„Der Kunde wird immer anspruchsvoller“ MobileMarketing Gender

Werbung
dialog
Das Magazin für Dialogmarketing
Mobile Marketing
Vermarkter entwickeln Formate, die
Empfänger eher akzeptieren SEITE 10
„Der Kunde wird immer
anspruchsvoller“
KAI HUDETZ,
INSTITUT FÜR HANDELSFORSCHUNG
Deutscher Dialogmarketing Verband e. V.
Gender-Marketing
Im E-Commerce wird kaum nach
Geschlechtern unterschieden SEITE 14
www.ddv.de
September 2014
E-Mail-Marketing
Automatisierung und Individualisierung
heißen die nächsten Schritte SEITE 18
EDITORIAL 3
„Erst kommt die Strategie,
dann die Technologie“
Liebe Dialog-Leser,
wenn wir Wasser kochen, geschieht zunächst scheinbar nichts. Erst nach einer Weile
wird es warm, wärmer, heiß. Dann plötzlich steigen Bläschen auf und es sprudelt. Wenn
wir jetzt den Topf nicht schnell genug vom Herd nehmen, wird er überlaufen. Ungefähr
so ist es mit der Digitalisierung: Lange tut sich nicht viel, doch auf einmal wird alles
Patrick Tapp,
Präsident des
Deutschen
Dialogmarketing
Verbands
anders. Davon ist auch der Handelsexperte Kai Hudetz überzeugt, der in unserem
Aufmacher-Interview die kurzfristigen und langfristigen Folgen der Digitalisierung im
Handel erörtert.
Der Unterschied zum Wasserkochen: Die Läden an der Straße und die im Netz lassen
sich nicht vom Herd nehmen. Sie müssen sich während der Erhitzung an die veränderte
Lage anpassen, sonst ist es zu spät. Hudetz plädiert für eine Annäherung beider Sphären
– etwa durch die Integration des Internets in traditionelle Geschäfte und durch das
Schaffen von Einkaufserlebnissen in Online-Shops. Denn den Wettbewerb über den
niedrigsten Preis können nur wenige Spezialisten bestehen. Wenn es aber um Beratung,
Emotion und Service geht, sind auch wir Dialogmarketer gefragt.
Hudetz ist der Ansicht, dass derzeit zu viel über Technologien geredet wird, zu wenig
jedoch über den Fokus auf den Kunden. Zu einer Zeit, in der alle auf die Digitalmesse
Dmexco blicken, von der die neuesten Hilfs- und Heilmittel erwartet werden, ist dieser
Hinweis noch nötiger als sonst. Denn die Begeisterung für neue Tools verstellt allzu oft
den Blick aufs Wesentliche: Zunächst kommt die Strategie, dann die Organisation und
KONTAKT
erst zuletzt die Technologie. Sie ist das Mittel, dessen Einsatz sich nur lohnt, wenn die
Deutscher Dialogmarketing
beiden vorderen Aufgaben gelöst sind. Ich wünsche Ihnen erfolgreiche Geschäfte.
Verband e.V.
Hasengartenstraße 14
Übrigens: Der DDV ist auf der Dmexco in Halle 7.1, am Stand B.021-023, zu finden.
65189 Wiesbaden
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Telefax: 0611/97793-99
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Redaktion:
Ludger Kersting
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Anzeigen:
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DDV dialog September 2014
4 I N H A LT
Die Ausgaben für Werbung auf Smartphone und
Co legen zu. Aber noch ist die Frage offen, wie
mobile Werbung aussehen muss, damit sie nicht
stört? Vermarkter experimentieren mit Native
Advertising. SEITE 10
Kaum ein anderes Instrument weist so gute
Konversionsraten auf wie die elektronische Post.
Aber die Chancen zur Automatisierung und
Personalisierung bleiben oft ungenutzt.
SEITE 18
10
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16
18
S P E C I A L : D I G I TA L E S M A R K E T I N G
Praxis auf dem Prüfstand – Interview mit dem Geschäftsführer des Instituts für
Handelsforschung, Kai Hudetz, über die Digitalisierung im Handel
Mobile Marketing – Vermarkter entwickeln Werbeformen, die nicht stören sollen
Gender-Marketing – Das andere Geschlecht nicht verprellen
Kundenfokussierung – In Zeiten der Digitalisierung machen Dialog-Experten das Rennen
E-Mail-Marketing – Das Potenzial ist längst noch nicht ausgeschöpft
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RECHT
Verbandsklagerecht – Referentenentwurf des Justizministeriums ist europarechtswidrig
Wettbewerbsverstöße – Geschäftsführer haftet nicht mehr so schnell
Online-Handel – Künftig gilt ein einheitlicher EU-Verbraucherschutz
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MARKETING
Dialog Marketing Monitor – Die Deutsche Post analysiert die Werbeausgaben
Studien – Die wichtigsten Analysen im Überblick
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29
30
31
INSIDE
AGGP – Beste Abschlussarbeiten zum Dialogmarketing ausgewählt
FEDMA-Board – Neue Köpfe in Brüssel
Dialog Natives – Nachwuchs gründet Initiativen in Hamburg, Düsseldorf und München
Frisch gedruckt – Jahrbuch Dialogmarketing und ddp-Buch erschienen
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TIMER
Events – Branchentermine für Dialogmarketer im Herbst und Winter
6
34
LEADS
EDDI 2014 – Impressionen von der Preisverleihung
Der Dialog Marketing Monitor der Deutschen Post
konstatiert stabile Investitionen in den Dialog.
Aber innerhalb der Gattung gibt es Verschiebungen: Online legt weiter zu, per Post wird etwas
weniger geworben. SEITE 24
IMPRESSUM
H E R AU S G EB E R
Deutscher Dialogmarketing Verband e.V.
Patrick Tapp (v.i.S.d.P.), Präsident
Hasengartenstraße 14, 65189 Wiesbaden
Telefon: 0611/9 77 93-0, Fax: 0611/9 77 93-99
Internet: www.ddv.de
R E D A K T IO N
Ludger Kersting
Telefon: 0611/9 77 93-16, Fax: 0611/9 77 93-99
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SCHLUSSREDAKTION
Joachim Thommes (ts)
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V E R LA G
Deutscher Fachverlag GmbH, HORIZONT
Mainzer Landstraße 251, 60326 Frankfurt am Main
Internet: www.horizont.net
Geschäftsführung: Angela Wisken (Sprecherin), Peter Esser,
Markus Gotta, Peter Kley, Holger Knapp, Sönke Reimers
Aufsichtsrat: Klaus Kottmeier, Andreas Lorch,
Catrin Lorch, Peter Ruß
Gesamtverantwortung HORIZONT: Markus Gotta
Verlagsleitung: Peter Gerich
Heinz Kort (Leitung Sales),Telefon: 069/75 95-18 75
Giuliano Fuchs (Sales Manager) Tel.: 069/75 95-12 49
Timo Liebe (Teammanager Media Services)
Telefon: 069/75 95-18 72
Vertrieb: Heike Koch (Ltg.) Telefon: 069/75 95-19 41
Marketing Sales & Services: Boris Pawlenka (Ltg.)
Redaktion HORIZONT Specials und Projekte:
Dr. Jochen Zimmer (Ltg.)
Gestaltung: Andreas Liedtke (Ltg.), Thomas Dahmen
Gesamtleitung Printmedien-Services: Kurt Herzig
Produktion: Hans Dreier (Ltg.)
Logistik: Ilja Sauer (Ltg.)
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Erscheinungsweise: 4x jährlich.
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HORIZONT im Rahmen ihrer DDV-Mitgliedschaft.
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des DDV produziert.
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Genehmigung des Verlages ist eine Verwertung strafbar. Dies gilt auch
für die Vervielfältigung per Kopie, die Aufnahme in elektronische Datenbanken und die Vervielfältigung auf CD-Rom.
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Gemäß § 5 Absatz 2 des Hessischen Gesetzes über Freiheit und Recht
der Presse in Hessen wird mitgeteilt: Gesellschafter der Deutscher
Fachverlag GmbH sind: Herr Andreas Lorch, Frau Catrin Lorch, Frau
Anette Lorch, Frau Britta Lorch sowie die Deutscher Fachverlag GmbH.
DDV dialog September 2014
6 DIALOG SPECIAL
Digitalisierung im Handel – Interview mit Kai Hudetz
„Die Einschläge
kommen näher“
Es wurde schon oft beschworen,
aber nun ist es tatsächlich höchste Zeit: Die
Händler müssen ihre Geschäftsmodelle ändern. Denn die Digitalisierung und das veränderte Konsumenten-Verhalten zwingen
sie dazu – online wie offline. Passen sich die
Händler nicht an, wird ein Großteil von ihnen
die kommenden Jahre nicht überleben. Davon ist Kai Hudetz, Geschäftsführer des Instituts für Handelsforschung, überzeugt. Im
DIALOG-Interview spricht er über Amazon
und Zalando, kurzfristige Wirkungen und
langfristige Folgen sowie über die Pfunde,
mit denen der stationäre Handel noch wuchern kann. Und über Multichannel, den
Hudetz lieber „Seamless Commerce“ nennt.
Sie haben kürzlich eine Studie
veröffentlicht, der zufolge in sechs Jahren fast alle reinen Online-Händler und
die Mehrheit der traditionellen Händler
verschwunden sein werden. Sehen Sie
gern schwarz oder wollten Sie mal richtig auf die Pauke hauen?
Weder noch. Vielen reinen Online-Händlern wird es in den nächsten Jahren zweifellos schwerfallen zu überleben. Und die nahe Zukunft der stationären Händler hängt
stark davon ab, wie sie auf die Digitalisierung reagieren.
Nein, ich stimme Ihnen zu. Phänomene wie
der E-Commerce werden in ihren kurzfristiDDV dialog September 2014
Gehen wir in
die Details. Vor
welchen Herausforderungen steht
ein reiner OnlineHändler?
Neben Amazon werden nur ein paar Kategorie-Spezialisten übrig
bleiben. Amazon gilt in
vielerlei Hinsicht als Vorreiter, punktet mit einem riesigen Sortiment und besticht
aus Kundensicht durch ein gutes Preis-Leistungs-Verhältnis.
Ich sage: Verhältnis. Denn das
Unternehmen setzt ja nicht nur
auf niedrige Preise, sondern vor
allem auf reibungslose Abwicklung und guten Service. Der
Kunde kann sich darauf verlassen, dass alles einfach, bequem
und zuverlässig funktioniert: die
Bestellung, der Versand, die Retoure und so weiter. Amazon löst
dieses Versprechen ein, das ist
FOTO / TITELFOTO:
BETTINA ENGEL-ALBUSTIN /
FOTOAGENTUR RUHR
Nach 20 Jahren Internet wissen
wir aber, dass die Umwälzungen, die es
mit sich bringt, ihre Zeit brauchen, und
nicht schon morgen alles anders ist. In
der Regel haben weder die Hitzköpfe
noch die Ewig-Gestrigen Recht behalten, sondern die pragmatischen Visionäre mit dem langen Atem. Ist es in diesem
Fall anders?
gen Wirkungen gern überschätzt, ihre mittel- und langfristigen Folgen dagegen unterschätzt. Gegenwärtig befinden wir uns
jedoch in einer Phase, in der die
Digitalisierung und das veränderte Konsumenten-Verhalten die
Handelsstrukturen
entscheidend umgestalten. Für viele
Händler kommen die Einschläge immer näher. Noch haben
sie eine Reihe von Entscheidungsmöglichkeiten, aber
der Druck, bestehende Geschäftsmodelle zu überdenken, nimmt zu.
7
„Der Druck, bestehende
Geschäftsmodelle zu
überdenken, nimmt zu.“
KAI HUDETZ
seine Stärke, seine Marke. Daneben wird
kaum Platz für einen zweiten großen Online-Händler mit solch einer Sortimentsbreite und -tiefe sein.
Was ist mit Ebay?
Ebay ist kein Händler, sondern ein Marktplatz, auf dem sich viele, insbesondere kleinere Händler tummeln. Das ist nur mit
Amazon Marketplace vergleichbar, also
einem Teil des Branchen-Primus. Nichtsdestotrotz bieten beide kleineren stationären Händlern die Chance, ohne eigenen
Web-Auftritt am E-Commerce teilzuhaben.
Ist Zalando in Ihrer Sicht ein Beispiel für einen Kategorie-Spezialisten,
der neben Amazon bestehen kann?
Ja, durchaus. Zalando hat clever dort angesetzt, wo Amazon schwach ist: in der Kategorie Mode. Amazon versucht aufzuholen,
aber hier war Zalando schneller. Und Zalando versteht etwas von Emotionalisierung
– ein Feld, das Amazon fremd geblieben ist.
Kai Hudetz
Der 46-Jährige ist seit August 2009 Geschäftsführer des IFH Institut für Handelsforschung in Köln. Zuvor leitete er das dort
angesiedelte E-Commerce-Center. 2003
wurde der promovierte Wirtschaftswissenschaftler in den Beirat des Förderprojekts
„Prozeus“ des Bundesministeriums für
Wirtschaft, 2007 in den Beirat des Projekts
„E-Business Market Watch – The Retail Industry“ der Europäischen Union berufen.
Hudetz ist Autor zahlreicher Fachartikel zu
Fragen des Handels und Gastdozent an verschiedenen Hochschulen.
Vor welchen Herausforderungen
steht ein traditioneller Händler?
In den kommenden Jahren wird das mobile
Internet noch stärker als heute genutzt werden. Die Konsumenten werden sich praktisch überall Alternativ-Angebote einholen.
Für den stationären Händler bedeutet das,
er muss die potenziellen Kunden auf ihren
Mobilgeräten ansprechen und versuchen,
sie ins eigene Geschäft zu locken. Dort
muss er sie mit besonderen Angeboten
überzeugen. Denn wenn der Kunde wieder
draußen ist, ohne etwas gekauft zu haben,
ist die Wahrscheinlichkeit groß, dass er
nicht wiederkehrt.
Welche besonderen Angebote
sollten das sein?
Die Parole heißt: Beratung und Service.
Beides ist nur mit besser geschultem Personal zu verwirklichen.
Das kostet. Bislang geht der
Trend meist dahin, am Personal zu sparen und die Kosten zu senken.
Das ist keine Option für die Zukunft. Denn
Beratung und Service sind neben der
schnellen Erreichbarkeit die einzigen Pfunde, mit denen der stationäre Handel noch
wuchern kann. Mittels Preis geht es nicht –
der ist bei Discountern und im Internet immer günstiger.
Ein Beispiel für besonderen Service, bitte.
Verpackungsservice: Wenn das Verkaufspersonal die Waren gratis schön verpackt
und mit einem Lächeln überreicht, hat der
Laden gegenüber Amazon und Co, die fürs
Verpacken einen Aufschlag berechnen,
einen Vorteil. Oder beispielsweise Retouren:
Jede Rückgabe einer Ware ist die Chance,
ein anderes Produkt zu verkaufen. So gibt es
eine Vielzahl an Möglichkeiten, die mit wenig Aufwand zu verwirklichen sind, die aber
die Kunden ungemein loyalisieren.
Wie sollte der traditionelle Händler die digitale Welt in seinen Laden integrieren?
Vor allem muss er einen Internet-Zugang
zur Verfügung stellen. Beispielsweise damit
der Kunde das, was gerade nicht in seiner
Größe oder der gewünschten Farbe vorhanden ist, bestellen kann.
Solche Terminal-Lösungen kennen wir seit rund zwei Jahrzehnten. Sie
werden bloß nicht angenommen.
Ja, wenn sie zu umständlich zu bedienen
sind. Terminals sind meist der falsche Weg.
Denn der Kunde will es bequem haben.
