, dafür ist jedoch die Datenqualität höher, sodass eine Interessentenansprache mit Second-Party-Daten oft eine erfolgreichere und kosteneffizientere Performance bietet. Third-Party-Daten Third-Party-Daten sind anonymisierte Daten, die von Datenhändlern aus unterschiedlichen Quellen gesammelt und gekauft werden. Werbetreibende können üblicherweise Third-Party-Daten-Management-Plattformen nutzen. Was sind die Vor- und Nachteile von Third-Party-Daten? Der größte Nutzen von Third-Party-Daten liegt in ihrer enormen Breite. Demografische Informationen beispielsweise gehören zu den meistgenutzten Arten von Third-Party-Daten. Alle möglichen Interessen, Vorlieben oder marktspezifischen Daten sind jedoch ebenfalls verfügbar. Wenn Sie nach einer Zielgruppe von Honda-Civic-Besitzern suchen, die im letzten Jahr nach Spanien gereist sind, können Sie die Daten bekommen. Der Nachteil liegt jedoch darin, dass die Nutzung dieser Daten teuer sein kann. Und es ist nicht ungewöhnlich, dass die Performance die Erwartungen nicht erfüllt, denn die Qualität ist sehr uneinheitlich, je nachdem, wer die Daten zur Verfügung stellt, auf welche Weise und wie häufig sie gesammelt werden. Absichtsinformationen (Intent Data) Vor der Handlung kommt die Absicht. Absichtsinformationen helfen Weretreibenden zu verstehen, welche Ziele ihre Kunden verfolgen. Folglich können die Zielgruppen klüger ausgewählt und mit geeigneteren Werbestrategien angesprochen werden. Welche Arten von Absichtsinformationen sind wertvoll? Fast jede Interaktion eines Kunden – ob er eine Website besucht, eine Seite auf Facebook “likt” oder nach einer Telefonnummer sucht – kann als Absichtsinformation interpretiert werden. Doch nicht alle Absichtsinformationen sind relevant oder nützlich. Der Einfachheit halber: Es gibt grundsätzlich mindestens zwei Sorten von Absichtsinformationen, die ein Werbetreibender sammeln sollte: Verhaltensabsichten, gesammelt aus den Aktionen auf der Website Suchabsichten, gesammelt von Suchmaschinen wie Google oder Bing sowie Suchen auf der eigenen Website Diese Signale sind meist am besten geeignet, späteres Verhalten vorauszusagen, und haben den größten Wert für die Steigerung des ROI. 6 INSIGHT SERIES Programmatic Advertising Einmaleins marinsoftware.de Targeting – was Werbetreibende mit Daten tun Das eigentliche Versprechen von Programmatic ist, dass Werbung auf individueller Ebene ausgeliefert wird. Früher haben Marken versucht, ihre Zielgruppe zu erreichen, indem sie Anzeigen auf Basis von Seiteninhalten oder der Nutzerdemografie eines Publishers gekauft haben. Programmatic hingegen ermöglicht es Werbetreibenden, sich auf das “wer” zu konzentrieren, ohne sich um das “wo” kümmern zu müssen. Marken können damit Nutzer finden und erreichen, die sie auf Basis ihrer individuellen Eigenschaften, Verhaltensweisen und Vorlieben ausgewählt haben, ungeachtet der Frage, wo diese im Netz unterwegs sind. Im Folgenden finden Sie einen Überblick über die wichtigsten Arten programmatischen (und nicht-programmatischen) Targetings. Zielgruppe Der Name ist neu, das Verfahren nicht: Zielgruppentargeting bedeutet den Einkauf und die Auslieferung von Werbung an ein bestimmtes Zielgruppensegment. Dies ist das Kernversprechen von Programmatic. Zielgruppentargeting kann jede beliebige Menge von Datenpunkten berücksichtigen, inklusive Verhaltens-, Absichts- und demografischer Informationen sowie weiteren. Verhalten Verhaltensbasiertes Targeting ist die Zielgruppenansprache, bei der Nutzer auf Basis ihrer früheren Handlungen ausgewählt werden. Normalerweise sind das Handlungen, die im Netz erfassbar sind, wie Seitenbesuche, das Anschauen bestimmter Produkte oder Handlungen, die Conversions auslösen. Es können jedoch auch Offline-Informationen berücksichtigt werden, beispielsweise ob User ein bestimmtes Geschäft besuchen oder einen bestimmten Gegenstand erworben haben. Kontext Kontextbezogenes Targeting ist eine althergebrachte Methode, um neue Zielgruppen zu erreichen und anzusprechen. Basis ist der Inhalt der Seite, auf der die Anzeige geschaltet wird. Beispielsweise könnte ein Autohersteller versuchen, potenzielle Kunden auf Websites für Autofans zu erreichen oder über relevante Artikel auf Seiten mit einem breiten Publikum wie Yahoo oder dem Wall Street Journal. Menschen auf Basis ihrer möglichen Interessen anzusprechen, ist keine schlechte Auswahlmethode, allerdings ist sie noch ausbaufähig. INSIGHT SERIES Programmatic Advertising Einmaleins marinsoftware.de 7 Cross-Device Beim Cross-Device-Targeting identifiziert man einen Nutzer, indem man Daten an unterschiedlichen Punkten verschiedener Endgeräte vergleicht. Daraus resultierend kann dem User entsprechend Werbung auf allen genutzten Endgeräten ausgespielt werden. Ist Cross-Device-Targeting dasselbe wie mobiles Retargeting? Mobiles Retargeting ist heute wahrscheinlich der häufigste Anwendungsfall für