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Zürich: DIE FRAU OHNE SCHATTEN – Wiederaufnahme 22.11.2014
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Erstmaliges Auftreten von Evelyn Herlitzius als grossartige Färberin am Opernhaus Zürich
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Emily Magee. Copyright: Suzanne Schwiertz
Die von David Pountney in einer fantastisch imaginären Bilderwelt von Robert Israel (Bühnenbild) sich
abspielende Produktion hat sich prima gehalten und nichts von ihrer Stringenz verloren. Kompliment an die WiederEinstudierung dieser gewaltigen „Opernkiste“ unter Leitung von Sylvie Döring. Da gibt es Verwandlungen, im 3.
Aufzug sogar eine Drehbühne, hinreissende Bilder, die wirklich in die untergehende Kaiserzeit von 1919 – dem Jahr
der Uraufführung – mit ihrer Stilmischung aus Jugendstil und Orientalismus, realen und surrealen Bilderwelten
passen. Darin agiert weitgehend das Ensemble der Premiere von 2009. So erleben wir die stimmlich, vor allem in
den extremen Höhen triumphierende und auch in Erscheinung schöne Kaiserin von Emily Magee – sicher hier in
einer ihrer allerbesten Partien – und als berührende Darstellerin. Als ihr Kaiser ist wiederum Roberto Saccà ein
immer wieder erstaunlicher Sänger, der die heikle Partie auch in den schwierigsten Passagen musikalisch und
gesanglich sicher und wohlklingend gestaltet. Die Amme von Birgit Remmert ist wieder die gefährliche
Erscheinung, stimmlich kann man – wenn man will – einige Abstriche machen. Die exponierte Passage
„Übermächte sind im Spiel!“ präsentierte sie eindrucksvoll und steigerte sich im dritten Aufzug grandios. Der
Geisterbote von Reinhard Mayr konnte sich nach einem schwächeren ersten Auftritt (wohlgemerkt auf hohen
Stelzen und mit schwarzen Flügeln!) bis zum dritten Akt steigern. Ein grosses Lob gibt es auch für die Darstellerin
des Falken, die Tänzerin Beate Vollack, die in atemberaubender Höhe und ohne Seilabsicherung dem Falken ihre
Gestalt verlieh (zuerst in rotem, dann in weissem Kostüm), gesungen von Hamida Kristoffersen, welche auch den
Hüter der Schwelle übernahm. Sehr gut auch der Jüngling, der zuerst von einem Tänzer, dann vom Tenor Yujoong
10/02/2015 11:27
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Kim perfekt „gedoubelt“ wurde. Stimmlich ausgewogen sangen die drei Wächter das Finale des ersten Aufzuges:
Ivan Thirion, Roberto Lorenzi und Oleg Loza, gut auch die drei ungleichen Brüder von Valery Murga, Wenwei
Zhang und Airam Hernandez. Judit Kutasi war die wohlklingende Stimme von oben. Thomas Johannes Mayer hat nun von Michael Volle den Barak übernommen und überzeugte durch seine betont
zurückhaltende und sympathische Darstellung und mit wunderschön geführtem Bariton. Das Glanzlicht des Abends
wusste Evelyn Herlitzius als Färberin aufzusetzen. Wie diese schlanke und zierliche Frau spielt und singt, das ist
schon wahrlich ein Gesamtkunstwerk. Das stimmt jede Geste, jede Kopfdrehung, jeder Schritt (fabelhaft ihr Tanz,
wo es ihr wie ein Schaudern durch den Körper fährt) und was diese Künstlerin an Energie ausstrahlt, ist schon ganz
einmalig. Dazu kommt eine gesangliche Leistung, die einfach als ausserordentlich zu bezeichnen ist, wenn auch hie
und da eine gewisse Schärfe nicht zu überhören ist. Hinreissend ihr stimmlicher Aufstieg (in der ersten Szene mit
Jüngling) zum hohen h‘! – Anstelle unseres GMD Fabio Luisi, der aus familiären Gründen kurzfristig absagen
musste, übernahm Peter Tilling die musikalische Leitung und er tat dies auf höchst beeindruckende Weise. Wie er
immer wieder Dynamik und Spannung neu aufbaut und dabei den grossen Bogen über das ganze Werk (hier wie
üblich in bühnenmässig praktikabler Kürzung) spannt, war schon die „halbe Miete“ dieses grossen Opernabends.
Die Philharmonia Zürich spielte unter seiner inspirierenden und kontrollierten Leitung farbenreich und mit üppigem
Klang auf. Der Chor und viele Zuzüger (Leitung: Ernst Raffelsberger) bewältigten die heiklen Einsätze auch aus
dem Off sicher und tonschön.
John H. Mueller
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