Er möchte lieber eine App auf seinem
Smartphone, die all seine Daten schon
kennt, vielleicht auch noch mit dem Laden
kommuniziert. Dann will er mit zwei oder
drei Fingertipps am Ziel sein, das heißt, das
fehlende Produkt bestellt haben. In den
nächsten Jahren wird der stationäre Handel
eine Reihe digitaler Technologien einsetzen
müssen, die dem Kunden das Einkaufen
erleichtern und ihm mehr Wahlmöglichkeiten bieten. Er will sich zum Beispiel aussuchen können, ob er die Ware gleich mitnimmt oder nach Hause oder an seinen
Arbeitsplatz geliefert bekommt.
Ihre zu Beginn zitierte Prognose
unterstellt, dass die Händler den Wandel ignorieren und alles beim Alten belassen. Aber sind die meisten nicht
längst auf dem richtigen Pfad, indem sie
etwa das Einkaufen über mehrere Kanäle ermöglichen?
D
DDV dialog September 2014
8 DIALOG SPECIAL
„Es geht um die Befriedigung
der Kundenbedürfnisse,
nicht die der Dienstleister.“
KAI HUDETZ
Diese Einschätzung kann ich nicht teilen.
Es sind sicher viele, aber nicht
die meisten. Und das Tempo des
Wandels entspricht nicht den
Anforderungen: Es muss viel
schneller gehen, die Zeit drängt.
Ist das Denken in Kanälen überhaupt sinnvoll?
Nein. Die Kunden denken nicht in
Kanälen. Darum sollte es der
Handel auch nicht tun. Der Kunde nutzt situativ mal den einen,
mal den anderen Zugang und erwartet an jedem Touchpoint einen
Mehrwert – ein besonderes Einkaufserlebnis, einen guten Service, einen günstigen Preis und so
weiter.
Manche nennen es Multichannel, andere Cross- oder
Omni-Channel. Wäre es nicht
besser, vom vernetzten Handel
zu sprechen? Damit würde der
Abschied vom Kanaldenken
auch begrifflich deutlich.
Wir reden von „Seamless Commerce“, dem nahtlosen Handel.
Gefordert ist die „Ein-Unternehmen-Denke“. Kanalbrüche müssen unbedingt vermieden werden.
FOTO: IFH KÖLN
Sie konstatieren eine
Veränderung des Kundenverhaltens. In welche
DDV dialog September 2014
Richtung entwickelt es
sich?
Der Kunde wird immer
anspruchsvoller, weil der
Markt transparent geworden ist. Der Kunde kann
sich heute im Internet
über alles Mögliche
schlau machen: über einzelne Produkte und Services, ihr Leistungsversprechen, ihren Wert im
Urteil anderer Kunden,
über Alternativen und so
weiter. Oft ist der Kunde
inzwischen besser informiert als der Verkäufer.
Das
steigert seine
Erwartungen:
Er will nur
noch das Beste
haben, er kauft
nur noch bei
9
Händlern, die eine Top-Bewertung haben.
Das gilt längst nicht mehr nur online, sondern auch offline. Aber obwohl er überall
Höchstleistung verlangt, ist er nicht bereit,
dafür höhere Preise zu bezahlen.
Beispiel?
Nehmen wir Globetrotter. Kunden können
dort etwa verschiedene Schlafsäcke in der
Kältekammer ausprobieren. Das wird gern
genutzt, aber danach bestellen viele den
besten davon im Internet, wenn er dort billiger ist. Beim Preis kommt es zum Schwur:
Ein gewisser Aufschlag wird akzeptiert,
wenn das Einkaufserlebnis toll ist und die
Marke begehrenswert. Aber die Spanne für
höhere Preise ist klein, denn am Ende überwiegt das Anspruchsdenken.
Wie kann ein Händler dem begegnen?
Manche Händler verkaufen ihre Waren zu
dem niedrigeren Preis, wenn der Kunde sie
darauf anspricht. Ich glaube nicht, dass dies
auf Dauer funktioniert. Denn die Gefahr ist
groß, dabei zu viel Marge zu verbrennen. Die
bessere Strategie besteht darin, dem Kunden, der den Preis moniert, etwas dazuzugeben. Beispielsweise zum Staubsauger die
Beutel gratis dazu. Der Vorteil für den Händler
ist: Er kommt dem Kunden entgegen, kann
den Verlust an Marge aber noch in Grenzen
halten, indem er die Zugabe selbst aussucht.
Die Voraussetzung dafür ist allerdings wiederum das besser geschulte Personal, denn der
Verkäufer muss geschmeidig reagieren und
wissen, was betriebswirtschaftlich noch geht
und was nicht mehr.
Bislang sind die meisten OnlineShops Abverkaufsmaschinen. Wird das
so bleiben können?
Nein. Auch sie müssen den Einkauf zum
Erlebnis machen. Zum einen, um den stationären Läden den Vorsprung in diesem
Punkt streitig zu machen. Zum anderen,
um Amazon besser Paroli bieten zu können. Denn das Erlebnis beschränkt sich bei
Amazon darauf, dass es gut funktioniert –
ansonsten weckt Amazon keine Emotionen.
Niemand nimmt sich eine halbe Stunde
Zeit, um durch seinen Shop zu schlendern
und sich inspirieren zu lassen.
Wie wird das Online-Shopping
zum Erlebnis?
Indem es zu einer eigenen Welt wird: durch
Content rund um die Produkte, Tipps und
Hintergründe, großzügiges Bildmaterial,
ein besonderes Design der Website, Magazin-Charakter und anderes mehr, das den
Besucher zum Verweilen einlädt.
Welche Technologien werden
den Handel in den nächsten Jahren umkrempeln?
Institut für Handelsforschung
Das kurz IFH Köln genannte Institut wurde
1929 als „Betriebswirtschaftliches Institut
für Einzelhandelsforschung an der Universität zu Köln“ gegründet. Es versteht sich
als Schnittstelle von Wissenschaft und
Praxis und bietet Analyse, Planung,
Steuerung und Bewertung von Unternehmensstrategien für Handelsunternehmen, Zulieferer, Hersteller und Dienstleister sowie Verbände und öffentliche Institutionen. Seit1999 ist das E-CommerceCenter Handel, heute ECC Köln, Teil der
Einrichtung.
In den kommenden Jahren werden Augmented Reality und Wearables à la Google
Glass noch keine große Rolle spielen. Dagegen wird die Frage im Mittelpunkt stehen,
wie ein Händler den Kunden in seinem Geschäft erkennt – wie er ihn also über dessen
Smartphone ansprechen kann. Dies wird
nur gelingen, wenn die Händler die Bedenken der Kunden in puncto Datenschutz
ernst nehmen, ihr Vertrauen gewinnen und
ihnen schließlich einen echten Mehrwert
für die Zugriffserlaubnis anbieten. Da müssen sie sich noch etwas einfallen lassen.
Wird den Technologien zu viel Beachtung geschenkt und zu wenig Wert auf
ein besseres Kundenverständnis gelegt?
Zweifellos. Lassen Sie mich das erneut am
Beispiel Amazons verdeutlichen. Es überrascht zwar immer wieder mit technischen
Innovationen. Aber sein Grundgedanke ist
die Kundenorientierung. Das ist der rote Faden seines Geschäftsmodells, an dem alles
andere hängt. Entgegen dem Anschein ist
die Technologie für das Unternehmen nur
Mittel zum Zweck. Es verwundert schon,
dass die Wettbewerber das so wenig im
Blick haben.
Liegt das auch an den Dienstleistern, die permanent neue technische
Lösungen in den Vordergrund schieben?
Leider ja. Aber es ist die Aufgabe des TopManagements eines Unternehmens, sich
davon nicht irritieren zu lassen und die Kundenfokussierung als Leitlinie durchzusetzen. Es geht um die Befriedigung der Kundenbedürfnisse, nicht die der Dienstleister.
Nach meiner Beobachtung gewinnt diese
Einsicht allerdings in jüngster Zeit mehr
und mehr Anhänger auch in den Führungsriegen.
INTERVIEW: JOACHIM THOMMES
DDV dialog September 2014
10 D I A L O G S P E C I A L
Mobile Marketing – Auf der Suche nach Werbung, die nicht nervt
Die Aversion der Nutzer
besänftigen
Du sollst nicht stören! Diese
Prämisse gilt für jede Werbung, aber für
die Werbung auf Smartphone und Co
noch einmal mehr. Denn die handlichen Supercomputer sind längst zum
digitalen Ich geworden: Sie speichern
Adressen, die Kontakte mit den Liebsten, Freunden und Bekannten, intime Botschaften und Bilder, private
Videos und Notizen, die persönlichen Favoriten in der Musik und alle
anderen Vorlieben auch. Wer in diesen heiligen Bezirk einbricht und
sich daneben benimmt und poltert
und lärmt, wird aus ihm verwiesen,
ein für allemal. Manche Werber
wissen das. Und wissen auch,
dass sich die Szene schwer damit
tut, angemessen zu agieren.
„Nach wie vor beißt sich die
Branche an der mobilen Werbeansprache die Zähne aus. Neben
den technischen Hürden mangelt es vor allem an nutzerorientierten, kreativen Kampagnen,
die den Verbraucher auf dem
privatesten seiner Devices be-
Jüngere nervt App-Werbung mehr
Empfinden Sie Werbung, die in Anwendungen (Apps) eingebettet ist, als störend?
Ja
Nein
Noch nicht aufgefallen
18- bis 35-Jährige
36- bis 59-Jährige
4
19
gesamt
9
78
30
6
61
25
69
Angaben in Prozent; Basis: n = 2114 Befragte
Quelle: Mediaplus
DDV dialog September 2014
DDV dialog September 2014
geistern, statt zu stören“, sagt Michael Hartwig, Geschäftsführer
von Eprofessional, Hamburg.
Und fügt im nächsten Satz hinzu:
„Technologien wie ein funktionierendes
Cross-Device-Tracking
oder auch Beacons werden uns
dabei helfen, dass Werbung den
mobilen User noch besser erreicht.“ Daraus spricht mehr Unverständnis als Einsicht, zumindest
Ambivalenz. Denn der Schlüssel
liegt nicht in besseren Technologien,
sondern in einer anderen Haltung
gegenüber dem Empfänger der Botschaften. „Ein Werbemittel, das
nervt, wird niemals
überzeugen“, warnt
Aufmerksamkeit
Rasmus Giese, Geschäftsführer Unierhaschen:
Log-out-Seite
ted Internet Dialog
(UID), Karlsruhe.
von GMX.
Wie sehr sich
die Smartphone-Besitzer von Werbung auf ihren Geräten
belästigt fühlen, hat im Juli eine Untersuchung von Mediaplus, München, gezeigt. Ihr zufolge empfinden 69 Prozent
der mehr als 2000 Befragten Werbung in
Apps als störend. Unter den 18- bis 35Jährigen steigt der Anteil sogar auf 78 Prozent. Die verbreitete Ansicht, Jüngere stünden Werbung positiver gegenüber als Ältere,
kann die Studie demnach nicht erhärten.
Dessen ungeachtet legen die Ausgaben für Werbung auf mobilen Screens zu.
Der Online-Vermarkterkreis (OVK) im Bundesverband Digitale Wirtschaft hat ermittelt,
dass sie im vergangenen Jahr um 67 Prozent
auf 65 Millionen Euro netto gestiegen sind
(siehe Kasten Seite 13). Im Vergleich zu den
Spendings in die Online-Werbung, die sich
11
laut OVK 2013 auf fast 1,3 Milliarden Euro
netto beliefen, ist das zwar nur ein Klacks.
Aber kein zweites Medium kann derzeit mit
ähnlichen Steigerungsraten glänzen. Fürs
laufende Jahr rechnet der Vermarkterkreis
für die mobile Werbung mit einem Zuwachs
von 65 Prozent auf 107 Millionen Euro. Auf
der Dmexco soll eine neue Prognose vorgelegt werden.
Giese bestätigt die bessere Nachfrage
nach Werbung auf Mobilgeräten fürs eigene
Unternehmen: „Im vergangenen Jahr ging
es richtig los.“ Er nennt vor allem zwei Gründe für den überraschenden Start des jahrelang nominierten, aber nie angetretenen Mediums. Erstens hätten die Displays endlich
eine Größe erreicht, die attraktive Werbung
erlaube. Zweitens sorgten die Werbungtreibenden neuerdings auch für Landing-Pages,
die zu besuchen sich lohne. Und ja, wahrscheinlich habe der Run auf mobile Werbeplätze bei Facebook Werbungtreibende ermuntert, das Medium auch jenseits des sozialen Netzwerks auszuprobieren.
Facebook hat eigenen Angaben zufolge
im 2. Quartal des vergangenen Jahres 41
Prozent, im 2. Quartal dieses Jahres bereits
62 Prozent seiner globalen Werbeeinnahmen über mobile Apps erwirtschaftet – das
entspricht rund 1,4 Milliarden Euro. Und es
sollen noch mehr werden. Dazu müsse
allerdings die Werbung auf den individuellen
Nutzer angepasst werden, wie DeutschlandChef Martin Ott betont. Da sie in direkter Konkurrenz mit Fotos von Freunden und Neuigkeiten aus dem privaten Netzwerk stehe, D
Anzeige
12 D I A L O G S P E C I A L
Rasmus Giese (v.l.n.r.), United Internet Dialog:
„Ein Werbemittel, das nervt, wird niemals überzeugen.“
Florian Gmeinwieser, Plannet, schwört auf die Basics:
Zielgruppe, Idee, Konzeption, Exekution und Aussteuerung.
Steffen Hopf, Yahoo Deutschland: „Wir dürfen die Fehler,
die wir online gemacht haben, nicht wiederholen.“
seien „Klick mich“-Schreie mega-out. Sein
Tipp heißt: Storytelling statt Anzeigen. Das sei
zwar aufwendig, werde aber belohnt.
In eine ähnliche Richtung wird bei Yahoo gedacht. Steffen Hopf, Geschäftsführer
Yahoo Deutschland in München, sieht die
Sache grundsätzlich: Wenn jeder Konsument täglich mit Zigtausenden Werbebotschaften bombardiert wird, sinke seine Aufmerksamkeitsspanne für eine einzelne notgedrungen auf ein Minimum. Insbesondere
bei der Generation der Millenials – die um die
Jahrtausendwende im Teenager-Alter waren
– müsse von einem Aufmerksamkeits-Defizit-Syndrom ausgegangen werden. Dem sei
durch noch mehr Werbedruck und Aufdringlichkeit nicht zu begegnen.
„Wir müssen Werbung einfach machen
und relevant“, fordert Hopf. Damit meint er
Werbung im Look und Feel von Content –
neudeutsch: Native Advertising. Also Werbung, die zwar als solche gekennzeichnet ist,
sich aber an den Inhalt ihres Umfelds anpasst. Beispielsweise indem sie als Nachricht erscheint, wenn sie im Nachrichtenstrom eingebettet ist. Oder als Bild, damit sie
Teil einer Bildergalerie wird. Den dazu nötigen Content will Yahoo selbst erstellen oder
von Lizenzpartnern und Plattform-Nutzern
erwerben.
Die Relevanz soll durch das übliche
Tracking des Nutzerverhaltens und Targeting
sichergestellt werden. „Je mehr Datenpunkte wir auswerten können, desto eher wird
eine vermutete Relevanz zur Gewissheit“,
sagt Hopf. Weil ein Smartphone in der Regel
nicht aus der Hand gegeben wird, ist das
Tracking von vornherein leichter als an einem
stationären Computer, den sich nicht selten
mehrere Personen teilen.
