Prof. Dr. Jörn Steuding, Pascal Stumpf Institut für Mathematik, Universität Würzburg 21. November 2016 Elementare Zahlentheorie — 5. Übung Aufgabe 1. [5 × 2 Punkte] Beweisen oder widerlegen Sie die folgenden Aussagen: (i) Die Gleichung 144X + 233Y = 500 ist ganzzahlig lösbar. (ii) Die Gleichung 144X + 233Y = 500 ist mit X, Y ∈ N lösbar. (iii) Jede ungerade Zahl ist die Differenz zweier Quadratzahlen, wobei wir 0 = 02 auch als Quadratzahl verstehen. (iv) Für ganze Zahlen a und b, die nicht aufeinanderfolgen, hat die gemeinsame Differenz ihrer beiden Quadratzahlen a2 und b2 mindestens drei verschiedene positive Teiler. (v) Die Zahl 22016 − 1 ist eine Primzahl. 752438932454935445001229566723805665048866129240847286585027944006134177 066103808889100360952385549053752747385806823603206303882191211942003298 373577377831578042296862718558212513983025905958069396615922080063453800 795102552970781965136861858800297383722985443573096834299524583412935226 400205845104772260457145361920547262315754191637145576413166151273211512 204208543042909032495423693073686645200107645167176229965837249936480036 730698813821757298372994020749610548971330533274675839513114814910187145 661157105506815366586606678389912429627151377253172349734281549072582382 8326183977758546404902789185535 Aufgabe 2. [4 + 3 + 3 Punkte] Hermine geht jeden fünften Tag zum Mittagessen in die Pizzeria, Ron jeden dritten Tag. (i) Werden die Beiden sich treffen? (ii) Wie lange dauert es, bis sie sich in der Pizzeria wiedersehen? (iii) Werden sie sich auch an einem Freitag treffen? Offensichtlich ist die Antwort auf die ersten Fragen ja. Begründen Sie Ihre Antworten! Aufgabe 3. [5 + 5 Punkte] (i) Zeigen Sie, dass jede Zahl der Form 4m + 3 mit m ∈ N0 von einer Primzahl der Form 4n + 3 mit n ∈ N0 geteilt wird. (ii) Beweisen Sie, dass es unendlich viele Primzahlen p gibt, die bei Division durch 4 den Rest 3 lassen, wie z.B. die nachstehend fett gedruckten: 2, 3, 5, 7, 11, 13, 17, 19, 23, 29, 31, 37, 41, 43, 47, . . . , 83, . . . Hinweis: Es ist 4 · 3 − 1 = 11 und 4 · 3 · 7 − 1 = 83. Übungsblätter werden immer montags in der Vorlesung ausgegeben; sie stehen auch online auf der homepage https://www.mathematik.uni-wuerzburg.de/∼steuding/elemzahltheo2016.htm zur Verfügung (wie auch die Folien). Bearbeitete Übungsblätter müssen in Gruppen von maximal drei Studierenden im Raum 00.105 des BSZ im Briefkasten Elementare Zahlentheorie bis 12 Uhr am Mittwoch der darauffolgenden Woche abgegeben werden. Die Klausur findet von 10 bis 12 Uhr am 20. Februar 2017 im Turing-Hörsaal statt! Für die Klausurzulassung sind 50% der Übungspunkte (jeweils 30 pro Blatt) nötig. Viel Spaß! 2 Lösungshinweis zu Aufgabe 1: Die beiden Koeffizienten 144 und 233 unserer diophantischen Gleichung sind zwei aufeinanderfolgende Fibonacci-Zahlen (nämlich die 12te und 13te), für die wir in der letzten Präsenzaufgabe mit dem euklidischen