Cross-Device-Targeting. Aber es ist nur eine Art, diese Möglichkeit zu nutzen. Cross-Device-Targeting deckt ein größeres Einsatzgebiet ab. Man kann Nutzer als Zielgruppe begleiten über: unterschiedliche Desktop-Geräte (bspw. Arbeits- und Privat-PC) unterschiedliche mobile Endgeräte (bspw. Smartphone und Tablet) Desktop und mobile Endgeräte (bspw. Smartphone und PC) neuartige Geräte (bspw. PC und Smart-TV) Demografisch Demografisches Targeting ist eine einfache Strategie für das ZielgruppenTargeting. Dabei werden Anzeigen auf Basis der demografischen Daten von Website-Besuchern ausgeliefert, beispielsweise Alter, Geschlecht oder Einkommen. Absicht Absichtsorientiertes Targeting kann man sich als verhaltensbasiertes Targeting auf höherem Niveau vorstellen. Die Überlegung dabei ist, warum ein Nutzer eine bestimmte Handlung vorgenommen hat. Wenn ein Interessent sich beispielsweise ein Produkt anschaut – was bedeutet das? Recherchiert er nur? Möchte er es für sich selbst oder für eine andere Person kaufen? Absichtsorientiertes Targeting berücksichtigt häufig zusätzliche Datenpunkte wie früheres Verhalten, Suchabfragen und Social-Media-Aktivitäten. Ist absichtsorientiertes Targeting nicht schwierig umzusetzen? Absichtsorientiertes Targeting ist nicht unbedingt schwierig durchzuführen, aber es setzt die richtigen Werkzeuge und die Bereitschaft zum Testen voraus. Die Werkzeuge sind notwendig, um die Absichtssignale zu erkennen, zu kategorisieren und nutzbar zu machen. Außerdem kann man erkennen, welche Absichtssignale den größten Wert erzeugen, auch wenn sie nicht vollkommen verlässlich sind. Manche Signale, beispielsweise die Suche nach konkreten Marken, sind ergiebiger, weil sie einen weit fortgeschrittenen Punkt in der Absichtsentwicklung kennzeichnen. Andere Zeichen sind weniger deutlich und setzen einen Versuchs- und Lernprozess voraus. Wie bei jedem effektiven Werbeverfahren benötigt man ein wenig Kunst und ein wenig Wissenschaft, damit es funktioniert. 8 INSIGHT SERIES Programmatic Advertising Einmaleins marinsoftware.de Location Wie der Name schon andeutet, werden beim Location-basierten Targeting (auch Geotargeting genannt) Anzeigen auf Basis des Aufenthaltsorts der Nutzer ausgespielt. IP-Adressen, WLAN-Vermessung und GPS-Daten sind die häufigsten Arten, den Aufenthaltsort festzustellen. iBeacon Targeting mit iBeacons ist eine neue, schnell wachsende Unterart des Locationbasierten Targetings. Anders als Geotargeting verwenden iBeacons keine traditionellen Ortsdaten wie IP-Adressen, WLAN- oder GPS-Daten. Stattdessen positionieren Marken iBeacon-Transmitter (oft in Ladengeschäften). Diese Transmitter kommunizieren mit Smartphones, deren Bluetooth-Funktion aktiviert ist, und tauschen mit diesen Signale aus. Weil Bluetooth nur eine begrenzte Reichweite hat, können Marketing-Experten den Aufenthaltsort des Nutzers so sehr viel genauer feststellen: Sie erfahren, ob ein Nutzer am Laden vorbeigeht, ob er durch eine bestimmte Abteilung bummelt oder ob er an der Kasse steht. Wie setzt man iBeacon-Targeting ein? Ein vielversprechendes Einsatzgebiet für iBeacon-Targeting ist die Feingliederung von Zielgruppen auf Basis des tatsächlichen Verhaltens in Ladengeschäften. So kann man dem Nutzer hochrelevante und personalisierte Angebote machen. Man kann das Verfahren auch als realitätsbasiertes Targeting bezeichnen. Lookalike-Modelle Lookalike–Modelle werden oft als Taktik zur Neukundengewinnung eingesetzt, bei der Zielgruppen angesprochen werden, die bestimmte Eigenschaften oder Verhaltensweisen mit den Websitebesuchern, E-Mail-Verteilern oder Kunden eines Werbetreibenden gemeinsam haben. Lookalike-Zielgruppen werden algorithmisch zusammengestellt und berücksichtigen viele verschiedene Datenpunkte. INSIGHT SERIES Programmatic Advertising Einmaleins marinsoftware.de 9 Das programmatische Ökosystem – die Gatekeeper, Käufer und Verkäufer Zielgruppe Werbetreibender AgenturTrading Desk Ad Exchanges Publisher Ad Networks Hier wird Programmatic allmählich verwirrend und verliert sich in seiner eigenen Fachsprache und seinen eigenen Abkürzungen. In diesen Abschnitten stellen wir die relevanten Rollen im programmatischen Ökosystem und ihre wesentlichen Funktionen vor. Der Werbetreibende Wenn Sie diesen Text hier lesen, sind Sie wahrscheinlich selbst ein Werbetreibender. Die Werbebranche würde nicht existieren, wenn es keine Unternehmen gäbe, die Anzeigen kauften. Der Publisher Publisher sind alle Veröffentlichungen, Websites und mobilen Apps, die zum einen das eigentlich Wertvolle – nämlich Content – erstellen und ausliefern und zum anderen den Werbeplatz schaffen, den Werbetreibende kaufen. Ad Exchanges Ad Exchanges sind das Rückgrat des programmatischen Anzeigenkaufs und ein wesentlicher Treiber für die Renaissance der Display-Werbung in den vergangenen Jahren. Ad Exchanges sind im Wesentlichen Marktplätze, auf denen Werbetreibende und Publisher