„Wir dürfen die Fehler, die wir online
gemacht haben, nicht wiederholen“, mahnt
Hopf. Schon deswegen nicht: Der Werbung
auf dem kleinen Smartphone-Display lässt
sich – anders als am großen Computer-Bildschirm – nicht ausweichen. Der Verdruss wäre also mobil noch viel stärker. Da bei Yahoo
die native Werbung nicht allein im mobilen
Kanal gebucht werden kann, profitiert – so
jedenfalls Hopfs Hoffnung – die Online-Werbung davon ebenfalls. Ziel ist es darum auch,
mittels der Werbung, die als redaktioneller
Inhalt daherkommt, die Aversion der Nutzer
gegenüber kommerziellen Botschaften überhaupt zu besänftigen.
Nun muss Yahoo nur noch die Werbungtreibenden, die Media- und die Kreativ-
Auch Lokales ist beliebt
Kommunikation steht im Mittelpunkt
Welche App verwenden Sie am häufigsten?
Welche Arten von Apps nutzen Sie generell?
Facebook
Youtube: Unterhaltung
Whatsapp
Amazon
Google Maps
Online-Banking
ÖPNV
Youtube: Musik
Wikipedia
Chefkoch.de
Kicker
Ebay
Spiegel Online
TV-Spielfilm
Deutsche Bahn
Runtastic
Meine Stadt
Finanzen.net
Holiday Check
Bild
83
76
68
53
49
49
45
41
35
27
24
22
21
20
18
17
17
17
17
16
DDV dialog September 2014
63
Soziale Netzwerke
56
Nachrichten / Zeitungen
56
Verkehr / Navigation
55
Musik / Unterhaltung
Online-Shopping
39
Bücher / Nachschlagewerk
35
Fotografie
34
Videos / Unterhaltung
31
Lokales
30
Finanzen
26
Gesundheit / Fitness
25
Sport
24
TV-Sender
Angaben in Prozent, Mehrfachnennungen möglich
Basis: n = 1844 Befragte
Quelle: Mediaplus
64
Kommunikation
22
Zeitschriften / Lifestyle
18
Reisen
17
Angaben in Prozent, Mehrfachnennungen möglich
Basis: n = 1844 Befragte
DDV dialog September 2014
Quelle: Mediaplus
DDV dialog September 2014
Agenturen von seinen Ideen überzeugen.
„Natürlich werden wir erst mal erläutern
müssen, wie Native Advertising funktioniert“, weiß Hopf. Eine Aufgabe, vor der nicht
nur er steht. Denn auch United Internet Dialog will sich auf dieses Feld begeben: Zur
Dmexco wird der Vermarkter (GMX, Web.de)
Advertorials für mobile Geräte vorstellen.
Giese: „Das ist ein interessantes Wertschöpfungsfeld.“
Bislang favorisiert UID Formate, die
aufgrund ihrer Platzierung und Größe Aufmerksamkeit erhaschen wie Anzeigen in
der Inbox und auf der Log-out-Seite sowie
Expandables und Interstitials. Selbst VideoWerbung gehört zum Angebot. Passt die
denn zu Smartphone und Co? Das kommt
darauf an, meint Florian Gmeinwieser,
Head of Mobile Marketing bei Plannet in
Anzeige
13
München: „Der Nutzer, der sich darauf
einlässt, will unterhalten werden. Dann
funktioniert Video-Werbung auch mobil
sehr gut.“
Gmeinwieser hält nicht allzu viel von
Native Advertising, denn es gelinge nur selten. Er schwört vielmehr auf die Basics: Die
Zielgruppe verstehen, eine gute Idee haben,
schließlich den Rest optimal verwirklichen –
Konzeption, Exekution und Aussteuerung.
„Nicht das Mittel ist entscheidend, sondern
die Gesamtstrategie“, erläutert er. Zudem
spiele der Zeitpunkt eine wichtige Rolle. So
habe der Smartphone-Nutzer morgens andere Erwartungshaltungen und eine andere
Aufnahmebereitschaft für Werbung als
nachmittags und abends. „Dem müssen die
Werbungtreibenden gerecht werden.“
JOACHIM THOMMES
Mobile-Spendings: Starker Zuwachs auf niedrigem Niveau
Die Ausgaben für Display-Werbung auf mobilen Geräten beliefen sich im vergangenen
Jahr auf 65 Millionen Euro netto. Damit sind
sie im Vergleich zu 2012 um 67 Prozent
gestiegen. Dies sagt der Online-Vermarkterkreis (OVK) im Bundesverband Digitale
Wirtschaft, Düsseldorf. Grundlage der Angaben sind die monatlichen Meldungen der
OVK-Mitglieder an die Wirtschaftsprüfungsgesellschaft Pricewaterhouse Coopers (PwC) in Frankfurt, die dem OVK die
Summe der Umsätze übermittelt. Der OVK
unterstellt, dass diese Summe 60 Prozent
der tatsächlichen Spendings für mobile Display-Werbung entspricht und rechnet die
Zahl auf 100 Prozent hoch. Darin sollen
dann auch die Umsätze enthalten sein, die
Facebook und Google hierzulande mit mo-
biler Display-Werbung erwirtschaften. Beide Unternehmen geben keine Zahlen über
die Umsätze in Deutschland bekannt.
Erfasst werden die Werbeerlöse, die mobiler
Display-Werbung zugeordnet werden können – etwa aufgrund von eingebauten Tags
und Sensoren. Die jeweilige Anwendung –
beispielsweise Apps für Smartphones und
Tablets oder mobil optimierte Websites –
spielt laut OVK keine Rolle. Einbezogen wird
auch Video-Werbung, nicht jedoch Werbung in Suchmaschinen. Am 10. September will der OVK auf der Dmexco eine neue
Prognose über die Spendings im laufenden
Jahr vorlegen. Bislang rechnet der Vermarkterkreis für 2014 mit einem Zuwachs
von 65 Prozent auf netto 107 Millionen
Euro.
DDV dialog September 2014
14 D I A L O G S P E C I A L
Gender-Marketing – Auch Männer mögen für Frauen konzipierte Online-Shops
Das andere Geschlecht
nicht verprellen
Auch beim Thema E-Commerce
ist unaufhörlich von Individualisierung und Personalisierung die
Rede. Doch der allererste Schritt
dahin – die Unterscheidung
zwischen Frauen und Männern –
bleibt häufig aus. Ist die Differenzierung nach Geschlechtern
unabdingbar oder kommt ihr nur
eine Nebenrolle zu? Welche
Vorteile kann sie einem OnlineShop bringen, welche Schwierigkeiten stehen ihr im Weg? DIALOG
bat Entscheider in Agenturen und
Unternehmen, ihre Erfahrungen
und Erkenntnisse zu schildern.
1 Es heißt: „Frauen shoppen,
Männer kaufen ein.“ Stimmt das?
2 Wie lässt sich das Einkaufsverhalten von Frauen und Männern
unter einen Hut bringen?
3 Welche Rolle spielt die geschlechtsspezifische Ausrichtung
im Rahmen der gesamten Marketing-Strategie?
Umfrage: Joachim Thommes
DDV dialog September 2014
ALEXANDER GRAF,
Gründer und
Geschäftsführer
Etribes Framework,
Hamburg
1 Ja, der Spruch
stimmt absolut. Klar gibt es Männer, die
auch shoppen, und Frauen, die „nur“ einkaufen, aber zum Großteil trifft dieses Klischee zu, wie auch wissenschaftliche Untersuchungen zeigen. Man kann dieses
Verhalten auch im E-Commerce beobachten, wenn man Frauen und Männern über
die Schulter schaut – teilweise ist es sogar in
den Clickstream-Analysen sichtbar.
SEBASTIAN
WERNHÖFER,
Geschäftsführer
Mzentrale,
Stuttgart
2 Shoppen und Kaufen sind zwei sehr unterschiedliche Szenarien. Zwar gibt es immer wieder Ansätze, mit denen die beiden
zusammengeführt werden sollen – wie sich
beispielsweise bei Zappos oder Modomoto
beobachten lässt –, aber das sind aus meiner Sicht nur Krücken. Richtig gute Shops
sollten sich entscheiden, was sie wollen,
und das gut umsetzen. Amazon hat sich
augenscheinlich fürs Kaufen entschieden.
1 Männer und Frauen besitzen ein unterschiedliches Kaufverhalten. Die männliche Zielgruppe hat konkrete Vorstellungen, wenn sie einen OnlineShop besucht. Ist ein Mann auf der Suche
nach einer Jeans, stellt er kurze Vergleiche
an und kommt dann ohne große Umschweife zum Kaufabschluss. Eine Kundin
dagegen hat hin und wieder weniger festgelegte Vorstellungen. Eine gute Emotionalisierung im Online-Shop vorausgesetzt, ist
hier die Beeinflussung durch geschickte
Inspirationen meist einfacher. Dadurch
sind Frauen für die Shop-Betreiber oft das
anspruchsvollere Publikum, auch im
Nachgang, was Lieferung und Zahlung angeht. Doch nicht nur der Content ist bei den
Frauen ausschlaggebend, auch sie greifen
– wie die Männer – gern auf technische
Hilfsmaßnahmen wie ausgefeilte Filtertechniken zurück.
3 Ich würde nicht nach Geschlechtern
2 Im Idealfall wird ein Online-Shop nach
trennen, sondern nach Szenarien, weil
auch Männer „manchmal“ shoppen und
Frauen „manchmal“ kaufen. Ein OnlineShop, der das Shoppen in den Vordergrund
stellt, geht davon aus, dass ein Besucher
noch ohne konkretes Kauf- und Produktinteresse die Seite besucht und inspiriert
werden muss. Ein Shop, der verkaufen will,
funktioniert wie ein gut sortierter Werkzeugkasten. Alles ist so aufgebaut und sortiert,
dass es sich schnell finden lässt. So sehen
heute 98 Prozent aller Shops aus.
eigens erstellten User-Experience-Studien
zum Kaufverhalten der Zielgruppe konzipiert. Ist die Zielgruppe hauptsächlich
weiblich, werden oft die männlichen Bedürfnisse gleich mit- oder sogar übererfüllt,
da Frauen anspruchsvoller sind. Ein Beispiel dafür ist die Gestaltung des Checkouts: Hier wird gerade für das weibliche Publikum ein möglichst klarer Aufbau geschaffen. Nicht deshalb, weil Frauen sonst
überfordert wären, sondern weil sie beim
Kaufabschluss schon an die weiteren
Schritte – beispielsweise Bestellungen für
15
die Familie – denken. Dies kommt auch den
Männern zugute, da auch sie von einem
klaren und schnellen Check-out profitieren,
um so den Einkauf rasch abschließen zu
können.
Der Trend geht dahin, dass sich die
Online-Shops anhand ihrer Aufmachung
an ein Geschlecht richten. Dabei können
vor allem Farben und Symbole eine große
Rolle spielen. So können beispielsweise
nach dem Log-in, wenn klar ist, ob ein
männlicher oder ein weiblicher User aktiv
ist, geschlechterspezifische Inhalte ausgespielt werden.
3 Das entscheidende Kriterium ist, dass
Unternehmen ihren Kunden eine ganzheitliche und stimmige Strategie vermitteln.
Dies trifft natürlich auch auf das Zusammenspiel zwischen Online-Shop und Marketing-Maßnahme zu. Die Kommunikation
muss mit der im Online-Shop Hand in Hand
gehen. Allerdings gibt es auch Ausnahmen,
bei denen je nach Geschlecht getrennte
Wege gegangen werden – zum Beispiel sollte bei der Gestaltung von Newslettern einer
für den weiblichen und einer für den männlichen Empfängerkreis konzipiert werden.
Sicher ist aber, dass es zum Umsatzrückgang bei einem Geschlecht kommen kann,
wenn das Unternehmen ausschließlich das
andere bedient. Oft wird zudem vergessen,
dass in einem Online-Shop für Frauen auch
Männer einkaufen, etwa wenn sie ein Geschenk brauchen.
MARCO ZINGLER,
Geschäftsführer
Denkwerk, Köln
1 Die Unterschiede
im Einkaufsverhalten
beziehen sich auf die
Vorgehensweise: Männer sind eher systematisch veranlagt, Frauen empathisch. Es gibt
aber auch den gegenteiligen Fall. Grundsätzlich gilt: Systematiker kaufen bedarfsgerecht
mit klarem Ziel vor Augen und daher schneller, Empathikerinnen beziehen soziale Faktoren ein und wollen durch Vergleiche das Beste herausholen. Das Verhalten hängt auch
stark von der Warengruppe ab – geht es um
Fast Moving Consumer Goods oder Produkte,
die einem wichtig sind?
2 Wenn die Zielgruppe eindeutig ein bestimmtes Geschlecht hat, darf man ihre Ansprache in den Fokus stellen. Vorsicht: Man
sollte nie das andere Geschlecht verprellen.
Denn wer letztlich die Kaufentscheidung
trifft, ist oft unklar. Für junge Frauen etwa
gibt es diese Gender-Codes: emotionale Bilderwelten, die Möglichkeit, Produkte zu liken und zu sammeln sowie Meinungen einzuholen. Die Navigation sollte aber unabhängig vom Geschlecht immer auf das optimale Zurechtfinden ausgerichtet sein.
3 Letztlich geht es in der Marketing-Strategie ebenso wie im Online-Shop darum, die
Zielgruppen für das Produkt beziehungsweise die Marke optimal anzusprechen. Daher sollten der Online-Shop und die Kommunikationsmaßnahmen eine integrierte
Strategie verfolgen. Das heißt beispielsweise: Ist die Zielgruppe männlich, Single und
30 bis 45 Jahre alt, ist das im Shop ebenso
wie im Marketing zu beachten.
MARC OPELT,
Bereichsvorstand
Vertrieb Otto,
Hamburg
1 Wir sind davon
überzeugt, dass sich
Frauen im Laufe des Kaufprozesses eher
als Männer inspirieren lassen und ihre
Kaufentscheidungen nicht nur bedarfsgetrieben treffen.
2 Das ist eine Entscheidung, die entlang
des Markenkerns zu treffen ist. Unser Markenkern ist Mode, sie dient auch auf Otto.de
als starker emotionaler Hebel für ein inspirierendes Einkaufserlebnis. Dies können
zum Beispiel visuelle Ähnlichkeitssuchen
oder Detailansichten unterstützen. Unser
Ziel ist es natürlich, allen Kunden den Online-Einkauf so komfortabel wie möglich zu
machen.
3 Dies spielt eine nicht zu unterschätzende
Rolle. Für die Kreation und Umsetzung unserer Kampagnen arbeiten wir extra mit
einem reinen Frauenteam unserer Agentur
Heimat zusammen. Wir wissen, was Frauenherzen in Sachen Mode höher schlagen
lässt. Ein beeindruckendes Outfit beispielsweise lenkt Frauen von fast allem ab. Im
vergangenen Jahr fragten sich daher die
Protagonistinnen unserer Kampagne auch
in skurrilen Situationen: „Wo hat sie nur
dieses Kleid her?“ In den aktuellen TVSpots greifen die Darstellerinnen sogar zu
kleinen Notlügen, um die Herkunft ihrer
Mode nicht preisgeben zu müssen.
DDV dialog September 2014
16 D I A L O G S P E C I A L
Digitalisierung – Warum Dialog-Experten das Rennen machen
Das Rennen hat begonnen und alle
sind elektrisiert. Der Unique Selling Point
(USP) hat in einer Welt, in der ein Produkt
dem andern gleicht, der Unique Dialogue
Proposition (UDP) zu weichen. Dialog heute
heißt: Komplexität, Transparenz, rechtlich
sensibles Terrain und noch mehr Wettbewerb. Während einige Agenturen noch an
ihrem Geschäftsmodell arbeiten, empfangen andere schon den Segen des Outsourcing. Denn die werbungtreibenden Auftraggeber brauchen Dienstleister, die Komplexität beherrschen helfen und dafür sorgen,
dass der Marketingleiter auf der Strecke
durch Social Media, Kooperationen, Vernetzung aller Touchpoints und analytischem
Customer-Relationship-Management nicht
aus der Kurve fliegt. One-to-one-Expertentum wird zur Vorstandsqualifikation, und
Verbraucher werden sich ihrer Macht mehr
und mehr bewusst und fragen: „Hier sind
meine Daten, und was krieg ich jetzt dafür?“
Die Welt, in der wir performen
Worauf stellen wir uns gegenwärtig
ein? Auf ein Mehr an Informationen, Plattformen, Geräten; auf eine Hausse für Juristen mit Schwerpunkt Verbraucherschutz,
auf mehr Kooperationen und Vernetzung.