Algorithmus bereits ggT(144, 233) = 1 hergeleitet haben. Da nun 1 die andere Seite 500 teilt, kann uns der Satz von Bézout (mit a = 144, b = 233 und c = 500) versprechen, dass unsere Gleichung auf alle Fälle ganzzahlig lösbar ist, und (i) ist wahr. Allerdings kann es keine natürlichen Zahlen X und Y geben, die unsere Gleichung erfüllen, denn im (kleinsten) Fall X = 1 und Y = 1 wäre 144 · 1 + 233 · 1 = 377 < 500 und ansonsten hätten wir bei X > 2 oder Y > 2 dann 144X + 233Y > 144 · 2 + 233 · 1 = 521 > 500 , beziehungsweise 144X + 233Y > 144 · 1 + 233 · 2 = 610 > 500 , womit (ii) widerlegt ist. Die Aussage (iii) ist aber wieder richtig, denn jede ungerade Zahl können wir auch in der Form 2n − 1 mit einem n ∈ N schreiben, und diese ist gerade die Differenz der beiden aufeinanderfolgenden Quadratzahlen (n − 1)2 und n2 , was n2 − (n − 1)2 = n2 − (n2 − 2n + 1) = n2 − n2 + 2n − 1 = 2n − 1 bestätigt. Aus der Schule sind wir mit der kleinen Formel a2 − b2 = a2 − b · a + a · b − b2 = (a − b) · (a + b) vertraut, die unsere Differenz der Quadratzahlen a2 und b2 schon faktorisieren kann. Im Fall a = b ist a2 − b2 = 0 durch jede natürliche Zahl teilbar, und hätte hier also sogar unendlich viele Teiler. Es verbleibt noch der Fall a > b (beziehungsweise a < b, wofür wir über die Formel b2 − a2 = (b − a) · (b + a) analog argumentieren könnten). Falls wir nun außerdem wüssten, dass a und b sogar positive ganze Zahlen sind, die nicht aufeinanderfolgen, so wäre der Faktor a + b > 3 + 1 = 4 > 1, wobei der Faktor a − b > 2 in allen Fällen indirekt auch a+b= a2 − b 2 a2 − b 2 6 < a2 − b 2 a−b 2 absichert, und wir also mit a + b neben 1 und a2 − b2 selbst in der Tat noch einen dritten positiven Teiler von a2 − b2 gefunden hätten. Wählen wir aber zum Beispiel a = 1 und b = −2, dann gilt a2 − b2 = 12 − (−2)2 = 1 − 4 = −3, und ±3 hat als Primzahl nur zwei positive Teiler, was doch noch ein Gegenbeispiel für (iv) liefert. Bei der letzten Aussage (v) können nun aber unsere vorherigen Überlegungen mit den positiven ganzen Zahlen a = 21008 und b = 1 über 22016 − 1 = 21008 · 2 − 1 = (21008 )2 − 12 = (21008 − 1) · (21008 + 1) noch zum Einsatz kommen und (neben 1 sowie 22016 − 1) sogar die beiden Faktoren 21008 − 1 und 21008 + 1 verraten, womit 22016 − 1 keine Primzahl mehr sein kann. Lösungshinweis zu Aufgabe 2: Zu i): Wir messen die Anzahl der seit einem fixierten Tag t = 0 vergangenen Tage mit t = 0, 1, 2, 3, . . .. Ron ist an einem Tag t = r in der Pizzeria und danach an den Tagen t = r + 3, r + 6, r + 9, r + 12, . . .; Hermine ist an einem Tag h anwesend und an den darauffolgenden Tagen h + 5, h + 10, h + 15, . . .. Hierbei sind h und r uns unbekannte nicht-negative ganze Zahlen. Weil Rons Pizzatage von der Form r + 3x und Hermines von der Gestalt h + 5y mit ganzzahligen x und y sind, muss für ein Treffen der beiden die Gleichung r + 3x = h + 5y bzw. 3x − 5y = h − r 3 für gewisse