Anzeigenplätze programmatisch kaufen und verkaufen. Publisher bieten ihr Inventar an und Werbetreibende bieten dann für diese Anzeigen, oft in Echtzeit, auf Basis dessen, was ihnen ein bestimmter Besucher wert ist. 10 INSIGHT SERIES Programmatic Advertising Einmaleins marinsoftware.de Wie unterscheiden sich Ad Exchanges von Anzeigennetzwerken? Es gibt einige bedeutende Unterschiede zwischen Ad Exchanges und Anzeigennetzwerken: Auf Ad Exchanges werden Anzeigenimpressions einzeln verkauft, oft in Echtzeit. Anzeigennetzwerke verkaufen üblicherweise Pakete. Obwohl programmatische Direkttransaktionen (siehe unten) diese Abgrenzung ein Stück weit aufheben, gilt im Großen und Ganzen: Anders als Anzeigennetzwerke maximieren Ad Exchanges den Wert und die Wirkung jeder einzelnen dargestellten Anzeige. Ad Exchanges bieten mehr Transparenz. Wenn ein Werbetreibender einen Ad Exchange nutzt, sieht er, auf welche Seite, welches Inventar und welche Nutzer er bietet. Anzeigennetzwerke bieten im Vergleich dazu viel weniger Einblick in solche Daten, weil sie größtenteils Anzeigenpakete verkaufen. Anzeigennetzwerke sind im Wesentlichen Mittelsmänner zwischen Werbetreibenden und Publishern. Durch das Ausschalten des Mittelsmannes sind Ad Exchanges der kostengünstigere Weg zum Anzeigenkauf. Anzeigennetzwerke Anzeigennetzwerke sind wie der ältere und weniger begabte Bruder der Ad Exchange. Ebenso wie Ad Exchanges bündeln Anzeigennetzwerke Inventar von mehreren Publishern und bieten es gesammelt an. Werbetreibende können dadurch effizient in großem Maßstab Werbeplätze einkaufen. Warum spielen Anzeigennetzwerke im Zeitalter programmatischer Werbung noch eine Rolle? Anzeigennetzwerke bieten nicht dieselben ausgefeilten Targeting-Möglichkeiten wie Ad Exchanges. Dennoch ermöglichen sie einen einfachen und wirkungsvollen Weg, bei einer großen Anzahl von Publishern Werbeplätze zu kaufen. Es fließt zwar immer mehr Werbebudget in programmatische Kanäle, dennoch werden die Anzeigennetzwerke nicht so schnell vom Markt verschwinden. Datenmanagement-Plattformen (DMPs) Werbetreibende können DMPs nutzen, um ihre First-Party-Daten zu sammeln, zu speichern und als Basis zu verwenden, um ihre Reichweite zu erhöhen. DMPs sammeln zudem Third-Party-Daten, die Kunden für ihre Werbeplanung nutzen können. Was ist der Unterschied zwischen DMPs und DSPs? Die Aufgabe von DMPs ist es, Daten zu sammeln. Sie agieren als sehr große und komplexe Datenbank. DSPs (siehe unten) sammeln zwar ebenfalls Zielgruppeninformationen, aber die Optionen zur Datenverwaltung sind im Vergleich zu DMPs begrenzt. DSPs nutzen im Grunde die Daten von DMPs, um Informationen für das Media-Buying bereitzustellen. INSIGHT SERIES Programmatic Advertising Einmaleins marinsoftware.de 11 Demand Side Plattformen (DSP) Eine Demand Side Plattform (also eine Plattform der Nachfrage-Seite) ist ein Werkzeug, mit dem Werbetreibende auf Anzeigenplätze von Ad Exchanges bieten und diese kaufen können. Sind alle DSPs gleich? Auf welche Unterschiede sollte man achten? DSPs sind nicht alle gleich, aber manche Abweichungen sind wichtiger als andere. Welche Unterschiede sollte man im Auge behalten? Datenzugang. Ein Unterscheidungsmerkmal für DSPs ist es, welche Art von Daten ein Werbetreibender verwenden und zur Reichweitensteigerung nutzen kann. Manche DSPs haben sich darauf spezialisiert, die individuellen First-Party-Daten eines Unternehmens (bspw. Search-Absichten) zur Reichweitenausdehnung zu nutzen. Andere geben über DMPs Zugriff auf Third-Party-Daten. Einige DSPs ermöglichen einen Abgleich mit CRM-Daten, andere sind hervorragend darin, Mobile-Daten zu sammeln. Hochwertige Anzeigen-Reichweite. Im Wesentlichen ist die Reichweite selbst eine Handelsware. Die meisten DSPs, die an die großen Ad Exchanges angeschlossen sind, liefern mehr als 95 Prozent der Reichweite und Impressions. Der Vorteil, wenn man zusätzlich zu den fünf größten DSPs auch noch an Hunderte andere DSPs angeschlossen ist, ist marginal. Aber nicht alle DSPs liefern dieselbe Art von Reichweite. DSPs, die unmittelbar in Ad Exchanges eingebunden sind, bieten andere Arten von Inventar, über das Real-Time-Bidding-Inventar hinaus. DSPs können sich zudem deutlich in der kanalübergreifenden Reichweite unterscheiden. Beispielsweise bieten manche DSPs über eine API-Verbindung Zugriff auf natives FacebookInventar, während andere nur den Zugriff über Facebook Exchange bieten. Transparenz. Dieses Wort kann für verschiedene Personen verschiedene Dinge bedeuten; aber üblicherweise interessieren sich Werbetreibende am meisten für Preistransparenz. Diese hängt hauptsächlich davon ab, wie die DSP mit ihren Nutzern abrechnet: ob auf CPM- bzw. TKP- oder CPC-Basis. DSPs, die den Tausenderkontaktpreis als Grundlage verwenden, sind eher bereit, ihre Marge zu veröffentlichen. DSPs, die auf Cost-per-Click-Basis abrechnen, tun dies nicht. Service-Modelle. DSPs bieten ihren Kunden sehr unterschiedliche Funktionen zur Kampagnensteuerung und -optimierung. Auf der einen Seite des Spektrums stehen DSPs, die ausschließlich ein Managed-Services-Modell anbieten, in dem sie selbst alle Aspekte der Optimierung kontrollieren. Auf der anderen Seite bieten manche DSPs eine Plattform, mit der die Kunden ihre Kampagnen in Eigenregie steuern und optimieren können. Viele der Selbststeuerungs-Plattformen bieten zudem Managed Services an, wenn der Kundenumsatz eine definierte Schwelle überschreitet. 