Das ist im Prinzip alles nichts Neues, das
Neue ist die Geschwindigkeit, mit der alles
geschieht, und die Dramatik.
Der Countdown zur Sprengung der
lieb gewonnenen Wertschöpfungsketten
läuft. Was bisher geschah, ist klar. Was danach kommt, unklar. Was in dieser Gemengelage hilft, sind drei Maximen: Wir
arbeiten ständig im Beta-Modus, im Zustand des Verbesserns. Wir gehen jeden
Weg, den unsere Kunden / Verbraucher /
Gäste uns entgegenkommen und pflegen
den Dialog. Last, but not least wird die
DDV dialog September 2014
FOTO: HANS-JÜRGEN HERRMANN
Grüße von
der Poleposition
Autor Jan Möllendorf, 46, ist Vizepräsident
Innovation im DDV und Geschäftsführender
Gesellschafter von Defacto X in Erlangen.
Komfortzone zum heißen Stuhl. Bloß
schnell weg hier!
Wer hat die Lead? Der Kunde!
Groß war die Verblüffung, als der erste
Porsche auf dem Parkplatz des Discounters
gesichtet wurde. Das ist Jahrzehnte her. Wie
sich das Thema Zielgruppen-Segmentierung seitdem entwickelt hat, haben wir erlebt. Die Gegenwart sind Touchpoints als
offensive Verkaufspunkte, die Identifikation
der Customer-Journey und die crossmediale Optimierung. Und diese Themen sind
auch die Zukunft. Denn zu keinem dieser
Themen gibt es bisher die fertige Lösung.
Weil der Auslöser, der satte, verführbare,
umworbene Kunde, der heute dieser, morgen jener Zielgruppe zuzurechnen wäre,
heute gern und dringend Sneakers haben
möchte, die er eigentlich gar nicht braucht.
Weshalb er auch schnell zum WarenkorbAbbrecher wird.
Wer versucht, den Grund dafür herauszufinden, wird sich schwertun. Die
Wahrscheinlichkeit ist hoch, dass es gar keinen Grund gibt. Es ist einfach so passiert.
Es war eine schöne Zeit, damals, als
die definierte Zielgruppe noch für Jahre stabil war. Heute ist die Halbwertszeit dramatisch verkürzt. Und Begriffe wie kundenzentriertes Unternehmen, Kundenorientierung oder kundenorientierte Unternehmensführung sind bislang durchaus im
Sprachgebrauch vieler Unternehmen angekommen, nicht jedoch in der Unternehmensrealität. Es gibt viel zu tun.
Boxenstopp zum Luftholen
Wenn wir uns auch auf eine Zukunft
voller Überraschungen einstellen, so gibt es
doch Aspekte aus der Zeit vor der Digitalisierung, die auch morgen und übermorgen
noch relevant sind.
Verbraucher und deren Schützer
werden auch weiterhin den Datenschutz
hochhalten. Das führt dazu, dass Spezialisten, die eine gesetzeskonforme Verarbeitung von Daten für Kommunikationszwecke organisieren können, wie bisher Hochkonjunktur haben. Mehrwerte sind weiterhin das beste Verkaufsargument. Auch in
Zukunft wird sich der Verbraucher mit Trolley-Sets zu einem Tageszeitungs-Abo bringen lassen, wird der Einzelhändler Kundentreue mit Töpfe-Sets erkaufen können.
Auch wird die persönliche Empfehlung,
Word-of-Mouth, weiterhin durch keine andere Werbeform zu toppen sein. Das wird
zu einer neuen Kultur der Rezensionen
und Bewertungen auf Internet-Plattformen führen – hier stehen wir noch am Anfang.
17
Die Kundenansprache auf allen Kanälen wird auch künftig von guter Kreation
Rückenwind bekommen. Denn nur die kluge, überraschende Inszenierung sorgt in
einer Welt der gleichförmigen Produkte für
Beachtung, die im Nebenjob aufs Image
einzahlt.
Und auch künftig werden sich Medien
nicht kannibalisieren, vielmehr kommt es
zu einer Addition. Die Medienlandschaft
wird wachsen, die Kanäle werden mehr.
Mehr Zeit hat der Mensch zwar nicht, aber
er kann die Zeit mit noch mehr Medienkonsum füllen und immer wieder seine
Multitasking-Fähigkeit trainieren, vielleicht
klappt es ja irgendwann damit.
Jetzt können wir richtig Gas geben
Nun kann man sich darüber beschweren, dass der Verbraucher nicht so will, wie
er soll, dass alles komplexer und komplizierter wird. Und dass der allgegenwärtige Kostendruck und der Return on Investment,
der aufgrund der Schnelllebigkeit des Busi-
ness immer schneller erzielt werden muss,
einfach nicht zusammenpassen.
Oder man freut sich darüber. So wie wir.
Denn wenn es Experten gibt, die ihre Kunden
über die Runden bringen können, dann sind
es die technologisch aufgerüsteten, tatsächlich kundenfokussierten Dienstleister im Dialoggeschäft. Wir befinden uns in der Poleposition. Jetzt können wir richtig Gas geben. Natürlich gibt es Hindernisse, und Kurven gibt es
auch. Aber für den erfahrenen Piloten macht
ja gerade das den Reiz aus. JAN MÖLLENDORF
Anzeige
18 D I A L O G S P E C I A L
E-Mail-Marketing – Ein unterschätztes Instrument
Informieren, verkaufen,
Kunden loyalisieren
Wohl bei keinem Dialogmedium ist
die Kluft zwischen Theorie und Praxis so tief
wie bei der E-Mail. Während Branchenprofis mit Schlagworten wie Big Data, Behavioral Targeting und One-to-one-Kommunikation auf Du und Du sind, finden sich im
privaten Mail-Account immer noch Newsletter mit der Anrede „Sehr geehrte Damen
und Herren“. Während Experten von den
Möglichkeiten der fein segmentierten Zielgruppenansprache schwärmen, unterscheiden viele Newsletter-Versender nicht
einmal zwischen Interessenten und Bestandskunden. Während Dialogmarketer
nicht müde werden, die Relevanz der Werbebotschaft als ein entscheidendes Erfolgsmerkmal hervorzuheben, versenden viele
Unternehmen immer noch eine WerbeMail an alle.
„Selbst viele große Player nutzen die
Chancen der Personalisierung und das dahinter liegende Potenzial nicht. Warum verschicken beispielsweise viele Modemarken
noch immer einen einheitlichen Newsletter
an Männlein und Weiblein? Warum erhalte
ich von Amazon E-Mails zu Produkten, die
ich dort längst gekauft habe?“, fragt Maria
Katsoula, Marketing-Managerin beim Marketingdienstleister Microm in Neuss, und
erklärt: „Eine Verknüpfung von CustomerRelationship-Management und Kampagnen-Management-Tool könnte hier Wunder
wirken.“
Dass sich so viele Werbungtreibende
ein allenfalls semiprofessionelles E-MailMarketing leisten, hat seinen Grund: Eine
E-Mail verursacht keine Media-Kosten und
hat zugleich eine hohe Reichweite. Aber es
ist aufwendig und teuer, die erforderlichen
Double-opt-ins der Empfänger für den Versand zu bekommen. Unternehmen sollten
die Empfänger also nicht mit lieblos konzipierten und langweiligen Massen-Mails
stören, denn dann werden sie sich über
kurz oder lang abmelden. Und damit ist die
kostbare Permission futsch – oft auch die
einzige Möglichkeit, mit dem Kunden aktiv
und direkt in Kontakt zu treten.
Für Marketer ist es geradezu sträflich,
die Möglichkeiten des E-Mail-Marketings
ungenutzt zu lassen: Denn kaum ein Medium bietet so gute Konversions-Chancen wie
die elektronische Post. Sie ist individualisierbar, automatisierbar und bestens messUngewöhnlich: Beim Newsletter von
Montblanc muss der Empfänger nach
rechts scrollen.
bar. E-Mails informieren, verkaufen, bieten
Service und loyalisieren Kunden. Je individueller, desto besser.
Das wird auch noch eine Zeitlang so
bleiben: Die E-Mail ist keineswegs ein aussterbendes Medium, dessen sich allenfalls
noch ältere Leute bedienen. Dies belegen
ein ums andere Mal Untersuchungen. Das
Marktforschungsunternehmen Radicati in
Palo Alto, Kalifornien, etwa prognostiziert
einen Zuwachs der Zahl der E-Mail-Nutzer
von weltweit 2,5 Milliarden in diesem Jahr
auf 2,8 Milliarden 2018. Zum Vergleich: Die
Zahl der Social-Networking-Nutzer soll im
gleichen Zeitraum von 1,2 Milliarden auf 1,7
Milliarden steigen.
Auch bei Werbungtreibenden ist die
E-Mail beliebt. Laut der Studie „Online-Dialogmarketing im Retail 2016“ von Artegic,
Bonn, nutzen 70 Prozent der deutschen
Handelsunternehmen E-Mail-Marketing.
Bis zum Jahr 2016 soll der Anteil auf 83
Prozent steigen. Der Trend gehe in Richtung Personalisierung: Heute versende nur
noch ein Drittel der deutschen Handelsunternehmen Massen-Mails ohne Segmentierung und Individualisierung. Im Jahr 2010
waren es Artegic zufolge noch drei von vier
Unternehmen.
19
Automatisiert und
individualisiert: E-Mail
von Dress-for-less.
In wettbewerbsintensiven und
vom Internet getriebenen Branchen
haben viele Unternehmen das Potenzial des E-Mail-Marketings erkannt und investieren nun in eine
kontinuierliche Optimierung. Sie
nutzen damit einen Vorteil des Instruments: Es lässt sich hervorragend testen. Inhalt und Gestaltung,
Versandzeitpunkt und Frequenz,
Betreffzeile und Absenderkennung,
Format und Individualisierungsgrad
können jederzeit geändert und verschiedene Varianten auf ihre Wirkung hin untersucht werden.
Dass die Gestaltung eines
Newsletters den Umsatz beflügelt,
hat Sport Conrad, Penzberg in Bayern, gerade unter Beweis gestellt.
Der Sporthändler hatte seinen
Newsletter vom E-Mail-MarketingAnbieter Tripicchio in Freiburg überarbeiten lassen. Der legte sein Augenmerk besonders darauf, dass
der Newsletter benutzerfreundlich
und gut klickbar ist. Dazu gehört
auch, dass Klick-Buttons leicht zu
finden sind, die Struktur logisch und
übersichtlich ist, und der Empfän-
ger zum Klicken animiert wird. Das
neue Design ist laut Tripicchio gut
angekommen: Die Klickrate habe
sich um 37 Prozent erhöht, zudem
leiteten mehr Abonnenten den
Newsletter weiter und die Umsätze
im Online-Shop seien gestiegen.
Kräftig investiert Tuifly.com in
digitale Dialogmarketing-Maßnahmen, allen voran in seine Website
und das E-Mail-Marketing. Voriges
Jahr implementierte das Flugreiseportal eine ausgefeilte Technik, um
per E-Mail höhere Umsätze zu generieren. Das Unternehmen, das
neben Flügen auch Mietwagen, Hotelzimmer und Ferienwohnungen,
Reiseversicherungen und Kreuzfahrten anbietet, versendet regelmäßig einen Newsletter an mehr als
eine Million Empfänger. Laut dem
betreuenden Dienstleister Teradata, München, generiert er 10 Prozent des gesamten Internet-Umsatzes des Unternehmens. Neben dem
Newsletter verschickt Tuifly.com
täglich E-Mails mit Angeboten sowie
Aftersales-, Pre-Flight-, After-Flightund Web-Check-in-Mails.
D
DDV dialog September 2014
20 D I A L O G S P E C I A L
Jakob S. Gomersall (v.l.n.r.), Redeye: „Erfolgreiches
E-Mail-Marketing basiert auf der Integration
von Verhaltensdaten und Transaktionsdaten.“
René Kulka, Optivo, erinnert daran, dass auch
E-Mail-Adressen eine Verfallszeit haben.
Fabio Tripicchio, Tripicchio: „Nur wer sein Ziel kennt,
kann eine Strategie entwickeln.“
Die Website von Tuifly.com zählt pro
Jahr rund elf Millionen Besucher. Die Quote
all derer, die sich für ein Angebot interessieren, die Website aber ohne Abschluss wieder verlassen, liegt bei 76 Prozent. Um diese Abbrecher doch noch zu einem Kauf zu
animieren, entwickelte Teradata ein neues
E-Mail-Programm. Es birgt zahlreiche Personalisierungsmöglichkeiten, erstellt Alternativvorschläge zu dem vom Website-Besucher angesehenen Produkt und listet die
beliebtesten Reiseziele der Woche auf.
Teradata importiert automatisch alle
seit dem vorigen Versand angefallenen Informationen in verschiedene Datenbanken
und integriert sie beim nächsten Versand.
Eine Frequenzbeschränkung sorgt dafür,
dass ein Empfänger maximal alle sieben
Tage angeschrieben wird. Bis zu 10.000
E-Mails gehen heute täglich an WarenkorbAbbrecher von Tuifly.com. Gut eineinhalb
Jahre nach der Implementierung zeigt sich,
dass sich die Investition lohnt: Laut Teradata stieg die Conversion-Rate von 11 auf 23
Prozent – dank der Mails an WarenkorbAbbrecher. Die Öffnungsrate der Abbrecher-Mails sei mit mehr als 60 Prozent sehr
hoch und die Click-through-Rate liege mit
63 Prozent weit über dem Durchschnitt.
Bereits nach den ersten Monaten hätten die
E-Mails an Warenkorb-Abbrecher einen
Anteil von knapp einem Prozent am kompletten Internet-Umsatz erzielt.
Noch einen Schritt weiter geht Dressfor-less, Kelsterbach bei Frankfurt. Das Online-Designer-Outlet sendet nicht nur automatisierte und individualisierte E-Mails an
Warenkorb-Abbrecher, sondern auch an
seine Website-Besucher. Möglich macht
dies ein sogenanntes Browser-ConversionProgramm. Es erkennt mithilfe von Cookies
die Website-Besucher wieder, die sich irDDV dialog September 2014
gendwann einmal bei Dress-for-less registriert haben – gleichgültig, ob sie sich beim
aktuellen Besuch anmelden oder nicht.
Verlassen die Besucher die Website – ohne
einen Kauf eingeleitet zu haben – erhalten
sie eine E-Mail mit den Bildern der zuvor
aufgerufenen Produkte samt Preis und gegebenenfalls einem Incentive. Laut dem
verantwortlichen E-Mail-Dienstleister Redeye, Düsseldorf, liegen die Konversionsraten von Browser-Conversion-Programmen zwar unter denen von Warenkorb-Abbrecher-Programmen, dafür aber sei die
Reichweite höher.
Der Schlüssel
zur Segmentierung
ist Marketing-Automation
„Überdurchschnittlich erfolgreiches
und effizientes E-Mail-Marketing basiert
auf der Integration von Verhaltensdaten
und Transaktionsdaten“, sagt RedeyeGeschäftsführer Jakob S. Gomersall. Das
individuelle Verhalten des Empfängers im
Newsletter, auf der Website und an der
Kasse zeige die Vorlieben und aktuellen
Kaufinteressen. „Die verhaltensbasierte
Segmentierung in Echtzeit sowie die Kopplung dieser Segmente mit automatischen
E-Mail-Triggern – das ist die Killerapplikation des zeitgemäßen E-Mail-Marketings“, ist
Gomersall überzeugt.