nicht-negative x, y erfüllt sein. Die rechte Seite ist von den uns nicht bekannten Größen r und h abhängig, allerdings müssen wir deren Wert gar nicht kennen: Ungeachtet ihres Wertes ist nämlich die Gleichung 3X − 5Y = c mit c ∈ Z nach dem Satz von Bézout wegen ggT(3, 5) = 1 | c ganzzahlig lösbar (also auch für c = h − r). Ist (x0 , y0 ) eine spezielle ganzzahlige Lösung, so ergeben sich sämtliche solche durch (1) (xm , ym ) = (x0 , y0 ) + (5, 3)m mit m ∈ Z, womit es auch Lösungen in natürlichen Zahlen x und y gibt. Also werden sich Ron und Hermine in jedem Fall treffen. Zu ii): Mit Blick auf die Lösungsgesamtheit (1) (siehe i)) beobachten wir, dass für die Differenz von zwei aufeinanderfolgenden Lösungen (xm+1 , ym+1 ) und (xm , ym ) xm+1 − xm = 5 und ym+1 − ym = 3 gilt, bzw. 3xm+1 − 3xm = 3 · 5 = 5 · 3 = 5ym+1 − 5ym , was bedeutet dass für Ron und Hermine ein Wiedersehen in der Pizzeria alle 3 ·5 = 15 Tage anfällt (und offenischtlich keines früher). Zu iii): Jede Woche hat sieben Tage. Der Freitag wiederholt sich alle sieben Tage. Wir argumentieren wie in i): Es t = f ein Freitag und danach treten Freitag genau für t = f + 7, f + 14, f + 21, . . . auf. Ron und Hermine treffen sich an einem gemeinsamen Tag t = g für ein nicht-negatives g und (nach Aufgabe ii)) danach wieder für t = g + 15, g + 30, . . .. Es muss also f + 7x = g + 15y bzw. 7x − 15y = g − f für gewisse natürliche Zahlen x und y gelten. Wegen ggT(7, 15) = 1 ist die zugehörige diophantische Gleichung ganzzahlig und (wie man wie in i) sieht) sogar in natürlichen Zahlen lösbar, womit Hermine und Ron sich auch an einem Freitag (sogar an unendlich vielen Freitagen bis das der Tod sie scheidet) wiedersehen werden. Lösungshinweis zu Aufgabe 3: Zu i): Das Produkt zweier Zahlen, die bei Division durch 4 den Rest 1 lassen, lässt ebenfalls den Rest 1 nach Division durch 4, wie die Rechnung (4m + 1)(4n + 1) = 16mn + 4m + 4n + 1 = 4(4mn + m + n) + 1 zeigt. D.h. aus ungeraden Faktoren der Form 4n + 1 lassen sich nur ungerade Zahlen der Gestalt 4m + 1 bilden. In der Primfaktorzerlegung einer jeden ungeraden Zahl 4m + 3 muss daher eine Primzahl der Form 4n + 3 auftreten (u.U. 4m + 3 selbst). Zu ii): Gegeben eine endliche Liste p1 = 3, p2 , . . . , pr von Primzahlen der Form 4n + 3, bilden wir die Zahl q = 4p1 p2 · . . . · pr − 1. Damit ist q von der Form 4m + 3 (denn q = 4(p1 p2 · . . . · pr − 1) + 3), besitzt also nach i) einen Primfaktor der Form p = 4n + 3 für ein n ∈ N. Käme p in der Liste p1 , p2 , . . . , pr vor, so wäre q + 1 = 4p1 p2 · . . . · pr ein Vielfaches von p, womit p auch jede Linearkompbination von q und q + 1 teilte, insbesondere (−1) · q + 1 · (q + 1) = 1, was ein Widerspruch ist. Also kommt p nicht unter den p1 , p2 , . . . , pr vor, ist dabei von der Form p = 4n + 1 und somit eine weitere Primzahl, die bei Division durch 4 den Rest 3 lässt. Also gibt es derer unendlich viele.