12 INSIGHT SERIES Programmatic Advertising Einmaleins marinsoftware.de Supply-Side-Plattformen (SSPs) Werbetreibende nutzen DSPs, um auf Ad Exchanges Werbeplatz zu kaufen. Publisher verwenden SSPs (also Plattformen der Anbieter-Seite), um ihren Anzeigenplatz über die Ad Exchanges zu verkaufen. Der Vorgang läuft gewissermaßen spiegelverkehrt ab. Interessieren sich Werbetreibende für SSPs? Normalerweise haben Werbetreibende nicht direkt etwas mit SSPs zu tun. Werbetreibende, die auch als Publisher agieren, können mit der Wahl der richtigen SSP jedoch ihre Anzeigenumsätze und ihren Ertrag optimieren. Agentur-Trading-Desk Agentur-Trading-Desks (ATDs) sind im Wesentlichen die Media-Einkaufsund Verkaufsabteilungen der großen Werbekonzerne wie WPP, Publicis und Interpublic. ATDs bestehen aus Personal und Technik. Anzeigenplätze werden oft programmatisch über DSPs und DMPs eingekauft und dann an Werbetreibende als Managed Service weiterverkauft. Wie steht es mit Agentur-Trading-Desks und Transparenz? ATDs kennen beim Einkauf den Preis einer Anzeige, weil sie üblicherweise programmatisch einkaufen. Wenn ATDs diesen Anzeigenplatz jedoch mit Marge an ihre Kunden weiterverkaufen, erhalten diese nicht denselben Einblick in die Kosten. Kunden wissen nicht, wie viel die Agentur ursprünglich für den Platz gezahlt hat, den sie jetzt kaufen. (Das ist ein Unterschied zu früheren Zeiten, in denen Kunden wussten, dass die Agenturen üblicherweise 15 Prozent auf den Anzeigenpreis aufschlugen.) Aufgrund dieses Informations-Ungleichgewichts konnten ATDs ihre Marge erhöhen, indem sie den Anzeigenplatz günstiger einkauften, den Wiederverkaufspreis jedoch beibehielten. Das möglicherweise dadurch entstehende Problem ist, dass ein Interessenkonflikt zwischen Kunde und Agentur auftreten kann, wenn die Agentur sowohl auf der Käufer- als auch auf der Verkäuferseite agiert. Agenturen könnten bevorzugt Anzeigenplätze mit höherer Marge verkaufen, während Kunden den Anzeigenplatz mit der höchsten Wirkung nutzen möchten. Der Fairness halber: Diskussionen über Kostentransparenz betreffen zwar üblicherweise ATDs. Das gleiche Geschäftsmodell gibt es jedoch auch bei reinen DSPs, die ihr Inventar auf CPC- oder CPA-Basis verkaufen. INSIGHT SERIES Programmatic Advertising Einmaleins marinsoftware.de 13 Die vielen Arten programmatischer Werbung Echtzeit-Angebote (Realtime-Bidding, RTB) sind bislang der Haupttreiber für das Wachstum von Programmatic. Aber die Verfahren zur Zielgruppenansprache entwickeln sich stetig weiter, so dass Werbetreibende über RTB hinausblicken und in immer stärkerem Ausmaß nach anderen programmatischen Kanälen wie Private Marketplaces oder programmatischen Direktverkäufen suchen. Im folgenden Abschnitt erläutern wir die Unterschiede zwischen einigen Methoden, programmatisch Werbeplätze einzukaufen. Inventar- und Preiskategorien Programmatischer Anzeigeneinkauf kann nach zwei Kriterien eingeordnet werden: Ist das Inventar reserviert oder nicht? Und ist der Preis festgesetzt oder auktionsbasiert? Reserviert Reserviertes Inventar ist Anzeigenplatz, der fest an bestimmte Werbetreibende verkauft wurde. Beispiele für solches reserviertes Inventar sind die Übernahme der Startseite für zwei Wochen, eine Anzeige in einem Printmagazin oder ein Werbespot im Superbowl-Finale. Nicht reserviert Nicht reservierter Anzeigenplatz wird auf einem frei zugänglichen Marktplatz über Ad Exchanges und Anzeigennetzwerke gehandelt. Retargeting-Anzeigen, die in RTB-Auktionen versteigert werden, gelten beispielsweise als nicht reserviertes Inventar. Festpreis In der Zeit vor Programmatic hatte Anzeigeninventar üblicherweise einen fest definierten Preis. Dann hat Programmatic die Preisbildung in Bewegung gebracht, weil der Großteil des programmatischen Inventars in EchtzeitAuktionen verkauft wurde. Inventar mit Festpreis gibt es jedoch immer noch. Es bildet einen kleinen, aber schnell wachsenden Teilbereich des programmatischen Anzeigenhandels. Der Unterschied zu früher liegt darin, dass Festpreisinventar heute über eine Schnittstelle gekauft werden kann statt über eine gefaxte Bestellung. Auktionsbasiert Auktionsbasiertes Inventar ist Werbeplatz, auf den in Echtzeit geboten werden kann. Diese Art von Inventar kann in offenen oder privaten Auktionen verkauft werden. 