Je nach Kundenprofil lassen sich
dank der verhaltensbasierten Segmentierung Inhalte und Frequenz der E-Mails beliebig variieren. So erhalten beispielsweise
Vielkäufer lange Newsletter mit hoher Frequenz und hochpreisigen Angeboten. Wenigkäufer aktiviert man eher mit kurzen
E-Mails voller Schnäppchen und Incentives. Die Möglichkeiten sind vielfältig, der
Schlüssel dazu ist Marketing-Automation.
Voraussetzung für professionelle Marketing-Automation ebenso wie für einfache
Anwendungen ist eine sorgfältige Planung.
„Die erste Frage im E-Mail-Marketing muss
immer lauten: Was ist das Ziel? Nur wer sein
Ziel kennt, kann eine Strategie entwickeln
und dann die passenden Schnittstellen einrichten“, mahnt Fabio Tripicchio, Inhaber
der Firma.
Selbst die klügste Strategie nützt aber
nichts ohne gepflegte Datenbestände. Hier
gilt die alte Direktmarketing-Regel, der zufolge Unternehmen dafür sorgen müssen,
dass der Listenschwund aufgefangen wird.
Menschen heiraten, wechseln das Unternehmen, sterben – zwischen 7 und 9 Prozent eines Verteilers verlieren Unternehmen alljährlich aus natürlichen Gründen.
„Auch E-Mail-Adressen haben eine Verfallszeit. Wer dauerhaft hohe Öffnungsraten
erzielen will, sollte dauerhaft frische Adressen einspeisen“, rät René Kulka, E-MailMarketing-Spezialist bei Optivo. Je besser
die Adressen dabei um Zusatzinformationen angereichert sind, umso individueller
lassen sich die Empfänger segmentieren.
Eine neue Herausforderung ist indes
die Darstellung von E-Mails auf den verschiedenen mobilen Endgeräten. Auf Tablet-Computern gibt es meist keine Probleme mit der Lesbarkeit. Das ist auf den kleinen Smartphone-Displays anders: E-Mails,
die nicht im Responsive Design versendet
werden – also nicht auf das jeweilige Endgerät angepasst sind –, sind schwer entzifferbar und die Buttons oft zu klein, um sie mit
dem Finger zu treffen. Ohne Responsive
Design wird das Smartphone aber zum
Conversion-Killer.
VERA HERMES
D I A L O G R E C H T 21
Unterlassungsklagengesetz würde Aufwand für Unternehmen erheblich erhöhen
Entwurf widerspricht
europäischem Recht
zureichende sachliche
tionalstaatlicher Alleinoder personelle Ausgang aus Sicht des DDV
stattung der Datennicht nur überflüssig,
schutzbehörden
zusondern das falsche Sirückzuführen sein. Dagnal. Zumal auch die
her sollten vorzugsweiDatenschutz-Grundverse
die
staatlichen
ordnung kein VerAufsichtsbehörden und
bandsklagerecht vordie
Selbstkontrolle
sieht.
durch die datenverarDer Referentenbeitenden Stellen sowie
entwurf begegnet aber
durch die Wirtschaft
auch erheblichen prakinsgesamt gestärkt wertischen Bedenken: Eine
den, anstatt diese Aufparallele Zuständigkeit
gabe auf private Intervon Daten- und Veressenverbände abzubraucherschützern für
wälzen. Ohnehin sollte
Datenschutzangeledie
Verbandsklage,
genheiten führt ohne
schon aufgrund der hoNot zu einer Rechts- Autor Hans Jürgen Schäfer, 58,
hen Missbrauchsgewegsspaltung und da- ist Leiter Recht beim
fahr, die Ausnahme im
mit zu hoher Rechtsun- Deutschen Dialogmarketing
deutschen Recht bleisicherheit für die betrof- Verband in Wiesbaden.
ben.
fenen Unternehmen.
Aufgrund des seiKünftig
permanent
tens weiter Teile der Wirtschaft ausgemachzweierlei potenzielle Kontroll- beziehungsten Diskussionsbedarfs zu der Thematik
weise Sanktionskanäle im Auge behalten zu
und der demzufolge großen Zahl von Stelmüssen, bedeutet für Unternehmen einen
lungnahmen und Eingaben zu dem Geseterheblichen zusätzlichen zeitlichen, persozesvorhaben wird mit einer Parlamentsbenellen und damit finanziellen Aufwand.
fassung nicht vor 2015 zu rechnen sein. Der
Insgesamt liegt dem GesetzesvorhaDDV wird das Gesetzgebungsverfahren
ben bereits die falsche Annahme zugrunde,
weiter aktiv im Interesse seiner Mitglieder
die bisherigen Rechtsschutzmöglichkeiten
begleiten.
der Verbraucher im Datenschutz seien unHANS JÜRGEN SCHÄFER
zureichend, weshalb die Einführung eines
Verbandsklagerechts erforderlich sei. Jedoch sind die staatlichen Aufsichtsbehörden mit ausreichenden Befugnissen versehen, Datenschutzverstöße zu ahnden und
effizient zu unterbinden. Soweit also überhaupt Vollzugsdefizite bestehen sollten,
was bisher bloß behauptet, nicht aber belegt wurde, können diese allein auf die unFOTO: DDV
Der DDV hat am 14. August 2014 im
Rahmen der den Verbänden eingeräumten
Frist zur Stellungnahme gegenüber dem
Bundesministerium für Justiz und Verbraucherschutz Position zu dessen Referentenentwurf eines Unterlassungsklagengesetzes bezogen.
Kern des Entwurfs und zugleich Stein
des Anstoßes bei diesem von weiten Kreisen der Wirtschaft kritisierten „Gesetz zur
Verbesserung der zivilrechtlichen Durchsetzung von verbraucherschützenden Vorschriften des Datenschutzrechtes“ ist die
Einführung eines Verbandsklagerechts im
Bereich des Datenschutzrechts. Dadurch
sollen künftig auch Verbraucherverbände
Datenschutzverstöße gerichtlich geltend
machen können. Diese Absichtsbekundung war bereits im Herbst vergangenen
Jahres als Programmpunkt im Koalitionsvertrag der Regierungsparteien verankert
worden.
Der DDV kritisiert an dem Referentenentwurf insbesondere, dass die europarechtlichen Vorgaben verletzt werden.
DDV-Präsident Patrick Tapp: „Die Einführung eines Verbandsklagerechts bei Datenschutzverstößen widerspricht klar europäischem Recht – denn die sowohl maßgebliche als auch zwingende Datenschutzrichtlinie sieht ein solches Klagerecht nicht vor.“
Auch vor dem Hintergrund des in Brüssel
noch auf geraume Zeit laufenden Gesetzgebungsverfahrens zu einer europäischen
Datenschutz-Grundverordnung ist ein na-
DDV dialog September 2014
22 D I A L O G R E C H T
Urteil des Bundesgerichtshofs zu Wettbewerbsverstößen
Geschäftsführer haftet
nicht mehr so schnell
Mit Urteil vom 18. Juni 2014 hat der
Bundesgerichtshof (BGH) entschieden,
dass der Geschäftsführer nur dann persönlich für Wettbewerbsverstöße der von ihm
vertretenen Gesellschaft haftet, wenn er an
ihnen durch positives Tun beteiligt war oder
sie aufgrund einer Garantenstellung hätte
verhindern müssen (Az. I ZR 242/12).
Im Vergleich zu seiner bisherigen
Rechtsprechung erhöht der BGH damit die
Anforderungen an die Geschäftsführerhaftung deutlich. Bislang haftete der Geschäftsführer für Wettbewerbsverstöße,
wenn er das rechtsverletzende Verhalten
selbst begangen oder in Auftrag gegeben
hatte, oder er von ihm Kenntnis hatte und es
unterließ, es zu verhindern (etwa BGH, Urt.
v. 9.6.2005, Az. I ZR 279/02, GRUR 2005,
1061 – Telefonische Gewinnauskunft).
Fortan reicht das bloße Unterlassen
selbst bei Kenntnis des Verstoßes grundsätzlich nicht mehr aus. Vielmehr muss der Wettbewerbsverstoß auf einem Verhalten beruhen, das dem Geschäftsführer anzulasten
ist, zum Beispiel bei Werbemaßnahmen,
über die typischerweise auf Geschäftsführerebene entschieden wird.
Hinzukommen muss daher eine sogenannte Garantenstellung des Geschäftsführers gegenüber außerhalb des Unternehmens stehenden Dritten, die ihn verpflichtet,
den im Unternehmen begangenen Wettbewerbsverstoß abzuwenden. Denn nach den
gesellschaftsrechtlichen Vorschriften besteht die Pflicht zur ordnungsgemäßen Geschäftsführung, die auch die Verpflichtung
zur Abwendung von Rechtsverletzungen
umfasst, grundsätzlich nur gegenüber der
Gesellschaft. Eine darüber hinausgehende
Haftung des Geschäftsführers kommt nur
bei Hinzutreten besonderer Umstände in Betracht.
DDV dialog September 2014
Ein solcher besonderer Umstand kann
nach Auffassung des BGH etwa darin liegen, dass sich der Geschäftsführer bewusst
der Möglichkeit entzieht, überhaupt Kenntnis von etwaigen Wettbewerbsverstößen in
seinem Unternehmen zu erlangen. Eine Eigenhaftung des Geschäftsführers könne
auch dadurch begründet werden, dass er
Dritten gegenüber persönlich eine Erfolgsabwendungspflicht übernommen hat. Dagegen könne die Auslagerung von Tätigkeiten auf Subunternehmer nicht per se als
Gefahrenquelle für Wettbewerbsverstöße
angesehen werden, weil es sich dabei um
eine wettbewerbsrechtlich grundsätzlich
unbedenkliche
Unternehmensentscheidung handele.
Im konkreten Fall waren ein Vertriebsunternehmen und dessen Geschäftsführer
in Anspruch genommen worden, weil die
von ihnen beauftragten selbstständigen
Handelsvertreter bei der Haustürwerbung
versucht haben sollen, Verbraucher mit unzutreffenden und irreführenden Angaben
zur Kündigung ihrer Gaslieferverträge mit
einem Mitbewerber des Auftraggebers des
Vertriebsunternehmens und zum Abschluss neuer Verträge zu bewegen.
Das Landgericht Berlin hatte sowohl
das Unternehmen als auch seinen Geschäftsführer zu Unterlassung, Auskunft
und Schadensersatz verurteilt. Das Kammergericht dagegen hatte die gegen den
Geschäftsführer gerichtete Klage auf dessen Berufung hin abgewiesen. Der BGH hat
nun unter Zugrundelegung seiner neuen
Maßstäbe das Berufungsurteil bestätigt
und die persönliche Haftung des Geschäftsführers verneint.
Dem Geschäftsführer könne kein Vorwurf daraus gemacht werden, dass die
Wettbewerbsverstöße durch die Haustür-
werber
räumlich
entfernt von seinem
Geschäftssitz stattfanden. Das lasse Autor Dr. Thomas
nämlich nicht den Büchner ist RechtsSchluss zu, er habe anwalt bei Bird &
sich bewusst der Bird, Hamburg.
Möglichkeit begeben, die Werber zu kontrollieren. Auch in
der Auslagerung der Haustürwerbung auf
Dritte sah der BGH im konkreten Fall keine
Pflichtverletzung, weil auf Seiten der Beauftragten nicht von vornherein mit Wettbewerbsverstößen zu rechnen gewesen sei.
Auch die erfolgsabhängige Bezahlung der
Werber rechtfertige keine andere Beurteilung, da es sich um ein übliches und verbreitetes Modell handle. Schließlich komme es nicht darauf an, ob Haustürwerbung
eine für Wettbewerbsverstöße besonders
anfällige Vertriebsform sei, da es sich
grundsätzlich um eine legale Geschäftstätigkeit handle.
Eine Eigenhaftung des Geschäftsführers für Wettbewerbsverstöße im Unternehmen kommt nach diesem Urteil nur noch in
Ausnahmefällen in Betracht. Das ist interessengerecht. Denn im Falle einer generellen Haftung für Wettbewerbsverstöße würde dem Geschäftsführer ein kaum kalkulierbares Risiko auferlegt. Wettbewerbsverstöße können in aller Regel bereits durch
ein Verbot gegenüber dem Unternehmen
selbst wirksam unterbunden werden. Damit wird auch der zuweilen anzutreffenden
Praxis ein Riegel vorgeschoben, selbst bei
Bagatellverstößen durch die gleichzeitige
Inanspruchnahme von Unternehmen und
Geschäftsführer zusätzliche Abmahnkosten zu generieren.
[email protected]
23
Verbraucherrechte-Richtlinie
Schüler sind ausgenommen
Online-Geschäft
nach EU-Regeln
Mindestlohn
erst ab
18 Jahren
Seit dem 13. Juni 2014 gelten in
Deutschland Regelungen, die Folge der Umsetzung der europäischen Verbraucherrechte-Richtlinie in nationales Recht sind. Mit der
Richtlinie soll im EU-Raum insbesondere im
Online-Geschäft ein einheitlicher Verbraucherschutz sichergestellt werden.
Betroffen sind davon zum
Beispiel die Vorschriften zum
Widerrufsrecht und zu den
Informationspflichten
der
Anbieter bei einer Bestellung. So muss bei Verträgen im elektronischen Geschäftsverkehr der Verbraucher
selbst
aktiv
werden,
wenn er kostenpflichtige Zusatzleistungen in Anspruch nehmen
möchte. Das Setzen von voreingestellten Häkchen ist nicht mehr
zulässig. Außerdem müssen Anbieter wenigstens eine übliche kostenfreie Zahlungsmöglichkeit anbieten – beispielsweise die
Lastschrift. Zusatzkosten für die Verwendung eines Zahlungsmittels – wie bei der
Benutzung einer Kreditkarte – darf der Unternehmer nur noch erheben, wenn sie ihm
tatsächlich entstanden sind.
Beim Widerruf wird hinsichtlich Frist
und Rechtsfolgen zwischen allgemeinen,
für alle Verbraucherverträge geltenden Bestimmungen und Sonderregelungen für bestimmte Vertriebsformen unterschieden.
Widerruft ein Verbraucher den Kauf
einer Ware, kann der Unternehmer dem
Kunden die Kosten für die Rücksendung
unabhängig vom Warenwert vollständig
auferlegen. Jedenfalls dann, wenn er den
Ab dem 1. Januar 2015 sind Arbeitgeber verpflichtet, grundsätzlich
allen Arbeitnehmern über 18 Jahren
einen gesetzlichen Mindestlohn von
8,50 Euro zu zahlen. Tarifverträge mit
einem niedrigeren Brutto-Stundenlohn
sollen jedoch bis Ende 2016 gültig bleiben können, sodass der Mindestlohn in
diesen Fällen erst ab 2017 greift. Danach soll das Lohnniveau alle zwei Jahre, erstmals zum 1. Januar 2017, unter
Berücksichtigung der Tarifentwicklung
angepasst werden. Bundestag und
Bundesrat haben dem Gesetz im Juli
zugestimmt. Für Deutschland bedeutet
dies einen Paradigmenwechsel, sowohl
in der Lohnfindung als auch für die Tarifbindung.
Eine noch zu erlassende Rechtsverordnung soll genauer erläutern, wie
das Mindestlohngesetz anzuwenden
ist. Der DDV hatte sich intensiv in den
politischen Prozess eingebracht und
am offiziellen Branchendialog der Bundesregierung teilgenommen. Ziel waren
wirtschaftliche und praxisgerechte Lösungen für seine Mitglieder, insbesondere für die Zusteller von Haushaltswerbung.