14 INSIGHT SERIES Programmatic Advertising Einmaleins marinsoftware.de Arten programmatischer Werbung Auktion nur auf Einladung Auktionsbasiert Offene Auktion Preisbildung Festpreis Automated Guaranteed Nicht reservierter Festpreis Reserviert Nicht reserviert Inventarart Quelle: Interactive Advertising Bureau 2013 Automated Guaranteed Automated Guaranteed, auch bekannt als Programmatic Direct, ist Werbung, bei der das Inventar reserviert und der Preis festgelegt wird. Im Grunde ist es Anzeigenkauf der alten Schule, nur dass nicht mehr Personen bei einem Drei-Martini-Geschäftsessen verhandeln. Die Angebots-anforderungen und die Ausspielung der Anzeigen laufen automatisch, und das Geschäft wird direkt über Schnittstellen vereinbart. Heute ist der Anteil von Automated Guaranteed am gesamten programmatisch gehandelten Anzeigenbudget noch gering, aber die Wachstumsrate ist gewaltig. 2014 liefen nur etwa 8 Prozent der programmatischen Display-Werbung über Automated Guaranteed. Für 2016 prognostiziert eMarketer, dass 42 Prozent der Umsätze für program-matische Display-Werbung auf Automated Guaranteed entfallen werden. Ist Automated Guaranteed dasselbe wie Programmatic Direct? Ja, fast. Manche Werbetreibende unterscheiden zwischen “Reserviertem Programmatic Direct” (also Automated Guaranteed) und “Nicht Reserviertem Programmatic Direct” (auch “Nicht reservierter Festpreis”, siehe unten). Aber nach Definition des Interactive Advertising Bureau bedeutet Programmatic Direct dasselbe wie Automated Guaranteed. Nicht reservierter Festpreis Nicht reservierter Festpreis, häufig auch Preferred Deals genannt, ist Anzeigeninventar, das nicht vergeben ist, aber für einen Festpreis verkauft wird. Preferred Deals ermöglichen es Werbetreibenden, Anzeigenplatz zu kaufen, ohne auf dem freien Markt darum konkurrieren zu müssen. INSIGHT SERIES Programmatic Advertising Einmaleins marinsoftware.de 15 Wie funktionieren Preferred Deals? Mit Preferred Deals können Publisher den Werbetreibenden Inventarpakete zu Festpreisen anbieten, bevor sie diese in einer Auktion auf den Markt bringen. Ein Preferred Deal funktioniert in etwa so, als würden Sie Ihren alten Fernseher verkaufen. Sie setzen Ihren Wunschpreis fest und bieten ihn in Ihrem Freundeskreis an: “Wenn du ihn dafür haben möchtest, gehört er dir, sonst verkaufe ich ihn auf eBay.” Inventar, das nicht über Automated Guaranteed oder Preferred Deals verkauft wird, wird später üblicherweise versteigert. Auktion nur auf Einladung Eine Auktion auf Einladung wird häufig Privat Marketplace (PMP) oder Privatauktion genannt. Dabei bildet sich der Preis dynamisch wie bei einer EchtzeitAuktion. Private Marketplaces sind jedoch exklusiv. Eine offene RTB-Auktion mag das eBay des programmatischen Handels sein – Private Marketplaces sind das Sotheby’s. Man braucht eine Einladung (oder muss sich selbst einladen), um in der Gesellschaft Einlass zu finden. Welchen Vorteil haben Verhandlungen auf Private Marketplaces? Werbetreibende mögen Privat Marketplaces, weil sie dadurch besser kontrollieren können, wo Anzeigen erscheinen. Ihre Anzeigen sollen nur in der Financial Times, bei Forbes und im Wall Street Journal laufen? Private Marketplaces bieten eine Möglichkeit, das zu gewährleisten. Zugleich müssen die Werbetreibenden keine Vorauszahlung leisten, wie es bei Automated Guaranteed der Fall ist. Stattdessen können sie, wie in offenen Auktionen, auf jede Impression einzeln bieten. Private Marketplaces werden immer beliebter und der Umsatz auf Private Marketplaces soll sich von 2014 bis 2016 verdreifachen. Echtzeit-Gebote (Realtime-Bidding, RTB) Echtzeitgebote beziehen sich auf nicht reserviertes Inventar, dessen Preis in einer Auktion ermittelt wird. Wenn Marketing-Experten das Wachstum von Programmatic in den vergangenen Jahren erläutern, meinen sie üblicherweise das Wachstum von RTB. 2014 entfielen 88 Prozent der Umsätze für Programmatic auf RTB. Und im Bereich der Performance-orientierten Displaywerbung funktioniert das Retargeting in allererster Linie über RTB. Versteht man unter programmatischem RTB immer dasselbe? RTB ist ein verwirrender Ausdruck. Er bezeichnet zugleich ein programmatisches Anzeigenformat und ein Handelsverfahren. Eigentlich ist es treffender, RTB als offene Auktion zu bezeichnen, da Private Marketplaces ebenfalls Inventar über Echtzeit-Auktion verkaufen. RTB hat zudem noch eine Reihe anderer Namen, beispielsweise Open Exchange oder Open Marketplace. Aber egal, wie man es nennt: Der Hauptvorteil von RTB ist, dass jeder Werbetreibende, der an eine DSP angeschlossen ist, daran teilnehmen kann. 16 INSIGHT SERIES Programmatic Advertising Einmaleins marinsoftware.de Retargeting – ein kleiner Schritt für Programmatic Wie im vorangegangenen Abschnitt erwähnt, geht ein großer Teil des bisherigen Wachstums von Programmatic auf den Bereich der Echtzeit-Auktionen zurück. Aber wenn man genauer hinschaut, erkennt man, dass es das Retargeting mit den dafür notwendigen RTB-Auktionen