DDV-Präsident Patrick Tapp bewertet das Gesetz so: „Aus unserer
Sicht – insbesondere des Councils Zustellung – ist die erreichte 18-JahreGrenze, ab der ein Mindestlohn zu
zahlen ist, begrüßenswert. Denn für
die Praxis bedeutet dies, dass die in
der Haushaltswerbung überwiegend
eingesetzten Schüler nicht von der
Regelung erfasst werden. Eine solche
hoch angesetzte Altersgrenze war
von Anfang an das Hauptziel des DDV.“
Kunden darüber vor Vertragsschluss klar
und verständlich hingewiesen hat. Bislang
galt die sogenannte 40-Euro-Grenze, bis zu
der Verbraucher in jedem Fall Waren kostenfrei zurücksenden konnten. Es ist davon
auszugehen, dass einige Anbieter weiterhin
die Rücksendekosten, zumindest bis zu einem bestimmten Betrag,
übernehmen,
denn eine Abweichung von den
Regelungen zu
Gunsten des
Verbrauchers
ist erlaubt.
Unternehmerfreundlich
ist auch die nun
europaweit einheitliche Widerrufsfrist von 14 Tagen. Wird ein Verbraucher nicht oder nicht ordnungsgemäß über sein Widerrufsrecht informiert,
erlischt es nach 12 Monaten und 14 Tagen
seit Beginn des Widerrufsrechts. Vor dem
13. Juni 2014 war das Widerrufsrecht des
Verbrauchers überhaupt nicht erloschen
und barg deshalb für Unternehmer ein unkalkulierbares Risiko.
Auf weitere wichtige Änderungen geht
der DDV Practice Help „Umsetzung der
Verbraucherrechte-Richtlinie“ ein, den
Mitglieder des DDV kostenlos über die Geschäftsstelle anfordern können.
Die EU-Kommission hat im Juni 2014
einen Leitfaden herausgegeben, der bei der
Auslegung der europäischen Richtlinie helfen soll. Das Dokument versteht sich als
formale Auslegung des EU-Gesetzes, ist
aber rechtlich nicht bindend.
DIA
DIA
DDV dialog September 2014
24 D I A L O G M A R K E T I N G
Werbemarkt – Das beliebteste Instrument ist die Internet-Präsenz
Vier von fünf Unternehmen
setzen auf den Dialog
Die Ausgaben fürs Dialogmarketing
sind 2013 im Vergleich zum Vorjahr stabil
geblieben: Sie belaufen sich nach wie vor auf
27,5 Milliarden Euro. Ihr Anteil am gesamten
Werbekuchen beträgt 36 Prozent – ebenfalls
so viel wie im Jahr davor. In die klassischen
Medien (Werbung per Anzeige, Beilage, Plakat sowie in TV, Radio und Kino) wurden
ebenso 27,5 Milliarden Euro investiert. Das
ist ein Prozentpunkt weniger als 2012, die
Klassik kommt nunmehr auch auf eine Quote von 36 Prozent. In Medien mit DialogElementen (Messen, Kundenzeitschriften
sowie Aktionen in Geschäften wie Promotion
und Couponing) wurden insgesamt 20,5
Milliarden Euro gesteckt. Alles in allem wurden hierzulande mithin 75,5 Milliarden Euro
für Werbemaßnahmen ausgegeben.
Diese Zahlen präsentiert der Dialog
Marketing Monitor 2014, den die Deutsche
Post im Juni vorgelegt hat. Der jährlich erscheinende Bericht verzeichnet die Gesamtaufwendungen der einzelnen Gattungen,
also sämtliche internen wie externen Kosten
der Werbemaßnahmen. Zum Vergleich: Die
monatlich vom Hamburger Marktforschungsinstitut Nielsen vorgelegten Zahlen
geben lediglich die Schalt- oder Portokosten
von Werbemaßnahmen wieder – und zwar
anhand der Listenpreise, also brutto.
Der Werbemarkt insgesamt verharrt
auf dem Niveau der beiden Vorjahre, während das Bruttoinlandsprodukt (BIP) im
selben Zeitraum zugelegt hat. Damit trägt
der Werbemarkt nur noch knapp 2,8 Prozent zum BIP bei. Das ist der niedrigste Wert
Der Trend zur
Auslagerung von
Leistungen hält an
seit Jahren – 2009 lag der Anteil noch bei
3,2 Prozent.
In jeder Gattung gibt es eine Werbeform, die den Unternehmen besonders viel
Geld wert war: Im Dialog sind es die volladressierten Werbesendungen (8,6 Milliarden Euro), in der Klassik die Anzeigen (11,6
Dialog bleibt stabil
Die Krisenjahre scheinen überwunden
Aufwendungen fürs Direktmarketing* in Milliarden Euro (Vergleich zum Vorjahr in Prozent)
30,8
2003
32,0
(3,9)
2004
31,7
(–0,9)
2005
31,1
(–1,9)
2006
31,6
(1,6)
2007
29,9
(–5,5)
27,5
(–8,0)
2008
2009
27,0
(–2,0)
2010
27,7
(2,6)
27,5
(–0,8)
27,5
(0,0)
2011
2012
2013
* Folgende Instrumente sind einbezogen: Werbesendungen, Telefonmarketing, Aufbau und Pflege der Homepage sowie
Online-Marketing (= Display- und Video-Werbung, Suchmaschinen-Marketing, Affiliate-Marketing, Social-Media-Marketing, Mobile
Display-Werbung, E-Mail-Marketing, SMS- und MMS-Werbung)
Quelle: Dialog Marketing Monitor (bzw. Direkt Marketing Monitor) der Deutschen Post
DDV dialog September 2014
DDV dialog September 2014
Milliarden) und bei den Instrumenten mit
Dialog-Elementen die Messen (15,6 Milliarden). Bald jeder zweite Werbe-Euro hiesiger Unternehmen fließt in eines dieser drei
Instrumente.
Betrachtet man nicht die Ausgaben,
sondern die Zahl der Werbungtreibenden,
liegt der Dialog auf Rang 1: Mehr als 80
Prozent – das sind rund 2,6 Millionen Unternehmen – nutzen mindestens eines seiner Instrumente. Im Vergleich zum Vorjahr
kommen 64.000 Unternehmen dazu, sie
sind vor allem im Internet aktiv. Auf dem
zweiten Rang folgt die Klassik: Mehr als
zwei Drittel der Unternehmen nutzen wenigstens ein Medium aus diesem Bereich.
Das beliebteste Instrument überhaupt
ist die Internet-Präsenz: Sie wird von 70
Prozent der Unternehmen eingesetzt. Für
Anzeigenwerbung entscheiden sich 57
Prozent der Werbungtreibenden. An dritter
Stelle folgt das Online-Marketing (46 Prozent), darauf Plakat (31). „Das Erfolgsrezept der Online-Medien sind ihre verhältnismäßig niedrigen Kosten, die vor allem
Neueinsteiger und kleine Unternehmen anziehen“, erklären die Studienautoren.
Die höchsten Dialog-Budgets entfallen auf die volladressierten Werbesendungen, es folgen das Online-Marketing und
die eigene Website. Zusammengenommen
wurde im Internet-Bereich (Website und
Online-Marketing inklusive Marketing via EMail und SMS / MMS) über eine halbe Milliarde Euro mehr ausgegeben als 2012, während bei Werbesendungen (voll-, teil- und
unadressiert) eine halbe Milliarde eingespart wurde. Briefe werden vor allem von
Händlern zur Kundenansprache genutzt.
Nach Jahren mit teilweise dramatischen Einbrüchen hat sich das TelefonMarketing konsolidiert. Nutzerzahlen und
25
Eigene Website wichtigstes Instrument
Gut die Hälfte setzt auf E-Mails
Ausgaben für Werbesendungen am höchsten
Im Online-Marketing legt auch Social Media weiter zu
Dialog-Instrument
Anzahl der
Anwender
(in Tsd.)
Eigene Website
Online-Marketing
Volladressierte
Werbesendungen
Teil- und unadressierte
Werbesendungen
2264
Gesamtaufwendungen
(in Mrd. Euro)
Durchschnittl.
Aufwendungen
pro Anwender
(in Tsd. Euro)
Dialog-Instrument
6,3
2,8
E-Mail-Marketing
Suchmaschinen-Marketing
1498
7,0
4,7
507
8,6
16,9
432
2,6
6,0
Aktives Telefonmarketing
417
1,7
4,1
Passives Telefonmarketing
414
1,3
3,1
27,5
10,4
Gesamt
Quelle: Dialog Marketing Monitor 2014
DDV dialog September 2014
Gesamtaufwendungen
(in Mrd. Euro)
Durchschnittl.
Aufwendungen
pro Anwender
(in Tsd. Euro)
56
1,9
1,7
48
1,3
1,3
Social-Media-Marketing
29
0,6
0,5
Affiliate-Marketing
23
0,3
0,4
Display- und Video-Werbung
20
1,1
1,1
SMS- und MMS-Werbung
4
0,1
0,1
Mobile Display-Werbung
3
0,3
0,2
5,6
5,3
Gesamt *
Anzahl der
Anwender
(in Tsd.)
* Die Differenz zu den Gesamtaufwendungen fürs Online-Marketing in Höhe von 7 Milliarden Euro
entsteht, weil 20 Prozent der Befragten keine detaillierten Angaben gemacht haben
Quelle: Dialog Marketing Monitor 2014
DDV dialog September 2014
mieren. Die Händler kommen nur auf 23,5
Aufwendungen halten sich auf geringem,
„drastischen Einsparungen“ des MittelMilliarden Euro. Der Rest entfällt auf das
aber im Vergleich zum Vorjahr stabilem Nistands nicht kompensieren.
veau. Allerdings spielen das aktive und pasDie in Fachkreisen so vehement geproduzierende Gewerbe.
sive Telefon-Marketing mit einer Marktgröße
In allen Segmenten konstatiert der
führte Debatte über die Effizienz von Werbung hat offensichtlich keine Auswirkungen
von zusammengenommen 3 Milliarden
Dialog Marketing Monitor 2014 einen Zuwachs von kleinen Unternehmen mit einem
auf das Verhalten in den Firmen: Seit Jahren
Euro nur noch eine nachrangige Rolle im
Dialogmarketing. Vor fünf Jahren flossen ins
Jahresumsatz unter 250.000 Euro. Da sie
führt lediglich jedes zweite Unternehmen EfTelefon-Marketing insgesamt noch 5,2 Millijedoch über ein eher bescheidenes Werbefizienzmessungen durch und begnügt sich
der Studie zufolge dabei meist mit einer einarden Euro.
budget verfügen, sind die Auswirkungen auf
die Gesamtaufwendungen gering. Zwar hafachen Response-Messung ohne BerückDie Dialog-Agenturen freuen sich.
Denn der Trend zur Auslagerung von Leisben auch die Großunternehmen mit einem
sichtigung der Kostenseite. „Ob eine fehlentungen setzt sich fort: Der externe WerbeJahresumsatz von mindestens 25 Millionen
de Datenlage, organisatorische Barrieren
oder schlichtes Desinteresse die Gründe für
markt für Dialogmarketing legt um 700 MilEuro ihre Spendings ein wenig erhöht, aber
beide Gruppen zusammen können die
diese Zurückhaltung sind, bleibt Spekulatilionen Euro zu. Im Bereich der Klassik dagegen sinken die externen Koson“, schreiben die Autoren. „Siten parallel zu den Aufwenduncher ist aber, dass intelligent
Interaktion
erwünscht
durchgeführte Effizienzmessungen, sodass dort der externe
Werbemarkt um 300 Millionen
gen wichtige Hinweise auf
Dialogische und dialognahe Instrumente überwiegen
Euro nachgibt.
Marktpotenziale liefern und den
Anteil am
Gesamtaufkommen
Unternehmen helfen, durch
Über die drei Gattungen
in Prozent
Werbung erfolgreich zu sein.“
(Dialog, Klassik, DialogelemenDialog-Instrumente (1)
36
te) hinweg verfügen nach wie
Für den Dialog Marketing
vor die Händler mit durchMonitor 2014 hat die Deutsche
Klassikmedien (3)
36
Post mehr als 2700 Marketingschnittlich 27.800 Euro über die
Verantwortliche befragt. Erstgrößten
Werbebudgets.
GesamtAllerdings ist fast die Hälfte aller
mals wurde das Marketing per
aufwendungen
Instrumente
mit
Unternehmen in Deutschland
E-Mail und SMS / MMS unter
2013:
Dialogelementen (2)
75,6 Mrd. Euro
27
Online-Marketing rubriziert.
Dienstleister, sodass sich deren
JOACHIM THOMMES
geringere
Einzelbudgets
(1) Werbesendungen, eigene Website, Online-Marketing, Telefon-Marketing
(2) Messen, Kundenzeitschriften, Aktionen in Geschäften (etwa Promotion, Couponing)
(20.600 Euro) dennoch zum
(3) Werbung per TV, Radio, Anzeige, Beilage, Plakat und im Kino
größten Teilmarkt von insgeQuelle: Dialog Marketing Monitor 2014
DDV dialog September 2014
www.deutschepost.de/dmm
samt 32,3 Milliarden Euro sumDDV dialog September 2014
26 D I A L O G M A R K E T I N G
Studien – Tipps für Dialogmarketer
Unbrauchbare Daten
gefährden das Geschäft
der kurioserweise nur auf Englisch zu haModethemen. Wie sehr Hypes die
Internet gewinnt, Social Media
verliert. 37 Prozent der täglichen Kommuben ist.
Diskussion unter Online-Marketern bestimmen, zeigt erneut eine Umfrage der PerforDoch nicht alles Digitale wächst. Im
nikation erfolgen mittlerweile über digitale
Kanäle. Zwei Fünftel der für einen Kauf relemance-Agentur Eprofessional. Nach den
Vergleich zu Anfang des vergangenen Jahres haben sich zwei Millionen deutsche Invanten Informationen stammen aus digitaTrends des Jahres gefragt, belegten „Conternet-Nutzer von allen sozialen Netzwerlen Quellen. Von diesen werden 39 Prozent
tent-Marketing“, „Customer-Journey-Analyse“, „Mobile Marketing“, „Cross-Deviceken abgemeldet. Nun verfügen rund 11
durch (digitale) Empfehlungen initiiert. So
sagt es der „German Digitalization ConsuTracking“ und „Kreativität der Online-WerProzent der Internet-Nutzer über keinen
Social-Media-Account. Abstinent gewormer Report 2014“ der Uni Münster und der
bung“ die ersten fünf Plätze. Abgeschlagen
den sind vor allem Menschen, die älter als
Unternehmensberatung Roland Berger,
an zehnter Stelle rangiert „User-centricMarketing“. Weniger vom Zeit45 Jahre sind. Die Studienautogeist bestimmt scheinen die
ren vermuten, der Grund dafür
Die Datenflut bedrückt die Marketer
liege vor allem in der Enthüllung
Antworten auf die Frage nach
der Überwachungspraxis von Geden größten HerausforderunDie zehn wichtigsten Herausforderungen im Online-Marketing
gen. Dort liegt „die Datenflut beheimdiensten. Die verbliebenen
Datenflut bewältigen (Big Data, Datensilos)
53
wältigen“ mit Abstand auf Platz
Mitglieder sozialer Netzwerke daMobile
Nutzung
des
Internets
35
gegen beschäftigen sich noch in1. Mehr als die Hälfte der BeSensibilität der Nutzer bezüglich Werbung
34
fragten gab diesem Thema die
tensiver mit ihnen als zuvor.