war, das dieses Wachstum ausgelöst hat. Die wichtigsten Arten des Retargeting Die wichtigsten Arten des Retargeting Site Dynamisch E-mail CRM Search Anzeigen auf Basis von besuchten Seiten oder von Handlungen auf Websites Dynamisch erzeugte Anzeigen auf Basis von Produkten, die sich jemand angesehen hat Anzeigen, mit denen Nutzer nach E-Mail-Öffnungen oder anderen Aktionen erneut angesprochen werden Anzeigen, mit denen Kunden auf Basis von Online- und Offline-CRM-Daten angesprochen werden Anzeigen, mit denen Kunden nach Suchklicks oder ähnlichen Handlungen angesprochen werden Site-Retargeting ist die einfachste Form. Dabei werden Anzeigen an eine Person ausgespielt, die bestimmte Seiten besucht hat. Manche Remarketing-Plattformen ermöglichen sogar das Retargeting von Nutzern, die auf einer Website definierte Handlungen durchgeführt haben. Dynamisches Retargeting ist eine Sonderform des Site-Retargeting. Dabei werden dynamisch Anzeigen für Produkte generiert, die sich ein Nutzer bei früheren Besuchen der Seite angeschaut hat. Am häufigsten verwenden Handelsunternehmen das dynamische Retargeting. E-Mail-Retargeting setzt voraus, dass ein Tracking-Pixel in der E-Mail platziert wird. Damit lassen sich die Nutzer erkennen und erneut ansprechen, die die Mail geöffnet haben. Was in der Theorie schön klingt, ist in der Praxis jedoch aus unterschiedlichen Gründen nicht besonders effizient: vom einfachen Problem, dass manche E-Mail-Programme das Pixel nicht herunterladen, bis hin zu Googles Verfahren, alle Bilder in Gmail zu cachen. CRM-Retargeting gleicht CRM-Daten, beispielsweise E-Mail-Adressen, mit den Daten von Cookies ab. Damit kann man den Weg des Nutzers durchs Netz verfolgen. CRM- und Cookie-Daten werden von Data-Onboarding-Unternehmen zusammengeführt. Etwas Vergleichbares leisten allerdings auch Facebooks Custom Audiences. INSIGHT SERIES Programmatic Advertising Einmaleins marinsoftware.de 17 Search-Retargeting tritt in verschiedenen Gestalten auf. Werbetreibende können Zielgruppen auf Basis von Search-basierten Absichten ansprechen. Dabei werden die Suchwörter festgehalten, kategorisiert und verwendet, um die RetargetingStrategie für Nutzer zu verfeinern, die zuvor die Website des Werbetreibenden besucht haben. Search-Absichts-Daten bieten mit die besten verfügbaren Informationen, warum ein Nutzer eine bestimmte Seite oder ein bestimmtes Produkt anschaut. Bei der zweiten Art des Search-Retargeting werden Nutzer auf Basis von Suchanfragen auf Drittseiten angesprochen. Zutreffender wäre es eigentlich, diese Vorgehensweise als Perspektivkundensuche zu bezeichnen – schließlich werden hierbei Nutzer angesprochen, die die Website des Werbetreibenden bisher nicht besucht haben. Schlüsselkennzahlen für Retargeting-Performance CPM bzw. TKP Display-Anzeigen werden üblicherweise nach dem Tausenderkontaktpreis (TKP; englisch: cost per mille, CPM) abgerechnet. CPM = Gesamtkosten Gesamtimpressionen × 1 000 eCPM eCPM, der effektive Tausenderkontaktpreis, ist der Umsatz, der über eintausend Impressionen generiert wird. eCPM = Gesamtumsatz × 1 000 Gesamtimpressionen Was ist der Unterschied zwischen CPM und eCPM? Und ist eines besser als das andere? Der CPM zeigt, was Sie für 1000 Impressionen bezahlt haben. Der eCPM gibt an wie viel Umsatz Sie mit 1000 Impressionen gemacht haben. Nach dieser Klarstellung: Der eCPM ist zwar kein Messwerkzeug für reale Kosten, Werbetreibende verwenden ihn jedoch, um die Kosten für Anzeigen zu vergleich-en, die über unterschiedliche Preisgebungsverfahren eingekauft wurden: CPM, CPC oder CPA. Ein Werbetreibender kann beispielsweise der eCPM von Anzeigen, die auf CPC-Basis eingekauft wurden, berechnen und diese mit dem eCPM von Anzeigen vergleichen, die auf einer CPM-Basis gekauft wurden. RPM Der Begriff eCPM ist verwirrend. Der Name enthält das englische Wort für Kosten, aber eigentlich misst der eCPM den Umsatz. Um die Verwirrung zu mindern, hat Google vor einigen Jahren den Umsatz pro tausend Impressionen eingeführt (Revenue per mille, RPM). Leider hat sich RPM nicht in breitem Maßstab durchgesetzt, sodass Sie wahrscheinlich häufiger auf die Bezeichnung eCPM treffen werden. 