Cross-Device-Tracking
32
oberste Priorität. Jeweils rund
Die wichtigsten InformatiFachkräftemangel
28
ein Drittel nannte die „mobile
onsquellen für eine KaufentTechnologien werden komplexer
27
scheidung sind die Werbung und
Nutzung des Internets“, die
Multichannel-Strategien (Point of Sale und Online)
26
„Sensibilität der Nutzer bezügBeratung am Point of Sale, InterDatenpannen, rechtliche Fallstricke im Datenschutz
25
lich Werbung“ und das „Crossnet inklusive Social Media sowie
Google-Updates (SEO)
23
Device-Tracking“. Die Themen
Empfehlungen durch Familie
Zu viel Theorie, zu wenig Praxis
21
und Freunde. Auf diesen drei
„Datenpannen und DatenAngaben in Prozent;
Mehrfachnennungen möglich
schutz“ werden von jedem vierQuellen basieren drei Viertel aller
Quelle: Eprofessional
DDV dialog September 2014
ten Online-Marketer als ProbKaufentscheidungen. Dabei nutlem angesehen. Eprofessional
zen fast 60 Prozent der Konsuführt die Umfrage jährlich im
menten sowohl Offline- als auch
Noch steht der Laden an erster Stelle
Vorfeld der Dmexco durch. TS
Online-Kanäle. Die gute VerName der Studie: Onlineknüpfung beider Bereiche sei ein
Kanal für den Erstkauf (Güter und Dienstleistungen)
Marketing-Trends 2014
wesentlicher Erfolgsfaktor für
Geschäft
54
den Handel, resümieren die AuHerausgeber:
Computer
29
Eprofessional, Hamburg
TS
toren.
Festnetz- oder Mobiltelefon (Sprache)
7
Erscheinungsdatum:
Name der Studie: German DigitaDirektverkauf
5
19. August 2014
lization Consumer Report 2014
Tablet
2
(nur auf Englisch verfügbar)
Befragter Personenkreis:
Festnetz- oder Mobiltelefon (Daten)
2
Herausgeber: Marketing Center
Online-Marketing-Experten
Postweg oder Fax
1
Münster
und Roland Berger
Befragte Personen: 105
Automat
1
Strategy Consultants, München
Preis: kostenlos
Angaben in Prozent
Weitere Informationen:
Erscheinungsdatum:
Quelle: German Digitalization Consumer Report 2014
DDV dialog September 2014
www.eprofessional.de
18. Juli 2014
DDV dialog September 2014
27
Der Katalog hat ausgedient
Unternehmen bevorzugen E-Mails
Kanäle zum Sammeln von Konsumentendaten
Eingesetzte Direktmarketing-Kanäle
Website
73
Vertriebsteam
60
Callcenter
36
Mobile App
35
Katalog
11
Adresse
10
Festnetz-Telefon
24
Andere
13
Mobiltelefon
42
Mobile Website
23
Social Media
54
Geschäft
38
E-Mail
5
Andere
14
Angaben in Prozent, Mehrfachnennungen möglich
Angaben in Prozent
Quelle: Experian Marketing Services
DDV dialog September 2014
Quelle: Experian Marketing Services
Die Technologie ist zweitrangig
Treue ist schwer zu gewinnen
Gründe für die Ungenauigkeit von Daten
Probleme mit Loyalitätsprogrammen
59
Menschliche Fehler
Mangel an Kommunikation
zwischen den Abteilungen
31
Mangelhafte Daten-Strategie
22
Unterbesetzung
22
Begrenztes Budget
Andere Gründe
Andere
11
Angaben in Prozent
Differenz zu 100 Prozent: 15 Prozent haben ausreichende Informationen über die Kunden
Angaben in Prozent, Mehrfachnennungen möglich
Mehr Daten, mehr Fehler. Bei
neun von zehn Unternehmen sind die erhobenen Daten für Marketing und Vertrieb
unvollständig, veraltet oder auf andere Weise fehlerhaft. Drei von vier Unternehmen
sind davon überzeugt, dass der Geschäftserfolg dadurch beeinträchtigt wird und es
zu Umsatzeinbußen kommt. Jedes fünfte
Unternehmen in Deutschland hält die ge-
13
5
5
Befragter Personenkreis: Konsumenten
Befragte Personen: 2500
Preis: kostenlos
Weitere Informationen:
www.rolandberger.de/medien/
publikationen
16
Unfähigkeit, überzeugende Angebote
zu kreieren
14
Quelle: Experian Marketing Services
18
Unfähigkeit, auf unterschiedliche
Kundeninformationen zugreifen zu können
19
Mangelhafte Unterstützung
durch das Senior-Management
22
Unfähigkeit, Informationen über
den Kunden zu analysieren
20
Mangelhafte Technologien
Ungenaue oder falsche
Informationen über den Kunden
Mangelnde Kundenteilnahme
24
Fehlen von Technologien
DDV dialog September 2014
DDV dialog September 2014
Quelle: Experian Marketing Services
sammelten Daten sogar schlicht für unbrauchbar. Dies sind Ergebnisse einer Befragung von Experian Marketing Services in
sechs Ländern.
Im Vergleich zum Vorjahr hat der Anteil fehlerhafter Daten noch zugenommen.
Die wichtigsten Datenquellen sind die eigene Website, das Vertriebsteam und das
Callcenter. An Bedeutung gewonnen haben
mobile Kanäle. Als Hauptursachen für die
Mängel werden – wie bereits in den Vorjahren – „menschliche Fehler“, „mangelhafte Kommunikation zwischen den Abteilungen“ und „mangelhafte Daten-Strategie“ genannt. Erst an vierter Stelle geht es
um das „Fehlen von Technologie“. Damit
DDV dialog September 2014
sind die wichtigen und die weniger wichtigen Hebel für eine Verbesserung der Lage
identifiziert.
TS
Name der Studie: Datenqualität als
kritischer Erfolgsfaktor
Herausgeber: Experian Marketing
Services, Düsseldorf
Erscheinungsdatum: 14. Juli 2014
Befragter Personenkreis: Entscheider
hauptsächlich in den USA und Großbritannien (jeweils ein Drittel) sowie in Deutschland, Frankreich, den Niederlanden und
Spanien
Befragte Personen: 1200
Preis: kostenlos
Weitere Informationen: www.experian.de
DDV dialog September 2014
28 D I A L O G I N S I D E
AGGP – Zwei Preisträger in der Kategorie „Beste Masterarbeit“
Impulse für die
Marketing-Praxis
Die Jury des Alfred Gerardi Gedächtnispreises (AGGP) hat im August die besten
wissenschaftlichen Arbeiten aus den Kategorien Master, Bachelor und Diplomarbeiten
von Akademien ausgewählt. Die vier Preisträger haben sich mit den Themen Nutzung
mobiler Endgeräte, Kundenerwartungen an
Webinare, Crowdsourcing und einem Dialogmarketing-Konzept für einen Kalender-Anbieter befasst. Absolventen von Universitäten, Hochschulen und Akademien aus dem
gesamten Bundesgebiet hatten sich beworben. Die Gegenstände der Abschlussarbeiten geben auch in diesem Jahr einen Überblick über die Trends im Dialogmarketing.
Einer der beiden Preisträger in der Kategorie „Beste Masterarbeit“ ist Dominik
Brockhaus von der Universität Kassel. Er
überzeugte mit dem Thema „What are the
driving factors for customers to use webinars?
An empirical analysis of the characteristics of
webinar users and their use behaviour in
todays’ business environment“. Beate Koch
von der Fachhochschule Mainz gewann den
anderen Preis in dieser Kategorie. Sie befasste sich in ihrer Arbeit mit der „Analyse der
Nutzung mobiler Endgeräte im Kaufentscheidungsprozess – Implikationen für das mobile
Marketing von Konsumgüterherstellern“.
Mit dem Thema „Crowdsourcing: Auswirkungen von Prozesszufriedenheit und
Sense of Virtual Community auf Unternehmensimage, Kundenloyalität und effektives
Commitment“ setzte sich in der Kategorie
„Beste Bachelorarbeit“ Fabian Schäfer von
der Hochschule Furtwangen durch. Schließlich begeisterte Jasmin Hammerschmidt die
Jury in der Kategorie „Beste Diplomarbeit
Akademien“. Die Absolventin der BAW Bayerische Akademie für Werbung und Marketing schrieb über die „Entwicklung eines Dialogmarketing-Konzepts zur KundengewinDDV dialog September 2014
nung für die Agenda Informationssysteme
GmbH & Co. KG“.
„Auffällig ist, dass heute an den Hochschulen eine deutlich erweiterte Definition
des Begriffs Dialogmarketing vertreten wird“,
stellt Reinhard Pranke, Vizepräsident Bildung und Forschung des Deutschen Dialogmarketing Verbandes (DDV), zu den eingereichten Arbeiten fest. „Ganz offensichtlich
haben sowohl Professoren wie auch Studenten inzwischen die gesamte Spannbreite der
Themen des Dialogmarketings aufgenommen. Dies stimmt uns sehr zuversichtlich für
die Marketing-Praxis, die künftig von den in
diesem Geist ausgebildeten Nachwuchskräften wesentliche Impulse erfahren wird.“
Der DDV setzt seit vielen Jahren im Ressort Bildung und Forschung auf enge Hochschulkontakte und fördert Forschung und
Lehre auf vielfältige Weise. Hochschullehrern steht eine kostenlose Mitgliedschaft im
Verband offen, außerdem bietet der Verband
Plattformen des Austauschs wie den wissenschaftlichen Kongress für Dialogmarketing
und den Sammelband „Dialogmarketing
Perspektiven“.
Kernprojekt der Nachwuchsarbeit ist
der „Alfred Gerardi Gedächtnispreis“, den
der DDV seit 1986 in Erinnerung an seinen
früh verstorbenen damaligen Präsidenten Alfred Gerardi ausschreibt. Die feierliche Preisverleihung erfolgt am Mittwoch, 1. Oktober
2014, im Rahmen des 9. wissenschaftlichen
interdisziplinären Kongresses für Dialogmarketing an der Fachhochschule Mainz. Dort
stellen auch die Preisträger ihre Arbeiten vor.
Der Kongress beschäftigt sich nicht
nur mit Grundsatzfragen, sondern zugleich
mit konkreten Ergebnissen zu Einsatz und
Optimierung der vielfältigen Dialog-Kanäle.
In diesem Jahr stehen unter anderem Forschungsprojekte zu den Themen Digitale
Dominik
Brockhaus,
Universität
Kassel
Jasmin Hammerschmidt, BAW
Bayerische
Akademie für
Werbung und
Marketing
Beate Koch,
Fachhochschule
Mainz
Fabian Schäfer,
Hochschule
Furtwangen
Markenführung, Social CRM, automatische
Auswertungen von Kundenmeinungen, Modelle der Response-Optimierung, Rechtsfragen beim Cloud-Computing und disruptive
DIA
Technologien auf dem Programm.
www.aggp.de
www.kongressfuerdialogmarketing.de
29
FEDMA – Neue Führungsspitze
Martin Nitsche
ins Board gewählt
DDV-Präsident Martin Nitsche hat
Zugleich wies Nitsche auch auf die
Zukunft noch intensiver an den Fragen
ausrichten, wie Daten effizient und zuzusätzliche Führungsaufgaben auf der
wichtige Rolle der FEDMA für den DDV
gleich sicher genutzt werden können und
europäischen Ebene übernommen. Die
hin. „Im Schulterschluss mit den anderen
wie die Privatsphäre jedes einzelnen BürGeneralversammlung der Federation of
europäischen Dialogmarketing-Verbängers in Europa geschützt werden kann.“
European Direct and Interactive Markeden treten wir in Brüssel mit geballter
Jetzt sei es die vorrangige Aufgabe,
ting (FEDMA) wählte Nitsche Anfang Juli
Kompetenz auf. Dies ist insbesondere bei
so die neue Co-Vorsitzende weiter, die Proin Brüssel zum Board-Mitglied. Damit ist
den laufenden Lobbying-Gesprächen zur
zesse über die Nutzung von Daten transder DDV weiterhin mit einer Stimme in dieEU-Datenschutz-Grundverordnung von
parent zu machen. Dazu sei ein offener
sem Gremium vertreten.
großer Bedeutung.“ Darüber hinaus gibt
Dialog mit allen politisch Verantwortlichen,
Vier Jahre lang hatte Nitsches Vores nach Auffassung des DDV-Präsidenten
der Europäischen Kommission und den
gänger Dieter Weng als Chairman die Geweitere Synergien wie bei der Weiterbilschicke der Organisation geleitet. Weng
dung – Stichwort Europäisches Diplom.
Bürgern notwendig. Dies sei der einzige
wurde bei der Sitzung in Brüssel in seiner
Mit der Wahl der europäischen DaWeg für die Dialogmarketing-Branche,
auch in Zukunft eine wirtschaftlich effiFunktion durch die Doppelspitze aus Diatenschutzbeauftragten des DDV-Mitglieds
ziente, technisch realisierbare und datenna Janssen, Geschäftsführerin des niederAcxiom, Sachiko Scheuing, an die Spitze
schutzrechtlich nachhaltige Gesetzgeländischen
Direktmarketingverbands,
setzte die FEDMA ein deutliches Signal.
bung zu gestalten und zu sichern.
und Sachiko Scheuing, Acxiom, abgelöst.
Scheuing erklärte: „In den vergangenen
Mit der Doppelspitze folgt der europäische
Jahren sind die Themen Big Data und DaAls Vorstandsvorsitzende der FEDMA will Scheuing auch ihre Erfahrungen
Dachverband dem Beispiel des DDV, der
tenschutz zunehmend zu den Leitthemen
als European Privacy Officer bei Acxiom
im Februar Martin Nitsche und Patrick
der gesamten Marketingbranche geworeinbringen. Die gefragte Rednerin bei inTapp zum neuen Präsidentenduo gewählt
den. Deshalb muss gerade die FEDMA ihternationalen Konferenzen war seit 2010
hatte. Als weiterer Deutscher sitzt noch
re vielschichtigen Verbandsaktivitäten in
Christian Dürig, Direktor für
stellvertretende VorsitEuropäische Angelegenzende des FEDMARechtsausschusses.
heiten bei der Deutschen
DDV-Präsident NitPost DHL, im neuen FEDMA-Board.
sche will in seiner neuen
Funktion vor allem die inNitsche sagte nach
seiner Wahl: „Das Dialogternationale Zusammenarbeit auf allen Ebenen
marketing hat seitens der
EU momentan mit schweintensivieren. Nitsche:
„Der Dialog – online und
rem Gegenwind zu kämpfen. Das betrifft vor allem
offline – ist die Grundlage
unserer Wirtschaft. Ich
die geplante EU-Datenschutz-Grundverordnung.
habe noch nie einen
Kunden
gewonnen,
Die Mitgliedsverbände und
ohne einen Dialog zu
-unternehmen können sich
führen. Daher lässt sich
darauf verlassen, dass wir
alles tun werden, um drosagen: Wirtschaft ist Dialog. Und das in Deutschhende Restriktionen von
land genauso wie in
der werbungtreibenden Martin Nitsche will drohende
Sachiko Scheuing: Big Data und
Restriktionen abwenden.
Datenschutz sind Leitthemen.
Europa.“
Wirtschaft abzuwenden.“
DIA
DDV dialog September 2014
30 D I A L O G I N S I D E
DDV-Tour in die USA
Dialog Natives – Initiativen im Aufbau
Zeit für
Gründer
Das Board der Dialog Natives Hamburg ist Ende Juli zu seiner konstituierenden Sitzung zusammengekommen. Bei
dem Treffen in der Agentur Wunderman
diskutierten Galina Ponomareva, Marco
Ast, Jean-Luc Winkler, Mario Munstermann
und Hooman Haghighat über Ziele, Zielgruppen und die nächsten Schritte. Bereits
drei Wochen später trafen sie sich erneut,
um Veranstaltungen nach der Sommerpause vorzubereiten.
In Düsseldorf und in München gab es
erste Treffen zur Gründung eigener Boards.