18 INSIGHT SERIES Programmatic Advertising Einmaleins marinsoftware.de CPC Cost-per-Click ist ein Ausdruck, der bei Search-Werbetreibenden wahrscheinlich keiner Erläuterung bedarf. Es ist schlicht und einfach ein Verfahren zum Einkauf von Werbeplatz, bei dem ein Werbetreibender einen bestimmten Preis zahlt, wenn jemand auf seine Anzeige klickt. Wird Display-Werbung auf CPC-Basis verkauft? Displayanzeigen werden üblicherweise auf CPM-Basis verkauft, nicht auf CPCBasis. Wenn Display-Anzeigen tatsächlich auf CPC-Basis gehandelt werden, ist das meist eine Art Hütchenspiel: Die Publisher selbst bieten das Inventar fast ausschließlich auf CPM- und nicht auf CPC-Basis an. Manche Anzeigennetzwerke, DSPs und Agentur-Trading Desks kaufen dieses Inventar auf und verkaufen es auf CPC-Basis an Werbetreibende weiter. Der Grund dafür ist, dass sie die Preisdifferenz nutzen, das Inventar bündeln und einen Preis festlegen können, bei dem sie einen klaren Gewinn erzielen. Mit dem Verfahren geht ein Mangel an Transparenz einher. Außerdem täuschen sich Werbetreibende oft in ihrem Urteil über das Verfahren: Der Einkauf auf CPC-Basis suggeriert eine bessere Kostenkontrolle. Aber mit hoher Wahrscheinlichkeit könnten sie dieselben Click-Through-Ergebnisse kostengünstiger erzielen, wenn sie den Anzeigenplatz auf CPM-Basis kauften. CPA Cost-per-Action ist, ähnlich wie CPC, eine weitere Methode zum WerbeplatzEinkauf. Der Unterschied liegt darin, dass die Werbetreibenden dafür zahlen, wenn der Nutzer eine bestimmte Handlung vornimmt, beispielsweise eine Registrierung über ein Formular oder einen Call to Action. Wird Display-Werbung auf CPA-Basis verkauft? Display-Werbung wird kaum auf CPA-Basis verkauft. Wenn doch, sollte man sich vor denselben Dingen vorsehen wie bei Display-Werbung auf CPC-Basis. CTC Eine Click-through-Conversion (CTC) liegt vor, wenn ein Nutzer auf eine Anzeige klickt und später auf einer Website eine Handlung vornimmt, die zur Conversion führt. Sind CTCs ein geeignetes Messwerkzeug für Werbe-Performance? Das hängt davon ab. Am Ende des Entscheidungsprozesses sind Click-throughConversions ein stärkerer Indikator für gute Performance als am Anfang, wenn die Ziele noch nicht gut messbar sind (bspw. Aufmerksamkeit generieren). Obwohl Werbetreibende CTCs in die Performance-Messung ihrer Kampagnen mit einbeziehen sollten, zeichnen die CTCs allein nicht das vollständige Bild der Performance. INSIGHT SERIES Programmatic Advertising Einmaleins marinsoftware.de 19 View-through-Conversions Eine View-through-Conversion liegt vor, wenn ein Nutzer eine DisplayAnzeige sieht, nicht darauf klickt, später aber dennoch auf der Website des Werbetreibenden konvertiert. Woher weiß man, dass die VTC tatsächlich an der Conversion beteiligt war? Die beste Art, den Wert – oder besser den Wertbeitrag – von VTCs zu messen, ist ein fortlaufender A/B-Test, bei dem der Zusatzwert der Display-Anzeigen im Vergleich zu einer Kontrollgruppe gemessen wird. Mobile und Cross-Device-Targeting – Werbung im neuen, Millenial-freundlichen Zeitalter Wenn Retargeting die Vergangenheit und Gegenwart von Programmatic darstellt, dann sind Mobile und Cross-Device seine Zukunft. Und diese Zukunft ist näher, als Sie vielleicht glauben. Cross-Device Geprüfter Abgleich Um Nutzer und Geräte einander verlässlich zuzuordnen, benötigt man personenbezogene Identifikationsinformationen (PII) wie Logins, Geräte-IDs und CRMDaten wie E-Mail-Adressen und Kundenkonten. Ist der geprüfte Abgleich verlässlicher als der wahrscheinlichkeitsbasierte? In Kurzfassung: Ja, der geprüfte Abgleich ist genauer als der wahrscheinlichkeitsbasierte. Allerdings geht damit oft der Verlust über die Datenherrschaft einher: Die größten Eigner von Login-Daten (also Google, Facebook, Twitter usw.) legen enge Beschränkungen dafür fest, wie Werbetreibende diese Daten außerhalb ihrer jeweiligen eingegrenzten Umgebung nutzen können. Außerdem kostet das Verfahren Reichweite – beispielsweise sind nicht alle Nutzer auf allen Geräten geprüft identifizierbar. In der Praxis nutzen Werbetreibende beide Verfahren gemischt. 20 INSIGHT SERIES Programmatic Advertising Einmaleins marinsoftware.de Wahrscheinlichkeitsbasierter Abgleich Der geprüfte Abgleich verwendet verschiedene Arten von PII, um Nutzer ihren verwendeten Geräten zuzuordnen. Der wahrscheinlichkeitsbasierte hingegen nutzt einen Algorithmus, der tausende nicht-personenbezogene, für die Identifikation geeignete Datenpunkte auswertet und daraus die Identitätsund Geräteinformationen ableitet. Zu diesen Daten gehören Cookies, IPAdressen, Tageszeit, GPS-Signale, Gerätekennungen und Browser-Daten. Welche Vorteile bringt der wahrscheinlichkeitsbasierte Abgleich? Der wahrscheinlichkeitsbasierte Abgleich ist weniger genau als der geprüfte. Dafür erhöht er die Reichweite und man behält die Herrschaft über die Daten. Werbetreibende kennen selbst die Zielgruppeninformationen und können sie auf jede gewünschte Weise nutzen, um ihre Reichweite zu erhöhen. Mobile Anzeigen-Formate Mobile Anzeigen-Formate SPONSORED DOWNLOAD Banner App Install Unterbrecher Video Native App-Install-Anzeigen App-Install-Anzeigen leiten die Nutzer in den App-Store, um einen Download durchzuführen. Sie können unterschiedliche Formate haben – beispielsweise als Banner, als Unterbrecher, als Suchanzeige oder als native Werbung. Unterbrecher-Anzeigen (auch: Interstitial) Dabei handelt es sich um ganzseitige Anzeigen (üblicherweise innerhalb von Apps), die das Nutzererlebnis unterbrechen. Sie füllen den Bildschirm vollständig aus und üblicherweise muss der Nutzer der Anzeige folgen oder sie wegklicken. Sie sind teurer als Banner, dafür ist das Nutzerengagement bei diesem Anzeigentyp größer. Für welche Werbezwecke sind Unterbrecher geeignet? Unterbrecher-Anzeigen sind deutlich aufmerksamkeitsstärker und bieten eine größere gestaltbare Fläche. Sie eignen sich deshalb beispielsweise dafür, die Interaktion zu stärken oder um Aufmerksamkeit zu generieren. INSIGHT SERIES Programmatic Advertising Einmaleins marinsoftware.de 21 Mobile Banner Mobile Banner-Anzeigen sind ein fast allgegenwärtiges Anzeigenformat. Werbetreibende können Nutzer damit sowohl innerhalb von Apps als auch auf mobilen Websites erreichen. Mobile Banner sind zudem deutlich günstiger als Unterbrecher-Anzeigen. Allerdings sind auch die Interaktionswerte deutlich niedriger. Wann sollten Werbetreibende mobile Banner nutzen? Wegen der niedrigen Kosten und des großen Angebots sind mobile Banner gut geeignet, um Reichweite und Kontakthäufigkeit zu maximieren. Video-Werbung Mobile Video-Werbung ist meist eine Unterart der Unterbrecher-Werbung. Statt eines Banners wird jedoch ein selbststartendes Video ausgespielt. Wo liegen im Mobile-Bereich die Chancen durch Videowerbung? Mobile bietet die perfekte Kombination von Nähe, Unmittelbarkeit und Einbettung – die perfekte Umgebung, um sich mit dem Video-Content zu beschäftigen. Laut eMarketer sind Smartphones das meistgenutzte Gerät, um Video-Content zu betrachten. Werbetreibende sind auf diesen Trend aufgesprungen: Mehr als die Hälfte aller Impressions von Video-Anzeigen in den USA lief im vierten Quartal 2014 über mobile Endgeräte. Native Werbung Die Definition nativer Werbung ist noch unklar. Allein über die unterschiedlichen Arten nativer Werbung könnten wir ein ganzes Whitepaper veröffentlichen. Und man sollte sich bewusst machen, dass native Werbung auf mobilen Endgeräten in anderen Formaten daherkommt als auf dem Desktop. Aber aus der Entfernung betrachtet kann man sagen: “Nativ” bezeichnet Werbung, die sich nahtlos in das Design und Layout einer App oder einer mobilen Website einfügt. Native Werbung erscheint auch in Form gesponserter Content-Marketing-Artikel. Welche Sorten nativer Werbung gibt es? Wie oben erwähnt, erscheint native Werbung in vielen unterschiedlichen Formen. Zum einen gibt es Advertorials in Langform, wie man sie beispielsweise auf BuzzFeed oder Yahoo sieht. Zum anderen gibt es erkennbare Werbung, die jedoch den Look und das Design der App annimmt, in der sie erscheint. Gute Beispiele dafür sind die Sponsored Tweets bei Twitter oder Sponsored Pins bei Pinterest. Sogar Google AdWords kann man also als eine Art nativer Werbung betrachten – auch wenn die meisten Werbetreibenden sie nicht dort einordnen würden. Wer weiß: Vielleicht platzieren Google oder Bing irgendwann Anzeigen zwischen die organischen Suchergebnisse und nennen sie “native Search-Anzeigen”. 22 INSIGHT SERIES Programmatic Advertising Einmaleins marinsoftware.de Das Versprechen von Programmatic Programmatische Werbung wird in zunehmendem Maß allgegenwärtig, da Werbetreibende das Verfahren auf immer mehr Kanälen und Geräten nutzen. Die scheinbar unendliche Parade von Branchen-Fachbegriffen mag einschüchternd wirken. Aber das Versprechen von Programmatic ist einfach: die Gelegenheit, Menschen auf Basis ihrer individuellen Eigenschaften effizient und systematisch mit Werbung anzusprechen. Über Marin Software Marin Software ist ein weltweit agierendes Werbetechnologie-Unternehmen und führender Anbieter der Advertising-Cloud für Cross-Channel Performance Marketing. Über Marin werden pro Jahr digitale Werbekampagnen im Gesamtwert von mehr als 7,2 Milliarden US-Dollar gesteuert und verwaltet. Die Cloud ermöglicht integriertes Kampagnenmanagement über die Kanäle Search, Social, Display und Mobile Marketing. Sie unterstützt Online-Marketing-Manager dabei, den Return-on-Investment ihrer Kampagnen zu optimieren, effizienter zu arbeiten und bessere Entscheidungen in Bezug auf ihre Werbeinvestitionen zu treffen. Mit Marin Software können Werbetreibende ihre Zielgruppen auf Basis von aktuellen Nutzerdaten aus Search- sowie Social- und Display-Kanälen genau ansprechen und zur Conversion führen. Das Unternehmen hat seinen Hauptsitz in San Francisco und betreibt neun weitere Büros weltweit. Die in Hamburg ansässige Marin Software GmbH mit derzeit zehn Mitarbeitern betreut namhafte Kunden in der DACH-Region. Dazu gehören Unternehmen und Marken wie adidas, Easyjet, Flaconi, myToys.de, shopping24, Bonprix und Agenturen wie iProspect, Blue Summit Media, PerformicsAKM3, Razorfish sowie uniquedigital. http://bit.ly/marinsoftwarede Kontakt: Marin Software GmbH Neuer Wall 63 20354 Hamburg Tel: +49 (0) 40 80 80 93 220 E-Mail: [email protected] Blog: insights.marinsoftware.com Twitter: @marinsoftwareDE XING: xing.com/companies/marinsoftwaregmbh LinkedIn: linkedin.com/company/marin-software-de INSIGHT SERIES Programmatic Advertising Einmaleins marinsoftware.de 23