Neben Rudolf Jahns, Jahns and Friends,
und Achim London, Deutsche Dialogmarketing Akademie, kümmert sich Ramona
Peluso-Balk, Geometry Global in Düsseldorf, in der nordrhein-westfälischen Landeshauptstadt um den Aufbau der Dialog
Natives. Das Nachwuchstalent hatte in diesem Jahr den Junior Creative Award gewonnen und die Kampagne bereits auf einem
Dialog-Natives-Treffen in Hamburg vorgestellt. In München haben Ernst Benner,
Benner & Partner, und Martin Aschoff, Agnitas, die Gründungsinitiative übernommen.
Die Dialog Natives richten sich an Marketing-Studenten und Berufseinsteiger, denen der Deutsche Dialogmarketing Verband gegen einen geringen Beitrag eine
Veranstaltungsreihe und die Personenmitgliedschaft im Verband anbietet. Für die Initiatoren geht es zunächst darum, das Programm in der Zielgruppe bekannt zu machen. Unterstützt von der DDV-Geschäftsstelle und erfahrenen DDV-Mitgliedern wollen die Boards die Programme selbstverantwortlich planen und durchführen. Zu
den klassischen Aufgaben im Board zählen
neben der Programmgestaltung und Referentenansprache die Kommunikation und
DDV dialog September 2014
„Synapsen
zum Springen
bringen“
Mitglieder-Akquise, die Organisation von
Location und Catering sowie die Sponsoren-Akquise.
Angefangen hatte alles mit dem Vorläufer der Dialog Natives, der Community
„Marketing Natives“, die der DDV Anfang
vorigen Jahres nach Deutschland geholt
hatte. Ziel war es bereits damals, jungen
Marketing-Studenten und -Berufseinsteigern im Alter zwischen 20 und 30 Jahren
ein Sprungbrett für die Karriere zu bieten.
Im vergangenen Jahr wurden in Hamburg sechs große Marketing-Events mit internationalen Referenten organisiert, die
sich unter anderem um die Themen Social
Branding, Virales Buzz-Marketing und Multichannel-Experiences gedreht haben. Der
Ansatz der Dialog Natives: neben klassischen Vortragsabenden unterschiedliche
Veranstaltungsformate wie Unternehmensbesuche, Workshops und Themen-Lunches anbieten.
DIA
Consumer Electronics
Show (CES) in Las Vegas.
Der DDV veranstaltet vom 5. bis
9. Januar 2015 für seine Mitglieder,
Freunde und Förderer eine Reise in die
Vereinigten Staaten. Sie bietet Einblicke
in das US-amerikanische Dialogmarketing-Geschäft. Geplant sind unter anderem ein Besuch der Consumer Electronics Show (CES) in Las Vegas und ein
Abstecher ins Silicon Valley.
In San Francisco stehen Besichtigungen von Start-ups aus dem One-toone-Umfeld auf dem Programm. Außerdem können die Reiseteilnehmer
ein Innovation-Lab von innen kennenlernen. Des Weiteren ist ein intensiver
Austausch mit Digital-Marketing-Experten vorgesehen. Die finale Agenda der
Reise wird auf die Teilnehmer der Reise
zugeschnitten.
Jan Möllendorf, DDV-Vizepräsident Innovation, zur geplanten DDVDialog-Tour: „Gemeinsam wollen wir
unsere Synapsen zum Springen bringen, wollen uns begeistern lassen, aber
auch kritisch die Chancen der Innovationen hinterfragen. Nach der Reise
werden sich die Teilnehmer mit der Einordnung von Innovationen leichter tun und
die eine oder andere
strategische Entscheidung anders treffen.“
Die Kosten pro
Person belaufen sich
für Frühbucher (noch
bis 15. September
2014) auf 6000 Euro. Nähere Informationen gibt es in der DDV-Geschäftsstelle bei Paul Nachtsheim.
DIA
[email protected]
31
DDV-Förderung
Jahrbuch Dialogmarketing
Dokumentation 2014
Stipendiatin
ist Beste
des Jahrgangs
Zukunft des
Dialogs
im Fokus
Die
ddp-Sieger
im Buch
Die DDV-Stipendiatin Katharina
Radmüller hat ihr Fachstudium im Dialog-/Online-Marketing an der Bayerischen Akademie für Werbung und
Marketing (BAW) als Jahrgangsbeste
abgeschlossen. Die 29-jährige Nachwuchskraft erhielt für den Abschluss als
Dialogmarketing-Fachwirtin die Note
„sehr gut“.
Der DDV ermöglicht jungen, überdurchschnittlich begabten und engagierten Nachwuchskräften durch ein
Stipendium den Zugang zu einem berufsbegleitenden Studium. Konkret för-
Im September erscheint das
„Jahrbuch Dialogmarketing 2015“.
Schwerpunktthema der 200-seitigen
Jubiläumsausgabe – das Jahrbuch
kommt zum zehnten Mal heraus – ist
die „Zukunft des Dialogs“. Acht Autoren
erläutern unter anderem, welche Rolle
die Kreation im Dialogmarketing spielt,
wie wichtig Marketing-Automation für
erfolgreiche Kundendialoge ist, und wie
die ewigen Wahrheiten im Dialogmarketing lauten.
Daneben bietet das Jahrbuch weitere Fachartikel – beispielsweise zum
Online-Dialogmarketing im Retail 2016
und zum grenzüberschreitenden Versand. Außerdem gibt es im Service-Teil
Übersichten zu Medien, Hochschulen,
Awards und Messen. In der Publikation
befinden sich auch ein Verzeichnis der
DDV-Mitglieder sowie ein Produzentenund Dienstleister-ABC der Branche.
Das Jahrbuch kann im DDV-Shop
kostenlos bestellt oder im DownloadCenter als digitale Ausgabe heruntergeladen werden.
DIA
„Deutscher Dialogmarketing
Preis 2014“ lautet der Titel einer 248seitigen Publikation, in der die 75 Siegerarbeiten des ddp auf jeweils einer
Doppelseite präsentiert werden. Außerdem werden die Sonderpreise „Agentur
des Jahres“, „Best in Show“ und die
Gewinner des Junior Creative Awards
gezeigt. Sämtliche prämierten Einreichungen der jeweiligen Kategorie werden von einem Jurymitglied kommentiert. Zwei Beiträge befassen sich mit
dem neuen Juryverfahren, ein weiterer
mit den Erfolgsfaktoren im Dialogmarketing. Am Ende vermittelt eine Bildergalerie einen Eindruck von der glamourösen Preisverleihung in der Berliner
Auferstehungskirche. Ein Übersichtsteil listet noch einmal alle Sieger, die
Jury sowie die Dialogmarketing-Agenturen im DDV auf.
DDV-Präsident Patrick Tapp zur
Buchveröffentlichung: „Die ddp-Dokumentation gibt nicht nur einfach den
gewohnten Überblick über die AwardGewinner 2014, sondern zeigt in jeder
abgebildeten Arbeit, dass und wie erfolgreich Werbung funktioniert.“
Das in der DFV-Mediengruppe erschienene Buch kann über den OnlineShop des Deutschen Dialogmarketing
Verbands bezogen werden. Es kostet
49,90 Euro, DDV-Mitglieder erhalten es
zum Sonderpreis von 40 Euro.
DIA
Die DDV-Stipendiatin Katharina
Radmüller, BAW, mit ihrer Urkunde.
dert der Verband durch die Übernahme
der Studiengebühren die Ausbildung
zum Fachwirt Dialogmarketing DDV,
Fachwirt Online-Marketing und Fachwirt Social Media an der Deutschen Dialogmarketing Akademie DDA sowie die
Ausbildung zum Fachwirt Dialog- und
Online-Marketing an der BAW.
DIA
www.shop.ddv.de
www.shop.ddv.de
Bewerbungsformulare:
www.ddv.de (Themen/Weiterbildung)
DDV dialog September 2014
32 D I A L O G T I M E R
Messen, Kongresse, Seminare
Branchen-Events
im Herbst und Winter
10
09
22
09
01
10
08
10
10./11. September Dmexco in Köln
Die Dmexco ist internationale Leitmesse und Kongress für die gesamte digitale Wirtschaft. Mit
ihrer Kombination aus Messe und Konferenz steht sie für innovatives und zukunftsweisendes
Marketing im Zentrum eines globalen Wachstumsmarkts. Der DDV ist auf der Dmexco, die in
diesem Jahr am 10. und 11. September in Köln stattfindet, mit einem Stand vertreten: Halle 7.1,
Standnummer B.021-023.
www.dmexco.de
22., 23. und 30. September Solution Forum Dialogmarketing 2014
Beim Solution Forum Dialogmarketing stellen Vertreter der „Absatzwirtschaft“ und des Management Forums der Verlagsgruppe Handelsblatt zusammen mit Branchenexperten in Köln,
Frankfurt und Berlin aktuelle Trends und Facts des Dialogmarketings vor. Auf die Teilnehmer
warten ein intensiver Wissenstransfer und ein Networking mit hochkarätigen Referenten. Der
DDV ist Kooperationspartner. Mitglieder erhalten 15 Prozent Rabatt auf die Teilnahmegebühr.
www.solution-forum.com
1. Oktober 9. Wissenschaftlicher Kongress für Dialogmarketing
Der inzwischen 9. wissenschaftliche interdisziplinäre Kongress für Dialogmarketing des DDV
findet in diesem Jahr an der Fachhochschule in Mainz statt. Die Tagung beschäftigt sich mit
aktuellen Forschungsansätzen aus den unterschiedlichen wissenschaftlichen Disziplinen. Im
Rahmen des Kongresses wird auch der Alfred Gerardi Gedächtnispreis (AGGP) verliehen. Mit
ihm werden jährlich die besten Abschlussarbeiten zu Dialogmarketing-Themen von Universitäten und Hochschulen ausgezeichnet.
www.kongressfuerdialogmarketing.de
8. – 10. Oktober CRM-Expo in Stuttgart
Die CRM-Expo vermittelt als Leitmesse für Kundenbeziehungsmanagement gemäß ihrem
Motto Trends, Strategien und Lösungen rund um das Customer-Relationship-Management
(CRM). Sie findet vom 8. bis 10. Oktober 2014 in der Messe Stuttgart statt – zeitgleich mit der IT
& Business und der DMS Expo. Das Programm mit Fachvorträgen, Podiumsdiskussionen und
Live-Vergleichen zeichnet sich durch seine Anwenderorientierung aus. Der DDV präsentiert
sich als Kooperationspartner der CRM-Expo in der „Beraterlounge“, die Messebesucher mit
Experten aus dem Verband zusammenbringen wird. Das Konzept sieht hierfür Impulsvorträge
mit anschließender Fragerunde vor. Als Oberthemen sind Big Data, Cloud und Mobile geplant.
www.where-it-works.de
DDV dialog September 2014
33
24. November 2014 Strategieforum mit Minister de Maizière in Berlin
Der DDV und das FAZ-Institut veranstalten am 24. November 2014 in Berlin das Strategieforum „Neue Spielregeln für Unternehmen: Daten als Währung der Zukunft“. Als KeynoteSpeaker hat Bundesinnenminister de Maizière (CDU) zugesagt. Das Forum beginnt um 14 Uhr
mit einer Begrüßung durch DDV-Präsident Patrick Tapp. Im Fokus der Veranstaltung stehen
der ökonomische und volkswirtschaftliche Nutzen von Daten als Waren.
21
10
21. Oktober DDV-Basisschulung „Datenschutz im Unternehmen“
29
10
29./30. Oktober Neocom 2014 in Düsseldorf
24
02
24. Februar 2015 Visionäre im Dialog in Berlin
10
03
10. März 2015 D3con 2015 in Hamburg
Im Herbst bietet der DDV in Frankfurt seine nächste Basisschulung zu „Datenschutz im
Unternehmen: Anforderungen der DDV-Qualitäts- und Leistungsstandards“ an. Der Workshop richtet sich an alle Mitarbeiter in Dialogmarketing-Unternehmen, die in der Praxis mit
Fragen des Datenschutzes umgehen müssen sowie insbesondere an Mitarbeiter von Mitgliedern des Councils Directmail Services und des List Councils. Referent ist Ulrich Wuermeling, Kanzlei Latham & Watkins.
www.schulungen.ddv.de
Die Neocom findet in diesem Jahr wieder im Areal Böhler in Düsseldorf statt. Sie versteht sich
als Leitveranstaltung für E-Commerce und Multichannel-Handel. Mehr als 100 nationale und
internationale Top-Manager und Branchenexperten werden in der nordrhein-westfälischen
Landeshauptstadt erwartet. Der DDV ist Kooperationspartner und mit einem Stand vertreten.
www.neocom.de
Mit einer weiteren Veranstaltung setzt der DDV am 24. Februar 2015 in Berlin seine Reihe
„Visionäre im Dialog“ fort. Der Zukunftsmanager und Buchautor Pero Micic hält dabei vor
Leitern namhafter Callcenter und Entscheidern der Dialogmarketing-Branche die Keynote. Die
exklusive Veranstaltung des DDV beginnt um 19 Uhr im Berlin Capital Club.
www.ddv.de
Zum fünften Mal findet am 10. März 2015 in Hamburg Deutschlands größte Veranstaltung zur
Zukunft der Online-Display-Werbung statt. Mehr als 1000 Vertreter führender Agenturen und
Werbungtreibenden sowie Publisher und Vermarkter treffen sich für einen Tag auf der D3con
2015 zu Vorträgen und Diskussionsrunden und zum Networking. Konkret geht es um die
Trends bei den Themen Real-Time-Advertising, Targeting und Programmatic Advertising. In
Zusammenarbeit mit dem DDV wird es auch ein praxisnahes Panel zum Thema „Verknüpfung
von CRM und Display-Advertising“ geben. DDV-Mitglieder erhalten 20 Prozent Rabatt auf die
Besuchertickets.
www.d3con.de
DDV dialog September 2014
34 D I A L O G L E A D S
EDDI 2014 – Ein sommerlicher Abend
„Hier bin ich Mensch, hier kauf ich ein“ – der Firmenslogan von DM Drogeriemarkt beschreibt zugleich die Unternehmensphilosophie des 21. EDDI-Preisträgers. Gründersohn Christoph Werner zitierte ihn gern, als er Ende Juni die begehrte DDVUnternehmenstrophäe am sommerlichen Vorabend der Co-Reach in Nürnberg entgegennahm. Rund 200 Gäste lauschten im
Germanischen Nationalmuseum der Laudatio von DDV-Präsident Martin Nitsche und der Keynote von Trendforscher Pero Micic.
FOTOS: FRANK BOXLER / NÜRNBERGMESSE
Strahlender Sieger: DM-Geschäftsführer Christoph Werner mit dem
Vor der Preisverleihung im Mueumsfoyer: Gute Stimmung
EDDI 2014, eingerahmt von Moderatorin Tanja Collischon und DDV-
beim Gedankenaustausch und Rätselraten über den
Präsident Martin Nitsche.
diesjährigen EDDI-Gewinner.
Einige Gäste ließen sich durch die Ausstellung „Wege
Martin Nitsche hob in seiner
Zukunftsmanager und Buch-
in die Moderne“ führen. Die Themen Medien und
Laudatio den Einsatz des
autor Pero Micic begeisterte
Werbung stießen verständlicherweise auf besonderes
diesjährigen Preisträgers im
das Publikum mit einer
Interesse.
Dialogmarketing hervor.
inspirierenden Keynote.
Für die musikalische Untermalung sorgten
Festliche Atmosphäre im Aufseßsaal des Germanischen
Steffi Denk (2.v.r.) und ihre Band Flexible
Nationalmuseums. Nach den Reden und Vorträgen wurde
Friends.
das köstliche Mehrgänge-Menü serviert.
DDV dialog September 2014
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